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agrivizion - Dokumentation zur Dialogreihe - Agrar- und Ernährungsforum Oldenburger Münsterland e. V.

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NACHHALTIG: INNOVATIVES MIKROALGEN-KONZEPT 103<br />

Die Familie beschloss: Das versuchen wir. R<strong>und</strong><br />

ein Jahr später stand das Gewächshaus auf der<br />

zweiten Hofstelle der Familie in Dünsen, auf der<br />

Christian Hohnholz Eltern leben. „Wir haben uns<br />

bewusst für ein sogenanntes Venlo-Gewächshaus<br />

entschieden, das sich für eine Vielfalt an<br />

Anbauprodukten <strong>und</strong> Produktionsumständen<br />

eignet. Denn natürlich ist so etwas Exotisches<br />

wie eine Algenproduktion schon ein gewisses<br />

Risiko“, erläutert er. In dem 2500 Quadratmeter<br />

großen Gewächshaus wurden zehn Kammern<br />

beziehungsweise Abteilungen mit je zwei etwa<br />

90 Quadratmeter großen <strong>und</strong> etwa 20 Zenti -<br />

meter tiefen Wasserbecken aufgestellt. Hierin<br />

findet das Hauptwachstum der Algen statt. Die<br />

gesamte Technik kommt von NOVAgreen <strong>und</strong><br />

wird laufend auf den neuesten Stand gebracht.<br />

Auch bei der behördlichen Anmeldung ihrer<br />

Algenfarm hat Rudolf Cordes den beiden Dün -<br />

senern geholfen.<br />

„Noch 2017 haben wir in zwei Becken mit einem<br />

Probelauf begonnen“, erzählt Jessica Hohnholz.<br />

Richtig los ging es dann aber erst im Mai 2018,<br />

weil das Frühjahr anfangs für das Algenwachstum<br />

noch zu kühl war. „Der Sommer war dann<br />

eigentlich ideal für die Algenproduktion“, bi -<br />

lanziert sie am Ende der Saison. Denn Algen<br />

brauchen Wärme, am besten bis 30 Grad, <strong>und</strong><br />

viel UV-Strahlung, <strong>und</strong> das Gewächshaus wird<br />

aus Kostengründen nicht beheizt <strong>und</strong> daher auch<br />

nicht im Winter betrieben. „Wenn es im ersten<br />

Jahr doch nicht so ertragreich gelaufen ist, dann<br />

lag das daran, dass wir schon einige Anfängerfehler<br />

gemacht haben <strong>und</strong> Lehrgeld bezahlen<br />

mussten“, geben die beiden Algenfarmer offen<br />

zu. Aber sie haben so auch viel gelernt.<br />

Die Mikroalgen-Starterkulturen bekommen die<br />

Hohnholz von Cordes geliefert. Die erste Wachstumsphase<br />

von etwa drei Wochen erfolgt in<br />

Folienschläuchen. Dann kommen die Algen <strong>zur</strong><br />

weiteren Vermehrung in die Becken. Hier werden<br />

sie über einen Versorgungswagen, der in der<br />

Mitte der jeweils zwei Becken über eine Schiene<br />

fährt, von oben mit Nährstoffen versorgt <strong>und</strong> von<br />

unten mit Kohlendioxid. Die Fahrten des Versorgungswagens<br />

werden über Zeitschaltuhren<br />

gesteuert. Außerdem durchkämmt der Wagen<br />

bei seinen Fahrten die Algenmasse. Je nachdem<br />

wie optimal die Rahmenbedingungen sind, kann<br />

alle ein bis zwei Wochen geerntet werden. Die<br />

aus dem Wasser gefilterten Algen werden dann<br />

getrocknet – alles noch in der Hohnholzschen<br />

Algenfarm – <strong>und</strong> gehen anschließend als Roh -<br />

trockenware <strong>zur</strong> Weiterverarbeitung an Cordes.<br />

„Unsere erste gewogene Lieferung betrug<br />

etwa 120 Kilogramm Rohtrockenware“, berichtet<br />

Jessica Hohnholz <strong>und</strong> lässt anklingen, dass sie<br />

schon mit etwas mehr gerechnet hatten.<br />

An Temperaturschwankungen können sich Algen<br />

recht gut anpassen. Problematischer reagieren<br />

sie schon auf Fremdeinträge. „Die trägt in der<br />

Regel der Mensch in die Anlage“, weiß Hohnholz.<br />

Daher müssen Besucher beim Betreten des<br />

Gewächshauses hygienisch saubere Schuhe<br />

anziehen <strong>und</strong> in den Kammern zusätzlich Schutzkleidung<br />

tragen.<br />

Ein Hobby für nebenher ist die Algenfarm nicht.<br />

Das haben Christian <strong>und</strong> Jessica Hohnholz in -<br />

zwischen erfahren. „Das Ganze ist schon recht<br />

arbeitsintensiv.“ Sie sind täglich im Gewächshaus,<br />

um nach dem Rechten zu schauen: Stimmen<br />

die Wasserstände, laufen die Zeitschalt -<br />

uhren, wie sehen die wasseranalytischen Daten<br />

aus? Und natürlich kostet auch das Ernten, Trocknen<br />

<strong>und</strong> Transportfähig machen der Algen Zeit.<br />

„Aber wir sind mittlerweile schon bei allem deutlich<br />

schneller geworden“, sagen die beiden. Und<br />

bei Bedarf helfen auch die Eltern mit. Christian<br />

<strong>und</strong> Jessica Hohnholz sind optimistisch, dass sie<br />

mit ihrer Algenfarm ein Standbein gef<strong>und</strong>en<br />

haben, das dem Hof auch eine Perspektive für<br />

eine weitere Generation eröffnet.<br />

Jessica <strong>und</strong> Christian<br />

Hohnholz sind offen für<br />

neue Wege in der Landwirtschaft<br />

<strong>und</strong> produzieren<br />

in ihrem 2500<br />

Quadratmeter großen<br />

Gewächshaus Mikro -<br />

algen.

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