65 Jahre KLE. Reden zum Jubiläumsfest - KA Steiermark ...
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Eine große Trauergemeinde versammelte sich am<br />
29. Jänner in der Kirche der Marktgemeinde<br />
Gleinstätten, um vom großartigen Lehrer und Leiter,<br />
vom bemühten und begnadeten Musikerzieher<br />
und Chorleiter, vom Verantwortlichen für das kulturelle<br />
Leben in seiner Wohngemeinde und darüber<br />
hinaus sowie von unserem Mitglied und Weggefährten<br />
Abschied zu nehmen. Die große Wertschätzung,<br />
die Karl Mustein allseits genoss, fand<br />
in dieser beeindruckend großen Anteilnahme, die besonders auch seiner<br />
Frau Maria und seiner Tochter Simone entgegengebracht wurde, ihren sichtbaren<br />
Ausdruck. Maria und Simone, denen allseits das tiefe Mitgefühl über<br />
den Verlust des Ehemannes und des Vaters ausgesprochen wurde, haben<br />
sehr, sehr dazu beigetragen, dass unser lieber Verstorbener ein Leben in<br />
Fülle und Würde bis zuletzt leben durfte, auch deshalb, weil er von ihnen<br />
stets den zeitlichen Freiraum zuerkannt bekommen hatte, den er für seine<br />
vielen Aktivitäten brauchte.<br />
Namens des Vorstandes unserer Erziehergemeinschaft und im eigenen<br />
Namen durfte ich Worte des Dankes sprechen und von Karl Mustein in dieser<br />
Welt Abschied nehmen.<br />
Bereits <strong>zum</strong> Schuljahresbeginn 1949/50 begegneten wir uns als<br />
„Bergschullehrer“ auf<br />
der Koralm. Karl trat<br />
sein erstes Dienstjahr an<br />
der Volksschule St. Oswald<br />
ob Eibiswald an,<br />
ich mein drittes an der<br />
Volksschule St. Katharina<br />
in der Wiel.<br />
Karl wurde bald Mitglied<br />
des Kirchenchores in seinem<br />
Schulort und später<br />
Siedeln von der Alm 1952<br />
auch dessen Leiter. In<br />
dem für das Singen und dem Musischen insgesamt sehr aufgeschlossenen<br />
Direktor Walter Gafgo fand Karl einen idealen Vorgesetzten. Beide beherrschten<br />
das Geigenspiel. Ich, als der Dritte im Bunde, teilte mit ihnen die<br />
große Freude am Singen. Ich bekam in der Lehrerbildungsanstalt in Marburg/Drau<br />
einige Monate Unterricht im Cellospiel und erlernte dabei die<br />
wichtigsten Grundkenntnisse auf diesem herrlichen Instrument. Diese reichten<br />
gerade dafür aus, einfache Musikstücke im Streichtrio zu spielen. Ich<br />
hatte mir dafür ein Cello ausgeliehen, da ich kein eigenes Instrument besaß.<br />
Nach einer längeren Probenzeit organisierte Karl einen musischen Nachmittag<br />
für die Bevölkerung von St. Oswald mit Chorgesang, mit Musik und mit<br />
Lesungen. Auf Grund des Erfolges dieses Erstversuches wanderten wir mit<br />
unserem Programm auch in die benachbarten Bergorte St. Katharina in der<br />
Wiel, Mauthnereck und St. Lorenzen o. E. Die Bevölkerung nahm die Einladung<br />
<strong>zum</strong> Zusammenkommen an einem Sonntagnachmittag sowie unsere<br />
Darbietungen dankbar und mit Freude auf, gab es doch damals noch kein<br />
Fernsehen und viele hatten auch kein Radio, da es in den meisten Häusern<br />
dieses Gebietes noch keinen Strom gab, wie dies bei mir im ganzen Schulsprengel<br />
in der Wiel der Fall war.<br />
Die Beschäftigung mit der Musik zieht sich wie ein roter Faden durch<br />
das Leben von Karl Mustein, ja, die Musik und das Singen waren sein Leben.<br />
Ein Text von Martin Luther, der später von Paul Hindemith, Hugo Distler u. a.<br />
zu einem Chorwerk vertont wurde, scheint auf Karl abgestimmt zu sein:<br />
„Wer sich die Musik erkiest,<br />
hat ein himmlisch Gut gewonnen,<br />
denn ihr erster Ursprung ist<br />
von dem Himmel her gekommen,<br />
weil die lieben Engelein<br />
selber Musikanten sein.“<br />
Im Oktober 1952, einige Wochen nach Beginn des neuen Schuljahres,<br />
wurden Karl Mustein, meine Kollegin in der Wiel Alfreda Bauer und ich vom<br />
Berg ins Flachland versetzt. Karl kam zuerst an die VS St. Ulrich im Greith,<br />
doch bald weiter an die HS Wies. Meine Kollegin kam an die VS und ich an<br />
38 | Begegnungen 1/2011 In memoriam<br />
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