Positiv_4_2018_web
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
BAUERN IM OBERAARGAU<br />
1815 entstand die<br />
erste Talkäserei der Region.<br />
Im Bild: Käseprodukte werden<br />
auf die Bahn verladen.<br />
mönche. In Roggwil, Sängi, Habkerig, Engelsbühl<br />
(an der Strasse von Obersteckholz nach Melchnau<br />
vor dem Rotwald) und in Schoren bei Langenthal<br />
entstanden unter ihrer Aufsicht grosse Höfe. Später<br />
fanden die Mönche heraus, dass es eigentlich angenehmer<br />
war, von ihren Gütern nur Zinse zu nehmen,<br />
und sie verzichteten auf die Selbstbewirtschaftung.<br />
Die Zinslast war für die Bauern aber gross und sie<br />
konnten nicht frei über das Land verfügen. Formulare<br />
mussten damals – anders als heute – zwar noch<br />
keine ausgefüllt werden – aber die wirtschaftliche<br />
Abhängigkeit von den hohen Herren in den Klöstern<br />
war gross, freie Bauern gab es nicht – und die Landwirtschaft<br />
war eine mühselige Sache.<br />
BERN KAUFT DEN OBERAARGAU<br />
Geprägt war die Landwirtschaft europaweit durch die<br />
Dreifelderwirtschaft. Diese Anbauform sollte über<br />
Jahrhunderte erhalten bleiben. Die gesamte Anbaufläche<br />
wurde in drei Teile geteilt. Jeder dieser Teile<br />
lag ein Jahr brach. Es war für die Landwirtschaft im<br />
Oberaargau ein grosser Fortschritt, als die Mönche<br />
von St. Urban den Wässermattenbetrieb «erfanden»,<br />
indem sie um 1240 den Kanal von der Mühle Langenthal<br />
bis in die Rot und das Wässergrabensystem bauten,<br />
um die grosse Ebene zwischen Langenthal und<br />
Roggwil bewässern zu können.<br />
1406 ist ein wichtiges Jahr. Ja, dieses Jahr markiert<br />
den Beginn der Zeiten, wie wir sie heute kennen:<br />
Der Staat im heutigen Sinne tritt auf den Plan und<br />
wird fortan das Leben der Bauern bestimmen. Mal<br />
«Ab 1406 bestimmt der Staat<br />
das Leben der Bauern –<br />
mal fordernd, mal fördernd»<br />
streng, mal grosszügig, mal fördernd, mal fordernd.<br />
Denn der Staat, die Obrigkeit, die ihr Machtzentrum<br />
in der Stadt hat, kann ohne leistungsfähige Landwirtschaft<br />
nicht sein. Damals nicht, heute nicht. Also versuchen<br />
die Mächtigen einerseits der Landwirtschaft<br />
zu helfen, achten aber andererseits eifersüchtig darauf,<br />
dass draussen auf dem Land die Untertanen folgsam<br />
bleiben und nicht zu viel Freiheitsdrang und<br />
Selbständigkeit entwickeln.<br />
Anno 1406 kauft die Stadt Bern, die sich zu einem<br />
der mächtigsten Stadtstaaten Europas entwickeln<br />
wird, die Ländereien, die etwa dem heutigen<br />
Oberaargau entsprechen. Nun werden den Bauern<br />
im Laufe der nächsten hundert Jahre gewisse Freiheiten<br />
gewährt. Die hohen Herren haben ein vitales<br />
Interesse an freien Männern, die sie zum Kriegsdienst<br />
aufbieten können. Es gibt viele Schlachten<br />
unter dem Banner des Bären zu schlagen. Unter anderem<br />
bei Grandson und Murten (1476) sowie bei<br />
Nancy (1477) zerstören die Eidgenossen unter der<br />
Führung der Berner das Reich der Burgunder. Wackere<br />
Bauern aus dem Oberaargau kämpfen an vorderster<br />
Front mit.<br />
18 s’<strong>Positiv</strong>e 4 / <strong>2018</strong>