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RE KW 43

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Ehrenamt heißt, einen Teil seiner Zeit anderen Menschen zu<br />

schenken. Ehrenamt hat viele Gesichter und bereichert gleichermaßen<br />

Schenker und Beschenkte. Ehrenamt lässt sich kaum in<br />

Zahlen messen und doch kann der Gewinn unbezahlbar sein.<br />

Das Freiwilligenzentrum Außerfern<br />

wird seit September von Sieglinde<br />

Breuss geleitet (die RUND-<br />

SCHAU berichtete). Für Sieglinde<br />

Breuss ist diese Tätigkeit weit mehr<br />

als Beruf – es ist Berufung.<br />

„Der Wunsch nach einer Tätigkeit<br />

im Sozialbereich begleitet mich<br />

schon sehr lange“, erzählt sie im<br />

Gespräch mit der RUNDSCHAU.<br />

„Nach der Schule absolvierte ich eine<br />

Lehre im Einzelhandel. Sozial engagiert<br />

war ich aber schon in meiner<br />

Jugend. Ich war Mitglied bei mehreren<br />

Vereinen, unter anderem auch<br />

bei den Jungbauern. Ich habe damals<br />

schon oft ehrenamtliche Dienste bei<br />

älteren Leuten übernommen, ihnen<br />

bei verschiedenen Dingen geholfen,<br />

die ihnen selbst zu beschwerlich waren.“<br />

Als ihre eigenen Kinder dann Kindergarten<br />

und Schule besuchten, war<br />

es für Sieglinde Breuss selbstverständlich,<br />

sich auch hier unterstützend mit<br />

einzubringen und – so es notwendig<br />

war – mitzuhelfen. Auch wenn bei<br />

der Bürgermusikkapelle Reutte Mithilfe<br />

bei Veranstaltungen gefragt ist,<br />

dann ist Sieglinde zur Stelle – war<br />

doch ihr Mann Gerfried viele Jahre<br />

RUNDSCHAU Seite 18<br />

„Es war schon immer mein Wunsch ...“<br />

Sieglinde Breuss liegt soziales Engagement im Blut<br />

Von Sabine Schretter<br />

Kapellmeister und ist heute Trompeter<br />

bei der BKM Reutte.<br />

SCHRITT FÜR SCHRITT. „Um<br />

wirklich im Sozialbereich arbeiten zu<br />

können, fehlte mir leider die Ausbildung“,<br />

schildert Sieglinde Breuss<br />

weiter. Sie begann wieder in ihrem<br />

erlernten Beruf zu arbeiten, zuerst<br />

beim Lebensmittelgeschäft Häsele,<br />

später bei Intersport Zotz, wo sie im<br />

Verkauf und im Merchandising eingesetzt<br />

war. „Aber der Sozialbereich<br />

war bei mir immer im Hinterkopf.<br />

Als ich dann bei der Einkleidung der<br />

Special-Olympics-Teilnehmer aus<br />

dem Außerfern mithalf, wurde eine<br />

Lebenshilfe-Mitarbeiterin auf mich<br />

aufmerksam. Sie sah, dass ich Geduld<br />

und Einfühlungsvermögen für die<br />

Menschen mit besonderen Bedürfnissen<br />

habe und mir das sehr viel Freude<br />

bereitet. Und so kam eins zum anderen.“<br />

Es folgte eine ehrenamtliche Tätigkeit<br />

im Lebenshilfe-Café in Reutte.<br />

Weil die eigenen Kinder aus dem<br />

Gröbsten heraus waren, bewarb sich<br />

Sieglinde Breuss um eine Vollzeitausbildung<br />

zur Sozialbetreuerin. Und<br />

wieder kam es anders. „Zu dieser Zeit<br />

wurde das Wohnhaus der Lebenshilfe<br />

in Breitenwang eröffnet und für dort<br />

Tag der offenen Tür<br />

im IKA-Reutte<br />

Moderne technische Ausbildung mit Zukunft!<br />

Eine technische Ausbildung auf hohem Niveau eröffnet viele<br />

berufliche Möglichkeiten und ist der Garant für eine erfolgreiche<br />

berufliche Laufbahn.<br />

Am 9. November 2018 öffnet<br />

das IKA – Ingenieur Kolleg für<br />

Automatisierungstechnik – wieder<br />

seine Türen und lädt alle zu einem<br />

Besuch ein. In verschiedenen Stationen<br />

können die Besucherinnen<br />

und Besucher viele praktische Beispiele<br />

aus dem Bereich der Automatisierungstechnik<br />

kennenlernen,<br />

mit Lehrern und Schülern in Kontakt<br />

treten, sich über das Ausbildungsangebot<br />

und und die beruflichen<br />

Möglichkeiten, die mit dem<br />

HTL-Abschluss im IKA ermöglicht<br />

werden, erkundigen. Techniker mit<br />

einer höheren Ausbildung sind in<br />

der modernen Arbeitswelt sehr gefragt,<br />

der HTL-Ingenieur ist nach<br />

dem neuen Ingenieurgesetz im europäischen<br />

Bildungsrahmen dem<br />

Bachelor gleichgestellt. Schon das<br />

zeigt, welch qualitativ hochwertige<br />

Ausbildung die Schüler im IKA<br />

erhalten. Vor allem aber ist es eine<br />

einzigartige Chance, nach der Lehre,<br />

der Fachschule oder auch der<br />

Matura in zwei Jahren mit einem<br />

vollwertigen HTL-Abschluss als<br />

Techniker viele neue berufliche<br />

Möglichkeiten zu haben. ANZEIGE<br />

AUSSERFERNER<br />

SEIT 1922<br />

NACHRICHTEN<br />

wurden Leute gesucht. Ich habe mich<br />

dann – obwohl noch ohne spezifische<br />

Ausbildung – beworben und konnte<br />

schnuppern. Es hat mir gefallen und<br />

ich bin geblieben. Die Schule absolvierte<br />

ich dann berufsbegleitend. Im<br />

Wohnhaus konnte ich wertvolle Praxis<br />

sammeln. Schließlich führte mich<br />

mein Weg ins Begegnungszentrum<br />

Speckbacherhaus. Dort kümmerte<br />

ich mich um den Verkauf der von Klienten<br />

hergestellten Produkte und den<br />

Paketversand ,Lechlog’.“ Ausbildung<br />

und Lehre kamen Sieglinde Breuss<br />

für diese Auflagen sehr zugute.<br />

„Nach der Aufbauarbeit im Speckbacherhaus<br />

lief dort alles sehr gut. Es<br />

hat mir viel Freude bereitet, dort zu<br />

arbeiten. Irgendwann merkte ich aber,<br />

dass mir etwas fehlt – nochmal eine<br />

neue Herausforderung. Als ich das<br />

Inserat ,Freiwilligen-Koordinatorin<br />

gesucht’ las, wusste ich, wo ich diese<br />

Herausforderung finden kann“, lässt<br />

Sieglinde Breuss wissen.<br />

NOCH WAS DAZU. Dass es<br />

schon wieder einmal anders kommen<br />

würde, stellte sich schon bald heraus.<br />

Sieglinde Breuss ist nämlich nicht nur<br />

Freiwilligen-Koordinatorin (Umfang<br />

20 Wochenstunden), sondern auch<br />

für 15 Stunden pro Woche Integrationsbeauftragte.<br />

„Ja, das wusste ich bei meiner Bewerbung<br />

noch nicht. Das hat sich ergeben<br />

und es macht mir großen Spaß,<br />

mich auch in diese Materie einzufinden“,<br />

schmunzelt sie. Der rote Faden<br />

„manchmal kommt es anders“ zieht<br />

sich unverkennbar durch ihr Leben.<br />

Integration ist viel mehr als Asyl,<br />

erklärt Sieglinde Breuss. Integration<br />

umfasst auch ältere Menschen, Menschen<br />

mit besonderen Bedürfnissen,<br />

Menschen, die mit Mindestsicherung<br />

ihr Leben meistern müssen, alleinerziehende<br />

Eltern. Ihre Tätigkeit in<br />

diesem Bereich stellt Sieglinde Breuss<br />

unter das Motto „Gemeinsam fürs<br />

Gemeinwohl“. Sie ist Ansprechpartnerin,<br />

um Vernetzung der Organisationen<br />

bemüht und hilft bei Behördengängen<br />

genauso wie bei Dingen<br />

des alltäglichen Lebens. „Am besten<br />

umschreibe ich meine Aufgaben mit<br />

,Hilfe zur Selbsthilfe’“, so Sieglinde<br />

Breuss.<br />

Ein wichtiges Anliegen ist der Integrationsbeauftragten,<br />

das Verständnis<br />

untereinander zu fördern. „Wir müssen<br />

bemüht sein, Kulturen, Lebensund<br />

Verhaltensweisen zu verstehen.<br />

Ich möchte die Leute für die Vielfalt<br />

von Integration sensibilisieren. Toleranz<br />

muss gelernt und geübt werden.“<br />

Sieglinde Breuss ist nicht nur Freiwilligenkoordinatorin,<br />

sie ist auch Integrationsbeauftragte.<br />

Foto: <strong>RE</strong>A<br />

Es wird nicht von heute auf morgen<br />

gehen, darüber ist sich Sieglinde<br />

Breuss im Klaren. Es gilt aber, konsequent<br />

kleine Schritte zu gehen und<br />

dabei Qualität vor Quantität zu stellen.<br />

Eine Idee, die sie zeitnah gerne<br />

umsetzen würde, ist, einen Freiwilligenpool<br />

zu schaffen, in dem man<br />

sich melden kann, wenn man zeitlich<br />

begrenzte ehrenamtliche Tätigkeiten<br />

übernehmen möchte. „Das schafft<br />

Flexibilität und lässt den Ehrenamtlichen<br />

genug Freiraum.“<br />

Die RUNDSCHAU freut sich als<br />

Medienpartner des Freiwilligenzentrums<br />

Außerfern auf eine erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit und wünscht Sieglinde<br />

Breuss viel Freude bei ihrer Tätigkeit.<br />

LEADER-PROJEKT. Ursula Euler,<br />

stellvertretende Geschäftsführerin<br />

des Vereins Regionalentwicklung<br />

Außerfern (<strong>RE</strong>A) erklärt im Gespräch<br />

mit der RUNDSCHAU, dass beide<br />

Bereiche – Freiwilligenkoordinatorin<br />

und Integrationsbeauftragte bei der<br />

<strong>RE</strong>A angesiedelt sind. Es handelt<br />

sich um ein Leader CLLD Projekt<br />

für den gesamten Bezirk mit zwei<br />

Jahren Laufzeit. „Wir haben für dieses<br />

Projekt eine hohe EU-Förderung<br />

erhalten. Unser Ziel ist es, die Stelle<br />

,Integrationsbeauftragter’ breit aufzustellen<br />

und nach den zwei Jahren gut<br />

zu etablieren. Mit dieser Stelle wird<br />

wertvolle Basisarbeit in Richtung<br />

Organisationsvernetzung betrieben.<br />

Kommunikationswege sollen verkürzt<br />

werden“, so Ursula Euler. Auch<br />

sie betont, wie wichtig es ist, die Bevölkerung<br />

zu sensibilisieren. „Fremde<br />

sind nicht böse, sie sind keine Feinde.<br />

Das muss in den Köpfen der Menschen<br />

ankommen.“<br />

24./25. Oktober 2018

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