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WIR SIND TAXI<br />
Das <strong>Taxi</strong> ist das Original:<br />
So machten die Fahrer auf<br />
ihre Anliegen aufmerksam.<br />
In <strong>München</strong> setzt sich das <strong>Taxi</strong>gewerbe gegen unfairen Wettbewerb zur Wehr.<br />
Trotz des gestiegenen Drucks durch zahlreiche Konkurrenten blieb die Beteiligung<br />
an der Demo hinter den Erwartungen zurück.<br />
Bei schönstem Sommerwetter setzte<br />
sich der Tross in Hellelfenbein in<br />
Bewegung und schob sich hupend<br />
durch die Stadt. Passanten blieben verwundert<br />
stehen, manche winkten den <strong>Taxi</strong>fahrern<br />
zu, andere ärgerten sich über den<br />
Stau, denn die Polizei sperrte betroffene<br />
Kreuzungen für den Querverkehr. So kam<br />
der Protestzug zügig voran – fast zu zügig,<br />
um nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.<br />
Schon nach einer halben Stunde erreichten<br />
die ersten Fahrzeuge die Ludwigstraße.<br />
Zwischen Odeonsplatz und Siegestor<br />
gehörte die Straße am 18. September<br />
der <strong>Taxi</strong>demo.<br />
Nach weiteren 30 Minuten waren die Fahrspuren<br />
zwischen der Von-der-Tann-Straße<br />
und dem Siegestor mit <strong>Taxi</strong>s aufgefüllt. Vor<br />
einem Jahr reichte die Blechschlange noch<br />
fast bis zur Münchner Freiheit. Diesmal<br />
kam die Demo mit der Hälfte des Platzes<br />
aus.<br />
KOLLEGEN KÖNNEN STOLZ SEIN<br />
Dabei geht es für das <strong>Taxi</strong>gewerbe um alles.<br />
Immer neue Fahrdienste schießen wie Pilze<br />
aus dem Boden und machen dem <strong>Taxi</strong> die<br />
Kundschaft streitig. Die Kolleginnen und<br />
Kollegen, die an der Demo teilnehmen, sind<br />
sich des Ernstes der Lage bewusst: Geht<br />
die Entwicklung so weiter, dann wird das<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe, wie wir es heute kennen, auf<br />
lange Sicht nicht mehr existieren.<br />
Während sich die <strong>Taxi</strong>s noch in der Ludwigstraße<br />
aufstellen, geht der <strong>Taxi</strong>betrieb<br />
am Standplatz Siegestor weiter, als wenn<br />
nichts wäre. Ein Fahrer hat einen Auftrag,<br />
fährt über die Wendeschleife am Siegestor<br />
und damit direkt an der Rednertribüne vorbei.<br />
Komm, mach mit, rufen ihm Kollegen<br />
zu. Er winkt ab, bringt eh nichts, meint er.<br />
Dabei können die <strong>Taxi</strong>kolleginnen und<br />
-kollegen, die heute für ein paar Stunden<br />
nicht für ihre Kundschaft zur Verfügung<br />
stehen, stolz sein auf das, was sie täglich<br />
leisten: Arztpraxen, Kliniken, Schulen,<br />
Senioren und Behinderte verlassen sich<br />
auf die konstante Dienstleistung <strong>Taxi</strong>. Ein<br />
Geschäft, an dem die Wettbewerber nicht<br />
interessiert sind. Sie schöpfen lieber den<br />
Rahm ab. Gemeint sind die Geschäftskunden,<br />
die Flughafenfahrten, das einfache<br />
Geschäft – Umsatz, ohne den das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
nicht mehr auf seine Kosten kommen<br />
kann. Die knapp eintausend Fahrerinnen<br />
und Fahrer, Unternehmerinnen und Unternehmer,<br />
die sich heute vor dem Siegestor<br />
eingefunden haben, haben das erkannt und<br />
wollen sich nicht mehr alles gefallen lassen.<br />
Sie wissen, dass die Tage des <strong>Taxi</strong>s<br />
gezählt sind, wenn nicht in der Politik und<br />
bei den Kunden ein Umdenken einsetzt. So<br />
mischt sich mit der kurzen Euphorie über<br />
die Solidarität der Kolleginnen und Kollegen<br />
die Sorge um die berufliche Zukunft.<br />
Die Redner der Kundgebung – unter<br />
anderem Christian Ude, Frank Kuhle, Jürgen<br />
Hartmann – bringen es auf den Punkt:<br />
Nur gemeinsam ist das <strong>Taxi</strong>gewerbe stark.<br />
Während hier in <strong>München</strong> demonstriert<br />
wird, bereiten die Kollegen in Nürnberg<br />
ihre Demo vor, die am Abend stattfindet.<br />
Das Ziel ist das gleiche: Kunden wie Politiker<br />
auf die Gefährdung des <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />
durch unfairen Wettbewerb aufmerksam<br />
machen.<br />
Die Worte der Redner sind verklungen,<br />
die <strong>Taxi</strong>s haben die Ludwigstraße geräumt<br />
und dem bereits einsetzenden Feierabendverkehr<br />
Platz gemacht. So ruhig sei<br />
es hier sonst nie, meint eine Passantin<br />
noch, dann gibt die Polizei den Verkehr<br />
wieder frei. Ob die Demo ein Erfolg ist,<br />
das entscheidet jetzt vor allem die Politik.<br />
Nur wenn die Schutzwürdigkeit des <strong>Taxi</strong>s<br />
erkannt wird, dann hat das Gewerbe noch<br />
eine Chance. Sonst besteht die Gefahr,<br />
dass dieser rücksichtsvolle Protest ungehört<br />
verhallt. <br />
tb<br />
FOTOS: Tom Buntrock<br />
So ruhig ist es hier sonst nie! Statt<br />
Durchgangsverkehr heute Abschlusskundgebung<br />
vor dem Siegestor.<br />
8 NOVEMBER / <strong>2018</strong> TAXI