WeltBlick 2/2018
Schwerpunktthema: Kuba. Nah bei den Menschen
Schwerpunktthema: Kuba. Nah bei den Menschen
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WeltReise<br />
Verzweiflung<br />
seit Jahren<br />
aufgebaut<br />
Unfreiheit, Desinformation und Sprachhindernisse:<br />
Menschen leiden unter Äthiopiens Regime<br />
TEXT UND FOTOS: MARTIN FRANK<br />
Ob es wohl zum Reiseglück des Afrikareferenten gehört, bei der Ausrufung<br />
des Ausnahmezustands dabei zu sein, vom Fall des Premierministers<br />
zu hören und die Blockade einer ganzen Stadt erleben zu müssen?<br />
Im Februar dieses Jahres erlebte ich all dies bei meinem ersten Besuch<br />
als Gast der lutherischen charismatischen Partnerkirche Mekane Yesus<br />
in Äthiopien. Ich habe mich immer wieder gefragt: Was bedeutet es für<br />
unsere Geschwister dort, unter einem solchen Regime zu leben?<br />
Es ist Samstag, der 24. Februar. Am frühen Abend fährt ein kleiner Lautsprecherwagen<br />
durch Dembi Dollo im Westen Äthiopiens, um auf eine geistliche Konferenz<br />
hinzuweisen. Etwas vorher ist die Kunde umgegangen, dass der freigelassene<br />
Oppositionsführer Bekele Gerba, der am Wochenende in die Stadt kommen<br />
wollte, an der Weiterfahrt gehindert wurde. Er musste nach Addis umkehren. Die Militärs<br />
in Dembi Dollo missverstehen nun die Botschaft aus dem Lautsprecherwagen. Sie<br />
denken, er kündige die Ankunft des Oppositionsführers an. Eine größere politische<br />
Versammlung befürchtend, schlagen sie den Fahrer des Wagens und nehmen ihm die<br />
Schlüssel ab. Sofort kommen vor allem junge Männer auf die Straße gelaufen und<br />
mischen sich zornig ein.<br />
Einige hören mit, wie der Anführer der Soldaten mit dem Hauptquartier in Addis<br />
telefoniert und dort meldet, aufgrund der Ansammlung vieler Menschen müsse scharf<br />
geschossen werden. Die Situation eskaliert. Er selbst wird erschossen; mehrere Menschen<br />
in der anschließenden Schießerei verwundet. Das Militär flieht zurück in die<br />
40 <strong>WeltBlick</strong> 2/<strong>2018</strong>