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INKLUSIONSTAXI<br />
INKLUSIONSTAXI:<br />
EINSTIEG IN DIE<br />
ROLLSTUHLBEFÖRDERUNG<br />
»UNSER ZIEL IST DERSELBE<br />
ROLLSTUHLFAHRER-<br />
SERVICE WIE IN LONDON«<br />
Horst Wiegand, 58 Jahre, und sein Geschäftspartner Max<br />
Jung-Grundmann, 62 Jahre, sind <strong>Taxi</strong>unternehmer in <strong>München</strong>.<br />
Kennengelernt haben sich die beiden vor rund drei<br />
Jahren. Seitdem verfolgen sie die Vision, behindertengerechte<br />
<strong>Taxi</strong>s, sogenannte Inklusionstaxis oder auch barrierefreie<br />
<strong>Taxi</strong>s, zu betreiben. Der Start mit dem ersten Fahrzeug<br />
ist geglückt. Über ihre bisherigen Erfahrungen und künftigen<br />
Planungen sprechen die beiden in <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> <strong>München</strong>.<br />
TAXI TIMES MÜNCHEN: Herr Wiegand, Herr Jung-Grundmann,<br />
Glückwunsch zu Ihrem ersten Inklusionstaxi. Wie kam es dazu?<br />
HORST WIEGAND: Kennengelernt haben wir uns bei einer<br />
Ausbildung zum <strong>Taxi</strong>-Guide. Ich wollte mein Geschäftsmodell<br />
erweitern und auch Ausflugsfahrten mit dem <strong>Taxi</strong> anbieten.<br />
Damals war ich noch Alleinunternehmer.<br />
MAX JUNG-GRUNDMANN: Ich war zu dieser Zeit an einer<br />
GmbH als gleichberechtigter Geschäftsführer<br />
beteiligt. Wir haben bei den Kursen<br />
zum zertifizierten <strong>Taxi</strong>-Guide der<br />
Stadt <strong>München</strong> festgestellt, dass wir<br />
beide Interesse an einem Konzept hatten,<br />
um Menschen, die im Rollstuhl<br />
sitzen, mit dem <strong>Taxi</strong> zu bedienen. So<br />
kamen wir ins Gespräch.<br />
WIEGAND: Die Idee ist uns wegen der <strong>Taxi</strong>s in London, die alle<br />
eine Rampe haben, um Rollstuhlfahrer mitnehmen zu können,<br />
gekommen. Auch in New York gibt es das. Nur in <strong>München</strong> müssen<br />
Rollstuhlfahrer meist zwei oder drei Tage vorab einen Fahrdienst<br />
bestellen. Es besteht in <strong>München</strong> also ein akuter Mangel<br />
für Rollstuhlfahrer, spontan ein <strong>Taxi</strong> zu bestellen.<br />
Bleiben wir zunächst bei der Idee. Wie ging es weiter?<br />
JUNG-GRUNDMANN: Wir wollten die Möglichkeit, Ausflugsfahrten<br />
anzubieten, und die Idee, nicht umsetzbare Rollstuhlfahrer<br />
zu befördern, miteinander kombinieren.<br />
WIEGAND: Da ich meinen Geschäftsbereich erweitern und das<br />
Risiko teilen wollte, haben wir uns Ende letzten Jahres dann<br />
zusammengetan und angefangen, alle nötigen Unbedenklichkeitsbescheinigungen<br />
zu besorgen. Und im Juni <strong>2018</strong> haben<br />
wir eine GbR gegründet.<br />
»Der Umbau hat<br />
fast 9.000 Euro<br />
gekostet.«<br />
Mit welchen Kosten muss man für so einen<br />
Umbau rechnen?<br />
WIEGAND: Eigentlich wollten wir uns anfangs<br />
eines dieser neuen London-<strong>Taxi</strong>s kaufen. Allerdings<br />
haben die London-<strong>Taxi</strong>s einen Elektroantrieb und einen<br />
benzinbasierten „Range-Extender“ zur Verlängerung der<br />
Reichweite, da der reine Elektroantrieb nur 110 Kilometer hergibt<br />
und damit für ein <strong>Taxi</strong> im Schichtbetrieb nicht reicht. In<br />
London werden diese <strong>Taxi</strong>s übrigens gefördert. Das Umweltreferat<br />
in <strong>München</strong> jedoch interessiert sich nicht für Inklusion und<br />
London ist eine Weltstadt. Deshalb wird nur das reine Elektroauto<br />
subventioniert. Mein Einwand, dass die Reichweite reiner<br />
Elektrofahrzeuge, wie beim Nissan e-NV200, nicht ausreicht,<br />
um Rollstuhlfahrten anzubieten, konnte nicht verfangen. Also<br />
müssen wir jetzt, im Interesse des Umweltreferates, wieder Diesel<br />
fahren. Wir haben uns einen Ford Tourneo Custom gekauft<br />
und zum barrierefreien <strong>Taxi</strong> umbauen lassen. Das hat insgesamt<br />
fast 9.000 Euro netto gekostet.<br />
Das ist eine hohe Investition.<br />
WIEGAND: Um ein Fahrzeug zum<br />
Inklusionstaxi umbauen zu lassen,<br />
braucht man aber mindestens einen<br />
Hochdachkombi oder einen Bus.<br />
JUNG-GRUNDMANN: Zudem haben<br />
wir zu diesem Preis im hinteren Bereich<br />
des Fahrzeugs auch noch zwei geräumige<br />
Klappsitze einbauen lassen. Wir können unser Fahrzeug also<br />
nicht nur zur Beförderung von Rollstuhlfahrern einsetzen, sondern<br />
zusätzlich bis zu sechs Fahrgäste im regulären <strong>Taxi</strong>betrieb<br />
befördern und stehen für Kombiaufträge bereit. Auch Senioren<br />
können in dieses <strong>Taxi</strong> sehr bequem zusteigen.<br />
Wie sieht es mit Zuschüssen aus?<br />
WIEGAND: Rollstuhlfahrten sind von der Mehrwertsteuer<br />
befreit. Im Dezember <strong>2018</strong> soll im Stadtrat über einen Entwurf<br />
zur Förderung von Inklusionstaxis im Rahmen weiterer Maßnahmen<br />
zur Umsetzung der UN-Menschrechtskonvention in<br />
<strong>München</strong> entschieden werden. Der Entwurf wird aktuell von<br />
einer Arbeitsgruppe unter der Federführung des Sozialreferats<br />
ausgearbeitet. Was am Ende dabei herauskommen wird, ist<br />
schwer zu sagen. Die Ergebnisse werden voraussichtlich auch<br />
erst in ein bis zwei Jahren realisiert, wenn die notwendigen<br />
FOTO: Florian Osrainik<br />
22 NOVEMBER / <strong>2018</strong> TAXI