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KATRIN GREILING INTERVIEW<br />

Lässt sich an einem Klassiker noch etwas optimieren?<br />

KG: Der F51 ist eine Ikone, deshalb ergab sich nicht die Frage,<br />

an der Form zu arbeiten, sondern ich konzentrierte mich auf die Oberflächen<br />

– die weichen Polster sowie die harten konstruktiven Flächen. Ich<br />

habe das Möbel auseinandergenommen und geschaut: Wie kann ich in<br />

diesem präzisen, vorformulierten Rahmen etwas modifizieren? Es ist der<br />

Versuch, das Möbel aus der Zeit zu holen und in einen zeitgenössischen<br />

Rahmen zu integrieren, so dass man das Alter von 100 Jahren nicht<br />

ablesen kann. Dabei war es wichtig, den F51 in der Basis zu belassen,<br />

damit er von Tecta im regulären Produktionsfluss weiter hergestellt werden<br />

kann.<br />

Wie kam es zu der Idee, den legendären Sessel F51 von Gropius neu<br />

einzukleiden?<br />

Katrin Greiling: Ich habe an der HBKsaar im Herbst 2017 ein<br />

Projekt mit der Fragestellung initiiert: Wie gehen Firmen mit dem Bauhaus-Erbe<br />

um? Wie kreieren sie aus diesem Erbe Neues? Bei Tecta<br />

fragte ich an, ob Interesse an einer Hochschul-Kooperation bestände.<br />

Daraus entstand ein wunderbares Projekt, bei dem ich das Unternehmen<br />

und die Menschen dahinter kennenlernte. Bei einem Wiedersehen<br />

auf der imm Cologne <strong>2018</strong> in Köln fragte Christian Drescher, ob ich Lust<br />

hätte eine Re-Edition des Sessels F51 von Walter Gropius zu entwickeln.<br />

Was war Ihr erster Gedanke zur Veränderung?<br />

KG: Ich habe mir überlegt: Wie würde ich den Sessel in einem<br />

zeitgenössischen Mobiliar sehen? Ich wollte den Stuhl nicht neu entwerfen,<br />

sondern den gegebenen Rahmen aus Fläche, Textur und Farbe neu<br />

interpretieren und proportionieren.<br />

Welcher Aspekt spielte bei dem Entwurf eine<br />

große Rolle?<br />

KG: Der Körper des F51 lässt sich unterschiedlich wahrnehmen.<br />

Er besteht aus Holz- und Polster-Oberflächen. Mich beschäftigte<br />

die Frage: setzt man diese Flächen kontrastreich gegen- oder harmonisch<br />

miteinander? Farbe spielt in meinen gesamten Entwürfen eine<br />

große Rolle. Durch Farbe lässt sich das Auge leiten, lassen sich Proportionen<br />

gewichten, Formen hervorheben oder zurückhalten. Die textilen<br />

Arbeiten von Gunta Stölzl begeistern mich schon lange. Sie war Zeitgenössin<br />

von Walter Gropius und Meisterin der Weberei am Bauhaus<br />

- eine der wichtigsten Werkstätten, dessen geschichtliche Bedeutung<br />

aber noch bis heute oft unterschätzt wird.<br />

Haben Stölzls Arbeiten Sie konkret weiter inspiriert?<br />

KG: Gunta Stölzls Arbeiten inspirierten mich, um mit monochromen<br />

und gemusterten Oberflächen, der Struktur des Webstoffes und<br />

einer differenzierten Farbwahl weiter zu arbeiten. Um die taktilen Stoffe<br />

von Kvadrat zu kontrastieren, wählte ich für die hölzernen Elemente des<br />

Sessels einen Lack in Hochglanzoptik , der die darunter liegende Materialstruktur<br />

verbirgt. Inspiration hierfür sind die traditionellen, japanischen<br />

Gefäße und Objekte, die mit Urushi lackiert sind. Hier stehen die<br />

Materialien in starkem Kontrast zueinander und ergeben als Ganzes ein<br />

harmonisches Möbel.<br />

Warum setzten Sie Stoffe von Kvadrat ein?<br />

KG: Bei Kvadrat schätze ich das Verständnis von Farbe, Material<br />

und Haptik. Ich arbeite seit vielen Jahren mit der dänischen Firma<br />

an verschiedenen Projekten und kenne das Sortiment. Viele der Stoffproben<br />

hatte ich bereits bei mir im Studio und nach Gesprächen mit<br />

Kvadrat stand meine Auswahl für die Re-Edition fest.<br />

Gibt es einen Bezug zwischen Ihrer Arbeit und der Idee Bauhaus?<br />

KG: Der Zugang zum Handwerk spielt eine bedeutende Rolle<br />

und ist tonangebend für die späteren Entwürfe. In der Lehre lege ich großes<br />

Gewicht auf das Verständnis von Material und Konstruktion. Meine<br />

eigene Ausbildung gestaltete ich ähnlich, vor dem Möbeldesignstudium<br />

in Stockholm studierte ich zwei Jahre Möbelschreinerei. Dort war – wie<br />

im Bauhaus – die Werkstatt der Arbeitsplatz.

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