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Taxi Times München - November 2018

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TITELTHEMA<br />

Die komplette Münchner Gewerbevertretung war beim<br />

Pressegespräch anwesend.<br />

Frank Kuhle, Vorstand der <strong>Taxi</strong> <strong>München</strong> eG, spricht zu den rund<br />

700 anwesenden Taxlerinnen und Taxlern.<br />

hier ein fairer Wettbewerb stattfindet und<br />

sich die Protagonisten gefälligst an die hiesigen<br />

Regeln zu halten haben, der irrt –<br />

und zwar seit nunmehr schon ein paar<br />

Jahren!<br />

Der US-Konzern hat eben viel Geld in<br />

seiner Kasse. Sehr viel Geld, Lobbyisten<br />

und Kontakte – zu den Medien etwa. Hierzulande<br />

zur Springer-Presse. Die, das sollte<br />

man nicht ganz vergessen, finanziell an<br />

Uber beteiligt ist, wie <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> bereits<br />

berichtete. Es ist eben schlicht naiv, vom<br />

Idealfall einer sogenannten unabhängigen<br />

Presse zu schwadronieren. Uber ist<br />

hier aber auch nur ein Beleg. Stattdessen<br />

referieren Uber-Chefs gerne mal auf<br />

diversen Einladungen – zum Beispiel bei<br />

Burda-Media über Ubers nächstes Kapitel<br />

im „Digital-Live-Design“. Dass von solchen<br />

Medienanstalten also keine distanzierte,<br />

gar kritische Berichterstattung, eben eine<br />

Beschreibung der Realität zu erwarten ist,<br />

man über das Treiben<br />

und Dulden also<br />

MITTWOCH, 26.09.<strong>2018</strong><br />

FAHRT INS ZENTRUM<br />

Kollege Günni hat diese Fahrt<br />

in einem Großraumtaxi für<br />

68,90 Euro durchgeführt.<br />

aufgeklärt wird,<br />

versteht sich von<br />

selbst.<br />

Aber der Reihe<br />

nach. Bevor die<br />

Kolonne aus hellelfenbeinfarbenen<br />

Fahrzeugen an<br />

jenem Dienstag<br />

die nahezu komplette<br />

Ludwigstraße<br />

bis hin zur<br />

Leopoldstraße mit<br />

geparkten <strong>Taxi</strong>s<br />

lahmlegen konnte,<br />

veranstalteten<br />

die Veranstalter<br />

der Sternfahrt<br />

zuvor noch ein<br />

Pressegespräch<br />

in den Räumen<br />

der Münchner<br />

<strong>Taxi</strong> Genossenschaft.<br />

Der Einladung vom Landesverband<br />

Bayerischer <strong>Taxi</strong>- und Mietwagen, des <strong>Taxi</strong>verbands<br />

<strong>München</strong> und der beiden lokalen<br />

<strong>Taxi</strong>-Zentralen folgten dann allerdings<br />

auch nur ein Vertreter vom BR und noch<br />

einer von der dpa. Bloß das Thema, besser<br />

gesagt die Problematik mit Uber und Konsorten<br />

– „Was ist denn der Unterschied zwischen<br />

<strong>Taxi</strong>- und Mietwagen?“, „Wie läuft es<br />

denn so in <strong>München</strong>?“ oder „Uber investiert<br />

nicht nur in Autos, auch in Fahrräder“. –<br />

war den beiden Gästen von der Presse noch<br />

etwas unklar.<br />

„BILD“ BERICHTETE NICHT<br />

War der „Süddeutschen Zeitung“ vom anderen<br />

Ende der Stadt womöglich noch der Weg<br />

zum Pressegespräch zu weit, so hätte doch<br />

wenigstens der nahe gelegene „Münchner<br />

Merkur“ noch einen Vertreter zum Pressegespräch<br />

schicken können. Dass niemand<br />

vom bunten Kampforgan aus dem Hause<br />

Springer, gemeint ist die „Bild“, kommt,<br />

war ohnehin klar.<br />

Die „Bild“, in <strong>München</strong> übrigens am<br />

Isartor stationiert, wusste am Tag des<br />

Protests dann auch gar nichts von einer<br />

Demonstration des Münchner <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />

gegen den Konzern aus San Francisco<br />

zu berichten. Bei der Springer-Presse findet<br />

man aber auch traditionell gut, was aus<br />

den Staaten über den großen Teich geflogen<br />

kommt, ob mit oder ohne Bomben.<br />

Stattdessen brachte das Kampagnenblättchen<br />

am selben Tag lieber einen Artikel<br />

über fünf Selbstmorde von New Yorker <strong>Taxi</strong>fahrern<br />

in fünf Monaten wegen des „desaströsen“<br />

Zustands des Gewerbes dort, an dem<br />

Uber und dessen zweiter Lieblingsfeind Lyft<br />

zwar nicht ganz unbeteiligt wären. Aber<br />

hey: Der Uber-Chef schlägt laut „Bild“ doch<br />

immerhin eine Gebühr auf alle appbasierten<br />

Fahrdienste vor. Und die Einnahmen könnten<br />

dann, also könnten, ohne zu müssen,<br />

in einen Fonds fließen, um <strong>Taxi</strong>fahrern in<br />

Not zu helfen. Außerdem, so „Bild“, würden<br />

über die Uber-Plattformen in Berlin<br />

und <strong>München</strong> jetzt ja nur noch professionelle<br />

Fahrer vermittelt. Und nachdem der<br />

Ortskundeschein für Mietwagenfahrer hier<br />

schon – ganz nach dem Gusto von Uber,<br />

es muss Zufall gewesen sein – gefallen ist,<br />

erfährt man leider nicht mehr, ob es sich bei<br />

dem Hinweis in der „Bild“ um einen Witz,<br />

ein Gerücht oder doch nur um Werbung à la<br />

Bernays, also astreine Propaganda, handelt.<br />

Dabei hätte man vom Siegestor doch so<br />

einiges berichten können. Über Plakate,<br />

wie „Nur <strong>Taxi</strong> kann: Rollstuhl, Kinderwagen,<br />

Krankentransport“, „<strong>Taxi</strong> ist sexy! Bits<br />

und Bytes tragen keine Koffer“ oder „Hände<br />

weg vom <strong>Taxi</strong>tarif“, um vor der preislichen<br />

Willkür eines Uber-Monopols, etwa bei<br />

plötzlich einsetzendem Platzregen, einem<br />

S-Bahn-Ausfall, wenn man irgendwo in der<br />

Pampa feststeckt, bei Großereignissen, an<br />

Silvester und so weiter, zu warnen. Es geht<br />

in der Sache eben auch um die Fahrgäste.<br />

Um den Verbraucherschutz, also irgendwie<br />

um jeden – „Bild“-Konsumenten eingeschlossen.<br />

Zur Eröffnung der Reden schoss sich<br />

dann zuerst Florian Post von der SPD auf<br />

den Uber-Konzern ein. Deren Geschäftsmodell<br />

sei schließlich „ein Paradebeispiel für<br />

Rosinenpickerei“. Während <strong>Taxi</strong>s Pflichten,<br />

etwa die Betriebspflicht oder die Beförderungspflicht,<br />

haben, suchen sich andere<br />

willkürlich raus, wann, wo und wen sie fahren<br />

wollen. Post hat schließlich noch nie<br />

ein Uber-Fahrzeug genutzt, und das hat er<br />

auch in Zukunft nicht mehr vor. Außerdem<br />

traut er sich zu wetten, „dass der Uber-Tarif<br />

jetzt nicht derselbe ist wie gestern zu dieser<br />

Zeit“, als es eben keine <strong>Taxi</strong>demonstration<br />

in der Stadt gab.<br />

Auch Reinhold Babor von der CSU<br />

warnte in leisen, aber deutlichen Worten<br />

vor irgendwelchen Aufweichungen der<br />

Vorschriften, denn das bedeute Chaos.<br />

Und dann wären in <strong>München</strong> ja noch über<br />

300.000 Menschen über 65 Jahre alt, die<br />

bräuchten das <strong>Taxi</strong> doch. Eine Novellierung<br />

des, theoretisch für alle, praktisch<br />

6 NOVEMBER / <strong>2018</strong> TAXI<br />

FOTOS: <strong>Taxi</strong> <strong>München</strong> eG

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