VNW-Magazin - Ausgabe 5/2018
Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.
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54 <strong>VNW</strong><br />
Frauen_Wohnen<br />
Ein Interview mit Schleswig-Holsteins Justiz- und<br />
Gleichstellungsministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack<br />
An sich ist der Gegenstand unseres Gesprächs<br />
eine Schande für jede Zivilgesellschaft.<br />
Es geht um die Unterbringung von<br />
Frauen, die aufgrund häuslicher Gewalt ihr<br />
Zuhause verlassen müssen. Wie groß ist<br />
dieses Problem in Schleswig-Holstein?<br />
Sütterlin-Waack: Es ist sehr groß! Wir<br />
haben in 16 Frauenhäusern 319 Plätze<br />
in Schleswig-Holstein. Die Nachfrage ist<br />
leider massiv. So massiv, dass es in jedem<br />
Frauenhaus immer wieder zu Abweisungen<br />
kommt. Diesen Missstand wollen wir<br />
beheben.<br />
Wie ist die Verweildauer in den Frauenhäusern?<br />
Sütterlin-Waack: Zunächst sind Frauenhäuser<br />
dafür gedacht, in einer akuten<br />
Notlage Schutz zu bieten. Also für Frauen,<br />
die akut bedroht werden. Sie sind aber<br />
keine Dauerwohneinrichtungen. Ist diese<br />
akute Situation vorbei, sollten die Frauen<br />
ausziehen und wieder ein ganz normales<br />
Leben in einer eigenen Wohnung führen<br />
können. Die schwierige Situation auf<br />
dem Wohnungsmarkt führt aber dazu,<br />
dass Frauen länger als notwendig in den<br />
Frauenhäusern bleiben müssen. Die Verweildauer<br />
in den Frauenhäusern ist im<br />
Moment zum Teil drei Monate, in vielen<br />
Fällen sogar sechs Monate und in einigen<br />
wenigen sogar deutlich darüber hinaus.<br />
Das aber kann und soll nicht sein.<br />
Das Problem häuslicher Gewalt ist nun<br />
nicht mit einem dreimonatigen oder<br />
längeren Aufenthalt gelöst. Was passiert<br />
danach?<br />
Sütterlin-Waack: Die Aufgabe von Frauenhäusern<br />
ist, Schutz zu gewähren. Alle anderen<br />
sozialen Probleme und Aspekte, die<br />
danach gelöst werden müssen, sind nicht<br />
mehr Aufgabe der Frauenhäuser. Sie in<br />
den Griff zu bekommen, ist Aufgabe vieler<br />
anderer Player auf dem sozialen Sektor.<br />
Es geht um Gerichtsverfahren, es müssen<br />
Anwälte zur Seite gestellt werden, es müssen<br />
Wegweisungsverfügungen organisiert<br />
und das Scheidungsverfahren eingeleitet<br />
werden. Es geht auch um finanzielle Fragen,<br />
die zwangsläufig einhergehen, um<br />
Kindergartenplätze und den Schulbesuch.<br />
Alle diese Dinge werden von vielen anderen,<br />
auch ehrenamtlichen Helferinnen<br />
organisiert. Die Mitarbeiterinnen in den<br />
Frauenhäusern sind hervorragende Netzwerker,<br />
die den Weg zu diesen Kontakten<br />
öffnen.<br />
Zum Weg in ein neues, in ein besseres<br />
Leben gehört eine neue Wohnung.<br />
Sütterlin-Waack: Ganz genau! Das ist das<br />
Hauptanliegen unseres neuen Projekts<br />
„Frauen_Wohnen“. Es hat zum Ziel, dass<br />
Frauen, die den unmittelbaren Schutz in<br />
einem Frauenhaus nicht mehr benötigen,<br />
schneller Wohnraum finden, von wo aus<br />
sie wieder ein normales Leben führen können.<br />
Wie soll das geschehen?<br />
Sütterlin-Waack: Erst einmal dadurch, dass<br />
das Land Schleswig-Holstein ausreichend<br />
Mittel zur Verfügung stellt. Von dem Geld<br />
können Mietsicherheiten bezahlt werden,<br />
der Umzug, die Renovierung oder im Einzelfall<br />
auch neue Möbel. Wichtig ist aber<br />
vor allem, dass wir Regionalstellen aufgebaut<br />
haben. Dort sitzen Fachleute, die sich<br />
darum kümmern, dass eine entsprechende<br />
Wohnung gefunden wird und alles<br />
andere damit Zusammenhängende auch.