Berufspraxis und Berufsbild im Umbruch? Von Muriel Surdez - SAVIR
Berufspraxis und Berufsbild im Umbruch? Von Muriel Surdez - SAVIR
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Die Feminisierung des Veterinärwesens in der Schweiz Prof. <strong>Muriel</strong> <strong>Surdez</strong><br />
Auswahl der Interviewpartner erfolgte auf der Gr<strong>und</strong>lage des Mitgliederverzeichnisses der<br />
Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen <strong>und</strong> Tierärzte 3 , das Angaben über den Arbeitsplatz<br />
(Ort), die Modalitäten der Berufsausübung (Gemeinschafts- oder Einzelpraxis), die<br />
Fachrichtungen, das Alter <strong>und</strong> natürlich über das Geschlecht enthält. Diese Variablen sind zu<br />
berücksichtigen, weil sie das Verhältnis zu besonderen Klientengruppen (Vieh-, Kleintier-,<br />
Pferdebesitzer), unterschiedliche Beziehungen zwischen Kollegen oder zeitspezifische Inhalte<br />
der Ausbildung <strong>im</strong>plizieren können. Im Rahmen des Möglichen haben wir versucht, junge<br />
Berufstätige zu erreichen, weil sie die neuen Arbeitsbedingungen erfahren konnten, vor allem<br />
was den höheren Frauenanteil betrifft, <strong>und</strong> weil sie die künftige Entwicklung des Berufs<br />
tragen werden.<br />
Die qualitative Untersuchung beabsichtigt, typische Laufbahnen aufzuzeigen, die zum Beruf<br />
geführt haben, <strong>und</strong> zu prüfen, ob es innerhalb des Berufsstandes verschiedene<br />
Berufspraktiken <strong>und</strong> -vorstellungen gibt – zum Beispiel verschiedene Arten, die Arbeit in<br />
einer tierärztlichen Praxis auf Männer <strong>und</strong> Frauen zu verteilen, verschiedene Arten, mit einem<br />
Berufsunfall umzugehen <strong>und</strong> verschiedene Sichtweisen der Trennung von Berufs- <strong>und</strong><br />
Privatleben. Dennoch zielt unsere Untersuchung nicht darauf ab, die Häufigkeit oder die<br />
Verteilung dieser Laufbahnen <strong>und</strong> Berufspraktiken bei allen Tierärztinnen <strong>und</strong> Tierärzten zu<br />
ermitteln, weil die Anzahl der Interviewpartner nicht den Kriterien der statistischen<br />
Repräsentativität entspricht. Die methodologische Gültigkeit solcher Studien in der<br />
Soziologie, <strong>und</strong> insbesondere in der Berufssoziologie, beruht auf folgendem Tatbestand:<br />
Wenn es so viele Berufslaufbahnen wie Individuen gibt, ist es wissenschaftlich evident, sie in<br />
eine begrenzte Anzahl von „Familien“ oder „Kategorien“ zu gruppieren, die weder<br />
willkürlich noch unendlich sind. Das Ziel qualitativer Studien besteht darin, diese<br />
verschiedenen Berufslogiken zu erklären <strong>und</strong> zu erläutern, auf welche Weise ein Berufstätiger<br />
die eine oder andere davon angenommen hat. 4<br />
3 In Anbetracht der bei praktizierenden Tierärztinnen <strong>und</strong> Tierärzten beträchtlichen Zahl von Beitritten zur GST<br />
haben wir es in diesem Stadium der Untersuchung nicht für wesentlich erachtet, Nicht-Mitglieder einzubeziehen.<br />
Ferner richteten wir unsere Aufmerksamkeit auf die in der Tierpflege (<strong>und</strong> nicht in der Verwaltung, der<br />
Forschung oder <strong>im</strong> Verkauf) tätigen Tierärztinnen <strong>und</strong> Tierärzte, zumal sich der Auftraggeber zunächst für die<br />
Feminisierung in diesem Bereich interessierte.<br />
4 Der Unterschied zwischen den Untersuchungen durch Gespräche <strong>und</strong> den quantitativen, mit Fragebögen<br />
durchgeführten Untersuchungen kann am Berufsaustritt der Frauen illustriert werden. Ein Fragebogen wird<br />
geschlossene oder halboffene Fragen über die Ursachen des Austritts stellen. Er wird ergeben, dass X % der<br />
befragten Frauen als Gr<strong>und</strong> einen Arbeitsunfall nennen, aber er wird, sofern er nicht sehr ausführlich <strong>und</strong><br />
ausgearbeitet ist, den Unfall z. B. nicht mit früheren Schwierigkeiten der Eingliederung in den Beruf in<br />
Beziehung setzen <strong>und</strong> nicht erklären, ob er für die Betroffene wie eine Art Schlüsselerlebnis war oder sich in die<br />
Perspektive eines fortschreitenden Berufsausstiegs einfügt. Die beiden Ansätze über Gesprächsführung <strong>und</strong><br />
Fragebogen sollten sich deshalb idealerweise gegenseitig ergänzen.<br />
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