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BIBER 09_18 Ansicht fin

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3<br />

minuten<br />

mit<br />

Elia<br />

Bragagna<br />

Wenn es um die schönste<br />

– aber oft nicht einfachste –<br />

Nebensache der Welt geht,<br />

ist Dr. Elia Bragagna nicht<br />

weit. Seit Matthias Strolz<br />

in einem Ö3-Interview die<br />

Wiener Sexualtherapeutin<br />

lobte, ist die Hilfe der<br />

Expertin gefragter denn je.<br />

Von Nada El-Azar, Foto: Ricardo Herrgott<br />

<strong>BIBER</strong>: Sprechen Sie noch viele Klienten<br />

auf Matthias Strolz an?<br />

ELIA BRAGAGNA: Es berufen sich tatsächlich<br />

viele auf ihn. Das, was Strolz<br />

in der Sendung angesprochen hat, ist<br />

ein für Paare typisches Problem und<br />

hat viele motiviert, über ihre Gefühle<br />

zu sprechen. In Bezug auf die eigenen<br />

sexuellen Bedürfnisse sind Menschen<br />

wahnsinnig verunsichert, was sie den<br />

Partnern sagen können. Im Gespräch<br />

kommt oft heraus, dass der jeweilige<br />

Partner oder die Partnerin nicht anders<br />

emp<strong>fin</strong>det.<br />

Wer geht zu einer Sexualmedizinerin?<br />

Was sind, Ihrer Meinung nach, typische<br />

Frauen- und Männerprobleme?<br />

Es gehen vor allem jene Menschen zu<br />

Sexualmedizinern, die wissen, dass es<br />

uns gibt. Es ist das Versäumnis vieler<br />

Kollegen, dass sie sich nicht sichtbar<br />

machen. Deswegen ist es mir wichtig,<br />

in den Medien präsent zu sein. Nicht<br />

aus Mediengeilheit, sondern um aufzuklären.<br />

Altersmäßig ist bei Patienten<br />

alles dabei. Frauen plagen Lustlosigkeit<br />

und Schmerzen beim Sex – auch weil<br />

viele sich zu sehr an der Sexualität der<br />

Männer orientieren. Bei Männern sind<br />

Erektionsstörungen und vorzeitiger<br />

Samenerguss die häufigsten Themen.<br />

Beobachten Sie eine neue „Volkskrankheit“?<br />

Für mich wäre das Performancesex.<br />

Weil Leute glauben, sie müssen den<br />

Schwachsinn erfüllen, der in Medien<br />

und Pornos vorgegeben wird. Ich<br />

beobachte bei jungen Männern, dass<br />

sie "normaler Sex" nicht mehr antörnt,<br />

weil sie der häufige Pornokonsum dafür<br />

abgestumpft hat. Das ist eine normale<br />

neurobiologische Reaktion. Bei Frauen<br />

äußert sich das so, dass sie Sex haben,<br />

obwohl ihre Körper noch nicht "rollig"<br />

genug sind. Dann wird auf Gleitmittel<br />

und Spucke zurückgegriffen – dieses<br />

Verhalten führt längerfristig zu Schmerzen<br />

beim Sex. Mir ist es ein Anliegen,<br />

dass wir einen gesunden Kontakt zu<br />

unserem Körper aufbauen. Den medialen<br />

Klischees zu entsprechen ist ein<br />

einziger Krampf.<br />

Alter: 62<br />

geboren in: Italien<br />

Berufung: Praktiziert seit 20<br />

Jahren als Sexualtherapeutin.<br />

Besonderes: Hat die erste<br />

Sexualambulanz am Wiener<br />

Wilhelminenspital initiiert.<br />

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