Gravity 2018
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eim Rampage in Utah tatsächlich die Fallline als bevorzugen<br />
Weg zu wählen, der handelt und denkt in diesem<br />
Augenblick nicht auf Anweisung von Sponsoren. In diesen<br />
Momenten herrscht ein Höchstmaß an Individualität,<br />
naturreine Selbstbestimmung. Ok – der Alltag eines 9 to<br />
5-Jobs, der ist selbst mir zu langweilig und zu sehr gewöhnliches<br />
Mittelmaß – und, ja, bestimmt steckt das Streben<br />
nach Einzigartigkeit jedem Menschen in den Genen,<br />
nur diesen Extremsportlern eben etwas mehr. Aber das<br />
ist Hosentaschenpsychologie. Ich will tiefer hinein. Sehnsucht<br />
und Auflehnung spielen eine große Rolle. Sehnsucht<br />
nach den ursprünglichsten, menschlichen Handlungsweisen;<br />
danach, sich ständig weiterzuentwickeln,<br />
sich in Rivalität vor seinem Gegenüber zu platzieren, um<br />
das eigene Überleben zu sichern. Extremsport, das ist ein<br />
evolutionsgetriebener Tatendrang im modernen Kontext.<br />
Negativbotschaften des Körpers werden ignoriert, bestenfalls<br />
werden sie in Kauf genommen und dem größeren Ziel<br />
– "Ich muss besser sein als mein Gegenüber" – untergeordnet.<br />
Zumeist ist es sogar so, dass Leid oder Schmerz<br />
nicht als sinnfrei bewertet, sondern bewusst herbeigeführt<br />
werden – als notwendiger Bestandteil des angestrebten Lebensgefühls.<br />
Es sind gewollte Aspekte eines spezifischen<br />
Körperprogramms, das in scharfem Kontrast zur Anstrengungs-<br />
und Risikovermeidung der Restgesellschaft steht.<br />
Es ist Auflehnung gegen etablierte Gesellschaftsmuster.<br />
Wir leben nach dem Prinzip "Sicherheit, Bequemlichkeit<br />
und Gefahrenabwendung". Gefahr, Schweiß, Verausgabung,<br />
Unerwartbarkeit – das sind alles Dinge, die im Extremsport<br />
normal sind, in unserem heutigen Alltag jedoch<br />
wenig Raum haben. Und gerade deshalb sind Menschen;<br />
Charaktere, die sich für Extremsport entscheiden, so anziehend.<br />
Sie signalisieren wie ungemein unabhängig und,<br />
im Vergleich zur Restgesellschaft, ungewöhnlich sie sind.<br />
Das Andersartige und aus dem Rahmen Fallende hat uns<br />
schon immer fasziniert. Extremsportler sind beeindruckende<br />
Menschen; Anpassungsgedanken sind ihnen fremd. Es<br />
sind intrinsisch motivierte Individuen, die ihre körperlichen<br />
und geistigen Grenzen ständig aufs Neue ausloten. Allemal<br />
ihre Konkurrenten treiben sie an. Konzerne hingegen können<br />
höchstens Rahmenbedingungen schaffen, die meinetwegen<br />
für die Durchschnittsbevölkerung aus dem Rahmen<br />
fallende Möglichkeiten bieten, sicher aber keinen in den<br />
Abgrund zwingen. Fabio Wibmer oder Danny MacAskill<br />
beispielsweise machen sich diese Rahmenbedingungen<br />
einfach zu eigen und leben so frei ihre Neigungen. Sponsoren<br />
könnten einen solchen Sportler niemals über dessen<br />
Selbstbestimmung hinaus zu Taten verleiten, die ihm<br />
eigentlich zuwider sind. Es sind Freigeister; Leid, Schmerz<br />
und Endgültigkeit kalkulieren sie allemal für sich selbst.<br />
Bild Hannes Berger / Red Bull Content Pool Fahrer Fabio Wibmer<br />
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