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Berufspraxis und Berufsbild im Umbruch? Von Muriel Surdez - SAVIR

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Die Feminisierung des Veterinärwesens in der Schweiz Prof. <strong>Muriel</strong> <strong>Surdez</strong><br />

Die letzte Studentin unserer Stichprobe fasste während des Gymnasiums verschiedene<br />

Möglichkeiten ins Auge. Sie erklärt, sie stehe vielem offen gegenüber. Schon früh fühlte sie<br />

sich vom Tierarztberuf angezogen. Während des Gymnasiums hatte sie sich aber anderen<br />

Fachgebieten, wie Geschichte <strong>und</strong> Psychologie, zugewandt. Sie kam später wieder auf ihre<br />

ursprünglichen Absichten zurück, <strong>und</strong> zwar mit einer Vorliebe für den Pflegebereich, was sie<br />

auch zur Humanmedizin hätte führen können:<br />

« Also sicher irgendwie etwas zu verändern, etwas Gutes zu tun. So halt ja, jemanden helfen. Irgendeinen<br />

Bereich vertreten, zum Beispiel Tiere zu vertreten, die sich nicht selbst wehren können. Wirklich so halt.<br />

Schon vor allem Tiere heilen, so gut es geht <strong>und</strong> Tiere schützen, das. »<br />

Rückblickend freut sie sich über ihren Entscheid, weil sie denkt, sie wäre in einem weniger<br />

handwerklichen Beruf unglücklich geworden. Ihr Vater, der Installateur in einer Fabrik ist,<br />

(<strong>und</strong> vermutlich Abteilungsleiter/Teamchef) <strong>und</strong> ihr Umfeld haben sie in diesem Sinne<br />

ermutigt (sie erwähnt ihre verstorbene Mutter, die Lehrerin war, kaum). Diese Unterstützung<br />

ist für sie nicht selbstverständlich, weil man es in ihrer Region lieber sieht, wenn Frauen<br />

schnell in die Arbeitswelt einsteigen. Sie denkt, dass der Beruf gut mit Familie <strong>und</strong><br />

Teilzeitarbeit vereinbar ist.<br />

1.3 Die Zuneigung zu Tieren, ein erster Schritt zur beruflichen<br />

Spezialisierung <strong>und</strong> Sozialisation<br />

Wie Studien über Berufe <strong>und</strong> Berufswahl belegen, ist der Kontakt mit Tieren ein<br />

massgebender Faktor für die Hinwendung zur Veterinärmedizin (Henrio, 2004:65-66 11 ,<br />

Maurer, 1997). Diejenigen, die eine Entscheidung in diese Richtung treffen, hoffen darauf,<br />

ein Hobby ausbauen oder zum Beruf machen zu können. Angesichts der Unsicherheiten <strong>und</strong><br />

der vielfältigen schulischen Ausrichtungen stellen Hobbys einen Verankerungspunkt <strong>und</strong> eine<br />

Konstanz dar. Diese banale Nähe zwischen dem Studienbereich <strong>und</strong> dem Gebiet, ja dem<br />

Gegenstand selbst, mit dem man später arbeiten wird, ist kein gängiger Zugang zu<br />

hochqualifizierten Berufen: Sie findet sich weder in der Humanmedizin noch <strong>im</strong> Recht oder<br />

in der Wirtschaft, am ehesten noch in den Ingenieurwissenschaften. In welcher Form <strong>und</strong> mit<br />

welcher Intensität entwickelte sich die besondere Beziehung zu Tieren bei unseren<br />

Studentinnen <strong>und</strong> Studenten?<br />

Für die zwei männlichen Studenten stand das Interesse an Tieren bei der Studienwahl nicht <strong>im</strong><br />

Vordergr<strong>und</strong>. Sie waren <strong>im</strong>mer von Tieren umgeben, dieses Zusammenleben war für sie eher<br />

11 Nach Henrio (2004) geben 48 % der diplomierten Frauen von der Ecole vétérinaire de Nantes diese<br />

Motivation als Hauptgr<strong>und</strong> an <strong>und</strong> 82 % erwähnen sie; 25 % nennen an erster Stelle „das Interesse an der<br />

Medizin <strong>und</strong> der Chirurgie“, ein Kriterium, das unter allen Begründungsmöglichkeiten von 76 % geltend<br />

gemacht wurde.<br />

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