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Lena* denkt, sie hätte die Liebe ihres Lebens<br />
gefunden. Was sie nicht weiß: Ihr Freund ist<br />
Mitglied eines Prostitutionsrings. Er schickt<br />
sie auf den Strich und sie macht mit.<br />
Von Aleksandra Tulej, Fotos: Susanne Einzenberger<br />
Lena * ist 17, als sie ihren ersten<br />
Freund Amir* beim Fortgehen<br />
kennenlernt. Sie ist zum ersten<br />
Mal richtig verliebt. „Er war eben so<br />
anders als die anderen Jungs in meiner<br />
damaligen Klasse. Er war so aufmerksam<br />
und nicht so kindisch“, erzählt sie. Amir *<br />
ist drei Jahre älter als Lena. Er lebt in<br />
derselben Stadt in Deutschland wie sie.<br />
Er geht nicht mehr zur Schule und macht<br />
auf Lena von Anfang an einen reifen<br />
Eindruck. Es dauert nicht lange, bis Lena<br />
einwilligt, mit ihm zu schlafen. „Er war<br />
sogar mein erster Kuss“, sagt sie. „Und<br />
viele meiner Freundinnen hatten zu der<br />
Zeit ihren ersten Freund und dann auch<br />
Sex mit ihm, ich dachte mir nicht viel<br />
dabei“, erzählt sie. Ihre Eltern wissen<br />
nicht von ihrem Freund, sie will es ihnen<br />
erst erzählen, wenn es wirklich ernst ist<br />
– sie sind bei dem Thema etwas streng.<br />
Eine Zeit lang ist alles rosig – Lena<br />
denkt, sie hätte auf Anhieb die Liebe<br />
ihres Lebens gefunden. Sie verbringen<br />
viel Zeit miteinander, er stellt sie seinen<br />
Freunden vor. Was sie zu dem Zeitpunkt<br />
nicht weiß: Sie ist einem Loverboy zum<br />
Opfer gefallen.<br />
Loverboys sind junge Männer, die<br />
von organisierten Prostitutionsringen<br />
angeheuert werden. Sie <strong>fin</strong>den jüngere<br />
Mädchen, die sie so lange manipulieren<br />
und von sich abhängig machen, bis diese<br />
für sie anschaffen gehen. Aus Liebe<br />
und aus Naivität. Wie bei Lena. Sie ist<br />
kein Einzelfall: In Deutschland gibt es<br />
mittlerweile Vereine, die sich spezifisch<br />
mit der Prävention der Loverboy-Masche<br />
beschäftigen. „Wir dürfen nicht vergessen,<br />
dass die Opfer im Vorfeld verliebt<br />
gemacht werden, und da schaltet der<br />
Kopf zumindest für eine Zeit ab“, erzählt<br />
der Gründer des Vereins „Elterninitiative“<br />
aus Düsseldorf. Die Organisation klärt<br />
über das Loverboy- Phänomen auf und<br />
berät betroffene Eltern und Opfer.<br />
DER ERSTE FREIER<br />
„Er wollte plötzlich immer öfter wissen,<br />
wo ich bin, mit wem, und was ich mache.<br />
Ich wusste aber nie, was er gerade<br />
macht oder wo er sich aufhält“, sagt sie.<br />
Er wird immer fordernder und ungeduldiger.<br />
Irgendwann erzählt er Lena, er<br />
hätte Schulden, die er nicht abbezahlen<br />
kann. Und sie könnte ihm helfen, an das<br />
Geld zu kommen, indem sie mit fremden<br />
Männern gegen Bezahlung schläft.<br />
„Zuerst habe ich nicht wirklich verstanden,<br />
dass er das überhaupt ernst meinen<br />
könnte. Ich hatte bis zu dem Zeitpunkt<br />
null Berührungspunkte mit diesem Milieu.<br />
Ich war da immerhin erst 17 Jahre alt.<br />
Aber irgendwie hat er mich dann überzeugt,<br />
das mitzumachen. Es war schrittweise.<br />
Er stellte es so dar, als ob das<br />
keine große Sache wäre, mit fremden<br />
Männern für Geld zu schlafen“, sagt sie.<br />
Der Schein trügt - Die Loverboyfalle hat voll zugeschlagen<br />
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