Bestandsaufnahmen zu Inklusion
SCHRIFTEN ZU DISABILITY & DIVERSITY VOL. 2 | 03/2018 Im Rahmen der Lehrveranstaltung Bildung: Teilhabe und Inklusion
SCHRIFTEN ZU DISABILITY & DIVERSITY VOL. 2 | 03/2018 Im Rahmen der Lehrveranstaltung Bildung: Teilhabe und Inklusion
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Hochschule und Österreichische Gebärdensprache<br />
Lisa Kraßnitzer, Sigrid Urschitz, Michaela Sandrisser, Karin Wallner<br />
Abstract<br />
Die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) wird seit 2005 als Sprache anerkannt. In Österreich<br />
sind rund 8.000 bis 10.000 Menschen gehörlos. Da<strong>zu</strong> kommen rund 500.000 Menschen<br />
mit Schwerhörigkeit oder Menschen, die erst später ertaubt sind. In Kärnten wird neben der<br />
Universität Klagenfurt, die Kurse in ÖGS anbietet, seit 2013 an der Fachhochschule Kärnten<br />
am Standort Klagenfurt im Rahmen des Studiengangs Disability & Diversity Studies Gebärdensprache<br />
als Wahlfach unterrichtet. Dadurch wird den Studierenden die Möglichkeit geboten,<br />
sich künftig in der Gebärdenwelt <strong>zu</strong> verständigen und damit eine Brücke <strong>zu</strong> den Menschen mit<br />
Gehörlosigkeit bzw. Menschen mit Schwerhörigkeit <strong>zu</strong> bauen. An diesem Beispiel wird gezeigt,<br />
dass <strong>Inklusion</strong> an Hochschulen bereits gelebt wird.<br />
1. Einleitung<br />
Die Österreichische Gebärdensprache ist<br />
eine eigenständige, linguistisch vollwertige<br />
und natürliche Sprache mit eigener Grammatik.<br />
Die Gebärdensprache ist keine einheitliche<br />
Sprache, die auf der ganzen Welt<br />
gleich ist. Es gibt eigene Varianten, die sich<br />
voneinander unterscheiden. Gebärdensprachen<br />
wurden nicht von jemandem erfunden,<br />
sondern sind so wie die Lautsprachen auf<br />
natürliche Weise entstanden. Hände und<br />
Augen wie auch Mundbewegungen werden<br />
als Kommunikationssysteme benutzt. Daher<br />
werden die Hände und Augen als Kanäle<br />
für den Informationsaustausch beansprucht<br />
(ÖGLB, o. D).<br />
Für internationale Verständigungen verwenden<br />
Menschen mit Gehörlosigkeit oftmals<br />
die „American Sign Language“ oder<br />
die „International Sign Language“, die speziell<br />
auf internationalen Kongressen gebärdet<br />
wird. International einheitlich ist hingegen<br />
das Finger-Alphabet, mit dem Namen<br />
oder Fremdwörter buchstabiert werden können.<br />
Die ÖGS ermöglicht den Menschen<br />
mit Gehörlosigkeit einen barrierefreien Zugang<br />
<strong>zu</strong> Informationen und Wissen und bietet<br />
darüber hinaus auch Kommunikation im<br />
emotionalen und sozialen Bereichen<br />
(ÖGLB, o. D).<br />
Menschen mit Gehörlosigkeit können in der<br />
Kommunikation mit hörenden Menschen<br />
versuchen, von den Lippen ihres sprechenden<br />
Gegenübers „ab<strong>zu</strong>lesen“. Allerdings<br />
können nicht alle Laute wahrgenommen<br />
werden; daher gehen auch bei sehr geübten<br />
Menschen beim Lippenlesen einige Informationen<br />
verloren. Eine andere Variante ein<br />
Gespräch <strong>zu</strong> führen ist die sogenannte<br />
schriftsprachliche Kommunikation. Allerdings<br />
haben aufgrund der derzeitigen Bildungslage<br />
viele Menschen mit Gehörlosigkeit<br />
Probleme, die Schriftsprachtexte <strong>zu</strong><br />
verstehen. In vielen Fällen kommen Gebärdensprachdolmetscher*innen<br />
<strong>zu</strong>m Einsatz,<br />
die zwischen Menschen mit Gehörlosigkeit<br />
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