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Reiten im Gelände Auf dem Pferderücken quer durch Deutschland ...

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ewu regio<br />

Kurs Turniervorbereitung mit Mentaltraining – ein Erfahrungsbericht<br />

Aus einer Laune heraus melde ich<br />

mich zum Kurs „Turniervorbereitung<br />

mit Mentaltraining“ an, den<br />

meine Trainerin Christine Neuner<br />

gemeinsam mit Mentaltrainer Andreas<br />

Mamerow für den 16. April<br />

2011 auf Landgut Steeg, Issum, geplant<br />

hat. „Kann ja nicht schaden,<br />

mal an meiner Einstellung zu arbeiten,<br />

ob mit oder ohne Turnier“,<br />

denke ich mir und neugierig bin<br />

ich auch. Die Zeit plätschert so dahin,<br />

ich mache mir keine genauen<br />

Vorstellungen, von <strong>dem</strong>, was mich<br />

da erwartet, rechne mit einer Art<br />

„Couchkurs“ – viel reden halt ...<br />

Gut eine Woche vor Kursbeginn sitze<br />

ich Morgenmuffel gegen neun<br />

Uhr noch etwas verschlafen vor<br />

meinem PC und checke gewohnheitsmäßig<br />

meine Mails: Post von<br />

Christine! Was ich dann lese, lässt<br />

mich so schlagartig wach werden,<br />

wie schon lange nicht mehr – danke<br />

für’s Wecken! Ich lese „Nennbestätigung<br />

... Kurs startet mit einer<br />

Prüfungsserie ... Turnier ... Showoutfit<br />

... Disziplinen ... Leistungsklasse<br />

... Prüfungsbeginn 9.30 Uhr<br />

Starterlisten ... Feedbackrunde ...<br />

Videoauswertung ...“<br />

Meine erste Reaktion: „da meldest<br />

Du Dich ab“. Meine zweite Reaktion:<br />

„das kannst Du Christine nicht<br />

antun, aber vielleicht kannst Du<br />

Dich ja kurzfristig krank melden“.<br />

Ich krame die Kursankündigung<br />

heraus und suche, was ich überlesen<br />

habe: da steht tatsächlich<br />

„unter Turnierbedingungen“. Dann<br />

stehe ich neben mir und beobachte<br />

Folgendes: langsam weicht die<br />

blinde Panik von mir, mein Gehirn<br />

schaltet sich ein und sagt mir, dass<br />

ich doch neulich noch drauf und<br />

dran war, tatsächlich mein erstes<br />

Turnier zu melden (Pläne, die ich<br />

dann auch beruflichen Gründen<br />

wieder fallen lassen musste).<br />

Wenn ich doch auf ein echtes Turnier<br />

wollte, wieso dann jetzt bei so<br />

einem Kurs kneifen? Als ich mich<br />

beruhigt habe, werde ich mir <strong>im</strong>mer<br />

sicherer, dass es besser ist, sich<br />

dort zu blamieren als auf einem<br />

richtigen Turnier, und dass ich den<br />

Termin als Vorentscheidung über<br />

meine „Turnierkarriere“ betrachten<br />

werde. Wann <strong>im</strong>mer mich in<br />

der Woche vor <strong>dem</strong> Kurs nochmal<br />

Unruhe beschleicht, sage ich mir:<br />

„wir spielen doch nur Turnier“ –<br />

das hilft.<br />

Am Abend vor <strong>dem</strong> Kurstag fahre<br />

ich zum Stall, um mein Pony „fürs<br />

Turnier“ schön zu machen. Irgendwie<br />

läuft nicht alles, wie es soll, ein<br />

guter Teil seiner schönen Mähne<br />

ist abgebrochen, er hat mal wieder<br />

einen Ballentritt, ich bin ziemlich<br />

depr<strong>im</strong>iert und putze mit mäßigem<br />

Elan. Mein Pony lässt die<br />

Ohren seitlich hängen und stütz<br />

seinen Kopf auf <strong>dem</strong> Anbindebalken<br />

ab, was es sonst nie tut. „Was<br />

hat der denn jetzt“, frage ich mich<br />

und messe vorsichtshalber seine<br />

Körpertemperatur: 37,5 °C, alles in<br />

Ordnung. Einen Tag später soll mir<br />

klar werden, was mein Pony hatte:<br />

„Das Pferd ist Dein Spiegel“ heißt<br />

das Buch von Andreas Mamerow<br />

– wie passend!<br />

Samstag ist der große Tag. Ich habe<br />

gut geschlafen und bin um acht<br />

Uhr <strong>im</strong> Stall. Mein Pony hat schon<br />

gefrühstückt, und wir sind beide<br />

besser gelaunt als tags zuvor. Ich<br />

WESTERNREITER – Juni 2011<br />

putze mit Küchenschürze, damit<br />

mein „Showoutfit“ nicht leidet<br />

– wenn man keinen TT hat, muss<br />

man sich was einfallen lassen. Ich<br />

habe LK 5 genannt, was meinem<br />

Status als Turnierneuling entspricht<br />

und außer<strong>dem</strong> hätte ich für jede<br />

höhere Klasse sowieso keine passenden<br />

Klamotten gehabt. Ich gehe<br />

zur „Meldestelle“, hole meine<br />

Startnummer und die Pattern (WHS,<br />

TRAIL) ab, stelle noch ein paar Anfängerfragen<br />

und verschwinde auf<br />

den Abreiteplatz. Jetzt bloß nix<br />

mehr üben, nur das Pony locker galoppieren<br />

lassen.<br />

Kurz vor 9.30 Uhr finde ich mich<br />

vor der Arena (unserer gewohnten<br />

Reithalle) ein, ich bin die erste Starterin<br />

des Tages. Drinnen wird Western-Music<br />

gespielt, Richter Andreas<br />

Mamerow und seine zauberhafte<br />

Ring-Stewardesse (sagt man das<br />

so?) Maria, eine Kursteilnehmerin<br />

ohne Pferd, erwarten mich schon.<br />

Jetzt bin ich richtig aufgeregt (aber<br />

positiv, nicht nervös), als wenn es<br />

ein echtes Turnier wäre, die Atmosphäre<br />

ist perfekt nachgebaut. Meine<br />

Trainerin Christine strahlt mich<br />

aufmunternd an.<br />

Nun höre ich meinen Startaufruf<br />

über Lautsprecher. „Wir begrüßen<br />

in der Bahn mit der Startnummer<br />

37, Sabine Aldenhoff. Sie reitet<br />

Jupiter, einen 14jährigen Norwegerwallach“,<br />

sagt Tom Dols, der<br />

an diesem Tag einen Superjob als<br />

Sprecher macht. Das ist ein irres<br />

Gefühl, diese Ansage zu hören – es<br />

beflügelt mich. Stange für Stange<br />

absolvieren mein Pony und ich<br />

den Trail-Parcours. Vor <strong>dem</strong> letzten<br />

Hindernis denke ich mir: „läuft<br />

doch ganz gut!“ und prompt patzen<br />

wir. Während der Prüfung nicht<br />

über das nachdenken, was man<br />

schon hinter sich hat (ob gut oder<br />

schlecht absolviert), sondern nach<br />

vorne schauen und sich auf die unmittelbar<br />

nächste <strong>Auf</strong>gabe konzentrieren,<br />

heißt später der Rat vom<br />

Mentaltrainer.<br />

Die Horsemanship ist mir irgendwie<br />

zu kurz, bis man da gezeigt<br />

hat, was man kann, ist sie schon<br />

wieder vorbei. Ich weiß nicht, ob<br />

das meine Lieblingsdisziplin wird.<br />

Danach wieder warten auf <strong>dem</strong><br />

Abreiteplatz.<br />

Zu guter Letzt steht noch eine<br />

Pleasure auf <strong>dem</strong> Programm – die<br />

erste meines Westernreiterlebens.<br />

Ich habe Christines Worte <strong>im</strong> Ohr,<br />

dass mein Pony da <strong>im</strong>mer Erster<br />

sein will und dass ich ihn lieber mit<br />

anstehen<strong>dem</strong> Zügel reiten soll als<br />

ein Wettrennen zu riskieren. Im Ergebnis<br />

hatte ich ihn mal mehr mal<br />

weniger unter Kontrolle, zu Rangeleien<br />

kam es nicht. Aber Pleasure<br />

heißt ja bekanntlich „Vergnügen“,<br />

ich glaube davon waren wir doch<br />

relativ weit entfernt, sowohl für<br />

uns beide als auch für den Betrachter.<br />

Nach <strong>dem</strong> ersten Prüfungs<strong>durch</strong>lauf<br />

wurden die Pferde versorgt,<br />

die sich eine Pause redlich verdient<br />

hatten, und es kam der „Couchteil“<br />

des Kurses. Alle Teilnehmerinnen<br />

– übrigens eine, wie ich fand, sehr<br />

nette Runde – trafen sich <strong>im</strong> Seminarraum<br />

zum Feedback und zum<br />

theoretischen Teil, in <strong>dem</strong> Andreas<br />

einige Tipps und Tricks für erfolgreiches<br />

mentales Training erläuterte.<br />

Dabei waren wir Teilnehmerinnen<br />

stets einbezogen und durften unsere<br />

Erfahrungen schildern, auf die<br />

gut eingegangen wurde. Es wurde<br />

viel gelernt und viel gelacht.<br />

Die Mittagspause verbrachten wir<br />

mit bestellter Pizza und Salaten <strong>im</strong><br />

sonnigen Innenhof des Stalls und

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