Pocking Aktuell Dezember 2011

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AKTUELLES Dr. Oswin Rutz schreibt über die ehemalige Kaiserpfalz Inzing Wo Bischöfe und kaiserliche Gesandte zu Gericht saßen Werheute den Namen Inzing hört, verbindet damit eine Hochburg des Faschings. Vor ziemlich 1200 Jahren bereits trafen sich im Ort Größen des Reichs Karls des Großen, um hier Entscheidungen zu treffen. Die Rott-Innebene hat ausgesprochen mildes Klima mit wenigen Niederschlägen. Zwischen dem Innbogen und der früher sumpfigen Königswiese erstreckt sich von Mittich – ein vorgermanischer Name –über Reding, Inzing, Gögging, Würding, Füssing, Malching ein uraltes Siedlungsgebiet. Die Namen auf -ing sind die älteste Schicht bairischer Namen. Die Bedeutung Inzings im Frühmittelalter als Fiskalgut, d.h. königliches Eigentum, lässt darauf schließen, dass in der Rechtsnachfolge des Römerreichs hier ein nicht entdecktes römisches Gut übernommen wurde. Unterirdische Schätze und Räuber In den Jahren 1898/99 entdeckte man bei Erdbewegungen südlich der Ortschaft Skelette, wonach nach Wildwestmanier wie bei der Sicherung von „Claims“ für die Erschließung von Bodenschätzen ein „Raubgräberehepaar“ und staatliche Stellen um die Wette Grundstücke und Rechte mieteten, um Ausgrabungen durchführen zu können. Es wurden in 498 bajuwarischen Reihengräbern mit 525 Toten fränkisch und langobardisch beeinflusster Schmuck der Frauen und Waffen bei den Männern gefunden. Was nicht in dunkle Kanäle verschwand, landete in den öffentlichen Sammlungen in München, Berlin und Nürnberg. Die Belegung des Gräberfelds reicht von der Einwanderung der Bajuwaren vor der Mitte des 6. Jahrhunderts, als nur das beste bereits kultivierte Land in Besitz genommen wurde, bis in die Zeit um 700, als die Menschen dann um die Kirche beerdigt wurden. Der wohl interessanteste Fund ist eine kleine runde Pressblechplatte einer Scheibenfibel aus einem Frauengrab des 7. Jahrhunderts: Zwei aufgerichtete Löwen nahen sich einem Kreuz. Es bleibt ungewiss, ob die Besitzerin bereits Christin war oder als Heidin christlichen Schmuck erworben hatte. Sitz des karolingischen Sendgerichts Eine Urkunde von einem 27. Februar zwischen 800 und 804 bezeugt den „fiscus publicus“, d.h. das Staatsgut Karls des Großen Schloss Inzing, wie esMeisterstecher Michael Wening 1723 sah. Stich: M.Wening/Staatl. Bibliothek Passau „Inzinga“ als Tagungsorts des Sendgerichts. Das ist ein für eine Region zuständiges Gericht für Religions- und Sittensachen, meist angesiedelt bei alten Tauf- und Mutterkirchen. Mit Eid und Gottesurteil zur Wahrheitsfindung wurden zur allmählichen Kultivierung der Bevölkerung Bußen und Strafen ausgesprochen. Bei der Sitzung in Inzing, von der der Text eines schriftlichen „Blättchens“ erhalten ist, waren Erzbischof Arn von Salzburg, der Passauer Bischof Waldrich, Deotker, der Gründungsabt des Klosters Herrieden in Mittelfranken und der weltliche Richter Kyslehart als Gesandte des „durchlauchtigsten Kaisers Karl“ neben „allem Volk“ anwesend. Zu einem solchen großen Staatsgut mit viel Gesinde gehörten auch eine Reihe von abhängigen Bauern auf ihren Huben. Vondieser Taufkirche St. Johannes erfahren wir, als am 11. Mai 848 König Ludwig der Deutsche seine Pfalzkapelle auf Lebenszeit dem adeligen Diakon Engoldeo und dessen Mutter überträgt. Am 25. August 885 schenkt Kaiser Karl III. der Dicke den neunten Teil der Einkünfte einer Reihe von Königshöfen darunter Inzing an die Kapelle von Altötting. Welche Bedeutung es damals hatte, kann man daraus ersehen, dass es zusammen mit so bedeutenden Orten wie Wels, Mattighofen, Reichenhall, Osterhofen und Dingolfing genannt wird. Heute ist nichts von der kaiserlichen Pfalz erhalten und die so bedeutsame Kirche wurde in der Säkularisation nach 1803 abgerissen. Die Volkssage berichtet, dass die entweihten Einrichtungsgegenstände ihren neuen Besitzern Unglück brachten. Dr. Oswin Rutz ,2 -#%( /%0#2!" +40"#%!*$!7 3# 13511 )%6('.*98).'' Tel: +49(0)85 31.275 97 55 Mobil: +49(0) 171.68 87333 E-Mail: eva-maria.greve@t-online.de 8
WEIHNACHTEN Erwartekein Wunder... Es ist Vorweihnachtszeit EineZeit,die die Hoffnungen, Erwartungenund Konsumgewohnheiten vonMillionen Menschen prägt. Alles was wir jetzttun undkaufen, soll uns undandere möglichstglücklich machen. DieSehnsucht auf einfriedvolles undgemeinschaftlichesWeihnachten ist allerdings in erster Linie abhängig von unseren sozialen Netzwerken und Beziehungsstrukturen. Wassich alle Jahreinder Vorweihnachtszeit wiederholt,ist fürdie meisten vonuns bereits weitentferntvon jenerbesinnlichenZeit, in derwir beiuns undall jenenseinsollten,die unswichtigund lieb sind. Stattdessen lassenwir unsmanipulierenund delegieren, dieNebenwirkungeneiner Multioptionsgesellschaft. Es wird wie niezuvor umworben, verführt, verwöhnt.Noch niehaben so vielesovieles haben wollen–und auch gekauft oder bekommen. Daher erscheintesdochmehrals widersprüchlich, dasswir allenicht gleichzeitig glücklicher, zufriedener und dankbarer sind…?! Da mit dem Wohlstand auchdie Ansprüche wachsen, erreichen wir nie eine „finale Befriedigung“. Ganz im Gegenteil,Stillstand ist für die meisten Menschen ein unerträglicher Zustand, da wir –einmalinder Konsumschlaufe angekommen –nie genug bekommen! Gerade in der Vorweihnachtszeitstellt sich verstärkt das Bedürfnisnach Harmonie und (Familien)Frieden ein. Undgenau aus dieser Erwartungshaltung heraus entstehendie meisten Missverständnisse. Da mussdas perfekteMenüauf denTisch, die Wohnung muss auf Hochglanz geputzt sein, die größte, schönste, teuerste Zuchttanne muss den neuesten Weihnachtstrends standhalten und dann sollte natürlich, nacheiner üppigen Bescherung, auf Kommando Freude aufkommen... Wäre ein harmonisches Miteinander mit „Käuflichem“ zu erreichen, gäbe es wohl kaum so viele Streitereien und Familientragödien an Feiertagen oder Geburtstagen, vor allem aber an Weihnachten! Ich glaube, dass die schönsten Feste da gefeiert werden, wo mansich an Traditionen erinnert. Vielleicht ist das ein gemeinsames Gebet, ein Lied, ein schönes (einfaches) Essen, eine Geste, ein Lächeln, eine gereichte Hand zum Frieden... Schon MahatmaGandhi vertrat die Meinung: „Das Geheimnis eines glücklichen Lebens liegt in der Entsagung“, eine These, der sich auchFriedrichNietzsche anschloss. Der glaubte, dass sich Glückerst dann einstellt, wenn mansich „gründlichund lange Zeit hin“ etwasentsagt... Vielleicht können dann Geschenke ein wundervolles Weihnachten vollenden, oder ein kleines Wunder vollbringen... Viel Freude beim „weihnachtlichen Miteinander“ und viele liebevolle Aufmerksamkeiten wünscht Ihnen Sabine Beham 9
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