05.06.2018 Aufrufe

FINE Das Weinmagazin 01/2018

Themenschwerpunkte der 40. Ausgabe sind unter Anderem: TASTING Reife Reservas: Bodegas Marqués de Riscal Weitere Themen sind: BORDEAUX Mouton bleibt Mouton BORDEAUX Ebenbürtig: Château La Mission Haut-Brion BURGUND Langer Atem: Die Maison Louis Jadot STEIERMARK Weiße Magie: Der steirische Winzer Erwin Sabathi STEIERMARK »Muschelkalk satt«: Das Weingut Erich & Walter Polz NEUSEELAND Arktische Strömung: Pinot Noir von Felton Road DAS GROSSE DUTZEND Château Cheval Blanc WEIN UND SPEISEN Jürgen Dollase im Restaurant Opus V in Mannheim CHINA Ao Yun: Wein vom Dach der Welt DIE PIGOTT KOLUMNE Das Comeback der Scheurebe TOSKANA Keine halben Sachen: Das Weingut Avignonesi TASTING Riesling-Ikonen FRAUEN IM WEIN Meike und Dörte Näkel und die neue Ahr-Stilistik DIE WÜRTZ KOLUMNE Der Klimawandel: Fluch und Segen VINOTHEKEN Online-Pionier: Silkes Weinkeller WEIN UND ZEIT Sangría von der Saale: Weinbau an Saale und Unstrut GENIESSEN Wann kommt der Käse? BADEN Kontrolliertes Nichtstun: Weingut Ziereisen

Themenschwerpunkte der 40. Ausgabe sind unter Anderem:

TASTING Reife Reservas: Bodegas Marqués de Riscal

Weitere Themen sind:

BORDEAUX Mouton bleibt Mouton
BORDEAUX Ebenbürtig: Château La Mission Haut-Brion
BURGUND Langer Atem: Die Maison Louis Jadot
STEIERMARK Weiße Magie: Der steirische Winzer Erwin Sabathi
STEIERMARK »Muschelkalk satt«: Das Weingut Erich & Walter Polz
NEUSEELAND Arktische Strömung: Pinot Noir von Felton Road
DAS GROSSE DUTZEND Château Cheval Blanc
WEIN UND SPEISEN Jürgen Dollase im Restaurant Opus V in Mannheim
CHINA Ao Yun: Wein vom Dach der Welt
DIE PIGOTT KOLUMNE Das Comeback der Scheurebe
TOSKANA Keine halben Sachen: Das Weingut Avignonesi
TASTING Riesling-Ikonen
FRAUEN IM WEIN Meike und Dörte Näkel und die neue Ahr-Stilistik
DIE WÜRTZ KOLUMNE Der Klimawandel: Fluch und Segen
VINOTHEKEN Online-Pionier: Silkes Weinkeller
WEIN UND ZEIT Sangría von der Saale: Weinbau an Saale und Unstrut
GENIESSEN Wann kommt der Käse?
BADEN Kontrolliertes Nichtstun: Weingut Ziereisen

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VINOTHEKEN [1]<br />

ONLINE-PIONIER:<br />

SILKES WEINKELLER<br />

Der deutsche Online-Weinhändler Silkes Weinkeller wird zwanzig Jahre alt. Schon 1998, als das<br />

Internet noch langsam, teuer und kompliziert war, bot das Gründerehepaar Silke und Wolfgang<br />

Spruch auf seiner Website Wein an. Heute gehört das Unternehmen zum Medienkonzern Burda.<br />

Ein Start-up mit Familienanschluss ist es geblieben.<br />

mit rasender Geschwindigkeit. Schon wenige Jahre später<br />

hatten sich die beiden einen Ruf als zuverlässige und günstige<br />

Einkaufs quelle für spanische Weine erworben. Also mieteten<br />

sie in der Nähe einige Garagen als Lager und packten Kisten<br />

in der Küche. Silke Spruch ging nicht mehr ins Kranken haus,<br />

sondern an den PC oder in den bis zur Decke mit Wein kisten<br />

gefüllten Keller. Ihre drei Söhne und die Großmutter halfen<br />

beim Packen.<br />

Bald vertrieben sie Weine der spanischen Top-Güter Ygay und<br />

Marqués de Murrieta sowie weiterer bekannter Betriebe exklusiv<br />

in Deutschland. Zudem kam Vega Sicilia ins Programm,<br />

ebenso der Pingus von Peter Sisseck und viele weitere berühmte<br />

Weine. »Wolfgang Spruch hat sich im Winter manchmal fast<br />

die Füße abgefroren, weil er in einer eiskalten Garage stundenlang<br />

auf einen Speditionslaster wartete, der im Stau steckte«,<br />

erzählt John-Philip Kautsch. Seit 2<strong>01</strong>5 führt der Geisenheim-<br />

Absolvent gemeinsam mit der Betriebswirtin Elena Vollmer<br />

die Geschäfte des auf fünfundvierzig Mitarbeiter gewachsenen<br />

Unternehmens.<br />

Nach fünf Jahren zwischen Wein und Bergbau gab 2003<br />

auch Wolfgang Spruch seinen Job als Ingenieur auf. Er<br />

und seine Frau gründeten die Silkes Weinkeller GmbH<br />

und mieteten im Industriegebiet eine Logistikhalle. Seither<br />

gehören sie zu den großen Online-Weinhändlern in Deutschland.<br />

Doch zum zwanzigsten Geburtstag ist nicht nur die damalige<br />

Adresse internetoase.de Vergangenheit: 2<strong>01</strong>3 kaufte Burda<br />

direct, eine Tochter des Münchner Medienkonzerns Hubert<br />

Burda Media, 74,9 Prozent an Silkes Weinkeller, und ein Jahr<br />

später auch die restlichen 21,1 Prozent. <strong>Das</strong> Ehepaar Spruch<br />

zog sich aus dem Unternehmen zurück. Nun entwickeln sie<br />

im Priorat gemeinsam mit dem renommierten Önologen Salus<br />

Alvarez das Spitzenwein-Projekt Terroir X aus einer Lage mit<br />

hundertzwanzig Jahre alten Rebstöcken. In Deutschland ist<br />

der Wein, wo sonst, bei Silkes Weinkeller zu haben.<br />

»Wir sind einerseits ein klassisches Start-up, andererseits ein<br />

echtes Familienunternehmen. Wir optimieren unseren Shop,<br />

verbessern die Benutzerführung und das Auffinden bei Google,<br />

Mutiges Geschäftsmodell: Seit 2<strong>01</strong>3 tragen Elena Vollmer<br />

und John-Philip Kautsch die Verantwortung für Silkes<br />

Weinkeller. In Stoß zeiten, wenn an die tausend Kisten pro<br />

Tag zu packen sind, legen sie selbst mit Hand an.<br />

<strong>Das</strong> Unternehmen, vor zwanzig Jahren von Silke und<br />

Wolfgang Spruch als Start-up gegründet, zählt heute zu<br />

den führenden Online-Händlern für Premium-Weine.<br />

vereinfachen Prozesse und arbeiten an neuen Ideen. Inzwischen<br />

führen wir dreizehnhundert Weine, in jedem Jahr kommen<br />

zweihundert neue hinzu. Und noch immer bestellen die ersten<br />

Kunden aus dem Jahr 1998 bei uns. Manche rufen sogar an,<br />

weil sie ihre Order nur bei einer ganz bestimmten Mit arbeiterin<br />

aufgeben wollen, die sie seit Jahren kennen«, erzählt Elena<br />

Vollmer. »Im ersten Jahr habe ich hier als Interims managerin<br />

gearbeitet. Meine Aufgabe war es, die Entscheidungskultur<br />

eines Familienunternehmens mit der eines Medienkonzerns<br />

zusammenzubringen.«<br />

Es hat funktioniert: <strong>Das</strong> sympathische junge Führungsduo<br />

trägt nun die Verantwortung. Kurz nach ihrem Start stellten<br />

Elena Vollmer und John-Philip Kautsch auch den Namen<br />

silkes- weinkeller.de zur Disposition: Er steht in scharfem Kontrast<br />

zu den Silbenkombinationen mit Wein-Assoziation der<br />

Wettbewerber wie Belvini, Vicampo, Hawesko oder Ebrosia.<br />

»Der Name wirkt im E-Commerce ein wenig befremdlich, aber<br />

er vermittelt Wärme. Zudem wird er durch eine authentische<br />

Geschichte getragen – den Weinkeller von Silke Spruch gab<br />

es schließlich. Wir haben mit dem Team diskutiert, mit Kunden<br />

gesprochen und beschlossen: Er wird nicht geändert.«<br />

Mit dem Start von Elena Vollmer und John-Philip Kautsch<br />

stand zugleich ein Umzug an. Die Halle in Velbert war für das<br />

steile Wachstum zu klein geworden. Nach langer Suche zog<br />

Silkes Weinkeller ins einige Kilometer entfernte Mettmann. Auf<br />

dem Areal der einstigen Fabrik für Gold-Zack- Gummibänder<br />

Von UWE KAUSS<br />

Fotos CHRISTOF HERDT<br />

Vor zwanzig Jahren war das Internet noch eine elitäre<br />

Angelegenheit. Nur etwa sechseinhalb Millionen<br />

Deutsche hatten Zugang zum weltweiten Netz über<br />

ein Modem oder eine ISDN-Verbindung. Dazu musste das<br />

richtige Kabel in der Telefondose stecken, an WLAN dachte<br />

damals noch niemand. Die Datenrate lag bei unvorstellbar<br />

langsamen sechsundfünfzig Kilobit per Modem oder vierundsechzig<br />

Kilobit per ISDN – heute surft man in den Großstädten<br />

und Ballungs räumen mit sechzig Megabit, der fast<br />

tausendfachen Geschwindigkeit. Und: <strong>Das</strong> Surfen kostete<br />

1998 nach mehreren Preissenkungen bei T-Online ab einundzwanzig<br />

Uhr noch sechs Pfennige pro Minute, zuvor hatten<br />

die Internet-Nutzer dreißig Pfennige gezahlt. Die Gründer des<br />

heute markt beherrschenden Internet-Weltkonzerns Alphabet<br />

aus dem Silicon Valley, Larry Page und Sergey Brin, starteten<br />

1998 ihre Firma mit der Betaversion einer Suchmaschine. Sie<br />

nannten sie Google.<br />

<strong>Das</strong> Bestellen im Internet war eine Spielwiese für Freaks und<br />

Neugierige. Nur drei Prozent aller deutschen Händler pflegten<br />

1998 eine Website, die seltenen Online-Shopping- Angebote<br />

wurden bestaunt und waren auf Bücher, Kleidung, Schuhe,<br />

Hotel- und Flugbuchungen beschränkt. Der Umsatz mit Wein<br />

lag nahe Null. Doch in jenem Jahr entwickelte das Ehepaar Silke<br />

und Wolfgang Spruch aus Velbert bei Wuppertal ein mutiges<br />

Geschäftsmodell: Der Bergbau-Ingenieur und die Krankenschwester<br />

starteten in ihrem Wohnzimmer die »Internet-Oase«.<br />

Unter der Adresse internetoase.de boten sie Elektronik an –<br />

und dazu selbst importierten Wein, zunächst aus Frankreich.<br />

Die Weinliebhaber hatten mit Freunden Sammelbestellungen<br />

organisiert und ihnen die jeweils passenden Flaschen empfohlen.<br />

Dann kam das Internet.<br />

<strong>Das</strong> Paar gehört damit zu den deutschen Pionieren des<br />

Online-Weinhandels. <strong>Das</strong> Geschäft mit Elektronik schleppte<br />

sich dahin, doch der Internet-Weinverkauf entwickelte sich<br />

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