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WeltBlick 2/2018

Schwerpunktthema: Kuba. Nah bei den Menschen

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TALITHA KUMI<br />

Ministerpräsident Woidke<br />

überreicht eine Spende zur<br />

Unterstützung benachteiligter<br />

Schülerinnen und Schüler.<br />

schen Schule im Nachbarort Beit Sahour im Einsatz. Mit den<br />

Schülerinnen und Schülern dort übt sie deutsche Vokabeln und<br />

erteilt Unterricht in deutscher Landeskunde – über die Bundestagswahlen,<br />

über die Geschichte des geteilten Deutschlands, den<br />

Holocaust oder auch darüber, wie in Deutschland das Oktoberfest<br />

gefeiert wird.<br />

»Ich lebe hier in Palästina in einer Gastfamilie«, sagt Malwine.<br />

»Die Mutter und die beiden kleinen Kinder haben alle die<br />

Erlaubnis, nach Jerusalem zu gehen.« Der Vater hat diese Erlaubnis<br />

nicht, und warum das so ist, wurde ihm nie gesagt. »Ein<br />

gemeinsamer Ausflug nach Israel ist deswegen nicht möglich.«<br />

Und die fehlenden Genehmigungen haben noch andere Konsequenzen:<br />

Begegnungen zwischen Schülern aus Palästina und<br />

Israel, wie sie zwischen jungen Brandenburgern und jungen Israelis<br />

regelmäßig stattfinden, sind heute nahezu unmöglich.<br />

Talitha Kumi muss für diese praktische Friedenserziehung einen<br />

ganz eigenen Weg gehen. »Wir haben einen trilateralen Austausch<br />

mit einer Schule aus Emmendingen«, sagt Schulleiter Lindemann.<br />

»Da kommen dann Deutsche, Israelis und Palästinenser<br />

in Deutschland zusammen.« Doch von den Schülern der<br />

elften Klasse, die mit Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar<br />

Woidke zusammentreffen, kennt niemand einen gleichaltrigen<br />

Israeli.<br />

»Es ist aber nicht so, dass die Jugendlichen hier nur Probleme<br />

haben«, berichtet Malwine Janetzko. »Die Mädchen interessieren<br />

sich für Jungs, man geht aus, geht tanzen, hat Spaß.« Manchmal<br />

höre sie aber auch, dass eine Schülerin sagt: »Diesen Jungen<br />

finde ich süß – aber ich kann ihn nicht heiraten, weil er eine<br />

andere Religion hat.« An der Schule freilich begegnen sich Christen<br />

und Muslime. »Man merkt nicht, wer hier christlich oder<br />

muslimisch ist«, sagt Malwine. »Das Zusammenleben an der<br />

Schule funktioniert sehr gut.« Ein dickes Lob gibt es dafür auch<br />

von Ministerpräsident Woidke, der Talitha Kumi zudem einen<br />

Scheck über 2.900 Euro aus Mitteln der Lotto-Stiftung für Unterrichtsmaterialien<br />

und zur Unterstützung benachteiligter Schülerinnen<br />

und Schüler überreicht.<br />

»Talitha Kumi ist eine außergewöhnliche Schule«, so Woidke.<br />

»In einer Konfliktregion ist ein Ort der Begegnung und des Lernens<br />

für Christen und Muslime geschaffen worden, der ein friedliches<br />

und tolerantes Miteinander ermöglicht.« /<br />

Benjamin Lassiwe<br />

ist freier Journalist und begleitete im April <strong>2018</strong> den brandenburgischen<br />

Ministerpräsidenten Dr. Dietmar Woidke bei seinem Besuch in<br />

Talitha Kumi.<br />

WeltReise<br />

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