22.10.2018 Aufrufe

Bahnsport 11/2018

Hallo zusammen … ... und ganz herzlich willkommen zu unserer November- Ausgabe! Diese bringt es von Haus aus mit sich, dass die Würfel gefallen sind und alle sportlichen Entscheidungen feststehen. Und somit gebührt der Titel auch fast automatisch einem Weltmeister, in der Vergangenheit zumeist dem Speedwayweltmeister! Doch nicht in diesem Jahr! Diesen November musste Speedway- Weltmeister Tai Woffinden unserem Langbahn- Weltmeister Martin Smolinski weichen! Manchmal muss man einfach flexibel sein bzw. die Prioritäten neu und/oder anders setzen...

Hallo zusammen …
... und ganz herzlich willkommen zu unserer November-
Ausgabe! Diese bringt es von Haus aus
mit sich, dass die Würfel gefallen sind und alle
sportlichen Entscheidungen feststehen. Und
somit gebührt der Titel auch fast automatisch
einem Weltmeister, in der Vergangenheit zumeist
dem Speedwayweltmeister! Doch nicht in
diesem Jahr! Diesen November musste Speedway-
Weltmeister Tai Woffinden unserem Langbahn-
Weltmeister Martin Smolinski weichen!
Manchmal muss man einfach flexibel sein bzw.
die Prioritäten neu und/oder anders setzen...

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LANGBAHN-WM<br />

„Whatever you want“ von Status Quo rockte<br />

kurz vor dem Finale aus den Lautsprecherboxen.<br />

Dimitri Bergé begutachtete mit seinem Tuner<br />

Robert Barth noch die Innenbahn. Die<br />

Spannung war greifbar, fühlbar, sichtbar. Fest<br />

stand: Am Ende der vier noch ausstehenden<br />

Runden würde es einen neuen Weltmeister geben.<br />

Denn Mathieu Trésarrieu war zwar im Finale,<br />

aber bereits „raus“ im ursprünglichen<br />

Dreikampf um den Titel. Um den fighteten Martin<br />

Smolinski auf Grün und Dimitri Bergé auf<br />

Rot. Beide hatten zu diesem Zeitpunkt 105 Gesamtpunkte<br />

im Gepäck. Und beide wussten<br />

nur zu genau, was sie wollen.<br />

Kurz, ganz kurz, sah es so aus, als würde es<br />

Bergé doch noch schaffen. Der junge Franzose<br />

hatte die direktere Linie in die erste Kurve,<br />

Smolinski musste außen rum. Bergé legte als<br />

Erster um, Smolinski kam zunächst nicht vorbei.<br />

Nicht eingangs der Kurve und nicht ausgangs.<br />

Es dauerte bis auf die Gerade, bis Smolinski<br />

außen vorbeiziehen konnte. Dann aber<br />

war er weg – und Bergé musste ausgangs der<br />

zweiten Kurve zunächst auch noch Trésarrieu<br />

passieren lassen. Während beide Franzosen<br />

um Rang 2 fighteten, schuf sich Smolinski vorne<br />

eine immer sicherer werdende Distanz.<br />

Noch zwei Runden, eine, die schwarz-weiße<br />

Flagge! Es war geschafft. Mit Smolinski gewann,<br />

darin war sich das Publikum einig, der<br />

stärkste Fahrer in Mühldorf das Rennen und<br />

damit die Weltmeisterschaft. Bergé fing Trésarrieu<br />

in der letzten Kurve noch ab. Der Traum<br />

vom Titel aber war ausgeträumt.<br />

Dabei kam der 21-jährige Grasbahn-Europameister<br />

als WM-Leader und mit 3 Punkten Vorsprung<br />

auf Trésarrieu und Smolinski nach<br />

Mühldorf. Pech für ihn: Gleich in seinen beiden<br />

ersten Vorläufen traf er auf Smolinski – und<br />

hatte zweimal das Nachsehen. Den dritten<br />

Durchgang gestaltete Bergé siegreich. Smolinski<br />

wiederum traf auf Trésarrieu, James<br />

Shanes, Richard Hall und Wildcard-Pilot Lukas<br />

Fienhage. Der 18-Jährige, der bis dato einen<br />

Ausfall und einen 5. Rang zu verzeichnen hatte,<br />

legte einen Topstart hin, setzte sich an die<br />

Spitze und trat diese auch nicht mehr ab. Smolinski<br />

versuchte alles: außen, innen, die Linien<br />

kreuzend. Gegen Fienhage aber war kein Kraut<br />

gewachsen. Er fuhr das Rennen seiner noch<br />

jungen Langbahnkarriere. Wohl auch, um sich<br />

für Größeres, sprich eine Wildcard, zu empfehlen.<br />

Damit war der WM-Punkte-Abstand zwischen<br />

Smolinski und Bergé aber auch wieder<br />

um einen Zähler angewachsen. 95:93 hieß es<br />

im direkten Vergleich.<br />

Smolinski behielt die Nerven, fuhr in seinem<br />

vierten Vorlauf seinen nächsten Sieg ein. Bergé<br />

musste sich im darauffolgenden Lauf hinter<br />

Josef Franc einreihen: 98:97. Der Gleichstand<br />

trat erstmals nach dem fünften und letzten<br />

Durchgang vor den Semis ein – nach einem<br />

weiteren Sieg Smolinskis und einem 2. Rang<br />

Bergés, der dieses Mal kein Mittel gegen Trésarrieu<br />

fand. Beide ließen in ihren Halbfinalläufen<br />

nichts anbrennen. Beide siegten. Und<br />

so fanden sie sich schließlich – kurz nach halb<br />

fünf – auf besagten Startpositionen zum<br />

Showdown ein. Der eine innen, der andere außen.<br />

Whatever you want!<br />

„Ich glaube, der wahre Champion hat gewonnen“,<br />

sagte Smolinski später auf dem Podest.<br />

Neben ihm stand ein geknickter Dimitri Bergé,<br />

der vom „verlorenen Titel“ redete und versprach,<br />

2019 noch stärker zurückzukehren. Als<br />

„Sieger“ konnte sich auch der veranstaltende<br />

MSC Mühldorf fühlen. Mehr als 5000 Zuschauer<br />

säumten das Oval und sorgten für eine stimmungsvolle<br />

WM-Kulisse.<br />

Bernd Diener freut sich<br />

auf Dreifach-Jubiläumsjahr 2019<br />

Einer strahlte beim Finallauf der Langbahnweltmeisterschaft<br />

fast so sehr wie Weltmeister<br />

Martin Smolinski: Bernd Diener, 59 Jahre alt,<br />

und nach Mühldorf WM-Siebter. Damit ist er direkt<br />

qualifiziert für die WM 2019. Neun Punkte<br />

hat der Schwarzwälder auf Chris Harris in einem<br />

Rennen gut gemacht und war <strong>2018</strong> nach<br />

Herxheim zum zweiten Mal im Finale der fünf<br />

Punktbesten mit dabei. Darüber hinaus holte<br />

er sich vor wenigen Wochen auf seiner Heimbahn<br />

in Berghaupten den nahezu unholbaren<br />

und zuvor 21 Jahre lang bestehenden Bahnrekord.<br />

Eine Topsaison endet – und Diener freut<br />

sich nun auf das „Jubiläumsjahr 2019“.<br />

„Das hätte ich nie gedacht, dass ich das noch<br />

aufholen kann“, sagte Bernd Diener nach seinem<br />

Triumph in Mühldorf. Und: „So gut bin ich<br />

in Mühldorf noch nie zurechtgekommen.“ Harris<br />

44 Punkte, Hall 41, Diener 37 lautete der<br />

WM-Stand vor Mühldorf. Zum Saisonauftakt, in<br />

Herxheim, hatte Diener schon einmal überrascht.<br />

Neunzehn Punkte hatte er sich in der<br />

Martin Smolinski (blau) musste kämpfen, hier gegen Josef<br />

Franc (rot), Michael Härtel (weiß) und Lukas Fienhage (gelb)<br />

Pfalz erkämpft, wurde Dritter – und ließ einige<br />

hinter sich, die alterstechnisch locker seine<br />

Söhne sein könnten. In La Réole holte er<br />

10 Punkte und wurde Achter. Nicht wirklich gut<br />

lief es dann in Roden (6) und Eenrum (2). In<br />

Mühldorf sah man wieder den „alten Kämpfer“.<br />

Nicht Pijper oder der noch amtierende<br />

Weltmeister Mathieu Trésarrieu waren es, die<br />

im dritten Lauf des Tages als Erste die Ziellinie<br />

passierten, sondern Diener. Vier Runden lang<br />

hing ihm Trésarrieu am Hinterrad. Vorbei kam<br />

der Franzose nicht. Nicht an jenem Haudegen,<br />

dessen schelmisches Schmunzeln man unter<br />

dem Helm durchaus vermuten konnte, als die<br />

schwarz-weiße Flagge fiel.<br />

Dass dies keine Einzellaufleistung bleiben sollte,<br />

demonstrierte Diener im zweiten Lauf. Wieder<br />

Trésarrieu. Dazu Josef Franc. Und mit Richard<br />

Hall die unmittelbare Konkurrenz. Diener<br />

kam gut aus dem Start, aber nicht als Erster in<br />

die Kurve. Ungeachtet dessen zog er außen<br />

vorbei: an Trésarrieu, in der nächsten Kurve<br />

auch an Franc, der 500 Meter später ausfiel.<br />

Für Bergé reichte es für den Ältesten im permanenten<br />

WM-Feld im dritten Vorlauf nicht ganz.<br />

Im vierten Durchgang musste Diener Smolinski<br />

und Trésarrieu ziehen lassen. Durchgang 5<br />

ging wieder an ihn. „Drei von fünf Vorläufen<br />

gewonnen. Das war schon Wahnsinn“, sagte<br />

der Schwarzwälder in seiner unaufgeregten,<br />

bodenständigen Art später und grinste. Im<br />

Halbfinale riss Diener eingangs der dritten<br />

Runde und im Kampf mit Josef Franc um Platz 3<br />

die Kette, was dazu führte, dass Diener zwar<br />

den Airfence touchierte, das Motorrad aber gerade<br />

noch halten konnte. Der 7. Gesamtrang<br />

war dennoch gesichert, da Harris in seinem<br />

Halbfinale ausfiel und der 9-Punkte-Vorsprung<br />

Dieners in Mühldorf damit Bestand hatte. Dass<br />

das Finale schließlich mit Diener als Schlusslicht<br />

endete – geschenkt! Sein Ziel war längst<br />

erreicht: „Ich bin mehr als stolz, dass ich die<br />

Topsieben aus eigener Kraft geschafft habe.<br />

Ich kann es selbst nicht glauben.“ Und so eine<br />

Qualifikation verpflichtet. Ein Jahr wird Diener<br />

noch dranhängen. Nicht „nur“ wegen der WM:<br />

„Im kommenden Jahr werde ich 60, in Berghaupten<br />

gibt es seit 50 Jahren Rennen und ich<br />

bin dann 40 Jahre lang aktiv!“ • Texte u. Porträtfoto:<br />

Susi Weber; Action-Foto: Niklas Breu<br />

20 BAHNSPORT AKTUELL November '18

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