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sind, vielleicht auch durch simple<br />
Mund-zu-Mund-Propaganda.<br />
Wie auch immer, die Leute dort<br />
mögen unseren Stil, sie fühlen sich<br />
vertraut mit unserer Musik, und<br />
wir sind glücklich darüber, auch in<br />
diesen Ländern Fans zu haben.<br />
Speziell zur Türkei scheint ihr<br />
ein besonderes Verhältnis zu haben.<br />
Eure Homepage ist beispielsweise<br />
nur in englischer und türkischer<br />
Sprache gehalten. Selbst Hebräisch<br />
kommt nicht vor.<br />
Unser alter Webmaster, der unsere<br />
Seite aufgebaut hat, war Türke.<br />
Ich denke, das ist der eigentliche<br />
Grund dafür. Wir haben zur Türkei<br />
aber auch eine ganz besondere<br />
Beziehung, vor allem weil die Türkei<br />
das Land mit unserer größten<br />
Fan-Basis außerhalb Israels ist.<br />
Hier haben wir unsere ersten internationalen<br />
Konzerte gespielt. Die<br />
Türkei nimmt in unseren Herzen<br />
deshalb einen ganz besonderen<br />
Platz ein.<br />
Gehört die Türkei zu Europa?<br />
Ist das jetzt eine geographische<br />
oder eine politische Frage? Geographisch<br />
gesehen liegt nur ein<br />
Teil der Türkei auf dem europäischen<br />
Kontinent, das ist unbestreitbar.<br />
Politisch gesehen, willst<br />
du jetzt wissen, ob die ganze Türkei<br />
Teil der EU werden soll, und<br />
dazu kann ich dir keine Antwort<br />
geben. Ich bin aber sicher, daß dies<br />
nur eine Frage der Zeit ist, wenn<br />
beide Seiten bereit sind, Opfer zu<br />
bringen.<br />
Musikalisch habt ihr mit dem<br />
zweites Album „El norra alila“<br />
(1996) eueren Stil gefunden. Für<br />
mich ein echter Höhepunkt, vielleicht<br />
sogar einen Tick besser wie<br />
„Mabool“…<br />
Ich glaube, daß einige Bandmitglieder<br />
ebenfalls „El norra alila“<br />
dem aktuellen Album „Mabool“<br />
vorziehen. Auch ich neige<br />
dazu, zuzustimmen, daß es mehr<br />
ORPHANED LAND-typische<br />
Merkmale aufweist, die „Mabool“<br />
möglicherweise etwas abgehen.<br />
Derartige Vergleiche zwischen Alben<br />
halte ich allerdings nicht für<br />
28 ETERNITY<br />
ganz fair. Ich mag das nicht besonders<br />
und denke, daß wir es dabei<br />
belassen sollten.<br />
„El norra alila“ (1996) basiert auf<br />
einem Konzept. Soweit ich das verstanden<br />
habe, steht im Mittelpunkt<br />
die „Vergebung Gottes“. Was genau<br />
ist damit gemeint?<br />
Nun, es ist kein Konzeptalbum in<br />
dem Sinne wie „Mabool“ eines ist,<br />
welches eine von Anfang bis Ende<br />
zusammenhängende Geschichte<br />
erzählt. Ich stimme aber zu, daß<br />
es, technisch gesehen, auf einem<br />
bestimmten Thema aufgebaut ist.<br />
„El norra alila“ ist sehr religiös beeinflußt,<br />
es bringt viele Frage über<br />
Glaube und Opferbereitschaft auf<br />
den Tisch.<br />
Starke Betonung liegt auch auf<br />
den Gemeinsamkeiten der drei großen<br />
monotheistischen Weltreligionen<br />
Judentum, Christentum und<br />
Islam. Ich persönlich bin ja eher der<br />
Meinung, daß man hier nicht zuviel<br />
in einen Topf schmeißen sollte…<br />
Die drei großen monotheistischen<br />
Religionen haben denselben Ursprung.<br />
Das alte Testament der<br />
Christen ist gleichzeitig das heilige<br />
Buch der Juden. Und die Muslime<br />
glauben auch, daß Abraham<br />
(alttestamentliche Gestalt. Gründungsvater<br />
der zwölf Stämme Israels.<br />
-Verf.) als einer der Großen im<br />
Gebäude ihres Glaubens steht. Es<br />
gibt zwischen den Religionen viele<br />
Unterschiede, genauso wie es viele<br />
Gemeinsamkeiten gibt. Genauso<br />
verhält es sich ja auch mit den<br />
Menschen. Persönlich glaube ich<br />
aber nicht, daß die Identität eines<br />
Menschen Hand in Hand mit seiner<br />
Religion geht. Ich selbst sehe<br />
mich nicht in erster Linie als Jude,<br />
wenn überhaupt, sondern da kommen<br />
zuallererst eine ganze Menge<br />
anderer Dinge. Meine Identität ist<br />
durch den genetischen Code festgelegt,<br />
und zweitens und letztens<br />
durch mich selbst. (Ha, da haben<br />
wir‘s! Der Rhythmusgitarrist ist<br />
Atheist! -Verf.)<br />
Ich habe in einem früheren Interview<br />
(im Mörkeskye Magazin)<br />
gelesen, daß ihr euch stark gegen<br />
den Irak-Krieg<br />
und gegen<br />
Krieg im<br />
a l l g e -<br />
meinen<br />
e n g a -<br />
g i e r t .<br />
W i e<br />
b e u r -<br />
teilst du<br />
denn vor<br />
dem Hintergrund<br />
die<br />
Situation in Israel<br />
und die kompromißlose<br />
Einstellung der israelischen<br />
Regierung? War es richtig,<br />
den Gaza-Streifen zu räumen?<br />
Siehst du, das verstehe ich nicht.<br />
Wie kannst du die kompromißlosen<br />
Haltung der Regierung und<br />
den Rückzug aus Gaza in einem<br />
Atemzug erwähnen? Der Rückzug<br />
aus dem Gaza-Streifen war doch<br />
ein ganz besonders kompromißbereiter<br />
Schritt! Israel hält die Besetzung<br />
für moralisch falsch, und deshalb<br />
zieht es jetzt seine Streitkräfte<br />
zurück. Aber ich will hier nicht<br />
über Politik diskutieren, auch<br />
wenn ich einiges zu sagen hätte.<br />
Das hat aber nichts mit Musik zu<br />
tun und gehört nicht hierher. Ich<br />
bin sicher, du verstehst das. Alles<br />
in allem befürwortet jeder in der<br />
Gruppe friedliche Konfliktlösungen.<br />
Wir glauben fest daran, daß<br />
der Israelisch-Palästinensische<br />
Konflikt bald enden wird.<br />
In demselben Interview war zu<br />
lesen, daß du es geschafft hast, den<br />
Wehrdienst in deinem Land zu umgehen.<br />
Bist du Pazifist? Kann man<br />
in Israel überhaupt Pazifist sein?<br />
Ich meine, wenn die Israelis heute<br />
plötzlich alle Pazifisten würden,<br />
wären sie morgen alle tot, da der<br />
Gegner leider alles andere als pazifistisch<br />
ist…<br />
Ich bin hier nicht bei der Armee<br />
gewesen, aber aus anderen als pazifistischen<br />
Gründen. Israel ist in einer<br />
sensiblen Lage und die Bedeutung<br />
der Armee ist enorm hoch.<br />
Jeder wird gebraucht, auch wenn<br />
ich und jeder andere wünschte,<br />
die Dinge lägen anders. Ich glau-