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Berufspraxis und Berufsbild im Umbruch? Von Muriel Surdez - SAVIR

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Die Feminisierung des Veterinärwesens in der Schweiz Prof. <strong>Muriel</strong> <strong>Surdez</strong><br />

unterstützt, indem sie ihr Studium finanzierten <strong>und</strong> sie bei Misserfolgen an Prüfungen<br />

aufmunterten.<br />

Bei der dritten Interviewten, die als Bergbauerntochter durch ihre Sozialisation in der Familie<br />

einen direkten Kontakt zu Tieren hat, ist es der Aspekt der Tierpflege <strong>und</strong> sogar des<br />

Naturschutzes, der sie zur Veterinärmedizin führte. Ihr Bruder diente als Vorbild für den<br />

Entscheid zu studieren, ohne dass das Interview darüber Aufschluss geben würde, was er jetzt<br />

macht.<br />

Im Weiteren lässt sich eine Interviewte unterscheiden, deren Mutter einen mit den<br />

Naturwissenschaften verb<strong>und</strong>enen Beruf ausübt; bei den restlichen Befragten stellt das<br />

Studium der Veterinärmedizin einen für ihre Familien eher untypischen Weg dar <strong>und</strong> bedeutet<br />

einen sozialen Aufstieg<br />

Für die erste Studentin besteht ein wichtiger Aspekt ihres Familienerbes darin, eine Karriere<br />

so weit wie möglich voranzutreiben, indem die Risiken umgangen werden, mit denen die<br />

nahe Familie konfrontiert war (Konkurs des Vaters <strong>und</strong> Verpflichtung, den Familienbetrieb in<br />

einer schwierigen Branche zu übernehmen; eine Mutter, die ihr Studium nicht so weit führte,<br />

wie sie gewollt hätte; ein Bruder, der nach einer Berufslehre als Hochbauzeichner an der<br />

Fachhochschule weitermacht). Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wurden verschiedene, sehr<br />

unterschiedliche Berufe ins Auge gefasst, bei denen schlussendlich die Unabhängigkeit <strong>und</strong><br />

Freiheit, die sie mit sich bringen, massgebend waren. Die Eltern haben die Wahl des<br />

Tiermedizinstudiums abgesegnet, da sie es für eine gute höhere Bildung halten. Die Studentin<br />

zeigt sich ausserdem sehr entschieden <strong>und</strong> best<strong>im</strong>mt, wenn sie davon erzählt, dass nach dem<br />

Gymnasium ihre Wahl auf die Veterinärmedizin gefallen ist, obwohl sie ein Praktikum bei<br />

einem Grosstierarzt absolviert hatte, der ihr davon abriet. Sie will sich ausschliesslich auf ihre<br />

berufliche Karriere konzentrieren; sie möchte auch keine Kinder, da beides zusammen nicht<br />

opt<strong>im</strong>al vereinbar sei. Für sie stellen die anderen Studentinnen keine Konkurrenz dar, da diese<br />

vor allem Teilzeit arbeiten wollten.<br />

Der zweite Student, Sohn einer kaufmännischen Angestellten <strong>und</strong> eines<br />

Gefängnisangestellten, ist der einzige Akademiker in seiner Familie. Er hatte während seiner<br />

Schulzeit einige schulische Schwierigkeiten <strong>und</strong> war sich seines Erfolges nicht sicher. Seine<br />

Eltern haben ihm wenig Hilfe oder Ratschläge erteilt. Sein Hauptinteresse gilt eher der<br />

Medizin als den Tieren selbst, obwohl er auf dem Land aufgewachsen ist <strong>und</strong> auf einem<br />

Bauernhof in der Nähe aushalf. Die Arbeit am menschlichen Körper ist ihm jedoch zuwider.<br />

In der Familie stellt der Tierarztberuf einen sozialen Aufstieg dar. In diesem Sinn meint der<br />

Interviewte, dass er sich nicht um die zukünftige Entlöhnung kümmere <strong>und</strong> bereit sei, viel zu<br />

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