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Sprungbrett_Ausgabe 2018_2_Das Netzwerkmagazin des APOLLON Alumni Network e.V.

Sozialisation im Gesundheitswesen. Ein Thema mit vielen Facetten. Hier schreiben ehemalig Studierende aus ihren speziellen Fachbereichen. Tauchen Sie also auf den folgenden Seiten in die wunderbare Welt der geschriebenen Gedanken und Ideen ein und vielleicht lassen Sie sich ja von dem ein oder anderen Artikel inspirieren. Viel Spaß beim Durchblättern. Das Redaktionsteam des APOLLON Alumni Network e.V.

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Mio. Menschen, [8] wovon sich allein zwischen Ende<br />

2014 und Ende 2016 die Zahl der Schutzsuchenden<br />

(Flüchtlinge) in Deutschland von 751.405 auf ca. 1,6<br />

Mio. Menschen erhöhte. [9] Damit steigt der Anteil der<br />

ausländischen Bevölkerungsgruppe im Zeitverlauf von<br />

1990 von 5,6 Mio. bis 2016 auf ca. 10,6 Mio. Menschen.<br />

[10]<br />

Wird dabei die ausländische Bevölkerung nach<br />

Staatsangehörigkeit unterteilt, so ergibt sich folgen<strong>des</strong><br />

Bild: 42,6% bzw. 4,3 Mio. dieser Personen sind EU-<br />

Staatsbürger, 1,5 Mio. Menschen besitzen die türkische<br />

Staatsangehörigkeit, 2 Mio. Menschen stammen aus<br />

Asien und aufgrund der hohen Anzahlen<br />

Schutzsuchenden (Flüchtlinge) in den Jahren ab 2014<br />

zählen insbesondere weitere 638.000 Syrer, 253.000<br />

Afghanen, 227.000 Iraker, und 511.000 Menschen aus<br />

Afrika dazu. [11]<br />

Nach den USA ist Deutschland das zweitbeliebteste<br />

Zuwanderungsland. [12] Dabei ist jedoch zu<br />

berücksichtigen, dass aufgrund der sinkenden<br />

Bereitschaft vieler Länder in Europa Flüchtlinge<br />

aufzunehmen viele Flüchtlinge nach Deutschland<br />

kommen. Deutschland stellt somit immer noch das<br />

Hauptaufnahmeland in Europa für Flüchtlinge dar. [2]<br />

Gleichzeitig nimmt mit der hohen Zuwanderung auch<br />

die kulturelle Vielfalt zu und es steigen die<br />

Bevölkerungsanteile mit verschiedenen<br />

Religionszugehörigkeiten in Deutschland. So beträgt<br />

aktuell der Anteil der muslimischen Bevölkerung<br />

zwischen 4,4 und 4,7 Mio. (ca. 5,4 bzw. 5,7% der<br />

Gesamtbevölkerung). Sie stellt damit die größte nichtchristliche<br />

Glaubensgemeinschaft dar. [13] Neben dem<br />

Islam sind noch weitere Religionen in Deutschland zu<br />

finden, die derzeit noch zu den Minderheiten zählen. Zu<br />

den sonstigen Religionen in Deutschland (rd. 3,9% der<br />

Gesamtbevölkerung) zählen bspw. die Jesiden,<br />

Buddhisten, Hindus usw. [14,15]<br />

Diese zunehmend unterschiedlichen Kultur- und<br />

Wertesysteme, aber auch die verschiedenen Sprachen<br />

der ausländischen Bevölkerungsgruppen müssen<br />

zukünftig immer mehr im Versorgungsgeschehen <strong>des</strong><br />

deutschen Gesundheitswesens berücksichtigt werden.<br />

Kultur- und Wertesysteme und deren<br />

Einfluss auf die medizinische Versorgung<br />

In der Literatur finden sich hierzu verschiedene<br />

Ansätze, die den Begriff Kultur näher zu beschreiben<br />

versuchen. Letztlich ist dieser Begriff nicht einheitlich<br />

definiert. Im Gesundheitsbereich kann die Kultur eines<br />

Menschen zum einen als die insgesamt<br />

gesellschaftliche Wahrnehmung und zum anderen als<br />

das in einem Land kulturell überformte<br />

gesellschaftliche Verständnis von Gesundheit und<br />

Krankheit verstanden werden. [16] Neben dem<br />

medizinischen System erklären die jeweiligen<br />

kulturspezifischen und sozialen Systeme was der<br />

Einzelne unter Krankheit, Gesundheit, Wohlbefinden<br />

und Missbefinden versteht. Daraus ergibt sich, dass die<br />

Systeme eng miteinander verbunden sind. [17] Somit<br />

werden bereits vor der Inanspruchnahme von<br />

medizinischen Leistungen im Gesundheitswesen die<br />

eigenen Beschwerden unbewusst, aber auch bewusst<br />

einer Bewertung unterzogen. [16]<br />

Neben der Kultur haben die jeweiligen Religionen einen<br />

weiteren großen Einfluss auf die medizinische<br />

Versorgung im Gesundheitswesen. Dies soll am<br />

Beispiel <strong>des</strong> muslimischen Glaubens verdeutlicht<br />

werden. Nach dortigem Verständnis werden<br />

Krankheiten durch biologische, chemische,<br />

physikalische oder andere Stoffe mit Gottes Kenntnis<br />

und Erlaubnis hervorgerufen. Der muslimische Gott<br />

verleiht diesen Stoffen krankmachende Eigenschaften.<br />

Gleichzeitig werden Arzneimittel und medizinischen<br />

Maßnahmen heilende Kräften zugesprochen; mit der<br />

Ausnahme, dass z. B. alkoholhaltige Medikamente oder<br />

Arzneimittel mit Gelatine als Inhaltsstoff nicht<br />

eingenommen werden dürfen. Ebenso sind Implantate<br />

vom Schwein verboten. [18]<br />

Weitere Einflussfaktoren im kulturell-religiösen<br />

Verhalten sind bspw. das Schamgefühl, das Fasten<br />

und bestimmte Speisevorschriften. [19] Dennoch wird<br />

die Schulmedizin als eine wichtige<br />

Wissenschaftsdisziplin im muslimischen Glauben<br />

anerkannt, da eine gesunde körperliche Verfassung<br />

benötigt wird, um die Pflichten <strong>des</strong> Glaubens zu<br />

erfüllen. [18]<br />

<strong>Das</strong> vorhandene Kultur- und Wertesystem führt im<br />

Krankheitsfall dazu, dass der Patient in einen<br />

intrapersonellen Konflikt zwischen diesem und der<br />

Wahrung seiner Gesundheit gerät. [18]<br />

Durch die sprachlichen Hindernisse und die kulturellen<br />

Unterschiede fühlen sich Menschen mit<br />

Migrationshintergrund von den behandelnden Ärzten<br />

nicht ausreichend verstanden. [20] Unzureichende<br />

bzw. lückenhafte Deutschkenntnisse führen zudem zu<br />

Kommunikationsproblemen, insbesondere in den<br />

Bereichen Körper, Gesundheit, Befinden und Sexualität.<br />

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