Oktober 2018 - coolibri Hamm, Unna, Hagen
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Fotos (2): ©<strong>2018</strong> BUENA VISTA INTERNATIONAL /Pergamon Film /Wiedemann &Berg Film<br />
KINO<br />
Die Kraft der Kunst<br />
Werk ohne Autor|Start:3.10.<br />
Auch wennder Titel„Werk ohne Autor“ etwas anderes suggeriert,ist dieser Film doch einWerk, dessen Autorvon Bedeutung ist:<br />
Gemacht hatesFlorian Henckelvon Donnersmarck,dessen Langfilmdebüt „Das Leben der Anderen“imJahr 2007 den Oscar als<br />
bester fremdsprachiger Film abräumte –und dessen Nachfolgewerk „The Tourist“auf höchsterLinieenttäuschte. Nun kann man<br />
vomvon Donnersmarck halten,was man will,„Werk ohne Autor“ ist ein höchstambitionierterFilm, der komplexe Ideen spürbar<br />
macht. Unddrum2019 für den besten fremdsprachigen Film bei den Oscarsins Rennen geht.<br />
Dreisignifikante Episoden derdeutschen<br />
Geschichte durchläuft „WerkohneAutor“,<br />
gebundenist dieErzählungdabei an Kurt<br />
Barnert, derals Kinddie Nazizeit außerhalb<br />
Dresdensüberlebt, als junger Mann sein<br />
Kunststudiuminder DDR beginntund in<br />
den60ern in denWesten, nachDüsseldorf,<br />
flieht.Ist KurtsBiographie auch fiktiv,bearbeitet<br />
siedochEchtes, wahreBegebenheitenund<br />
historischeUmstände.„Werk ohne<br />
Autor“ istnie ohne Kontext, jede Stationder<br />
Erzählungbearbeitetein Stückdeutscher Geschichte<br />
undstets fängtder Film dasSpezifische<br />
derjeweiligenÄra mitFinesseein.Leitfadendurch<br />
KurtsLeben istdabei dieKunst und<br />
ihre Wirkkraft.Kurterlebt, wieKunst unterdrückt<br />
undwie siekonform gemacht wird, aber<br />
auch,wie siebeflügeln undbefreienkann.<br />
Wenn im Film über Wahrheit undSchönheitgesprochen<br />
wird, stehtder Kunstbegriff schnellim<br />
Verdacht,abzuheben –von Donnersmack<br />
schafftesaber, seinedurchaus ideellen Konzepteimmer<br />
an etwasEmotionales zu binden<br />
undsie so für seineZuschauer greifbar zu machen.Obdiese<br />
dabeiimmer alleAnspielungen<br />
verstehen, wirdsomit genausoegal, wieder<br />
Wahrheitsgehaltder fiktivenBiografiedes fiktivenKünstlers<br />
Kurt mitall ihrenParallelen zu einemgewissenKünstlernamensGerhard<br />
Richter.<br />
Oder ob einKunstwerk immer etwasüber<br />
seinen Autorenverrät:Schließlich istesdie Bedeutung<br />
dahinter, dieder Betrachende selbst<br />
erschafft, diezählt.<br />
DieKunst im Wandel derZeitalleinwäre aber<br />
letztlich eindochsehrverkopftesStandbein für<br />
einenFilm.„Werk ohne Autor“ stütztsichdeshalb<br />
auch aufeinedramatischeFamiliengeschichte<br />
rund um Kurt undseine Verwandtschaft,sowie<br />
seinespätere EhefrauElisabeth<br />
undderen Familie. Hier zeichnet vonDonnersmarcketwas<br />
gröber,verlässt sich nichtauf<br />
feineSpitzen,sondern bedientHandlungsstränge,wie<br />
sieauch in gut gemachten<br />
Vorabendserienauftauchen könnten.Die<br />
historischeDimension unddie ordentlich<br />
aufgebaute Intimität zu denCharakteren<br />
verwandeln hier dasSeifenopermaterialzu<br />
hochklassigemDrama.<br />
Mit„Werk ohne Autor“ zeigtvon Donnersmarck,<br />
dass er sein Können nichtnacheinemErfolgverbrannthat.Stark<br />
gezeichnete<br />
Charaktere, eine vielschichtige Erzählung, die<br />
sich nichtvor Ambiguität scheut,große Themen<br />
unddochdie Hingabezukleinen Detailssollen<br />
als Beweisegelten. „WerkohneAutor“ist gut<br />
gespieltes, prächtig gefilmtes undgroßinszeniertesKino–dasmit<br />
einerLaufzeitvon knapp<br />
über dreiStunden viel von<br />
seinem Publikum verlangt,<br />
dieseZeitabernie verschwendet.<br />
LukasVering<br />
R: FlorianHenckel vonDonnersmarck;<br />
D: TomSchilling,<br />
PaulaBeer,Sebastian Koch<br />
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