60 <strong>VNW</strong> Monika Böhm, Vorstand Wohnungsgenossenschaft von 1904 eG und Vorstandsvorsitzende Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften e.V. Andreas Breitner, Verbandsdirektor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (<strong>VNW</strong>) Ein Geschäft zu Lasten der Stadt Das Problem bestand nun allerdings darin, dass einem Gutachten zufolge der Wert des Fernwärmenetzes gegenwärtig lediglich bei 645 Millionen Euro liegt, die Stadt für den Rückkauf also rund 300 Millionen Euro mehr bezahlen muss als es eigentlich notwendig wäre. Es überraschte daher wenig, dass Zweifel an dem Geschäft zu Lasten der Stadt aufkamen. Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (<strong>VNW</strong>) und der Arbeitskreis Hamburger Wohnungsgenossenschaften vertreten in Hamburg die Interessen von 30 Wohnungsgenossenschaften. Diese verwalten etwas mehr als 130 000 Wohnungen – das ist jede fünfte Wohnung in der Hansestadt. In diesen leben mehr als 220 000 Menschen, über zehn Prozent der Einwohner der Elbmetropole. Auf den Preis für die Fernwärme, der maßgeblich die Höhe der sogenannten zweiten Miete bestimmt, haben die Genossenschaften und der <strong>VNW</strong> keinen Einfluss. Gegenwärtig belasten die Heizkosten jeden Haushalt, der am Fernwärmenetz angeschlossen ist, durchschnittlich mit einem Euro pro Quadratmeter. Wir machen uns Sorgen, dass das nicht so bleibt und die zusätzlichen Kosten, die das neue Fernwärmekonzept des Senats verursacht, auf die Mieterinnen und Mieter abgewälzt werden. Einer der Gründe dafür ist, dass der Senat die Abwärme aus Moorburg, einem der modernsten und effizientesten Kohlekraftwerke weltweit, aus umweltpolitischen Gründen nicht verwenden will. Abwärme von Industriebetrieben soll genutzt werden Stattdessen setzt man auf industrielle Abwärme aus großen, südlich der Ebene gelegenen Industriebetrieben. So wurde beispielsweise erst Ende Oktober eine 3,7 Kilometer lange Leitung ihrer Bestimmung übergeben, die den Stadtteil Hafencity mit Fernwärme aus der Kupferhütte Aurubis versorgt. Durch die Leitung wird heißes Wasser aus der Industrieproduktion über die Elbe in die neu entstehenden Wohnungen und Bürogebäude geleitet. Das Projekt sei in Deutschland einzigartig, sagte Bürgermeister Tschentscher. Es ist aber auch teuer. Allein der Aurubis-Investitionsanteil liegt bei 20 Millionen Euro. Problematisch ist zudem, dass Fernwärme im Vergleich zu anderen Formen der Wärmeversorgung als relativ teuer gilt. So ist für Kohle der Preis je Megawattstunde im Vergleich zu Gas und erneuerbaren Energien deutlich günstiger. Fällt nun also Kohle aus dem Energiemix zur Fernwärmeerzeugung heraus, dürfte das deren Preis deutlich nach oben treiben. Fernwärmekunden besitzen bei steigenden Preisen ferner kein Sonderkündigungsrecht. Abgesehen davon, dass es mangels Wettbewerbs kaum eine Möglichkeit gibt, einen anderen Anbieter zu nutzen. Wir wollen, dass die Heizung auch in den kommenden Jahren bezahlbar bleibt und haben deshalb immer wieder deutlich vor umweltpolitischen Abenteuern und unkalkulierbaren Risiken bei der Fernwärme gewarnt. Ein Satz wie der von Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) „Wir denken, höchstens zehn Prozent mehr an Energiekosten, aber genau wissen wir es auch nicht“, ist ungeeignet, die Sorgen der Menschen zu beseitigen. Um nicht falsch verstanden zu werden: Der Schutz des Klimas ist auch der Hamburger Wohnungswirtschaft ein wichtiges Anliegen. In den vergangenen zehn Jahren investierte sie allein in Hamburg 6,5 Milliarden Euro in den Klimaschutz. Davon flossen rund 1,3 Milliarden Euro in die Modernisierung. Hinzu kamen Investitionen für Abriss und energetisch hochwertigen Neubau. Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen betonen immer wieder, dass bezahlbares Wohnen eine der wichtigsten sozialen Fragen ist. Es wäre daher doch widersinnig, wenn der Senat im Bündnis für das Wohnen für den Bau bezahlbarer Wohnungen wirbt und zugleich die „zweite Miete“ durch den Rückkauf des Fernwärmenetzes in die Höhe treibt. Wir nehmen daher Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher beim Wort: Die Mieterinnen und Mieter werden die Kosten für den Rückkauf des Fernwärmenetzes nicht bezahlen. Immerhin werden in Hamburg rund 64 400 Wohnungen von <strong>VNW</strong>-Unternehmen mit Fernwärme versorgt. Jeder Euro mehr wäre daher nach der Aussage des Ersten Bürgermeisters ein „Tschentscher- Euro“. Wir erwarten, dass der Senatschef zu seinen Worten steht und dafür sorgt, dass auch in einigen Jahren die Heizkosten für Otto-Normalverbraucher bezahlbar sind. h
Gemeinschaft ist der Grundriss unseres Lebens. C M Y CM MY CY CMY K Wir genießen unsere Zeit zu zweit genauso wie das Zusammensein mit den Menschen um uns herum. Und so wie wir leben, wollen wir auch wohnen: bunt, aktiv und gemeinschaftlich. Unser Vermieter fördert Gemeinschaft: <strong>VNW</strong>. Verband der Vermieter mit Werten. Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V. www.vnw.de