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TITELTHEMA<br />
Die komplette Münchner Gewerbevertretung war beim<br />
Pressegespräch anwesend.<br />
Frank Kuhle, Vorstand der <strong>Taxi</strong> <strong>München</strong> eG, spricht zu den rund<br />
700 anwesenden Taxlerinnen und Taxlern.<br />
hier ein fairer Wettbewerb stattfindet und<br />
sich die Protagonisten gefälligst an die hiesigen<br />
Regeln zu halten haben, der irrt –<br />
und zwar seit nunmehr schon ein paar<br />
Jahren!<br />
Der US-Konzern hat eben viel Geld in<br />
seiner Kasse. Sehr viel Geld, Lobbyisten<br />
und Kontakte – zu den Medien etwa. Hierzulande<br />
zur Springer-Presse. Die, das sollte<br />
man nicht ganz vergessen, finanziell an<br />
Uber beteiligt ist, wie <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> bereits<br />
berichtete. Es ist eben schlicht naiv, vom<br />
Idealfall einer sogenannten unabhängigen<br />
Presse zu schwadronieren. Uber ist<br />
hier aber auch nur ein Beleg. Stattdessen<br />
referieren Uber-Chefs gerne mal auf<br />
diversen Einladungen – zum Beispiel bei<br />
Burda-Media über Ubers nächstes Kapitel<br />
im „Digital-Live-Design“. Dass von solchen<br />
Medienanstalten also keine distanzierte,<br />
gar kritische Berichterstattung, eben eine<br />
Beschreibung der Realität zu erwarten ist,<br />
man über das Treiben<br />
und Dulden also<br />
MITTWOCH, 26.09.<strong>2018</strong><br />
FAHRT INS ZENTRUM<br />
Kollege Günni hat diese Fahrt<br />
in einem Großraumtaxi für<br />
68,90 Euro durchgeführt.<br />
aufgeklärt wird,<br />
versteht sich von<br />
selbst.<br />
Aber der Reihe<br />
nach. Bevor die<br />
Kolonne aus hellelfenbeinfarbenen<br />
Fahrzeugen an<br />
jenem Dienstag<br />
die nahezu komplette<br />
Ludwigstraße<br />
bis hin zur<br />
Leopoldstraße mit<br />
geparkten <strong>Taxi</strong>s<br />
lahmlegen konnte,<br />
veranstalteten<br />
die Veranstalter<br />
der Sternfahrt<br />
zuvor noch ein<br />
Pressegespräch<br />
in den Räumen<br />
der Münchner<br />
<strong>Taxi</strong> Genossenschaft.<br />
Der Einladung vom Landesverband<br />
Bayerischer <strong>Taxi</strong>- und Mietwagen, des <strong>Taxi</strong>verbands<br />
<strong>München</strong> und der beiden lokalen<br />
<strong>Taxi</strong>-Zentralen folgten dann allerdings<br />
auch nur ein Vertreter vom BR und noch<br />
einer von der dpa. Bloß das Thema, besser<br />
gesagt die Problematik mit Uber und Konsorten<br />
– „Was ist denn der Unterschied zwischen<br />
<strong>Taxi</strong>- und Mietwagen?“, „Wie läuft es<br />
denn so in <strong>München</strong>?“ oder „Uber investiert<br />
nicht nur in Autos, auch in Fahrräder“. –<br />
war den beiden Gästen von der Presse noch<br />
etwas unklar.<br />
„BILD“ BERICHTETE NICHT<br />
War der „Süddeutschen Zeitung“ vom anderen<br />
Ende der Stadt womöglich noch der Weg<br />
zum Pressegespräch zu weit, so hätte doch<br />
wenigstens der nahe gelegene „Münchner<br />
Merkur“ noch einen Vertreter zum Pressegespräch<br />
schicken können. Dass niemand<br />
vom bunten Kampforgan aus dem Hause<br />
Springer, gemeint ist die „Bild“, kommt,<br />
war ohnehin klar.<br />
Die „Bild“, in <strong>München</strong> übrigens am<br />
Isartor stationiert, wusste am Tag des<br />
Protests dann auch gar nichts von einer<br />
Demonstration des Münchner <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />
gegen den Konzern aus San Francisco<br />
zu berichten. Bei der Springer-Presse findet<br />
man aber auch traditionell gut, was aus<br />
den Staaten über den großen Teich geflogen<br />
kommt, ob mit oder ohne Bomben.<br />
Stattdessen brachte das Kampagnenblättchen<br />
am selben Tag lieber einen Artikel<br />
über fünf Selbstmorde von New Yorker <strong>Taxi</strong>fahrern<br />
in fünf Monaten wegen des „desaströsen“<br />
Zustands des Gewerbes dort, an dem<br />
Uber und dessen zweiter Lieblingsfeind Lyft<br />
zwar nicht ganz unbeteiligt wären. Aber<br />
hey: Der Uber-Chef schlägt laut „Bild“ doch<br />
immerhin eine Gebühr auf alle appbasierten<br />
Fahrdienste vor. Und die Einnahmen könnten<br />
dann, also könnten, ohne zu müssen,<br />
in einen Fonds fließen, um <strong>Taxi</strong>fahrern in<br />
Not zu helfen. Außerdem, so „Bild“, würden<br />
über die Uber-Plattformen in Berlin<br />
und <strong>München</strong> jetzt ja nur noch professionelle<br />
Fahrer vermittelt. Und nachdem der<br />
Ortskundeschein für Mietwagenfahrer hier<br />
schon – ganz nach dem Gusto von Uber,<br />
es muss Zufall gewesen sein – gefallen ist,<br />
erfährt man leider nicht mehr, ob es sich bei<br />
dem Hinweis in der „Bild“ um einen Witz,<br />
ein Gerücht oder doch nur um Werbung à la<br />
Bernays, also astreine Propaganda, handelt.<br />
Dabei hätte man vom Siegestor doch so<br />
einiges berichten können. Über Plakate,<br />
wie „Nur <strong>Taxi</strong> kann: Rollstuhl, Kinderwagen,<br />
Krankentransport“, „<strong>Taxi</strong> ist sexy! Bits<br />
und Bytes tragen keine Koffer“ oder „Hände<br />
weg vom <strong>Taxi</strong>tarif“, um vor der preislichen<br />
Willkür eines Uber-Monopols, etwa bei<br />
plötzlich einsetzendem Platzregen, einem<br />
S-Bahn-Ausfall, wenn man irgendwo in der<br />
Pampa feststeckt, bei Großereignissen, an<br />
Silvester und so weiter, zu warnen. Es geht<br />
in der Sache eben auch um die Fahrgäste.<br />
Um den Verbraucherschutz, also irgendwie<br />
um jeden – „Bild“-Konsumenten eingeschlossen.<br />
Zur Eröffnung der Reden schoss sich<br />
dann zuerst Florian Post von der SPD auf<br />
den Uber-Konzern ein. Deren Geschäftsmodell<br />
sei schließlich „ein Paradebeispiel für<br />
Rosinenpickerei“. Während <strong>Taxi</strong>s Pflichten,<br />
etwa die Betriebspflicht oder die Beförderungspflicht,<br />
haben, suchen sich andere<br />
willkürlich raus, wann, wo und wen sie fahren<br />
wollen. Post hat schließlich noch nie<br />
ein Uber-Fahrzeug genutzt, und das hat er<br />
auch in Zukunft nicht mehr vor. Außerdem<br />
traut er sich zu wetten, „dass der Uber-Tarif<br />
jetzt nicht derselbe ist wie gestern zu dieser<br />
Zeit“, als es eben keine <strong>Taxi</strong>demonstration<br />
in der Stadt gab.<br />
Auch Reinhold Babor von der CSU<br />
warnte in leisen, aber deutlichen Worten<br />
vor irgendwelchen Aufweichungen der<br />
Vorschriften, denn das bedeute Chaos.<br />
Und dann wären in <strong>München</strong> ja noch über<br />
300.000 Menschen über 65 Jahre alt, die<br />
bräuchten das <strong>Taxi</strong> doch. Eine Novellierung<br />
des, theoretisch für alle, praktisch<br />
6 NOVEMBER / <strong>2018</strong> TAXI<br />
FOTOS: <strong>Taxi</strong> <strong>München</strong> eG