12.07.2018 Aufrufe

WeltBlick 2/2018

Schwerpunktthema: Kuba. Nah bei den Menschen

Schwerpunktthema: Kuba. Nah bei den Menschen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

LeserBriefe<br />

Zu: »Wir lehren und lernen«<br />

(<strong>WeltBlick</strong> 1/<strong>2018</strong>)<br />

Nicht unkommentiert lassen<br />

Den Artikel »Wir lehren und lernen«<br />

möchte ich nicht unkommentiert lassen,<br />

insbesondere die Feststellung von Direktor<br />

Herpich: »Das Kennzeichen der Berliner<br />

Mission war seit jeher die Bildung,<br />

und sie hatte besonders hohe Standards,<br />

was die Ausbildung der Missionare<br />

betraf ...«. Im Rahmen der Recherchen für<br />

meine missionswissenschaftliche Dissertation<br />

»Die lutherische Gemeinde ‚Schlesien‘/Morogoro<br />

(Tanzania) von 1908 bis<br />

1960 ...« , die im Jahr 1992 von der<br />

Augustana-Hochschule Neuendettelsau<br />

angenommen wurde, habe ich Folgendes<br />

festgestellt:<br />

»Die Ausbildung der Missionare der<br />

Berliner Missionsgesellschaft (BMG) war<br />

akademisch weniger ambitioniert als<br />

etwa die der Leipziger Missionare. An Allgemeinbildung<br />

wurden von den künftigen<br />

Missionaren die Vorkenntnisse erwartet,<br />

‚welche man in der oberen Klasse<br />

einer guten Volksschule erlangen kann'.<br />

Einschließlich einer einjährigen ‚Aspirantenzeit‘<br />

war der Aufenthalt im Missionshaus<br />

auf gewöhnlich 5 Jahre bemessen,<br />

die eigentliche Seminarzeit also auf 4<br />

Jahre. Dagegen dauerte etwa die Ausbildung<br />

Bruno Gutmanns am Leipziger Missionshaus<br />

6 Jahre und schloß Veranstaltungen<br />

an der theologischen Fakultät in<br />

Leipzig ein. Überhaupt war die BMG am<br />

Schulwesen relativ wenig interessiert,<br />

jedenfalls in Ostafrika.« [...]<br />

Dr. Christian Weitnauer<br />

Pfarrer i. R., Ingolstadt<br />

Antwort auf den Leserbrief von Dr. Christian Weitnauer<br />

Durch Bildung eng begleitet<br />

Es gibt wohl keinen Zweifel daran, dass der Missionierungsprozess in Übersee durch Bildung<br />

der Einheimischen eng begleitet worden ist. Die Berliner Missionsgesellschaft<br />

unterhielt nicht nur Schulen auf vielen ihrer Stationen, sondern in Südafrika auf ihrer<br />

»Musterstation« Botschabelo auch ein Lehrerbildungsseminar für Afrikaner. Mit ihrem<br />

Engagement im Schul- und Ausbildungsbereich unterschied sich die Berliner Missionsgesellschaft<br />

nicht wesentlich von anderen evangelischen Missionsgesellschaften in<br />

Afrika. Der Bildungsgrad der europäischen Missionare, die in Übersee eingesetzt waren,<br />

war selbstverständlich von deren sozialer Herkunft und persönlicher Eignung abhängig;<br />

da machte die Berliner Missionsgesellschaft keine Ausnahme. Die Ausbildung der Berliner<br />

Missionare erfolgte im Missionshaus in Berlin nach einer groben Festlegung in der<br />

Missionsordnung.<br />

Inwieweit es spezifische Lehr- bzw. Ausbildungspläne für die Missionszöglinge oder<br />

sogar pädagogische Lehrpläne für die Durchführung von Unterricht auf den Missionsfeldern<br />

gab, ist noch nicht explizit erforscht worden. Die theologische Aus- und Weiterbildung<br />

erfolgte zuweilen – bekanntes Beispiel ist Johannes Winter – an der hauptstädtischen<br />

Universität. An der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität fanden ebenso<br />

Ausbildungen in medizinischen Grundkenntnissen – bekanntes Beispiel ist Albert Kropf<br />

– statt, einige Zöglinge erhielten hier eine vollständige medizinische Ausbildung, die<br />

dann in Südafrika approbiert wurden – bekanntestes Beispiel ist Alexander Merensky –<br />

oder sich nach Ausscheiden aus dem Missionsdienst als Ärzte niederließen – bekanntestes<br />

Beispiel ist Johann Mars.<br />

Diese Tatsache schließt nicht aus, dass einige Missionare anderer Gesellschaften<br />

eine weiterführende Ausbildung oder sogar ein vollständiges universitäres Studium vor<br />

ihrer Aussendung durchlaufen haben. Es muss jedoch konstatiert werden, dass die missionsgeschichtliche<br />

Forschung noch nicht so weit vorgedrungen ist, um die Ausbildungsmethoden<br />

der einzelnen missionarischen Ausbildungsstätten zu untersuchen<br />

oder gar zu vergleichen. Die Berliner Missionare hatten neben handwerklichen, sprachlichen<br />

und medizinischen Fächern auch eine theologische Ausbildung zu absolvieren,<br />

die derjenigen an Universitäten glich, ohne allerdings übereinstimmend zu sein, was<br />

vor allem am Beispiel des Missionars Johannes Winter zum Ausdruck gekommen ist<br />

Immerhin ist es ja eine gesicherte Erkenntnis, dass fast alle afrikanischen führenden<br />

Politiker nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Ausbildung in Missionsschulen erhalten<br />

hatten und an vorderster Stelle des Dekolonisierungsprozesses standen, was nicht heißen<br />

soll, dass sie zu »Revolutionären« erzogen worden sind. In den Worten Nelson Mandelas:<br />

»Hätte es die Missionare nicht (gegeben), stünde ich vermutlich heute nicht hier.<br />

Sie waren es, die Bildung für die Schwarzen in Südafrika eingeführt haben … Sie haben<br />

Land gekauft, Schulen gebaut, sie ausgestattet und Lehrer eingestellt, die uns unterrichtet<br />

haben. Von der Grundschule an bis hinauf zur Universität von Fort Hare war ich auf Missionsschulen<br />

… Religion liegt uns im Blut, weil wir das Produkt dieser missionarischen Erziehung sind.«<br />

PD Dr. mult. Ulrich van der Heyden<br />

(Ulrich van der Heyden ist ein ausgewiesener Kenner der Missionsgeschichte und der Arbeit des Berliner Missionswerkes.<br />

Daher haben wir ihn um eine direkte Antwort auf den Leserbrief gebeten, Anm. d. Redaktion)<br />

Von Ulrich van der Heyden können Sie auf Seite 50 einen Beitrag zur Berliner Gesellschaft für<br />

Missionsgeschichte lesen.<br />

44 <strong>WeltBlick</strong> 2/<strong>2018</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!