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BIBER 09_18 Ansicht fin

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Haushalt - und das waren nicht wenige. Gemeinsam<br />

gingen wir einkaufen, putzten die Fenster oder das<br />

Bad, schälten Berge von Kartoffeln und kochten für die<br />

ganze Familie. Crista konnte das alles schon mit sieben<br />

Jahren, und ich lernte es von ihr!<br />

Am Sonntag ging die ganze Familie in die rumänisch-penticostale<br />

Kirche, eine christliche Freikirche,<br />

und ich war oft dabei. Der feste Glaube an Gott ist bei<br />

allen in der Familie gleich und die Stärke, die sie aus<br />

ihrem Glauben ziehen, hat meinen eigenen Glauben<br />

gefestigt und gestärkt, wenn nicht sogar begründet.<br />

Egal wie schwer das Leben auch sein mag, einer der<br />

Ciucius wird mir immer mit voller Überzeugung sagen:<br />

„Orice lucru Domnul il face frumos la vremea lui. “ 1<br />

Jeden Abend wurde gemeinsam in der Familie<br />

gegessen, gelacht und vor allem diskutiert (und das<br />

ganz schön hitzig!) . Jedes Gefühl hatte Platz und<br />

dadurch konnten Streits auch heftig werden. Doch<br />

der Zusammenhalt und die Liebe dieser Familie waren<br />

und sind stärker als jeder Streit. Es kommt immer der<br />

Moment, in dem sich die Streitenden in die Arme fallen<br />

und sich „Te iubesc“ 2 sagen.<br />

IN GUTEN UND IN SCHLECHTEN<br />

ZEITEN<br />

Immer wieder wurde mir klar gemacht, dass ich ein Teil<br />

der Familie bin. Hatte ich gute Noten oder erreichte<br />

etwas, waren alle stolz auf mich. In schweren Zeiten<br />

standen alle Ciucius hinter mir und jeder versuchte<br />

mich auf seine Art wieder aufzubauen. Nichts, was<br />

ich tat, blieb unkommentiert, und oft habe ich mir<br />

gewünscht, dass meine Taten von der Familie Ciuciu<br />

unbemerkt bleiben (was nie der Fall war!). Es war<br />

oft hart, von Cristas Mama kritisiert zu werden, und<br />

manchmal war es auch nervig, von den Brüdern vor<br />

allen anderen verarscht zu werden. Doch da muss man<br />

durch, wenn man Teil der Familie Ciuciu sein will. Und<br />

das wollte ich von Anfang an, und will es noch immer.<br />

Die Ciucius sind für mich nicht nur die Familie meiner<br />

besten Freundin, sie sind meine eigene, zweite Familie<br />

geworden. Kommen Freunde der Familie zu Besuch,<br />

können sie es meist gar nicht glauben, dass ich keine<br />

Rumänin bin und eigentlich gar nicht dazugehöre.<br />

Ich fühle mich als Teil eines einzigartigen Integrationsprozesses,<br />

denn ich wurde zur Rumänin, oder wie<br />

wir sagen zur „Rumänerin“ gemacht. Dank der Ciucius<br />

habe ich eine Sprache gelernt, ein Land kennengelernt<br />

und bin Teil einer Kultur geworden, aus der ich eigentlich<br />

nicht stamme.<br />

Da mich Tanti Dorina vor zwanzig Jahren wie eine<br />

Tochter bei sich aufnahm und mir erlaubte, Teil ihrer<br />

großartigen Familie zu sein, kann ich heute voller Stolz<br />

sagen: „Eu sunt romanca“ 3 ! ●<br />

1 Alle Dinge macht Gott zur rechten Zeit schön.<br />

2 Ich liebe dich<br />

3 Ich bin Rumänin.<br />

Abb.: Thomas Hochwallner<br />

#fuckreality<br />

ÖFFNUNGSZEITEN<br />

DI – FR 11.00 – 19.00H<br />

SA 11.00 – 15.00H<br />

EINTRITT FREI<br />

AUSSTELLUNG<br />

05 10 20<strong>18</strong> –<br />

24 11 20<strong>18</strong><br />

Kuratiert von<br />

Martin Kusch<br />

Alexandra Schantl<br />

Ruth Schnell<br />

KUNSTRAUM NIEDEROESTERREICH<br />

HERRENGASSE 13<br />

A-1010 WIEN<br />

WWW.KUNSTRAUM.NET

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