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Contura 2018/2019 Deutsch

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Prominent platziert: Reisende<br />

erfahren gleich beim Bahnhof,<br />

wo in Samedan Baselgia oder<br />

Butias zu finden sind.<br />

Die vierte Landessprache der Schweiz hat keinen leichten Stand.<br />

Zwar geniesst das Romanisch einen hohen Sympathiebonus, gesprochen<br />

wird es aber immer weniger. Die Oberengadiner Gemeinde<br />

Samedan setzt dagegen: mit einem Beauftragten für Zweisprachigkeit<br />

– dem Einzigen in ganz Graubünden.<br />

Obwohl nur 0,6 Prozent der Schweizer Bevölkerung Rätoromanen sind –<br />

ihre Sprache ist beliebt und erobert zunehmend das Unterland. Die grösste<br />

rätoromanische Gemeinde lebt in Zürich und pflegt das Romanische als<br />

identitätsstiftendes Kulturgut sorgfältig. Aber auch Städter, die kein Wort<br />

Romanisch verstehen, nennen ihre Kinder heute Gian, Curdin oder Flurina.<br />

Selbst eine Bank heisst seit Kurzem Cler, was in unserer vierten Landessprache<br />

«klar» und «einfach» bedeutet. Kurz: Romanisch ist im Trend.<br />

«Ausserhalb des Oberengadins mag das stimmen. Hier oben hört man es<br />

viel zu selten», sagt Andrea Urech. Der pensionierte Sekundarlehrer ist seit<br />

2005 Beauftragter für die Zweisprachigkeit in der Oberengadiner Gemeinde<br />

Samedan und kümmert sich offiziell um die Pflege und Förderung des<br />

Romanischen. Der 67-Jährige schreibt zudem Artikel für die Lokalzeitung,<br />

übersetzt und korrigiert Texte für Gemeinde und Schule, gibt Romanisch-<br />

Lektionen oder organisiert mit der Gruppe «Bilinguited» Weiterbildungen<br />

für Lehrpersonen.<br />

Bis vor 200 Jahren war Samedan romanisch<br />

Einer seiner sichtbarsten Erfolge steht gleich am Bahnhof: der zweisprachige<br />

Dorfplan. Baselgia – Kirche ist da zu lesen. Oder Scoula cumünela – Gemeindeschule,<br />

Butias – Geschäfte, Tualetta – Toilette, Föcler – Feuerstelle.<br />

Das Besondere dabei? Die Begriffe stehen zuerst in Romanisch. «Wäre es<br />

umgekehrt, würde sich niemand die Mühe machen, noch den romanischen<br />

Ausdruck zu lesen. Hier können ja alle <strong>Deutsch</strong>.» Noch bis ins 19. Jahrhundert<br />

wurde in Samedan fast ausschliesslich Puter, ein rätoromanisches<br />

Idiom, gesprochen; bereits in den 1970ern gaben jedoch nur noch 31 Prozent<br />

der Einheimischen Romanisch als Hauptsprache an. Heute sind es<br />

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