VSAO JOURNAL Nr. 2 - April 2018
Gleichgewicht - Gastroenterologie/Nephrologie Streit um Fallzahlen
Gleichgewicht -
Gastroenterologie/Nephrologie
Streit um Fallzahlen
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PERSPEKTIVEN<br />
Wirkstoff-Gruppe Dosierung Bemerkung<br />
Xanthin-Oxidasehemmer<br />
Allopurinol*<br />
Febuxostat<br />
Uricosurica<br />
Probenecid *<br />
Benzbromaron<br />
Uricase<br />
Start mit 100 mg/d<br />
bei schwerer Niereninsuffizienz<br />
mit 50 mg/d<br />
Erhöhung auf 200 mg/d<br />
in 2 – 4 Wochen<br />
Erhöhung um weitere 100 mg<br />
4 Wochen später, bis Ziel-<br />
Harnsäurespiegel erreicht<br />
Maximaldosis 900 mg/d<br />
Start mit 40 mg/d,<br />
Maximaldosis 120 mg/d<br />
Einschleichend dosieren:<br />
Start mit 2×250 mg/d,<br />
nach 1 bis 2 Wochen<br />
auf 2×500 mg/d<br />
In der Schweiz wegen<br />
Hepatopathien nicht<br />
mehr auf dem Markt<br />
Rash in 2% der Pat.,<br />
schwere Hautreaktionen bei 0.1%<br />
Cave Interaktionen mit Azathioprin, 6-Mercapton-Säure<br />
(Neutropenie bis Agranulocytose)<br />
Monitoring Leber-und Nierenfunktion<br />
Bei schwerer Niereninsuffizienz Dosisanpassung<br />
Als Monotherapeutikum selten angewandt<br />
Nur bei genügender renaler Funktion wirksam (GFR > 60 ml/min)<br />
Alkalisierung des Harns nötig<br />
Hemmt die renale Sekretion vieler Arzneistoffe<br />
Pegloticase In CH nicht zugelassen Falls rasche Harnsäuresenkung notwendig<br />
(u. a. bei tophöser Gicht, massiver Hyperurikämie)<br />
Tabelle 4. Harnsäuresenkende Medikamente. * CH-Zulassung<br />
Febuxostat<br />
Der 2. Xanthin-Oxidasehemmer, der auf<br />
den Markt kam, ist Febuxostat, welcher im<br />
Gegensatz zu Allopurinol kein Purinanalogon<br />
ist. Es werden Dosierungen von 40<br />
bis maximal 120 mg/d angewendet. Ein<br />
rascheres Erreichen des Ziel-Harnsäurespiegels<br />
gegenüber Allopurinol ist beschrieben<br />
[31, 32]. Bei leichter und mittelschwerer<br />
Niereninsuffizienz kann Febuxostat<br />
in normaler Dosierung angewendet<br />
werden, da die Elimination<br />
vorwiegend hepatisch erfolgt. Bei schwerer<br />
Niereninsuffizienz (GFR 15 – 30 ml/min)<br />
kommt es zu einer Verdoppelung der Exposition,<br />
weshalb eine Dosisangleichung<br />
durchgeführt werden sollte. Febuxostat<br />
scheint weniger schwerwiegende Nebenwirkungen<br />
wie z.B. Stevens-Johnson Syndrom<br />
zu verursachen. In der Literatur gibt<br />
es bis jetzt keine entsprechenden Berichte,<br />
aber die EMA hat Stevens-Johnson Syndrom<br />
als unerwünschte Wirkung in die<br />
Fachinformation aufgenommen.<br />
Uricosurica<br />
Die Uricosurica wie Probenecid nehmen<br />
derzeit nur einem marginalen Platz in der<br />
harnsäuresenkenden Therapie ein. Sie<br />
hemmen die tubuläre Reabsorption von<br />
Harnsäure und führen durch die so bewirkte<br />
Urikosurie zu einer signifikanten<br />
Erniedrigung der Serumharnsäure-Werte<br />
und zu einer Mobilisierung von Urat-Depots<br />
im Gewebe. In Kombination mit einem<br />
Xanthin-Oxidasehemmer können<br />
sie zu einem rascheren Erreichen des<br />
Therapieziels beitragen. Bedingung dafür<br />
ist eine noch genügend erhaltene Nierenfunktion.<br />
Probenecid sollte nur angewendet<br />
werden, wenn die GFR ≥ 60 ml/min<br />
beträgt.<br />
Mit Therapiebeginn muss gleichzeitig eine<br />
Alkalisierung des Urins vorgenommen<br />
werden, um eine Harnsäure-Steinbildung<br />
zu vermeiden. Bei Nephrolithiasis in der<br />
Vorgeschichte sind Uricosurica kontraindiziert.<br />
Einige Experten empfehlen die Bestimmung<br />
der Exkretionsfraktion der Harnsäure<br />
vor Therapiebeginn (Evidenzgrad<br />
C). Bei hoher Harnsäurexkretionsfraktion<br />
sind Uricosurica nicht indiziert, weil die<br />
Hyperurikämie dann durch eine Überproduktion<br />
bedingt ist und besser auf Xanthin-Oxidasehemmer<br />
anspricht.<br />
Das Antihypertensivum Losartan sowie<br />
der Lipidsenker Fenofibrat wirken ebenfalls<br />
urikosurisch. Deshalb können sie<br />
bei gleichzeitig bestehenden entsprechenden<br />
Komorbiditäten eingesetzt<br />
werden und zur Harnsäuresenkung beitragen.<br />
42 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 2 <strong>April</strong> <strong>2018</strong>