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Im Plattenladen...<br />
gewalt(ät)ige Trümmerparts, das ist der<br />
Stoff aus dem die Musik der Kanadier<br />
bestand und besteht, einfach kolossal!<br />
Der Satz diese oder jene Band schaffe<br />
es, sich selbst ständig neu zu erfinden,<br />
mag eine längst zu einer blutigen Masse<br />
todgedroschenen Phrase verkommen<br />
sein, aber im Falle von Cryptopsy<br />
stimmt es. Sie schaffen es ständig sich<br />
neu zu erfinden und zu überraschen.<br />
So haben sie diesmal öfters atmosphärisch<br />
düstere Keyboardklangbilder<br />
(z.B. bei „Angelskingarden“) und auch<br />
gelegentlich leicht schwarzmetallisch<br />
anmutende Passagen in ihren Sound<br />
mit eingewoben, so beispielsweise bei<br />
dem über weite Strecken melodischen<br />
„Angelskingarden“(ca. bei 5:15 Min)<br />
oder bei dem ziemlich geradlinig/krüppligen<br />
„The Frantic Place Of Dying“(ca.<br />
bei 3:38Min). Fazit: Wenn nach 5 Jahren<br />
am Ende eine Scheibe wie „Once Was<br />
Not“ entsteht, die brillantes technisches<br />
Können, abwechslungsreiches Songwritting,<br />
sowie atmosphärische Klänge<br />
vereinigt und dennoch die Brutalität zu<br />
100% gewahrt bleibt, ja dann ist man<br />
als Hörer gerne gewillt solch eine Wartezeit<br />
in Kauf zu nehmen. Einen kleinen<br />
Wehmutstropfen gibt es jedoch leider.<br />
Die auf 10.000 Stück limitierte Digipackversion<br />
(CD+DVD) des Albums „Once<br />
Was Not“ ist nur in den Staaten/Kanada<br />
regulär erhältlich. Für hiesige Fans<br />
bleibt nur über den Großen Teich hinweg<br />
zu bestellen oder findigen, bei Ebay auftretenden,<br />
Geldgeiern das Geld in den<br />
Rachen zu stopfen. All denjenigen, die<br />
Cryptopsy bis dato nicht in ihrem CD<br />
Player zu rotieren haben, sei „ Once Was<br />
Not“ wärmstens an das schwarze, verrottete<br />
Herz gelegt. Jedoch sollte man<br />
sich bei Cryptopsy, so man die Kanadier<br />
das erste Mal sich zu Gemüte führt, einige<br />
Durchläufe gönnen, um die Songs zu<br />
erfassen. www.cryptopsy.net CRYPTO-<br />
PSY, P.O.Box 37534, 159, 25th Avenue,<br />
St-Eustache, PQ Canada, J7P 5N2, www.<br />
centurymedia.com, www.cryptopsy.net<br />
Michael König<br />
Dark Fortress 6/6<br />
Séance<br />
Century Media<br />
Eine meiner liebsten deutschen Black<br />
Metal Bands meldet sich mit einem<br />
neuen Album, mittlerweile das vierte<br />
in ihrer Karriere, eindrucksvoll zurück.<br />
Bereits der Opener „Ghastly Indoctrination“<br />
lässt Großes erahnen, denn über<br />
mehr als sieben Minuten legen sich<br />
durchgängig sehr entrückte, bizarre,<br />
eiskalte Gitarrenleads über wahnsinniges,<br />
hasserfülltes Geknüppel. Spätestens<br />
am Ende des Songs ist klar: dieses<br />
Album ist mehr als nur ein weiteres<br />
Black Metal Album aus dem Hause Dark<br />
Fortress. „Séance“ kann einfach nur<br />
als „fantastisch“ bezeichnet werden, in<br />
jeder synonym möglichen Bedeutung<br />
dieses Wortes. Die Landshuter zeigen<br />
sich noch vielseitiger und vielschichtiger<br />
als gewohnt und begeben sich wahrlich<br />
auf die Reise in musikalische Zwischenwelten.<br />
Sie verstehen es, sich kompositorisch<br />
abzugrenzen und innerhalb des<br />
Black Metal Genres neue Möglichkeiten<br />
48 ETERNITY<br />
auszuloten, die sowohl neue Dimensonen<br />
aufstoßen, als auch tiefste Faszination<br />
wecken. Beseelt von Eiseskälte<br />
lichten sie den mystischen Nebel und<br />
offenbaren ein faszinierendes Land von<br />
imperialer Schönheit und gleichzeitigem<br />
Verfall. Sie kreieren dem Hörer Momente<br />
tiefster emotionaler Berührung und sind<br />
dennoch absolut Moshpitkompatibel.<br />
Sphärische Gitarren, Tranceartige Arrangements,<br />
mal mystische, mal majestätische<br />
Keyboards vermengen sich mit<br />
zeitweise schwerfälligem, meist jedoch<br />
rasendem, erbarmungslosem Black Metal<br />
nordischer Prägung. Hinzu kommt<br />
die enorme vokalistische Bandbreite, die<br />
dargeboten wird, und die von einer Art<br />
gurgelnd-wütendem Knurren, vielleicht<br />
vergleichbar mit den Leistungen Attila<br />
Csihars auf Mayhems Klassiker „De Myteriis<br />
Dom Sathanas“, über infernalische<br />
Schreie, bedrohlichen dunklen Sprechgesang<br />
bis hin zu verschwörerischem Flüstern<br />
und von Todesangst gepeinigtem<br />
Röcheln reicht. Die mehr als 60 Minuten<br />
dieses Albums klingen unverbraucht,<br />
eigenständig und voll auf der Höhe der<br />
Zeit, wenn nicht gar richtungsweisend.<br />
Dark Fortress schwingen sich gleichsam<br />
auf zur schwarzmetallischen Avantgarde<br />
und schaffen ein schwarzes Monument,<br />
das wohl schon bald ein Klassiker sein<br />
wird. www.thetruedarkfortress.com<br />
Tim Neuhof<br />
Darkmoon 4/6<br />
Of Bitterness and Hate<br />
CCP Records<br />
Nach ihrer beachtlichen 2000er Eigenproduktion<br />
„Remains“ sind die Schweizer<br />
Darkmoon nun bei CCP-Records<br />
untergekommen, und bleiben ihrem Stil<br />
treu. Nach wie vor wird sehr schwedenlastiger<br />
Black Death Metal gespielt, wobei<br />
auch auf diesem Album die Betonung<br />
eindeutig auf „Death“ liegt. Freunde der<br />
frühneunziger Götheborg-Schule im Stile<br />
von solch großartigen Bands wie Dark<br />
Tranquillity, Unanimated, Desultory und<br />
Co. können schon mal ihren Geldbeutel<br />
zücken. Nach wie vor sind auch Vorlieben<br />
für die Vorzeigewikinger Amon Amarth<br />
nicht zu überhören. Wo allerdings die im<br />
Infoblatt erwähnten Gothic-Einflüsse zu<br />
hören sein sollen, bleibt mir schleierhaft.<br />
„Of Bitterness and Hate“ ist tempomäßig<br />
zwar variabel gehalten, allerdings<br />
dominiert eindeutig das Midtempo, was<br />
auch aufgrund der bei schnelleren Passagen<br />
merkwürdig „flatternd“ klingenden<br />
Drums besser ist. Ansonsten gibt<br />
es an der satten Produktion nicht viel<br />
zu meckern, wie auch an den einzelnen<br />
Kompositionen, die teilweise recht gut<br />
im Ohr haften bleiben. Außerdem kann<br />
man heutzutage ja schon dankbar sein,<br />
wenn man Oldschool Melodic Death<br />
Metal ohne True-Vegan-Straight-Edge-<br />
Ghetto-Attitüde zu hören bekommt, und<br />
auf dem Bandfoto Langhaarige zu sehen<br />
sind. www.darkmoon.ch Tim Neuhoff<br />
Deadlock 6/6<br />
Earth.Revolt<br />
Lifeforce Records<br />
Hat da jemand die Hülle mit der CD<br />
vertauscht? Das majestätische Intro<br />
„Demonic (Tonus Diabolus)“ und das<br />
nachfolgende „10,000 Generations in<br />
Blood“ künden von feinster schwarzmetallischer<br />
Kost. Haben Dimmu Borgir ein<br />
neues Album am Start? Nein Deadlock!<br />
Also mit Keyboards hatten es die Jungs,<br />
die bisher, nicht zuletzt wegen ihrer veganen/vegetarischen<br />
Neigung, vor allem<br />
in der HC/MC Szene Gehör fanden, ja<br />
auch in der Vergangenheit schon immer.<br />
Aber sowas wie dieser Opener? Whow!<br />
Unverständlich wie die Metal Szene sowas<br />
verschmähen kann. Im weiteren<br />
Verlauf des Albums kommt zwar dann<br />
schon die Moshkompatible Metalcore<br />
Nähe durch, aber die Jungs hier fiedeln<br />
sich so dermaßen die Seele aus dem<br />
Leib, daß jeder Headbangsüchtige hier<br />
seine Erlösung finden sollte. Earth.Revolt<br />
ist ein Album zwischen Black Metal<br />
Sounds, unverkennbarem skandinavischem<br />
melodic Death Metal und bisweilen<br />
auch Metalcore kompatiblen Parts.<br />
Für die Überraschung zwischendrin sorgen<br />
dann die weichen Töne in Form von<br />
zarten female vocals irgendwie im Style<br />
alter The Gathering. Nichtsdesto trotz<br />
ist es aber der schwere Hammer der auf<br />
Earth.Revolt vorherrscht. Daran ändert<br />
auch der letzte Song „Harmonic“ nichts,<br />
der in Form einer Klavierballade auch<br />
ein Song von Nelly Fortado hätte sein<br />
können. Na? Seid ihr jetzt gänzlich verwirrt?<br />
Kein Grund hierfür, denn Deadlock<br />
sind beiweitem keine Band die auf ihrem<br />
aktuellen Longplayer stillos in Experimenten<br />
umher irrt. Es gibt primär auf<br />
die Mütze und das nicht zu knapp. Hinter<br />
Songs wie „Kingdom of the Dead“ könnte<br />
man dann auch das Machwerk eines<br />
Herrn Tätgren vermuten. Für mich ist<br />
Earth.Revolt eins der Alben des Jahres -<br />
und auch wenn uns die Promo dazu erst<br />
vor kurzem erreichte, die VÖ war schon<br />
Ende Juni und seit ungefähr dieser Zeit<br />
ist das Album schon unter den Dauerbrennern<br />
auf meinem iPod zu finden.<br />
Majästetisch und erhaben verhelfen die<br />
Keyboards dem brachialen Sound in fesselnde<br />
Soundsphären. Musikalisch ein<br />
Hörgenuß der Extraklasse. Phillip würde<br />
jetzt zwar wieder leicht verängstigt etwas<br />
von kickboxenden Moshpits erzählen,<br />
aber jede Wette: Ohne zu wissen<br />
um was für eine Band es sich handelt<br />
und ohne jegliche Vorkenntnisse deren<br />
Roots betreffend, könnte man es auch<br />
als eine astreine finnische Death Metal<br />
Frickelkapelle verkaufen. Ich weiß schon<br />
warum ich selber, auch wenn primär<br />
Metaller, seit Jahren in einer Metalcore<br />
Kombo musiziere. Hier gibts eben die<br />
geilsten Bands, die oft nur eine Lebenseinstellung<br />
mit dem Wort „core“<br />
verbindet, ansonsten aber musikalisch<br />
jedes Metallerherz höher hüpfen lassen.<br />
(jedenfalls das derer, die der skandinavischen<br />
Schule nicht abgeneigt sind) Wer<br />
mit dem MP3 Link Probleme hat, sollte<br />
es mal direkt mit einem Besuch auf der<br />
Myspace website der Band: www.myspace.com/xdeadlockx<br />
versuchen. So,<br />
und ich geh mir jetzt weiter mein Hirn<br />
ausm Schädel bangen! www.xdeadlockx.com/<br />
Kai Wilhelm