Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
- information - diskussion - innovation - motivation -<br />
Das Österreichische Impuls-Magazin | <strong>September</strong> <strong>2018</strong><br />
Wasser als Suchtprävention<br />
Erziehung ist (k)ein Kinderspiel<br />
BESUCHEN SIE UNS:<br />
www.facebook.com/lernen.mit.zukunft<br />
Wofür arbeiten Sie?<br />
Berufliche Ausrichtung<br />
Träum weiter<br />
Alles beginnt als Traum
inhalt & impressum<br />
inhalt & übersicht<br />
Und was Zuhören damit zu tun hat<br />
Träum weiter<br />
Piraten & Pflaumenfest<br />
Liebesgeschichte Pädagogik<br />
Vor Freude - Vorfreude<br />
Segeln abseits der Zivilisation<br />
Wofür arbeiten Sie?<br />
Sehnsucht<br />
Für scharfe Augen<br />
Ein Mann, ein Wort<br />
Wasser als Suchtprävention<br />
Mit Ritualen Halt finden<br />
Organoide in der Forschung<br />
Matsch<br />
Prof. Abakus<br />
Bildung a´la carte<br />
Gemüseparadies mitten in der Stadt<br />
Selbstwert und Schule<br />
Snezana Kreppenhofer-Hahn<br />
Perchtoldsdorfer Heide<br />
Else Klein<br />
Erneuerbare Energien<br />
04<br />
05<br />
06<br />
08<br />
09<br />
10<br />
11<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
20<br />
22<br />
23<br />
24<br />
26<br />
28<br />
30<br />
32<br />
34<br />
SIE müssen vor einer Gruppe etwas präsentieren, Schweiß bricht<br />
aus, Sie sind unsicher, Sie haben die sogenannte „Urangst“ vor<br />
dem Publikum zu sprechen.<br />
In Lehrvideos erfahren Sie die Techniken direkt vom Profi, dem<br />
Schauspieler Felix Kurmayer.<br />
UND DAS WICHTIGSTE: Sie werden mit Ihrer Rede vor Ihrem<br />
Publikum glänzen und niemand wird erfahren, wie Sie dies<br />
geschafft haben. Es bleibt IHR Geheimnis.<br />
DETAILS. www.improve.or.at/perfekte-praesentation.html<br />
Klicken Sie das INFO-Symbol und es öffnen<br />
sich ergänzende Informationen zum Artikel<br />
(pdf-Datei)<br />
Klicken Sie das OHR-Symbol und es öffnet<br />
sich in einer eigenen Browser-Seite der<br />
Audio-Player. Sie hören die Stimme des<br />
Autors mit ergänzenden Informationen.<br />
Klicken Sie das LAUTSPRECHER-Symbol<br />
und es öffnet sich in einer eigenen Browser-Seite<br />
der Audio-Player. Musik untermalt<br />
den Beitrag.<br />
SYMBOLE ZUR HANDHABUNG<br />
DER INTERAKTIVEN ELEMENTE<br />
DES MAGAZINS<br />
Klicken Sie das ZETTEL-Symbol<br />
und es öffnet sich das Mail-<br />
Programm.<br />
Klicken Sie das AUGE-Symbol und es<br />
öffnet sich der Browser mit einem Video.<br />
2 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
editorial & information<br />
impressum<br />
Medieninhaber, Herausgeber<br />
& Verleger <strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong><br />
<strong>ZUKUNFT</strong>, 1220 Wien,<br />
Mühlwasserpromenade 23/ Haus<br />
13, e-mail: office@LmZukunft.<br />
at, Herausgeber/Grafik: Karl H.<br />
Schrittwieser, Redaktion (Bild/<br />
Text): Birgit Menke,<br />
Titelseite - Foto: © Pixabay.com<br />
Blattlinie:<br />
Mit unserer Themenvielfalt laden<br />
wir Erwachsene ein, sich für die<br />
Entwicklung unserer Lebenswelt<br />
und künftigen Generationen<br />
einzusetzen.<br />
Dazu geben wir Informationen,<br />
Gedankenimpulse und<br />
Anregungen.<br />
Die AutorInnen übernehmen<br />
selbst die Verantwortung für den<br />
Inhalt ihrer Artikel.<br />
Auflage: 4 mal im Jahr<br />
Straffe Moderation:<br />
Gemeinsam schafft man mehr<br />
SIND MEETINGS ZEITVERSCHWENDUNG?<br />
Kürzlich las ich einen Artikel über das Thema „Meetings“<br />
Hier eine kurze Zusammenfassung:<br />
Den Teilnehmern wurde zeitgerecht der Ort, Termin<br />
und Uhrzeit sowie der Sitzungsablauf mit den vorgegebenen<br />
Inhalten und Tagesordnungspunkten übermittelt.<br />
Von den 10 eingeladenen Teilnehmern waren nur vier pünktlich,<br />
die anderen trudelten nach und nach ein und das Meeting<br />
begann eine Viertelstunde später.<br />
Auch die Zeitvorgabe von 20 Minuten für die strukturierte Einleitung<br />
mit anschließendem kurzen Brainstorming wurde nicht<br />
eingehalten. Das kommt nicht selten vor und die Gründe dafür<br />
sind vielfältig.<br />
Ein möglicher Grund ist, dass die Teilnehmer von einem Termin<br />
zum nächsten hetzen, mit ihren Gedanken beim letzten Meeting<br />
und noch nicht konzentriert bei der Sache sind.<br />
Ein anderer Grund sind die notorisch zu spät Kommenden, die<br />
selten Konsequenzen zu befürchten haben.<br />
Und es gibt viele Menschen, die gar nicht zuhören können, weil<br />
sie vielleicht viel zu sehr mit den eigenen Gedanken beschäftigt<br />
sind.<br />
NEUERUNGEN<br />
Karl Schrittwieser<br />
Häufig wird auch bei Wortmeldungen das bereits gesagte mit<br />
eigenen Worten wiedergegeben und dann als eigene Idee verkauft.<br />
Hier geht die Selbstprofilierung auch auf Kosten der Zeit,<br />
auf Kosten der anderen Teilnehmer und am Ziel der Veranstaltung<br />
vorbei.<br />
Es bedarf einer strengen Zeiteinhaltung und Diskussionsführung<br />
um dem Image der vielen sinnlos abgesessenen<br />
Stunden in Meetings entgegenzuwirken. Eine gemeinsame<br />
Themenfindung und Diskussion kann eine<br />
unglaubliche Bereicherung sein. Gemeinsam<br />
können Ideen entstehen, wachsen und reifen.<br />
Gute Rahmenbedingungen, Eigendisziplin und<br />
aktives Zuhören gehören allerdings<br />
auch dazu.<br />
Karl H. Schrittwieser<br />
Obmann und Herausgeber<br />
<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong><br />
Foto © pixabay.com<br />
3 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
information & kommunikation<br />
Mag. a Eva Maria Sator<br />
Unternehmensberaterin &<br />
Coach,<br />
www.evasator.at<br />
EVA MARIA SATOR<br />
stellt sich vor<br />
Miteinander kommunizieren:<br />
Und was Zuhören damit zu tun hat<br />
JEMANDEN ANDEREN INS WORT ZU FALLEN, IST EINE VIEL<br />
STÄRKERE BEEINFLUSSUNG ALS IHM EINEN FUSSTRITT ZU<br />
GEBEN. (Rudolf Steiner)<br />
Kommunikation ist mehr oder weniger<br />
in allen meiner Beratungen<br />
ein Thema – ob Team- oder<br />
Einzelberatung. Wir alle wissen<br />
theoretisch schon viel darüber. Doch<br />
im Alltag scheitern wir und erleben uns<br />
immer wieder in Gesprächssituationen,<br />
in denen mehr Gegeneinander als Miteinander<br />
erlebbar wird.<br />
WORAN LIEGT DAS?<br />
Ich denke, dass wir zu wenig gut und<br />
genau zu- und hinhören. Stattdessen<br />
sind wir oft schon wieder bei unseren<br />
eigenen Gedanken und Gefühlen und<br />
damit Meinungen und Überzeugungen,<br />
die wir entgegnen oder zumindest<br />
ergänzen wollen. Was dadurch geschieht<br />
ist, dass wir inhaltlich, sachlich oft gar<br />
nicht alles hören, geschweige denn, den<br />
gefühlsmäßigen seelischen Aspekt der<br />
Botschaft erfassen. Was schwingt dabei<br />
mit und sagt mir manchmal mehr als<br />
1000 Worte? Für diese Wellenlänge gilt<br />
es die Antennen auszufahren und auch<br />
darauf dann einzugehen.<br />
Das bedeutet jedoch nicht, dass ich keine<br />
andere bzw. meine eigene Meinung<br />
haben und danach äußern darf oder<br />
soll. Es geht dabei wie so oft um das Wie.<br />
Und manchmal ist vielleicht sogar ein<br />
Zurückhalten der eigenen Meinung einem<br />
Miteinander zieldienlicher. Auch das ist<br />
möglich.<br />
WAS BRAUCHT ES AUSSER GEDULD<br />
UND EIN GUTES GEHÖR FÜR<br />
GENAUES ZUHÖREN?<br />
Die Geisteshaltung der Toleranz. Tolerant<br />
sein heißt, auch die Freiheit des Gedankens<br />
der anderen zu achten. Rudolf<br />
Steiner weist so schön darauf hin, dass<br />
wir es als rüpelhaft erleben, wenn wir<br />
jemanden anderen von seinem Platz,<br />
den er eingenommen hat, wegschieben.<br />
Tun wir dasselbe in Gedanken (jemandem<br />
seinen Standpunkt nehmen), fällt<br />
uns nicht auf, dass dies unrecht ist. „Es<br />
ist viel kraftvoller, zuhören zu können,<br />
solange der andere spricht, als ihm in die<br />
Rede zu fallen. Das gibt ein ganz anderes<br />
gegenseitiges Verständnis. Sie fühlen<br />
dann, wie wenn die Seele des andern Sie<br />
durchwärmte, durchleuchtete, wenn Sie<br />
ihr in dieser Weise mit absoluter Toleranz<br />
entgegentreten.“ 1<br />
Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen<br />
und erinnere mich, täglich das Zuhören zu<br />
üben. Denn Übung macht den Meister.<br />
Foto © pixabay.com<br />
4 | SEPTEMBER <strong>2018</strong><br />
1<br />
Rudolf Steiner, Die Welträtsel<br />
und die Anthroposophie
information & träume<br />
Alles beginnt als Traum:<br />
Träum weiter<br />
WARUM SICH MENSCHEN IHRE TRÄUME NICHT VERWIRKLICHEN<br />
Als Kinder träumen wir alle. Bis<br />
uns unsere Eltern raten, damit<br />
aufzuhören und uns lieber auf<br />
den Ernst des Lebens vorzubereiten.<br />
•„Genieß’ deine Jugend.<br />
Danach wird das Leben schwer<br />
genug.“<br />
• „Lern’ was Vernünftiges. Damit auch<br />
etwas wird aus dir.“<br />
•„Das Leben ist kein Wunschkonzert.<br />
Du musst fleißig sein und hart<br />
arbeiten.<br />
Kommen dir diese Sätze bekannt vor?<br />
Worte haben Macht. Solche Glaubenssätze<br />
machen es sich zumindest<br />
in deinem Unterbewusstsein bequem<br />
und sind schwer wieder rauszukriegen.<br />
Deine Eltern und Großeltern geben sie<br />
besten Wissens und Gewissens an dich<br />
weiter. Sie sind gut gemeint und sollen<br />
dich davor beschützen, enttäuscht zu<br />
werden. Das Problem ist nur, dass sie<br />
aus einer anderen Zeit stammen. Ihre<br />
Generationen wuchsen unter ganz<br />
anderen Voraussetzungen auf, mit ganz<br />
anderen<br />
Problemen und Aufgaben. Während ihre<br />
Herausforderung vielleicht noch war, zu<br />
überleben, darf es unsere sein, zu leben.<br />
Parallel zu deinem familiären Umfeld<br />
könnte vor allem die (Regel-)Schule<br />
dafür sorgen, dass du deine Träume aus<br />
den Augen verlierst. Anstatt mit dem<br />
Zeit verbringen zu dürfen, was dich<br />
interessiert und begeistert, musst du oft<br />
das lernen, was sich irgendwann mal<br />
irgendwer ausgedacht hat. Und wirklich<br />
lernen tust du es ja sowieso nicht.<br />
Maximal auswendig. Schließlich lernst<br />
du ja nicht für dich, sondern für die Prüfung.<br />
Im besten Fall erschummelst du dir eine<br />
gute Note. Das fördert zumindest Mut und<br />
Kreativität.<br />
Mein TräumWeiterTALK-Gast, der Neurobiologe<br />
Gerald Hüther, behauptet: „Jedes<br />
Kind ist hoch begabt“. Nach der Schule<br />
sind es aber nur mehr zwei Prozent. Denn<br />
die meisten unserer Bildungseinrichtungen<br />
sind leider nicht dafür da, um dich am Weg<br />
zu deinem Traum zu begleiten, sondern um<br />
dich auf unser System vorzubereiten. Und<br />
dieses System kann nichts mit Träumern,<br />
Freigeistern und Querdenkern anfangen. Die<br />
passen nicht hinein. Als Schul- oder Studienabgänger<br />
wirst du dann als ein am Fließband<br />
perfekt gefertigtes Produkt wieder ausgespuckt.<br />
Genormt und geprüft, genau so,<br />
wie dich der Kunde, nämlich die Wirtschaft,<br />
freudig erwartet.<br />
Drei weitere Gründe, warum sich Menschen<br />
ihre Träume nicht verwirklichen, 25 Beispiele,<br />
wie es doch gelingen kann und 15<br />
Fragen, die sich jeder Träumer stellen sollte,<br />
findest du in meinem neuen Buch „Träum<br />
weiter“.<br />
Sollte es nicht das Normalste der Welt sein,<br />
dass jeder Mensch seine Träume verfolgt,<br />
aktiv und selbstbestimmt sein Leben gestaltet,<br />
das coolste Leben lebt, das er sich<br />
vorstellen kann? In der Arbeit an meinem<br />
Buch habe ich mich vor allem mit dieser Frage<br />
beschäftigt. Sie lässt mich nicht mehr aus,<br />
seit ich mir meinen eigenen Kindheitstraum,<br />
Profifußballer zu werden, erfüllen durfte<br />
und gespürt habe, welche Kraft du schöpfen<br />
kannst, wenn du dem nachgehst, was dich<br />
am meisten begeistert.<br />
Peter Alexander Hackmair<br />
Vortragsredner, Autor und <br />
Moderator<br />
www.träum-weiter.at<br />
LESEPROBE<br />
P.A. Hackmair<br />
Foto: © naluwan-fotoflia.com<br />
5 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
information & tradition<br />
In Old World Village:<br />
Piraten & Pflaumenfest<br />
ALLE DIE TOD UND TEUFEL NICHT FÜRCHTEN, MÜSSEN MÄNNER <strong>MIT</strong><br />
BÄRTEN SEIN<br />
Ursula Schoeneich<br />
Direktorin der<br />
German School Campus in<br />
Newport Beach, CA USA<br />
www.germanschoolcampus.com<br />
LIED | Black Bones-<br />
Captain Blood<br />
04:14<br />
Fotos © German School Campus<br />
6 | SEPTEMBER <strong>2018</strong><br />
Das Old World Pflaumen Festival<br />
entstand 1995 in Huntington<br />
Beach, zu Ehren der Großmutter<br />
Elly, die jedes Jahr im August<br />
zum Geburtstag ihrer Tochter Dolores<br />
einen leckeren Pflaumenkuchen backte.<br />
Ihre Kinder Cyndie Kasko und Bernie<br />
Bischof führen heute diese Tradition im<br />
wunderschönen Kalifornien fort.<br />
German School Campus wurde zu diesem<br />
Fest eingeladen und war zum ersten<br />
Mal bei dieser Veranstaltung dabei.<br />
Von der Programmeinlage der Piratengeschichte,<br />
von dem legendären Klaus<br />
Störtebeker, waren Familien und Kinder<br />
beeindruckt. Die Lehrer Dr. Marine Jago<br />
und John Weber halfen bei dem Kinderprogramm:<br />
„Als Klaus Störtebeker vor 600 Jahren<br />
lebte, war er der größte Pirat in der<br />
Nordsee und Ostsee. Aber wer war er?<br />
Im Jahre 1360 wurde er in Wismar geboren<br />
als Klaus von Alkun. Es gab viele Legenden<br />
um ihn und er blieb ein Mythos.<br />
Wie so viele Meister geriet Störtebeker<br />
vielleicht eher zufällig in seine Karriere<br />
als Seeräuber. Er entstammte edlen<br />
Verhältnissen, vertrank und verspielte als<br />
Lebemann in Ritterrüstung jedoch sein<br />
gesamtes Vermögen.<br />
Die Stralsunder Pfeffersäcke verwüsteten<br />
den väterlichen Hof nahe Barth, sein<br />
Vater wurde getötet. Vor den Toren<br />
Hamburgs traf Klaus Störtebeker die<br />
Seeräuberclique der Vitalienbrüder. Ihr<br />
Kapitän Gödecke Michels gab ihm ein<br />
Hufeisen, welches Störtebeker problemlos<br />
umbog. Eine Eisenkette riss er auch<br />
entzwei. Selbst eine Zinnstange drehte er<br />
zum Zopf. Als er dann noch den ellenhohen<br />
Humpen Michels kurzerhand herunterkippte,<br />
hatte er die Aufnahmeprüfung der Seeräuber<br />
bestanden und wurde schließlich ihr Mentor.<br />
Als damals viele Bauern immer ärmer wurden<br />
und hungern mussten, gingen sie zu den<br />
Piraten. Immer wenn die Piraten ein Schiff<br />
überfielen, teilten sie die Schätze. Die Piraten<br />
waren eine große Gefahr für den Handel<br />
mit England, Schweden, Dänemark und<br />
Russland. Es wurde immer schwieriger,<br />
für die Kaufleute ihre Waren sicher zu<br />
transportieren, da die Piratenflotte<br />
grösser wurde. Störtebeker überfiel<br />
nur reiche Kaufleute. Er gab auch den<br />
Armen Geld. Bis heute lebt Klaus<br />
Störtebeker in Büchern, Filmen<br />
Ausstellungen und Filmfestspielen<br />
in Ralswieck auf der Insel Rügen als<br />
ewiger Pirat weiter.“<br />
Mit dem Piratenlied „Alle, die mit auf<br />
Piratenfahrt fuhren, mussten Männer<br />
mit Bärten sein. Jan und Hein und<br />
Klaas und Pit, die hatten Bärte,<br />
die hatten Bärte. Jan und Hein<br />
und Klaas und Pit, die hatten<br />
Bärte, die fuhren mit,“ wurden die<br />
Kinder im Festsaal ermutigt mitzumachen.<br />
Die Schule gab ihnen Piraten-Halstücher,<br />
Augenklappen und kleine Fernstecher. Für<br />
einige Kinder gab es sogar einen Piratenhut.<br />
Musikspiele mit Piraten-Strand-Bällen,<br />
das Piraten-Ruderlied und der Piratentanz<br />
hielt die Kinder weiter auf den Beinen. Eine<br />
Schnitzeljagd führte die Kinder zu den imitierten<br />
Goldmünzen und Edelsteinen, die sie<br />
dann zur Schatztruhe bringen mussten. Alle<br />
Schätze wurden dann gleichwertig aufgeteilt<br />
und die Kinder waren sehr zufrieden mit ihrer
information & tradition<br />
„Beute“, die sie alle mit nach Hause nehmen durften.<br />
Eine Band im Festsaal sorgte weiterhin für Tanzstimmung.<br />
Der frische Pflaumenkuchen mit Schlagsahne und Kaffee<br />
war für uns Lehrer ein Genuss. Das Dackelrennen draußen<br />
im Innenhof sorgte weiterhin für Spannung an diesem<br />
schönen Familien Nachmittag.<br />
Fotos: © pixabay.com<br />
7 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
information & pädagogik<br />
Man wird ja noch träumen dürfen:<br />
Liebesgeschichte Pädagogik<br />
LIEBE IST DER ENTSCHLUSS, DAS GANZE EINES MENSCHEN ZU BEJAHEN,<br />
DIE EINZELHEITEN MÖGEN SEIN, WIE SIE WOLLEN.(Otto Flake)<br />
Dr. Manfred Greisinger<br />
Autor, Trainer<br />
Buch-Projekt-Begleiter<br />
Vortragender<br />
Selfness-Coach<br />
ICH-Marke-Pionier<br />
Aktuelles Buch:<br />
„FREIGEISTgut<br />
leben am Rande<br />
des Systems“<br />
Edition Stoareich<br />
www.stoareich.at<br />
Wo Liebe ist, wird<br />
das Unmögliche<br />
möglich.<br />
(Buddha)<br />
Wo ist der Fehler? Was ist zu<br />
kritisieren, zu verurteilen?<br />
Wo entspricht wer nicht der<br />
Norm? Wo ist wer „verhaltensauffällig“?<br />
Wo muss sich wer<br />
verbessern?<br />
Von frühester Kindheit an werden wir<br />
darauf trainiert, fokussiert, ja abgerichtet,<br />
Mängel zu sehen - buchstäblich zu<br />
ent-decken. Es scheint ja alles recht okay<br />
zu sein, ABER … Da ist es, das Haar in<br />
der Suppe! Der Schmutzfleck auf der<br />
Hose. Die Wolke am blauen Himmel –<br />
die gaaaanz sicher eine riesige Regenwolke<br />
werden wird – Unwettergefahr!!!<br />
STATT MÄNGELSICHT – LIEBE<br />
„Ich freu mich schon wieder auf meine<br />
Kinder; es ist mein absoluter Traumberuf<br />
– seit Jahrzehnten!“ – Es gibt sie, AUCH<br />
jene Pädagogen wie Silke, die echte Liebende<br />
sind; und das seit Jahrzehnten. Ich<br />
habe sie am Strand getroffen, glücklich<br />
in den Sonnen-Sommerferien, und doch<br />
in Vorfreude auf den Job, den so viele<br />
als immer schwerere Bürde erachten …<br />
Nein, ich will keine naive Romantik verbreiten;<br />
sondern der Überzeugung Raum<br />
geben, dass wir mit Liebe im Lehren<br />
weiterkommen als mit jeder noch so detaillierten<br />
Verordnung, vom hellsten Verstand<br />
ausgedacht.<br />
Stellen wir uns doch bitte mal vor, wir leben<br />
den Satz von Christian Morgenstern, ja, wir<br />
zelebrieren diesen Gedanken aus Überzeugung:<br />
„Schön ist eigentlich alles, was man<br />
mit Liebe betrachtet. Je mehr jemand die<br />
Welt liebt, desto schöner wird er sie finden.“<br />
Vorstellbar, dass wir aus der ganzen Pädagogik<br />
eine einzige Liebesgeschichte machen?!<br />
Wer immer mir an einem Schultag begegnet,<br />
ich „hebe“ mich innerlich auf jenes Niveau,<br />
das ich von prickelnden Rendezvous mit<br />
„Angebeteten“ her kenne. Rufen wir das<br />
maximale Liebesvermögen ab – und gehen<br />
wir in die Klasse!<br />
Hat nicht jede und jeder das Recht, uns in<br />
„Liebes-Höchstform“ zu erleben?!<br />
Statt auf Energie-Sparflamme; nörgelnd, resignativ,<br />
kleinlaut. Dienst nach Vorschrift. Nur<br />
nicht zuviel Engagement hervorrufen …<br />
„Wo Liebe ist, wird das Unmögliche möglich.“<br />
(Buddha)<br />
- Na dann, starten wir die liebende Schule!<br />
Foto: © pixabay.com<br />
8 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
information & emotion<br />
Der emotionale Mensch – Teil 19:<br />
Vor Freude - Vorfreude<br />
UND ICH HABE MICH SO GEFREUT! SAGST DU VORWURFSVOLL, WENN<br />
DIR EINE HOFFNUNG ZERSTÖRT WURDE. DU HAST DICH GEFREUT – IST<br />
DAS NICHTS? (Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach, 1830 - 1916)<br />
Oooops! Beinahe hätte ich vergessen<br />
meine aktuelle Kolumne<br />
zu schreiben. Was dann an<br />
dieser Stelle stehen würde, weiß<br />
ich nicht, vielleicht „Raum für Notizen“<br />
oder die neue Datenschutzverordnung,<br />
aber eines ist mir bewusst: Die Aufregung<br />
ist schuld. Oder besser gesagt, die<br />
Vorfreude.<br />
EIN ECHTES PHÄNOMEN<br />
Die Vorfreude ist tatsächlich ein eigenartiges<br />
Phänomen. Sie ist „eine Emotion,<br />
die durch die Erwartung eines künftigen,<br />
positiven Ereignisses gekennzeichnet<br />
ist. Sie wird durch das Eintreffen dieses<br />
Ereignisses beendet. Die Vorfreude geht<br />
sowohl semantisch als auch zeitlich der<br />
Freude voran.“ 1 Der Begriff dieser Emotion<br />
könnte also nicht besser gewählt<br />
sein. Tatsache ist, wir Menschen lieben<br />
Vorfreude, ja sogar Tiere können diese<br />
Emotion erleben – das sehe ich jeden<br />
Abend, wenn ich meinen Hunden ihr<br />
Essen herrichte. Vorfreude ist also ein<br />
mehr oder weniger starkes Gefühl, das<br />
unseren Endorphin Spiegel nachgewiesenermaßen<br />
erhöht und unseren negativen<br />
Stress senkt. Wir freuen uns auf etwas<br />
oder jemanden und vergessen dabei<br />
vielleicht sogar gänzlich was rund um<br />
uns geschieht. Unsere Gedanken sind<br />
auf ein Ereignis in der Zukunft fokussiert.<br />
Tritt dieses Ereignis dann doch nicht ein,<br />
wird die Vorfreude von Enttäuschung<br />
abgelöst – je größer die eine war, umso<br />
größer wird die andere sein.<br />
DIE SCHÖNSTE FREUDE<br />
Da die meisten von uns dazu neigen, uns<br />
freudige künftige Ereignisse möglichst perfekt<br />
vorzustellen, ist die Chance auf eine<br />
Enttäuschung ziemlich groß. Wer seine<br />
Erwartungen nur ein klein wenig hinunter<br />
schraubt, wird immer noch vorfreudige<br />
Nervosität verspüren, aber nicht so leicht<br />
bedrückt, wenn es anders kommt, als man<br />
es sich vorstellt.<br />
Ich merke, dass ich von Tag zu Tag<br />
unruhiger werde. Ich kann nicht mehr<br />
durchschlafen und wache viel zu früh und<br />
putzmunter auf. Der Grund ist die bevorstehende<br />
Familienreise nach Thailand.<br />
Vor so einem Ferntrip kann ich<br />
die Vorfreude nicht unterdrücken,<br />
sie mischt sich mit<br />
der inneren Unruhe, die<br />
ich habe, weil ich wieder<br />
einmal in ein Flugzeug<br />
steigen muss. Diese<br />
beiden Emotionen werden<br />
sich diesen inneren<br />
Kampf schon irgendwie<br />
ausmachen, denn ich<br />
muss jetzt Koffer packen.<br />
Liebe Grüße, Ihr<br />
Markus Neumeyer<br />
Mag. Markus Neumeyer<br />
Theater-,Film- und<br />
Medienpädagoge<br />
dipl. Lern/Freizeit &<br />
Vitalcoach<br />
www.buchteufel.at<br />
MARKUS NEUMEYER<br />
Gedanken zu<br />
<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong><br />
1<br />
Aus https://de.wikipedia.org/wiki/Vorfreude,<br />
abgerufen am 04.08.<strong>2018</strong><br />
Foto: © pixabay.com<br />
9 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
information & meditation<br />
Ein Weg zu sich selbst:<br />
Segeln abseits der Zivilisation<br />
VON EINER EINSAMEN BUCHT IN DIE NÄCHSTE<br />
Tina Cakara<br />
Studentin<br />
Junge Autorin<br />
Obwohl wir ganz alleine in der<br />
Bucht ankern, ist es nicht still.<br />
Die Grillen veranstalten ein<br />
lautes Konzert in den Nadelbäumen<br />
am Ufer. Der Wind rauscht.<br />
Die Möwen kreischen vom wolkenlosen<br />
Himmel. Die Wellen schlagen<br />
gegen das Boot. Es sind keine anderen<br />
Menschen außer uns in dieser einsamen<br />
Bucht in der kroatischen Adria.<br />
Aber dafür ist die Natur umso präsenter.<br />
Sie spricht zu uns.<br />
ELF METER UND SONST NUR<br />
WASSER<br />
Elf Meter lang ist das Segelboot, mit<br />
dem wir zwei Wochen durch das kroatische<br />
Meer segeln. Elf Meter, auf denen<br />
wir gleichzeitig schlafen, kochen,<br />
essen, uns waschen, uns sonnenlassen,<br />
das Boot steuern und auch nach<br />
zwei Wochen<br />
noch miteinander sprechen. Ein Segelboot<br />
kann man sich innen wie ein Wohnmobil<br />
vorstellen, nur, dass man nicht<br />
weglaufen kann, wenn es zu Konflikten<br />
kommt. Aber der enge Raum schweißt<br />
auch zusammen. Denn auf einem Segelboot<br />
gibt es nicht nur gute Phasen. Die<br />
Natur mit ihren Kräften - dem Wind, dem<br />
Regen, den Gewittern - aber auch der<br />
begrenzte Raum, der dafür sorgt, dass<br />
man einander oft über den Weg läuft,<br />
können zu einem Abenteuer werden.<br />
Wer es bewältigt, ist definitiv füreinander<br />
geschaffen. Oder sehr tolerant.<br />
MEDITATION UND EINSAMKEIT<br />
Wenn man sich entscheidet abseits der<br />
beliebten Routen zu segeln und statt<br />
abends in einer Marina anzulegen lieber<br />
in einer Bucht zu ankern, dann kann<br />
das zu zwei Erkenntnissen führen: man<br />
merkt zum einen wie meditativ, beruhigend<br />
Foto: © pixabay.com<br />
10 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
information & meditation<br />
und entspannend das ist. Man hört<br />
nur die Geräusche der Umgebung, ab<br />
und zu das Reden der Menschen von<br />
den anderen Booten um einen herum<br />
und die eigenen Gedanken. Das kann<br />
zum anderen für diejenigen, die selten<br />
alleine sind, auch beängstigend wirken.<br />
Wenn man abends an Deck sitzt und<br />
den Sonnenuntergang beobachtet, kann<br />
es passieren, dass man sich auf einmal<br />
einsam fühlt. Es sind zwar andere<br />
Menschen ganz in der Nähe, vielleicht<br />
gleich unter Deck in den Kabinen, aber<br />
das Gefühl ist trotzdem da. Und wenn<br />
man dann ein wenig länger so dasitzt,<br />
dann merkt man, dass es vielleicht nicht<br />
Einsamkeit ist, die man fühlt, sondern die Begegnung mit<br />
sich selbst. Man hat ruhige Momente ganz für sich allein,<br />
für die man sich sonst im Alltag kaum Zeit nimmt. Und<br />
diese Momente sind einzigartig.<br />
DIE STILLE IN UNS<br />
Die Natur ist nie ganz still. So wie die eigenen Gedanken.<br />
Aber nach einigen Tagen auf dem Segelboot abseits der<br />
Zivilisation passen sich beide aneinander an. Die Gedanken<br />
kreisen nicht mehr so herum wie im Alltag, sie<br />
bedrücken nicht mehr, sie beängstigen nicht. Denn mitten<br />
auf dem Meer, zwischen Schaumkronen und Inseln, sind<br />
viele Dinge nicht mehr wichtig. Dann geht es nur mehr<br />
um den Wind und die richtige Einstellung der Segel, um<br />
den besten Winkel zu erwischen und durch die Wellen zu<br />
gleiten.<br />
HERBSTzeit ist lernzeit: die etwas anderen online-seminarE www.improve.or.at<br />
IHR AUFTRITT, IHRE PRÄSENTATION<br />
KOMMUNIKATION VERBESSERN<br />
WARUM IMMER ICH ?!<br />
KONFLIKT: KONSTRUKTIV LÖSEN<br />
POSITIVE KRAFT DER WUT<br />
FIT FÜR DAS EHRENAMT<br />
11 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
information & beruf<br />
Berufliche Ausrichtung:<br />
Wofür arbeiten Sie?<br />
VOM SINN UND UNSINN DER MODERNEN ARBEITSWELT<br />
Mag. Michael Nußbaumer<br />
kulturtransformation.net<br />
tools-for-happy-schools.at<br />
Foto: © Mitterndorfer-Ehrenfellner<br />
Michael Nußbaumer<br />
bietet mit dem Labor für<br />
Kulturtransformation<br />
Supervision, Teambuilding<br />
und Seminare zu Resilienz<br />
an. Er lebt mit seiner Frau<br />
und seinen drei Töchtern<br />
in Wien.<br />
ww.kulturtransformation.<br />
net<br />
Foto © pixabay.com<br />
12 | SEPTEMBER <strong>2018</strong><br />
Drei Steinmetze werden gefragt,<br />
worin ihre Arbeit besteht. Der<br />
Erste antwortet: „Ich behaue<br />
Steine.“ Der Zweite: „Ich ernähre<br />
mit meinem Tun meine Familie.“ Die<br />
Antwort des Dritten lautet: „Ich wirke<br />
mit beim Bau der Kathedrale.“<br />
Drei unterschiedliche Betrachtungsweisen<br />
derselben Tätigkeit, drei unterschiedliche<br />
Bewusstseinsstufen.<br />
Üblicherweise wird die Geschichte so<br />
gedeutet: Es ist erstrebenswert über die<br />
konkrete Tätigkeit und den Ernährungszweck<br />
hinausblicken zu lernen auf das<br />
große Ganze. Wir können es aber auch<br />
anders lesen: Alle drei Ebenen sind wichtig<br />
und es ist gut für das eigene Wohlergehen,<br />
alle drei Ebenen immer wieder<br />
zu prüfen! Zum Beispiel mit Fragen wie<br />
diesen:<br />
• Wie geht es mir mit den<br />
konkreten Handlungen, die<br />
mit meiner Arbeit verbunden<br />
sind?<br />
• Wie gut nährt meine Arbeit<br />
mich selbst und meine<br />
Familie?<br />
• Dient diese Arbeit einem<br />
höheren Zweck und befriedigt<br />
damit mein Bedürfnis<br />
nach Sinn?<br />
Jede dieser Ebenen ist<br />
wichtig. Natürlich tut es<br />
auf Dauer in der Seele<br />
weh, wenn ich eine Arbeit<br />
nur wegen des Broterwerbs<br />
mache oder weil ich<br />
glaube, keine Bessere zu finden. Aber<br />
es hat auch schädliche Auswirkungen,<br />
wenn ich vor lauter höherem Sinn nicht<br />
auf den angemessenen Verdienst achte<br />
oder darauf, wie die konkreten Arbeitsbedingungen<br />
sind. Es braucht also<br />
immer wieder Reflexionsräume, in denen<br />
ich mir ansehe, wie es mir wirklich mit<br />
meiner Arbeit geht.<br />
Hans Peter Dürr, Physiker und Weiser,<br />
hat es einmal in etwa so gesagt: „Wir<br />
müssen wieder zur Besinnung kommen,<br />
denn wenn wir handeln, sind wir ein<br />
bisschen blind. Aber ich muss handeln<br />
und danach kommt das Reflektieren.<br />
Handeln und Kontemplation müssen<br />
einander abwechseln!“ Angewandt auf<br />
das Berufliche bedeutet das: Wir brauchen<br />
Räume und Zeiten, in denen wir<br />
uns über den Alltagstrott erheben und<br />
uns aus unserer unumgänglichen Betriebsblindheit<br />
lösen. Die oben genannten<br />
drei Fragen können dabei helfen –<br />
gut ist es, sie schriftlich zu beantworten<br />
oder sie in einem Gespräch zu erkunden.<br />
Sehr unterstützend ist professionelle<br />
Begleitung: Supervision ist eigens dafür<br />
da, berufliche Ausrichtung zu klären,<br />
persönliches Lernen zu fördern und dabei<br />
zu helfen, die Details und das große<br />
Ganze in den Blick zu bekommen. Dabei<br />
öffnen sich neue Handlungsspielräume!<br />
Eine besondere Form ist die Team-<br />
Supervision, die im sozialen Bereich<br />
längst üblich ist und glücklicherweise<br />
mittlerweile in vielen anderen Feldern<br />
angewandt wird – hier kann gemeinsam<br />
geschaut werden, ob alle drei Ebenen<br />
gut versorgt sind!
information & bewusstsein<br />
Der Duft der Möglichkeiten:<br />
Sehnsucht<br />
KRAFT DES LEBENS<br />
In unserer Seele atmet die Sehnsucht.<br />
Sie macht unser Herz weit.<br />
Sie inspiriert uns dazu, mit der Kraft<br />
des Lebens in Berührung zu kommen.<br />
Hier darf man seinen Träumen<br />
auf der Spur bleiben. Die Sehnsucht<br />
wird zu einem Motor, der uns immer<br />
weiter antreibt, sie bringt Menschen in<br />
Bewegung. Sie ist der Raum im Herzen<br />
nach mehr, nach etwas Anderem,<br />
etwas Größerem.<br />
Viele von uns denken vielleicht, Sehnsucht<br />
sei etwas Schlechtes. Man müsse<br />
mit dem zufrieden sein, was man hat.<br />
Der ewige Wunsch nach Veränderung<br />
sei nicht gut. Doch wir brauchen einen<br />
anderen Blick auf die Sehnsucht. Wir<br />
sind ständig auf der Suche, probieren<br />
aus und wollen mehr; wir fühlen uns<br />
oft nicht erfüllt. Deshalb erscheint uns<br />
die Sehnsucht meistens schmerzlich.<br />
Doch das muss nicht sein. Die Sehnsucht<br />
kann uns anspornen, Dinge zu<br />
erschaffen, die wir uns nicht zugetraut<br />
hätten. Sie zeigt uns, welche Nahrung<br />
unsere Seele braucht.<br />
Unsere Wünsche und Träume werden<br />
durch die alltäglichen Ansprüche<br />
überlagert. Nicht selten entsteht ein<br />
unbestimmtes Gefühl, das Leben zöge<br />
an uns vorüber oder wir würden gelebt,<br />
anstatt die Zügel in den Händen zu halten.<br />
Sehnsucht kann uns fühlen lassen,<br />
dass wir über uns selbst hinauswachsen<br />
können und dass wir Verwirklicher<br />
von Visionen sind, wenn wir ihr folgen.<br />
Visionen sind unsere Bilder von einem<br />
anderen Leben, von einem besseren<br />
Leben. Sie sind ein Gegenentwurf zur<br />
erlebten Wirklichkeit. Unsere Visionen<br />
bestimmen unser Ziel, unsere Richtung,<br />
wohin wir unser Leben ausrichten.<br />
Gibt es Visionen, denen Sie in Ihrem<br />
Leben nachgegangen sind?<br />
Welche Bilder vom Leben<br />
beschreiben Ihre Visionen? <br />
Es ist wichtig, die eigenen, tiefen<br />
Sehnsüchte zu erforschen<br />
und nach ihnen zu leben,<br />
zugleich jedoch gelassen mit<br />
ihnen umzugehen. Unzufriedenheit<br />
erschafft letzten<br />
Endes eine Sehnsucht, die<br />
nie verschwindet und auch<br />
nie verschwinden soll, da sie<br />
eine treibende Kraft für ein<br />
erfülltes Leben ist.<br />
Jeder Mensch träumt von<br />
einem erfüllten Leben. Immer<br />
ist im Herzen Raum für<br />
Schöneres, für Größeres, für<br />
Sinnvolleres. Sehnsucht lenkt<br />
unsere Aufmerksamkeit auf das, was für<br />
uns wirklich wichtig ist. Alles beginnt<br />
mit der Sehnsucht.<br />
Sehnsucht ist es,<br />
die unsere Seele<br />
nährt, nicht nur die<br />
Erfüllung.<br />
(Schnitzler)<br />
Günther Josef Stockinger MAS<br />
VisionsCoach, Seminarleiter,<br />
Auszeit-Begleiter, Pionier für<br />
Visionsfindung<br />
VisionsWerkstätten<br />
in Österreich<br />
www.visionswerkstatt.com<br />
Das BUCH zum Thema<br />
„Glut unter der Asche –<br />
Das La Palma-Prinzip für<br />
ein erfülltes Leben“. Ein<br />
Mut-Mach-Buch.<br />
Foto: © pixabay.com<br />
13 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
information & natur<br />
Haus des Meeres:<br />
Für scharfe Augen<br />
LANGSCHWANZEIDECHSEN HABEN NACHWUCHS<br />
Direktor Dr. Michael Mitic<br />
Geschäftsführung<br />
Haus des Meeres/Wien<br />
AQUA TERRA ZOO<br />
www.haus-des-meeres.at<br />
Vor nicht allzu langer Zeit durften<br />
wir an dieser Stelle von unseren<br />
Neuzugängen, den Sakishima<br />
Langschwanzeidechsen, berichten.<br />
Unsere Bemühungen, den grazilen<br />
Kletterern ihren Lebensraum, das<br />
Grasland auf den Inseln des japanischen<br />
Okinawa-Archipels, so naturnah wie<br />
möglich nachzuempfinden, wurden nun<br />
schneller mit Erfolg gekrönt, als wir zu<br />
hoffen wagten.<br />
Die ersten Jungtiere, mit nicht einmal<br />
einem halben Gramm wahre Winzlinge,<br />
schlüpften noch unter kontrollierten<br />
Bedingungen im Brutapparat hinter den<br />
Kulissen. Vor kurzem gelang jedoch auch die<br />
„Naturbrut“, also der Schlupf eines Jungtieres<br />
im Terrarium der Elterntiere - quasi vor den<br />
Augen der Besucher, auch wenn dies wohl eher<br />
unbemerkt im Schutze des Pflanzendickichtes<br />
geschah.<br />
Die ersten Jungtiere haben nun ihr Geburtsgewicht<br />
um ein Vielfaches gesteigert und können<br />
ab sofort im Terrarium ihrer Eltern im 7. Stock<br />
beobachtet werden. Wer ganz viel Glück und<br />
gute Augen hat, kann vielleicht sogar ein frisch<br />
geschlüpftes Tierchen entdecken.<br />
Nur wenige Zentimeter klein, unser Nachwuchs<br />
Die erwachsenen Langschwanzeidechsen<br />
Fotos: Archiv Haus des Meeres, Wien
information & entwicklung & erleben<br />
Geisteshaltung oder Wahrheit:<br />
„Ein Mann, ein Wort“<br />
WER "A" SAGT, DER MUSS NICHT B SAGEN. ER KANN AUCH<br />
ERKENNEN, DASS A FALSCH WAR. (Berthold Brecht)<br />
Ein Mann, ein Wort: Ein weiterer<br />
Charakterzug eines Mannes, der<br />
in der Lage ist, eine ernsthafte<br />
Partnerschaft zu führen, ist es,<br />
sein Wort zu halten" (Quelle: www.<br />
redensarten-index.de)<br />
Dass diese Erklärung aus einer Zeit<br />
stammte, die mit der heutigen zwar<br />
noch viel gemeinsam, sich aber doch<br />
stark verändert hat, liegt auf der Hand.<br />
Warum? Weil es heute im Zuge der<br />
Gleichberechtigung vielleicht auch heißen<br />
könnte: „Eine Frau, und (viele) Wörter.“<br />
Damit meine ich einerseits, dass<br />
in unserer modernen Gesellschaft nicht<br />
nur dem Mann zugeordnet werden kann,<br />
eine gemeinsame Linie vorzugeben.<br />
Die Frau ist heute wesentlich selbstbestimmter<br />
und gibt genauso die Richtung<br />
vor wie der Mann. Andererseits ist es<br />
tatsächlich wissenschaftlich erwiesen,<br />
dass Frauen durch ihr doppelt so großes<br />
Kommunikationszentrum im Gehirn, in<br />
der Regel einfach wesentlich mehr Wörter<br />
von sich geben, als der Mann. Der<br />
Mann ist in der Regel tatsächlich eher<br />
wortkarg, die Frau tendenziell nicht. Das<br />
Klischee, dass ein „richtiger“ Mann sein<br />
Wort hält, klingt schön, ist aber oft - bei<br />
beiden Geschlechtern - nicht immer<br />
anzutreffen.<br />
Dass Versprechen und Abmachungen<br />
jeder Art immer wieder gebrochen<br />
wurden, liegt in der Natur des Menschen<br />
und wird es immer geben. Die Hintergründe<br />
für einen Wortbruch müssen<br />
übrigens oft keineswegs gemein oder<br />
böse sein. Oft kann durch eine grundlegende<br />
Veränderung der Gesamtsituation<br />
ein Wortbruch sogar mehr Leid verhindern<br />
als gedacht. Auch Notlügen fallen<br />
in diese Kategorie, die oft nur deshalb<br />
stattfinden, um andere zu schonen und<br />
unnötiges Leid zu verhindern. Verstehen<br />
sie mich nicht falsch.<br />
Das soll kein Aufruf zum Wortbruch und<br />
Lüge sein, nur eine blinde Verallgemeinerung<br />
und Verdammung derer, wäre<br />
fatal. Natürlich freuen wir uns, wenn<br />
ein gegebenes Versprechen eingehalten<br />
wird. Wir sollten uns nur nicht blind<br />
darauf verlassen. Und manchmal ist es<br />
vielleicht im Nachhinein sogar sehr gut,<br />
dass ein Mann – oder eine Frau – das<br />
Wort NICHT gehalten hat.<br />
Felix Kurmayer<br />
Schauspieler, Studiosprecher<br />
und Kommunikationstrainer<br />
www.felix-kurmayer.at<br />
FELIX KURMAYER<br />
Ein Mann, ein Wort<br />
Foto: © pixabay.com<br />
15 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
information & entwicklung<br />
Erziehung ist (k)ein Kinderspiel:<br />
Wasser als Suchtprävention<br />
Man könnte sehr viel Wasser sparen, würden wir Menschen mehr Wasser<br />
trinken. (Stefan Fleischer)<br />
Mag. a Maria Neuberger-<br />
Schmidt<br />
Autorin und Gründerin<br />
Verein Elternwerkstatt<br />
www.elternwerkstatt.at<br />
Foto: Ingrid Perger<br />
Elternwerkstatt<br />
Die Getränkeindustrie überflutet<br />
uns mit einem unüberschaubaren<br />
Angebot an Säften, Tees,<br />
Drinks, etc. die wir angeblich<br />
brauchen, um unseren Durst zu stillen.<br />
Nebenwirkungen: Tonnen von Süß- und<br />
Zusatzstoffen, Plastik- und Alubergen,<br />
steigendem nationalen Übergewicht, etc.<br />
Schon das Baby wird daran gewöhnt,<br />
ständig etwas Süßes zu trinken. Auf<br />
Brust und Fläschchen folgt die Nuckelflasche<br />
– neuerdings auch für Große. Alles<br />
ist auf Dauerkonsum und Bequemlichkeit<br />
ausgerichtet. Verzicht und Maßhalten<br />
sind out. Von klein auf trainieren wir<br />
Suchtverhalten.<br />
SELBSTVERSTÄNDLICH WASSER<br />
Wenn Kinder durstig sind, sollte man ihnen<br />
ganz selbstverständlich Wasser anbieten.<br />
Wasser gehört auf jeden Tisch. Ein Fläschchen<br />
mit Schraubenverschluss sollte jede<br />
Mutter unterwegs zum Nachfüllen bei sich<br />
haben. Auch im Restaurant lassen sich<br />
Getränke einsparen. Man muss nur selbstbewusst<br />
einen Krug Wasser für die ganze<br />
Familie verlangen.<br />
Und die Vitamine? Nichts ist gegen qualitativ<br />
hochwertige Obst- und Gemüsesäfte einzuwenden.<br />
Aber sie sollten nicht als Durstlöscher<br />
dienen. Viele Kinder müssen das Obstund<br />
Gemüseessen erst wieder lernen. Apfel,<br />
Birne, Pfirsich, Karotte, etc. statt Fruchtsaft.<br />
Hier bekommen sie natürliche Vitamine und<br />
wertvolle Ballaststoffe dazu, frisch und ohne<br />
Konservierungsmittel.<br />
WASSER FÖRDERT DIE LERN- UND<br />
MERKFÄHIGKEIT<br />
Der Körper und vor allem das Gehirn brauchen<br />
klares Wasser und ausreichend Bewegung<br />
um voll leistungsfähig zu sein.<br />
Wahrer Genuss hat mit Wertschätzung und<br />
Dankbarkeit zu tun. Wer diese Tugenden<br />
kultiviert, wird ganz selbstverständlich das<br />
rechte Maß finden. Ihre Kinder und unsere<br />
Umwelt werden es Ihnen danken.<br />
Illustration: © Eugen Kment<br />
16 | SEPTEMBER <strong>2018</strong><br />
Wozu<br />
Vitamin C<br />
youtube-Video
information & lernen<br />
In Zeiten des Wandels:<br />
Mit Ritualen Halt finden<br />
RITUALE HELFEN ÜBERGÄNGE ZU GESTALTEN UND VER<strong>MIT</strong>TELN<br />
KLARHEIT UND GEBORGENHEIT.<br />
Ich warte am Bahnsteig und entdecke<br />
die vertraute Silhouette einer<br />
langjährigen Freundin in der Menge.<br />
Unsere Blicke treffen sich, wir eilen<br />
freudestrahlend aufeinander zu und<br />
umschließen einander in einer innigen<br />
Umarmung. Mir wird warm ums Herz.<br />
Ich stehe in einem Kreis von Menschen<br />
vor einem lodernden Sonnwendfeuer.<br />
Ich besinne mich wieviel wieder passiert<br />
ist, seit ich vor einem Jahr in einem<br />
ähnlichen Kreis gestanden bin. Manche<br />
meiner Wünsche und Vorsätze sind Realität<br />
geworden – noch mehr davon nicht.<br />
Und dann sind da unzählige Erlebnisse,<br />
die ich niemals hätte planen können.<br />
Das nächste Jahr wird nicht anders sein.<br />
Gelassenheit breitet<br />
sich in mir aus.<br />
Ich komme nach<br />
einem langen Tag<br />
mit Besprechungen<br />
und Erledigungen an<br />
unserem Gartentor<br />
an. Ich sehe das<br />
Licht im Wohnzimmerfenster.<br />
Ich öffne<br />
das Tor und trete<br />
über die Schwelle<br />
– in mein Zuhause.<br />
Etwas entspannt<br />
sich in mir.<br />
Das Leben ist erfüllt von solchen kleinen<br />
und größeren Ritualen. Sie durchziehen<br />
unseren Alltag, gestalten wesentlich<br />
unser Zusammenleben und geben uns<br />
Halt – gerade in Zeiten, in denen so<br />
viel in Bewegung ist und wir gefordert<br />
sind, neue Formen des Zusammenlebens,<br />
Arbeitens, Liebens und Feierns zu<br />
entwickeln. Bewusst gestaltet sind sie<br />
die vielleicht wirksamste soziale Technologie<br />
überhaupt, um die Verbundenheit<br />
zwischen uns Menschen und mit unserer<br />
Umwelt zu stärken, und dafür sollten wir<br />
sie nützen!<br />
Rituale können in jedem Kontext<br />
und zu jedem Zweck eingesetzt werden<br />
und man muss dafür weder eine<br />
Priester*innenschule besucht, noch eine<br />
schamanische Ausbildung absolviert<br />
haben. Sei es ein Dankbarkeits-Ritual<br />
bei der Familien-Weihnachtsfeier, eine<br />
Vergebungs-Runde bei einem Treffen mit<br />
Freunden oder ein regelmäßiger Spaziergang<br />
im Wald mit unseren Partner*innen<br />
– es braucht nicht mehr als eine klare<br />
Absicht, eine angemessene<br />
Anzahl an Menschen<br />
und ein wenig<br />
Zeit. Nützen wir unsere<br />
Phantasie und Kreativität,<br />
um alte Praktiken<br />
zu beleben und neue<br />
Rituale zu schaffen!<br />
Für die Entfaltung<br />
unserer Potenziale, für<br />
die Heilung unserer<br />
Beziehungen, für den<br />
Zusammenhalt unserer<br />
Gemeinschaften<br />
und die Überwindung<br />
sozialer Gräben – oder<br />
einfach um zu feiern, dass wir am Leben<br />
sind.<br />
Als wunderbare Inspiration für ein<br />
„Jahreswechsel-Ritual“ (inklusive Material)<br />
empfehle ich herzlich www.yearcompass.com.<br />
info<br />
DP Simon Kornhäusl<br />
Vorstandsmitglied der<br />
„Pioneers of Change“<br />
Leiter des einjährigen<br />
LERNgangs für Pionier*innen<br />
des Wandels.<br />
www.pioneersofchange.org<br />
Der nächste Jahrgang startet<br />
im Oktober.<br />
Bewerbung möglich bis 17.<br />
<strong>September</strong>.<br />
www.pioneersofchange.org<br />
Foto: © pixabay.com<br />
17 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
e<br />
r<br />
aber<br />
lig.<br />
istiker<br />
information & forschung<br />
Thomas Kolbe<br />
Fachwissenschaftler<br />
für Versuchstierkunde,<br />
Ass.-Prof. für die<br />
Service-Plattform<br />
Biomodels Austria<br />
Veterinärmedizinische<br />
Universität Wien<br />
Literatur<br />
Madeline A. Lancaster and<br />
Juergen A. Knoblich (2014):<br />
Organogenesis in a dish:<br />
Modeling development<br />
and disease using organoid<br />
technologies. Science 345<br />
(6194).[doi: 10.1126/science.1247125].<br />
Cassandra Willyard (2015):<br />
The boom in mini stomachs,<br />
brains, breasts, kidneys and<br />
more. Nature 523 (520-522).<br />
[doi: 10.1038/523520a].<br />
genetische<br />
ut ist zwar<br />
perfekt, aber<br />
er einmalig.<br />
Foto: © pixabay.com<br />
t Glaßl<br />
ger Aphoristiker 18 | SEPTEMBER <strong>2018</strong><br />
Das Gehirn in der Petrischale:<br />
Organoide in der Forschung<br />
FÜR DIE MEDIZINISCHE FORSCHUNG, ABER AUCH FÜR THERAPIEN AM PATIENTEN<br />
ERÖFFNET DIE ZUCHT VON ORGANARTIGEN GEWEBEN NEUE PERSPEKTIVEN UND<br />
WEGE.<br />
Wie bekomme ich ein Gehirn<br />
in die Petrischale: Schrumpfen<br />
oder Aufblähen‹, mag<br />
sich eine/r lästerlich fragen.<br />
Weder noch, sondern neu züchten, ist die<br />
Antwort. 2014 gelang Wiener Wissenschaftlern<br />
am Institut für Molekulare Biotechnologie<br />
ein eher zufälliger Durchbruch<br />
indem sie es schafften aus Stammzellen<br />
kleine dreidimensionale Gehirnabschnitte<br />
im Labor zu züchten. Bisher war die Kultur<br />
von Nervenzellen, die sich sehr langsam<br />
teilen, auch schon ein Kunststück für erfahrene<br />
Wissenschaftler. Aber nun war es<br />
gelungen, ein kugelförmiges Stück Gehirn<br />
mit allen Strukturen und Verschaltungen<br />
künstlich zu züchten.<br />
Was fängt man damit an? Wird das in<br />
Zukunft das biologische Gegenstück zu<br />
Alexa & Co.? Ein Gesprächspartner für<br />
einsame Abende und zum Schachspielen,<br />
im Goldfischglas neben dem Sofa? Nein,<br />
ein Bewusstsein werden diese Gehirnsegmente<br />
sicher nicht entwickeln. Sie haben<br />
auch weder Input über Sinnesorgane wie<br />
Augen, Ohren, Haut noch können sie Signale<br />
nach außen abgeben und sich über<br />
Sprache oder Bewegung äußern.<br />
Faszinierend ist schon allein, dass<br />
sich verschiedene Zellen eines<br />
Organes ganz von alleine so<br />
anordnen und organisieren,<br />
dass sie den korrekten<br />
Aufbau dieses Gewebes<br />
erreichen. Und auch<br />
dessen Funktion zeigen.<br />
Bisher sind diese Darm-<br />
, Nieren-, Netzhaut-,<br />
Leber- und Gehirn-Organoide nur wenige<br />
Millimeter groß. Aber da die Organoide aus<br />
Patienten-eigenen Zellen bestehen, kann<br />
man Störungen oder Fehlfunktionen an ihnen<br />
untersuchen, ohne dem Patienten ständig<br />
Proben entnehmen zu müssen. Auch lassen<br />
sich Medikamente und Therapien zuerst<br />
an den Organoiden erproben, ehe man<br />
sie am Patienten anwendet. Eines fernen<br />
Tages lassen sich so vielleicht sogar ganze<br />
Organe in Originalgröße rekonstruieren. Mit<br />
den winzigen Leberorganoiden ist es schon<br />
gelungen, sie in Versuchstiere mit defekter<br />
Leber zu transplantieren und diese damit<br />
am Leben zu erhalten. Für den Menschen<br />
braucht es zwar deutlich größere Organoide,<br />
aber prinzipiell funktioniert das Verfahren.<br />
Den meisten Nutzen versprechen sich aber<br />
die Neurophysiologen vom Studium der<br />
Gehirn-Organoide, da das Gehirn ein ständig<br />
im Umbau befindliches Organ ist: Kurz vor<br />
und besonders nach der Geburt vermehren<br />
sich die Gehirnzellen rapide und schicken<br />
massenhaft Ausläufer in alle Gehirnregionen<br />
um sich dort zu verknüpfen. Dann werden<br />
während Kindheit und Jugend viele Verknüpfungen<br />
wieder entfernt und andere dafür<br />
gefestigt. In der Pubertät setzt noch einmal<br />
ein vollkommener Umbau der Verknüpfungen<br />
ein (eine Belastungsprobe für ihre<br />
familiäre Umwelt). Dann bleibt das Gehirn<br />
jahrzehntelang stabil (im Idealfall), bis im<br />
Alter Gedächtnisschaltungen der Gegenwart<br />
schwieriger werden, während Erinnerungen<br />
aus lang zurückliegenden Zeiten wieder<br />
intensiver werden. Schließlich sinkt die Funktionalität<br />
immer weiter ab.
information & forschung<br />
Mit den Gehirnen in der Petrischale<br />
besteht nun eine gute Chance, den<br />
Ursachen für neuronale Störungen<br />
wie Schizophrenie, Epilepsie und<br />
Depression, aber auch Migräne auf<br />
die Spur zu kommen. Ebenso können<br />
Möglichkeiten, den altersbedingten<br />
Abbau zu verhindern, getestet<br />
werden.<br />
Bis diese praxisreif sind, sollten wir<br />
unser Gehirn noch selber fit halten.<br />
Zum Beispiel die empfohlene zusätzliche<br />
Literatur zu dem Thema lesen.<br />
Aber ein einfaches Kreuzworträtsel<br />
tut es im Notfall auch!<br />
"DIE PRESSE"<br />
Gastkommentar von<br />
Thomas Kolbe<br />
Fotos: © pixabay.com<br />
19 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
information & pädagogik<br />
Ein schmatzendes Geräusch:<br />
Matsch<br />
FÜR KINDER EIN STÜCK LEBENSGEFÜHL UND<br />
NATURABENTEUER<br />
Buchtipp<br />
Mehr Matsch! Kinder<br />
brauchen Natur<br />
Foto: © mialoebl.com<br />
Kinder brauchen Natur,<br />
um Menschen zu sein,<br />
fordert der Philosoph<br />
und Biologe Andreas<br />
Weber.<br />
DI (FH) Nadja Hillgruber<br />
Naturpädagogin<br />
Redaktionsleiterin für<br />
das digitale Fachblatt<br />
»Infothek Waldkinder«,<br />
Vorstandsmitglied und<br />
Projektleiterin: Naturprojekte<br />
bei der Feuervogel<br />
Genossenschaft<br />
für Naturpädagogik<br />
in der Schweiz<br />
www.feuervogel.ch<br />
Internationaler Tag<br />
des Waldkindergartens<br />
Fotos: © Nadja Hillgruber<br />
20 | SEPTEMBER <strong>2018</strong><br />
Wer selbst schon genüsslich<br />
seine Finger oder Zehen in<br />
Matsch getaucht hat, kennt<br />
dieses schmatzende Geräusch<br />
beim Auf- und Abtauchen aus<br />
dem erdigen Brei. Schlammig spielen<br />
die Gliedmassen in der Matschepampe<br />
und machen dabei neue sinnliche und<br />
kreative Erfahrungen. Wenn Kinder mit<br />
Matsch und Lehm spielen, dann setzen<br />
sie sich mit der Erde auseinander. Für<br />
Kinder ist es eine Naturbegabung mit<br />
Erde, Lehm und Matsch zu spielen, sie<br />
spüren dabei eine intensive erdige<br />
Sinneserfahrung. Die Kinder sind<br />
geradezu auf der Suche nach sinnlicher<br />
Erfahrung. Es gibt doch nichts Schöneres<br />
zu beobachten, wenn Kinder mit ihren<br />
Stöcken in Pfützen herumstochern. In<br />
der Vertiefung herumbohren, den Stock<br />
wieder herausziehen. Ganz vertieft im<br />
Spiel mit Stock, Pfütze und Erde.<br />
Dann gibt es auch die Kinder die noch<br />
zurückhaltend mit Matsch und Lehm<br />
umgehen. Kinder, die vielleicht unbewusst<br />
gelernt haben, dass Matsch gleich<br />
Dreck, statt dass Matsch gleich Erde<br />
ist. Es ist ein ganz konkretes «In-die-<br />
Hand-nehmen» und Bearbeiten eines<br />
Naturproduktes, welches eine direkte<br />
Kontaktaufnahme mit ihrer äusseren und<br />
inneren Welt darstellt. Wenn matschdistanzierte<br />
Kinder beobachten, mit<br />
welcher Spielfreude die anderen Kinder<br />
ihre Hände in die Erde, Matsch oder<br />
Lehm tauchen, lassen sie sich anstecken.<br />
Naturpädagogen wirken in dem Moment<br />
unterstützend, wenn sie sich auf das<br />
Spiel mit Matsch ebenfalls einlassen<br />
und begeisternd mitmachen. Durch das<br />
eigene Erleben werden Unsicherheiten<br />
der anderen Kinder genommen. Distan-<br />
zierte Kinder werden sich dann nach und nach<br />
darauf einlassen und den Matsch mit der Erde<br />
für sich entdecken. Bis zu dem Zeitpunkt,<br />
an dem sie anfangen den Matsch sichtlich<br />
zu geniessen. Die veränderbare Konsistenz<br />
wie trocken-nass, weich-hart, leicht-schwer,<br />
fein-grob, bietet den Kindern vielfältige<br />
Ausdrucksmöglichkeiten. Eine Verständigung<br />
ohne Worte ist möglich. Das ist unsichtbares<br />
Lernen, es passiert einfach.<br />
Bedeutung ihrer Erfahrung<br />
Erde wird durch Kinderhände zum Leben erweckt.<br />
Durch kneten, formen, matschen, krümeln,<br />
eintauchen, glitschen, schmatzen lernt<br />
das Kind begreifen. Mal fühlt es sich nass,<br />
feucht, kühl, hart, breiig oder eklig an. Das<br />
Formen ist ein schöpferischer Akt, der zum<br />
Leben erwacht, wenn Landschaften oder Figuren<br />
entstehen. Durch Verzieren mit Steinen,<br />
Ästen, Blättern, Zapfen, Blumen bekommt die<br />
Form eine Seele. Zunächst entsteht alles im<br />
Inneren des Kindes, ehe es durch seine Hände<br />
Gestalt annimmt. Spielerisch formen die<br />
Kinder ihr Denken und bewegen ihre Phantasie.<br />
Als stiller Beobachter lassen die Objekte<br />
die Naturpädagogen an der geheimnisvollen<br />
Welt, in der sich die Kinder bewegen, teilhaben.<br />
Das ist ein wahres Geschenk.<br />
Das Spielen und Formen mit Erde, Lehm und<br />
Matsch ist ein Malen von dreidimensionalen<br />
Bildern. Sie entwickeln ihre eigenen Geschichten.<br />
Es sind Momentaufnahmen, was<br />
die Kinder gerade innerlich bewegt. Diese<br />
Naturprodukte können dabei wie Worte sein.<br />
Das Spielen mit Lehm, Erde oder Matsch<br />
schafft für Kinder eine Brücke zwischen dem<br />
Bewussten und dem Unbewussten.<br />
Reflexion aus dem Spiel mit Matsch<br />
Formen und Figuren lassen sich mit Stöcken<br />
in den Matsch zeichnen. Der Kreis ist das<br />
Ur-Symbol des Lebens und besitzt die grösste
heilende Wirkung. Das Spielen mit den<br />
Naturmaterialien fördert die Stabilität und<br />
innere Sicherheit sowie die Naturverbundenheit.<br />
Für Naturpädagogen ist es wichtig<br />
sich auf dieses Spiel einzulassen. Kinder<br />
brauchen keine Vorgaben, wenn sie mit<br />
Lehm, Erde oder Matsch spielen, jedoch eine<br />
liebevolle, impulsgebende und achtsame Begleitung.<br />
Kinder können sich im Spielen mit<br />
Lehm und Erde ständig neu ausprobieren.<br />
Die Bedürfnisse der Kinder werden im Spiel<br />
mit Matsch auf natürliche Weise gestillt und<br />
je nach Entwicklungsstand werden neue<br />
Herausforderungen gesucht.<br />
Welche 13 sinnliche Experimente<br />
machen Kinder mit Erde, Matsch<br />
und Lehm?<br />
• Wenn Kinder Naturmaterialien in Händen<br />
halten oder barfuss darinstehen, spüren sie<br />
sich<br />
• Wenn Kinder Naturmaterialien durchlaufen<br />
oder mit den Händen zusammendrücken,<br />
hören sie, wie es schmatzt<br />
• Naturmaterialien können verschiedene<br />
Farben haben, die die Kinder erkennen und<br />
benennen<br />
• Über den Matsch nehmen Kinder den<br />
Geruch der Erde wahr<br />
• Manches Kind probiert, um zu wissen,<br />
wie Erde schmeckt<br />
• Auf der Haut spüren die Kinder die<br />
Feuchtigkeit und Kühle<br />
• Es kitzelt, wenn feuchte Erde auf der<br />
Haut eintrocknet, die Matschschicht bekommt<br />
Risse und blättert ab<br />
• Die Temperatur von Erde, Matsch und<br />
Lehm kann warm oder kalt sein<br />
• Trocknet der Matsch, entstehen Erdbrocken,<br />
die zerbröselt werden können<br />
• Im Winter gefriert der Matsch und wird<br />
steinhart<br />
• Mit Stöcken oder Steinen können harte<br />
Matschkumpen zerkleinert werden<br />
• Harte Matschbrocken werden mit Wasser<br />
wieder weicher<br />
• Der Matsch ist Wohnraum für lebende<br />
Tiere, die entdeckt werden<br />
Foto: © pixabay.com<br />
21 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
information & bewusstsein<br />
Professor Abakus:<br />
Lächeln macht schön<br />
Haben Sie auch schon einmal darüber nachgedacht, warum sich<br />
viele Fahrgäste in der U-Bahn in den Ein- und Ausstiegsbereich<br />
quetschen und damit den Ausgang blockieren?<br />
Beliebt sind die Plätze, wo man sich mit dem Rücken anlehnen, entspannen,<br />
in der Nase bohren, das Handy checken oder die Umgebung<br />
betrachten kann, nur um einige Beispiele zu nennen. Betont langsames<br />
Ein- und Austeigen, die Augen auf das Smartphone geheftet, ungeachtet<br />
der nachfolgenden Personen, lässt so manchen Puls in die Höhe schnellen. Es<br />
wird gerangelt, geschoben, gedrängelt und geschimpft. Dann gibt es die Eiligen,<br />
die in letzter Sekunde zwischen die sich bereits schließenden Türen in die Bahn<br />
springen.<br />
Foto: © Mykola Velychko - Fotolia.com<br />
Achtung, jetzt rasch die Füße nach innen drehen, nicht zur Stärkung der Fußmuskulatur,<br />
sondern um einer möglichen Gewalteinwirkung zu entgehen. Auch laute<br />
Geräusche, achtlos liegengelassener Müll oder Zeitschriften, tragen nicht zur<br />
Verbreitung guter Laune und einem ausgeglichenen Gemütszustand bei.<br />
Wohin geht die Fahrt? Nach Heiligenstadt, Ottakring oder wohin auch immer?<br />
Es macht keinen Unterschied. Wir sollten etwas Neues wagen. Was halten Sie<br />
von heiterer Gelassenheit, ausgiebigem Lachen und einem humorvollen Umgang<br />
miteinander?<br />
Sie haben recht, ich bin ein Träumer. Es könnte trotzdem alles so viel einfacher<br />
sein. Meine Welt der Zukunft sieht fröhlicher und lebendiger aus. Aber ich werde<br />
sicher nicht gefragt, wie immer.<br />
Ghostwriter: Birgit Menke<br />
Fotos: © pixabay.com<br />
22 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
Sie wissen selbst am besten, womit<br />
Sie Ihr Wissen ergänzen wollen!<br />
Stellen Sie Ihr eigenes Ausbildungsprogramm zusammen<br />
Ausbildung für Jung und Alt<br />
• Sie lernen am Ort Ihrer Wahl.<br />
• Sie lernen mit Ihrer eigenen Geschwindigkeit<br />
• Sie wählen Ihre eigenen Lernzeiten<br />
FERNLEHRGANG mit interaktiven Elementen<br />
Ausbildung a`la carte<br />
BESTELLUNGEN BEI IMPROVE-Bildung mit Zukunft<br />
Foto: © pixabay.com<br />
www.improve.or.at/a-la-carte.html<br />
23 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
information & erziehung<br />
Cityfarm Augarten:<br />
Gemüseparadies mitten in der Stadt<br />
ZUERST KOMMT DIE ANSTRENGUNG, DANN DIE ERNTE. DIESER PROZESS IST<br />
NICHT UMKEHRBAR.<br />
DI Roswitha Wurm<br />
Dipl. Legasthenie-/<br />
Dyskalkulietrainerin<br />
www.lesenmitkindern.at<br />
Foto: © pixabay.com<br />
24 | SEPTEMBER <strong>2018</strong><br />
Pünktlich zum Schulbeginn startet<br />
die Cityfarm an ihrem neuen<br />
Standort im Augarten in Wien.<br />
So bleibt der beliebte Großstadt-<br />
Erlebnisgarten, der bisher in Schönbrunn<br />
beheimatet war, für begeisterte kleine<br />
und große Hobby-Gärtner erhalten.<br />
Strahlende Kinderaugen gibt es bei der<br />
Ernte von Tomaten in verschiedenen<br />
Größen und Farben, Paprikas, Gurken in<br />
allerlei Variationen und so mancher Exoten<br />
wie der gelben, kleinen süß schmeckenden<br />
Andenbeere oder Physalis.<br />
Für Großstadtkinder ist der Besuch der<br />
Cityfarm ein eindrucksvolles Erlebnis.<br />
Und notwendig dazu: Immer mehr<br />
Kinder sind richtige Gemüsemuffel,<br />
obwohl die Aufklärung über gesunde<br />
Ernährung medial so groß ist wie nie<br />
zuvor. Auch im Bereich des biologischen<br />
Gemüsebaus trifft zu, was für alle pädagogischen<br />
Bereiche gilt: Am besten lernt<br />
man durch persönliche Erfahrung.<br />
Und diese gibt es in der "im städtischen<br />
Erlebnisgarten der<br />
Gemüsevielfalt" bei den<br />
unterschiedlichsten gartenpädagogischen<br />
Workshops.<br />
In zahlreichen Programmen tauchen<br />
die Kinder in die unbekannte<br />
und spannende Welt des Gartens<br />
ein.<br />
Die Kids können selber säen,<br />
ernten, jäten, kurz gesagt:<br />
sich als GärtnerIn versuchen –<br />
wahlweise sogar mit<br />
eigenem Beet mit<br />
Namenstafel. In den<br />
praxisbezogenen Gartenworkshops, bei<br />
den Führungen durch das Gelände und<br />
bei den Gemüseraritätsverkostungen erleben<br />
Jung und Alt wie das Gemüse den<br />
Weg vom Samen auf den Teller findet.<br />
LehrerInnen, die längerfristig mit ihrer<br />
Schulklasse Garten erleben möchten,<br />
buchen das Junior-City-Farming Jahresprogramm.<br />
Das Motto des Cityfarm-Teams “Wir<br />
bringen Garten ins Leben“ hat durch<br />
den neuen zentralen Standort im Augarten,<br />
mitten im Zentrum Wiens, eine<br />
neue Bedeutung bekommen. Der neue<br />
Slogan lautet „Wir tragen den Garten<br />
in die Stadt“. Dies ist für das engagierte<br />
Team nicht nur eine Herausforderung,<br />
sondern vor allem eine riesige Chance<br />
für alle Kinder und alle kleinen Gäste<br />
unserer Stadt das ABC des Gärtnerns zu<br />
erlernen. Bestimmt macht die Begeisterung<br />
für Gemüse & Co. - im wahrsten<br />
Sinn des Wortes - Schule und es gibt<br />
dann immer mehr kleine Gemüsebeete<br />
auf Balkon, im Kleingarten vorm Haus,<br />
auf Dächern, in Schulhöfen und wo auch<br />
immer Anbau in der Stadt möglich ist.<br />
Urban Gardening ist nämlich neben der<br />
Gartenpädagogik und der ökologischen<br />
Bildung der zukünftigen Generationen<br />
eines der wichtigsten Anliegen der Cityfarm.<br />
Nicht umsonst war selbst Audrey<br />
Hepburn überzeugt: „Einen Garten<br />
anzulegen bedeutet an das Morgen zu<br />
glauben!“<br />
Der erste Schritt dafür kann mit einem<br />
Ausflug Ihrer Schulklasse oder Kindergartengruppe<br />
beginnen<br />
Anmeldung unter:<br />
www.cityfarm.wien.at
NUN<br />
AUCH ALS<br />
FERNLEHRGANG<br />
3 SEMESTER<br />
DIPLOMAUSBILDUNG<br />
ZUM/R ZERTIFIZIERTEN<br />
PERSONENBETREUER/IN<br />
(KINDER | JUGEND | SENIOREN |<br />
GENERATIONEN)<br />
www.improve.or.at | office@improve.or.at<br />
INFOS UNTER: www.improve.or.at<br />
<strong>LERNEN</strong> SIE DAS BERUFLICHE TÄTIGKEITSFELD<br />
DES/DER PERSONENBETREUER/IN<br />
IM VIDEO KENNEN<br />
Fotos: cityfarm.wien<br />
25 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
information & schule<br />
Vieles muss in Frage gestellt werden:<br />
Selbstwert und Schule<br />
ICH TRÄUME VON EINER WELT, IN DER WIR DIE RESSOURCEN DER KINDER<br />
NICHT MEHR AUSBEUTEN<br />
Gerald Ehegartner ˇ<br />
Lehrer, Autor, Naturpädagoge<br />
und Visionssucheleiter<br />
„Akademie für Potentialentfaltung“,<br />
„Lernwelt“;<br />
www.geraldehegartner.com<br />
Kopfsprung ins Herz –<br />
Als Old Man Coyote<br />
das Schulsystem sprengte<br />
Autor: Gerald Ehegartner<br />
Verlag: tao.de – Kamphausen<br />
Wie würde die Welt wohl aussehen,<br />
könnte jedes Kind<br />
mit einem großen Selbstwert<br />
die Schule verlassen?<br />
Ich schreibe dies als Lehrer – und ich<br />
frage mich oft, welche Hebel die Schule<br />
eigentlich betätigen sollte, um die<br />
Gesellschaft als Ganzes in eine positive<br />
Richtung zu fokussieren.<br />
Wäre es zum Beispiel nicht wichtiger,<br />
jedem Kind seinen ureigensten Wert<br />
erlebbar zu machen, als alle möglichen<br />
Kompetenzen innerhalb von wenigen<br />
Jahren abzufragen?<br />
Ehrlich – mich nervt der Kompetenzkatalog,<br />
der langsam aber sicher die<br />
Schulen in automatisierte Fabriken zu<br />
verwandeln droht.<br />
Es ist mir sowas von sonnenklar, dass<br />
wir hiermit ein Instrument in Händen<br />
halten, das die SchülerInnen vermessen<br />
und in den Markt einbinden möchte.<br />
So vermiest man letztendlich auch das<br />
Lernen.<br />
Der Begriff Kompetenz wurde in der<br />
Wirtschaftswelt der 50-er-Jahre geboren,<br />
um einen reibungslosen Unternehmensablauf<br />
zu beschreiben.<br />
Es darf einen nicht verwundern, dass in<br />
Zeiten des Neoliberalismus nun genau<br />
jener Begriff auch in der Schulwelt um<br />
sich greift. Mehr denn je vermessen<br />
und verpacken wir unsere Kinder für<br />
eine globale Kapitalismus-Maschine, die<br />
auf bodenlose Gier programmiert ist.<br />
Wir machen sie zusehends zu Objekten –<br />
jedoch diesmal alles gut wissenschaftlich<br />
und pädagogisch korrekt getarnt, vielleicht<br />
auch noch mit coolen und lässigen<br />
Anglizismen beschrieben.<br />
Die LehrerInnen werden in diesem Prozess<br />
auch schrittweise entmündigt.<br />
Dieser Vorgang ist schleichend und nicht<br />
immer sofort erkennbar.<br />
Wollen wir aber starke Persönlichkeiten,<br />
die ihren eigenen Wert erkennen – dann<br />
„müssen“ wir die Kinder als Subjekte<br />
sehen. Also, das glatte Gegenteil dessen,<br />
worauf das System Schule hinaus will<br />
(auch wenn bei Sonntagsreden mit großen<br />
Worten anderes behauptet wird).<br />
Wollen wir die Größe der Kinder sehen<br />
können, dann sind wir geradezu verpflichtet,<br />
unsere eigene Größe anzunehmen.<br />
Damit meine ich nicht das kleine<br />
Ego, das ganz groß rauskommen will,<br />
sondern unsere wahre Größe. Und diese<br />
kann niemals zur Ware werden. Die eigene<br />
Größe anzunehmen ist ein Akt der<br />
Selbstliebe. Wir beginnen, uns in Demut<br />
selbst zu feiern.<br />
Ich träume von einer Welt, in der wir<br />
die Ressourcen der Kinder nicht mehr<br />
ausbeuten – sondern zu deren Potentialentfaltung<br />
beitragen. Das verlangt<br />
einen Wandel vom vermessenen und<br />
gehandelten Objekt hin zum Subjekt.<br />
Und dieses ist unantastbar für dieses<br />
Foto: © pixabay.com<br />
26 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
information & schule<br />
WIR SETZEN IMPULSE<br />
Habenwollen, sowie die Würde eines jeden<br />
Menschen unantastbar ist. Es ist die Entwicklung<br />
vom Haben zum Sein, um es in den<br />
Worten von Erich Fromm auszudrücken. Wir<br />
schreiten von der „Verdinglichung“ hin zum<br />
„Wesen-tlichen“ und Lebendigen.<br />
Nicht umsonst hat Gerald Hüther die Würde<br />
als einen inneren Kompass beschrieben, der<br />
durch das Dickicht einer „verführenden“<br />
Objekt-Welt führt.<br />
„Lebe nie unter deiner Würde“, ruft Old Man<br />
Coyote der Hauptperson Noah in meinem<br />
Buch „Kopfsprung ins Herz – Als Old Man<br />
Coyote das Schulsystem sprengte“ zu – und<br />
zitiert dabei Papst Leo, den Großen.<br />
Ja, leben wir am besten nie unter unserer<br />
Würde und stellen wir unser Licht nicht unter<br />
den Scheffel. Denn dann öffnet sich unser<br />
Herz - und mit unserem Licht sehen wir das<br />
Licht, die Größe und Würde unseres Gegenübers.<br />
Letztendlich merken wir auch, dass<br />
es ein- und dasselbe Licht ist. Und als Lehrer<br />
unter-richten wir dann nicht mehr, sondern<br />
richten auf.<br />
UNSER INFO-SERVICE<br />
WIR INFORMIEREN SIE 4-6 MAL IM JAHR ÜBER NEUIGKEITEN<br />
BEI "<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong>".<br />
RECHTZEITIG INFORMIEREN WIR ÜBER DEN<br />
ERSCHEINIGUNGSTERMIN DES IMPULS-MAGAZINS.<br />
TRAGEN SIE SICH IN DIE VERTEILERLISTE UNSERES INFO-<br />
NEWSLETTER-SERVICES EIN - UND SIE WERDEN<br />
INFORMIERT<br />
EMPFEHLEN SIE UNS IHREN FREUNDEN UND BEKANNTEN.<br />
Anmeldung:<br />
http://magazin.Lmzukunft.at/anmeldung.html<br />
DOWNLOAD der<br />
INFO-KARTE<br />
Foto: © pixabay.com<br />
27 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
information & interview<br />
<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong>-Interview:<br />
Snezana Kreppenhofer-Hahn<br />
Birgit Menke<br />
Redaktion<br />
<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong><br />
Vor gut 4 Jahren hat Frau<br />
Kreppenhofer-Hahn die kleine<br />
aber feine Buchhandlung „Skybooks“<br />
in Mödling/NÖ gemeinsam<br />
mit ihrem Sohn Lukas eröffnet. Hier<br />
wird man nicht nur liebevoll empfangen,<br />
sondern auch gut beraten. Auch Veranstaltungen,<br />
Vorträge und Lesungen<br />
werden mit viel Liebe gestaltet. Prominente<br />
Gäste, wie z.B. der Lehrer und<br />
Wildnispädagoge Gerald Ehegartner, der<br />
Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther<br />
und der Poet und Musiker Konstantin<br />
Wecker sorgten mit ihren Beiträgen für<br />
Spannung und Staunen.<br />
Welchen Bezug haben Sie persönlich zu<br />
Büchern?<br />
Bücher sind wie ein Fenster in eine<br />
andere Welt, sie können unterhalten<br />
und spannende Geschichten erzählen,<br />
emotional berühren oder Wissen vermitteln.<br />
Bücher können verzaubern, deshalb<br />
habe ich schon in meiner Kindheit sehr<br />
gerne gelesen.<br />
Welche Philosophie steht dahinter?<br />
Wir haben die wahrscheinlich kleinste<br />
Buchhandlung Österreichs, daher ist es für<br />
uns besonders wichtig, welche Bücher wir<br />
in unserem Geschäft lagernd haben. Wir<br />
suchen alles per Hand aus und bestellen<br />
vor allem das, was uns selbst auch ansprechen<br />
würde. Wir versuchen dabei, die<br />
verschiedensten Bereiche abzudecken und<br />
unseren Kunden die größte Vielfalt auf<br />
kleinstem Raum zu geben.<br />
Wie sehen Sie die Zukunft des Lesens?<br />
Es is heute möglich, auf die unterschiedlichsten<br />
Arten zu lesen, ob klassisch als<br />
Hardcover oder Taschenbuch, als E-Book<br />
auf dem Handy oder Tablet. Die Art des<br />
Lesens mag sich verändern, aber ich glaube,<br />
Bücher werden immer ein wichtiger<br />
Bestandteil im Leben vieler Menschen<br />
sein.<br />
Vielen Dank für das Interview<br />
Lesu<br />
Buc<br />
Aut<br />
Snezana Kreppenhofer-Hahn<br />
www.skybooks.at<br />
Welche Motivation hatten Sie, einen<br />
Bücherladen zu eröffnen?<br />
Ich fand es immer sehr angenehm, in<br />
eine Buchhandlung zu gehen. Die schöne<br />
Atmosphäre und das Gefühl, sich einfach<br />
Zeit nehmen zu können und in einigen<br />
Büchern zu schmökern. Daher hatte ich<br />
schon lange die Idee, einen Bücherladen<br />
eröffnen zu wollen. Außerdem wollten<br />
wir unsere Kunden nicht nur als Verkäufer<br />
beraten, sondern auch unsere<br />
Begeisterung mit ihnen teilen.<br />
Fotos: © Nerlich-Images-Fotolia.com und Archiv Skybooks.at<br />
28 | SEPTEMBER <strong>2018</strong><br />
Skybook
25. Oktober <strong>2018</strong>, ab 17.00h<br />
Kartenverkauf: Buchhandlung<br />
Skybooks Mödling, Freiheitsplatz 1<br />
2340 Mödling, 0676/6534726 oder<br />
info@skybooks.at<br />
www.skybooks.at<br />
DOWNLOAD:<br />
Einladung | pdf-Datei<br />
ng – Gespräch – Herzlichkeit<br />
h: Kopfsprung ins Herz<br />
or: Gerald Ehegartner<br />
SOS-Kinderdorf bedankt sich für die kostenlose Einschaltung!<br />
s führt Bücher, Kartensets, Glückwunschkarten, Blechschilder, kleine Geschenkartikel<br />
Jede individuelle Bestellung wird kundenfreundlich abgewickelt<br />
29 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
information & natur<br />
Steppe am Stadtrand von Wien:<br />
Perchtoldsdorfer Heide<br />
Naturjuwel von internationaler Bedeutung<br />
Dipl.-Ing. Alexander Ristic<br />
Glücklicher Laxenburger<br />
Fotos © DI Alexander Ristic<br />
30 | SEPTEMBER <strong>2018</strong><br />
Oberhalb von Perchtoldsdorf, am<br />
Stadtrand von Wien, liegt die<br />
Perchtoldsdorfer Heide – das<br />
Trockenrasengebiet im Wienerwald.<br />
Das faszinierende Naturschutzgebiet<br />
schätzen die Einwohner der Umgebung<br />
und kommen immer wieder zum<br />
Wandern und Entspannen.<br />
TROCKENRASEN IN WIEN?<br />
Im Volksmund sind Trockenrasen unter<br />
dem Namen „Steppe“ oder „Heide“<br />
bekannt. In natürlichen Steppen oder<br />
Trockenrasen wachsen keine Bäume oder<br />
Sträucher, weil die Bedingungen ungünstig<br />
sind. Noch vor 15.000 Jahren, in der<br />
letzten Eiszeit, war ganz Mitteleuropa<br />
eine Kältesteppe ohne Bäume. Nur<br />
die Schwarz-Föhre überlebte als einzige<br />
Baumart in den Felswänden<br />
am Alpenostrand. Alle anderen<br />
Baumarten wanderten erst später<br />
aus dem Südosten ein. Trockenrasen<br />
gehört heute zu den am<br />
meisten gefährdeten Lebensräumen.<br />
In Österreich beträgt ihr Flächenanteil<br />
nur noch circa 0,018%<br />
(weniger als 2 Zehntausendstel!)<br />
Die Perchtoldsdorfer Heide ist das<br />
größte und am besten erhaltene Trockenrasengebiet<br />
Europas. Das von Menschen<br />
geschaffene Naturjuwel beheimatet seltene<br />
Lebensräume und gefährdete Tierund<br />
Pflanzen,– einige der vielfältigen<br />
Arten sind vom Ausstreben bedroht. Für<br />
die Anerkennung des Wienerwaldes als<br />
Biosphärenpark durch die UNESCO im<br />
Jahre 2005 spielte dieses Trockenrasengebiet<br />
in der Perchtoldsdorfer Heide eine<br />
wichtige Rolle.<br />
Seit mehr als 7.000 Jahren betreibt<br />
der Mensch in dieser Region Landwirtschaft.<br />
Die ältesten bäuerlichen Siedlungen<br />
aus der Jungsteinzeit wurden<br />
an der Grenze zwischen Perchtoldsdorf<br />
und Brunn am Gebirge nachgewiesen.<br />
Zu Beginn wurden Wälder gerodet<br />
und auf den offenen Flächen entstanden<br />
Viehweiden. Später verdrängten<br />
Ackerbau und Weinbau die Viehweiden<br />
immer weiter auf die Abhänge des<br />
Wienerwaldes, auf kargere Flächen,<br />
die für den Acker- und Weinbau nicht<br />
geeignet waren. Sie waren früher vor<br />
allem mit Eichenwäldern und an felsigeren<br />
Stellen mit Schwarzföhrenwäldern<br />
bewachsen. Über Jahrtausende<br />
konnten in diesen neuen Trockenrasenflächen<br />
zahlreiche wärme-, licht- und<br />
trockenheitsliebende Arten einwandern.<br />
Sie wurden mit dem Weidevieh<br />
– über Samen im Fell oder in den<br />
Hufen – aus dem osteuropäischen und<br />
Mittelmeer-Raum, zu uns verbreitet.<br />
Trockenrasenpflanzen haben sich an<br />
die schwierigen Bedingungen – Trockenheit,<br />
Nährstoffarmut und Hitze<br />
– angepasst. Mit Jahresniederschlägen<br />
von rund 600mm ist es an der Thermenlinie<br />
im Vergleich zum Inneren<br />
Wienerwald sehr trocken. Sie wachsen<br />
langsam und bleiben klein. In keinem<br />
anderen Lebensraum Europas findet<br />
man so viele Pflanzenarten auf einer<br />
Fläche vergleichbarer Größe. Hier leben<br />
zum Beispiel die Flechten, der Gemeine<br />
Kissenmoos, verschiedene Thymian -Arten,<br />
die Kuhschellen oder die Felskresse.<br />
Von den Pflanzen lebt eine Vielzahl<br />
an wärme- und trockenheitsliebenden<br />
Pflanzenfressern und Blütenbesuchern:
information & musik<br />
Zirpen, Raupen, Zahnspinner, Gallen, Wespen und viele verschiede Falter und Schmetterlinge. Von diesen wiederum<br />
zahlreiche Räuber: Netzwanzen, verschiedene Zikaden, Netzflügler, Heuschrecken und Spinnentiere.<br />
Meine Empfehlung: Besuchen Sie die Perchtoldsdorfer Heide. Diese ist weitaus mehr als eine gewöhnliche hügelige<br />
Landschaft, welche zum Entdecken anregt. Hier gibt es viele seltene Pflanzen- und Tierarten zu entdecken, die man in<br />
Österreich und Europa sonst nur noch sehr selten vorfindet. Hier können Sie schnell in die Natur eintauchen oder sich<br />
einfach ausruhen.<br />
.<br />
Fotos: © DI Alexander Ristic<br />
31 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
information & erinnerung<br />
Viel Geld - wenig Geld:<br />
Else Klein<br />
GLADBECK, KREIS RECKLINGHAUSEN, RUHRGEBIET – VEERSSEN BEI UELZEN –<br />
INSEL BORKUM/NORDSEE; DEZEMBER 1945 BIS APRIL 1949<br />
Else Klein<br />
verstorben 2003<br />
www.zeitgut.de<br />
Entnommen aus dem Buch<br />
Morgen wird alles besser<br />
West-Deutschland 1947-<br />
1952<br />
39 Geschichten und Berichte<br />
von Zeitzeugen.<br />
352 Seiten mit vielen Abbildungen,<br />
Ortsregister, Chronologie,<br />
gebunden.<br />
Zeitgut Verlag, Berlin.<br />
www.zeitgut.de<br />
ISBN: 978-3-86614-143-8<br />
Fotos:© pixabay.com<br />
32 | SEPTEMBER <strong>2018</strong><br />
Es kam das Jahr 1947, und ich<br />
fühlte mich immer überflüssiger zu<br />
Hause. Meine Heinke war inzwischen<br />
vier Jahre alt und spielte<br />
mit den Nachbarskindern. Wenn sie zu<br />
Hause war, paßten gleich fünf Frauen<br />
auf sie auf. Ich wollte gerne eigenes<br />
Geld verdienen und nicht immer fragen<br />
müssen, wenn ich etwas brauchte. Der<br />
Direktor des Bottroper Arbeitsamtes bot<br />
mir eine Stelle als Kontoristin im D.P.<br />
Food Depot (displaced persons food depot)<br />
an. Von dort waren bis vor kurzem<br />
die Kriegsgefangenen versorgt worden.<br />
Nun wurde es ein Umschlagplatz für Lebensmittel<br />
und Care-Pakete. Die eintreffenden<br />
Care-Pakete wurden ausgepackt,<br />
der Inhalt sortiert und neu verpackt für<br />
die Kinderschulspeisung herausgegeben.<br />
Der Betrieb lag an der Grenze zu Essen-<br />
Karnap. Ich fuhr jeden Morgen mit der<br />
Straßenbahn bis Bottrop-Mitte und von<br />
dort mit einem LKW bis zum Betrieb. Ich<br />
bekam eine Arbeit im Büro zugewiesen<br />
und war froh, etwas Sinnvolles tun zu<br />
können und Geld zu verdienen.<br />
Geld konnte man in der Zeit am leichtesten<br />
auf dem Schwarzen Markt<br />
„verdienen“. Es gab inzwischen eine<br />
„Zigaretten-Währung“. Als über 21jährige<br />
hatte ich bei den letzten Zuteilungen<br />
auch Zigaretten und sogar einmal eine<br />
Flasche Schnaps bekommen. Da ich weder<br />
rauchte noch trank, hatte ich beides<br />
gut verwahrt.<br />
Eines Tages bekam Papa im Büro Besuch<br />
von einem Bottroper Geschäftsmann,<br />
von dem man wußte, daß er über sehr<br />
viel Geld verfügte. Plötzlich klingelte das<br />
Telefon. Papa war am Apparat und bat<br />
mich, Zigaretten herüberzubringen. Ich<br />
fragte: „Du kennst den Preis?“<br />
„Ja“, sagte er „der Herr, der bei mir ist,<br />
zahlt dir den Preis.“<br />
Ich brachte ihm zehn Zigaretten und<br />
kassierte 300 RM.<br />
Wenig später ein weiterer Anruf: „Du<br />
hast doch noch eine Flasche Schnaps?“<br />
„Gewiß, doch auch nur zum Schwarzmarktpreis.“<br />
Erneut kassierte ich 300 RM. Etwas<br />
später wanderten auch noch meine<br />
letzten zehn Zigaretten zum Büro. Meine<br />
Ausbeute betrug insgesamt 900 RM.<br />
Nun war ich reich und überlegte, was<br />
ich mit dem Geld anfangen könnte. Im<br />
August bekam ich Urlaub und beschloß,<br />
mit Heinke nach Borkum zu fahren, wo<br />
ich mich mit meiner Freundin Rosemarie<br />
traf. Wir nahmen Quartier im Nordseehotel,<br />
einem Spitzenhotel direkt an der<br />
Kurpromenade. Meine 900 RM reichten<br />
für drei Wochen Unterkunft und Verpflegung<br />
sowie für die Hin- und Rückfahrt.<br />
Wir verlebten eine unbeschwerte Zeit im<br />
Wasser und am Strand, erfreuten uns an<br />
Konzerten und den herrlichen Sonnenuntergängen<br />
am Meer. Prächtig erholt<br />
und braungebrannt kamen wir wieder in<br />
Gladbeck an.<br />
Meine Arbeit nahm mich nun die ganze<br />
Woche in Anspruch. Den Sonntag genoß<br />
ich, indem ich mich mit Heinke beschäftigte.<br />
Zum Herbst wurde die Brotqualität immer<br />
schlechter. Brot wurde nun weitgehend<br />
aus Maismehl gebacken und hatte<br />
eine eigenartige gelbliche Farbe.<br />
Hatten wir bis zu Währungsreform 1948<br />
reichlich Geld, mit dem wir nichts kaufen
information & erinnerung<br />
konnten, so gab es nun plötzlich Ware<br />
genug, aber wir hatten kein Geld!<br />
Mit 40 DM, die wir am 20. Juni pro<br />
Person erhalten hatten, konnte man<br />
wahrlich keine großen Sprünge machen.<br />
Doch voller Freude malten wir<br />
uns aus, was wir alles kaufen würden,<br />
wenn das Geld dafür reichte. Wenn man<br />
genug sparte, dann konnte man sich<br />
so manchen Wunsch erfüllen. Mir hatte<br />
der Urlaub auf Borkum so gut gefallen,<br />
daß ich beschloß, auch 1948 wieder<br />
dorthin zu fahren. Diesmal wohnten wir<br />
jedoch wesentlich bescheidener bei den<br />
Eltern meiner ehemaligen Arbeitsmaid.<br />
Ich selbst hatte nun meine Vorliebe fürs<br />
Meer entdeckt. Immer, wenn ich später<br />
an Urlaub dachte, dann sah ich nur das<br />
Meer vor mir.<br />
Die Normalisierung der Versorgung mit<br />
Lebensmitteln brachte es mit sich, daß<br />
unser Betrieb allmählich überflüssig<br />
wurde. Und so erhielten wir alle zum 31.<br />
März 1949 unsere Kündigung. Ich hatte<br />
mich schon sosehr daran gewöhnt, eigenes<br />
Geld zu haben, daß ich mir schlecht<br />
vorstellen konnte, finanziell wieder völlig<br />
abhängig zu sein. Als daher einer meiner<br />
Kollegen, der eine Bier- und Spirituosenvertretung<br />
für Bottrop und Gladbeck<br />
übernommen hatte, mich fragte, ob ich<br />
für ihn den Raum Gladbeck betreuen<br />
würde, nahm ich das Angebot an. Es<br />
waren zwar nur minimale Beträge, die<br />
ich dabei verdienen konnte, doch es war<br />
besser als gar nichts.<br />
an die Geschäfte weiterliefert. Da wir in<br />
Gladbeck-Rentfort nicht unbekannt waren,<br />
hatte ich nach verhältnismäßig kurzer Zeit<br />
Bestellungen für zwanzig Kästen Bier in der<br />
Tasche. Nun also wollte ich einen Bierverleger<br />
suchen. Ich kannte keinen und fragte<br />
darum meinen Vater. Der meinte: „In der<br />
Kampstraße muß einer wohnen, Klein heißt<br />
er, der hat früher unsere Kantine auf der<br />
Zeche mit Getränken beliefert.“<br />
Am 4. April 1949 betrat ich zum ersten Mal<br />
den Hof in der Kampstraße, der dann für<br />
18 Jahre mein Zuhause werden sollte, und<br />
sah zum ersten Mal den Mann, mit dem ich<br />
nun schon über 40 Jahre verheiratet bin.<br />
Herr Klein war gerade dabei, sein Tempo-<br />
Dreirad zu waschen, als ich vor ihn trat,<br />
um ihm Bier zu verkaufen. Er bat mich ins<br />
Haus und meinte zuerst, er habe selbst<br />
genug Bier zu verkaufen. Doch als ich ihm<br />
erklärte, daß ich bereits Aufträge für 20<br />
Kästen habe, bestellte er. Das war mein erster<br />
Erfolg – jedoch auch der letzte! Denn<br />
nicht das Bier hatte sein Interesse geweckt,<br />
sondern ich!<br />
Noch am selben Nachmittag kam ein Anruf,<br />
ich möge doch noch einmal vorbeikommen,<br />
man brauche für eine private Feier,<br />
die Verlobung der jüngsten Schwester, einige<br />
Flaschen Wein. Daraus entwickelte sich<br />
unsere Beziehung, die am 23. Juni 1949<br />
zur Verlobung und am 25. März 1950 zur<br />
Hochzeit führte.<br />
So machte ich mich in den ersten Apriltagen<br />
auf die Suche nach Kunden. Man<br />
hatte mir den Rat gegeben: Versuch<br />
erst einmal Lebensmittelhändler für<br />
die Bierbestellungen zu gewinnen, und<br />
dann such dir einen Bierverleger, der<br />
das Bier von der Brauerei bezieht und<br />
Foto: © Brigitte Bonaposta & chris-m.- fotolia.com<br />
33 | SEPTEMBER <strong>2018</strong>
Erscheinungsort Wien<br />
<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong>, 1220 Wien, Mühlwasserpromenade 23/Haus 13, Austria<br />
UNSER WEB-KIOSK<br />
http://magazin.Lmzukunft.at<br />
Umfangreiches Archiv bis 2010 zur Nachlese.<br />
Empfehlen Sie uns weiter<br />
www.buchteufel.at<br />
www.improve.or.at<br />
Buchtipp:<br />
Erneuerbare Energien<br />
Eine spannende Entdeckungsreise für GroSS und Klein<br />
Die Natur hält mit Sonne, Wind und Co. eine Vielzahl<br />
erneuerbarer Energiequellen bereit.<br />
Die Energiemengen, die in Wasser und Wind, Sonne,<br />
Erdwärme und Biomasse stecken, sind gewaltig: Regenerative<br />
Energien könnten problemlos den Energiebedarf der gesamten<br />
Menschheit decken.<br />
Kleine und große Leser erhalten mit diesem Buch einen verständlichen<br />
und unterhaltsamen Einblick in die spannende Welt<br />
der erneuerbaren Energien.<br />
• Wie bringt man mit Sonnenstrahlen Kraftwerke zum<br />
Laufen?<br />
• Wie wird aus Biogas Strom erzeugt?<br />
• Wie lässt sich heißes Wasser aus den Tiefen der Erde<br />
nutzen?<br />
• Wie wird regenerativer Strom in Wasserstoff verwandelt<br />
und warum?<br />
• Wie gewinnt man aus Energiepflanzen Treibstoff?<br />
In etlichen Experimenten können kleine Forscher das Potenzial<br />
der erneuerbaren Energien unter die Lupe nehmen. Schon mal<br />
selbst Biogas erzeugt? Oder eine Solarturbine gebaut?<br />
gebundene Ausgabe, 144 Seiten<br />
1. Auflage, August <strong>2018</strong><br />
ISBN 978-3000600913<br />
Autorin: Carmen Skupin