Reiten im Gelände Auf dem Pferderücken quer durch Deutschland ...

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angst beim reiten
Können Pferde Gedanken lesen?
Fast jeder Reiter kennt solche oder ähnliche
Situationen, ob nun aus der Perspektive von
Rika oder von Moni. Angst spielt in der Reiterei
immer wieder eine große Rolle und es kommt
oft vor, dass Reiter den Pferdesport an den Nagel
hängen, weil sie ihre Angst nicht bewältigen
können. Tatsächlich fühlt sich Rika in ihrer
Angst bestätigt, als ihr Pferd scheut und steigt,
und verliert immer mehr ihr Selbstvertrauen
beim Ausreiten. Die Frage ist aber, ob ihre Angst
tatsächlich begründet ist. Auf den ersten Blick
scheint es so, denn Fritz gerät offensichtlich
beim Anblick des Traktors in Panik. Doch Rika
ist schon vom ersten Motorgeräusch panisch
erstarrt. Fritz spürt die Anspannung seiner Reiterin
und spiegelt ihre Gefühle.
Unsere Gedanken und Gefühle beeinfl ussen unser
Verhalten und haben einen direkten Einfl uss
auf unsere körperlichen Reaktionen. „Starr vor
Angst“, „das Herz klopft bis zum Hals“ oder
„der Schweiß auf der Stirn“ sind eindeutige
Belege dafür. Die Angst blockiert unsere Wahrnehmung,
hemmt unsere Reaktionen, macht
Übung
uns unsicher und kann sogar zu Aggressionen
führen. Wer Angst und Nervosität empfi ndet,
der verkrampft und kann nicht mehr mit dem
nötigen Einfühlungsvermögen, Selbstvertrauen
und Körpergefühl reiten.
Die Angst im Kopf
Tipp 1: Stell dich deinen Ängsten!
Bestimmte Situationen werden von verschiedenen Menschen unterschiedlich
beurteilt. Das bestimmt das Ausmaß der Sorgen, die sie sich über
mögliche Konsequenzen machen. Rika fürchtet sich grundsätzlich davor,
einem Traktor zu begegnen, weil sie fest damit rechnet, dass Fritz dann
in Panik gerät, während Moni die Situation gar nicht mit einer Gefahr
verbindet. Angst hat also etwas mit der subjektiven Wahrnehmung einer
Situation zu tun. Der erste Schritt zu einer effektiven Angstbewältigung
ist also, erst mal festzustellen, wovor ich überhaupt Angst habe und ob
die Angst tatsächlich objektiv begründet ist.
Beantworte bitte schriftlich folgende Fragen:
� Welche Situation macht dir beim Reiten Angst?
� Wann hattest du das erste Mal Angst in dieser Situation?
� Wovor hast du dabei genau Angst? Bitte genau beschreiben!
� Wie oft ist es tatsächlich zu den befürchteten Konsequenzen
gekommen?
Es ist wichtig, bei dieser Übung vor allem die Gefühle genau zu
beschreiben, die man in der Angstsituation empfi ndet. Wer seine
Ängste nicht an sich heran lässt, sie verdrängt oder leugnet, kann
seine eigenen Gefühle nicht verstehen. Wer sich intensiv mit seiner
Angst auseinandersetzt, kann sie annehmen und ihr damit den ersten
Schrecken nehmen.
Tipp 2: Vertraue deinen Fähigkeiten!
Selbstvertrauen und mentale Stärke sind keine angeborenen Persönlichkeitseigenschaften.
Jeder kann etwas für sein Selbstbewusstsein tun und
dabei mentale Stärke aufbauen. Dazu kannst du jede Reitstunde nutzen,
indem du dazulernst und dadurch selbstsicherer wirst. Gleichzeitig wirst
du immer selbstbewusster im Umgang mit deinem Pferd.
Machen wir uns nichts vor. Natürlich ist Reiten
und der Umgang mit Pferden nicht ganz ungefährlich
und jeder Reiter weiß das auch. Angst
ist in gefährlichen Situationen eine durchaus
sinnvolle Reaktion. Wenn wir Angst haben, sind
unsere Sinne geschärft und unsere Reaktionsgeschwindigkeit
erhöht. Angst ist ein Überlebensmechanismus,
der in jedem Menschen verankert
ist. Er sorgt dafür, dass wir eine Gefahr
rechtzeitig erkennen und sofort darauf reagieren.
Neben dieser instinktiven Angst, die durch
unerwartete und intensive Sinneseindrücke
ausgelöst wird, gibt es bei uns Menschen noch
die Form der bewussten, eher im Kopf angesiedelten
Angst. Sie basiert nicht auf körperlichen
Erfahrungen, sondert entsteht aus der Sorge um
die möglichen Konsequenzen, die aus einer bestimmten
Situation entstehen könnten.
WESTERNREITER – Juni 2011
Hierzu gehören:
� Die Angst vor Schmerzen, sowohl physischer
Art (z.B. durch einen Sturz), als auch psychischer
Art, wie z.B. die Angst davor, dass dem
Pferd etwas zustößt.
� Die Angst vor Kontrollverlust. Wer keinen Einfl
uss darauf hat, was als nächstes geschieht,
fühlt sich der Situation hilfl os ausgeliefert.
� Angst vor Unbekanntem. Was wir nicht verstehen
und begreifen können, macht uns
Angst, weil es für uns unberechenbar ist.
� Angst vor Versagen. Das beginnt mit der
Angst, unserem Pferd nicht gerecht zu werden
und geht bis zu der Angst, den Erwartungen
und Anforderungen in einer Gruppe nicht
zu entsprechen. Ein typisches Beispiel hierfür
ist die Prüfungsangst auf dem Turnier.
Wer seine Angst in den Griff bekommen will,
sollte wissen, dass solche Veränderungsprozesse
ihre Zeit brauchen. Es ist auch ein gewisser
Aufwand notwendig, um seine Angst zu überwinden.
Aber genau auf diesen Aufwand kommt
es an!
Die folgenden Tipps zeigen dir, wie
du deine Angst endlich los wirst.
Deine mentale Stärke wächst also mit deinen reiterlichen Fähigkeiten.
Man könnte jetzt denken, dass man sich bloß reiterlich verbessern muss
und sich dadurch die Angst automatisch reduziert. Ganz so einfach geht
das jedoch nicht. Du kannst deine Angst nur überwinden, wenn du auch
an deine eigenen Fähigkeiten glaubst. Es ist eindeutig erwiesen, dass du
im entscheidenden Moment viel besser reitest, wenn du davon überzeugt
bist, dass du es auch wirklich kannst. Glaubst du jedoch nicht an dich, hat
sich das mit dem selbstbewussten Auftreten erledigt. Deine Körpersprache
und dein Verhalten strahlen Angst und Unsicherheit aus. Du weißt
ja, wie sensibel Pferde gerade in dieser Hinsicht sind. Also wer bitte soll
dir vertrauen, wenn du es selbst nicht tust? Bei deinem Pferd hast du da
schlechte Karten - es ist überfordert mit einem Reiter, der sich vor Angst
kaum im Sattel halten kann.
Im Prinzip weißt du eigentlich ziemlich genau, was du reiterlich kannst.
Es gibt bestimmt auch besondere Stärken, die dich als Reiter auszeichnen.
Das Feedback deines Trainers oder der Reiter, mit denen du zusammen
reitest gibt dir wichtige Hinweise auf deine reiterlichen Fähigkeiten. Deshalb
geht es jetzt darum, diese Fähigkeiten mal deutlich zu benennen.
Übung
Erstelle bitte schriftlich eine Liste mit deinen
reiterlichen Fähigkeiten.
Bewerte die Qualität dabei auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis
10 (sehr gut).
� Schritt � Trab
� Galopp � Anhalten
� Rückwärts richten � Seitengänge
� Usw.
Ergänze diese Liste nach Belieben.
Wenn bei dir wie bei Rika große Angst vor bestimmten Situationen
im Gelände besteht, wende die Liste auf diese Situation an. Du
wirst sehen, dass du viel mehr Kontrolle über dein Pferd hast, als du
denkst.