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Regionales<br />
<strong>20</strong><br />
Geschichte – Eine Reise in die Vergangenheit<br />
1932<br />
Von 1932 bis 1945 befanden sich auf dem rund 400 Hektar großen und<br />
verbunkerten Waldstück – Tarnbezeichnung Objekt Buche – zwei der<br />
wichtigsten Sprengstofffabriken des Dritten Reiches: die Westfälisch Anhaltische<br />
Sprengstoff AG (WASAG) und die Deutsche Sprengstoffchemie<br />
Moschwig (DSC). 1936 zum Militärgelände erklärt, produzierten dort in<br />
den letzten Kriegsjahren tausende Kriegsgefangene und deportierte Ostarbeiter<br />
für die deutsche Wehrmacht.<br />
Nach Kriegsende<br />
Die Sowjets sprengen Straßen, Wege und sämtliche WASAG-Bunker.<br />
Kaum fünfzehn Jahre später zeigt die NVA der DDR Interesse für die Liegenschaft.<br />
Im Gebiet „Buche“ entstehen in den sechziger Jahren eine Pionier-<br />
und eine chemische Werkstatt mit Gerätelagern und mehrere Verwaltungsgebäude.<br />
Nahezu 400 Armeeangehörige und Zivilbeschäftigte waren<br />
dort tätig.<br />
1961<br />
Die Nationale Volksarmee der DDR bekundet Interesse an den mit Trümmern<br />
bedeckten Liegenschaften. Es werden zunächst eine Pionier- und eine<br />
chemische Werkstatt errichtet. Danach wird der Standort mit dem Bau von<br />
Lagerhallen, Bunkern und einem Verwaltungsgebäude erweitert.<br />
1975<br />
Innerhalb des weltweiten Abrüstungsprozesses in den 70er Jahren (KSZE<br />
in Helsinki, 1975) setzte die Militärdoktrin der Warschauer Vertragsstaaten<br />
auf Verteidigungshandlungen. Um jedoch für gedeckte Operationen<br />
und Gegenoffensiven gerüstet zu sein, wurden in der DDR vier nahezu<br />
baugleiche, verbunkerte Ausweichgefechtsstände konzipiert und gebaut.<br />
1976-1979<br />
Die umfangreichen Bauarbeiten innerhalb eines abgeteilten Stückes im<br />
Objekt dienen nicht einfach der Erweiterung des Bestehenden. Vielmehr<br />
entsteht dort eines der bestgehüteten Militärgeheimnisse der DDR – eine<br />
geschützte Führungsstelle im Rahmen der Planung von Verteidigungshandlungen<br />
des Warschauer Vertrages. Gesamtkosten: 24 Miollionen<br />
DDR-Mark<br />
1990<br />
Die Bunkeranlage wird von der Bundeswehr übernommen. 48 Mann<br />
Stammpersonal zeichnen für die weitere Funktionstüchtigkeit der Anlage<br />
verantwortlich.<br />
1993<br />
Die Bundeswehr gibt die Liegenschaft an den Bund ab. Die gesamte Ausrüstung<br />
wird demontiert und abverfügt, das Inventar vollständig beseitigt.<br />
Trotz Verschlusses setzt Vandalismus ein. Die Bunker werden zum Risiko.<br />
1996<br />
Es entsteht die Idee, aus dieser zur Umwelt- und Unfallgefahr werdenden<br />
Bunkeranlage ein technisches Militärmuseum zu schaffen.<br />
1997<br />
Für die Umsetzung dieser Idee gründen Aufbauwillige den Verein „Eurocenter<br />
Sächsische Militärgeschichte Leipzig / Dübener Heide e.V.“ Auf<br />
Initiative des Vereins wird der ehemalige Ausweichgefechtsstand Kossa als<br />
Kulturdenkmal anerkannt und sein Ausbau als technisches Museum begonnen.<br />
<strong>20</strong>02<br />
Am 24. Mai <strong>20</strong>02 wird das Museum „denk mal BUNKER“ nach fünfjähriger<br />
intensiver Aufbauarbeit der Mitglieder des Vereins, deren Helfer und<br />
mit Unterstützung durch den Freistaat Sachsen sowie der umliegenden<br />
Kommunen offiziell eröffnet. In vier der insgesamt sechs Bunker konnte<br />
weitestgehend der funktionale Zustand originalgetreu wieder hergestellt<br />
werden.<br />
Gegenwart<br />
Jährlich begrüßt das Bunker-Team ca. 10.000 Besucher, welche sich nunmehr<br />
neben der Museumsführung auch in der selbstständigen Entdeckertour<br />
die Bunker anschauen können und somit etwas über die Geschichte<br />
erfahren und zum Nachdenken angeregt werden.<br />
Verpflegung aus der Feldküche umrahmen<br />
einen Besuch des Museums.<br />
Die unterirdischen Bauwerke selbst<br />
sind mit zahlreichen Relikten der<br />
NVA ausgestattet, zu denen Fernmelde-<br />
und Nachrichtentechnik ebenso<br />
zählen, wie originales Mobiliar, Telefonleitungen,<br />
Fahrzeuge, Geräte<br />
zum Ver- und Entschlüsseln von<br />
Nachrichten und vieles mehr. Ein<br />
Großrechner dieser Zeit konnte aus<br />
Markkleeberg besorgt werden, da der<br />
Rechner gleichen Bautyps, der sich im<br />
Gefechtsstand befand, wahrscheinlich<br />
verschrottet wurde.<br />
Mittlerweile hat sich die außergewöhnliche<br />
Ex-Militäranlage zu einem<br />
Anziehungspunkt und Besuchermagneten<br />
im Naturpark entwickelt. Es ist<br />
möglich, fünf unterirdische Bunker<br />
zu besichtigen. Durch Führungsbunker<br />
und Nachrichtenbunker gibt<br />
es Sonderführungen. Der Museumsbunker<br />
beispielsweise kann während<br />
der Entdeckertour selbstständig und<br />
ohne Voranmeldung besucht werden.<br />
Möglich ist das Mittwoch bis Sonntag<br />
in der Zeit von 10 bis 14 Uhr. Hier<br />
findet der Gast historische Sonderausstellungen<br />
zum Thema Nationale<br />
Volksarmee der DDR mit Waffengattungen<br />
und Diensten. Eine zweite<br />
Ausstellung, die von Hans Fröhlich<br />
aus Bad Düben erarbeitet worden ist,<br />
heißt „Rüstung – Krieg – Zwangsarbeit<br />
im Lager Heide“.<br />
Hier erfährt der Gast, dass es von 1936<br />
bis 1945 an dieser Stelle ein Sprengstoffwerk<br />
gab, welches Munition für<br />
die Wehrmacht produzierte. Gegen<br />
Ende des Zweiten Weltkrieges waren<br />
dort 3.600 Menschen beschäftigt,<br />
darunter 1.500 Zwangsarbeiter und<br />
500 Häftlinge. Die Produktion endete<br />
im April 1945. Bis zu zwei Jahre später<br />
wurden sämtliche Werksanlagen<br />
gemäß des Übereinkommens der Siegermächte<br />
gesprengt.<br />
„Auch dieses Kapitel der Geschichte<br />
wollen wir darstellen und für die<br />
Nachwelt erhalten“, sagt Strahlendorff,<br />
„Hier sehen wir einen ganz<br />
besonderen Bildungsauftrag an die Jugend.“<br />
Als Gedenken an das Zwangsarbeiterlager,<br />
in dem zahlreiche<br />
Gefangene zu Tode kamen, gibt es<br />
auch einen Gedenkstein an der Straße<br />
zwischen der Friedrichshütte und den<br />
Bunkeranlagen.<br />
Zur Entdeckertour zählen auch der<br />
Rechnerbunker und der Technische<br />
Bunker. Im Ersteren stehen, wie<br />
der Name schon verrät, Großrechen-