elektro AUTOMATION 11.2018
Trendthemen: SPS IPC Drives 2018, Analytics & AI, Industrie 4.0; Sonderteil: Automation Award 2018
Trendthemen: SPS IPC Drives 2018, Analytics & AI, Industrie 4.0; Sonderteil: Automation Award 2018
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TRENDS<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
Cisco unterstützt herstellerübergreifende Vernetzung mittels OPC UA TSN<br />
Von der Initiative zum Branchenstandard<br />
Industrie 4.0 ist für viele Fertigungsunternehmen Fluch und Segen zugleich: Die zunehmende Vernetzung von Geräten,<br />
Maschinen und Daten ermöglicht viele neue Chancen für die Produktion sowie die Erfüllung sich ständig verändernder<br />
Markt- und Kundenanforderungen in Echtzeit. Doch gleichzeitig führt die oft fehlende Interoperabilität zwischen<br />
Geräten verschiedener Hersteller zum gefürchteten Vendor-Lockin. Das bedeutet: Anwender-Unternehmen sind in<br />
proprietären Systemen gefangen und können nicht die gesamten Vorteile der Vernetzung von allem mit allem, überall<br />
und jederzeit nutzen. Das 2016 gestartete Projekt OPC UA TSN, initiiert durch einen Verbund von Herstellerunternehmen,<br />
soll zum zukünftigen Branchenstandard avancieren – und ist auf dem besten Weg dahin.<br />
Jürgen Hahnrath, Leiter IoE Solutions Germany bei Cisco in München<br />
Systemarchitektur: Nur mit flexiblen Architekturen lassen sich die Anforderungen von Industrie 4.0 erfüllen<br />
Die Rede ist von dem auf offenen Standards basierenden einheitlichen<br />
Kommunikationsprotokoll OPC Unified Architecture<br />
Time Sensitive Networking (OPC UA TSN). Es entstand aus der<br />
Kombination des um Publisher/Subscriber (Pub/Sub) erweiterten<br />
OPC-UA-Protokolls und des IEEE TSN Ethernet-Standards. In seiner<br />
Form ermöglicht es in industriellen Anwendungen die vollständige<br />
Kompatibilität der Geräte unterschiedlicher Hersteller. OPC UA TSN<br />
lässt sich somit als möglicher Standard für die industrielle Automatisierung<br />
und Konnektivität der Zukunft betrachten, stellt er doch alle<br />
nötigen Bausteine bereit, um die Kommunikation in der industriellen<br />
Automatisierung zu vereinheitlichen. Dadurch können Informationstechnologie<br />
(IT) und operative Technologien (OT) zusammenwachsen.<br />
Verständnis für die reibungslose Zusammenarbeit<br />
Generell reicht heute für einen reibungslosen Datenaustausch die<br />
Entwicklung von einzelnen Schnittstellen zwischen unterschiedlichen<br />
Lösungen nicht mehr aus. Bei aktuell mehr als 100 verfügbaren<br />
IoT-Plattformen und bis 2021 – laut Cisco Global Cloud Index<br />
2018 – prognostizierten mehr als 13,7 Milliarden IoT-Verbindungen,<br />
ist dies zu aufwändig und komplex. Dazu müssen die Produkthersteller<br />
verschiedene Versionen von grundlegend gleichen Produkten<br />
entwickeln, um die unterschiedlichen Protokollwelten zu unterstüt-<br />
zen. Durch diesen Aufwand und die damit<br />
bedingte Komplexität können jedoch<br />
Schwachstellen an den Grenzen zwischen<br />
den Lösungen entstehen. Einheitliche<br />
Protokolle und Standards vermeiden<br />
solche Sicherheitslücken.<br />
Dieser Ansicht sind auch immer mehr<br />
Unternehmen: nur etablierte, branchenübergreifende<br />
Standards ermöglichen<br />
eine effiziente, umfassende und sichere<br />
Vernetzung sämtlicher Systeme. Um<br />
dieser Anforderung gerecht zu werden,<br />
haben sich zahlreiche Hersteller von Automatisierungs-<br />
und Informationstechnologien<br />
Ende 2016 auf der SPS IPC<br />
Drives in Nürnberg auf OPC UA TSN als<br />
offene, einheitliche, standardbasierte<br />
und interoperable Lösung für die Kommunikation<br />
zwischen industriellen Controllern,<br />
weiteren IT-Systemen und der<br />
Cloud geeinigt. Zu den Gründungsmitgliedern gehören neben Cisco<br />
auch ABB, Bosch Rexroth, B&R, General Electric, National Instruments,<br />
Parker Hannifin, Schneider Electric, SEW Eurodrive und<br />
TTTech. Die technische Zusammenarbeit entstand im Rahmen des<br />
Industrial Internet Consortiums (IIC) und der OPC Foundation.<br />
Das Industrial Internet Consortium wurde im März 2014 gegründet,<br />
um die Organisationen und Technologien zusammenzubringen, die<br />
für das Wachstum des Industrial Internet mittels Identifikation, Aufbau<br />
und Förderung von Best Practices nötig sind. Mitglieder sind kleine<br />
und große Technologieinnovatoren, branchenweite Marktführer,<br />
Forscher, Universitäten und staatliche Organisationen. Das IIC organisiert<br />
Testbeds, in denen die Kompatibilität der Produkte verschiedener<br />
Hersteller überprüft wird. Die OPC Foundation ist die weltweit<br />
zuständige Non-Profit-Organisation für industrielle Interoperabilitätslösungen<br />
basierend auf den OPC-Kommunikationsspezifikationen.<br />
Seit der Gründung im Jahr 1995 haben mehr als 4.200 Firmen über<br />
45 Millionen Applikationen mit OPC-Produkten installiert.<br />
Bild: Cisco<br />
Ein Standard für die Vernetzung der Zukunft<br />
Bereits im vergangenen Jahr haben die Träger IIC, OPC Foundation<br />
und die inzwischen eingebundene Avnu Alliance erste Erfolge der<br />
Zusammenarbeit veröffentlicht, um die Anforderungen der Industrie<br />
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