BABYMOON IN ALBANIEN TEXT ANNA BUTTERBROD Autorin Anna Butterbrod und ihr Mann fanden das perfekte Reiseziel für einen letzten Urlaub zu zweit – inklusive Karibik-Feeling, Gipfelglück und <strong>der</strong> besten Butter <strong>der</strong> Welt 62 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> HERBST <strong>2018</strong>
ALBANIEN HIMMLISCH! Albaniens Riviera am Ionischen Meer wartet mit etlichen versteckten Buchten auf – wie dieser nahe Himarë. Für ein Sandwich aus einem Dorfladen zahlt man unter zwei Euro. Noch ist <strong>der</strong> Küstenabschnitt zwischen Saranda und dem Llogara-Pass fast unbebaut. Ein Traum! Unsere Urlaube haben wir immer mit Kopf und Herz geplant. Doch dieses Mal darf <strong>der</strong> Bauch entscheiden. Genauer: mein Bauch. Denn ich bin im sechsten Monat schwanger, und wir wollen ab in den „Babymoon“ – auf einen letzten romantischen Trip zu zweit. Als wir Freunden erzählen, wo es hingehen soll, zeigen die uns beherzt einen Vogel: „Albanien? Wie kommt ihr denn auf die Idee?“ Ganz einfach: Der Flug in die Hauptstadt Tirana dauert von München aus weniger als zwei Stunden (viel länger kann ich nicht mehr am Stück sitzen). Im Frühling ist es in Albanien schön warm, aber noch nicht zu heiß (Oman strichen wir von <strong>der</strong> Liste, weil ich keine Lust hatte, meine Kugel bei 30 °C durch die Gegend zu schieben). Anreise, Unterkünfte, Mietwagen und Essen sind in dem Balkanland so günstig, dass wir das gesparte Geld für Kin<strong>der</strong>wagen & Co. zurücklegen können. Es locken 15 Nationalparks, Berge im Norden, Wahnsinns-Strände im Westen, Großstädte mit Flair und urige Dörfer. Das alles auf einer Fläche, die ungefähr dem Bundesland Brandenburg entspricht. Die Frage lautet also eher: Warum sind wir nicht viel früher darauf gekommen?! Vielleicht, weil man doch so wenig über jenes Land weiß, das bis 1985 vom kommunistischen Diktator Enver Hoxha regiert wurde, <strong>der</strong> Land und Leute vom Rest <strong>der</strong> Welt abschottete. Ende <strong>der</strong> 1990er-Jahre folgten bürgerkriegsähnliche Unruhen. Doch inzwischen gibt es einen Ministerpräsidenten, und 2019 sollen Verhandlungen für einen EU-Beitritt beginnen. des Sky Towers und fahren ganz nach oben: Auf <strong>der</strong> Dachterrasse im 17. Stock kann man auf Sofas chillen und dabei einen 360 °-Blick über die funkelnde Stadt genießen. Gigantisch! In Tirana besuchen wir ein Bunker-Museum, jahrhun<strong>der</strong>tealte Moscheen, fahren mit <strong>der</strong> Gondel hinauf auf den 1600 Meter hohen Hausberg Dajti und streifen durch Boutiquen mit aufwendig dekorierten Schaufenstern, die mich an New York erinnern. Gut 45 Autominuten weiter westlich fühle ich mich dagegen wie in Miami: Dafür sorgen die bonbonfarbenen Häuser und die sanft im Wind schwankenden Palmen, die den Strand <strong>der</strong> Hafenstadt Durrës säumen. Dort kommen die Fähren aus dem gerade mal 200 Kilometer entfernten Italien an. Von <strong>der</strong> Altstadt aus, in <strong>der</strong> man die Reste eines römischen Amphitheaters bewun<strong>der</strong>n kann, gelangt man über den Boulevardi Epidamni, eine hübsche Einkaufsstraße, zur Uferpromenade. Dort ragen auf Stegen coole Cafés und Restaurants ins Wasser – eines sieht aus wie ein Ufo, auf <strong>der</strong> Terrasse funkeln futuristische Designermöbel. Das soll Albanien sein? So hatten wir es uns ganz sicher nicht vorgestellt. DIE WILDEN BERGE Von <strong>der</strong> rummeligen City geht’s als Nächstes in eine <strong>der</strong> schönsten und stillsten Ecken des Landes. Statt Autolärm hören wir nur das Muhen von EINE RUNDE SACHE Albanien ist ideal für einen Urlaub während <strong>der</strong> Schwangerschaft: kurze Anreise, gemäßigtes Klima – und jede Menge Romantik DIE LÄSSIGEN HIPSTER-STÄDTE Schon wenige Stunden nach unserer Ankunft in Tirana sind wir das erste Mal baff: Wir schlen<strong>der</strong>n durch dass Blloku-Viertel, eine ehemals kommunistischen Funktionären vorbehaltene Wohngegend. Heute treffen sich hier die Hipster – und wir können uns gar nicht entscheiden, wo wir am liebsten sitzen wollen: auf den bunt gestrichenen Paletten-Möbeln eines Biergartens? In <strong>der</strong> schicken Bar mit Le<strong>der</strong>sesseln, aus <strong>der</strong> Jazz-Klänge tröpfeln? Im Café mit gemütlicher Bücher-Ecke? O<strong>der</strong> doch lieber auf einen Smoothie in den Veganer-Treff? Wir steigen schließlich in den Aufzug HERBST <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 63