Weilroder Gazette Weihnachten/Januar/Februar 2019
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Fische und Fliesen sind für Klaus-Peter<br />
Stamm von tiefergehender Bestimmung<br />
Der Gemündener Handwerksmeister hat sein eigenes Entwicklungshilfeprojekt in Kenia und Äthiopien gestartet<br />
Gemünden. Wer einem<br />
Mann einen Fisch gibt, hilft<br />
ihm einmal, wer ihn das Fischen<br />
lehrt, hilft ihm ein<br />
Leben lang. Dieser Satz des<br />
chinesischen Philosophen<br />
Konfuzius lieferte rund 500<br />
Jahre vor Christi eine Art<br />
Blaupause für Entwicklungshilfe.<br />
Der <strong>Weilroder</strong> Klaus-<br />
Peter Stamm macht genau<br />
das, allerdings nicht mit Fischen,<br />
sondern mit Fliesen.<br />
Klaus-Peter Stamm ist ein<br />
Mann, der nicht nur vom<br />
Helfen redet, er tut es einfach<br />
und hat so etwas wie ein eigenes<br />
Entwicklungshilfeprogramm<br />
gestartet, das gerade<br />
in die zweite Runde geht. Seit<br />
1. Dezember bis zum 20. Dezember<br />
sind bei dem 58-jährigen<br />
selbstständigen Fliesenlegermeister<br />
zwar daheim<br />
in Gemünden Betriebsferien.<br />
Der Chef arbeitet aber trotzdem<br />
weiter in Afrika. Fliesenlegen...<br />
„Mir geht es privat<br />
und wirtschaftlich prima, da<br />
möchte ich etwas abgeben“,<br />
begründet er seine Reise ans<br />
Horn von Afrika, nach Äthiopien.<br />
Wie jeder Handwerker<br />
hat er zwei rechte Hände und<br />
kann vieles, was andere gerne<br />
könnten. Am besten kann<br />
er aber Fliesenlegen. 2014<br />
fiel Stamm bei einem Fest<br />
in der Roder Grundschule<br />
Hans Meisemann, dem Initiator<br />
der Partnerschaft mit<br />
einer Grundschule in Kenia,<br />
in die Hände. Ihn fragte er,<br />
ob er helfen könne und wurde<br />
sofort „verhaftet“ . Also<br />
hat Stamm dann mit seinem<br />
Gesellen David Quandt in<br />
Kenia eine Schultoilette mit<br />
13 Kabinen gefliest. Drei Wochen<br />
dauerte der Arbeitseinsatz<br />
bei extremer Hitze, bei<br />
Klaus-Peter Stamm (oben) und sein Geselle David Quandt (re.)<br />
zeigen, wie Fliesen geht, und bilden zwei afrikanische Helfer im<br />
Handwerk aus, damit sie, wie der junge Mann im Bild unten es<br />
nach ihrer Abreise selbstständig kann. Dazu gehört auch, dass das<br />
„Bohren“ von Löchern in Kacheln auch mit dem Hammer geht,<br />
wenn gerade kein Strom zur Verfügung steht. Fotos: as<br />
dem nicht nur Böden und<br />
Wände gekachelt wurden.<br />
Stamm hat auch noch zwei<br />
jungen Männern das Fliesen<br />
und andere handwerkliche<br />
Fähigkeiten beigebracht, damit<br />
sie, wenn er das Land<br />
wieder verlassen hat, als<br />
Hausmeister in der Schule<br />
arbeiten können. Das nötige<br />
Werkzeug hatte Stamm<br />
(„100 kg Übergepäck,“) mitgebracht<br />
und es blieb auch<br />
in Kenia. Für die private Entwicklungshilfe<br />
wurde Stamm<br />
2014 von der Stiftung der<br />
Taunus Sparkasse mit dem<br />
Bürgerpreis ausgezeichnet.<br />
Jetzt hatte Stamm aber schon<br />
wieder Flüge für sich und<br />
den Gesellen Quandt gebucht.<br />
Diesmal ging es nach<br />
Äthiopien. In einem Buschkrankenhaus<br />
in der Nähe der<br />
Hauptstadt Addis Abeba ist<br />
der Anbau eines Operationssaals<br />
zu fliesen. Wieder werden<br />
Klaus-Peter Stamm und<br />
David Quandt drei Wochen<br />
für Gotteslohn arbeiten, wieder<br />
werden sie Einheimische,<br />
die ihnen zur Hand gehen,<br />
handwerklich ausbilden und<br />
wieder werden sie ihnen das<br />
Werkzeug – diesmal nur 80<br />
Kilo Übergepäck, für das<br />
27<br />
Ethiopian Airlines die Kosten<br />
übernimmt – schenken.<br />
Warum erst Kenia und nun<br />
Äthiopien? „Ganz einfach,<br />
die Welt ist ein Dorf “, sagt<br />
Stamm. Im Souterrain seines<br />
Hauses lebt seit einiger<br />
Zeit ein junger Äthiopier<br />
mit seiner Familie. Er ist so<br />
etwas wie ein Langzeitpraktikant<br />
in Stamms Betrieb.<br />
„Sie haben hier ihre Hochzeit<br />
mit 20 Leuten gefeiert,<br />
gigantisch“, erinnert er<br />
sich gerne an das Fest. Wie<br />
sein Dauergast genau heißt,<br />
weiß er nicht, „Der Name ist<br />
kompliziert, wir nennen ihn<br />
Tower, warum weiß keiner,<br />
aber er hört darauf...“ Towers<br />
Frau kennt den letzten<br />
äthiopischen Botschafter der<br />
DDR, der sich dort gut auskennt<br />
und humanitär aktiv<br />
ist. Er berichtete Stamm von<br />
dem OP-Anbau, gar nicht<br />
einmal so sehr in der Hoffnung,<br />
dass Stamm spontan<br />
sagt „Okay, ich mach’s“. Hat<br />
er aber. Und auch David ist<br />
wieder mit dabei, auch wenn<br />
er drei Wochen lang nichts<br />
verdient. Dafür übernimmt<br />
sein Chef die Flüge und die<br />
Unterkunft. Und vielleicht<br />
bleiben ja auch noch ein paar<br />
Tage Kurzurlaub übrig.<br />
Warum Klaus-Peter Stamm<br />
das tut? „Ich helfe gerne. ich<br />
reise aber auch gerne. Man<br />
lernt ein Land und seine Leute<br />
erst dann richtig kennen,<br />
wenn man mit ihnen arbeitet,<br />
man merkt dann, was man<br />
zum Leben wirklich braucht“,<br />
sagt er. Ebenso wichtig ist es<br />
für ihn aber auch, Hilfe zur<br />
Selbsthilfe zu leisten. Und<br />
da ist er wieder ganz eins mit<br />
Konfuzius.<br />
<br />
as