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Prominent platziert: Reisende<br />
erfahren gleich beim Bahnhof,<br />
wo in Samedan Baselgia oder<br />
Butias zu finden sind.<br />
Die vierte Landessprache der Schweiz hat keinen leichten Stand.<br />
Zwar geniesst das Romanisch einen hohen Sympathiebonus, gesprochen<br />
wird es aber immer weniger. Die Oberengadiner Gemeinde<br />
Samedan setzt dagegen: mit einem Beauftragten für Zweisprachigkeit<br />
– dem Einzigen in ganz Graubünden.<br />
Obwohl nur 0,6 Prozent der Schweizer Bevölkerung Rätoromanen sind –<br />
ihre Sprache ist beliebt und erobert zunehmend das Unterland. Die grösste<br />
rätoromanische Gemeinde lebt in Zürich und pflegt das Romanische als<br />
identitätsstiftendes Kulturgut sorgfältig. Aber auch Städter, die kein Wort<br />
Romanisch verstehen, nennen ihre Kinder heute Gian, Curdin oder Flurina.<br />
Selbst eine Bank heisst seit Kurzem Cler, was in unserer vierten Landessprache<br />
«klar» und «einfach» bedeutet. Kurz: Romanisch ist im Trend.<br />
«Ausserhalb des Oberengadins mag das stimmen. Hier oben hört man es<br />
viel zu selten», sagt Andrea Urech. Der pensionierte Sekundarlehrer ist seit<br />
2005 Beauftragter für die Zweisprachigkeit in der Oberengadiner Gemeinde<br />
Samedan und kümmert sich offiziell um die Pflege und Förderung des<br />
Romanischen. Der 67-Jährige schreibt zudem Artikel für die Lokalzeitung,<br />
übersetzt und korrigiert Texte für Gemeinde und Schule, gibt Romanisch-<br />
Lektionen oder organisiert mit der Gruppe «Bilinguited» Weiterbildungen<br />
für Lehrpersonen.<br />
Bis vor 200 Jahren war Samedan romanisch<br />
Einer seiner sichtbarsten Erfolge steht gleich am Bahnhof: der zweisprachige<br />
Dorfplan. Baselgia – Kirche ist da zu lesen. Oder Scoula cumünela – Gemeindeschule,<br />
Butias – Geschäfte, Tualetta – Toilette, Föcler – Feuerstelle.<br />
Das Besondere dabei? Die Begriffe stehen zuerst in Romanisch. «Wäre es<br />
umgekehrt, würde sich niemand die Mühe machen, noch den romanischen<br />
Ausdruck zu lesen. Hier können ja alle <strong>Deutsch</strong>.» Noch bis ins 19. Jahrhundert<br />
wurde in Samedan fast ausschliesslich Puter, ein rätoromanisches<br />
Idiom, gesprochen; bereits in den 1970ern gaben jedoch nur noch 31 Prozent<br />
der Einheimischen Romanisch als Hauptsprache an. Heute sind es<br />
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