SOCIETY 355 / 2010
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WIRTSCHAFT ■ POLITIK ■ DIPLOMATIE ■ WISSENSCHAFT ■ KULTUR ■ LEUTE<br />
03|10<br />
SEIT 1945 | 65. ERSCHEINUNGSJAHR | NR. <strong>355</strong>_HERBST <strong>2010</strong><br />
WWW.<strong>SOCIETY</strong>.AT<br />
P.B.B. GZ 03Z034905M, ERSCHEINUNGSORT, VERLAGSPOSTAMT 1140,2120, PREIS ¤ 4,–<br />
ALBERTINA<br />
MICHELANGELO<br />
LÄNDERSCHWERPUNKT<br />
KASACHSTAN
nOBLeSSe<br />
interview<br />
WEINSTEIN<br />
Hoher Markt 9 • 1010 Wien<br />
Tel. 533 34 51<br />
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(211 p S) aB<br />
€ 49.900,–<br />
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XF DI e S e L- S<br />
(275 p S) aB<br />
€ 61.120,–<br />
Der XF definiert sportlichen Luxus völlig neu: außen mit dem Design<br />
eines Sportcoupés – innen mit der eleganz, geräumigkeit und ausstattung<br />
einer Luxuslimousine. Mit der modernen Interpretation<br />
edelster Materialien. und mit neuen Motoren, die sportlichste Leistung<br />
und herausragende Wirtschaftlichkeit verbinden wie nie zuvor.<br />
als Sondermodell austria edition vereint er einen wirtschaftlichen<br />
211 pS Dieselmotor mit einer in dieser Klasse ungewohnt exklusiven<br />
Serienausstattung:<br />
• 3.0 V6 Bi-turbo-Diesel<br />
mit 211 pS/450 nm<br />
• 6,8 l gesamtverbrauch/100 km<br />
• 179 g CO 2 /km<br />
• Volllederausstattung<br />
• JaguarDrive Selector<br />
• SequentialShift automatik<br />
mit Lenkradschaltwippen<br />
• 18"-Leichtmetallfelgen<br />
• 7"-Multimedia-Farbtouchscreen<br />
• edelholztäfelung<br />
• alarmanlage u.v.m.<br />
erleben Sie ein neues, sportliches Fahrvergnügen und genießen Sie die unbeschwertheit<br />
von 3 Jahren garantie ohne Kilometerlimit, sowie einzigartiges<br />
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Der neue XF DI eS e L-S<br />
275 pS Leistung und 600 nm<br />
Schubkraft überzeugen das herz –<br />
der gesamtverbrauch von nur 6,8 l<br />
Diesel überzeugt auch den Verstand.<br />
anders gesagt: hier verbinden<br />
sich Kraft und Wirtschaftlichkeit<br />
zu genau der Dynamik, die Sie<br />
von einem Jaguar erwarten.<br />
Der XFr<br />
ist hochleistungs-Sportwagen<br />
und Luxuslimousine in einem. Mit<br />
seinen intelligenten technologien<br />
vereint er auf atemberaubende<br />
Weise das Beste aus diesen beiden<br />
Welten – selbstverständlich<br />
ohne jemals Kompromisse einzugehen.<br />
• 3.0 V6 Bi-turbo-Diesel mit<br />
paralleler registeraufladung<br />
• 275 pS/600 nm<br />
• 0–100 km/h in 6,4 Sek.<br />
• 6,8 l/100 km<br />
• 179 g CO 2 /km<br />
• SequentialShift automatik<br />
• 5.0 V8 Supercharged *<br />
• 510 pS/625 nm<br />
• 0–100 km/h in 4,9 Sek.<br />
• adaptive-Dynamics-Fahrwerk<br />
• Benzin-Direkteinspritzung<br />
• Semi-aktives auspuffsystem<br />
• elektronisches Differential<br />
* gesamtverbrauch: 12,5 l/100 km, 292 g CO 2 /km
DaS BeeInDruCKenDe ergeBnIS<br />
eIner neuen DenKWeISe.<br />
Der neue Jaguar XJ.<br />
Mit leistungsstarken, effizienten Diesel- und Benzinmotoren und seiner<br />
leichten, verwindungssteifen Vollaluminiumkarosserie schafft der neue XJ<br />
ein intensives Fahrerlebnis mit vielen emotionen und wenig emissionen.<br />
Jaguar XJ aB<br />
€ 88.000,–<br />
Mit intuitiven technologien, handschuhweichem Leder und einem Bowers<br />
& Wilkins Surround-Klangsystem übertrifft das erlesene und innovative<br />
Interieur nochmals, was das moderne exterieur verspricht.<br />
erleben Sie ein automobil, das mit seinem edlen panorama-glasschiebedach<br />
und intuitiven technologien neue Maßstäbe für Luxus setzt.<br />
erleben Sie ein zu 85 % recycelbares automobil, dessen nachhaltige<br />
technik besonders schonend im umgang mit ressourcen ist.<br />
Kurzum: erleben Sie eine bahnbrechende Limousine, die faszinierendes<br />
Design, Luxus und effizienz stilvoll vereint.<br />
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DeS SpOrtLIChen LuXuS.<br />
• 3.0 V6 Bi-turbo-Dieselmotor<br />
275 pS, 600 nm<br />
0-100 km/h in 6,4 Sek.<br />
• 5.0 Liter V8<br />
385 pS, 515 nm<br />
0-100 km/h in 5,7 Sek.<br />
• 5.0 Liter V8 Supercharged<br />
510 pS, 625 nm<br />
0-100 km/h in 4,9 Sek.<br />
• nietverklebte<br />
Vollaluminium-Karosserie<br />
• adaptive-Dynamics-Fahrwerk<br />
• SequentialShift automatik<br />
mit Lenkradschaltwippen<br />
• Virtuelle Instrumente<br />
• hD-Farbtouchscreen<br />
mit * Dual-View-Funktion<br />
• Festplatten-Multimedia-hub<br />
• 1.200 W Bowers & Wilkins<br />
Surround-Klangsystem *<br />
• Festplattennavigationssystem<br />
• JaguarDrive Selector<br />
• exquisite Volllederausstattung<br />
• 22 Ledersorten,<br />
11 Interieurpaneele, unzählige<br />
Kombinationsmöglichkeiten –<br />
passend für jeden geschmack<br />
und Stil<br />
gesamtverbrauch: 7,0-12,1 l/100 km, CO 2<br />
-emission: 184-289 g/km; *Sonderausstattung
OFFen Für ganZ neue erLeBnISSe.<br />
DaS XK CaBrIOLet.<br />
• neuer 5.0-Liter-V8<br />
• 385 pS (283 kW) Leistung<br />
• 515 nm Drehmoment<br />
• Benzindirekteinspritzung<br />
• adaptive-Dynamics-Fahrwerk<br />
• aktives auspuffsystem<br />
• SequentialShift automatik<br />
mit Lenkradschaltwippen<br />
• Volllederausstattung<br />
• Vollaluminium-Monocoque-<br />
Karosserie<br />
• JaguarDrive Selector<br />
Jaguar XK aB<br />
€ 108.150,–<br />
Die Faszination des Cabriofahrens gepaart mit überragender Motorleistung<br />
in bester britischer Sportwagentradition: Das ist das XK Cabriolet.<br />
Seine extrem leichte Vollaluminiumkarosserie gewährleistet präzises<br />
handling und optimale Beschleunigung. Ihr verdankt es auch seinen<br />
geringen Verbrauch, verbesserte Bremsleistungen und einen niedrigen<br />
Schadstoffausstoß. Öffnen Sie das edle Stoffverdeck und erleben Sie,<br />
wie das XK Cabriolet auch dem himmel einen hauch von Luxus verleiht.<br />
gesamtverbrauch: 11,2 l/100 km, CO 2<br />
-emission: 264 g/km
LÄSSt herZen MIt 510 pS SChLagen.<br />
Der neue XKr.<br />
• 5.0 Liter V8 Supercharged<br />
• 510 pS (375 kW) Leistung<br />
• 625 nm Drehmoment<br />
• 0-100 km/h in 4,8 Sek.<br />
• adaptive-Dynamics-Fahrwerk<br />
• elektronisches Differential<br />
• aktives auspuffsystem<br />
• JaguarDrive Control<br />
• hochleistungsbremssystem<br />
Jaguar XKr aB<br />
€ 126.500,–<br />
am intensivsten spürt man die Liebe von Jaguar zum Motorsport im<br />
neuen XKr. Denn bei all seiner eleganz ist der XKr ein wahrer hochleistungssportwagen.<br />
erleben Sie einen echten grand tourer im stilvollen<br />
Design eines 2+2-Sitzer-Coupés oder Cabrios, dessen Beschleunigungsund<br />
Bremsleistungswerte man zuvor nur im rennsport fand. angetrieben<br />
von einem 510 pS starken Kompressormotor fährt sich<br />
der XKr souverän in das herz seines Fahrers und bietet zugleich den<br />
allumfassenden Komfort im alltag, der für Jaguar typisch ist.<br />
gesamtverbrauch: 12,3 l/100 km, CO 2<br />
-emission: 292 g/km
WaS e S Be D eutet, e I nen Jaguar Zu Be SIt Z en.<br />
Jeder Jaguar verfügt über ein umfassendes garantie- und Servicepaket:<br />
• 3 Jahre Werksgarantie ohne Kilometerbegrenzung.<br />
• 3 Jahre europaweite Mobilitätsgarantie.<br />
• Service zu vorher bekannten Fixpreisen.<br />
V erF ührer geB rauC ht –<br />
DIe Jaguar geB rauC htWagengarantI e .<br />
DIe VOrteILe Der FIrSt CLaSS SeCOnD hanD garantIe:<br />
• Sämtliche Fahrzeuge sind von Spezialisten geprüft und fachgerecht instand gesetzt.<br />
• Die umfassende Fahrzeuggarantie schützt vor unerwarteten reparaturkosten.<br />
• Falls Sie nicht die richtige Wahl getroffen haben, genießen Sie eine umtauschgarantie.<br />
• europaweiter Mobilitätsservice.<br />
• alle Fahrzeugteile sind versichert.<br />
Jaguar FI nanZIerungS -SerVICe.<br />
egal, ob Sie Ihren Jaguar privat oder geschäftlich nutzen – Jaguar Financial Services bietet Ihnen<br />
zahlreiche attraktive Finanzierungsmöglichkeiten, die speziell für den Bedarf von Jaguar Besitzern<br />
entwickelt wurden und auf deren Bedürfnisse zugeschnitten sind. Die Mitarbeiter von Jaguar<br />
Financial Services arbeiten eng mit Ihrem händler zusammen und sind von Jaguar genauso begeistert<br />
wie Sie. Ihr Jaguar partner passt den Finanzierungsplan Ihren ganz persönlichen privaten oder<br />
geschäftlichen anforderungen an, macht Ihnen ein angebot und wickelt alle Formalitäten für Sie ab.<br />
Für die genauen Vertragsbedingungen steht Ihnen Ihr Jaguar partner gerne zur Verfügung.<br />
Ihre Jaguar partner.<br />
Wien: Jaguar Wien, 1230 Wien, tel. 01/601 99-319 | Denzel Kundencenter erdberg, 1030 Wien,<br />
tel. 01/740 20-4256 | niederösterreich: auto Schirak, 3106 St. pölten, tel. 02742/775 31-83 |<br />
Steiermark: Jaguar & Land rover Center graz, 8020 graz, tel. 0316/72 43 43-16 | Kärnten:<br />
Jaguar & Land rover Center Klagenfurt, 9020 Klagenfurt, tel. 0463/31 85 68-12 | Oberösterreich:<br />
autohaus Seipl, 4060 Linz-Leonding, tel. 0732/67 00 27-0 | Jaguar & Land rover Center gmunden<br />
- auto esthofer team, 4812 gmunden-pinsdorf, tel. 07612/774 77-373 | tirol: Denzel &<br />
u nterberger, 6020 Innsbruck, tel. 0512/33 23-749 | Salzburg: Jaguar Frey Salzburg, 5033 Salzburg,<br />
tel. 0662/623 581-286<br />
Wichtiger hinweis: Jaguar ist ein eingetragenes Warenzeichen der Jaguar Cars Ltd. Jaguar automobile<br />
werden ständig weiterentwickelt und verbessert. alle angaben zur technik, Leistung und<br />
ausstattung, Liefer- und Leistungsumfang sowie Änderungen des Katalogs wegen Druckfehlern<br />
bleiben ausdrücklich vorbehalten. Bei den abgebildeten Modellen handelt es sich um Symbolfotos.<br />
Für die persönliche Beratung steht Ihnen jeder Jaguar Vertragspartner gerne mit detaillierten<br />
Informationen zur Verfügung. printed in austria. Das papier dieses Katalogs wurde aus chlorfrei<br />
gebleichtem Zellstoff hergestellt.<br />
Jaguar LanD rOVer auStrIa gMBh | FürBergStraSSe 51, a-5020 SaLZBurg | pOStanSChrIFt:<br />
pOStFaCh 110, a-5021 SaLZBurg | t: +43 (0) 662-2118-0 | F: +43 (0) 662-2118-444 | WWW.Jaguar.at
EDITORIAL<br />
Integration findet statt<br />
Aufklärung über das Fremde<br />
Dass alles Fremde Angst auslöst und beunruhigt,<br />
ist eigentlich ein Commonplace. In<br />
Wahrheit ist in Europa der interkulturelle Dialog<br />
mehr denn je im Gange. Wenn wir als international<br />
angelegtes Magazin mit unseren Veranstaltungen<br />
und Publikationen ein wenig zum<br />
gegenseitigen Verständnis beitragen können,<br />
dann sind wir auf dem richtigen Weg. Begleiten<br />
Sie uns!<br />
***<br />
Veranstaltungen<br />
Mit der Auftaktveranstaltung unserer Eigeneventsaison<br />
haben wir im Bank Austria Kunstforum<br />
mit dem Preview zur Frida Kahlo und dem darauf<br />
folgenden Empfang im Hilton Vienna Plaza einen<br />
fulminanten Erfolg mit mehr als 150 Gästen aus der internationalen<br />
Diplomatie, Wirtschaft und Kultur verzeichnen können.<br />
Einen „kaiserlichen“ und edlen Rahmen konnten wir im Prunksaal<br />
des Hotel Imperial unseren neu akkreditierten Botschaftern aus<br />
allen Kontinenten zeigen, und am 5. November wird unser Veranstaltungsquartal<br />
durch einen Empfang im Tresor des Bank Austria<br />
Kunstforums für die Junior-Diplomaten, (das sind jene, die in Wien<br />
erst seit kurzem tätig sind) stilvoll abgerundet werden. Weiters berichten<br />
wir wie immer über die interessanten Veranstaltungen aus<br />
den genannten Bereichen.<br />
***<br />
Länderschwerpunkt Kasachstan<br />
Lassen Sie sich ein auf unsere Recherche über Kasachstan und<br />
die vielfältigen Berichte über das Land! Der Anlass zu diesem Fokus<br />
ist der Vorsitz Kasachstans bei der OSZE und die Abschlusskonferenz<br />
in Astana im Dezember <strong>2010</strong>, zu der unser Bundespräsident<br />
Fischer mit einer großen Wirtschaftsdelegation fahren<br />
wird. Wir bringen Eindrücke und Meinungen über Kasachstan,<br />
das bedeutende Land in Zentralasien, von dem wir heuer sicher<br />
noch viel hören werden. <strong>SOCIETY</strong> – immer den Ereignissen ein wenig<br />
voraus. Lesen sie die Interviews von Außenminister Michael<br />
Spindelegger, Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl und<br />
vielen anderen.<br />
***<br />
Coverstory<br />
Unser Titelblattthema ist dieses Mal Michelangelo<br />
und Picasso – zwei Meister, eine Ausstellung<br />
gewidmet. Die beiden Ausstellungen in der<br />
Albertina über Picasso und Michelangelo besuchen<br />
wir sowohl redaktionell als auch im Rahmen<br />
einer Veranstaltung, die anlässlich der Finissage<br />
stattfinden wird. Es ist beeindruckend,<br />
wie Wien immer mehr zur Drehscheibe für hochwertigen<br />
Kulturaustausch wird.<br />
***<br />
Wirtschaft und Wissenschaft<br />
Die Österreichische Staatsdruckerei zeigt uns den<br />
hohen internationalen Standard ihrer Produkte.<br />
So genannte „Oikocredite“ faszinieren uns vom sozialen Grundgedanken<br />
her ebenso wie Carl Djerassi im Interview über sein<br />
Lebenswerk: die Pille und mehr.<br />
Madlena Zepter, die Kunstmäzenin aus Serbien bringen wir<br />
nunmehr in einem ausführlichen Gespräch anlässlich unseres<br />
Besuches in Belgrad.<br />
Wenn wir mit unseren Aktivitäten und dem Magazin zum<br />
interkulturellen Dialog beitragen können, haben wir unser Ziel<br />
erreicht, und wir freuen uns, wenn sie daran teilhaben wollen.<br />
Besuchen sie uns auch auf „society 02/10“ als app für das iPad,<br />
auf facebook und unter www.society.at, dort finden sie stets aktuell<br />
sowohl die jüngste <strong>SOCIETY</strong>-Ausgabe digital zum Durchblättern<br />
als auch eine stets aktuell gepflegte Fotogalerie über<br />
interessante Veranstaltungen.<br />
Wir nützen den Tag: Carpe diem!<br />
Herzlich Ihre<br />
Gerti Tauchhammer<br />
COVER: MICHELANGELO BUONARROTI, „MÄNNLICHER RÜCKENAKT (VERSO)“, UM 1504, © ALBERTINA, WIEN<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 11
INHALT<br />
HERBST | <strong>2010</strong><br />
■ <strong>SOCIETY</strong> EVENTS<br />
Botschafterempfang im Hotel Imperial ........ 50<br />
Champagnerempfang im Diagnostik Plus Zentrum ........ 75<br />
Botschafter-Preview: Frida Kahlo im BA Kunstforum ........100<br />
■ KASACHSTAN<br />
Länderporträt ................ 16<br />
„Ein gutes Tandem“: Botschafter Yerzhan Kazykhanov ................ 20<br />
OSZE: Interview mit Botschafter Kairat Abdrakhmanov ................ 24<br />
Kasachstan im Mittelpunkt: Interview mit Michael Spindelegger ................ 26<br />
WKO: Christoph Leitl über die Chancen in Kasachstan ................ 28<br />
Astana Economic Forum ................ 30<br />
Drehscheibe Kasachstan: Größte Volkswirtschaft Zentralasiens ................ 32<br />
Kommentar: Hermine Schreiberhuber ................ 34<br />
Fußball in Kasachstan ................ 37<br />
■ DIPLOMATIE UND POLITIK<br />
Diplomatenkarussell ................ 38<br />
Cultural Diplomacy ................ 44<br />
ÖGAVN: Veranstaltungshighlights ................ 46<br />
„America, the beautiful“ von Monika Türk ................ 49<br />
Kommentar: Simon Inou über kulturelle Vielfalt ................ 52<br />
Highlights der Diplomatie-Events ................ 56<br />
■ WISSENSCHAFT UND WIRTSCHAFT<br />
Österreichische Staatsdruckerei: Sicherheit im Druck ........ 60<br />
Oikocredit: Rendite mit gutem Gewissen ........ 62<br />
World Diversity Leadership Summit in den USA ........ 63<br />
Herbert Pietschmann: Was ist Bildung? ........ 64<br />
20 Jahre Europäische Akademie der Wissenschaft und Künste ........ 66<br />
Georg Zanger über das europäische Fremdenrecht ........ 68<br />
Carl Djerassi, die „Mutter“ der Pille im Interview ........ 70<br />
■ LIFE UND STYLE<br />
Kaiserball in der Hofburg ........ 76<br />
Legendäre Salzburger Einladungen bei „Manni“ ........ 78<br />
Schönheit für Körper und Geist ........ 82<br />
Wellness für Kinder ........ 83<br />
Die Geheimcodes der Accessoires von Ingrid Chladek ........ 86<br />
Die Stadt Neapel und ihre Inseln ........ 88<br />
Pia Antonia: Markenmode ab Größe 42 ........ 90<br />
Der Schokologe in der Schoko-Loge ........ 96<br />
■ KUNST UND KULTUR<br />
Madlena Zepter: Kunstmäzenin aus Serbien ........102<br />
Mozarteum: Eine Orgel für alle Fälle ........106<br />
Kulturhauptstadt Pécs ........108<br />
Kolumne von Gerhard Gutruf ........ 111<br />
Coverstory: Zwei Meister in der Albertina ........ 114<br />
IMPRESSUM<br />
WIRTSCHAFT ■ POLITIK ■ DIPLOMATIE<br />
WISSENSCHAFT ■ KULTUR ■ LEUTE<br />
MEDIA EVENTS NETWORKING<br />
ERSCHEINUNGSWEISE: vierteljährlich<br />
PREIS: Jahresabonnement ¤ 16,--, zzgl. ¤ 7,-- Versand<br />
Einzelheft: ¤ 4,--<br />
BESTELLUNG: abo@society.at<br />
MEDIENINHABER, VERLEGER ZU 100%: Tauchhammer KG<br />
HERAUSGEBERIN UND CHEFREDAKTEURIN:<br />
Mag. Gertrud Tauchhammer<br />
LEITUNG REDAKTION:<br />
Mag. Stephan Hofstätter<br />
REDAKTIONELLE MITARBEIT:<br />
Anthony Jacobson, Stephan Lahodynsky<br />
AUTOREN DIESER AUSGABE:<br />
Mag. Ingrid Chladek, Prof. Gerhard Gutruf, Gerhard von<br />
Lentner, Mag. Eva von Schilgen, Wolf von Schilgen, Dr. Susanne<br />
Scholl, Mag. Hermine Schreiberhuber, Mag. Tanja<br />
Tauchhammer<br />
NEW YORK AUSLANDSKORRESPONDENZ: Lea Millesi<br />
ANZEIGENVERKAUF: G. Tauchhammer<br />
GESTALTUNG: Hermann Stöckl, www.hermannsgrafik.at<br />
REDAKTIONSADRESSE: Villa Flora, A-1140 Wien,<br />
Hüttelbergstraße 23A,<br />
TELEFON: 01-914 77 44-0, Fax: 01-914 77 44-8<br />
E-MAIL: mail@society.at<br />
www.society.at<br />
FOTOS: Katharina Schiffl, B.Sc., Katherine Prokofieff,<br />
Heeresbild- und Filmstelle, 1070 Wien, Stiftgasse 2a,<br />
Tel.: 01/5200-37240; UNOV, CTBTO, UNIDO Wagramerstraße<br />
5, 1400 Wien<br />
DRUCK: Druckerei Berger, Wienerstraße 80, 3580 Horn,<br />
Tel.: 02982/4161-0 www.berger.at<br />
HERAUSGEBERIN: Kommerzialrat Honorarkonsulin<br />
Mag. Gertrud Tauchhammer<br />
in Kooperation mit der<br />
ÖSTERREICHISCHEN GESELLSCHAFT FÜR AUSSEN-<br />
POLITIK UND DIE VEREINTEN NATIONEN (ÖGAVN)<br />
Seit 1945<br />
VORSTAND (SEIT DEZEMBER 2008)<br />
PRÄSIDENT:<br />
Altbundeskanzler NRAbg. Dr. Wolfgang Schüssel<br />
VIZEPRÄSIDENTEN:<br />
BM a.D. Bot. i.R. Dr. Peter Jankowitsch<br />
Bot. i.R. Dr. Gregor Woschnagg<br />
BM a.D. NRAbg. Herbert Scheibner<br />
NRAbg. Univ.-Prof. Dr. Alexander Van der Bellen<br />
EHRENPRÄSIDENTEN:<br />
BM a.D. Dr. Willibald Pahr<br />
Bot. i.R. Dr. Wolfgang Schallenberg<br />
GENERALSEKRETÄR: Michael F. Pfeifer<br />
VERTRETER DER ZWEIGVEREINE:<br />
Ass.-Prof. DDr. Renate Kicker (Landessektion Steiermark)<br />
Gregor Waldhauser (AFA)<br />
WEITERE VORSTANDSMITGLIEDER:<br />
Bot. i.R. Dr. Alexander Christiani<br />
Bot. Dr. Johannes Kyrle (als Generalsekr. für ausw. Angel.)<br />
Bot. i.R. Dr. Eva Nowotny<br />
Bot. i.R. Dkfm. Dr. Karl Peterlik<br />
BM a.D. NRabg. Dr. Ursula Plassnik<br />
Gen Mag. Raimund Schittenhelm<br />
Mag. Liselotte Waldheim-Natural<br />
Dr. Axel Wüstenhagen<br />
<strong>SOCIETY</strong> IST OFFIZIELLER MEDIENPARTNER<br />
DER ÖGAVN<br />
BLATTLINIE: <strong>SOCIETY</strong> berichtet über Top-Ereignisse aus<br />
Wirtschaft, Politik, Diplomatie, Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft.<br />
<strong>SOCIETY</strong> informiert außerdem in Zusammenarbeit<br />
mit der Österreichischen Gesellschaft für Außenpolitik und die<br />
Vereinten Nationen über Einrichtungen der Vereinten Nationen.<br />
Jede Ausgabe ist einem Fokusland gewidmet. Durch die Zusammenarbeit<br />
mit der jeweiligen Botschaft in Österreich trägt<br />
<strong>SOCIETY</strong> wesentlich zur Kommunikation zwischen Österreich<br />
und dem Fokusland bei und ist dadurch ein medialer Multiplikator<br />
der Spitzenklasse in Österreich und in der ganzen Welt.<br />
12 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
MEINE<br />
BETREUERIN<br />
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ZIEL.<br />
Mit Private Portfolio PREMIUM:<br />
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XXX Erfolg kommt nicht von ungefähr. Sondern von einem perfekten Teamwork zwischen Ihnen und Ihrer<br />
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GASTAUTOREN<br />
HERBSTAUSGABE<br />
Partner von <strong>SOCIETY</strong><br />
Qualität verbindet<br />
Zahlreiche prominente Gastautoren schreiben in der aktuellen Herbstausgabe von <strong>SOCIETY</strong><br />
zu den unterschiedlichsten Themen aus Wissenschaft, Politik, Kunst und Lifestyle.<br />
Herbert Pietschmann Hermine Schreiberhuber Simon Inou Gerhard Gutruf Susanne Scholl<br />
***<br />
Prof. HERBERT PIETSCHMANN ist<br />
Emeritus am Institut für theoretische Physik<br />
der Universität Wien und Buchautor. Er<br />
verbrachte viele Jahre als Forscher im Ausland.<br />
Seit fünf Jahren schreibt er für SO-<br />
CIETY über Themen der Wissenschaft,<br />
Philosophie und Gesellschaft. In dieser<br />
Ausgabe macht er sich Gedanken über das<br />
Wesen der Bildung.<br />
***<br />
Mag. HERMINE SCHREIBERHUBER<br />
war stellvertretende Ressortleiterin der<br />
Außenpolitik bei der APA. Für die <strong>SOCIETY</strong>-<br />
Länderschwerpunkte verfasst sie regelmäßig<br />
politische Analysen und Hintergrundberichte<br />
mit den Schwerpunkten<br />
Kaukasus, Zentralasien, Lateinamerika<br />
und EU. Dieses Mal nimmt sie den OSZE-<br />
Vorsitz von Kasachstan genau unter die Lupe.<br />
***<br />
SIMON INOU stammt aus Kamerun, studierte<br />
Soziologie und ist Journalist (z. B. Radio<br />
Afrika International) mit dem Schwerpunkt<br />
interkultureller Medienarbeit. Er<br />
ist Mitbegründer von www.afrikanet.info<br />
und Projektleiter von M-Media. Für seine<br />
Arbeit hat er zahlreiche Auszeichnungen<br />
bekommen, u. a. vom Land Steiermark<br />
und der EU. Im <strong>SOCIETY</strong>-Kommentar plädiert<br />
er für mehr Vielfalt in allen Bereichen<br />
der Gesellschaft.<br />
***<br />
Prof. Gerhard Gutruf studierte an der<br />
Akademie der Bildenden Künste in Wien.<br />
1976 präsentierte er seine „Hommage à<br />
Vermeer“. Bei seinen zahlreichen Studienreisen<br />
lernte er den mexikanischen Maler<br />
Rufino Tamayo kennen, der eine Gutruf-<br />
Ausstellung in Mexiko-Stadt anregte. Sein<br />
Gastartikel dieser Ausgabe ist eine Betrachtung<br />
über die Größe Österreichs auf<br />
messtechnischer und kultureller Ebene...<br />
***<br />
Dr. SUSANNE SCHOLL ist weithin als<br />
ORF-Korrespondentin in Moskau bekannt,<br />
wo sie ab 2000 das ORF-Büro leitete. In<br />
zahlreichen Publikationen (u. a. „Russisches<br />
Tagebuch“ und „Töchter des Krieges“)<br />
beschäftigt sie sich mit dem Thema<br />
Russland. Die Trägerin des Österreichischen<br />
Ehrenkreuzes für Wissenschaft und<br />
Kunst und ausgezeichnete Journalistin des<br />
Jahres 2009 fragt in ihrer Kolumne, ob unser<br />
Wohlstand durch Immigranten bedroht<br />
ist.<br />
***<br />
Mag. INGRID CHLADEK ist Gesellschafterin<br />
der Dresscode Company und Head von<br />
Dressforsuccess. Sie berät in Fragen Business-<br />
Outfit, Image, Stil und Styling. Ihr Wissen<br />
präsentiert sie anhand von Prominenten-Styling-Checks.<br />
In dieser Ausgabe verrät sie<br />
uns, was Accessoires über eine Person aussagen.<br />
***<br />
Dr. GEORG ZANGER ist als Rechtsanwalt<br />
u. a. auf Wettbewerbs-, Urheber- und Medienrecht<br />
spezialisiert. In China hat er ein<br />
Netzwerk mit 25 Rechtsanwaltskanzleien<br />
geschlossen, um Investitionen nach Österreich<br />
zu bringen. Als kritischer Beobachter<br />
des Zeitgeschehens beschäftigt er sich in<br />
dieser <strong>SOCIETY</strong>-Ausgabe mit dem Asylrecht<br />
in Europa.<br />
***<br />
GERHARD VON LENTNER blickt für<br />
<strong>SOCIETY</strong> in die Sterne. Der mediale Berater,<br />
Kartenleger, Heiler und Buchautor beschäftigt<br />
sich intensiv mit Lebensberatung<br />
und verrät den <strong>SOCIETY</strong>-Lesern in jeder<br />
Ausgabe, wohin Österreich und die Welt<br />
steuern und was die Sterne in Beruf, Liebe,<br />
Finanzen und Gesundheit für jeden bereithalten.<br />
***<br />
WOLF und EVA VON SCHILGEN sind<br />
langjährige Stammschreiber für <strong>SOCIETY</strong>.<br />
Die Unternehmerin, Kulturmanagerin und<br />
Journalistin Eva von Schilgen ist das<br />
<strong>SOCIETY</strong>-Standbein in Salzburg und berichtet<br />
mit viel Elan über Kultur und Gesellschaft<br />
abseits der österreichischen<br />
Bundeshauptstadt. Der „lachende Satiriker“<br />
und Ehemann Wolf von Schilgen, gefeierter<br />
Buchautor, beschließt jede <strong>SOCIETY</strong>-<br />
Ausgabe mit seinen Satiren und zaubert ein<br />
Lächeln auf die Lippen der <strong>SOCIETY</strong>-Leser.<br />
Ingrid Chladek Georg Zanger Gerhard von Lentner Wolf und Eva von Schilgen<br />
14 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
Demner, Merlicek & Bergmann<br />
WWW.SCHNEIDERS.COM
KASACHSTAN<br />
LÄNDERPORTRÄT<br />
Das Herz Eurasiens<br />
Kasachstan als Staat gibt es erst seit dem Jahr 1991. Es ist das größte Land und die stärkste<br />
Wirtschaftsmacht in Zentralasien – und dennoch ist Kasachstan in Europa noch zu wenig<br />
bekannt. <strong>2010</strong> hält es den Vorsitz der OSZE und möchte dies nützen, um politisch und wirtschaftlich<br />
einen weiteren Schritt nach vorne zu machen.<br />
Kasachstan ist so groß wie Westeuropa<br />
und doch so unbekannt. Das Land in<br />
Zentralasien (das in seinem äußersten<br />
Westen in der Nähe der Wolgamündung<br />
noch zu Osteuropa gezählt werden kann) ist<br />
erst seit 1991 ein eigenständiger Staat. Es<br />
liegt ziemlich genau in der Mitte des eurasischen<br />
Kontinents und steht an neunter<br />
Stelle der größten Staaten der Welt – knapp<br />
hinter Argentinien, hat aber weniger Einwohner<br />
als die Niederlande (Platz 62). Das<br />
ergibt eine Bevölkerungsdichte von nur<br />
sechs Einwohnern pro Quadratkilometer,<br />
womit Kasachstan zu den am dünnsten besiedelten<br />
Gebieten der Erde gehört. Das Bildungssystem<br />
ist beachtlich, die Analphabetenrate<br />
ist so niedrig wie in westlichen<br />
Industriestaaten. Die Wirtschaft ist stärker<br />
als die aller anderen zentralasiatischen Länder<br />
zusammengenommen. Zu den größten<br />
Herausforderungen des Landes zählen<br />
die Bildung eines nationalen Gefüges; die<br />
Diversifizierung der Wirtschaft, die zum<br />
Großteil von Öl- und Gasexporten abhängt;<br />
die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
und die Verbesserung der Beziehungen zu<br />
den Nachbarstaaten im Süden des Landes.<br />
16 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
FACTS IN BRIEF<br />
Was man erlebt haben muss<br />
Das Ustjurt-Plateau am westlichen Ende<br />
des Aralsees ist das größte und am besten<br />
geschützte Naturschutzgebiet Kasachstans.<br />
Es wurde 1984 geschaffen und erstreckt<br />
sich auf einem Gebiet von 2.200 Quadratkilometern.<br />
Erreichbar ist das Gebiet entweder<br />
über hunderte Kilometer mit dem<br />
Jeep oder per Hubschrauber. Beeindruckend<br />
sind die Kalk-Cliffs, Tschinks genannt,<br />
die von Karsthöhlen gesäumt sind. Im<br />
Frühjahr stehen weite Teile der Ebene unter<br />
Wasser und im Juni blüht das Steppengras.<br />
Der markanteste Punkt ist wohl das<br />
weiße Kalkmassiv Bozzhira. Im Naturschutzgebiet<br />
lebt eine einzigartige Fauna<br />
an großen Vögeln und Huftieren.<br />
Das Siebenstromland im Südosten des<br />
Landes beeindruckt durch seine atemberaubende<br />
Schönheit und Vielfalt an Flora.<br />
Insbesondere das Turgen-Tal ist eines der<br />
malerischsten Täler des Zailijskij Alatau, einem<br />
Teilgebirge des Tien Schan Gebirgszuges.<br />
Hier findet man Misch- und Fichtenwälder<br />
sowie subalpine und alpine<br />
Wiesen, die für Beeren- und Kräutersammler<br />
ein wahres Paradies darstellen. Auf dem<br />
sich dort befindlichen Assy-Plateau trifft<br />
man in den Sommermonaten mit Sicherheit<br />
Nomaden mit ihren Jurten und Herden<br />
an. Ein weiteres faszinierendes Naturspektakel<br />
stellen die vielen Wasserfälle mit<br />
einer Fallhöhe von bis zu dreißig Metern<br />
dar. Sogar bis zu den Gletschern ist es möglich<br />
zu wandern. Dort wird man seinen Augen<br />
nicht trauen, wenn man den Tschin-<br />
■ LÄNDERNAME: Republik Kasachstan<br />
■ FLÄCHE: 2.724.900 km 2<br />
■ KLIMA: Kasachstan unterliegt einem<br />
kontinental geprägten Klima.<br />
Nach kalten Wintern folgen ohne<br />
Übergang heiße lange Sommer. In<br />
den Wüstengebieten herrschen extreme<br />
klimatische Bedingungen mit<br />
Temperaturunterschieden zwischen -<br />
40°C und +40°C.<br />
■ LAGE: Kasachstan ist der größte<br />
Binnenstaat der Erde und liegt in<br />
Zentralasien. Es grenzt im Norden an<br />
Russland, im Osten an China und im<br />
Süden an Kirgistan, Usbekistan und<br />
Turkmenistan. Im Westen ist das<br />
Land durch das Kaspische Meer, das<br />
als Binnensee gilt, begrenzt.<br />
■ HAUPTSTADT: Astana (692.000<br />
Ew.)<br />
■ BEVÖLKERUNG: ca. 16 Millionen<br />
Einwohner; 57,2% Kasachen, 27,2%<br />
Russen, 3,1% Ukrainer, 2,7% Usbeken,<br />
1,6% Deutsche, 1,6% Tataren, 1,5% Uiguren<br />
■ SPRACHEN: Kasachisch, Russisch<br />
■ WÄHRUNG: Tenge (KZT),<br />
1 EUR = 194 KZT<br />
■ RELIGIONEN: 65% Muslime, 35%<br />
Christen (v.a. Orthodoxe)<br />
■ NATIONALFEIERTAG: 16. Dezember,<br />
Unabhängigkeitstag<br />
■ STAATSFORM: Präsidialrepublik,<br />
(Verfassung von 1995); Wahl des<br />
Parlamentes alle 5 Jahre, Wahl des<br />
Präsidenten alle 7 Jahre<br />
■ STAATSOBERHAUPT UND REGIE-<br />
RUNG: Staatspräsident Nursultan Ä.<br />
Nasarbajew (seit 1990), Regierungschef<br />
Kärim Mässimov (seit 2007)<br />
■ UNABHÄNGIGKEIT: 25.10.1990 von<br />
der Sowjetunion, Proklamation am<br />
16.12.1991<br />
■ VERWALTUNG: 14 Regionen, 2<br />
Städte mit Sonderstatus (Almaty<br />
und Astana) und Sonderbezirk Baikonur<br />
■ MITGLIED IN INTERNAT. ORGANI-<br />
SATIONEN: OSZE, UNO, EAEC, ECO<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 17
KASACHSTAN<br />
LÄNDERPORTRÄT<br />
BUCHTIPPS<br />
Dagmar Schreiber<br />
Kasachstan<br />
Dagmar Schreiber, Trescher<br />
Nomandenwege zwischen Kaspischem Meer und Altaj<br />
Verlag, 3. Auflage 2009<br />
Das Reisehandbuch bietet viele<br />
interessante Hintergrundinformationen<br />
über Land und Leute.<br />
Er stellt alle Regionen des Landes<br />
detailliert vor und gibt zahlreiche<br />
Tipps für organisierte Touren und Individualreisende.<br />
Ausführliche Kapitel zu Geschichte und Kultur<br />
machen Lust auf die Entdeckung eines noch weitgehend<br />
unbekannten Reiseziels.<br />
Trescher Verlag<br />
Apples Are From Kazakhstan<br />
– The Land that Disappeared<br />
Christopher Robbins,<br />
Atlas & Co., 2008<br />
Der amerikanische Journalist<br />
Christopher Robbins erfährt zufällig,<br />
dass der Ur-Apfel aus<br />
Kasachstan stammt. Er beschließt,<br />
das riesige aber unbekannte Land kennen zu lernen,<br />
und schildert in seinem überaus spannend geschriebenen<br />
Reisebericht seine eigenen Erfahrungen kombiniert<br />
mit erhellenden geschichtlichen Darstellungen und Minibiographien.<br />
Das Buch ist ein Muss für jeden, der über Kasachstan<br />
Bescheid wissen will.<br />
BERÜHMTE PERSÖNLICHKEITEN<br />
■ Al-Farabi (870-950): Universalgelehrter, studierte in<br />
Bagdad und Aleppo, wo er mit den Lehren der griechischen<br />
Philosophie in Berührung kam. Genannt der<br />
„Zweite Aristoteles“.<br />
■ Schokan Walichanov (1835-1865): Bereiste Kasachstan<br />
und sammelte historische, geografische und ethnografische<br />
Daten. Freundschaft mit Dostojewski. Er starb mit<br />
Dreißig an Tuberkulose.<br />
■ Achmet Bajtursynuly (1872-1937): Intellektueller. 1913 bis<br />
1918 Herausgeber der Zeitung „Kasakh“. Analysierte die<br />
kasachische Sprache und erstellte einen Stammbaum der<br />
Turksprachen. Von Stalin verbannt und 1937 erschossen.<br />
■ Nursultan Nazarbajev (*1940): Erster Präsident der Republik<br />
Kasachstan, im Oblast Almaty geboren, begann seine<br />
Karriere als Metallurgiearbeiter. Studium in Wirtschaftswissenschaften.<br />
Sein politisches Leben begann 1969 im sowjet.<br />
Jugendverband Komsomol, später Erster Sekretär der<br />
Kommunistischen Partei der Unionsrepublik Kasachstan.<br />
■ Toqtar Äubäkirow (*1946): Erster kasachischer Kosmonaut.<br />
Flog gemeinsam mit dem Österreicher Franz Viehböck<br />
und dem Russen Alexander Wolkow für acht Tage<br />
in den Weltraum. Später Generaldirektor der kasachischen<br />
Luft- und Raumfahrtagentur und Abgeordneter im<br />
Parlament.<br />
■ Alexander Nikolajewitsch Winokurow (*1973): Kasachischer<br />
Radprofi, der aktuell dem Team Astana angehört.<br />
Sieg bei der Vuelta a España 2006, Silbermedaille im<br />
olympischen Straßenrennen von Sydney 2000 und Bronzemedaille<br />
im Zeitfahren bei der Weltmeisterschaft 2006.<br />
Der Präsidentenpalast in Astana<br />
turgenskije Jel’niki erblickt – einen Moosfichtenwald<br />
am ewigen Eis.<br />
Was man gesehen<br />
haben muss<br />
Almaty zählt mit Sicherheit zu den<br />
größten Sehenswürdigkeiten des Landes.<br />
Sie gilt noch immer als die südliche Hauptstadt<br />
und ist wirtschaftliches, wissenschaftliches<br />
und kulturelles Zentrum des<br />
Landes. Einen herrlichen Blick über Almaty<br />
und die Umgebung bekommt man vom<br />
Kok-Töbe aus, dem Hausberg, den man bequem<br />
für wenig Geld (800 Tenge, ca. 4 Euro)<br />
per Seilbahn erreichen kann. Abgesehen<br />
davon hat Almaty noch viel mehr zu<br />
bieten, wie unzählige entzückende kleine<br />
Parks, den Platz der Republik, der sich an<br />
Feiertagen in einen Festplatz voll mit Buden<br />
und Bühnen verwandelt oder die beeindruckende<br />
Holzkathedrale im „Park<br />
der 28 Panfilov-Gardesoldaten.“<br />
Die neue Hauptstadt Astana besticht<br />
vor allem durch moderne Architektur, die<br />
im Bauboom seit 1997 entstanden ist. So<br />
etwa der „Baum des Lebens“, der mit zwei<br />
Liften die Besucher rund hundert Meter<br />
hochbefördert und eine tolle Aussicht auf<br />
einen komplett neu geschaffenen Stadtteil<br />
ermöglicht. Am gegenüberliegenden Ende<br />
der Sichtachse befindet sich der neue Präsidentenpalast,<br />
der „Ak Orda“, ein imposantes<br />
Gebäude, verziert mit weißen Säulen<br />
und einer großen blauen Kuppel. Ein<br />
weiteres faszinierendes Gebäude stellt die<br />
Nur-Astana Moschee dar, die ein Geschenk<br />
des Emirs von Katar ist.<br />
***<br />
Was man probiert<br />
haben muss<br />
Die kasachische Küche ist von der nomadischen<br />
Tradition der Kasachen beein-<br />
KASACHSTAN IM INTERNET<br />
Kasachische Botschaft in Österreich<br />
www.kazakhstan.at<br />
Offizielle Seite des Präsidenten von Kasachstan<br />
http://akorda.kz/en/<br />
Kasachisches Parlament<br />
www.parlam.kz<br />
Kasachische Regierung<br />
www.government.kz<br />
Rund um den Tourismus<br />
www.visitkazakhstan.kz<br />
Generelles über Kasachstan<br />
http://kazworld.info<br />
Agentur für Statistik Kasachstans<br />
www.stat.kz<br />
Gesetze und Businessnews<br />
www.stat.kz<br />
Über Almaty und Kasachstan, Insidertipps<br />
http://expat.nursat.kz<br />
18 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
AUS DER GESCHICHTE<br />
FOTOS: BOTSCHAFT VON KASACHSTAN<br />
Junger Reiter<br />
Tradition: Die Jagd mit Vögeln<br />
Massiv Bozzhira auf dem Ustjurt-<br />
Plateau<br />
flusst und für einen Westeuropäer zunächst<br />
etwas fremd. Gekocht wird mit<br />
Hammel-, Kamel- und Pferdefleisch, viel<br />
Reis und Getreide. Frisches Gemüse und<br />
Obst kommt selten auf den Tisch. Zudem<br />
werden kaum Kräuter und Gewürze verwendet.<br />
Auf Grund der Lage Kasachstans an<br />
der ehemaligen Seidenstraße finden sich in<br />
der Landesküche zahlreiche Einflüsse chinesischer<br />
aber auch usbekischer, tatarischer,<br />
uigurischer, russischer, und sogar<br />
deutscher Kochkünste.<br />
Nationalgericht ist das so genannte<br />
Beschbarmak. Es wird mit gekochtem Hammel-<br />
oder Pferdefleisch zubereitet und auf<br />
dünn ausgerollten Teigfladen mit der Hand<br />
gegessen. Garniert wird das Ganze mit<br />
Zwiebeln und Knoblauch und manchmal<br />
auch Kartoffeln.<br />
In einigen Dörfern am Kaspischen Meer<br />
WUSSTEN SIE, DASS...<br />
■ …die Verlegung der Hauptstadt von Almaty nach Astana<br />
auch einen symbolischen Wert hat? Die Wahl der neuen<br />
Hauptstadt im Zentrum der Sary-Arka-Steppe verdeutlicht<br />
besser als Almaty die Verbundenheit des<br />
Steppenvolkes mit seiner Hauptstadt.<br />
■ …in den 1990er Jahren aus Not Stromleitungen gekappt<br />
wurden, um Silber zu gewinnen und daher nicht in jedem<br />
Landesteil Elektrizität eine Selbstverständlichkeit ist?<br />
Hauptstadt Astana<br />
ist Kaviar ein Grundnahrungsmittel, das jedoch<br />
immer seltener wird, da der Kaviarlieferant,<br />
der Stör, fast ausgefischt ist. Seit<br />
den 1980er Jahren ist sein Bestand um<br />
neunzig Prozent zurückgegangen. Man erhält<br />
ihn jedoch in Fischerdörfern am<br />
Markt deutlich billiger als in Europa oder<br />
sonst wo. Die Fischer selbst verdienen wenig<br />
am Geschäft mit dem Kaviar, deshalb<br />
sollte nur Kaviar mit dem „GOST“-Zertifikat<br />
gekauft werden, da dieses garantiert,<br />
die Fischer angemessen entlohnt zu haben.<br />
Nationalgetränk in Kasachstan ist Kumys,<br />
eine Art Milchwein. Stutenmilch wird<br />
in einem Lederschlauch vergoren. Ähnlich<br />
ist vergorene Kamelmilch, die Schuwat<br />
heißt. Der Geschmack ist zunächst<br />
gewöhnungsbedürftig – es schmeckt säuerlich<br />
prickelnd und hat einen käsigen<br />
bis mandelähnlichen Nachgeschmack. Kumys<br />
ist leicht alkoholhaltig (ca. 1,2 bis 2<br />
Prozent) und gilt als traditionelles Nahrungsmittel<br />
bei asiatischen Steppenvölkern.<br />
Auch bei diversen Krankheiten wie<br />
zum Beispiel Tuberkulose oder Eisenmangelanämie<br />
wird Kumys eingesetzt. Wegen<br />
des hohen Vitamin- und Mineralstoffgehalts<br />
war Kumys bei den Steppenvölkern<br />
teilweise Ersatz für frisches Obst und Gemüse,<br />
jedoch wirkt es leicht abführend.<br />
Destilliert man Kumys, erhält man eine Art<br />
Branntwein namens Araca.<br />
1000 v. Chr.: Nomadenstämme bevölkern den Norden Kasachstans,<br />
im Süden sesshafte Stämme in den fruchtbaren<br />
Regionen.<br />
500 v. Chr.: Besiedelt und bevölkert durch die Saken und<br />
Hunnen.<br />
800 und 900 n. Chr.: Araber erobern das Land und Kasachstan<br />
wird islamisch.<br />
1219: Teil des mongolischen Reiches unter Dschingis Khan<br />
1245: Das Wort „kasachisch“ taucht zum ersten Mal auf. Es<br />
bedeutet in etwa „freier Vagabund innerhalb eines Volksstammes“.<br />
1360: Nachkommen des Dschingis Khan errichten auf den<br />
Trümmern des Mongolenreiches das zweite Mongolische<br />
Reich mit der Hauptstadt Samarkand.<br />
15.-16. Jh.: Es bildet sich das kasachische Volk als homogene<br />
Nation mit eigener Staatlichkeit heraus. Das kasachische<br />
Khanat entsteht.<br />
1731: Stammeshäuptlinge sprechen sich für eine Angliederung<br />
an Russland aus.<br />
1822: Ablöse der kasachischen Khane durch russische Gouverneure.<br />
1837: Aufstand gegen die russische Kolonialisierung unter<br />
Kenesary Kassymov.<br />
1868: Sieg der Russen über den Khan von Kokand. Kasachstan<br />
wird Teil des Zarenreiches.<br />
1916: Die „Große Revolte“ der Kasachen gegen Russland<br />
wird blutig niedergeschlagen, flammt jedoch 1917 im Zuge<br />
der Oktoberrevolution wieder auf.<br />
1917: Erster Allkasachischer Kongress mit Bestimmung eines<br />
provisorischen Volksrates der Autonomie in Orenburg, das<br />
zugleich erste Hauptstadt der Kasachen wird.<br />
1920: Autonome Republik der Kirgisen und Kasachen wird<br />
ausgerufen.<br />
1936: Im Zuge von Stalins Nationalitätenpolitik wird diese<br />
Republik wieder aufgelöst. Schaffung der sowjetischen<br />
Unionsrepublik Kasachstan.<br />
ab 1949: Testgebiet für sowjetische Atombomben.<br />
ab 1954: Durch die Urbarmachung des „Neulandes“ unter<br />
Chrustschov entstehen irreparable Schäden am Ökosystem<br />
der Steppe.<br />
16.12.1986: Studenten protestieren in Almaty gegen die sowjetischen<br />
Verwaltungsstrukturen. Man lässt auf sie schießen,<br />
seither ist der 16. Dezember nationaler Gedenktag.<br />
25.10.1990: Der Oberste Sowjet der Republik Kasachstanverabschiedet<br />
die „Deklaration über die staatliche Souveränität<br />
der Kasachischen Sozialistischen Sowjetrepublik“.<br />
1991: Nursultan Nasarbajew als Präsident bestätigt und am 21.<br />
Dezember erfolgt der Beitritt zur GUS.<br />
15.5.1992: Unterzeichnung des russisch-kasachischen<br />
Freundschafts- und Zusammenarbeitsvertrags, der insbesondere<br />
die Unantastbarkeit der gemeinsamen Grenze hervorhebt.<br />
1995: Präsident Nasarbajew verlegt die Hauptstadt von Almaty<br />
nach Akmola.<br />
1998: Regierung und Parlament ziehen von Almaty nach Akmola.<br />
1998: Akmola wird endgültig als offizielle Hauptstadt proklamiert<br />
und in Astana (Hauptstadt) umbenannt.<br />
<strong>2010</strong>: Kasachstan hat den Vorsitz bei der OSZE.<br />
Erlöserkirche in<br />
St. Petersburg<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 19
KASACHSTAN<br />
BOTSCHAFTER<br />
„Wenn du bei der UNO arbeitest,<br />
betrachtest du die Welt<br />
aus der Vogelperspektive.“<br />
YERZHAN KAZYKHANOV<br />
<strong>SOCIETY</strong>-Gespräch mit dem kasachischen Botschafter<br />
Österreich und Kasachstan –<br />
ein gutes Tandem<br />
Der Botschafter von Kasachstan, Yerzhan Kazykhanov, im <strong>SOCIETY</strong>-Interview über den Aufschwung<br />
Kasachstans, den Weg zur Demokratie und die kasachisch--österreichischen<br />
Beziehungen.<br />
Sie sind seit eineinhalb Jahren Botschafter<br />
in Österreich. Wie ist das Leben hier im<br />
Vergleich zu Kasachstan?<br />
Das ist meine erste Ernennung zum<br />
Botschafter in einem europäischen Land.<br />
Zweifellos ist Österreich ein herrliches und<br />
wunderschönes Land. Als Historiker freue<br />
ich mich über die Möglichkeit, persönlich<br />
in Berührung mit der reichen Geschichte<br />
Österreichs zu kommen. Ich besuche oft<br />
Museen, historische Orte, lese viel über Ihr<br />
Land. Insbesondere möchte ich die Gastfreundschaft<br />
der Österreicher hervorheben,<br />
dafür sprechen Millionen Touristen,<br />
die nach Wien und in andere Regionen des<br />
Landes kommen. Ich und meine Familie<br />
fühlen uns sehr wohl in Wien. Ich glaube<br />
man kann behaupten, dass Wien von allen<br />
Gesichtspunkten her gesehen die sicherste<br />
und komfortabelste Stadt des Planeten ist.<br />
Was ist der größte Unterschied zwischen<br />
Österreich und Kasachstan?<br />
Der Hauptunterschied zwischen Kasachstan<br />
und Österreich ist meiner Mei-<br />
FOTOS: <strong>SOCIETY</strong>/SCHIFFL<br />
20 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
nung nach die Größe der Territorien der<br />
beiden Länder. Wie Sie wissen, ist Kasachstan<br />
flächenmäßig genauso groß wie Westeuropa<br />
(Anm. 2,7 Mio. Quadratkilometer).<br />
Wir sind in Kasachstan an die Weite der<br />
Steppe gewöhnt. Ich möchte noch hinzufügen,<br />
dass meine Heimatstadt Almaty am<br />
Fuße der Berge Alatau klimatisch und vom<br />
Naturraum her der Stadt Wien ähnelt. Ich<br />
fühle mich hier wie zu Hause.<br />
Was vermissen Sie am meisten hier in<br />
Wien?<br />
Seit zwanzig Jahren bin ich im diplomatischen<br />
Dienst tätig. Ich habe in dieser<br />
Zeit viele enge Freunde in verschiedenen<br />
Ländern der Welt gewonnen, wo<br />
ich gearbeitet oder Besuche erstattet habe.<br />
Natürlich fehlt mir der Umgang mit<br />
meinen Freunden im Ausland. Aber wir<br />
telefonieren oft und kontaktieren uns<br />
per E-Mail. Hier in Wien habe ich auch<br />
viele wunderbare Leute getroffen. Wiens<br />
Hauptschatz sind die Menschen, die hier<br />
leben und diese Stadt tatsächlich schön<br />
und attraktiv machen.<br />
Welche Regionen von Österreich haben<br />
Sie bereits kennen gelernt?<br />
Um mehr von einem Land zu erfahren,<br />
muss man natürlich alle Regionen besuchen<br />
und näher die Wirtschaft, Kultur, Traditionen<br />
und Küche kennenlernen. Im Laufe<br />
meines Aufenthaltes in Österreich seit<br />
eineinhalb Jahren hatte ich das Glück, wunderschöne<br />
Orte zu sehen. Mein erstes Reiseziel<br />
außerhalb Wiens war die Stadt Graz im<br />
Frühling 2009. Das war unvergesslich. Es<br />
gab ein Treffen mit dem Landeshauptmann<br />
der Steiermark, dem Vorsitzenden des Landtags,<br />
Geschäftsleuten usw. Einen besonderen<br />
Eindruck hat der Besuch des „MAGNA“-<br />
Werkes hinterlassen, wo ich eine Testfahrt<br />
mit einem BMW X3 machen durfte.<br />
Unvergesslich waren auch Salzburg und<br />
seine Umgebung. Besonders prägte sich mir<br />
die Zusammenkunft mit Landeshauptfrau<br />
Gabi Burgstaller ein. Es scheint mir, dass sie<br />
ein Mensch ist, der seine Heimat und Arbeit<br />
liebt und viel für die Entwicklung des<br />
Bundeslandes Salzburg tut. Ich und meine<br />
Familie fahren gerne Ski, wir kennen und besuchen<br />
oft manche Skikurorte in Österreich.<br />
Ich möchte noch sagen, dass es mir gelang,<br />
bei den Musik- und Opernfestspielen<br />
in Bregenz, Salzburg, Graffeneg zu sein.<br />
Ich bin von der Liebe der Österreicher zur<br />
Musik, der hohen Kunst beeindruckt.<br />
Ebenfalls haben ein Treffen mit dem<br />
Landeshauptmann von Oberösterreich und<br />
ein Besuch der Stadt Linz stattgefunden.<br />
Ich war im Gussstahlwerk Voest Alpine<br />
und hoffe noch Kärnten zu besuchen sowie<br />
Tirol kennenzulernen.<br />
Im Großen und Ganzen erfolgen während<br />
meiner Reisen durch das Land zahlreiche<br />
Treffen mit den österreichischen Geschäftsleuten,<br />
ich besuche die<br />
Unternehmen. Ich bin sicher, dass unsere<br />
Länder gutes Potential für den Ausbau der<br />
Zusammenarbeit in Handel und Wirtschaft<br />
haben. In Kasachstan gibt es<br />
Ressourcen, in Österreich Technologien.<br />
Das ist ein gutes Tandem.<br />
Leben Sie mit der gesamten Familie in<br />
Wien?<br />
Ja, in Wien leben wir mit der ganzen Familie.<br />
Ich und meine Ehefrau Danara haben<br />
zwei Kinder: eine Tochter (18 Jahre alt)<br />
und einen Sohn Tair (11 Jahre alt). Unsere<br />
Tochter hat dieses Jahr die Schule beendet<br />
und wurde auf der Universität Kent in<br />
Großbritannien aufgenommen. Für uns<br />
ist es eine große Familienfreude. Unser<br />
Sohn Tair besucht die 5. Klasse in der Vienna<br />
International School VIS. Wir bemühen<br />
uns, viel durch Österreich zu reisen, fahren<br />
Rad am Ufer der blauen Donau.<br />
Wie würden Sie den kasachischen Charakter<br />
definieren?<br />
Kasachen und Österreicher haben viel<br />
„In Kasachstan gibt es<br />
Ressourcen, in Österreich<br />
Technologien. Das ist ein<br />
gutes Tandem.“<br />
YERZHAN KAZYKHANOV<br />
Gemeinsames im Charakter. Wir sind genauso<br />
gastfreundlich und freundschaftlich.<br />
Ich denke, dass die überaus schwierige<br />
Geschichte meines Volkes in der<br />
Vergangenheit zur Stärkung des nationalen<br />
Selbstbewusstseins der Kasachen beigetragen<br />
hat. Wir ehren die Traditionen der<br />
Vorfahren. Aber das Wichtigste ist wahrscheinlich,<br />
dass wir die Kultur, die Religion<br />
und die Sitten anderer Völker respektieren.<br />
Kasachstan ist ein multinationaler Staat,<br />
zurzeit leben hier mehr als 120 Nationalitäten.<br />
Multinationale Eintracht und Stabilität<br />
sind Garant der Prosperität für Kasachstan<br />
von heute.<br />
Kasachstan und Österreich spielen bei<br />
der EM-Qualifikation in derselben Gruppe.<br />
Interessieren Sie sich für Fußball?<br />
Am 7. September fand in Salzburg ein<br />
Qualifikation-Fußballspiel zwischen den<br />
Mannschaften Kasachstans und Österreichs<br />
statt. Wir haben mit den Vorbereitungen<br />
anlässlich dieses Ereignisses frühzeitig<br />
begonnen. Die Mitarbeiter der<br />
Botschaft sind mit ihren Familien nach<br />
Salzburg gefahren. Außerdem ist der Präsident<br />
der Fussballföderation Kasachstans<br />
nach Österreich gekommen. Ich glaube, es<br />
wird die Leser interessieren, dass noch im<br />
Sommer in Kasachstan mit Unterstützung<br />
durch das Außenministerium der Republik<br />
Kasachstan und der Fluggesellschaft „Austrian<br />
Airlines“ ein Gewinnspiel über die<br />
Geschichte der kasachisch-österreichischen<br />
Beziehungen veranstaltet wurde.<br />
Die Sieger dieses Wettbewerbs sind zwei<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 21
KASACHSTAN<br />
BOTSCHAFTER<br />
kasachische Bürger, die einige Tage in<br />
Wien verbracht haben und zum Fußballspiel<br />
nach Salzburg auf Kosten der Sponsoren<br />
gefahren sind.<br />
Nun zum Thema Diplomatie: Wie haben<br />
Sie Ihre Karriere begonnen und was waren<br />
Ihre wichtigsten Karrierestationen?<br />
Wie bereits erwähnt, bin ich mehr als<br />
zwanzig Jahre im diplomatischen Dienst<br />
Kasachstans tätig. Ende der 80er und Anfang<br />
der 90er Jahre ereigneten sich große,<br />
ich würde sagen, „tektonische“ Veränderungen<br />
auf dem Territorium der ehemaligen<br />
Sowjetunion. Anstelle eines Riesenlandes<br />
entstanden neue junge,<br />
unabhängige Staaten. Zu diesem Zeitpunkt<br />
hat die Diplomatie Kasachstans Leute mit<br />
Fremdsprachenkenntnissen und Auslandserfahrung<br />
gebraucht. Ich hatte solche Erfahrung<br />
und habe mit Freude die Arbeit<br />
im kasachischen Außenministerium angenommen.<br />
Die markantesten Etappen meiner diplomatischen<br />
Karriere waren die ersten<br />
Unabhängigkeitsjahre Kasachstans. Unser<br />
Land war wenig bekannt in der Welt. Aber<br />
die politischen Schritte, die unser Präsident<br />
Nursultan Nasarbajew in den ersten<br />
Unabhängigkeitsjahren unternahm, brachten<br />
viele Länder dazu, sich gegenüber Kasachstan<br />
mit Respekt und vollem Vertrauen<br />
zu verhalten. Unter der Leitung des<br />
ersten Präsidenten des Staates hat Kasachstan<br />
auf Atomwaffen verzichtet und wurde<br />
zum Zentrum des Friedens und der Stabilität.<br />
Ich war Zeuge des Werdegangs der<br />
Unabhängigkeit Kasachstans, habe aktiv<br />
an der Festigung unserer internationalen<br />
Positionen als Diplomat des kasachischen<br />
Außenministeriums teilgenommen.<br />
Eine andere wichtige Periode meiner<br />
beruflichen Laufbahn waren die Jahre meiner<br />
Arbeit als Botschaftsrat und später als<br />
Ständiger Repräsentant der Republik Kasachstan<br />
bei der UNO in New York. Die Mitgliedschaft<br />
jedes Staates in der UNO, im<br />
ganzen 192, ist eine Art von Symbol der<br />
Souveränität und Unabhängigkeit. Ich bin<br />
froh, dass die Regierung meines Landes<br />
mir anvertraute, während dieser Zeit die<br />
Interessen Kasachstans bei der UNO zu<br />
vertreten. Es ist eine kolossale Erfahrung,<br />
die mir auch heute hilft. Wenn du bei der<br />
UNO arbeitest, betrachtest du die Welt aus<br />
der Vogelperspektive. Du siehst Regionen<br />
und Kontinente der Welt. Man erfährt viel<br />
über die internationalen Probleme und –<br />
das Wichtigste – hat die Möglichkeit, faktisch<br />
mit den Vertretern aller Staaten der<br />
Welt zu kommunizieren.<br />
Die dritte wesentliche Etappe meiner diplomatischen<br />
Karriere ist die Arbeit im<br />
„Das BIP pro Kopf ist im Laufe<br />
von 15 Jahren von 700 US-Dollar<br />
auf 8.000 US-Dollar, d. h.<br />
um das Elffache, gestiegen.“<br />
YERZHAN KAZYKHANOV<br />
heutigen Kasachstan. Wir haben uns politisch<br />
und wirtschaftlich gefestigt. Uns<br />
kennt die ganze Welt. Natürlich, von großer<br />
Bedeutung ist der Vorsitz Kasachstans<br />
bei der OSZE in <strong>2010</strong>. Wir sind erfreut, dass<br />
das nächste OSZE-Gipfeltreffen in Astana<br />
Anfang Dezember dieses Jahres stattfindet.<br />
Das zeugt von hoher Wertschätzung der<br />
Aktivitäten unseres Präsidenten und von<br />
Vertrauen in unser Land.<br />
Wie beurteilen Sie die Beziehungen zwischen<br />
Kasachstan und Österreich? Gibt es<br />
Bedarf an Verbesserungen?<br />
Es muss darauf hingewiesen werden,<br />
dass zwischen Kasachstan und Österreich<br />
ein gegenseitiges Interesse hinsichtlich<br />
der Vertiefung und der Erweiterung der bilateralen<br />
Zusammenarbeit im politischen,<br />
wirtschaftlichen und kulturell-humanitären<br />
Bereich besteht.<br />
Beide Seiten unterstützen sich bei außenpolitischen<br />
Initiativen. Kasachstan hat die<br />
Das Botschafterehepaar Danara und<br />
Yerzhan Kazykhanov<br />
Kandidatur Österreichs als nichtständiges<br />
Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten<br />
Nationen befürwortet, Österreich leistet Beistand<br />
bei allen Fragen, die mit dem Vorsitz<br />
der Republik Kasachstan zusammenhängen.<br />
Im Großen und Ganzen kann man eine<br />
fortschreitende Entwicklung der Beziehungen<br />
im politischen Bereich feststellen. Zugleich<br />
ist es notwendig, den Beziehungen einen<br />
zusätzlichen Impuls im Rahmen<br />
hochrangiger Besuche zu geben.<br />
Seit den ersten Tagen der Aufnahme<br />
von diplomatischen Beziehungen zwischen<br />
Kasachstan und Österreich bestehen<br />
freundschaftliche Handels- und Wirtschaftsbeziehungen.<br />
Zurzeit nimmt<br />
Kasachstan auf der Liste der außenwirtschaftlichen<br />
Partner Österreichs unter den<br />
GUS-Ländern den dritten Platz ein, nur<br />
den Staaten Russland und der Ukraine<br />
den Vorrang einräumend. Im Jahre 2009<br />
hat der Warenumsatz zwischen Kasachstan<br />
und Österreich 1.137 Millionen Euro<br />
betragen, 938,5 Millionen davon kommen<br />
auf den Import aus Kasachstan und 198,5<br />
Millionen auf den österreichischen Export<br />
nach Kasachstan. Im Zeitraum von 1995 bis<br />
2009 machte das Volumen der Direktinvestitionen<br />
aus Österreich in Kasachstan<br />
über drei Milliarden US Dollar aus.<br />
Die Hauptexportartikel Kasachstans<br />
sind Erdöl und Erdölprodukte, Mineralien<br />
und Mineralrohstoffe, Metalle, Baumwolle,<br />
radioaktives Material, Textilien, unedle<br />
22 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
Metalle und deren Erzeugnisse. Österreich<br />
importiert nach Kasachstan Produkte der<br />
Lebensmittelindustrie, alkoholhaltige und<br />
alkoholfreie Getränke, Tabak, Maschinen<br />
und Ausrüstungen, elektrotechnische Anlagen.<br />
In Kasachstan sind mehr als fünfzig kasachisch-österreichische<br />
Gemeinschaftsunternehmen<br />
tätig, darunter zeichnen<br />
sich „Zhetybai-Kuest“ (Erdölschürfung und<br />
-förderung), „Voestalpine Kasachstan“ (Erzeugung<br />
von Eisenmetallen), „Tim Ltd“<br />
(Einführung von neuen Technologien im<br />
Irtysch-Eisenhüttenwerk), „Halliburton Kasachstan<br />
Oilfield“ (Einführung von neuen<br />
Technologien in der Atyrauer Erdölraffinerie)<br />
aus.<br />
Kasachstan zählt zu einem der Hauptlieferanten<br />
von Energie für Österreich.<br />
Gleichzeitig stellt Österreichs Erfahrung<br />
im Bereich des Bankwesens, des Maschinenbaus<br />
und der Bauindustrie, der neuen<br />
Technologien und Innovationen, der erneubaren<br />
Energie, der Verarbeitung der<br />
landwirtschaftlichen Produktion, der Ökologie<br />
für Kasachstan großes Interesse dar.<br />
Der nächste wichtige Schritt in diese<br />
Richtung wird die im Herbst dieses Jahres<br />
geplante zweite Tagung der Kasachisch-<br />
Österreichischen Regierungskommission<br />
für handels-ökonomische Zusammenarbeit<br />
in Astana sein.<br />
Was hat sich in Kasachstan seit der Erlangung<br />
der Unabhängigkeit verändert?<br />
Die Ausrufung der Unabhängigkeit der<br />
Republik Kasachstan am 16. Dezember<br />
1991 wurde zu einem Wendepunkt und einem<br />
neuen Ausgangspunkt der Geschichte<br />
der souveränen Entwicklung des Staates.<br />
Den Entwicklungsweg der Unabhängigkeit<br />
von der Republik Kasachstan während<br />
19 Jahren analysierend, muss darauf hingewiesen<br />
werden, dass in diesem Zeitraum<br />
eine Reihe von Problemen erfolgreich gelöst<br />
wurden, die mit der Umsetzung von<br />
politischen und wirtschaftlichen Reformen<br />
verbunden war, und dass bedeutende<br />
Fortschritte beim Aufbau des demokratischen<br />
Staates mit Marktwirtschaft erzielt<br />
worden sind.<br />
In kurzer Zeit ist es uns gelungen, auf<br />
dem Weg der posttotalitären Liberalisierung<br />
gute Ergebnisse in der sozialwirtschaftlichen,<br />
politischen und geistigen<br />
Entwicklung zu erzielen. In Kasachstan<br />
funktioniert ein harmonisches Modell der<br />
polyethnischen und polykonfessionellen<br />
Gesellschaft, die unter den scharfen Bedingungen<br />
der Transformation des Gesellschaftssystems<br />
ein entsprechendes Tempo<br />
bei den fortschreitenden wirtschaftlichen<br />
und politischen Reformen gefunden hat.<br />
CURRICULUM VITAE<br />
Botschafter Yerzhan Kazykhanov ist am 21. August 1964<br />
geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er studierte<br />
von 1981 bis 1987 an der Staatsuniversität St. Petersburg<br />
(orientalische Fakultät), danach an der Moskauer Diplomatischen<br />
Akademie und am Trainingsinstitut des Außendienstes<br />
in Neu Delhi. 1993 besuchte er das Foreign Service<br />
Training Institut in Washington D.C. Yerzhan<br />
Kazykhanov ist Doktor der Geschichte. Er war von 1989 bis<br />
1993 zuerst Zweiter dann Erster Sekretär in der Abteilung<br />
für Politische Angelegenheiten im Außenministerium.<br />
Darauf folgend war er Protokollchef. 1995 wechselte er<br />
nach New York zu den Vereinten Nationen. Ab 2000 war<br />
er Generalsekretär der UNESCO in Kasachstan, Vizeaußenminister,<br />
Ständiger Vertreter bei den VN in New York und<br />
Beigeordneter des Präsidenten von Kasachstan. Seit Jänner<br />
2009 ist er Botschafter in Wien.<br />
Dazu haben die richtig gesetzten Prioritäten,<br />
die ausgewogene Innen- und Außenpolitik,<br />
sowie die Beständigkeit bei der Zielerreichung<br />
beigetragen.<br />
Politisch gesehen hat Kasachstan mehrere<br />
außenpolitische Initiativen auf dem<br />
Gebiet der Kernwaffenabrüstung, der Verstärkung<br />
der Sicherheit vorgebracht und<br />
realisiert. Was den außenpolitischen Kurs<br />
betrifft, erweitert Kasachstan sowohl die<br />
bilaterale als auch die multilaterale internationale<br />
Zusammenarbeit, tritt für die<br />
Stärkung der Integration im Rahmen der<br />
GUS-Länder, der EAWG, des „Einheitlichen<br />
Wirtschaftsraumes“, der Shanghaier Organisation<br />
für Zusammenarbeit und der Organisation<br />
des Vertrags über kollektive Sicherheit<br />
ein, wirkt mit der<br />
internationalem Gemeinschaft im Rahmen<br />
der UNO, der OSZE und anderer internationalen<br />
Organisationen zusammen.<br />
Mit keinem Land der Welt hat unser Staat<br />
ernste Probleme.<br />
Wirtschaftlich ist Kasachstan aufgestiegen.<br />
Heute zählt Kasachstan zu den Ländern<br />
mit durchschnittlichem Einkommen.<br />
Wir haben ein gutes Potential. Es werden<br />
konkurrenzfähige Unternehmen gegründet,<br />
neue Arbeitsplätze geschaffen. Im Land<br />
ist wieder ein starkes Wirtschaftswachstum<br />
zu beobachten. Sogar in den Zeiten der<br />
Weltwirtschaftskrise, die das Entwicklungstempo<br />
in vielen Staaten reduziert hat, ist<br />
die positive Dynamik der kasachischen<br />
Wirtschaft erhalten geblieben.<br />
Kasachstan hat als erstes unter den<br />
GUS-Ländern Steuer- und Rentenreformen<br />
durchgeführt, die kein Analog im postsowjetischen<br />
Raum haben. In der nationalen<br />
Wirtschaft wurden mehr als hundert Milliarden<br />
Euro an Direktinvestitionen lukriert.<br />
Allein in den ersten sieben Jahren des neuen<br />
21. Jahrhunderts hat sich der Umfang<br />
des BIP verdoppelt, um das Zweifache hat<br />
sich die industrielle Produktion vergrößert,<br />
die landwirtschaftliche Erzeugung<br />
um das Eineinhalbfache. Das BIP pro Kopf<br />
ist dabei im Laufe von 15 Jahren von 700<br />
US-Dollar auf 8.000 US-Dollar, d. h. um das<br />
Elffache, gestiegen.<br />
Vor welchen Herausforderungen steht<br />
Kasachstan mit seinen unmittelbaren Nachbarstaaten?<br />
Potentielle Herausforderungen und Bedrohungen<br />
gegenüber Kasachstan sind<br />
durch die geopolitische Lage des Landes bedingt.<br />
Hierbei muss man die Umgebung<br />
Kasachstans berücksichtigen, die mit wenigen<br />
Ausnahmen einen neue Gefahren bildenden<br />
Gürtel der Instabilität darstellt.<br />
In diesem Zusammenhang ruft die politisch<br />
instabile Situation in einzelnen Staaten<br />
der Region Besorgnis hervor. Ernste Bedrohung<br />
stellen der internationale<br />
Terrorismus und der religiöse Extremismus<br />
dar, die qualitativ neue, übernationale<br />
Formen annehmen. Die Zunahme der<br />
transnationalen Kriminalität ist ebenfalls<br />
eine Herausforderung für die kasachische<br />
Gesellschaft. Der niedrige Lebensstandard<br />
in den Nachbarländern führt zu einem<br />
schwer kontrollierbaren Anstieg der illegalen<br />
Migration.<br />
Den Herausforderungen und Bedrohungen<br />
Widerstand zu leisten, die die Interessen<br />
der nationalen Sicherheit Kasachstans<br />
berühren, kann man nicht nur mittels eines<br />
adäquaten Verteidigungspotentials,<br />
sondern auch durch wirtschaftliche Möglichkeiten,<br />
neue Technologien aktiv verwertend<br />
und die Herstellung der konkurrenzfähigen<br />
Produktion forcierend.<br />
Die Lösung der genannten Aufgaben ist<br />
ohne Sicherung der innenpolitischen Stabilität<br />
und Konsolidierung der Gemeinschaft<br />
nicht möglich. Allgemein bekannt ist, dass<br />
die Polarisation der Gesellschaft interne<br />
Herausforderungen hervorbringt, die zur<br />
Instabilität führen und die Bedrohung der<br />
nationalen Sicherheit nach sich ziehen.<br />
Als Beispiel können die jüngsten Ereignisse<br />
in Kirgistan dienen. Die Behebung<br />
der Ursachen, die die materiellen, ethnischen<br />
religiösen Meinungsverschiedenheiten<br />
hervorrufen, ist eine der erstrangigen<br />
Aufgaben der modernen Entwicklung Kasachstans.<br />
Zumal ist unser Land durch seine<br />
Toleranz, sein zwischenkonfessionelles<br />
Einverständnis und den Dialog weltweit<br />
bekannt.<br />
Die Frage der Sicherung der innenpolitischen<br />
Stabilität kann strategisch mittels<br />
des allseitig ausgewogenen Programms für<br />
soziale Umgestaltungen gelöst werden.<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 23
KASACHSTAN<br />
OSZE<br />
Kazakhstan and OSCE<br />
From Vancouver to Vladivostok<br />
Ambassador Kairat Abdrakhmanov, Chairperson of the OSCE Permanent Council, Permanent<br />
Representative of Kazakhstan to the OSCE, about the importance of the OSCE, the problems<br />
in Central Asia and the need to adopt the Organization.<br />
How important is the OSCE Chairmanship<br />
for Kazakhstan?<br />
For us the OSCE Chairmanship is a logical<br />
step after almost two decades of independent<br />
political and economic development<br />
of Kazakhstan. Election to this<br />
honourable and respected post was recognition<br />
of the successful development of<br />
our young state, the consolidation of its society,<br />
and its contribution to ensuring international<br />
security, co-operation and regional<br />
integration. We are grateful to the<br />
OSCE participating States for their confidence<br />
in us and their constant support.<br />
Leading such an important organization<br />
is entirely in keeping with the spirit of<br />
Kazakhstan’s proactive foreign policy. It enables<br />
us to promote our interests, priorities<br />
and values at a higher international level,<br />
making use of its treasure trove of tools<br />
available to the Organization. The experience<br />
of chairing the OSCE will undoubtedly<br />
have a positive impact on our country’s<br />
progress on the path to democracy.<br />
What are the priorities of the Kazakh<br />
Chairmanship of the OSCE?<br />
Since the very outset our Chairmanship<br />
has been seeking to follow the motto of the<br />
four Ts – Trust, Tradition, Transparency<br />
and Tolerance. As President Nazarbayev<br />
explained in his video address to the members<br />
of the OSCE Permanent Council, the<br />
first T refers to the trust that is necessary<br />
for all of us. The second one refers to our<br />
commitment to the fundamental principles<br />
and values of the OSCE. The third one<br />
conveys maximum openness and transparency<br />
in international relations, free<br />
from “double standards” and “dividing<br />
lines”. The fourth T reflects global trends<br />
towards a strengthening of intercultural<br />
and intercivilizational dialogue, which is<br />
gaining major importance in today’s<br />
world.<br />
Our Chairmanship’s programme includes<br />
work to counter new threats and<br />
challenges, the search for solutions to protracted<br />
conflicts, the rehabilitation of<br />
Afghanistan, co-operation with respect to<br />
„Our chairmanship will mark<br />
a new stage in East-West relations.“<br />
KAIRAT ABDRAKHMANOV<br />
transport, the development of tolerance<br />
and other important areas of activity. On<br />
the eve of our Chairmanship we initiated<br />
the idea of an OSCE summit.<br />
In the first six months of the year, the<br />
Chairperson-in-Office, Kanat Saudabayev,<br />
visited the OSCE’s field presences in the regions<br />
to familiarize himself with the situation<br />
on the ground and offer support to our<br />
Organization’s presences. We held a series<br />
of important events in all three dimensions<br />
of the OSCE, like the High-Level Conference<br />
on Tolerance and Non-Discrimination<br />
in Astana, the Conference on the occasion<br />
of the 20th Anniversary of the Copenhagen<br />
Document, the Conference on combating<br />
drug trafficking and others.<br />
We firmly believe that the OSCE, which<br />
brings together 56 countries in the area<br />
from Vancouver to Vladivostok, must address<br />
the most pressing and difficult problems<br />
in today’s world.<br />
What are the most important problems<br />
in Central Asia?<br />
Today the concept of European security<br />
includes not only the traditional Europe<br />
and Euro-Atlantic ties but also the<br />
vast area of Eurasia. The importance of<br />
this approach was made clear by the<br />
acute crisis in Kyrgyzstan earlier this<br />
year which in fact has become the most<br />
serious test for our Organization since<br />
the Georgian conflict of 2008. Concerted<br />
efforts by the President of Kazakhstan<br />
and other world leaders helped avert a<br />
large-scale civil war in the country.<br />
Central Asia’s problems cannot be<br />
considered in isolation from the challenges<br />
stemming from the territory of<br />
Afghanistan. In addition to Kazakhstan’s<br />
educational programme, which is allocating<br />
50 million US dollars for the civilian<br />
vocational training of a thousand<br />
Afghan nationals at Kazakh universities,<br />
the Chairmanship is continuing to focus<br />
on the implementation of, and support<br />
through co sponsorship for, projects that<br />
are part of what is known as the “Afghan<br />
package” for strengthening Afghanistan’s<br />
borders with Central Asian countries,<br />
developing border co-operation and<br />
enhancing law enforcement activities.<br />
The countries of the region are also<br />
increasingly concerned with the problems<br />
of economic and environmental<br />
security. We think it important to draw<br />
attention to the problem of the Aral Sea<br />
– an environmental disaster for Central<br />
Asia that is having a proven negative effect<br />
on Europe.<br />
What does Kazakhstan expect from the<br />
summit in Astana this December?<br />
FOTO: <strong>SOCIETY</strong>/SCHIFFL<br />
24 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
The concept of the Kazakh Chairmanship<br />
is based on the principles of continuity<br />
and reflects our firm intention to help<br />
to increase the effectiveness of the OSCE<br />
and develop its potential as unique forum<br />
for dialogue, bringing together 56 countries<br />
from three continents. Kazakhstan,<br />
located at the very heart of Eurasia, is especially<br />
aware of the relevance of this kind of<br />
dialogue. We believe that our Chairmanship<br />
of the OSCE will mark a new stage in<br />
East-West relations and will serve to<br />
strengthen mutual trust.<br />
It was for this reason that the President<br />
of Kazakhstan proposed the idea of convening<br />
a summit meeting of the OSCE Heads<br />
of State to take place in Astana on 1 and 2<br />
December <strong>2010</strong>. We are grateful to the<br />
participating States for their support for<br />
this initiative.<br />
The dialogue on the future of European<br />
security, known as the Corfu Process,<br />
as well as the informal meeting of OSCE<br />
foreign ministers in Almaty made it possible<br />
to identify the most pressing problems<br />
in the OSCE area and outline ways of resolving<br />
them. Thus, at the Almaty meeting<br />
the President of Kazakhstan highlighted<br />
the idea of creating a single Euro-Atlantic<br />
and Eurasian security community within<br />
the OSCE – a common and indivisible area<br />
free from dividing lines and zones with different<br />
levels of security, in which the use of<br />
force or the threat of its use would be inconceivable.<br />
Of course, this is a major<br />
goal that will probably take time to<br />
achieve, but already no one doubts that it<br />
is one worth striving for.<br />
President Nazarbayev has spoken of<br />
adapting the OSCE to modern-day realities.<br />
How should the OSCE be adapted?<br />
One of the most important tasks for the<br />
Kazakh Chairmanship is a comprehensive<br />
strengthening of the OSCE as well as helping<br />
to increase its effectiveness and ability<br />
CURRICULUM VITAE<br />
H.E. Kairat Abdrakhmanov was born in 1964 in Kazakhstan.<br />
He studied history at the Kazakh National State University.<br />
After working as lecturer at the Kazakh National Technical<br />
University he started his career in the diplomatic service<br />
in 1993. He was Third and Second Secretary of the<br />
European Department, then Head of Division of the Department<br />
of Asia, Director of the Department of Europe and<br />
America, Director of the Department of Bilateral Co-operation,<br />
from 1999-2001 Vice-Minister of Foreign Affairs,<br />
then Minister Counselor at the Embassy in the UK, Ambassador<br />
to Israel, Deputy Foreign Minister and Ambassador<br />
to Austria. Since 2008 he has been Permanent Representative<br />
to the OSCE.<br />
to respond appropriately to modern-day<br />
threats and challenges.<br />
When we speak of reform we are not<br />
thinking of a revision of the Organization’s<br />
fundamental principles or the mechanisms<br />
that have been elaborated over<br />
decades. Our goal is to create favourable<br />
conditions for its evolutionary development,<br />
improving its potential, strengthening<br />
its mandate and developing all three<br />
dimensions of security.<br />
There is clearly a deep-seated crisis in<br />
the first “basket”, where despite all efforts<br />
the Treaty on Conventional Armed Forces<br />
in Europe (CFE Treaty) is not working and<br />
conflict prevention instruments are weakened.<br />
There has been no summit meeting<br />
of the OSCE Heads of State or Government<br />
for the last eleven years; since 2004 the<br />
Ministerial Council meetings have failed to<br />
adopt a final declaration, and adoption of<br />
the Organization’s budget has frequently<br />
been delayed as a result of conflicts.<br />
In many respects, given the need for a<br />
new outlook on the future of the Organization,<br />
we have enthusiastically continued<br />
the work of the Greek Chairmanship of the<br />
OSCE to promote dialogue on European security.<br />
The history of the OSCE shows the<br />
forum’s need for significant reforms<br />
roughly every ten years in line with the requirements<br />
of the regional situation – the<br />
Helsinki Final Act of 1975, the Charter of<br />
Paris of 1990, the Istanbul Charter for European<br />
Security of 1999.<br />
All the participating States recognize<br />
the need to improve the Organization’s<br />
legal framework. A group of States raised<br />
the question of the adoption of an OSCE<br />
Charter and a convention on its legal status,<br />
privileges and immunities. In fact,<br />
from a legal point of view the OSCE is currently<br />
functioning not as a fully fledged international<br />
organization with a legal status<br />
but rather as a conference forum.<br />
Our common task is to restore the spirit<br />
of trust and understanding of mutual interests<br />
to the OSCE, a forum which, by the<br />
way, has four nuclear powers among its<br />
members. The situation on our continent<br />
at the start of the twenty-first century<br />
clearly calls for a strengthening rather<br />
than a weakening of the OSCE. We need to<br />
resolve protracted local conflicts, co-operate<br />
in a civilized manner in the area of human<br />
rights and the promotion of democracy,<br />
protect the rights of national<br />
minorities, resolve environmental problems,<br />
facilitate economic ties, combat the<br />
drug trade and trafficking in human beings,<br />
dispose of old unexploded ammunition,<br />
help Afghanistan… But without trust<br />
real co-operation is impossible. The OSCE's<br />
adaptation must result in a greater level of<br />
trust and a consolidation of its efforts to<br />
combat the pressing challenges of the<br />
modern age.<br />
NUCLEAR TEST BAN<br />
First International Day against Nuclear Tests Marked in Astana<br />
Prominent academics, scientists, international officials,<br />
diplomats and activists convened in Astana on August 26,<br />
on the eve of the first global celebration of the UN-designated<br />
International Day against Nuclear Tests on August 29,<br />
to issue a strong call to the international community to<br />
make more resolute steps towards banning nuclear tests.<br />
They gathered for an international conference „Semipalatinsk:<br />
From Rehabilitation to Development“, jointly organized<br />
by the Ministry of Foreign Affairs of Kazakhstan<br />
and the United Nations, which also focused on the cooperation<br />
between Kazakhstan and international organizations<br />
in overcoming the aftermath of nearly 500 Soviet nuclear<br />
tests in the Semipalatinsk region that affected more<br />
than one and a half million people. Adopted on 2 December<br />
2009, the Resolution 64/35 of the UN General Assembly’s<br />
64th Session designated August 29 for celebrating the<br />
global effort to prevent nuclear tests from happening again<br />
and commemorating the anniversary of shutting down<br />
one of the world’s largest nuclear test sites at Semipalatinsk<br />
by a decree from Kazakhstan’s President Nursultan<br />
Nazarbayev back in 1991.<br />
The conference agenda comprised political aspects of<br />
ending nuclear testing and getting rid of nuclear weapons,<br />
and socio-economic and environmental challenges of and<br />
prospects for the Semipalatinsk region’s development.<br />
The speakers included Tibor Tóth, Executive Secretary of<br />
the Preparatory Commission of the Comprehensive Nuclear-Test-Ban<br />
Treaty Organization, Werner Burkart, Deputy<br />
Director General of the IAEA, Miroslav Jenca, Head of UN<br />
Regional Center for Preventive Diplomacy in Central Asia,<br />
Kori Udovicki, UN Assistant Secretary-General and Regional<br />
Director for Europe and CIS, as well as Olzhas<br />
Suleimenov, the founder and leader of the „Nevada-Semey“<br />
international anti-nuclear movement and currently<br />
Kazakhstan’s Ambassador to UNESCO.<br />
Opening the conference, Kazakhstan’s Secretary of State<br />
and Minister of Foreign Affairs Kanat Saudabayev read out<br />
the address of President Nazarbayev. Speaking of reinvigorating<br />
the nonproliferation and nuclear disarmament<br />
processes, President Nazarbayev called upon the whole international<br />
community to „start the process of drafting a<br />
Universal Declaration on a Nuclear Weapon Free World<br />
which would record the determination of all states to<br />
move, step by step, towards the ideals of a nuclear<br />
weapons free world.“<br />
Kanat Saudabayev added that by renouncing nuclear<br />
weapons, Kazakhstan has convincingly demonstrated that<br />
security does not depend on nuclear weapons but on<br />
peaceful foreign policy, internal stability and sustainable<br />
politico-economic development.<br />
„<br />
w<br />
C<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 25
KASACHSTAN<br />
BMEIA<br />
OSZE-Vorsitz <strong>2010</strong><br />
Kasachstan im Mittelpunkt<br />
Außenminister Michael Spindelegger spricht im <strong>SOCIETY</strong>-Interview über den OSZE-Vorsitz<br />
Kasachstans und die Erwartungen an das Gipfeltreffen in Astana im Dezember.<br />
Treffen mit Kasachstans Außenminister<br />
Kanat Saudabayev in Wien, Jänner <strong>2010</strong>.<br />
Österreich hat den Vorsitz Kasachstans<br />
bei der OSZE unterstützt. Welche Gründe<br />
gab es dafür?<br />
Österreich hat sich als einer der ersten<br />
Teilnehmerstaaten dafür ausgesprochen,<br />
Kasachstan und der Organisation für Sicherheit<br />
und Zusammenarbeit in Europa<br />
diese Chance zu eröffnen. Mit der Entscheidung,<br />
die beim OSZE-Ministerrat in<br />
Madrid 2007 im Konsens angenommen<br />
wurde, ist nicht nur Kasachstan, sondern<br />
die gesamte zentralasiatische Region verstärkt<br />
in den Mittelpunkt des OSZE-Geschehens<br />
gerückt. Schließlich soll unsere<br />
gemeinsame Arbeit in der OSZE zur besseren<br />
Umsetzung bestehender Verpflichtungen<br />
und zur Weiterentwicklung gemeinsamer<br />
Standards beitragen. Gerade aus<br />
diesem Grund haben wir den kasachischen<br />
Vorsitz von Anbeginn unterstützt.<br />
Dabei ist die Zielsetzung für uns Österreicher<br />
klar: Die Zusammenarbeit mit den<br />
Ländern östlich der EU-Außengrenze, die<br />
aus der Sowjetunion hervorgegangen sind<br />
- also mit den Ländern der Schwarzmeerregion<br />
und Zentralasiens - zu verstärken und<br />
„Eine bessere rechtliche Absicherung<br />
der OSZE wäre in vielerlei<br />
Hinsicht sinnvoll.“<br />
BM MICHAEL SPINDELEGGER<br />
in eine Sicherheitsgemeinschaft auszubauen.<br />
Ich bin zuversichtlich, dass beim<br />
OSZE-Gipfel in Astana im kommenden Dezember<br />
eine Einigung auf dieses Ziel einer<br />
Sicherheitsgemeinschaft gelingen wird.<br />
Kasachstan ist das erste muslimische,<br />
ex-sowjetische und erste zentralasiatische<br />
Land, das den OSZE-Vorsitz führt. Was erwarten<br />
Sie vom Vorsitz Kasachstans?<br />
Nach neun Monaten ist die bisherige Bilanz<br />
des kasachischen Vorsitzes eindeutig<br />
positiv: In der schnellen Reaktion auf die<br />
Kirgistan-Krise hat sich gezeigt, dass Kasachstan<br />
aufgrund seiner geografischen<br />
Zentrallage und seiner Geschichte mit allen<br />
Seiten eine vertrauensvolle Gesprächsbasis<br />
hat und diese zum Nutzen der OSZE<br />
einsetzt. So ist es dem Vorsitz gelungen, in<br />
enger Kooperation mit dem Generalsekretariat<br />
der OSZE, wichtige und rasche Konsensentscheidungen<br />
zur Stabilisierung der<br />
26 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
„Der OSZE-Gipfel in Astana<br />
darf nicht zum Selbstzweck<br />
werden.“<br />
BM MICHAEL SPINDELEGGER<br />
CURRICULUM VITAE<br />
Dr. Michael Spindelegger ist am 21. Dezember 1959 in Mödling<br />
geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Nach<br />
der Promotion zum Doktor iuris 1983 und der Gerichtspraxis<br />
war er beim Land Niederösterreich tätig. Von 1987 bis<br />
1990 war er Mitglied im Kabinett des Bundesministers für<br />
Landesverteidigung. Politische Tätigkeit: 1989-91 Europareferent<br />
in der ÖAAB-Bundesleitung, ab 1991 Bundesobmannstellvertreter<br />
des ÖAAB. Ab 1992 wechselnd Mitglied<br />
des Bundesrates, Abgeordneter zum Nationalrat und Mitglied<br />
des Europäischen Parlamentes. Von 1996 bis 2006<br />
Außenpolitischer Sprecher der ÖVP, Fraktionsführer im<br />
Außenpolitischen Ausschuss. 2000-2006 stellvertretender<br />
Klubobmann der ÖVP. 2002-2006 Leiter der österreichischen<br />
Delegation der Parlamentarischen Versammlung des<br />
Europarates. 2006-08 Zweiter Präsident des Nationalrates.<br />
Seit Dezember 2008 Außenminister.<br />
Lage in Kirgistan herbeizuführen.<br />
Dem kasachischen Vorsitz ist es auch zu<br />
verdanken, dass nach mehrjähriger Pause<br />
heuer wieder eine Anti-Diskriminierungskonferenz<br />
in Astana stattgefunden hat.<br />
Kasachstan mit seinen rund vierzig Ethnien<br />
ist selber ein gutes Beispiel für gelebte<br />
Multikonfessionalität. Letztlich ist auch<br />
die Entscheidung zur Einberufung eines<br />
OSZE-Gipfels mit ein Verdienst des Vorsitzes<br />
und Ausdruck der neuen Qualität der<br />
Beziehungen zwischen den Teilnehmerstaaten.<br />
Im Dezember wird das erste Gipfeltreffen<br />
der OSZE seit elf Jahren in Astana stattfinden.<br />
Welche Weichenstellungen müssen<br />
beim Gipfel getroffen werden, damit dieser<br />
als ein Erfolg bewertet werden kann?<br />
Wenngleich das Zustandekommen des<br />
ersten OSZE-Gipfels der Staats- und Regierungschefs<br />
seit elf Jahren schon an und<br />
für sich ein Ereignis ist, darf der Gipfel<br />
nicht zum Selbstzweck werden. Er muss<br />
sich eine messbare Stärkung der OSZE-Kapazitäten<br />
im Konfliktmanagement und<br />
eine engere Zusammenarbeit im Umgang<br />
mit transnationalen Bedrohungen<br />
zum Ziel setzen. Wir wollen diese Chance<br />
für eine Modernisierung der OSZE<br />
nützen und die Organisation fit für die<br />
Sicherheitserfordernisse des 21. Jahrhunderts<br />
machen: Ein Mehr an Rüstungskontrolle<br />
und vertrauensbildenden Maßnahmen,<br />
ein Mehr an Sicherheit für die Energieversorgung<br />
und ganz klar mehr Menschenrechte,<br />
auch in den „neuen“ Bereichen<br />
Medienfreiheit und Internetzugang<br />
lauten die Zielsetzungen..<br />
Es gibt Bestrebungen, die OSZE zu einer<br />
Organisation mit größerer rechtlicher Verbindlichkeit<br />
für die Teilnehmerstaaten zu<br />
machen, als sie es jetzt ist (völkerrechtlicher<br />
Status). Welche Position nimmt Österreich<br />
in dieser Frage ein? Soll die OSZE<br />
mehr sein als ein Diskussionsforum?<br />
Die OSZE bietet den Rahmen für einen<br />
politischen Dialogprozess, der rund eine<br />
Milliarde Menschen zwischen Vancouver<br />
und Wladiwostok erfasst. Genau darin<br />
liegt der Erfolg und Mehrwert dieser Organisation.<br />
Dennoch wäre aus Sicht Österreichs<br />
und der EU eine bessere rechtliche<br />
Absicherung in vielerlei Hinsicht sinnvoll.<br />
Sie würde verhindern, dass die OSZE und<br />
ihre Feldmissionen bei der Wahrnehmung<br />
ihrer Aufgaben regelmäßig mit Rechtsunsicherheiten<br />
und damit verbundenen Kosten<br />
konfrontiert sind. Entsprechende Fortschritte<br />
wurden allerdings in den letzten<br />
Jahren von Russland regelmäßig blockiert.<br />
Die federführende Arbeitsgruppe, die unter<br />
österreichischem Co-Vorsitz tagt, wird<br />
Ende September neuerlich in Wien zusammentreten.<br />
Ich hoffe, dass wir auch in<br />
dieser Frage beim kommenden Gipfel Fortschritte<br />
erzielen können.<br />
FOTOS: HOPI-MEDIA<br />
OSZE-Ministerkonferenz in<br />
Almaty, Juli <strong>2010</strong>.<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 27
KASACHSTAN<br />
WIRTSCHAFT<br />
Österreichisches Know-how für Kasachstan<br />
Strategische Partner<br />
Der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich Dr. Christoph Leitl spricht im <strong>SOCIETY</strong>-<br />
Interview über die Möglichkeiten, in Kasachstan Fuß zu fassen, den Know-how-Transfer und<br />
die Bedeutung kasachischer Rohstoffe für die heimische Wirtschaft.<br />
„Derzeit sind rund fünfzig<br />
österreichische Unternehmen<br />
in Kasachstan präsent.“<br />
CHRISTOPH LEITL<br />
Viele internationale Handelsdelegationen<br />
befinden sich momentan in Zentralasien<br />
und konkret in Kasachstan. Welche<br />
Hoffnungsmärkte hat Österreich dort?<br />
Kasachstan ist wie kaum ein anderes<br />
Land dieser Welt reich an Rohstoffen: angefangen<br />
von Erdöl und -gas, über Kohle, Erze<br />
und Mineralien bis hin zu Uran – Kasachstan<br />
ist der größte Uranproduzent<br />
weltweit. Das Land ist daher einerseits für<br />
Einkäufer als auch für Investoren und<br />
Unternehmen, die im Bereich der Rohstoffgewinnung<br />
aktiv sind, hoch interessant.<br />
Generell setzt die kasachische Regierung<br />
auf Modernisierung des Landes und<br />
Diversifizierung der Wirtschaft, um die<br />
Rohstofflastigkeit zu überwinden. Unter<br />
anderem werden der Ausbau der Agrarindustrie,<br />
die Ansiedlung von verarbeitender<br />
Industrie und der Infrastrukturausbau forciert.<br />
Gerade für österreichische Unternehmen,<br />
die in diesen Gebieten mit Knowhow<br />
und High-Tech punkten können,<br />
bieten sich künftig viele Chancen. Das hervorragende<br />
Wirtschaftswachstum – heuer<br />
werden plus vier Prozent erwartet – und<br />
die seit 1. Juli geltende Zollunion mit Russland<br />
eröffnen gute Marktchancen.<br />
Wie motivieren Sie österreichische Firmen<br />
nach Kasachstan zu gehen und welche<br />
Tools bzw. Assets kommen von Ihnen zum<br />
Einsatz?<br />
Mit unserer neuen Außenhandelsstelle<br />
in Almaty sind wir der erste Ansprechpartner<br />
für österreichische Unternehmen,<br />
die in Kasachstan Fuß fassen wollen. Wir<br />
unterstützen vor Ort bei der Geschäftsanbahnung,<br />
stellen die in Kasachstan besonders<br />
wichtigen persönlichen Kontakte<br />
zu potenziellen Geschäftspartnern her,<br />
machen bei Inlandsseminaren und Wirtschaftsmissionen<br />
auf die vielfältigen Geschäftschancen<br />
aufmerksam und bieten<br />
individuelle Beratung.<br />
Ist Kasachstan eher ein Markt für österreichische<br />
Groß-, Mittel-, oder Kleinbetriebe?<br />
Kasachstan ist nicht Mitglied der<br />
Welthandelsorganisation und kein einfacher<br />
Markt, das darf auch gesagt werden.<br />
Für Erstexporteure ist es sicher nicht<br />
einfach, wenn sie auf sich alleine gestellt<br />
sind. Aber genau dafür sind wir mit unseren<br />
Experten im Inland und unserer<br />
Außenhandelsstelle da. Erfahrungen mit<br />
osteuropäischen Ländern oder Russland<br />
sind aber sicher ein Vorteil, wenn man in<br />
Kasachstan Geschäfte machen will. Aber<br />
generell gilt: Auch KMUs können hier<br />
mit der nötigen Vorbereitung erfolgreich<br />
sein.<br />
Schätzen Sie die politische Lage Kasachstans<br />
so stabil ein, dass kein Risiko für<br />
FOTOS: WKO, PIXELIO<br />
28 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
österreichische Firmen besteht?<br />
Kasachstan ist seit vielen Jahren ein<br />
verlässlicher Wirtschaftspartner und treibt<br />
konsequent und erfolgreich die Modernisierung<br />
der Wirtschaft und des Landes<br />
voran. Ein Beweis für die positive politische<br />
Entwicklung ist der derzeitige kasachische<br />
OSZE-Vorsitz. Probleme gibt es eher durch<br />
die hohe Abhängigkeit der Wirtschaft vom<br />
Erdölsektor und die dadurch noch mangelnde<br />
Diversifizierung – doch daran wird<br />
gearbeitet. Bürokratische Hürden sind<br />
auch noch in manchen Bereichen spürbar,<br />
aber sie sind bewältigbar. Aber auch dafür<br />
stehen wir mit unserer Außenhandelsstelle<br />
und unserem Handelsdelegierten Michael<br />
Müller beratend jedem österreichischen<br />
Unternehmen zur Verfügung.<br />
Wie sieht die Handelsbilanz zwischen<br />
Österreich und Kasachstan aus?<br />
Im Vorjahr machten die österreichischen<br />
Exporte nach Kasachstan 199 Millionen<br />
Euro aus. Importiert wurden Waren<br />
im Wert von 938 Millionen Euro. Das aus<br />
österreichischer Sicht hohe Handelsbilanzdefizit<br />
ist dadurch erklärbar, weil Kasachstan<br />
einer unserer wichtigsten Erdöllieferanten<br />
ist. Österreich exportiert allen<br />
voran Rohre und Gerät für die Erdölförderung,<br />
Pharmazeutika sowie Maschinen<br />
und Produkte für diverse Branchen, insbesondere<br />
die wachsende lebensmittelverarbeitende<br />
Industrie und den wichtigen Eisenbahnsektor.<br />
Seit vielen Jahren sind<br />
„Kasachstan ist einer unserer<br />
wichtigsten Erdöllieferanten.“<br />
CHRISTOPH LEITL<br />
CURRICULUM VITAE<br />
Dr. Christoph Leitl wurde am 29. März 1949 in Linz geboren.<br />
Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. 1973 promovierte<br />
er in Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der Johannes<br />
Kepler Universität in Linz. Zwischen 1977 und 1990<br />
führte er das Familienunternehmen Bauhütte Leitl-Werke<br />
und war bis 1990 auch Bundesvorsitzender der Jungen Industrie<br />
sowie Abgeordneter zum oberösterreichischen<br />
Landtag. Von 1990 bis 2000 war er Mitglied der oberösterreichischen<br />
Landesregierung, davon fünf Jahre auch Landeshauptmann-Stellvertreter.<br />
Er ist seit dem Jahr 2000 Mitglied<br />
des Bundesparteivorstandes der ÖVP und Präsident<br />
der WKÖ, ferner war er von 2005 bis 2009 Präsident des<br />
Europäischen Wirtschaftsbundes.<br />
auch österreichische Markenprodukte von<br />
z. B. Frey Wille oder Orion (Leuchten,<br />
Anm.) in Kasachstan vertreten.<br />
Wie viele österreichische Firmen sind in<br />
Kasachstan operativ tätig?<br />
Derzeit sind rund fünfzig österreichische<br />
Unternehmen selbst oder über lokale<br />
Partner in Kasachstan präsent. Unter anderem<br />
sind hierbei die Firmen VAMED, Plasser&Theurer<br />
oder die OMV zu erwähnen.<br />
Weiters errichtet Doppelmayr gerade eine<br />
neue Gondelbahn mit einer Kapazität für<br />
2.000 Personen pro Stunde zum Chimbulak<br />
Skigebiet in Almaty, dem Austragungsort<br />
der Asia Winter Games 2011. Die Firma<br />
Duktus Tiroler Rohrsysteme liefert Hochdruckgussrohre<br />
für Beschneiungsanlagen<br />
für das Langlauf- und Biathlonstadion in<br />
Almaty, das Unternehmen BSH liefert Ventilationssysteme<br />
für das in Bau befindliche<br />
neue U-Bahnnetz in Almaty und die Firma<br />
Capmex berät die kasachische Börse bei<br />
der Entwicklung des kasachischen Börseund<br />
Finanzplatzes.<br />
Warum ist Kasachstan für Österreich<br />
wirtschaftlich von Bedeutung und vice versa?<br />
Auf der einen Seite ist Kasachstan ein<br />
wichtiger strategischer Partner bei der<br />
Energieversorgung Österreichs, andererseits<br />
können österreichische Firmen mit<br />
ihrer Kompetenz Kasachstan bei der weiteren<br />
Industrialisierung und Modernisierung<br />
in allen Bereichen unterstützen. Dabei<br />
möchte ich unbedingt erwähnen, dass<br />
österreichische Unternehmen in Kasachstan<br />
als verlässliche Partner und Lieferanten<br />
bester Technologien und Know-how<br />
geschätzt werden, wie mir immer wieder<br />
von kasachischer Seite bestätigt wird.<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 29
KASACHSTAN<br />
AEF<br />
Astana Economic Forum<br />
“Maastricht Plus”<br />
The Third Astana Economic Forum dedicated to the issues of ensuring sustainable economic<br />
growth in the post-crisis period was held in Kazakhstan in July this year.<br />
The history of the Forum began in June<br />
2008, when around 370 participants<br />
from 45 countries visited the Kazakh<br />
capital to discuss various aspects of the<br />
global economy: integration, competitiveness<br />
and macroeconomic regulation. To<br />
some extent the idea of creating a platform<br />
for sharing ideas and experiences was<br />
brought about by the consequences of the<br />
global liquidity crisis in 2007.<br />
***<br />
Pros and cons of a global economy<br />
Being a flagship of integration processes<br />
among post-soviet countries, Kazakhstan<br />
was the first country to experience negative<br />
consequences of being deeply involved<br />
in the global economy. The most obvious<br />
reaction to the occurred situation could be<br />
adoption of the economic isolationism<br />
policy aimed at lower dependence on upheavals<br />
on the global markets. However, in<br />
this case the simplest solution was not the<br />
best one. Despite possible risks the integration<br />
allows achieving more rapid economic<br />
development, taking advantage of mutually<br />
beneficial cooperation with other<br />
countries. The young Central Asian state<br />
has experienced positive impacts of integration,<br />
demonstrating impressive growth<br />
of GDP in the pre-crisis years - an average of<br />
26 per cent from 2000 to 2007. Despite sufficient<br />
number of existing Eurasian platforms<br />
for high-level discussion of the global<br />
economic issues, there still was a certain<br />
lack of events, which would provide opportunity<br />
to professional economists, financiers<br />
and politicians to share their views<br />
and experiences, as well as combine efforts<br />
in finding solutions to the most problematic<br />
issues.<br />
***<br />
Nobel laureates at the Forum<br />
Filling the communication void the Forum<br />
brought together over 1200 participants<br />
and representatives from 29 international<br />
organizations in 2009. Elaboration<br />
of recommendations for economic development<br />
in global crisis conditions was put<br />
on the agenda. The international economic<br />
gurus the Nobel laureate Robert<br />
Mundell and Edmund Phelps showed their<br />
interest to the discussion. The event was<br />
President Nursultan<br />
Nazarbayev<br />
covered by the world-famous TV and print<br />
media, such as BBC, Financial times, and<br />
France press. The current year Economic<br />
Forum brought together more than 2000<br />
representatives of political and business<br />
leaders from more than fifty countries, as<br />
well as leading scientists, public and media<br />
representatives. The "stars" of the world<br />
economic thought were represented by<br />
the Norwegian economist Finn E. Kydland<br />
and Robert A. Mundell, who attended the<br />
Forum for the second time.<br />
***<br />
Speech by the President<br />
The President of Kazakhstan Nursultan<br />
Nazarbayev dedicated his opening ceremony<br />
speech to the problems of post-crisis<br />
development, integration and the global financial<br />
system. The important point raised<br />
by the President of Kazakhstan was a matter<br />
of post-crisis development in the OSCE<br />
member states.<br />
"Many states, participating in the integration<br />
of different formats, such as the<br />
G8, G20, SCO, CICA, Islamic Economic Conference<br />
are actively discussing the issues of<br />
post-crisis development as a key agenda,<br />
whereas specifically within the OSCE the<br />
crisis and anti-crisis issues have not been<br />
raised even at the facultative level. I therefore<br />
propose to initiate elaboration of a<br />
new instrument, which can conventionally<br />
be called "Maastricht plus", - said Nursultan<br />
Nazarbayev. The President proposed to<br />
discuss the document at the OSCE summit,<br />
which is expected to be held in Astana at<br />
the end of this year. OSCE Secretary General<br />
Marc Perrin de Brichambaut, who also<br />
spoke at the first plenary session of the Forum,<br />
supported the initiative of the President.<br />
The UN Under-Secretary-General Jan<br />
Kubis has also expressed his endorsement<br />
of the initiative and his hope that "the idea<br />
is raised and worked out”.<br />
***<br />
Global currency<br />
Nursultan Nazarbayev also announced<br />
another initiative of Kazakhstan – the integration<br />
on the Eurasian space. "Today I<br />
come forward with a new Kazakh initiative<br />
of a real and meaningful filling of the second<br />
basket of the OSCE, I believe that this<br />
particular organization is able to implement<br />
the idea of the full-scale Eurasian integration,"<br />
– alleged the Head of the State.<br />
He also outlined seven directions of work<br />
on integration, including the development<br />
of fair trade, transport and communications<br />
infrastructure, alternative energy,<br />
human resources, promotion of mutual investment<br />
and integration of financial markets<br />
in Europe and Asia.<br />
N. Nazarbayev proposed an issue of the<br />
single global currency to top the agenda of<br />
the IV Astana Economic Forum. "I continue<br />
to insist that the new global economy<br />
needs a new global currency. I think that<br />
this is still relevant. Speaking about the crisis,<br />
we never raised the roots of the problem<br />
- deficiency of the global currency,<br />
which is not being monitored," - explained<br />
Mr. Nazarbayev.<br />
The need to influence the inevitable<br />
process of globalization poses new challenges<br />
and new opportunities to the international<br />
community. The positive outcomes<br />
of overcoming economic crisis and<br />
keeping openness to the outside of the<br />
economy is the experience that, as seen<br />
from the last forum, Kazakhstan could<br />
share with the world community.<br />
30 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
„Wahre Stärke kommt von innen und hat viel mit Balance zu tun. Wer nun<br />
wie Berger das Österreichische Umweltzeichen für den Bogen- und Rollenoffsetdruck<br />
sowie Digitaldruck trägt, sorgt für diese Balance. Stark ist auch, wie<br />
Berger für seine Kunden Bäume pflanzt – für ein nachhaltiges Miteinander.“<br />
Ausdruck von<br />
Stärke.<br />
Ferdinand Berger & Söhne GmbH | Wiener Straße 80 | A-3580 Horn | T 02982-4161-0 | F 02982-4161-268<br />
Stadtbüro Wien | Pulverturmgasse 3 | A-1090 Wien | T 01-313 35-0 | F 01-313 35-19<br />
www.berger.at
KASACHSTAN<br />
WIRTSCHAFT<br />
Größte Volkswirtschaft in Zentralasien<br />
Drehscheibe Kasachstan<br />
Kasachstan bietet ausländischen Unternehmen viele Möglichkeiten als Dreh- und Angelpunkt<br />
zwischen Ost und West. Der Aufbau der Infrastruktur erfordert Know-how und moderne Technologien.<br />
Kasachstan ist außerdem einer der wichtigsten Öl- und Gaslieferanten der Welt.<br />
Hauptstadt Astana<br />
Kasachstan wird als Stabilitätsfaktor in<br />
Zentralasien geschätzt und genützt. Es<br />
kann als Drehscheibe im politischen<br />
wie auch im wirtschaftlichen Sinn gesehen<br />
werden, da es sowohl mit China und<br />
Russland als auch mit den westlichen Staaten<br />
sehr gute Beziehungen unterhält. <strong>2010</strong><br />
führt es den Vorsitz der OSZE.<br />
***<br />
Öl und Gas<br />
Hauptexportwaren Kasachstans sind<br />
nach wie vor Öl gefolgt von Gas. Doch auch<br />
Produkte aus der Landwirtschaft wie zum<br />
Beispiel Baumwolle oder dem Bergbau wie<br />
etwa Metallerze, die im großen Maße vorhanden<br />
sind, sind gefragte Exportartikel<br />
aus der größten Volkswirtschaft in Zentralasien.<br />
Die nachgewiesenen Erdölreserven<br />
des Landes belaufen sich auf rund 44 Milliarden<br />
Barrel, hinzu kommen die im Jahr<br />
2000 entdeckten Offshore-Funde im kasachischen<br />
Hoheitsgebiet des Kaspischen<br />
Meeres. Mit Hilfe von ausländischen Investoren<br />
treibt die Regierung die Ausweitung<br />
von Lagerplätzen und Produktionskapazitäten<br />
stetig voran, um den Handel mit<br />
dem Öl auch in weiterer Zukunft problemlos<br />
zu sichern. Das Problem mit dem Ölund<br />
Gashandel ist die schwierige Gestaltung<br />
einer wirtschaftlichen Diversifizierung<br />
durch andere Exportartikel. Die beiden<br />
Hauptexportprodukte machten im<br />
vergangenen Jahr über sechzig Prozent der<br />
Ausfuhren aus. Jedoch ist Kasachstan bemüht,<br />
die Diversifizierung voranzutreiben,<br />
und zuversichtlich, diese auch in den nächsten<br />
Jahren steigern zu können.<br />
***<br />
Schwerpunkt Uran<br />
Im April des vergangenen Jahres schlug<br />
US-Präsident Barack Obama vor, die Nichtverbreitung<br />
von Atomwaffen durch eine<br />
internationale Aufsichtsbehörde über die<br />
Urananreicherung zu verstärken. Präsident<br />
Nasarbajew war der Erste, der darauf reagierte<br />
und bereits am Tag danach den Vorschlag<br />
unterbreitete, eine Art „Brennstoffbank“<br />
in Kasachstan anzusiedeln. Sein<br />
Land habe bereits den Atomwaffensperrvertrag<br />
unterschrieben und alle noch im Land<br />
befindlichen Atomwaffen, die nach der<br />
32 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
Auflösung der Sowjetunion in Kasachstan<br />
lagerten, an Russland übergeben. Zudem<br />
ist Kasachstan der drittgrößte Förderer von<br />
Uran weltweit. Auch für die friedliche Nutzung<br />
von Uran, wie beispielsweise als Energierohstoff<br />
für Atomkraftwerke, ist Kasachstan<br />
für die Zukunft gerüstet.<br />
***<br />
Finanzkrise<br />
Kasachstan wurde von der internationalen<br />
Währungs- und Finanzkrise hart getroffen.<br />
Aufgrund der internationalen Verflechtung<br />
wurde Kasachstan als eine der<br />
ersten Regionen von der globalen Krise erfasst.<br />
Vor allem der Bankensektor des Landes,<br />
der international hoch verschuldet ist,<br />
geriet dadurch in Schwierigkeiten. Der<br />
Bankensektor Kasachstans ist stark von Kapitalzufuhr<br />
ausländischer Banken abhängig<br />
und hat in der Vergangenheit große Summen<br />
an Kapital am internationalen Kapitalmarkt<br />
aufgenommen und dieses über Kredite<br />
an Unternehmen und Haushalte<br />
weitergereicht. Fallende Rohstoffpreise<br />
schmälerten ab Mitte 2008 die Exporterlöse<br />
für Öl- und Gasprodukte und dadurch die<br />
Staatseinnahmen. Der größte Teil der von<br />
den Banken aufgenommenen Kapitalzufuhren<br />
floss in den Konsum und in den Immobiliensektor.<br />
Dies heizte die Binnennachfrage<br />
an und führte zu einem Bauboom. Der<br />
Zusammenbruch des Immobiliensektors<br />
war jedoch ein weiterer Faktor, der die Banken<br />
in Schwierigkeiten geraten ließ.<br />
***<br />
Das Rettungspaket<br />
Die Regierung schnürte ein Rettungspaket<br />
in einem Gesamtumfang von etwa vier<br />
Milliarden US-Dollar, durch das vor allem<br />
die Fertigstellung laufender Bau- und Industrieprojekte<br />
gesichert wurde. Gleichzeitig<br />
versorgte der Staat das Bankensystem mit<br />
Geld, um die Liquidität abzusichern. Anfang<br />
2009 sah sich der Staat jedoch gezwungen,<br />
die Anteilsmehrheiten an zwei<br />
der führenden Banken des Landes zu übernehmen,<br />
was einer Verstaatlichung nahe<br />
kommt. Ferner versorgte der Staat noch<br />
zwei andere große Geldinstitute mit ca. einer<br />
Milliarde US-Dollar. Dank seiner ausreichenden<br />
Devisenreserven konnte Kasachstan<br />
so die nötigen Mittel ohne weitere<br />
Probleme aufbringen. Die Reserve<br />
schrumpfte aber deshalb von 22 Milliarden<br />
auf ca. 16 Milliarden US-Dollar.<br />
Im Unterschied zu anderen GUS-Staaten<br />
wertete die Zentralbank den kasachischen<br />
Tenge um rund zwanzig Prozent gegenüber<br />
dem US-Dollar ab, sodass ein Kurs von 150<br />
Tenge für einen US-Dollar gehalten werden<br />
kann. Damit sollten die Wettbewerbsfähigkeit<br />
des Landes erhalten und die Währungsreserven<br />
geschont werden. Der daraus<br />
resultierende Nachteil ist aber, dass die<br />
Importe einer Verteuerung unterliegen und<br />
die Rückzahlung von ausländischen Krediten<br />
der Währungsabschwächung wegen<br />
zu neuen Problemen führen wird.<br />
***<br />
Österreich investiert<br />
Im Zuge der Diversifizierung der kasachischen<br />
Wirtschaft wird der Ausbau der Agrarwirtschaft<br />
und der Infrastruktur vorangetrieben.<br />
Österreichische Firmen, die in<br />
diesen Sektoren tätig sind, haben gute Chancen,<br />
kasachischen Markt mitzumischen.<br />
Know-how und Technik können hier als<br />
Stichworte genannt werden. Vor allem der<br />
pharmazeutische Sektor und die Maschinenerzeugung<br />
sind Branchen, die zukünftig<br />
verstärkt Geschäftschancen bieten. Auch die<br />
lebensmittelverarbeitende Industrie und der<br />
Ausbau des Schienennetzes sind für österreichische<br />
Firmen interessante Optionen. Zudem<br />
werden österreichische Firmen in Kasachstan<br />
als verlässliche Partner in den<br />
Punkten Know-how, Qualität sowie bester<br />
und neuester Technologien geschätzt.<br />
WIRTSCHAFTSDATEN<br />
Außenhandel von Kasachstan mit Österreich<br />
Importe Österreichs aus Kasachstan: ca. 1 Mrd. EUR<br />
(2008), 938 Mio. EUR (2009)<br />
Bedeutendste Importprodukte: Öl und Gas, Eisen und<br />
Stahl sowie Baumwolle<br />
Exporte Österreichs nach Kasachstan: ca. 250 Mio. EUR<br />
(2008), 198 Mio. EUR (2009)<br />
Bedeutendste Exportprodukte: Pharmazeutika, Maschinen<br />
und Anlagen, Waren aus Eisen oder Stahl sowie chemische<br />
Erzeugnisse<br />
Wirtschaftdaten Kasachstan<br />
Bedeutende Wirtschaftssektoren: , Gas, Mineralien, Metalle<br />
und Landwirtschaft<br />
Währung: Tenge (KZT), 1 EUR = ca. 203 KZT<br />
BIP: 76 Mrd. EUR<br />
BIP/Kopf: 4.750 EUR<br />
Wirtschaftswachstum: 5,2 %<br />
Arbeitslosigkeit: 5,8 %<br />
Inflation: 5,2 %<br />
Auslandverschuldung: 71,6 Mrd. EUR<br />
Exporte: 31,6 Mrd. EUR<br />
Importe: 20,5 Mrd. EUR<br />
Wichtigste Exportmärkte: Italien, Schweiz, China, Russland<br />
und Frankreich<br />
Wichtige Exportprodukte: Öl und Gas, Metalle, Lebensmittel<br />
und Chemikalien<br />
Wichtigste Importmärkte: Russland, China, Deutschland,<br />
USA und Ukraine<br />
Wichtige Importprodukte: Maschinen, Metalle, Mineralprodukte<br />
und Chemikalien<br />
(Quelle: AWO, Stand September <strong>2010</strong>)<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 33
KASACHSTAN<br />
KOMMENTAR<br />
Kasachischer OSZE-Vorsitz: Gipfeltreffen als würdiger Abschluss<br />
Premiere an der Spitze der OSZE<br />
Kasachstan ist das erste muslimische, ex-sowjetische und zentralasiatische OSZE-Vorsitzland.<br />
Einen Höhepunkt kann Astana schon jetzt für sich verbuchen: Das erste Gipfeltreffen der 56<br />
OSZE-Staaten seit zehn Jahren wird im Dezember stattfinden. Von HERMINE SCHREIBERHUBER<br />
Das berühmte Kurmangazy-Orchester<br />
in<br />
der Wiener Hofburg<br />
Mehr als die Hälfte der einjährigen kasachischen<br />
Präsidentschaft in der Organisation<br />
für Sicherheit und Zusammenarbeit<br />
in Europa (OSZE) ist bereits<br />
abgelaufen. Eine Zwischenbilanz zu ziehen,<br />
ist nicht einfach, zeichnet sich die OS-<br />
ZE doch oft durch stille Diplomatie und<br />
Vermittlungstätigkeit hinter den Kulissen<br />
aus, die nicht immer den Weg an die Öffentlichkeit<br />
finden. Jedenfalls kann die<br />
Führung in Astana ihren Vorsitz am Jahresende<br />
mit einem Gipfeltreffen krönen, das<br />
erste der 56 OSZE-Staaten seit Istanbul<br />
1999.<br />
Jahrelang hatte sich Kasachstan um den<br />
Vorsitz der in Wien ansässigen Sicherheitsorganisation<br />
bemüht, bis es <strong>2010</strong> endlich<br />
klappte. Präsident Nursultan Nasarbajew<br />
erklärte diese Aufgabe zu einer „nationalen<br />
strategischen Priorität“. Außenminister<br />
Kanat Saudabajew versprach sich von einem<br />
Treffen der politischen Führer im Zuge<br />
des Vorsitzjahres dringend benötigte politische<br />
Impulse. Denn die OSZE habe seit<br />
Jahren keine politische Erklärung zustande<br />
gebracht. Dies dürfte freilich auch bei<br />
dem für Anfang Dezember geplanten Gipfel<br />
nicht einfach zu bewältigen sein.<br />
Immerhin ist die anfängliche Gipfel-<br />
Skepsis einiger OSZE-Staaten zuletzt einer<br />
breiten Zustimmung gewichen. Ein Treffen<br />
auf höchster Ebene müsse in der Substanz<br />
gerechtfertigt sein, lautete der Tenor. Auch<br />
die USA, die eine klare Agenda forderten,<br />
gaben ihre Vorbehalte auf. Die kasachische<br />
Performance an der OSZE-Spitze, etwa<br />
beim Krisenmanagement im benachbarten<br />
Kirgisistan, mag Überzeugungsarbeit geleistet<br />
und zum Stimmungswandel beigetragen<br />
haben. Mitte Juli einigten sich die OS-<br />
ZE-Außenminister in Almaty auf den<br />
Gipfel in Astana.<br />
Österreichs Außenminister Michael<br />
Spindelegger erwartet vom OSZE-Gipfel<br />
für die EU einen Beitrag zur Überwindung<br />
des Patts zwischen Russland und den NA-<br />
TO-Staaten in Sachen Abrüstung. Die Zusammenführung<br />
von transatlantischer<br />
und eurasischer Sicherheit sei Kasachstan<br />
zu verdanken. Österreich erhofft eine Stärkung<br />
der Konfliktlösungskapazität der OS-<br />
ZE, freilich auch Fortschritte bei Menschenrechten<br />
und Medienfreiheit im Vorsitzland,<br />
wie der Minister nach dem Treffen<br />
in Almaty betonte. Dass Wien zeitweilig<br />
als Gipfelort im Gespräch war, ist für<br />
Österreichs Diplomatie kein Thema; die<br />
Austragung stehe dem Vorsitzenden zu.<br />
Kasachstan selbst sieht mit dem Gipfel<br />
ein Hauptanliegen seines Vorsitzjahres verwirklicht.<br />
Laut Nasarbajew sind die Staatsführer<br />
gefordert, Maßnahmen gegen Bedrohungen<br />
im euroatlantischen und im<br />
eurasischen Raum zu erarbeiten. Freilich –<br />
daneben bietet sich in Astana eine neuerliche<br />
Chance, sich der Welt als Plattform<br />
für Toleranz und für den Dialog der Kulturen<br />
und Religionen zu präsentieren. Der<br />
Langzeit-Präsident hatte sein Land in den<br />
vergangenen Jahren mehrfach durch internationale<br />
Dialogkonferenzen geschickt in<br />
den Fokus des Interesses gerückt.<br />
Die Regionalmacht feiert in der OSZE<br />
ohnehin bereits eine mehrfache Premiere,<br />
denn Kasachstan ist nicht nur das erste<br />
zentralasiatische, sondern auch das erste<br />
mehrheitlich muslimische Land an der<br />
OSZE-Spitze. Die Führung in Astana fühlt<br />
FOTOS: <strong>SOCIETY</strong>/PROKOFIEFF<br />
34 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
sich prädestiniert, die latenten internen<br />
Differenzen zwischen westlichen und östlichen<br />
Staaten der Organisation überbrücken<br />
zu helfen. Russland hat in der OSZE<br />
in den letzten Jahren oft gebremst, wenn<br />
es um Ex-Sowjet-Republiken ging. Georgien<br />
ist nur ein Beispiel für die ungelösten<br />
ethnischen Konflikte in diesem Raum, derer<br />
sich die OSZE annimmt.<br />
***<br />
Konfliktherde Georgien, Kirgisistan,<br />
Afghanistan<br />
Vor dem Gipfel galt und gilt es, die Mühen<br />
der Ebene zu bewältigen. Das Afghanistan-Problem<br />
stand ganz oben auf der<br />
Agenda, als Kasachstan den OSZE-Vorsitz<br />
übernahm. Der regionale Nachbar Afghanistan,<br />
Quelle des internationalen Terrorismus<br />
und der Drogenproduktion, müsse<br />
näher an die Normalität herangeführt werden,<br />
lautete die Devise Astanas. Ein Gutteil<br />
der OSZE-Staaten sei militärisch oder humanitär<br />
am Hindukusch involviert. Kasachstan<br />
finanziert Ausbildungsprojekte.<br />
Angesichts der September-Wahlen steht<br />
Afghanistan vor einer harten Probe.<br />
Doch dann war es ein anderes Nachbarland,<br />
das den OSZE-Vorsitzenden auf Trab<br />
hielt. Troubleshooting in Kirgisistan war<br />
angesagt. Im April wurde Präsident Kurman<br />
Bakijew nach Massenprotesten gestürzt.<br />
Im Juni kamen bei ethnischen Unruhen<br />
im Süden zwischen Kirgisen und<br />
der usbekischen Minderheit rund 2.000<br />
Menschen ums Leben. Übergangspräsidentin<br />
Rosa Otunbajewa hielt dennoch am Juni-Termin<br />
für das Verfassungsreferendum<br />
fest, das die Zukunft in eine parlamentarische<br />
Republik weisen soll. Unterdessen<br />
wurden Parlamentswahlen für den 10. Oktober<br />
angesetzt.<br />
Als Erfolg verbuchte Kasachstan den<br />
Beschluss der OSZE, Anfang September eine<br />
Polizeimission in das kirgisische Krisengebiet<br />
zu entsenden. Die rund 50 Polizisten<br />
sollen lokale Sicherheitsbehörden unterstützen<br />
und Vertrauen zwischen Sicherheitskräften<br />
und Bevölkerung herstellen<br />
Präsentation des Teams<br />
„Astana“ in den Redoutensälen<br />
mit Radfahrstar<br />
Alberto Contador (Mitte)<br />
helfen. Der kasachische OSZE-Botschafter<br />
in Wien, Kairat Abdrakhmanow, hofft,<br />
dass durch diesen Einsatz ein Übergreifen<br />
der Spannungen auf andere Regionen verhindert<br />
werden kann. Ein weiterer OSZE-<br />
Erfolg: Zwei Dutzend Parteien unterschrieben<br />
den Verhaltenskodex der OSZE. Doch<br />
die Krise ist damit noch lange nicht ausgestanden.<br />
Daneben treten Bemühungen um die<br />
Lösung alter Konflikte auf der Stelle. Zwei<br />
Jahre nach dem Fünf-Tage-Krieg zwischen<br />
Russland und Georgien ging im Juli in<br />
Genf die zwölfte Gesprächsrunde praktisch<br />
ergebnislos zu Ende. Die nächste<br />
Runde der Kontrahenten unter Ägide von<br />
UNO, EU und OSZE ist für Mitte Oktober<br />
angesetzt. Moskau lässt keine Beobachter<br />
in die strittigen Gebiete. Nach dem Krieg<br />
hatte Moskau die abtrünnigen georgischen<br />
Regionen Abchasien und Südossetien als<br />
selbständig anerkannt. In der bewaffneten<br />
Auseinandersetzung hatten sich lang anhaltende<br />
Spannungen und Provokationen<br />
entladen.<br />
***<br />
Kasachstan präsentierte sich in allen<br />
Facetten<br />
Kasachstan ist es gelungen, sich in diesem<br />
Jahr am OSZE-Sitz Wien exzellent und<br />
facettenreich zu präsentieren. Zum Auftakt-Galakonzert<br />
in der Wiener Hofburg<br />
wurden an Musikern und Sängern alle Stars<br />
aufgeboten, die im Lande Rang und Namen<br />
haben. Symphonieorchester und Chor der<br />
kasachischen Staatsoper interpretierten<br />
Klassik, das Kurmangazy-Orchester kasachische<br />
Volksmusik. Unter den Gesangsstars<br />
ragte Maira Kerey heraus, die an der Pariser<br />
Oper als Mimi in „La Boheme“ debütierte.<br />
Wien wurde zum OSZE-Auftakt auch<br />
für einen sportlichen Höhepunkt ausgewählt.<br />
Die Redoutensäle in Wien waren in<br />
diesem Jahr ungewöhnlicher Schauplatz<br />
für die offizielle Mannschaftspräsentation<br />
des kasachischen Radsport-Teams Astana<br />
mit Tour-de-France-Sieger Alberto Contador.<br />
Dem von Kasachstan gesponserten<br />
ProTour-Rennstall gehören neben dem<br />
zweifachen Toursieger Contador auch die<br />
Topfahrer Oscar Pereiro und Alexander<br />
Winokurow an.<br />
Zuletzt wartete Kasachstan wieder mit<br />
einer Kunstausstellung in der Bundeshauptstadt<br />
auf, die zwei ganz unterschiedliche<br />
Aspekte der kasachischen Kultur darbot<br />
– vorchristliche Mythologie und<br />
zeitgenössische Kunst. Im Rahmen des Projekts<br />
„Die Große Seidenstraße“ wurden<br />
archäologische Rekonstruktionen skythischer<br />
Funde des Künstlers und Restaurators<br />
Krym Altynbekov gezeigt. Die Wanderausstellung<br />
der Kunstgalerie „Has Sanat“<br />
vermittelte einen Einblick in das Schaffen<br />
von rund vierzig kasachischen Malern und<br />
Kunstwebern der Gegenwart.<br />
Ende August wurde in der Wiener UNO-<br />
City mit einer Schau eines Kapitels der Sowjet-Geschichte<br />
Kasachstans gedacht, das<br />
noch nicht abgeschlossen ist. Der Internationale<br />
Tag gegen Atomversuche wurde<br />
auf Anregung Kasachstans, wo Menschen<br />
noch immer an gesundheitlichen Spätfolgen<br />
leiden, erstmals begangen. Am 29. August<br />
1949 war auf dem damaligen Sowjet-<br />
Atomtestgelände Semipalatinsk die erste<br />
Atombombe der UdSSR gezündet worden.<br />
Genau 42 Jahre später ließ Nasarbajew die<br />
Anlage schließen, wo im Kalten Krieg rund<br />
500 Nukleartests erfolgten.<br />
Kasachstan hat sich seit seiner Unabhängigkeit<br />
zu einem wichtigen Akteur der<br />
Staatengemeinschaft entwickelt. Das flächenmäßig<br />
neuntgrößte Land mit nur 15<br />
Millionen Einwohnern übernahm 1989 als<br />
Rüstungszentrum der arbeitsteiligen<br />
UdSSR ein schwieriges Erbe, wie der<br />
Außenminister in einem Pressegespräch<br />
resümierte; seither habe es „eine Erfolgsgeschichte“<br />
erlebt. Die geostrategische Lage<br />
und die enormen Bodenschätze wie Öl,<br />
Gas, Uran und Kupfer, trugen zweifellos<br />
viel dazu bei. Kasachstan ist ein begehrter<br />
Wirtschaftspartner für Ost und West. Die<br />
Maxime Astanas lautet: alle Optionen offen<br />
halten.<br />
Außenminister Kanat Saudabajew<br />
bei der Präsentation des Buches<br />
„Kasachstans Weg“, verfasst vom<br />
kasachischen Staatsoberhaupt<br />
Nursultan Nasarbajew.<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 35
KASACHSTAN<br />
KULTUR<br />
Ausstellung im Palais Palffy<br />
Die große Seidenstraße<br />
Das Österreichische Kulturzentrum zeigte im Palais Palffy Schätze der kasachischen Kunst von<br />
der Antike bis zur Moderne. Stargast war der Künstler und Restaurator Krym Altynbekov.<br />
Mit einer Kombination aus historischen<br />
Artefakten und moderner Kunstmalerei<br />
spiegelt die Wanderausstellung<br />
„Die große Seidenstraße“, die im Sommer<br />
in Wien zu sehen war, die Vielfalt der kasachischen<br />
Kunstszene wider. Ziel der Wanderausstellung<br />
ist es, kasachische Kunst<br />
und Kultur einem breiten Publikum im<br />
Ausland bekannt zu machen. Sie wurde<br />
seit ihrer Eröffnung in Astana im Jahr 2006<br />
in Moskau, Warschau, Berlin, Frankfurt,<br />
Amsterdam, Istanbul und Seoul gezeigt.<br />
Kurator Krym Altynbekov möchte mit den<br />
Schaustücken auch eine Geschichte seines<br />
Landes erzählen. Die in zwei Teile gegliederte<br />
Ausstellung widmete sich unter dem Titel<br />
„Kunst der großen Steppe“ restaurierten<br />
Artefakten aus der Epoche der Skythen und<br />
Saken. Der zweite Teil zeigte Werke von<br />
mehr als vierzig modernen kasachischen<br />
KünstlerInnen vom Realismus über Avantgarde<br />
bis zum sog. Ethno-Symbolismus. Altynbekovs<br />
eigene Werke sind von der Kunst<br />
der antiken Nomaden beeinflusst.
Europameisterschaft 2012<br />
Fußball in Kasachstan<br />
KASACHSTAN<br />
SPORT<br />
Im Rahmen der UEFA Euro 2012, welche in Polen und der Ukraine stattfinden wird, trifft<br />
Österreich in der Qualifikationsphase auf Kasachstan.<br />
Die kasachische Nationalmannschaft<br />
trägt Blau-Gelb.<br />
Salzburg-Wals Siezenheim war Anfang<br />
September der Schauplatz des ersten<br />
Aufeinandertreffens der Mannschaften<br />
von Österreich und Kasachstan im Fußball<br />
überhaupt. Beide sind in derselben Gruppe<br />
und kämpfen um die Qualifikation für<br />
die 2012 in Polen und der Ukraine stattfindende<br />
UEFA Europameisterschaft. Österreich<br />
konnte nach einem eher schwachen<br />
Spiel und mangelnder Chancenauswertung<br />
durch zwei Tore in der Nachspielzeit<br />
noch glücklich gewinnen. Das Rückspiel<br />
findet am 11.10.2011 in Kasachstan voraussichtlich<br />
in Almaty statt.<br />
Wie kommt es, dass Kasachstan überhaupt<br />
bei der Europameisterschaft mitspielt?<br />
Die Antwort: Der kasachische Fußballverband<br />
KFF (Kazakh Football<br />
Federation) wechselte 2002 von der AFC<br />
(Asian Football Confederation) zur UEFA<br />
(Union of European Football Associations).<br />
Ein Teil Kasachstan liegt geographisch sogar<br />
in Europa (südwestlich des Ural bei der<br />
Mündung der Wolga in das Kaspische Meer).<br />
***<br />
Geschichte des kasachischen Fußballs<br />
Der kasachische Fußball etablierte sich<br />
in den 1910er Jahren, nachdem Handelsleute,<br />
die auf den Sport in England aufmerksam<br />
wurden, ihn in das Land gebracht<br />
hatten. Es entwickelte sich in der<br />
Stadt Semipalatinsk ein regelrechter Fußballboom,<br />
der zur Gründung mehrerer<br />
Vereine führte. Die Vereine nahmen später<br />
an der sowjetischen Meisterschaft Teil und<br />
Spieler Kasachstans waren Mitglieder der<br />
sowjetischen Nationalmannschaft.<br />
Nach der Unabhängigkeit im Jahr 1991<br />
wurde Kasachstan ab 1992 Mitglied des Asiatischen<br />
Fußballverbandes. Der kasachische<br />
Fußballbund organisiert die Nationalmannschaft<br />
und die Fußballliga namens<br />
Premjer Liga.<br />
Rekordmeister des Landes ist der FK Irtysch<br />
Pawlodar, der seit der Gründung der<br />
Premjer Liga 1992 fünf Mal Meister wurde.<br />
Der Verein wurde 1964 gegründet leitet<br />
sich vom Namen des Flusses Irtysch ab. Die<br />
Mannschaft bestritt mehrere Spiele in der<br />
asiatischen Championsleague und seit der<br />
Mitgliedschaft bei der UEFA auch einige<br />
Qualifikationsspiele für den Europapokal,<br />
bisher aber erfolglos. Heuer konnte sich<br />
zum vierten Mal in Folge der FK Aktobe<br />
den Meistertitel sichern. Rekordspieler Kasachstans<br />
ist Ruslan Baltijew, der bisher 73<br />
Spiele für die Nationalauswahl bestritt<br />
und sein Geld bei Schemtschuschina Sotschi<br />
in Russland verdient.<br />
In der FIFA Weltrangliste belegt Kasachstan<br />
zurzeit den 125. Platz vor Suriname<br />
und hinter dem Tschad. Das erste offizielle<br />
Länderspiel des kasachischen Fußballverbandes<br />
bestritt das Team 1992 in Almaty<br />
gegen Turkmenistan und konnte sich<br />
mit 1:0 durchsetzen. Den bisher höchsten<br />
Sieg erlangte man 1997 mit einem 7:0 gegen<br />
Pakistan und die höchste Niederlage<br />
erlitt man bisher 2008 mit einem 0:6 gegen<br />
Russland.<br />
INFO<br />
Qasaqstannyng Futbol<br />
Federazijassy<br />
Gegründet: 1914<br />
FIFA Beitritt: 1994<br />
UEFA Beitritt: 2002<br />
Präsident: Adilbek Jaxybekow<br />
Bernd Storck<br />
Generalsekretär: Sayan Khamitz<br />
Derzeitiger Trainer: Bernd Storck (D)<br />
www.kff.kz<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 37
DIPLOMATIE<br />
AKKREDITIERUNGEN<br />
DIPLOMATENKARUSSELL<br />
Die neu akkreditierten Botschafter bei Bundespräsident Dr. Heinz Fischer in der Hofburg.<br />
ALBANIEN<br />
H.E. VILI<br />
MINAROLLI, PH.D.<br />
BELGIEN<br />
H.E. FRANK<br />
RECKER<br />
CHILE<br />
H.E. ALFREDO<br />
LABBÉ<br />
Born on 8 September<br />
1944 in Elbasan, Albania.<br />
Married, two sons.<br />
Geboren am 3. Juni<br />
1950 in Rancagua,<br />
Chile. Verheiratet.<br />
Education<br />
■ 1962-1966: Bachelor of Science, Mathematics,<br />
University of Tirana<br />
■ 1984-1986: Ph.D. in Mathematics and<br />
Pedagogy – Psychology Sciences<br />
■ 1993-1996: Master’s Degree in Political<br />
Science<br />
Professional Career<br />
■ 1972-1973: Professor of Mathematics,<br />
University of Tirana<br />
■ 1973-1987: Professor of Mathematics,<br />
Kucove. Member of National Committee<br />
for pre-University Education reform<br />
in Mathematics<br />
■ 1987-1992: Researcher at the National<br />
Institute of Pedagogic Studies and<br />
part time lector at University of Tirana,<br />
Faculty of Science<br />
■ 1992-1993: Director General for High<br />
School Education, Albanian Ministry<br />
of Education Co-author of Albanian<br />
Education Reform<br />
■ 1993-1994: Specialist on Balkan issues,<br />
Albanian Ministry of Foreign Affairs<br />
■ 1994-1995: Ambassador of Albania in<br />
Belgrade, Serbia<br />
■ 1995-1996: Director General for Europe<br />
Branch, Albanian Ministry of Foreign<br />
Affairs<br />
■ 1996-2005: Member of Parliament, Albanian<br />
National Assembly<br />
■ 2005-<strong>2010</strong>: Ambassador of Albania in<br />
Greece<br />
Education<br />
■ Graduated in Studies of German philology;<br />
Conference Interpretation<br />
Professional Career<br />
■ 1982: Started diplomatic career<br />
■ 1982-1984: Head-office<br />
■ 1984-1987: Secretary, Bucarest<br />
■ 1987-1990: First Secretary, Stockholm<br />
■ 1990-1994: Counsellor, Berne<br />
■ 1994-1997: Ambassador to Niger, Mali<br />
and Burkina Faso<br />
■ 1997-2000: Head-Office (Director Air<br />
transport Negotiations); Euregio<br />
Maas-Rhine (Director Belgian Presidency)<br />
■ 2000-2003: Ambassador to Côte d’Ivoire,<br />
Ghana, Liberia and Sierra Leone<br />
■ 2003-2007: Ambassador to Norway<br />
and Iceland<br />
■ 2007-<strong>2010</strong>: Head-Office, Deputy Secretary<br />
General; Director General of the<br />
International Customs Tariffs Bureau<br />
■ Since <strong>2010</strong>: Ambassador to Austria,<br />
Permanent Rep. to UNOV/UNODC,<br />
IAEA, CTBTO. UNIDO and Ambassador<br />
to Bosnia and Herzegovina<br />
Ausbildung<br />
■ Studium der Rechtswissenschaften an<br />
der Universität von Chile (Santiago)<br />
und den Katholischen Universitäten<br />
von Ecuador (Quito) und Peru (Lima)<br />
■ Diplom der Diplomatischen Akademie<br />
„Andrés Bello“, Santiago<br />
■ Magister in Militärwissenschaft an der<br />
Kriegsakademie der chilenischen Armee,<br />
Santiago<br />
Berufliche Laufbahn<br />
■ 1990-92: Botschafter-Stellvertreter in<br />
Ungarn<br />
■ 1993-1996: Geschäftsträger in der Arabischen<br />
Republik Syrien<br />
■ 1996-97: Chef der Abteilung für Abrüstung<br />
und Internationale Sicherheit<br />
■ 1997: Sektionsleiter-Stv. für Sonderpolitik,<br />
Außenministerium<br />
■ 1998-2002: Ständiger Vertreter-Stv.<br />
von Chile bei der Abrüstungskonferenz,<br />
Genf<br />
■ 2001-2002: Ständiger Vertreter-Stv.<br />
von Chile bei der UNO u. anderen int.<br />
Org., Genf<br />
■ 2003-2005: Vertreter der Nationalbehörde<br />
zur Konvention für chemische<br />
Waffen<br />
■ 2004: APEC-Gipfel, zuständig für Sicherheit<br />
und Terrorismus<br />
■ 2005-2008: Vertreter-Stv. bei den Vereinten<br />
Nationen in New York<br />
■ 2009-<strong>2010</strong>: Sektionsleiter für Int. und<br />
Menschliche Sicherheit<br />
FOTOS: DRAGAN TATIC/HBF<br />
38 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
JUNI BIS SEPTEMBER <strong>2010</strong><br />
MALAYSIA<br />
PHILIPPINEN<br />
UKRAINE<br />
H.E. DATO‘<br />
MUHAMMAD<br />
SHAHRUL IKRAM<br />
BIN YAAKOB<br />
Born on 21 May 1961 in<br />
Bentong, Pahang<br />
Married, 4 sons.<br />
S.E. LOURDES O.<br />
YPARRAGUIRRE<br />
Born on 2 October<br />
1955 in Manila.<br />
S.E. ANDRII<br />
VIKTOROWYTSCH<br />
BEREZNYI<br />
Geboren am 4.Dezember<br />
1958 in Kyiv. Verheiratet,<br />
eine Tochter.<br />
Education<br />
■ B. Sc. (Hons.) Ecology, University of Malaya,<br />
Kuala Lumpur, Malaysia<br />
■ Diploma in Public Admin (INTAN),<br />
1987<br />
■ Advanced Management Programme,<br />
Harvard Business School, 2009<br />
Professional Career<br />
■ 1988: Administrative and Diplomatic<br />
Service in the Ministry of Foreign Affairs;<br />
Assistant Secretary in East Asia<br />
Division; Secretary to the Committee<br />
on Managed and Controlled Relationship<br />
with the People’s Republic<br />
of China<br />
■ 1989: Assistant Secretary in the Int.<br />
Org. Division<br />
■ 1991: Second Secretary, Embassy of<br />
Malaysia in Beijing<br />
■ 1994: First Secretary, Embassy of Malaysia<br />
in Washington D. C.<br />
■ 1998: Senior Assistant Secretary I in<br />
the American Affairs Division<br />
■ 1999: Principal Assistant Secretary in<br />
the American Affairs Division<br />
■ 2002: Assigned to the Embassy of Malaysia<br />
in Vienna, Austria, Deputy Head<br />
of Mission; Alternate Resident Rep.<br />
to the IAEA; Deputy Permanent Rep.<br />
to UNOV<br />
■ 2005: Undersecretary for Multilateral<br />
Political Division<br />
■ 2007-<strong>2010</strong>: Ambassador of Malaysia to<br />
the State of Qatar<br />
Education<br />
■ BA International Relations (cum laude),<br />
Maryknoll College, Quezon City,<br />
Philippines<br />
■ Diploma in International Economics<br />
and Development (with distinction), Institute<br />
of Social Studies, The Hague,<br />
Netherlands<br />
Professional Career<br />
■ 1981-1986: Senior Economic Development<br />
Specialist, Manila<br />
■ 1987: Joined the Department of Foreign<br />
Affairs (DFA), Manila<br />
■ 1987-1988: Acting Director, Office of<br />
International Economic Affairs, DFA<br />
■ 1988-1989: Director, Office of the UN<br />
and other Int. Org., DFA<br />
■ 1989-1996: First Secretary (Economic,<br />
Disarmament and Humanitarian Affairs)<br />
and WTO-GATT Negotiator, Permanent<br />
Mission of the Philippines to<br />
the UN and other Int. Org., Geneva<br />
■ 1996-1998: Special Assistant to the Undersecretary<br />
for Policy, DFA<br />
■ 1999-2000: Executive Director, Office of<br />
the Undersecretary for International<br />
Economic Relations, DFA<br />
■ 2000-2006: Minister for Political and<br />
Economic Affairs, Embassy of the Philippines,<br />
Washington DC<br />
■ 2006-2007: Special Assistant to the Secretary<br />
of Foreign Affairs, DFA<br />
■ 2008-<strong>2010</strong>: Assistant Secretary, Office<br />
of American Affairs, DFA<br />
Ausbildung<br />
■ 1989: Abschluss der Militär-Diplomatischen<br />
Akademie in Moskau<br />
■ 1981: Abschluss der Militärhochschule<br />
für Ingenieure Kyiv<br />
■ 1996: Lehrgang für Handelspolitik an<br />
der Georgetown Univ. in Washington<br />
Berufliche Karriere<br />
■ 1985-1986: Stv. Direktor des Alliierten<br />
Kriegsverbrechergefängnisses Spandau<br />
Berlin (West)<br />
■ 1992-1995: Stv. Leiter der Verwaltung,<br />
Ministerium für auswärtige Wirtschaftsbeziehungen<br />
der Ukraine<br />
■ 1994-1997: Geschf. Sekretär der Staatskommission<br />
für den WTO-Beitritt der<br />
Ukraine<br />
■ 1998: Stellv. Direktor „Rechtsberatung<br />
Spektor&Partner“ AG<br />
■ 1998-1999: Leiter Außenwirtschaft der<br />
staatlichen Aktiengesellschaft „Naftogas<br />
Ukraine“<br />
■ 1999-2000: Direktor „Nationale Gasgesellschaft“<br />
AG in Kyiv<br />
■ 2000-2003: Leiter der Handels- und<br />
Wirtschaftsmission bei der Botschaft<br />
der Ukraine, Schweiz<br />
■ 2003-2006: Stellv. Wirtschaftsminister<br />
der Ukraine<br />
■ 2007: Berater „Maschinenbau Fackel“<br />
AG in Kyiv<br />
■ 2008-2009: Direktor für GR und Kontrolle<br />
„Ukrainian Mobile Communications“<br />
AG (MTS Ukraine)<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 39
DIPLOMATIE<br />
UN WIEN<br />
Die neu akkreditierten Botschafter überreichten ihre Beglaubigungen an<br />
Generaldirektor Yury Fedotov. Die Überreichungen fanden im Büro der<br />
UNOV/UNODC in Wien statt.<br />
Multilaterale Botschafter<br />
INFORMATION<br />
Nyron Sequeira, Protocol Assistant<br />
Tel. +43-(0)1- 26060 – 4499<br />
Fax +43-(0)1- 26060 – 5929<br />
E-Mail: Nyron.Sequeira@unvienna.org<br />
SCHWEIZ: S.E. THOMAS GREMINGER<br />
DÄNEMARK: S.E. TORBEN BRYLLE<br />
CHILE: S.E. ALFREDO ALESSANDRO LABBÉ<br />
BELGIEN: S.E. FRANK RECKER<br />
ÜBERREICHT AN GD ANTONIO MARIA COSTA<br />
MOLDAU: S.E. VALERIU CHIVERI<br />
PHILIPPINEN: I.E. LOURDES ORTIZ YPARRAGUIRRE<br />
ÜBERREICHT AN GD ANTONIO MARIA COSTA<br />
UN – UNITED NATIONS/<br />
VEREINTE NATIONEN<br />
Am 26.6.1945 wurde in San Francisco die Charta der Vereinten<br />
Nationen beschlossen. Sie trat am 24.10.1945 in Kraft.<br />
Mitglieder sind alle Staaten der Welt mit Ausnahme der<br />
Demokratischen Arabischen Republik Sahara (DARS), der<br />
Republik China (Taiwan) und Vatikanstaat.<br />
Die Grundsätze und Ziele der UN sind: Wahrung des<br />
Weltfriedens, internationale Sicherheit, Achtung der Menschenrechte,<br />
internationale Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem,<br />
kulturellem, sozialem und humanitärem<br />
Gebiet, Umweltschutz.<br />
Diese Ziele sollen gemäß den Grundsätzen des allgemeinen<br />
Gewaltverbots und der Verpflichtung zur friedlichen<br />
Beilegung von Streitigkeiten verwirklicht werden.<br />
Die Ausnahme davon bilden vom Sicherheitsrat beschlossene<br />
legitime Zwangsmaßnahmen.<br />
Die Hauptorgane der UN sind die Generalversammlung,<br />
der Sicherheitsrat, die UN-Friedenstruppen und das Sekretariat.<br />
Die UNOV – das Büro der Vereinten Nationen in Wien –<br />
ist eine von vier Hauptsitzen der UN auf der Welt und besteht<br />
seit 26 Jahren. Folgende Organisationen sind u. a. in<br />
Wien untergebracht: UNODC (Drogen- und Verbrechensbekämpfung),<br />
IAEO (Internationale Atomenergie-Organisation),<br />
UNIDO (Industrielle Entwicklung), CTBTO (Comprehensive<br />
Test Ban Treaty Organisation).<br />
40 | <strong>SOCIETY</strong> 3 10
DIPLOMATIE<br />
UNIDO<br />
Die neu akkreditierten Botschafter überreichten ihre Beglaubigungen an<br />
den Generaldirektor der UNIDO, Kandeh K. Yumkella. Die Überreichungen<br />
fanden im Hauptsitz der UNIDO in Wien statt.<br />
United Nations Industrial Development Organization<br />
BELGIEN: S.E. FRANK RECKER<br />
PHILIPPINEN: I.E. LOURDES O. YPARRAGUIRRE<br />
INFORMATION<br />
Cristina Stricker, Information Officer<br />
Tel: +43-(0)1-26026-3034<br />
Fax: +43-(0)1-26026-6881<br />
E-Mail: c.stricker@unido.org<br />
CHILE: S.E. ALFREDO LABBÉ VILLA<br />
UKRAINE: S.E. IHOR PROKOPCHUK<br />
UNIDO<br />
MALAYSIA: S.E. DATO’ MUHAMMAD SHAHRUL IKRAM YAAKOB<br />
MOLDAU: S.E. VALERIU CHIVERI<br />
Die United Nations Industrial Development Organization<br />
(Organisation der Vereinten Nationen für Industrielle Entwicklung)<br />
ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen<br />
mit dem Ziel, die industrielle Entwicklung in Entwikklungsländern<br />
und Reformstaaten nachhaltig zu fördern. Zu<br />
ihrer Tätigkeit zählen Industrial Governance und Statistik, Investitions-<br />
und Technologieförderung, Förderung von Handel<br />
und Wettbewerbsfähigkeit, Entwicklung der Privatwirtschaft<br />
und Agro-Industrien, nachhaltige Energiewirtschaft<br />
und Klimawandel, das Montreal-Protokoll und Umweltmanagement.<br />
DÄNEMARK: S.E. TORBEN BRYLLE<br />
SCHWEIZ: S.E. THOMAS GREMINGER<br />
Die UNIDO, mit Hauptsitz in der UNO-City in Wien, wurde<br />
1966 als Programm der Vereinten Nationen gegründet<br />
und ist seit 1985 eine selbstständige Sonderorganisation der<br />
VN. Derzeitiger Generaldirektor (seit 2005) ist Kandeh K.<br />
Yumkella (Sierra Leone). Die UNIDO hat 173 Mitgliedsstaaten,<br />
in 53 Ländern Büros und beschäftigt etwa 650 Mitarbeiter.<br />
Darüber hinaus arbeiten über 2100 Experten international<br />
bei UNIDO-Projekten. Das geschätzte Gesamtvolumen aller<br />
Tätigkeiten für <strong>2010</strong>/11 beträgt etwa 385 Millionen Euro<br />
(UNIDO ist die einzige UN-Organisation, die in Euro budgetiert).<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 41
DIPLOMATIE<br />
CTBTO<br />
Die neu akkreditierten Botschafter überreichten ihre Beglaubigungen an<br />
den Generalsekretär der CTBTO, Botschafter Tibor Tóth. Die Überreichungen<br />
fanden im Hauptsitz der CTBTO in Wien statt.<br />
Comprehensive Test Ban Treaty Organisation<br />
INFORMATION<br />
Annika Thunborg, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit<br />
Tel. +43-(0)1-26030-6375<br />
Fax +43-(0)1-26030-5823<br />
www.ctbto.org<br />
E-Mail: annika.thunborg@ctbto.org<br />
MALAYSIA: S.E. DATO‘ MUHAMMAD SHAHRUL IKRAM YAAKOB<br />
CHILE: S.E. ALFREDO LABBÉ<br />
CTBTO<br />
Die CTBTO PrepCom ist die Vorbereitende Kommission für<br />
die Organisation des Vertrages über das umfassende Verbot<br />
von Nuklearversuchen.<br />
Die CTBTO PrepCom wurde am 19.11.1996 gegründet und<br />
ist mit allen notwendigen Vorbereitungen für die Umsetzung<br />
des Vertrages über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen<br />
befasst. Alle Staaten, die diesen Vertrag unterzeichnen,<br />
sind automatisch Mitglieder der Kommission.<br />
Ziel des Vertrages ist die Nichtverbreitung von Kernwaffen<br />
sowie die atomare Abrüstung. Mit dem Verbot von Nuklearversuchen<br />
soll die Weiterentwicklung von Atomwaffen<br />
gebremst werden.<br />
Seit 24.9.1996 wurde der Vertrag von 182 Staaten unterzeichnet,<br />
davon haben ihn mittlerweile 153 ratifiziert. Aktuellster<br />
Vertragsunterzeichner ist Trinidad und Tobago. Die<br />
aktuellste Ratifizierung erfolgte durch die Zentralafrikanische<br />
Republik. Der Vertrag tritt erst dann in Kraft, sobald er<br />
von allen 44 im zweiten Anhang des Vertrages (Annex 2)<br />
aufgezählten Staaten unterzeichnet und ratifiziert worden<br />
ist. Das sind jene Staaten, die zum Zeitpunkt der Vertragsverhandlungen<br />
bereits über friedliche oder militärische<br />
Nukleartechnologie verfügt haben. 41 Annex-2-Staaten haben<br />
den Vertrag unterzeichnet, davon haben ihn 35 auch ratifiziert.<br />
Derzeit fehlen noch die Unterzeichnungen von Indien,<br />
Pakistan und Nordkorea, sowie die Ratifizierungen von<br />
Ägypten, dem Iran, USA, China, Indonesien und Israel.<br />
Österreich zählt ebenfalls zu den Annex-2-Staaten und<br />
hat den Vertrag am 24.9.1996 unterzeichnet und am 13.3.1998<br />
ratifiziert. Das Atominstitut der Österreichischen Universitäten<br />
betreibt in Wien einen Forschungsreaktor.<br />
MOLDAU: S.E. VALERIU CHIVERI<br />
KATAR: S.E. ALI KHALFAN AL-MANSOURI<br />
NIGER: S.E. ADANI ILLO<br />
PHILIPPINEN: I.E. LOURDES O. YPARRAGUIRRE<br />
UGANDA: S.E. FRANCIS K. BUTAGIRA<br />
JEMEN: S.E. ABDULHAKIM ABDULRAHMAN AL-ERYANI<br />
MADAGASKAR: S.E. RAJEMISON RADOTOMAHARO<br />
UKRAINE: S.E. IHOR PROKOPCHUK<br />
42 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
Grandhotel am Semmering bei Wien<br />
Ein Wochenende wie ein Urlaub<br />
Am Zauberberg wird der Winterurlaub von den ersten<br />
Schneeflocken bis zur Frühjahrssonne zum Erlebnis, denn<br />
gerade im Winter verdient der Semmering seinen Namen<br />
„Zauberberg“ ganz besonders. Wer immer auch Spaß im<br />
Schnee haben möchte - vom actionreichen Schifahrer oder<br />
Snowboarder, bis zum gemütlichen Winterwanderer – man<br />
findet am Zauberberg seine Winterwelt. Sport & Spaß sowie<br />
Erholung und Relaxen in der Wintersonne lässt sich ideal mit<br />
einem Aufenthalt im Panhans kombinieren.<br />
Der ideale Kurzurlaub zwischendurch - die sauerstoffreiche<br />
Höhenluft in 1000m - das großzügige Ambiente und die<br />
Angebotsvielfalt des Hotels PANHANS garantieren Erholung<br />
und Entspannung bereits in kürzester Zeit.<br />
Eine knappe Autostunde von Wien erleben Sie Wohnqualität<br />
in 113 individuell eingerichteten Zimmern, Studios,<br />
Maisonetten und Appartements. Für die kulinarischen<br />
Genüsse stehen das a la carte Restaurant „Wintergarten“,<br />
die klassischen Restaurants Kaiser Karl und Kaminsalon, das<br />
Café Wien, die Vinothek und die Tanzbar zur Verfügung.<br />
Vollstes Freizeitvergnügen genießt man im Vital Club mit<br />
Sauna, Dampfbad, Whirlpool, Hallenbad. Ein Massage- und<br />
Kosmetiksalon ergänzt das vielfältige Angebot.<br />
Die Panhans Aktie<br />
Eine ideale Geschenksidee für ein Wochenende<br />
Als besonderes Arrangement bietet die Panhans - Aktie:<br />
Zwei Nächtigungen für 2 Personen in einem<br />
Panoramablickzimmer, mit Buffetfrühstück und Halbpension<br />
und die Nutzung der Freizeiteinrichtungen, wie Sauna,<br />
Dampfbad, Whirlpool und das hotelleigene Hallenbad. Ein<br />
Massage- und Kosmetiksalon stehen zur Verfügung. Der<br />
Preis der Aktie für zwei Personen beträgt € 440,-- für eine<br />
Person werden € 270,-- verrechnet.<br />
Informationen und Buchungen unter:<br />
HOTEL PANHANS<br />
Hochstrasse 32, 2680 Semmering - Tel.: 02664/8181 Fax DW 513<br />
hotel@panhans.at www.panhans.at
DIPLOMATIE<br />
INTERVIEW<br />
Cultural Diplomacy<br />
“The Strange Animal”<br />
Mark Donfried, founder of the Institute for Cultural Diplomacy, about the potential of culture<br />
in international dialogue, why he settled in Berlin and the many ways of bringing people<br />
together. By DONATA ALBERTI<br />
The Institute for Cultural Diplomacy<br />
(ICD) is an international, not-for profit,<br />
non-governmental organization<br />
based in Berlin, and it has grown to be one<br />
of Europe’s largest independent cultural<br />
exchange organizations. I had the chance<br />
to carry out an internship for three<br />
months at the ICD, it has been an enriching<br />
opportunity for both my personal and<br />
academic development, I have worked with<br />
people coming from around thirty different<br />
countries and living in Berlin has been<br />
a mind-blowing experience for me as I<br />
come from Trieste, a relatively small Italian<br />
city on the Slovenian border. I had a<br />
very interesting interview with Mark Donfried,<br />
founder and director of the institute,<br />
who shared with me some of his thoughts,<br />
highlights, past memories and future expectations<br />
concerning the ICD.<br />
What were your first steps in the establishment<br />
of the ICD? And was it difficult?<br />
Initially we responded to the need that<br />
there was very little research in the field of<br />
cultural diplomacy and also there was no<br />
neutral organization focusing on this field.<br />
When we first started in 1999 we literally<br />
did events on really zero-budget, so the initial<br />
challenges of course were primarily financial<br />
support and then also finding the<br />
right partners who we needed to get things<br />
developed.<br />
What were your dreams as a 20-year-old<br />
student?<br />
My dream was really this interest in the<br />
field of cultural and International relations<br />
where I really saw some strange situations,<br />
for example between France and<br />
the US, where the French love the American<br />
culture but they hate American culture,<br />
where Americans love the French<br />
culture but they hate the French culture. I<br />
did not understand how two outside-looking<br />
similar countries could have this<br />
strange tension over culture. Another<br />
stream of course is if you look at conflict<br />
situations, for example in the Middle East<br />
or in the United States, or in Africa and<br />
Asia, situations where there is almost no<br />
cultural dialogue, there sometimes culture<br />
can also serve as a clash. There is a potential<br />
for culture, it can make things<br />
worst, it can intensify problems, but it also<br />
gives the chance to make things better<br />
if one can achieve relationships based on<br />
understanding and trust.<br />
What has been until today your most significant<br />
success?<br />
I think one of the things that are special<br />
about the ICD is the ability to bring<br />
people together who normally would not<br />
come together. We recently had an event<br />
which was hosted in Rhodes, Greece, in<br />
partnership with a Greek organization<br />
and there was a fascinating dialogue in<br />
the question and answer period, where<br />
there was a young Palestinian who raised<br />
a question and then there was a response<br />
by a young Israeli in the audience. That<br />
conversation probably could not have<br />
taken place in Jerusalem, or in Tel Aviv. I<br />
44 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
„We bring people together<br />
who normally would not be<br />
together.“<br />
MARK C. DONFRIED<br />
think the fact that it was hosted by the<br />
ICD, a non-governmental, non-for profit<br />
organization, helped something to happen<br />
that would not normally have happened.<br />
The ICD is a sort of “strange animal”<br />
which does not really belong to<br />
any group, and is able to actually bring<br />
people together.<br />
You started your career in New York, the<br />
hub for culture and International relations,<br />
why did you decide to move to Berlin?<br />
Berlin is an interesting place and I<br />
think it is a natural fit for the ICD. It is very<br />
attractive for artists, as there seems to be<br />
an openness here that allows for a new creativity.<br />
Berlin also is very inexpensive and<br />
is very vibrant for its culture, and unique<br />
for its geography, its history. This seems a<br />
place where people really feel comfortable,<br />
where people can also make their<br />
home.<br />
Germany also makes it a very interesting<br />
example for cultural diplomacy. I think<br />
that Germany in terms of soft power and<br />
also in terms of culture is a unique case.<br />
Programs such as DAAD (the German Academic<br />
Exchange Service), Deutsche Welle,<br />
Goethe Institut and other cultural institutions<br />
are not about promoting a certain<br />
image about Germany, it is just about giving<br />
access to Germany.<br />
What is your role in the ongoing dialogue<br />
for a better understanding of cultural<br />
diplomacy?<br />
I think our role is just to ask questions<br />
and be sure that individuals involved are<br />
also asking questions. Cultural diplomacy<br />
for a young leader in Cape Town is probably<br />
very different from cultural diplomacy<br />
for a young leader in Bucharest or in<br />
Tokyo. I think in the end every country,<br />
group and culture needs to find their own<br />
answers and their own recipes for how<br />
they could perhaps strengthen their relationships<br />
using some of the techniques of<br />
cultural diplomacy. That is really how I see<br />
my job, in bringing people together, try to<br />
maybe challenge the way they are thinking,<br />
open their minds in certain ways. For<br />
me to have succeeded in the end is not to<br />
convince people that I am right, but at the<br />
end of the event maybe they think a little<br />
bit differently about something than before,<br />
and maybe they heard a new view, a<br />
new voice.<br />
What has been the most significant<br />
milestone for the ICD until now?<br />
One of the main milestones of ICD over<br />
CURRICULUM VITAE<br />
Mark C. Donfried is Director and Founder of the institute for<br />
Cultural Diplomacy. After completing his undergraduate<br />
studies in European History and French at Columbia University,<br />
Mark Donfried then pursued graduate research at<br />
the Institut des Études Politiques where he wrote his thesis<br />
on "la diplomatie du jazz." Following this, Mark worked<br />
as an Analyst at the Cultural Services of the French Embassy<br />
in New York, in the Mergers & Acquisitions Department<br />
of Credit Suisse First Boston, and then at the<br />
Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik. In 2001 Mark<br />
founded the Institute for Cultural Diplomacy (ICD): an independent,<br />
non-profit, non-governmental organisation<br />
based in New York City. The ICD has since opened a European<br />
Headquarters in Berlin, where Mark is presently<br />
based. Mark is currently a Visiting Professor at Humboldt<br />
University in Berlin teaching, for example, a seminar for<br />
undergraduates on “Searching for a Cultural Diplomacy.”<br />
He is focusing his current research and publishing in the<br />
field of civil society based cultural diplomacy.<br />
the last years has been that we have been<br />
able to bring together a very high level<br />
group of individuals, and if you look at the<br />
advisory board now, we have former presidents<br />
from many states, ministers of culture,<br />
very interesting individuals from almost<br />
every country. What matters to me is<br />
that they are individuals who care and<br />
have experienced cultural diplomacy, in<br />
terms of its success and its failures, and individuals<br />
who want to promote this and<br />
bring this sensitivity further. We then have<br />
a strong team, the ICD team, the volunteers,<br />
so it is really just a matter of time, to<br />
develop programs step by step. In one or<br />
two years we have really been able to develop<br />
an International grasp and an international<br />
team.<br />
How are the programs of the ICD structured<br />
and what do the participants get<br />
from their attendance?<br />
In essence we have three main targets of<br />
audience: the high level, let’s say current<br />
leaders, former leaders, ministers for culture,<br />
the governments. In the second target<br />
we have young leaders and the third<br />
target is the civil society, for example nurses,<br />
teachers, “real citizens” in the full<br />
essence of the word. And the main thing<br />
that we try to do is, again, to make them<br />
think differently.<br />
What they get out of it is hopefully<br />
some new information on education, but<br />
also the chance to do more work in the<br />
field. We ask each young leader for example<br />
to do a leadership initiative. We really<br />
believe that young leaders are much better<br />
suited to help their country than we are, as<br />
they can probably have more ideas to move<br />
forward than us sitting here in Berlin.<br />
What are the biggest challenges for cultural<br />
diplomacy in the 21st century and for<br />
the ICD in particular and what is your personal<br />
outlook?<br />
The biggest challenge is trying to improve<br />
the situation where there seems to<br />
be little or no hope. There are situations<br />
where sometimes there is no dialogue and<br />
sometimes there is even violence or a conflict.<br />
I think that there it is a big challenge<br />
for our imagination, in terms of how we<br />
can try to bring people together, even in<br />
the most extreme situations. I will quote a<br />
few examples, like sports as cultural diplomacy,<br />
music as cultural diplomacy; there<br />
are many ways in which you can bring people<br />
together, as for example with a soccer<br />
ball. I am aware of the fact that difficult<br />
situations may not see the results in my<br />
lifetime, but I definitely would still like to<br />
try to begin a process that may take generations.<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 45
DIPLOMATIE<br />
ÖGAVN<br />
Highlights International<br />
Saisonausklang in der Stallburg<br />
Die erste Saison der ÖGAVN in den neuen Räumlichkeiten in der Wiener Stallburg ging erfolgreich<br />
zu Ende. Die regelmäßigen Clubveranstaltungen haben sich beim Publikum etabliert.<br />
Saisonausklang<br />
in der Stallburg<br />
Vienna International<br />
Model United Nations<br />
Ungarns Außenminister<br />
János Martonyi<br />
Am 6. Juli <strong>2010</strong> beendete die ÖGAVN ihre<br />
erste Saison in den neuen Räumlichkeiten<br />
in der Wiener Stallburg.<br />
ÖGAVN-Präsident Altbundeskanzler Wolfgang<br />
Schüssel lud alle Mitglieder, Interessenten<br />
und Freunde der ÖGAVN zu einem<br />
Abend in angenehmer Atmosphäre mit<br />
Fingerfood, dank Raiffeisengeneralanwalt<br />
Dr. Christian Konrad bereitgestellt von<br />
Do&Co, und mit musikalischer Darbietung<br />
der Damenband „DIDA“. Anlass war<br />
der erfolgreiche Start des neuen wöchentlichen<br />
„Internationalen Clubs“ in den<br />
ÖGAVN-Räumlichkeiten. Von Februar bis<br />
Juli sprachen insgesamt 17 Vortragende zu<br />
den unterschiedlichsten internationalen<br />
Themen. Neben den Clubveranstaltungen<br />
etablierten sich die neuen Räumlichkeiten<br />
als Austragungsort für zahlreiche weitere<br />
Aktivitäten, wie unter anderem die Debattierclubs<br />
der unabhängigen Jugend- und<br />
Studierendenorganisation der ÖGAVN,<br />
dem Akademischen Forum für Außenpolitik<br />
(AFA).<br />
***<br />
Ungarischer Außenminister<br />
zu Gast in Wien<br />
Der neue ungarische Außenminister János<br />
Martonyi sprach am 13. Juli <strong>2010</strong> in<br />
den historischen Räumlichkeiten der ungarischen<br />
Botschaft zum Thema „Die neue<br />
Mitteleuropapolitik Ungarns“. Trotz der<br />
sommerlichen Temperaturen kamen rund<br />
400 Persönlichkeiten des „Außenpolitischen<br />
Establishments“, um sich über die<br />
aktuellen Fragen ungarischer Außen- und<br />
Nachbarschaftspolitik zu informieren.<br />
***<br />
Jugendkonferenz in der Wiener UNO-City<br />
Die bereits zur Tradition gewordene alljährliche<br />
UNO-Simulationskonferenz mit<br />
Studierenden und Jungakademikern aus aller<br />
Welt in der Wiener UNO-City war auch<br />
diesen August wieder die Hauptveranstaltung<br />
des AFA. Bei der „Vienna International<br />
Model United Nations (VIMUN)“ verhandeln<br />
die Delegierten an Resolutionen zu<br />
den unterschiedlichsten Themen der Vereinten<br />
Nationen in Form eines Rollenspiels.<br />
„Es ist uns auch ein Anliegen, den UNO-<br />
Standort Wien und Wien als Austragungsort<br />
internationaler Konferenzen bei der<br />
Jugend zu bewerben“, so Marc E. Melich der<br />
Generalsekretär der VIMUN.<br />
MITGLIEDSCHAFT<br />
Alle Personen, die am internationalen<br />
Geschehen interessiert sind<br />
und zur Stärkung der Vereinten<br />
Nationen beitragen wollen, können<br />
ordentliche Mitglieder der<br />
Seit 1945<br />
Österreichischen Gesellschaft für Außenpolitik und die Vereinten<br />
Nationen (ÖGAVN) werden. Daneben sind Unternehmen<br />
und andere Institutionen eingeladen, als unterstützende<br />
Mitglieder beizutreten. Wenn Sie Interesse an einer<br />
Mitgliedschaft haben, wenden Sie sich bitte an:<br />
ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR AUSSENPOLITIK<br />
UND DIE VEREINTEN NATIONEN (ÖGAVN)<br />
Hofburg/Stallburg, Reitschulgasse 2/2. OG, A-1010 Wien<br />
Tel.: +43-(0)1-535 46 27<br />
E-Mail: office@oegavn.org, www.una-austria.at<br />
MAGAZIN <strong>SOCIETY</strong><br />
Mag. Gertrud Tauchhammer hat mit dem Magazin <strong>SOCIETY</strong> als<br />
offizielles Organ schon seit 1995, auf Einladung des damaligen<br />
Präsidenten Dr. Kurt Waldheim, fungiert und übt seitdem mit<br />
verschiedensten Aktivitäten einen Brückenschlag zwischen<br />
Österreich und den Vereinten Nationen aus. Auf Vorschlag von<br />
Altbundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel wird die Kooperation<br />
zwischen dem Magazin <strong>SOCIETY</strong> und der Österreichischen Gesellschaft<br />
für Außenpolitik und die Vereinten Nationen<br />
(ÖGAVN) fortgesetzt. <strong>SOCIETY</strong> ist zu 100 Prozent im Eigentum<br />
der Tauchhammer KG/Mag. Gertrud Tauchhammer.<br />
FOTOS: ÖGAVN<br />
46 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10<br />
Die Delegierten<br />
von VIMUN
DIPLOMATIE<br />
WELCOME TO AUSTRIA<br />
INFORMATION<br />
Guided tour through the medieval<br />
abbey Heiligenkreuz<br />
Gregorian Chant<br />
Music For Paradise<br />
“Welcome To Austria” visited the Abbey Stift Heiligenkreuz in<br />
the Southern Vienna Woods and joined the other-worldly Gregorian<br />
chant which has become famous in the UK and the US.<br />
Entitled “Chant – Music for Paradise”,<br />
Welcome To Austria undertook an excursion<br />
to the Cistercian Abbey Stift Heiligenkreuz<br />
in the Southern Vienna Woods.<br />
After arrival, a Cistercian monk took the<br />
participants on a guided tour through the<br />
medieval abbey, followed by a modest “Jause”<br />
at the refectory.<br />
***<br />
Gregorian chant<br />
After a brief introduction to the Gregorian<br />
chant, participants joined the Vesper,<br />
a peaceful and other-worldly form of evening<br />
prayer, sung by the monks. Their<br />
chant have even made it to the top of the<br />
charts in the UK and the US through their<br />
world-famous CD “Chant – Music For Paradise”<br />
recorded at Heiligenkreuz.<br />
WA “Welcome to Austria” was founded<br />
in 1997 by Dr. Benita Ferrero-<br />
Waldner, who was then State Secretary<br />
for Foreign Affairs, with the<br />
overriding objective of introducing<br />
foreign diplomats and international<br />
civil servants assigned to Vienna and<br />
their spouses to the Austrian way of<br />
life. The aims of WA are to promote the awareness and understanding<br />
of Austria’s rich heritage of culture and history<br />
past and present. WA would welcome newly accredited diplomats<br />
and their spouses to join the club.<br />
***<br />
WA invites you to join:<br />
■ You will meet many interesting Austrians in a relaxed<br />
atmosphere and make new friends.<br />
■ You will be offered a wide choice of excellent programmes<br />
and learn a great deal about your host country.<br />
■ You will be invited to private homes and through WA<br />
events you will enjoy many things which you would not<br />
have access to outside our Association.<br />
***<br />
THE BOARD OF “WELCOME TO AUSTRIA”<br />
Dr. Benita Ferrero-Waldner – Founding President<br />
Foreign Minister Dr. Michael Spindelegger – President<br />
Gabrielle Schallenberg – First Vice President - History, Art<br />
Dr. Monika Türk – Second Vice President<br />
Mag. Stephan Hofstätter – Treasurer<br />
Mag. Gertrud Tauchhammer – Public Relations,<br />
“Schriftführerin”<br />
Dr. Elisabeth Wolff – Music<br />
Dr. Heide Almoslechner – German<br />
Anne Thun-Hohenstein – History, Art<br />
Dr. Stefanie Winkelbauer – Applied Arts, Cuisine<br />
Mag. Adelaida Calligaris – Liaison Officer<br />
***<br />
OFFICE HOURS<br />
Mo-Tue-Wed: 2 p.m.–5 p.m.<br />
Thurs-Fri: 9 p.m.–12 p.m.<br />
Gabriela Znidaric, Secretary<br />
Hofburg, Stallburg, Reitschulgasse 2, 1010 Vienna<br />
Phone: +43-(0)1-535 88 36, Fax: +43-(0)1-535 88 37<br />
E-mail: office@welcome-to-austria.org<br />
www.welcome-to-austria.org<br />
Vesper with Gregorian Chant<br />
Mary Magdalene washing the<br />
feet of Jesus Christ<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 47
DIPLOMATIE<br />
INTERNATIONAL<br />
NATIONALFEIERTAGE<br />
der Botschaften mit Amtssitz in Wien. Von Oktober bis Dezember<br />
1.<br />
1.<br />
1.<br />
3.<br />
3.<br />
12.<br />
23.<br />
25.<br />
27.<br />
28.<br />
28.<br />
29.<br />
OKTOBER<br />
China Jahrestag der Gründung der<br />
VR China (1949)<br />
Nigeria Unabhängigkeitstag (1960)<br />
Zypern Unabhängigkeitstag (1960)<br />
Deutschland Tag der Deutschen<br />
Einheit (1990)<br />
Südkorea Gründungstag der Nation<br />
(Mythologische Gründung Koreas<br />
durch Dangun)<br />
Spanien Gedenktag an die Entdeckung<br />
Amerikas (Día de la Hispanidad)<br />
Ungarn Nationalfeiertag (Gedenken<br />
an den Volksaufstand 1956; Ausrufung<br />
der Republik 1989)<br />
Kasachstan Tag der Republik (1990)<br />
Turkmenistan Unabhängigkeitstag<br />
(1991)<br />
Griechenland „Ochi-Tag“ (1940)<br />
Tschechische Republik Unabhängigkeitstag<br />
(1918)<br />
Türkei Tag der Republik (1923)<br />
1.<br />
3.<br />
11.<br />
11.<br />
18.<br />
18.<br />
22.<br />
25.<br />
28.<br />
29.<br />
NOVEMBER<br />
Algerien Jahrestag der algerischen<br />
Revolution (1954)<br />
Panama Unabhängigkeitstag (1903)<br />
Angola Unabhängigkeitstag (1975)<br />
Polen Unabhängigkeitstag (1918)<br />
Lettland Unabhängigkeitstag (1918)<br />
Oman Geburtstag S.M. Sultan Qabus<br />
ibn Said (Amtsantritt am 23. Juli<br />
1970)<br />
Libanon Unabhängigkeit (1943)<br />
Bosnien und Herzegowina Nationalfeiertag<br />
(Ausrufung der Volksrepublik<br />
1943)<br />
Albanien Nationalfeiertag (1912)<br />
Albanien Tag der Befreiung (Ende<br />
der italienisch-deutschen Besetzung<br />
1944)<br />
1.<br />
2.<br />
5.<br />
6.<br />
11.<br />
12.<br />
13.<br />
23.<br />
DEZEMBER<br />
Rumänien „Tag der großen Vereinigung“<br />
(1918)<br />
Vereinigte Arabische Emirate<br />
Nationalfeiertag (Staatsgründung<br />
1971)<br />
Thailand Geburtstag S.M. König<br />
Bhumibol Adulyadej (Regent seit 9.<br />
Juni 1946)<br />
Finnland Unabhängigkeitstag<br />
(1917)<br />
Burkina Faso Unabhängigkeitstag<br />
(1958)<br />
Kenia Unabhängigkeitstag (1963)<br />
Malta „Republic Day“ (1974)<br />
Japan Geburtstag S.M. Kaiser Akihito<br />
(Amtsantritt 7. Jänner 1989)<br />
KONFERENZEN DER VEREINTEN NATIONEN IN WIEN<br />
Oktober bis Dezember <strong>2010</strong><br />
OKTOBER<br />
4.-6.10. CTBTO: Working Group A, 38 th session<br />
4.-8.10. UNCITRAL: Working Group II (Arbitration and Conciliation), 53 rd session<br />
11.-15.10. UNCITRAL: Working Group I (Procurement), 19 th session<br />
18.-22.10. UNODC: Conference of the Parties to the UN Convention against Transnational Organized Crime,<br />
5 th session<br />
27.10.-12.11. INCB: International Narcotics Control Board, 99 th session*<br />
NOVEMBER<br />
1.-5.11. UNCITRAL: Working Group V (Insolvency Law), 39 th session<br />
8.-11.11. CTBTO: Preparatory Commission, 35 th session*<br />
8.-12.11. UNCITRAL: Working Group VI (Security Interests), 18 th session<br />
22.-26.11. UNIDO: Industrial Development Board, 38 th session<br />
29.11. UNODC: International Day of Solidarity with the Palestinian People<br />
29.11.-1.12. IAEA: Board of Governors: Technical Assistance and Cooperation Committee<br />
DEZEMBER<br />
2.12. UNODC: Commission on Narcotic Drugs, reconvened 53 rd session<br />
2.-3.12. IAEA: Board of Governors<br />
3.12. UNODC: Commission on Crime Prevention and Criminal Justice, reconvened 19 th session<br />
6.-10.12. UNCITRAL: Working Group IV (Electronic Commerce), 45 th session<br />
9.-10.12. ICPDR: International Commission for the Protection of the Danube River: 13the Ordinary Meeting*<br />
13.-15.12. UNODC: Conference of the States Parties to the UN Convention against Corruption<br />
16.-17.12. ECSWPR: Annual Meeting of the Board of Directors and General Assembly of the European<br />
Centre for Social Welfare Policy and Research, 36 th session<br />
16.-17.12. UNODC: Conference of the States Parties to the UN Convention against Corruption<br />
* unter Ausschluss der Öffentlichkeit, Quelle: http://www.unvienna.org/documents/calend284.pdf<br />
48 | <strong>SOCIETY</strong>3_10
Aufbruch in die Neue Welt<br />
America, the beautiful<br />
DIPLOMATIE<br />
BERICHT<br />
Stetige Ortswechsel sind ein typisches Merkmal diplomatischer Karrieren. Ein Höhepunkt<br />
im Leben eines jeden Diplomaten ist die Entsendung in die USA. Monika Türk berichtet<br />
für <strong>SOCIETY</strong> über ihre spannenden Jahre als Botschaftergattin in Washington, D.C.<br />
FOTOS: BEIGESTELLT<br />
Nach vier Jahren in Bonn kehrten wir<br />
im Juli 1982 nach Wien zurück. Mein<br />
Mann war von Bundesminister Dr.<br />
Willibald Pahr zum Leiter des Völkerrechtsbüros<br />
im Bundesministerium für<br />
Auswärtige Angelegenheiten ernannt worden,<br />
eine Funktion, die meiner Meinung<br />
nach zu den Wichtigsten in diesem Ressort<br />
gehört. Das Völkerrechtsbüro ist praktisch<br />
in alle bedeutenden Fragen des Außenministeriums<br />
einbezogen, womit allerdings<br />
auch eine sehr rege Reisetätigkeit verbunden<br />
ist – zu internationalen Konferenzen,<br />
zu Tagungen im Rahmen der Vereinten Nationen<br />
sowie regelmäßige Treffen mit Kollegen<br />
anderer Länder.<br />
***<br />
Sich in der Heimat neu einleben<br />
Für unsere Kinder und mich war die<br />
Übersiedlung nicht leicht – von einem<br />
Haus in eine relativ kleine Wohnung, Verlust<br />
der Freunde, was für Heranwachsende<br />
besonders traurig ist. Überdies wurden die<br />
deutschen Schulzeugnisse nicht anerkannt<br />
und unsere Kinder mussten in allen Fächern<br />
über die vier Jahre, die sie in<br />
Deutschland zur Schule gegangen waren,<br />
Prüfungen ablegen. Nach einem Jahr, als<br />
die Kinder in Wien und in ihren Schulen<br />
schon halbwegs etabliert waren, suchte<br />
ich einen Job und fand ihn. Ich arbeitete bei<br />
einem Rechtsanwalt als Konzipientin, meinem<br />
ursprünglichen Beruf. Wir waren sehr<br />
lange in Wien – bis zum Jänner 1993.<br />
***<br />
Amerika ruft!<br />
Dann kam Amerika – es war ein großartiges<br />
Erlebnis vom Anfang bis zum Ende.<br />
Ich erinnere mich noch sehr gut an den<br />
Flug dorthin, als mein Mann seinen Posten<br />
als österreichischer Botschafter in den USA<br />
antrat. Wir waren voller Freude und in Aufbruchsstimmung.<br />
Präsident William J.<br />
Clinton hatte gerade sein Amt als neuer<br />
amerikanischer Präsident angetreten.<br />
Mein Mann gehörte zur ersten Gruppe von<br />
Botschaftern, die ihm das Beglaubigungsschreiben<br />
überreichen durften. Unser<br />
Sohn Johannes war zu der Zeit gerade auf<br />
Ferien in Washington. Sowohl er als auch<br />
Ehepaar Türk zu Gast bei<br />
Hillary und Bill Clinton<br />
Die österreichische<br />
Residenz<br />
in Washington,<br />
D.C.<br />
ich konnten meinen Mann zur Überreichungszeremonie<br />
ins Weiße Haus begleiten,<br />
bei der auch Hillary Clinton anwesend<br />
war. Bei diesem Anlass entwickelte sich ein<br />
sehr lebendiges und freundschaftliches<br />
Gespräch und von dem Zeitpunkt an hatten<br />
wir immer wieder Kontakt mit den<br />
Clintons. Zuletzt waren wir anlässlich der<br />
Eröffnung der Aids-Konferenz in Wien im<br />
Juli dieses Jahres persönliche Gäste des<br />
ehemaligen US-Präsidenten.<br />
***<br />
Mit Events Flagge zeigen<br />
Die Residenz der österreichischen Botschaft<br />
in Washington befindet sich in sehr<br />
zentraler Lage, eine schöne Villa aus den<br />
Zwanzigerjahren mit einem hübschen Garten.<br />
Um für Österreich in der Hauptstadt<br />
der USA Flagge zu zeigen, bemühten wir<br />
uns, besondere Veranstaltungen zu organisieren.<br />
Wann immer möglich, gaben wir<br />
Hauskonzerte in der Residenz mit anschließendem<br />
Buffet. Wann immer österreichische<br />
Gäste kamen, trachteten wir danach,<br />
ein Programm zu gestalten, das sie mit<br />
möglichst ranghohen amerikanischen Gesprächspartnern<br />
zusammenbringen sollte.<br />
Zwei Mal luden wir zu einem „Wiener<br />
Opernball“ in Washington ein – davon<br />
wird noch heute, mehr als ein Jahrzehnt<br />
danach, gesprochen.<br />
***<br />
Besuch aller Bundesstaaten<br />
Als erster österreichischer Botschafter<br />
in den USA stattete mein Mann allen fünfzig<br />
Bundesstaaten einen offiziellen Besuch<br />
ab – ich begleitete ihn in 47 Staaten. Hierdurch<br />
entstand ein Netz von Kontakten<br />
über das ganze Land, das sich für die weitere<br />
Tätigkeit im Interesse Österreichs als<br />
sehr nützlich erwies. Ich selbst war in viele<br />
Wohltätigkeitsveranstaltungen aktiv involviert,<br />
bemühte mich aber stets um einen<br />
Österreichbezug, den ich vor allem in<br />
den SOS-Kinderdörfern USA fand. Wir hatten<br />
das große Glück, sehr lange in Washington<br />
bleiben zu können – mehr als<br />
sechs Jahre. Ab April 1999 waren wir in<br />
Wien zurück. Über meine einzelnen Erlebnisse<br />
in den USA werde ich in weiterer Folge<br />
erzählen.<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 49
DIPLOMATIE<br />
<strong>SOCIETY</strong> EIGENEVENT<br />
Die neuen Botschafter<br />
im Hotel Imperial<br />
Top-aktuell: Neue Botschafter in Österreich<br />
CD-Imperial<br />
Peter Horak<br />
und Elfi Borghi<br />
<strong>SOCIETY</strong> lud zum Empfang der neuen Botschafter in das<br />
Hotel Imperial. Im ehrwürdigen Ambiente des Hallensalons<br />
trafen sich zahlreiche Vertreter der Diplomatie, Wirtschaft,<br />
Kultur und der Medien.<br />
Dr. Rolf Thaler,<br />
Familie Glaser<br />
Dr. Ingrid und Georges<br />
Dimou<br />
Maria Varga, Ing.<br />
Werner Kasztler und<br />
Begleitung<br />
<strong>SOCIETY</strong>-Herausgeberin Gerti Tauchhammer<br />
und das Hotel Imperial mit<br />
Generaldirektor Oscar del Campo luden<br />
zum Willkommensempfang der neuen<br />
Botschafter in Österreich. Im ehrwürdigen<br />
Ambiente des Hallensalons des Hotels<br />
Imperial trafen sich die neuen Botschafter<br />
aus Albanien, Chile, Italien, Malaysia, Moldau,<br />
den Philippinen, der Schweiz und<br />
der Ukraine zu einem informellen und<br />
herzlichen Stelldichein.<br />
***<br />
Musikalische Begrüßung<br />
Die argentinisch-spanische Sopranistin<br />
María Bisso verzauberte mit einer kleinen<br />
musikalischen Einlage die über 150 Gäste<br />
des Empfanges aus der Diplomatie, Wirtschaft,<br />
Medien und Kultur. Sie sang das<br />
Couplet der Adele aus der „Fledermaus“<br />
und das berühmte „Santa Lucía“.<br />
Wien ist traditionell bei den Diplomaten<br />
ein sehr beliebter Posten. Manche, wie der<br />
Botschafter Malaysiens, S.E. Ikram Yaakob,<br />
haben das Glück, schon das zweite Mal nach<br />
Wien entsendet zu werden. Eine Begrüßung<br />
wie im Hotel Imperial macht den Wechsel in<br />
eine neue diplomatische Vertretung natürlich<br />
noch schöner.<br />
DIE NEUEN BOTSCHAFTER<br />
S.E. Dr. Urs Breiter (Schweiz)<br />
S.E. Andrii Bereznyi (Ukraine)<br />
S.E. Eugenio d’Auria (Italien)<br />
S.E. Frank Recker (Belgien)<br />
I.E. Lourdes Ortiz Yparraguirre (Philippinen)<br />
S.E. Valeriu Chiveri (Moldau)<br />
S.E. Muhammad Shahrul Ikram Yaakob (Malaysia)<br />
S.E. Alfredo A. Labbé (Chile)<br />
S.E. Vili Minarolli (Albanien)<br />
50 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
Gerti Tauchhammer,<br />
S.E. Alfredo Labbé, S.E.<br />
Ikram Yaakob, Gesandter<br />
Christopher Hoh,<br />
S.E. Alejandro Díaz<br />
S.E. Alejandro Díaz und Alexander<br />
Touzimsky testen den neuen Volvo<br />
XC60<br />
Ehepaar Juwelier<br />
Ellert, Reinhart<br />
Gausterer<br />
<strong>SOCIETY</strong>-Herausgeberin Gerti<br />
Tauchhammer und Imperial-Generaldirektor<br />
Oscar del Campo<br />
Maria Bisso<br />
Heide Almoslechner (Welcome<br />
To Austria), Mag. Patrizia Fusco<br />
(Botschaft Italien), Dr. Elisabeth<br />
Wolff (Welcome To Austria)<br />
S.E. Peter Lizák (Slowakei), S.E. Urs Breiter<br />
(Schweiz), Botschafterin Melitta Schubert<br />
(BMeiA)<br />
I.E. Eve-Külli Kala (Estland),<br />
S.E. Andrii Bereznyi (Ukraine)<br />
Ranko Vujacic (UNIDO)<br />
Dr. Alice Alsch-Harant,<br />
S.E. Eugenio d’Auria<br />
(Italien)<br />
AUSZUG AUS DER GÄSTELISTE<br />
Stv. Generaldirektorin Dr. Alice Alsch-Harant (Parlament) ·<br />
Botschaftsrat Anzelm Bárány (Botschaft von Ungarn) · S.E.<br />
Botschafter Alejandro Díaz (Mexiko) · Generaldirektor Prof.<br />
Reinhart Gausterer (Österr. Staatsdruckerei) · DI Adolf<br />
Christian Gutmann (Schöllerbank) · S.E. Botschafter Sabri<br />
Kiqmari (Kosovo) · S.E. Botschafter Jan Koukal (Tschechische<br />
Republik) · Dr. Gabriel Lansky (RA-Kanzlei) · Mag.<br />
Charlotte Lechnitzy (Bank Austria) · S.E. Botschafter Dr. Peter<br />
Lizák (Slowakei) · Lucian Meysels · Gesandte Geschäftsträgerin<br />
Mag. Veneta Momtcheva (Botschaft von Bulgarien)<br />
· Michael Reinhardt (Hilton) · Jochen Ressel (k47) · Mag.<br />
Ernst Rosi (RZB) · Botschafterin Mag. Melitta Schubert<br />
(BMeiA) · S.E. Botschafter Stefán Skjaldarson (Island) · Ranko<br />
Vujacic (UNIDO) · StS. A. D. Prim. Univ. Prof. Dr. Reinhart<br />
Waneck · Gabrielle Costigan (OMV) · HK Lydia Dyk (HK von<br />
Südafrika) · Anka Galle (Bank Austria) · Mag. Christian Gessl<br />
(AWO-EU-Erweiterung) · Dr. Rolf Thaler (CSC Austria) · Prof.<br />
Dr. Josef Höchtl (Österr. Gesell. F. Völkerverständigung) ·<br />
Alessandra Jansky, MBA (Flughafen Wien AG) · I.E. Botschafterin<br />
Eve-Külli Kala (Estland) • Craig Kakuda (US Botschaft)<br />
· Charlie Pacana Manangan (Botsch. d. Philippinen)<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 51
POLITIK<br />
KOMMENTAR<br />
Österreichische Staatsbürgerin Anna Netrebko spricht kein Deutsch<br />
Rehabilitationskur für die<br />
Integration<br />
Wenn es um die Integration von MigrantInnen geht, hinkt die österreichische Politik im internationalen<br />
Vergleich deutlich nach. Österreich als trauriges Beispiel im Umgang mit kultureller<br />
Vielfalt. Von SIMON INOU<br />
Fragen Sie MigrantInnen, was<br />
sie von der Effektivität des Integrationsprogramms<br />
in Österreich<br />
halten. Viele werden mit einer<br />
Gegenfrage antworten: Was<br />
ist Integration? Ich habe davon<br />
gehört, aber Österreich will uns<br />
dirigieren. Oder: Österreichische<br />
Institutionen, die sich um dieses<br />
Thema kümmern, beschränken<br />
sich auf die kulturelle Ebene, und<br />
außerdem beschäftigen diese Institutionen<br />
nur ÖsterreicherInnen<br />
in klassischen Entscheidungspositionen.<br />
Von den Migranten selbst hört<br />
man also nicht viel zum Thema<br />
Integration. Enttäuscht vom politischen<br />
Diskurs und von den Politikern<br />
selbst, frustriert, weil ihre<br />
Stimme nicht gehört und schon<br />
gar nicht verstanden wird, sehen<br />
viele MigrantInnen bis jetzt nicht, wo und<br />
wie angeblich existierende Integrationsprogramme<br />
in der Praxis realisiert werden.<br />
Für viele ist dieser Begriff missbraucht<br />
worden und bedarf einer Rehabilitationskur.<br />
***<br />
„Integration“ veraltet?<br />
Jahrelang hat man den Begriff nur auf<br />
einige Institutionen, die sich um Migrant-<br />
Innen kümmern sollen, beschränkt. Viele<br />
von uns sind sich einig: Integration gehört<br />
abgeschafft. Dieses Wort ist Synonym für<br />
Assimilation und Anpassung. Der politische<br />
Druck von rechtsextremistischen Parteien<br />
beeinflusst den sogenannten Integrationskurs<br />
radikal. Im „Nationalen<br />
Aktionsplan Integration“ heißt es, dass<br />
„der Erhalt der österreichischen Staatsbürgerschaft<br />
den Endpunkt eines umfassenden<br />
Integrationsprozesses darstellt.“<br />
Wirklich? Anna Netrebko spricht kein<br />
Deutsch und steht mit der Staatsbürgerschaft<br />
am Anfang des Integrationsprozesses.<br />
Was oft im Bereich Integration vergessen<br />
wird, ist die Frage: Wie aufnahmefähig<br />
und wie offen ist die Gesellschaft, in der<br />
wir leben? Rassismusbekämpfung ist das<br />
Fundament einer erfolgreichen Integration.<br />
Dieses Thema wird im Österreichischen<br />
Nationalen Aktionsplan Integration<br />
sehr oberflächlich thematisiert.<br />
Politische Parteien, Kirchen, NGOs und<br />
Kirchen sind Institutionen mit sehr breitem<br />
Spektrum. Sie sind auch wichtige Bestandteile<br />
des Integrationsprozesses. Vorwiegend<br />
politische Parteien können dazu<br />
beitragen, MigrantInnen als weniger bedrohlich<br />
zu sehen. „Burka hier - Kopftuch<br />
da“ sind nur die Spitze der verbreiteten<br />
Angst, um alle für dumm zu verkaufen.<br />
***<br />
Diversität als Chance<br />
MigrantInnen sollten Chancen bekommen,<br />
sich in allen Bereichen der Gesellschaft<br />
wohl zu fühlen. In vielen österreichischen<br />
Firmen ist dies nicht der Fall. Wie<br />
zum Beispiel in Firmen, wo MigrantInnen<br />
nicht einmal Betriebsräte werden können.<br />
Warum sehen wir kaum MigrantInnen am<br />
Schalter bei Banken oder bei<br />
der Post arbeiten? Wenn wir<br />
MigrantInnen nur im Keller, in<br />
der Küche oder im Lager arbeiten<br />
lassen, versäumt die österreichische<br />
Bevölkerung eine<br />
wichtige Chance: Den alltäglichen,<br />
normalen, unbelasteten<br />
Kontakt mit Menschen, die<br />
aufgrund ihres Aussehens sehr<br />
oft nur aus diesem Grund abgelehnt<br />
werden. Dass die österreichische<br />
Wirtschaft einen mutigen<br />
Schritt setzt, um mehr<br />
Diversität in der Gesellschaft<br />
zu fordern, lässt uns hoffen,<br />
dass die Politik irgendwann folgen<br />
wird.<br />
Österreich braucht nicht<br />
nur Gesetze und Institutionen,<br />
die Personen anderer Herkunft,<br />
Sprache, Hautfarbe oder<br />
Religion vor Diskriminierung bei Einstellung,<br />
Beförderung und Wohnungsvergabe<br />
schützen. Gesetze müssen auch vollzogen<br />
werden. Was im Bereich Antidiskriminierung<br />
noch nicht wirklich der Fall in Österreich<br />
ist. Ob wir es alle wollen oder nicht,<br />
MigrantInnen haben mit Österreich vielleicht<br />
nicht dieselbe Vergangenheit aber<br />
auf jeden Fall dieselbe Zukunft. Daran<br />
müssen wir gemeinsam arbeiten.<br />
ÜBER DEN AUTOR<br />
Simon Inou stammt aus Kamerun, studierte Soziologie<br />
und ist Journalist (Radio Afrika International), Mitbegründer<br />
von www.afrikanet.info und Projektleiter von M-Media.<br />
Er hat für seine journalistische Arbeit zahlreiche Auszeichnungen<br />
bekommen, u. a. vom Land Steiermark und<br />
der EU.<br />
M-Media ist der „Verein zur Förderung interkultureller<br />
Medienarbeit“ und gestaltet u. a. wöchentlich eine Seite<br />
in der Tageszeitung „Die Presse“.<br />
Kontakt: www.m-media.or.at<br />
52 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
POLITIK<br />
KOMMENTAR<br />
Gefährdung öffentlicher Sicherheit durch Minderjährige?<br />
Österreichs Angst vor<br />
„dem Fremden“<br />
Dr. Susanne Scholl berichtet über die Situation von Asylsuchenden in Österreich und stellt<br />
die Frage, ob unser Wohlstand durch Immigranten bedroht ist.<br />
ÜBER DIE AUTORIN<br />
Dr. Susanne Scholl ist am 19.9.1949 in Wien geboren. Sie<br />
studierte Slawistik, war ab den 1970er Jahren bei „Le Monde“,<br />
Radio Österreich International und in der Austria<br />
Presseagentur (APA) tätig. Ab 1985 arbeitete sie für den<br />
ORF: Als Redakteurin der Osteuroparedaktion, Korrespondentin<br />
in Bonn und Leiterin des ORF-Europajournals, und<br />
ab 2000 als Leiterin des ORF-Büros in Moskau. Zahlreiche<br />
Publikation (u. a. „Russisches Tagebuch“ u. „Töchter des<br />
Krieges“) sowie Auszeichnungen (u. a. Österr. Ehrenkreuz<br />
f. Wissenschaft und Kunst 2003, Journalist des Jahres<br />
2009).<br />
Wir leben in einem schönen, reichen,<br />
satten, sicheren Land. Viele Menschen<br />
auf der ganzen Welt haben<br />
dieses Privileg nicht. Und einige – wenige –<br />
die an Leib und Leben bedroht sind, finden<br />
– manchmal – und unter unvorstellbaren<br />
Bedingungen – ihren Weg hierher zu uns.<br />
Früher war es selbstverständlich, solche<br />
Menschen hier aufzunehmen. Ich spreche<br />
von der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg,<br />
wohlgemerkt, nur um Missverständnisse<br />
zu vermeiden.<br />
Aber seit der Osten Europas jene Regime<br />
abgelegt hat, gegen die wir, hier im reichen<br />
und dem Westen zugerechneten neutralen<br />
Österreich, zu kämpfen vorgaben, ist alles<br />
anders. Plötzlich erscheinen uns Menschen,<br />
die aus fernen Ländern auf der Suche nach<br />
Hilfe hier her zu uns kommen verdächtig.<br />
Plötzlich haben wir sie pauschal - und ohne<br />
uns für die einzelnen Geschichten zu interessieren<br />
– zu potentiellen Sozialschmarotzern,<br />
Parasiten, Kleinkriminellen und in jedem<br />
Fall zu wahrscheinlichen Lügnern<br />
gestempelt. Wir interessieren uns nicht<br />
mehr für das, was jenseits unserer Grenzen<br />
passiert, wir wollen nur nicht, dass uns<br />
Menschen in Not womöglich etwas von unserem<br />
Wohlstand wegnehmen könnten.<br />
So kann man die heutige Situation von<br />
Asylsuchenden in Österreich beschreiben –<br />
und doch ist das nur die halbe Wahrheit. Ja<br />
– die Gesetze werden nicht nur immer unmenschlicher,<br />
unerbittlicher und undurchschaubarer.<br />
Ihre Durchführung wird ebenso<br />
immer unklarer. Da bekommen zwei<br />
Monate alte Babys Abschiebebescheide, in<br />
denen steht, sie gefährdeten mit ihrer Anwesenheit<br />
in Österreich die öffentliche Sicherheit.<br />
Da werden Menschen während ihrer<br />
medizinischen Behandlung direkt aus<br />
einer Spitalsambulanz in Schubhaft genommen<br />
und außer Landes gebracht. Da<br />
schreibt man über einen Asylwerber, er sei<br />
unbescholten, aber – man habe ihn ein<br />
Mal beim Schwarzfahren erwischt! Da dürfen<br />
die Menschen nicht arbeiten und werden<br />
dann beschuldigt, dem Staat auf der Tasche<br />
zu liegen. Da verlangt man Deutschkenntnisse<br />
und begründet Abschiebebescheide<br />
damit, die Betreffenden hätten sich<br />
„rechtswidrig integriert“ – weil sie ja hätten<br />
wissen müssen, dass sie sich nicht in Österreich<br />
aufhalten dürften. All das ist niederträchtig<br />
und treibt mir als Österreicherin<br />
die Schamesröte ins Gesicht.<br />
***<br />
Wir können auch anders<br />
Und dann ist da das andere Österreich.<br />
Jenes Österreich, das um fünf Uhr Früh vor<br />
der Wohnung einer Familie mit zwei kleinen<br />
Kindern steht, die abgeschoben werden<br />
soll – und das solcher Art verhindert.<br />
Das Österreich der Ute Bock und anderer,<br />
die ihr Leben dem Schutz Schutzbedürftiger<br />
widmen und nicht zulassen, dass die<br />
Verrohung allmächtig wird.<br />
Und es sind wesentlich mehr Menschen,<br />
die die derzeitige Praxis in Österreich<br />
ablehnen, als man glaubt.<br />
All jene, die wissen, dass das österreichische<br />
Gesundheits- und Pflegewesen zusammenbräche,<br />
würden nicht Menschen<br />
aus aller Herren Länder in genau diesem<br />
Bereich arbeiten – um nur ein Beispiel zu<br />
nennen. All jene auch, deren Betriebe zusperren<br />
müssten, würden all jene ausgewiesen,<br />
die jetzt dort arbeiten – und nicht<br />
seit Generationen Österreicher sind.<br />
Österreich ist ein reiches, sattes, zufriedenes<br />
und sicheres Land – und wer genau<br />
hinschaut, erkennt, dass der Erfolg dieses<br />
Landes auch auf der Tatsache beruht, dass<br />
die große Mehrheit der Bevölkerung so genannten<br />
Migrationshintergrund hat.<br />
Meine Vorfahren kamen aus Böhmen,<br />
Mähren und Galizien nach Österreich. Andere<br />
haben ihre Wurzeln in Ungarn, der<br />
Slowakei, Bulgarien, Italien, Deutschland,<br />
Frankreich, Slowenien, Kroatien etc. Die<br />
österreichische Küche gibt es nur, weil wir<br />
es verstanden haben, uns sämtliche Köstlichkeiten<br />
unserer näheren und ferneren<br />
Nachbarn anzueignen und sie zu unseren<br />
Spezialitäten zu machen. Vom Gulasch bis<br />
zum Wiener Schnitzel, vom Apfelstrudel<br />
bis zu den Palatschinken – stammen alle<br />
Gerichte, deretwegen Österreich heute in<br />
der ganzen Welt berühmt ist, nicht aus<br />
Österreich. Den Vorwurf, hier Multikulti-<br />
Romantik heraufzubeschwören kann man<br />
angesichts dieser Tatsachen wohl getrost<br />
ins Reich des Lächerlichen verweisen.<br />
Österreich lebt dank vielfältigster Einflüsse<br />
und Traditionen – und braucht eben gerade<br />
auch die Menschen, die wir zurzeit als<br />
angebliche Bedrohung unserer Sicherheit<br />
und unseres Wohlstandes so niederträchtig<br />
behandeln.<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 53
LIFE UND STYLE<br />
REISE<br />
Megayacht „Le Boréal“<br />
Ponant Yachtkreuzfahrten<br />
Savoir-vivre auf hoher See<br />
Auf der neuen Megayacht „Le Boréal“ und dem Großsegler „Le Ponant“ bietet die Reederei<br />
Ponant Yachtkreuzfahrten höchsten Komfort, exzellenten Service und feinste französische Küche.<br />
KREUZFAHRTEN/TERMINE<br />
MALEDIVEN/MALE-MALE<br />
8 Tage<br />
04. - 11. Januar 2011<br />
11. - 18. Januar 2011<br />
24. Februar - 03. März 2011<br />
03. - 10. März 2011<br />
ab 2.650 Euro<br />
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Der Kreuzfahrtmarkt boomt, in den vergangenen<br />
Jahren wurden immer größere<br />
Schiffe für immer mehr Passagiere<br />
in Dienst gestellt. Mit dem Resultat,<br />
dass man sich auf manch großem Luxusdampfer<br />
bereits wie an überfüllten Stränden<br />
fühlt. Die entgegengesetzte Richtung<br />
hat die französische Reederei Ponant Yachtkreuzfahrten<br />
eingeschlagen.<br />
Auf drei Yachten mit persönlicher<br />
Atmosphäre kann sich die Besatzung aufmerksam<br />
um jeden Gästewunsch kümmern:<br />
Dem Dreimaster „Le Ponant“ für 64<br />
Gäste sowie den Motoryachten „Le Levant“<br />
mit 90 Plätzen und „Le Diamant“ für 226<br />
Passagiere.<br />
Savoir-vivre ist das Leitmotiv an Bord<br />
der Schiffe, die eine mehrsprachige, europäische<br />
Atmosphäre mit französischem<br />
Touch bieten. Neben großzügig ausgestatteten<br />
Kabinen und Suiten erwartet die Reisenden<br />
ein persönlicher Premium-Lifestyle-<br />
Service, der sämtliche Wünsche schnell<br />
und diskret erfüllt. An Bord wird hervorragende<br />
französische Küche serviert.<br />
Das größte Plus aber sind die ausgefallenen<br />
Kreuzfahrten abseits der viel befahrenen<br />
Routen: Aufgrund der geringeren<br />
Schiffsgrößen können exklusive Strecken<br />
und Reiseziele angefahren werden, die von<br />
Kreuzfahrtriesen aufgrund ihrer Größe<br />
ausgelassen werden müssen. Dies führt zu<br />
einmaligen Ausflugserlebnissen.<br />
Die „Le Boreál“ wurde vom europäischen<br />
Kreuzfahrtverband EUCRAS übrigens<br />
als bester Neubau <strong>2010</strong> ausgezeichnet.<br />
Großsegler „Le<br />
Ponant“<br />
54 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
wird interaktiv!<br />
Society jetzt mit i-magazine<br />
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DIPLOMATIE<br />
EVENTS<br />
HIGHLIGHTS VERANSTALTUNGEN<br />
DER DIPLOMATIE Juli bis September <strong>2010</strong><br />
BELARUS: NATIONAL-<br />
FEIERTAG<br />
S.E. Alyaksandr Sychov und<br />
Frau Natalia Sychova luden<br />
zum Nationalfeiertagsempfang<br />
in das Radisson Blu Palais<br />
Hotel am Parkring in<br />
Wien. Erschienen sind zahlreiche<br />
Persönlichkeiten aus<br />
Diplomatie und Wirtschaft.<br />
I.E. Dragana Radulovic, Bozidar Obradovic<br />
(Minister-Counselor), Lt.Col. Radosav<br />
Martinovic (Senior Military Adviser)<br />
S.E. Alyaksandr Sychov und<br />
seine Frau Natalia Sychova<br />
Kairat Abdrakhmanov (OSZE Kasachstan),<br />
S.E. Sergej Netschaew<br />
(Russ. Föderation)<br />
Botschafterin Miroslava Beham (UN Serbien),<br />
S.E. Milovan Bozinovic (Serbien)<br />
Jurij Sokolov (IAEA), S.E. Yerzhan Kazykhanov<br />
(Kasachstan)<br />
Lars-Erik Lundin (Delegation EU<br />
Kommission), S.E. Nuriddin Shamsov<br />
(Tadschikistan), Renatas Norkus<br />
(Litauen)<br />
MONTENEGRO: NATIONALFEIERTAG<br />
Anlässlich des Nationalfeiertages der Republik Montenegro lud<br />
die in Wien residierende Botschafterin I.E. Dragana Radulovic zu<br />
einem Cocktail in der Diplomatischen Akademie Wien. Es erschienen<br />
zahlreiche Gäste aus Botschaftskreisen sowie privat geladene<br />
Gäste. Gute Stimmung, nette Gespräche und interessante<br />
Leute trugen zu einer gelungenen Feier bei.<br />
Hon. Kons. DI Wolfgang<br />
Meixner mit Carmen<br />
Isodoro, Botschaft<br />
von Angola<br />
Maria Lahr und<br />
HK Meixner<br />
ÖFB-Teamchef Dietmar Constantini mit einer<br />
Vorarlberger Kooperationsgruppe (Entwicklungszusammenarbeit),<br />
mit Florian<br />
Wegenstein und seiner Kap Verdischen Gattin,<br />
sowie Frau Mag.Liz Zimmermann (Präsidentin<br />
"Delta Cultura", zweite von links).<br />
KAP VERDE: 35 JAHRE KAP VERDE<br />
Honorarkonsul Dipl.-Ing. Wolfgang Meixner lud anlässlich des Kap Verdischen<br />
Nationalfeiertags und des halbrunden Jubiläums „35 Jahre Kap Verde“<br />
dieses Jahr gleich zweimal ein: Einmal zum traditionellen<br />
Gartenempfang in Wien mit viel Prominenz und wenige Tage später in<br />
sein Haus in Reith bei Kitzbühel, wo insgesamt siebzehn Konsuln, zahlreiche<br />
Gäste und Freunde von Kap Verde an der Veranstaltung teilnahmen.<br />
Gen Dir Markus Liebl (GD österr Brauunion),<br />
Minister a. D. Dr.Werner Fasslabend,<br />
Adi Hirschal<br />
56 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10<br />
HK Grassmayr (Südafrika), HK Buchroithner<br />
(Großbritannien), HK Traweger<br />
(Philippinen), HK Dipl.-Ing. Wolfgang<br />
Meixner (Kap Verde), Konsul Rauchbauer
ÄGYPTEN:<br />
NATIONALFEIERTAG<br />
Zur Feier des ägyptischen Nationalfeiertags<br />
lud Botschafter S.E. Ehab Mohamed Mostafa<br />
Fawzy in die Residenz auf der Hohen Warte<br />
in Wien Döbling. Dank schönem Wetter<br />
konnte sowohl drinnen wie draussen gefeiert<br />
werden. Es erschienen zahlreiche gutgelaunte<br />
Gäste aus den Bereichen Wirtschaft<br />
und Diplomatie.<br />
Die Receiving Line<br />
S.E. Aviv Shir-On (Israel), S.E.<br />
Hans-Henning Blomeyer-Bartenstein<br />
(Deutschland)<br />
Mikhail Wehbe, S.E. Ahmed Al-<br />
Alwani (Jemen), S.E. Ishaya El<br />
Khoury (Libanon)<br />
S.E. Panajotis Zografos<br />
(Griechenland), Gesandter<br />
Christopher Hoh (USA)<br />
CHINA: VERABSCHIEDUNG<br />
Zur Verabschiedung<br />
von Botschafter WU<br />
Ken und anlässlich<br />
des 83. Jahrestages<br />
der Gründung der<br />
Volksbefreiungsarmee<br />
Chinas lud dieser<br />
gemeinsam mit<br />
seiner Frau GUO Jinqiu<br />
und dem Militärund<br />
Luftattaché<br />
Großoberst GU Gang<br />
zum Empfang im Hotel<br />
Savoyen Vienna.<br />
Botschafter Ken Wu<br />
bei seiner Ansprache<br />
Die Receiving Line<br />
Botschafter Ali A. Soltanieh (Iran,<br />
UNO), S.E. Dinkar Khullar<br />
INDIEN:<br />
NATIONALFEIERTAG<br />
Der Unabhängigkeitstag Indiens vom Vereinigten<br />
Königreich wurde auch heuer wieder<br />
im India House in Wien 18 begangen.<br />
S.E. Dinkar Khullar und seine Gemahlin<br />
Frau Mala Khullar begrüßten zahlreiche Gäste<br />
aus Diplomatie, Wirtschaft und Gesellschaft.<br />
Trotz trüben Himmels war es ein gelungener<br />
Empfang und der 63. Jahrestag<br />
wurde gebührend gefeiert!<br />
Dr. Gu Andreas Gang, Guo Hopf Jinqiu,<br />
(Central S.E. Wu Danube) Ken<br />
Botschafter mit<br />
Gattin<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 57
DIPLOMATIE<br />
EVENTS<br />
HIGHLIGHTS VERANSTALTUNGEN<br />
DER DIPLOMATIE Juli bis September <strong>2010</strong><br />
Crème glacée francaise<br />
FRANKREICH:<br />
NATIONALFEIERTAG<br />
Anlässlich der Feier des französischen Nationalfeiertages<br />
lud der französische Botschafter<br />
S.E. Herr Philippe Carré in das Palais der Botschaft<br />
in Wien.<br />
S.E. Philippe Carré und Gattin<br />
Marie-Valentine<br />
S.E. Eugenio Maria Curia (Argentinien),<br />
S.E. Simon Smith (GB)<br />
Danielle Spera (Dir. Jüdisches<br />
Museum), Markus Beyrer<br />
(Gen.Sekr. IV)<br />
Dr. Josef Cap, Otmar<br />
Lahodynsky<br />
S.E. Wesaka Puja<br />
(Indonesien), S.E. Dinkar<br />
Khullar (Indien)<br />
SLOWAKEI:<br />
NATIONALFEIERTAG<br />
Botschafter Peter Lizák und der Ständige Vertreter bei den Internationalen<br />
Organisationen in Wien Marcel Pesko luden zum Nationalfeiertagsempfang<br />
in die Residenz des Botschafters in Wien<br />
Hietzing. Zur Musik der 30-Jahre der slowakischen Band „Funny Fellows“<br />
unter der Leitung von Roman Feder swingten die Gäste heiter<br />
durch den Abend. Traditionell wurde original slowakisches Bier<br />
vom Fass ausgeschenkt.<br />
Die Receiving Line, ganz rechts S.E. I Gusti Agung Wesaka Puja<br />
INDONESIEN: NATIONALFEIERTAG<br />
Indonesien feiert heuer 65 Jahre Unabhängigkeit. Botschafter I Gusti<br />
Agung Wesaka Puja und seine Gattin luden aus diesem Anlass<br />
in Wien zum traditionell bunten Empfang in die Residenz. Bei Musik<br />
und indonesischen kulinarischen Köstlichkeiten verbrachten<br />
die zahlreichen Gäste einen vergnügten Abend.<br />
Die Receiving Line<br />
58 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
S.E. Diego Stacey Moreno (Ecuador), I.E. Norma Goicochea<br />
Estenoz (Kuba), S.E. Ali de Jesus Duque (Venezuela)<br />
Die „Mariachis Negros“ in Aktion<br />
MEXIKO: 200 JAHRE UNABHÄNGIGKEIT<br />
Mit einem fulminanten Empfang im Wiener Rathaus<br />
feierte die mexikanische Botschaft in Wien das 200. Jubiläum<br />
der mexikanischen Unabhängigkeit. Stadträtin Sandra<br />
Frauenberger begrüßte im Namen der Stadt Wien das<br />
zahlreiche Publikum - mehrere hundert Gäste. Botschafter<br />
Alejandro Díaz unterstrich in seiner Rede die guten Beziehungen<br />
zwischen Österreich und Mexiko. Auf der Bühne<br />
machte die Originalband „Los Mariachis Negros“ mexikanische<br />
Stimmung. Auch ein echtes mexikanisches<br />
Büffet dufte natürlich nicht fehlen.<br />
Stadträtin Sandra Frauenberger,<br />
S.E. Alejandro Díaz<br />
Irina Bokova und<br />
Suleiman Al-Herbish<br />
OFID: EMPFANG ANLÄSSLICH „AIDS <strong>2010</strong>“<br />
Wien war im Sommer Gastgeber der „AIDS <strong>2010</strong>“, der 18. Internationalen<br />
AIDS-Konferenz, zu deren Anlass Generaldirektor Suleiman<br />
J. Al-Herbish einen Cocktail-Empfang im Atrium der OFID<br />
(Opec Fund for Int. Development) gab. Unter den Gästen waren Michel<br />
Sidibé (Direktor UNAIDS), Irina Bokova (Generaldirektorin UN-<br />
ESCO) und Dr. Seth Berkley (Präsident IAVI). Al-Herbish unterstrich<br />
in seiner Begrüßung die Wichtigkeit<br />
gemeinsamer internationaler<br />
Anstrengungen gegen die Krankheit.<br />
OFID habe seit 2001 weltweit<br />
mehr als 48 Millionen US-Dollar für<br />
die Bekämpfung von AIDS zur Verfügung<br />
gestellt. Außerdem wirkt<br />
Dr. Seth Berkley<br />
und Michel Sidibé<br />
OFID aktiv an der Erreichung der<br />
sog. Millenium Development Goals<br />
der UNO mit.<br />
DEUTSCHLAND: 20 JAHRE DEUTSCHE EINHEIT<br />
Zum 20. Jahrestag der<br />
Deutschen Einheit<br />
lud Botschafter S.E.<br />
Hans Henning Blomeyer-Bartenstein<br />
zum Empfang in die<br />
Botschaft. Ehrengast<br />
war der deutsche<br />
Bundespräsident a. D.<br />
Professor Dr. Roman<br />
S.E. Blomeyer-Bartenstein<br />
Herzog.<br />
und Dr. Roman Herzog<br />
Feierlicher Tortenanschnitt<br />
mit Minister<br />
Reinhold Mitterlehner<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 59
WIRTSCHAFT<br />
SICHERHEIT<br />
Austrian State Printing House<br />
Documents – Identity – Security<br />
– Technology<br />
Identity management has become an increasingly essential part of governmental business. In<br />
this business OeSD (the Austrian State Printing House) is a preferred partner for the Austrian<br />
and international governments for Identity Documents and High Security Printing Products.<br />
The world of “identity management”<br />
has changed significantly in the last<br />
decade. Handwritten documents have<br />
been replaced by electronic passports and<br />
electronic ID-cards, the picture of the document<br />
holder is now stored on a chip and/or<br />
in a database and is complemented by digitized<br />
fingerprints. The issuance of a document,<br />
the “personalization”, is done<br />
more and more with highly sophisticated<br />
equipment, laser beams and security foils<br />
– not any more by hand. Travel information<br />
is stored electronically in databases<br />
and border controls include biometric selfservice<br />
gates and body scanners.<br />
States and international organizations<br />
like the International Civil Aviation Organization<br />
(ICAO) have responded with these<br />
measures to old and new types of threats<br />
(illegal immigration, cybercrime, identity<br />
theft, organized crime, terrorism, etc.) and<br />
to the ever-growing volume of global trade<br />
and travel.<br />
The increasing complexity and the<br />
speed of change of those topics increase<br />
the risk of investing time and money in<br />
the wrong place. And in the field of national<br />
security, making a wrong decision is<br />
usually not an option.<br />
***<br />
Uniting tradition with technology –<br />
for your security<br />
The Austrian State Printing House<br />
(OeSD) has answers to the threats and challenges<br />
– and a track record to prove it.<br />
OeSD has more than 200 years of experience<br />
in the field of identity management and<br />
security printing – starting in 1804 with security<br />
printing products for the Austrian<br />
60 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
Emperor and now being the producer and<br />
personalizer of all relevant security documents<br />
for the Republic of Austria and many<br />
more for other, international countries.<br />
Tradition and technology – combined.<br />
***<br />
More than just a document<br />
A modern identity document is a marvel<br />
of technology. The combination of security<br />
paper or high-tech polycarbonate with micro-printing,<br />
UV-colours, holograms, colours<br />
that change their impression when tilted,<br />
intaglio printing and much, much more is<br />
a technological challenge. Adding a modern<br />
high-tech microchip to store and secure<br />
the personal data even more, makes this<br />
product the masterpiece of every security<br />
printer. Combining the technology with an<br />
artists work, showing the national symbols<br />
of the documents country of origin, let the<br />
spirit of the country and the people flow in<br />
and shine through every page – this makes<br />
a document the pride of the holder.<br />
***<br />
Production and Personalization<br />
Producing a secure document is a process<br />
with many steps. At OeSD the knowledge<br />
and experience of senior printers,<br />
the ambition of artists and designers and<br />
the technological enthusiasm of IT-specialists<br />
and cryptographers is melted into<br />
some of the best and advanced ID-documents<br />
in the world.<br />
But making the document is only a<br />
part of the necessary steps to a secure<br />
identity. The personalization, the printing<br />
and storing of the holders personal data,<br />
the picture and, in some documents, the<br />
fingerprint, is a sophisticated and technically<br />
demanding process. Industrial ink-jet<br />
printers or laser-beams are used for the optical<br />
personalisation. Wireless communication<br />
devices transfer the data encrypted to<br />
the security chip. Internationally tested<br />
and proven crypto graphical security mechanism<br />
ensure that only authorized access<br />
to the personal data is possible.<br />
***<br />
Security Printing – Secure Printing<br />
Being able to print and personalize a secure<br />
document would be worthless<br />
without a secure environment, where the<br />
document is born in a protected and controlled<br />
way. At OeSD the people and the<br />
building fulfil the highest expectations.<br />
Employees at OeSD are not only highly motivated,<br />
they have to have a security clearance<br />
at the highest level. OeSD's own security<br />
service ensures that the people and the<br />
products at OeSD are safe. And the building<br />
itself is equipped with security equipment<br />
that is also used in Swiss banks.<br />
***<br />
The future of identity<br />
A secure and reliable identity is the cornerstone<br />
of our world. Many steps are necessary<br />
to ensure that people can safely use<br />
their citizens’ rights and that no other person<br />
is able to impersonate them.<br />
OeSD, with its designers, artists, printers,<br />
IT-experts, consultants and management<br />
is proud to be a part of the combined<br />
efforts to ensure secure identities. Now<br />
and in the future.<br />
***<br />
OeSD Products<br />
OeSD produces all kinds of security products<br />
like:<br />
• passports and electronic passports<br />
• visas and travel documents<br />
• stamps, gift vouchers, tax stamps<br />
Additionally, we offer a wide range of security<br />
and personalization services and consulting.<br />
OESD THE FACTS<br />
In 1804, Emperor Francis I decreed the foundation of the<br />
"k. k. Hof- und Staatsdruckerey".<br />
2002: OeSD starts the personalization of the Austrian IDcard<br />
with laser personalization<br />
2006: Introduction of the Austrian ePassport, produced<br />
and personalized at the OeSD high security facility<br />
2009: Introduction of Austrian ePassport with fingerprint,<br />
produced and personalized at the OeSD high security<br />
facility<br />
<strong>2010</strong>: OeSD produces more than one million passports<br />
(Austrian and international)<br />
As an Identity Integrator and as a certified “High Security<br />
Printer”, the OeSD today supplies security products to<br />
customers on five continents.<br />
ÖSTERREICHISCHE STAATSDRUCKEREI<br />
Tenschertstrasse 7<br />
1239 Vienna, Austria<br />
www.staatsdruckerei.at<br />
Tradition and technology: Austrian ePassports incorporate<br />
the country’s most famous sights as<br />
security feature only visible under UV light<br />
YOUR PERSONAL INVITATION<br />
Are you a member of the diplomatic community and<br />
interested in taking a view behind the scenes of OeSD<br />
and in its high security products?<br />
Please contact Mr. Alexander Ristic for a personal<br />
appointment:<br />
Tel.: +43-(01)-206 66 - 206<br />
e-mail: ristic@staatsdruckerei.at<br />
Tel.: +43-(01)-206 66 - 0<br />
e-mail: sales@staatsdruckerei.at<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 61
WIRTSCHAFT<br />
ENTWICKLUNGSHILFE<br />
Mikrokredite für die solidarische Entwicklung<br />
Rendite mit gutem Gewissen<br />
Soziales Engagement, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit: Für diese Ideale steht Oikocredit.<br />
Peter Püspök, ehemaliger Generaldirektor der Raiffeisen Landesbank NÖ/Wien, findet nach<br />
seiner 37-jährigen Karriere als Banker Erfüllung in der Unterstützung sozialer Projekte.<br />
Peter Püspök und Friedensnobelpreisträger<br />
Muhammad Yunus<br />
Oikocredit ist eine private Non-Profit-Organisation<br />
mit Hauptsitz in den<br />
Niederlanden, die Kapital für Mikrokredite<br />
und Projektfinanzierungen aufbringt.<br />
Damit werden weltweit Menschen<br />
unterstützt, die mit besonders schweren<br />
Umständen zu kämpfen haben. Seit 2008<br />
ist Peter Püspök Vorstandsvorsitzender der<br />
österreichischen Niederlassung Oikocredit<br />
Austria, die die international tätige Oikocredit<br />
in ihrer Arbeit unterstützt.<br />
***<br />
„In Menschen investieren“<br />
„Wir schenken nicht Geld, sondern Vertrauen“,<br />
erklärt Peter Püspök den Sinn der<br />
Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit. Vielen<br />
Menschen ist es verwehrt, eine eigene<br />
wirtschaftliche Tätigkeit aufzubauen, da ihnen<br />
die finanziellen Mittel fehlen, denn<br />
kommerzielle Banken vergeben keine Kredite<br />
ohne Sicherheiten. Die von Oikocredit<br />
teilfinanzierten Organisationen aber behandeln<br />
die Menschen als kreditwürdige Partner<br />
„auf gleicher Augenhöhe“.<br />
Die Idee, mit Mikrokrediten Armut zu bekämpfen,<br />
basiert auf den Grundsätzen des<br />
Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus.<br />
Er stellte fest, dass arme Menschen das<br />
wenige Geld, das ihnen zur Verfügung gestellt<br />
wird, produktiv einsetzen. Die Menschen<br />
können dabei beispielsweise mit dem<br />
Kauf einer Kuh Milch produzieren und diese<br />
verkaufen. Eine Nähmaschine verhilft zu einer<br />
kleinen Schneiderei. Selbstverantwortung<br />
und -bestimmung sind dabei zentral.<br />
Deshalb ist nicht nur die Bereitstellung des<br />
Startkapitals, sondern die Schulung und Beratung<br />
der Menschen vor Ort von zentraler<br />
Bedeutung. „Kommerzielle Anbieter können<br />
das nicht leisten. Außerdem vergeben wir<br />
Kredite nur dann, wenn soziale und ökologische<br />
Kriterien eingehalten werden“, erklärt<br />
Püspök. So steht bei Oikocredit die „Hilfe zur<br />
Selbsthilfe“ im Mittelpunkt.<br />
***<br />
Idee findet Zuspruch in Österreich<br />
Derzeit investieren rund 34.000 Privatanleger<br />
und Institutionen in die Zukunft<br />
von Menschen, die in Armut leben. Sie erwerben<br />
Genossenschaftsanteile ab einer<br />
Mindesteinlage von 200 Euro. In Österreich<br />
besitzen bereits mehr als 2000 Mitglieder<br />
Genossenschaftsanteile von über 20 Millionen<br />
Euro. „Wir bieten eine Rendite an, die<br />
sich aus zwei Prozent Zinsen, einer Reduktion<br />
von Armut weltweit und einem guten<br />
Gewissen zusammensetzt“, betont Püspök.<br />
So bezeichnet er die von Oikocredit unterstützten<br />
Mikrokredite als Realwirtschaft,<br />
die ein Beispiel für eine solidarische Ökonomie<br />
darstellen und nicht der rücksichtslosen<br />
Renditeoptimierung dienen.<br />
Deshalb ist der ehemalige Generaldirektor<br />
der Raiffeisen Landesbank NÖ/Wien<br />
von der Idee der Mikrokredite des Friedensnobelpreisträges<br />
seit vielen Jahren fasziniert,<br />
„weil sie der Logik des ‚normalen’<br />
Banking widerspricht und doch bestens<br />
funktioniert.“ Er arbeitet mit Begeisterung<br />
für die Organisation, weil bei Oikocredit<br />
„idealistischer Einsatz für die Ärmsten dieser<br />
unserer Welt mit hoher Professionalität<br />
und Sicherheit für die Anleger gepaart ist.“<br />
INFO<br />
www.oikocredit.at<br />
ZUR PERSON<br />
Peter Püspök maturierte 1965 am Schottengymnasium in<br />
Wien, studierte an der Wiener Hochschule für Welthandel<br />
und startete 1971 seine berufliche Laufbahn im Bankensektor<br />
in der Chase Manhattan Bank (Frankfurt, Wien, New<br />
York, Düsseldorf). Sieben Jahre später kehrte er nach<br />
Österreich zurück und war seither bis zu seiner Pensionierung<br />
2007 für Raiffeisen tätig – zuletzt fast zehn Jahre als<br />
Generaldirektor. Seit 2008 ist er Vorstandsvorsitzender von<br />
Oikocredit Austria.<br />
PERU<br />
INDIEN<br />
PHILIPPINEN<br />
Die Kreditnehmerin<br />
wird durch<br />
den Projektpartner<br />
Finca in Peru<br />
betreut und nicht<br />
mit dem Geld<br />
alleine gelassen.<br />
Govindammal produziert und verkauft<br />
geflochtene Körbe. Ein<br />
Mikrokredit ermöglichte ihr Unabhängigkeit<br />
von Zwischenhändlern.<br />
Mit Hilfe von Mikrokrediten baute<br />
sich Aurero Fernando einen Betrieb<br />
zur Produktion von Jeans auf.<br />
FOTOS: OIKOCREDIT<br />
62 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
WIRTSCHAFT<br />
EVENT<br />
Die österreichische Delegation<br />
des WDLS Europe<br />
in Washington,<br />
D.C.<br />
World Diversity Leadership Summit<br />
Diversitätsexperten unter sich<br />
Zum ersten Mal war das WDLS-EU Austrian Steering Committee am renommierten World<br />
Diversity Leadership Summit an der Harvard Medical University in Boston zu Gast.<br />
Zu Gast bei Alcee<br />
Hastings im<br />
Kongress<br />
Mitte September nahm die österreichische<br />
Delegation des World Diversity<br />
Leadership Summit Europe, darunter<br />
Beatrice Achaleke (Delegationsleiterin), Edwin<br />
Schäffer (Wirtschaftskammer Wien),<br />
Brigitte Bichler (OMV), Norbert Pauser (Pauser&Wondrak<br />
Unternehmensberatung), Petra<br />
Gregorits (PGM marketing research<br />
consulting) und Jasmine Boehm („diversity<br />
matters“) an dem weltweit einzigartigen<br />
Diversitätsgipfel, veranstaltet von Gründer<br />
Douglas Freeman, teil. Am Summit versammelten<br />
sich insgesamt über 300 internationale<br />
hochrangige Diversityexperten<br />
und Exekutives, die mit der österreichischen<br />
Delegation über Diversitymanagement<br />
aus den verschiedensten Perspektiven<br />
an einem Tisch debattierten. Aktuelle<br />
Themen und Schwerpunkte waren unter<br />
anderem:<br />
Globalisation, die wesentliche Wettbewerbsfähigkeit<br />
von Diversity und Inklusion,<br />
das erfolgreiche Leiten von sehr<br />
unterschiedlichen Mitarbeitergruppen auf<br />
lokaler und globaler Ebene, die Entstehung<br />
von neuen „Workforce Communities“<br />
mit Bezug auf neue Generationen,<br />
Personen mit Behinderung oder Lesbian<br />
Gay Bisexual und Transgender.<br />
***<br />
Besuch in der österreichischen Botschaft<br />
Anschließend wurde die Delegation<br />
vom österreichischen Vizebotschafter Andreas<br />
Rieken und Alice Irvin, Direktorin<br />
des Presse- und Informationsdienstes, zur<br />
Fortsetzung der Gespräche in der österreichischen<br />
Botschaft in Washington D.C.,<br />
empfangen. Bei Think-Tank-Gesprächen zusammen<br />
mit amerikanischen Diversityexperten<br />
fand ein aktiver und bereichernder<br />
Austausch in entspannter Atmosphäre<br />
über europäische und amerikanische Diversitäts-<br />
und Inklusionsansätze und<br />
Trends statt. Schließlich äußerten alle TeilnehmerInnen<br />
Anregungen und Ideen zur<br />
Intensivierung und Verstärkung eines solchen<br />
bereichernden, interkulturellen Austausches.<br />
Die österreichische Botschaft erklärte<br />
sich bereit, dieses ambitionierte<br />
Anliegen weiter in der Zukunft zu unterstützen.<br />
Das offizielle Programm wurde mit einem<br />
Besuch und Gespräch mit Congressman<br />
Alcee Hastings, einem der angesehensten<br />
Abgeordneten des Kongresses der<br />
Vereinigten Staaten im Bereich internationaler<br />
Angelegenheiten und Mitvorsitzender<br />
der Kommission für Sicherheit und<br />
Zusammenarbeit in Europa (CSCE), ebenso<br />
wie mit einer anschließenden Führung<br />
durch das Capitol abgeschlossen.<br />
„Die nächste Reise ist bereits in Vorbereitung“,<br />
freute sich Initiatorin Beatrice<br />
Achaleke über das Ergebnis dieser Delegationsreise.<br />
Alcee Hastings und<br />
Beatrice Achaleke<br />
INFO<br />
Für weitere Eindrücke der Delegationsreise besuchen<br />
Sie den WDLS-EU Blog:<br />
http://wdls-eu.blogspot.com<br />
Nächster World Diversity Leadership Summit Europe:<br />
Wien, 24. bis 25. März 2011<br />
www.wdls.eu<br />
Mobil: +43-(0)699-11 969 115<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 63
WISSENSCHAFT<br />
KOLUMNE<br />
Kolumne von HERBERT PIETSCHMANN<br />
Was heißt Bildung?<br />
In der gegenwärtigen Diskussion um unser Bildungswesen wird der Lernprozess leider<br />
meist nur „technomorph“ betrachtet, in Analogie zum Programmieren eines Computers.<br />
Wir sprechen vom „Lernstoff“, vom „Lehrplan“, von den „Unterrichtseinheiten“ – völlig<br />
unabhängig von den individuellen Menschen, die daran beteiligt sind.<br />
Platon beschreibt in seinem Menon-Dialog<br />
die Dialektik des Lernprozesses in wunderbarer<br />
Weise: Sokrates will zunächst von<br />
Menon, einem berühmten Lehrer der Tugend,<br />
lernen. Er verhält sich dabei wie ein musterhafter<br />
Schüler, widerspricht nie, aber nimmt<br />
alles ernst, was Menon sagt, und zwar gemeinsam<br />
mit den Konsequenzen. Das Ergebnis<br />
ist, dass nicht Sokrates gelernt hat, sondern<br />
dass Menon nun verwirrt ist und selbst<br />
nicht mehr weiß, was „Tugend“ sei.<br />
Daraufhin wechselt Sokrates das Thema<br />
und schlägt vor, sich nun über das „Lernen“<br />
zu unterhalten; denn offenbar, so Sokrates,<br />
hätten sie doch soeben gezeigt, dass der Satz<br />
„Der Schüler lernt vom Lehrer“ falsch sei.<br />
Nach den Regeln der Logik müsse aber dann<br />
der Satz „Der Schüler lernt nicht vom Lehrer“<br />
richtig sein. Und da außer Schüler und Lehrer im konkreten<br />
Fall niemand anwesend war, sei dieser zweite Satz wohl äquivalent<br />
zur Aussage „Der Schüler lernt aus sich selbst“. Sokrates<br />
war auch bereit, diesen Satz zu beweisen: Man holt also einen<br />
jungen Sklaven, der intelligent, aber ungebildet war.<br />
Sokrates darf ihn zwar fragen, wenn er ihm aber irgendetwas<br />
sage, so hätte er „verloren“ und der Beweis wäre misslungen.<br />
Und nun beginnt ein faszinierender Dialog zwischen Sokrates<br />
und dem Sklaven. Am Ende weiß<br />
der Sklave, dass der Diagonale im Quadrat<br />
„keine Zahl entspricht“ (nach heutiger<br />
Rede, dass es eine irrationale Zahl<br />
sei).<br />
Als Sokrates jedoch behaupten will, er<br />
hätte den Beweis geführt, widerspricht<br />
ihm Menon, da der Schüler ohne die gezielten<br />
Fragen des „Lehrers“ Sokrates<br />
niemals auf diesen Schluss gekommen<br />
wäre. Sokrates pflichtet ihm bei und<br />
meint, sie wären damit auf eine „Aporie“,<br />
eine logisch ausweglose Situation<br />
gestoßen, da von zwei einander vollständig<br />
widersprechenden Behauptungen<br />
nicht gezeigt werden könne, eine sei<br />
falsch und die andere richtig.<br />
***<br />
Ein kreativer Bildungsprozess<br />
Wahres Lernen, meint Sokrates, könne<br />
also weder durch Lehren, noch durch<br />
Selbst-Lernen erzielt werden; vielmehr<br />
bedürfe es einer neuen Einstellung zum Lernprozess,<br />
bei der die erfahrenere Person den<br />
Lernwilligen bei deren kreativem Bildungsprozess<br />
behilflich ist. Lernen sei also mit einem<br />
„geistigen Geburtsvorgang“ (Mäeutik)<br />
zu vergleichen.<br />
Angesichts zahlreicher, emsig tätiger Lehrplankommissionen<br />
müssen wir wohl zugeben,<br />
dass es sich bei diesem zweieinhalb Jahrtausende<br />
alten Wissen um gesunkenes<br />
Kulturgut handelt! Im 20. Jahrhundert hat<br />
vor allem Carl Rogers die alten Thesen besonders<br />
deutlich vertreten. Er meint, „dass alles,<br />
was man anderen lehren kann, relativ belanglos<br />
ist“, dass es beim Lernen darauf<br />
ankäme, auch das Verhalten signifikant zu<br />
beeinflussen, dass aber solche Lerninhalte<br />
„selbst entdeckt, selbst frei angeeignet werden<br />
müssen“.<br />
***<br />
Die Aporie der Inhalte<br />
„Freiheit“ ist dem technomorph denkenden Menschen freilich<br />
fremd! Sie hat erst dort ihren Raum, wo Menschen Verantwortung<br />
übernehmen wollen; Voraussetzung dafür ist<br />
aber, dass nicht alle auftretenden Widersprüche im Sinne der<br />
Logik als Fehler eliminiert werden. Fragen wir also nach den<br />
Aporien, nach den nicht zu eliminierenden<br />
Widersprüchen, denen wir im<br />
CURRICULUM VITAE<br />
Bildungswesen begegnen.<br />
HERBERT PIETSCHMANN ist Die wichtigste Aporie haben wir bereits<br />
im Menon-Dialog kennengelernt.<br />
Emeritus am Institut für theoretische<br />
Physik der Universität Sie führt uns zur Aporie der „Inhalte“.<br />
Wien und Buchautor. Er studierte<br />
an der Universität Wien Ma-<br />
ohne Inhalte, die zu vermitteln sind,<br />
Selbst „geistige Geburtshelfer“ kommen<br />
thematik und Physik. 1966 nicht aus. Denn auch Fragen müssen<br />
schrieb er seine Habilitation in sich auf bestimmte Inhalte beziehen, soll<br />
theoretischer Physik an der Universität<br />
Wien und Göteborg. Dalichen<br />
Spielerei entarten. Wir wissen<br />
der Lern-Prozess nicht zur oberflächnach<br />
verbrachte er Forschungsjahre in Genf (CERN), Virginia aber, dass gelerntes Wissen schnell wieder<br />
vergessen wird. Also heißt die Aporie:<br />
(USA), Göteborg (Schweden) und Bonn (Deutschland).<br />
Pietschmann unternahm Vortragsreisen in Europa, USA, im Die Inhalte des Lernens sind immer zugleich<br />
notwendig und wirkungslos!<br />
Nahen Osten, Japan und China. Er ist korrespondierendes<br />
Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Die Einstellung der „geistigen Geburtshilfe“<br />
wird auch hier rechte Wege<br />
und der Wiener Internationalen Akademie für Ganzheitsmedizin<br />
sowie Mitglied der New York Academy of Science weisen. Allerdings kommt dabei deutlich<br />
und Fellow der World Innovation Foundation.<br />
zum Ausdruck, was ich persönlich wichtig<br />
finde: Lernen muss immer auch Freu-<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
http://homepage.univie.ac.at/herbert.pietschmann/ de bereiten!<br />
64 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
Investieren in Kasachstan<br />
Klimawandel in Kasachstan<br />
WIRTSCHAFT<br />
RECHT<br />
Kasachstan, das Land der tausend Gräser, bietet Investoren mehr als unendliche Weiten. Das<br />
Investitionsklima ist günstig, jedoch ist für einen Markteintritt die Unterstützung durch eine<br />
Rechtsberatung unerlässlich.<br />
Die wirtschaftliche Entwicklung der Republik<br />
Kasachstan seit 1991 ist trotz aller<br />
Schwierigkeiten eine beachtliche<br />
Erfolgsstory. Die globale Finanzkrise hat<br />
zwar die Volkswirtschaft des Landes beeinflusst,<br />
jedoch die Wirtschaftsentwicklung<br />
nicht gestoppt. Die Rohstoffressourcen sowie<br />
die Weiterführung von Reformen ermöglichen<br />
dem Land eine schnelle wirtschaftliche<br />
Erholung und ein dynamisches<br />
Wirtschaftswachstum. Mit dem „strategischen<br />
Entwicklungsplan bis 2020“ hat sich<br />
die kasachische Regierung zum Ziel gesetzt,<br />
bis 2020 zu den 50 höchstentwickelten<br />
Ländern der Welt zu gehören. Dies soll<br />
u.a. durch die Diversifizierung der Wirtschaft,<br />
die Industrialisierung, die Entwicklung<br />
der Transport- und Telekommunikationsinfrastruktur<br />
sowie durch die<br />
Reduzierung der Abhängigkeit vom Gasund<br />
Erdölexport erreicht werden.<br />
Von hohem Interesse für ausländische<br />
Investoren ist das Industrialisierungsprogramm<br />
der Regierung Kasachstans für<br />
<strong>2010</strong>-2014 vom 13.4.<strong>2010</strong> („karta industrializacii<br />
Kasachstana“): Es enthält 101 Investitionsprojekte<br />
und informiert Investoren,<br />
welche Werke in welchen Wirtschaftssektoren<br />
derzeit errichtet oder modernisiert<br />
werden sollen.<br />
Laut offizieller kasachischer Statistik ist<br />
im ersten Halbjahr <strong>2010</strong> das Bruttoinlandsprodukt<br />
um 8% gewachsen. Im selben Zeitraum<br />
hat sich die Industrieproduktion um<br />
11% erhöht, auch die Verarbeitungsindustrie<br />
verzeichnet einen Anstieg des Produktionsumfangs<br />
um 19%. Die Zuwächse des<br />
Produktionsvolumens liegen im ersten<br />
Quartal des heurigen Jahres in manchen<br />
Sektoren bei 50% oder 80% (z.B. in der Chemie<br />
oder im Maschinenbau). Kasachstan<br />
zählt zu den am schnellsten wachsenden<br />
Märkten der Welt. Der wichtigste Wachstumstreiber<br />
ist Erdöl, welches auch die<br />
Nachfrage im Inland und ausländische Investitionen<br />
ankurbelt. Durch ein attraktives<br />
Investitionsklima zieht das Land umfangreiche<br />
ausländische Direktinvestitionen an.<br />
Aufgrund der makroökonomischen Stabilität<br />
sowie der wirtschaftsfreundlichen<br />
Gesetzgebung und durch seine Bodenschätze<br />
ist der kasachische Markt attraktiv<br />
für Direktinvestitionen. In bestimmten<br />
Sektoren werden ausländische Investitionen<br />
durch die Gewährung finanzieller Begünstigungen<br />
vom Staat konsequent gefördert.<br />
Die seit Juli <strong>2010</strong> neuerlich<br />
bestehende Zollunion mit Russland eröffnet<br />
ausländischen Unternehmen zudem<br />
den Zugang zu einem Wirtschaftsraum<br />
mit insgesamt 170 Millionen Menschen.<br />
***<br />
Investment Opportunities<br />
Mit wenigen Ausnahmen (wie z. B. dem<br />
Telekommunikations- und Mediensektor)<br />
sind in Kasachstan alle Wirtschaftsbereiche<br />
für ausländische Investoren offen. Letzteren<br />
ermöglicht die Gesetzgebung Unternehmensbeteiligungen<br />
bis zu 100%.<br />
Die zahlreichen staatlichen Entwicklungsprogramme<br />
umfassen u. a. das Staatsprogramm<br />
der industriell-innovativen Entwicklung<br />
der Republik Kasachstan vom<br />
19.3.<strong>2010</strong>, das Industrialisierungsprogramm<br />
der Regierung Kasachstans für<br />
<strong>2010</strong>-2014 vom 13.4.<strong>2010</strong>, den strategischen<br />
Entwicklungsplan der Republik Kasachstan<br />
bis 2020 vom 1.2.<strong>2010</strong>. Staatliche Vorhaben<br />
betreffend Errichtung, Modernisierung<br />
und Ausbau von Produktionsstätten<br />
sind von der Regierung im jeweiligen Programm<br />
aufgelistet. Diese Listen sind umfangreich<br />
und jedes Projekt wird von einer<br />
verantwortlichen Behörde bzw. einer nationalen<br />
Holding abgewickelt und betreut.<br />
Zu einigen Projekten wird der Zugang<br />
durch den „National Wealth Fund Samruk<br />
Denis Alexa, LL.M.<br />
www.lansky.at<br />
KONTAKT<br />
Legal Counsel und Mitglied des<br />
Russian & CIS Desk bei Lansky,<br />
Ganzger & Partner Rechtsanwälte<br />
GmbH<br />
1010 Wien, Rotenturmstraße 29<br />
Tel. +43-(0)1-533 33 30-0<br />
Kazyna“ ermöglicht. Dieser nennt derzeit<br />
folgende Vorhaben: die Errichtung bzw. den<br />
Ausbau des Großkraftwerk in Moinaksk,<br />
der Erdölraffinerie in Atyrau, einer pharmazeutischen<br />
Fabrik sowie der Eisenbahnstrekken<br />
von Shetygen über Korgos und Usen zur<br />
Staatsgrenze nach Turkmenistan. Auch das<br />
nationale Stromnetz und das Heizwerks<br />
Balchasch sollen ausgebaut werden, in Ekibastus<br />
soll ein neuer Block des Staatlichen<br />
Wasserkraftwerks Nr. 2 entstehen.<br />
***<br />
Investitionsklima<br />
Insgesamt sind die Rahmenbedingungen<br />
für Investitionen in Kasachstan als<br />
günstig zu beurteilen, denn das Investitionsklima<br />
und die rechtliche Sicherheit<br />
im Land haben sich relativ gut entwickelt.<br />
Durch das Gesetz „Über Investitionen“ vom<br />
8.1.2003 (Investitionsgesetz), das die rechtliche<br />
und wirtschaftliche Grundlage zur Investitionsstimulierung<br />
festlegt, sind ausländische<br />
Investoren geschützt und den<br />
inländischen (ausgenommen den Bereich<br />
der Rohstoffnutzung) gleichgestellt. Die<br />
Norm garantiert den vollen Investitionsschutz<br />
sowie die Nichteinmischung staatlicher<br />
Organe in die Verwaltung des Vermögens<br />
und räumt Investitionspräferenzen<br />
ein. Investitionsrechtliche Streitigkeiten<br />
können durch Parteienvereinbarung auch<br />
schiedsgerichtlich entschieden werden.<br />
Wer in Kasachstan reüssieren will, muss<br />
vor Ort sein und darf die Wichtigkeit einer<br />
lokalen Präsenz nicht unterschätzen.<br />
Markteintritt in Kasachstan ist jenem in<br />
Österreichs Nachbarländern Mittelosteuropas<br />
nicht vergleichbar. Die Uhren ticken<br />
anders, und zwar schneller und gleichzeitig<br />
schwerer einschätzbar. Deswegen empfiehlt<br />
sich für den erfolgreichen Markteinstieg<br />
in Kasachstan eine qualifizierte und<br />
mit kasachischen Gegebenheiten vertraute<br />
Rechtsberatung.<br />
Über den Autor<br />
Denis Alexa ist Absolvent der Universität<br />
Augsburg sowie der Juridischen Fakultät<br />
der Staatlichen Universität Almaty (Kasachstan)<br />
und verfasst seine Dissertation<br />
an der Universität Wien.<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 65
WISSENSCHAFT<br />
SALZBURG<br />
20 Jahre Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste<br />
„Aller Anfang ist hin geordnet<br />
auf Vollendung“*<br />
Von EVA VON SCHILGEN<br />
Die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste hielt ihr jährliches Festplenum<br />
ab, bei dem die neuen Mitglieder vorgestellt und Protektoren und Ehrentitel verliehen<br />
wurden. Im August wurde der Toleranzpreis an eine hervorragende Persönlichkeit vergeben.<br />
Am Anfang stand eine Idee und drei Visionäre:<br />
der Salzburger Herzchirurg<br />
Felix Unger, der Wiener Erzbischof<br />
Franz Kardinal König und der Politikwissenschaftler<br />
und Philosoph Nikolaus Lobkowicz.<br />
Ihr Plan war es, einen weltweiten Dialog<br />
entstehen zu lassen, der über alle<br />
politischen, konfessionellen, ideologischen<br />
und wirtschaftlichen Grenzen hinweg ethische<br />
und wissenschaftliche Akzente setzt.<br />
Heute zählt die Akademie der Wissenschaften<br />
und Künste rund 1.400 Mitglieder,<br />
darunter 27 Nobelpreisträger. Wissenschaftler,<br />
Forscher, Denker, Industrielle,<br />
Wirtschaftler und Politiker. Aber auch<br />
Schriftsteller und Künstler aus Europa,<br />
Asien und den USA haben in diesen Jahren<br />
ein Wissensnetzwerk von unglaublichen<br />
Dimensionen geknüpft.<br />
Persönliche Kontakte bietet das jährliche<br />
Festplenum in Salzburg, bei der die neuen<br />
Mitglieder begrüßt und aufgenommen werden<br />
und die Ehrenpräsidenten und Protektoren<br />
ernannt werden. Mit der Ernennung<br />
von Protektoren in den Ländern, in denen<br />
Felix Unger, Ursula Piëch,<br />
Ferdinand Piëch<br />
die Akademie Delegationen hat, soll Verbindendes<br />
von Wissenschaft und Kunst mit der<br />
Politik geschaffen werden.<br />
***<br />
Milo Dukanovic Protektor der Akademie<br />
In Anwesenheit der Salzburger Landeshauptfrau<br />
Mag. Gabi Burgstaller und zahlreicher<br />
Persönlichkeiten aus Wirtschaft,<br />
Politik, Kunst und Kultur wurde dieses Jahr<br />
Milo Dukanovic, der Premierminister von<br />
Montenegro, zum Protektor ernannt. 1952<br />
geboren, studiert er Wirtschaftswissenschaften<br />
und tritt danach in den Bund der<br />
Kommunisten Jugoslawiens ein, dem er als<br />
ZK-Mitglied angehört. Nach dem Zerfall des<br />
Vielvölkerstaates wird er ein Mitglied der<br />
demokratischen Partei der Sozialisten und<br />
von 1991 bis 1998 Premierminister, von<br />
1998 bis 2002 Staatspräsident der Republik<br />
Montenegro. Bei den Parlamentswahlen<br />
2002 wird Dukanovic wieder zum Premierminister<br />
gewählt. Nach der Volksabstimmung<br />
2006 erfüllt sich sein Wunsch, Montenegro<br />
in die Unabhängigkeit von Serbien<br />
zu führen. Im Oktober desselben Jahres<br />
übergibt er das Amt des Ministerpräsidenten<br />
an seinen Nachfolger, kehrt aber, da dieser<br />
erkrankt, 2008 wieder in diese Funktion<br />
zurück und wird bei der Wahl 2009 mit<br />
mehr als fünfzig Prozent bestätigt.<br />
Ebenfalls zum Protektor ernannt wurde<br />
Jerzy Karol Buzek, der Präsident des Europäischen<br />
Parlaments und ehemaliger Ministerpräsident<br />
Polens. Buzek, geboren 1940, studierte<br />
Chemie an der Schlesischen Technischen<br />
Universität in Gleiwitz sowie an der<br />
Universität Cambridge in Großbritannien.<br />
Er veröffentlichte an die 200 wissenschaftliche<br />
Abhandlungen und Patente. Das ehemalige<br />
Mitglied der Gewerkschaft Solidarnosc<br />
war von 1980 bis 2001 Ministerpräsident.<br />
In dieser Funktion war es sein<br />
Ziel, Polen in die Europäische Union und in<br />
die NATO zu führen. 2004 wurde er Abgeordneter<br />
des Europäischen Parlamentes<br />
und 2009 zu dessen Präsidenten gewählt. Er<br />
war Professor für technische Wissenschaften<br />
in Oppeln, vertrat in der Internationalen<br />
Energieagentur Polen, war Vizerektor<br />
der Universität Czestochowa, Mitbegründer<br />
von INCREASE, einem polnisch-deutschen<br />
Netzwerk wissenschaftlicher Einrichtungen,<br />
und Gründer der Polnischen<br />
Diplomatenschule. Er ist Mitglied zahlreicher<br />
Akademien und besitzt die Ehrendoktorwürden<br />
von Seoul, Dortmund und Isparta.<br />
***<br />
Würdigung Nikolaus Lobkowicz‘<br />
Die Ehrenpräsidentenwürde auf Lebenszeit<br />
wurde Nikolaus Lobkowicz, einer der<br />
drei „Architekten“ der Akademie, aufgrund<br />
seiner Verdienste um die Akademie<br />
aber auch wegen seiner wissenschaftlichen<br />
Leistungen verliehen. Der aus einer alten<br />
aristokratischen Familie stammende Philosoph<br />
und Hochschulpolitiker wurde 1931<br />
in Prag geboren und emigrierte nach der<br />
kommunistischen Machtübernahme zunächst<br />
in die USA. 1950 kehrt er nach Europa<br />
zurück und studiert in Deutschland<br />
Philosophie. An zahlreichen Universitäten<br />
war er als Lehrender oder Präsident tätig,<br />
66 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10<br />
*THOMAS VON AQUIN (UM 1225-1274)
FOTOS: FOTOS MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG AUSTRIA PRESSE-FOTO A. KOLARIK UND FOTO-WILD<br />
Felix Unger, Jerzy<br />
Buzek, Erich Hödl,<br />
Paul Rübig<br />
wie an die University of Notre Dame in Indiana,<br />
an der Universität München und an<br />
der Ludwig-Maximilian Universität München.<br />
Lobkowicz ist Direktor des Zentralinstitutes<br />
für Mittel- und Osteuropastudien<br />
der Katholischen Universität Eichstätt.<br />
Ehrensenator wurde Evangelos Theodorou,<br />
Theologe und Professor Emeritus<br />
der Theologischen Fakultät der Universität<br />
Athen, ein Pionier der Ökumene und<br />
Vorreiter des Dialogs zwischen den christlichen<br />
Kirchen sowie langjähriger Delegat<br />
der Akademie von Griechenland. Ebenfalls<br />
zum Ehrensenator ernannt wurde der<br />
Schweizer Wissenschaftler Marcel Studer,<br />
der sich um den Aufbau der Stiftung<br />
Schweiz der Europäischen Akademie der<br />
Wissenschaften und Künste, deren Vizepräsident<br />
in der Schweiz er ist, große Verdienste<br />
erworben hat. Auch France Bernik,<br />
der slowenische literarische Historiker,<br />
Schriftsteller, Gelehrte und langjährige<br />
Delegat von Slowenien, sowie der österreichische<br />
Manager Ferdinand Piëch, Vorsitzender<br />
des Aufsichtsrates der Volkswagen<br />
AG, ein Enkel von Ferdinand Porsche, der<br />
die Akademie in Industriefragen berät,<br />
wurden Ehrensenatoren.<br />
***<br />
Illustre Schar der neuen Mitglieder<br />
Unter den mehr als 64 neuen Mitgliedern<br />
finden sich so illustre Personen wie<br />
die deutsche Bundesministerin für Bildung<br />
und Wirtschaft Annette Schavan<br />
oder die englische Politikerin Baronesse Patricia<br />
Rawlings, Frontbencher im englischen<br />
Oberhaus, dem House of Lords. Auch<br />
bedeutende Repräsentanten aus dem internationalen<br />
Kunst- und Kulturleben wurden<br />
zu Mitgliedern ernannt, wie Mikhail<br />
Borisovich Piotrovky, Direktor des St. Petersburger<br />
Museums Ermitage, die Österreicherinnen<br />
Valie Export, Filmemacherin,<br />
Medien- und Performancekünstlerin,<br />
und die Komponistin Olga Neuwirth, welche<br />
den Großen Österreichischen Staatspreis<br />
<strong>2010</strong>, die höchste künstlerische Auszeichnung<br />
der Republik als zehnte Frau erhielt.<br />
Und auch Peter Kodwo Appiah Turkson<br />
aus Ghana, wo er als Bischof tätig<br />
war, bis er als Kardinal an den Vatikan berufen<br />
wurde, sowie Rino Fisichella, römisch-katholischer<br />
Theologe und Titularerzbischof,<br />
ebenso Jószef Pálinkás,<br />
ungarischer Atomphysiker und ehemaliger<br />
Minister für Bildung wie auch der Wissenschaftstheoretiker<br />
und Biologe Franz M.<br />
Wuketits, Direktor i.R. des Konrad-Lorenz-<br />
Instituts für Evolutions- und Kognitionsforschung.<br />
Sie alle werden von nun an als Mitglieder<br />
am internationalen Netzwerk<br />
mitarbeiten.<br />
Erster Festredner des Plenums war Francois<br />
Terre, Präsident Institute de France,<br />
Professor für Soziologie an der rechtswissenschaftlichen<br />
Fakultät an der Universität<br />
Paris II und Mitglied der Académie de<br />
France. Er sprach über die heutigen Aufgaben<br />
und Funktionen der Akademien. Der<br />
zweite Festredner Oleg Matveevich Nefedov,<br />
Mitglied der Russischen Akademie<br />
der Wissenschaften, erläuterte das Thema<br />
„Das Wesen der Wissenschaft“.<br />
***<br />
Russland und Europa im Fokus<br />
Aktuelles Projekt der Akademie ist die<br />
„Zentral-Europäische-Russische Brücke“,<br />
das zum Ziel hat, die Zusammenarbeit Europas<br />
mit Russland weiter zu forcieren. Unter<br />
dem Thema „Was erwartet Russland<br />
von Europa“ finden Gespräche in Schloss<br />
Leopoldskron statt, an denen hochrangige<br />
Wissenschaftler und Politiker teilnehmen.<br />
KONTAKT<br />
DIE EUROPÄISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UND<br />
KÜNSTE IN SALZBURG<br />
St. Peter Bezirk 10<br />
5020 Salzburg<br />
Tel. +43-(0)662-84 13 45<br />
office@euro-acad.eu<br />
www.euro.acad.eu<br />
Unter anderen haben der russische Kulturminister<br />
Alexander Awdejew und Österreichs<br />
Außenminister Michael Spindelegger<br />
ihr Kommen zugesagt. Im nächsten<br />
Jahr ist ein Symposium in Moskau geplant<br />
mit der Gegenfrage „Was erwartet Europa<br />
von Russland“. Der Report „The European<br />
Lead Market in Health Care“, ein weiteres<br />
zentrales Thema der Akademie, wurde<br />
letztes Jahr im europäischen Parlament<br />
vorgestellt.<br />
***<br />
Toleranzpreis an Kardinal Lehmann<br />
Neben dem Festplenum ist die Verleihung<br />
des Toleranzpreises ein jährlicher Fixpunkt<br />
der Akademie. Unter den bisherigen<br />
Preisträgern finden sich so prominente Namen<br />
wie Teddy Kollek, Jerusalems unvergessener<br />
Bürgermeister, Susanne Mubarak, die<br />
wohltätige First Lady Ägyptens, Franz Kardinal<br />
König, bekannt für seinen Einsatz zum<br />
gemeinsamen Dialog zwischen den Konfessionen,<br />
Daniel Barenboim, Dirigent und<br />
Mittler zwischen Juden und Palästinensern,<br />
Hans Dieter Genscher, ehemaliger Außenminister<br />
von Deutschland und der deutsche<br />
Politiker und Umweltexperte Klaus Töpfer.<br />
<strong>2010</strong> wurde die Auszeichnung an seine Eminenz<br />
Kardinal Karl Lehmann vergeben. Der<br />
in Sigmaringen 1936 geborene Kardinal ist<br />
seit 2002 Mitglied des Päpstlichen Rates<br />
zur Förderung der Einheit der Christen. Er<br />
ist Mitglied in der Kongregation für die<br />
Ostkirchen, der Vermögensverwaltung des<br />
Apostolischen Stuhles sowie des Päpstlichen<br />
Rates für die Sozialen Kommunikationsmittel.<br />
Felix Unger, der derzeitige Präsident<br />
der Europäischen Akademie der Wissenschaften<br />
und Künste, kann mit Freude<br />
und Stolz auf die letzten zwanzig Jahre zurückblicken.<br />
Er hat es verstanden, bedeutende<br />
Vordenker in der Akademie zu versammeln.<br />
Nun ist zu hoffen, dass ihr<br />
interdisziplinärer Dialog und ihre Visionen<br />
dazu beitragen, den Weg in eine bessere<br />
Zukunft der Welt zu ebnen.<br />
Gabi Burgstaller<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 67
RECHT<br />
KOLUMNE<br />
Anwalt Dr. GEORG ZANGER exklusiv für<br />
Das Recht zu überleben ist ein<br />
Grundrecht<br />
Asylwerber werden in Europa ungleich behandelt. Wo die Bedingungen nicht den<br />
menschenrechtlichen Standards entsprechen, sollten Rückführungen nach dem „Dublin Verfahren“<br />
gestoppt werden. Auch in Österreich gibt man Asylwerbern die „rote Karte“.<br />
Da das sogenannte „Dublin Verfahren“ bestimmt, dass der<br />
Mitgliedsstaat, der vom Flüchtling zuerst betreten wird,<br />
für eine Asylentscheidung ausschließlich zuständig ist,<br />
werden Flüchtlinge dorthin regelmäßig zurückgeschoben,<br />
wenn sie in einem anderen Staat aufgegriffen werden. Es soll<br />
kein „forum shopping“ stattfinden.<br />
Griechenland ist wegen seiner geografischen Lage besonders<br />
oft Erstankunftsland für Flüchtlinge. Griechenland ist aber offenbar<br />
überfordert, Asylverfahren korrekt durchzuführen.<br />
Auch berechtigte Asylwerber haben kaum eine Chance, als<br />
Flüchtlinge anerkannt zu werden.<br />
***<br />
Rückführung nach Griechenland wird untersagt<br />
Der Europarat hat Griechenland zum wiederholten Male<br />
wegen brutaler Übergriffe der Polizei, wegen unzumutbarer Zustände<br />
in Polizeiwachen und Gefängnissen und verheerenden<br />
Haftbedingungen verurteilt. Die Unterbringung von Flüchtlingen<br />
in dunklen, verlausten Zellen, zusammengepfercht auf<br />
Matratzen voller Läuse und Flöhe, verdreckte Toiletten und Duschen<br />
stellen nach Expertenerhebungen ein akutes Gesundheitsrisiko<br />
gleichermaßen für Insassen und Beschäftigte dar. Es<br />
fehlt an allem, was ein rechtstaatliches Asylverfahren ausmacht.<br />
Menschenrechtsorganisationen berichten, dass Asylanhörungen<br />
ohne Dolmetscher stattfinden und dadurch zu einer<br />
Farce werden.<br />
Art. 3 der EMRK verbietet Folter und unmenschliche Behandlung.<br />
Jedermann, auch Flüchtlinge haben ein Recht auf<br />
Freiheit und Sicherheit. Besteht in einem Herkunftsland keine<br />
Gewähr für eine menschliche Behandlung, darf dorthin nicht<br />
abgeschoben werden. Dasselbe gilt daher auch für die Rückschiebung<br />
in einen europäischen Mitgliedsstaat.<br />
Das Schweizerische Bundesamt für Asylsuchende hat schon<br />
Anfang 2009 auf die systematischen Hindernisse beim Stellen<br />
eines Asylantrages in Griechenland hingewiesen. Der französische<br />
„Conseil d’Etat“ hat im Mai <strong>2010</strong> eine Überstellung nach<br />
dem Dublin-Verfahren aus den genannten Gründen nach Griechenland<br />
ausgesetzt. Auch das deutsche Bundesverfassungsgericht<br />
ist dem gefolgt: Zu prüfen sei insbesondere, welche Auswirkungen<br />
der europäische Grundsatz der Solidarität, der im<br />
Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts auch für eine<br />
gemeinsame Asylpolitik Geltung beansprucht, bei einer erheblichen<br />
Überlastung des Asylsystems eines Mitgliedstaates<br />
FOTOS: PIXELIO, BEIGESTELLT<br />
68 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
CURRICULUM VITAE<br />
DR. GEORG ZANGER, M.B.L.-HSG ist seit 1975 selbständiger<br />
Rechtsanwalt in Wien mit besonderem Schwerpunkt auf<br />
kreativen Lösungen für Wirtschaftsunternehmen. Seine<br />
Spezialgebiete umfassen Wettbewerbs-, Telekommunikations-,<br />
Urheber- und Medienrecht. Zuletzt hat er im Bemühen,<br />
chinesische Unternehmen zu Investitionen in Österreich<br />
zu bewegen, ein Netzwerk mit 25 Rechtsanwaltskanzleien<br />
in den wichtigsten Industriestädten Ostchinas geschlossen.<br />
Er ist Autor verschiedenster Fachbücher und Fachartikel.<br />
KONTAKT<br />
Rechtsanwaltskanzlei „Zanger bewegt“<br />
Dr. Georg Zanger<br />
Neuer Markt 1, A-1010 Wien<br />
Tel.: +43-(0)1-512 02 13, Fax: +43-(0)1-513 48 07<br />
office@zanger-bewegt.at • www.zanger-bewegt.at<br />
auf die Rechte des einzelnen Asylantragstellers<br />
und auf die Auslegung<br />
des Grundgesetzes hat.<br />
Der Europäische Gerichtshof für<br />
Menschenrechte hat nach dänischen<br />
Zeitungsmeldungen bereits<br />
in mehr als 500 Fällen in den Jahren<br />
2009 und <strong>2010</strong> Rückstellungen nach<br />
Griechenland gestoppt. Vor dem<br />
EGMR ist derzeit ein weiteres Verfahren<br />
anhängig, in dem ein belgischer<br />
Anlassfall verhandelt wird.<br />
Mit einer Entscheidung ist in Bälde<br />
zu rechnen. Inzwischen wurde beim<br />
EuGH ein Vorabentscheidungsverfahren<br />
beantragt, ob unter den genannten<br />
Voraussetzungen ein genereller<br />
vorläufiger Stopp der<br />
Rückschiebung nach Griechenland<br />
gerechtfertigt ist. Da die EMRK seit<br />
dem Vertrag von Lissabon unmittelbar<br />
anzuwendendes Gemeinschaftsrecht<br />
geworden ist, ist davon<br />
auszugehen, dass der EuGH – nunmehr<br />
bindend für alle EU-Staaten –<br />
Rückschiebungen nach Griechenland<br />
zumindest derzeit generell untersagen wird.<br />
***<br />
Verantwortung Österreichs<br />
Österreich scheint all dies in Kenntnis der genannten Vorgänge<br />
nicht daran zu hindern, weiter seine Rückschiebungspraxis<br />
aufrecht zu erhalten: In einer Vielzahl von Entscheidungen<br />
hat der neu geschaffene Asylgerichtshof Flüchtlinge<br />
nach Griechenland zurückgeschoben und der Verfassungsgerichtshof<br />
hat keinen Grund gesehen, die Entscheidung zu ändern.<br />
Bedenkt man das Schicksal der einzelnen Fremden, die, verzweifelt<br />
um ihre Anerkennung als Flüchtlinge kämpfend, sich<br />
nach ihrer Rückschiebung aus Österreich der Folter und unmenschlichen<br />
Behandlung in Griechenland<br />
(wieder) gegenübersehen, lässt sich<br />
das Ausmaß des Unrechts erkennen. Tatsächlich<br />
wäre angesichts der genannten<br />
Berichte über die griechischen Zustände<br />
zu prüfen, ob sich Österreich durch sein<br />
Verhalten nicht eines „flagranti denial“<br />
der EMRK verantwortlich macht und deshalb<br />
nach dem Amtshaftungsverfahren<br />
belangt werden kann.<br />
Österreich scheint aber den Wettlauf,<br />
welcher europäische Staat mit Fremden<br />
am rücksichtslosesten, unmenschlichsten<br />
umgeht, unbedingt gewinnen zu<br />
wollen. Tatsächlich hat kaum ein anderes<br />
Land so restriktive Fremdenrechtsbestimmungen<br />
wie Österreich. Kein<br />
Wunder, dass ein großer Teil der Österreicher<br />
fremdenfeindliche Aussagen<br />
goutiert, und Asylbewerber in ihren Augen<br />
kriminell und verlogen sind. Tatsache<br />
ist, dass sich die Republik Österreich<br />
im Unterschied zu anderen<br />
europäischen Staaten von rechten<br />
Hassideologien noch immer nicht<br />
ausreichend distanziert hat.<br />
***<br />
„Rote Karte“ bei Ausweiskontrolle<br />
Rechtzeitig vor den Herbstwahlen<br />
will die Regierung nun das Asylrecht<br />
nochmals zu Lasten der Asylwerber<br />
verschärfen. Asylwerber, die<br />
sich bisher im politischen Bezirk<br />
frei bewegen durften, werden sich<br />
künftig die ersten fünf bis sieben Tage<br />
in der Erstaufnahmestelle aufhalten<br />
müssen. Nicht einmal der<br />
Besuch eines Supermarktes oder eines<br />
Lokals wird künftig möglich<br />
sein, selbst wenn man dafür vom<br />
Flüchtlingslager nur um die Ecke gehen<br />
müsste. Bei Verlassen der Erstaufnahmestelle<br />
droht ihnen eine<br />
umgehende Festnahme. Das Gesetz<br />
soll mit Anfang 2011 in Kraft treten.<br />
Eine „ rote Karte“ soll die Asylwerber<br />
künftighin für die Exekutive<br />
bei einer Ausweiskontrolle sofort erkennbar machen. Laut Andreas<br />
Weber im „Format“ vom 10.9.<strong>2010</strong> ist allein der Begriff<br />
schon menschenverachtend. Er fragt zu Recht: Was kommt als<br />
nächstes? Ein gelber Stern, den sich Asylwerber zum Ausgehen<br />
annähen müssen?<br />
Es stört die Regierung offenbar nicht, dass der VfGH schon<br />
im Jahre 1992 erkannt hat, dass die Einschränkung der persönlichen<br />
Freiheit durch die Verpflichtung, sich in einer Überprüfungsstation<br />
(damals das Flüchtlingslager Traiskirchen)<br />
aufzuhalten, Art 5 Abs.1 der EMRK widerspricht und damit verfassungswidrig<br />
ist. Das Asylverfahren ist nämlich kein Teil des<br />
Ausweisungsverfahrens, im Rahmen dessen die Verhängung<br />
der Schubhaft zulässig ist.<br />
Der Verfassungsjurist Heinz Mayer<br />
meint zu Recht, dass die Aufenthaltspflicht<br />
in einer Aufnahmestelle als Haft<br />
zu qualifizieren ist. Es ist aber nicht nur<br />
nach Art. 5 EMRK, sondern auch nach<br />
Art. 6 der Charta der Grundrechte der EU<br />
verboten, einen Asylwerber in Haft zu<br />
nehmen, nur weil er Asylwerber ist. Maßgebend<br />
ist, ob der Betroffene den Aufenthaltsort<br />
jederzeit verlassen kann, ohne<br />
mit einem physischen Zugriff rechnen<br />
zu müssen.<br />
Caritas-Präsident Franz Küberl kritisiert<br />
die Fremdenrechtsnovelle schließlich,<br />
weil die Politik so tue, als wären<br />
Asylwerber von vornherein Schubhäftlinge.<br />
Wörtlich führte er aus: „Die Reichen<br />
müssen wieder lernen zu wissen,<br />
wo die Armen sind, nur das ist der Schlüssel<br />
für eine Globalisierung, die den Namen<br />
sozial verdient“.<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 69
WISSENSCHAFT<br />
INTERVIEW<br />
„Mutter“ der Pille<br />
Vom Wunschkind zum „Vorspiel“<br />
Der berühmte Chemiker Carl Djerassi im Interview über fünfzig Jahre „Pille“, die Brutalität<br />
der medizinischen Forschung und seine Liebe zum Schreiben. Von STEPHAN LAHODYNSKY<br />
„Niemand glaubte daran,<br />
dass Frauen die Pille so<br />
schnell annehmen würden.“<br />
CARL DJERASSI<br />
ÜBER DIE EINFÜHRUNG DER PILLE<br />
Sie bezeichnen sich selbst als „Vater der<br />
Anti-Baby-Pille“?<br />
Nein, nie… ich würde mich eher als eine<br />
„Mutter der Pille“ bezeichnen und sage<br />
auch nie „Anti-Baby-Pille“! Ich sage immer<br />
„Pille“. Es ist ja keine Pille, die gegen Babys<br />
ist. Es ist eine Pille für Frauen oder auch für<br />
erwünschte Kinder. Wenn Sie es Anti nennen<br />
wollen, dann „Anti-Unerwünschte Baby<br />
Pille“.<br />
Den erfolglosen Innsbrucker Professor<br />
der Physiologie Ludwig Haberlandt ehrten<br />
Sie posthum als „Großvater“ der Pille. Nun<br />
ist die Erfindung 50 Jahre alt geworden.<br />
Das kommt darauf an, was Sie als Geburtstag<br />
annehmen. Der Tag, an dem die<br />
Substanz chemisch synthetisiert wurde,<br />
war 1951. Der Geburtstag war also 2001.<br />
Aber wenn Sie von der Idee von Haberlandt<br />
sprechen, könnten Sie sagen, es sei der<br />
achtzigste Geburtstag. Was die Leute jetzt<br />
momentan alle feiern, ist 1960, das Jahr, in<br />
dem die offizielle Erlaubnis in den Vereinigten<br />
Staaten von den Behörden (FDA,<br />
Anm.) gegeben wurde, dass man die Pille<br />
in der Medizin einführen kann. Es kommt<br />
darauf an, welches Ereignis Sie als Geburtstag<br />
sehen. In zwei Jahren wird es<br />
wieder einen geben, da ist es dann das<br />
Jahr, in dem die Pille in Österreich erschienen<br />
ist, in Deutschland wird es nächstes<br />
Jahr der Fall sein.<br />
Gibt es einen Nachfolger? Einen „Sohn“<br />
oder eine „Tochter“ der Pille? Jemand, der<br />
das Potenzial hat, einen neuerlichen Durchbruch<br />
in der Hormonforschung zu erreichen?<br />
Sowohl ein kategorisches Nein als<br />
auch ein natürliches Ja. Ich fange mit<br />
dem Ja an. Sie fragen, könnte es einen<br />
Nachfolger geben? Die Antwort ist ganz<br />
klar ja. Wie kann man je sagen, dass es<br />
unmöglich ist, etwas Neues zu entdekken?<br />
Der Grund, warum ich auch kategorisch<br />
Nein sage, ist, dass es keine wissenschaftliche<br />
Frage ist. Wissenschaftlich ist<br />
die Antwort ja. Es gibt immer modernere,<br />
klügere und bessere Wissenschaftler,<br />
aber der Grund, warum wir keine<br />
fundamentalen neuen Methoden haben,<br />
ist, dass es nur sehr kleine chemische Variationen<br />
von der Pille, die wir vor fünfzig<br />
Jahren erfunden haben, gibt.<br />
Fundamental neu wäre eine Pille für<br />
den Mann zum Beispiel oder eine Impfung<br />
oder wie man eine Sterilisierung<br />
rückgängig machen kann. Doch die<br />
Chancen, dass das passieren wird, sind<br />
meiner Meinung nach so minimal, dass<br />
man Nein sagen kann, und der Grund<br />
hat nichts mit Wissenschaft zu tun. Zum<br />
Beispiel: Wir haben keine Pille für den<br />
Mann, dabei wissen wir wissenschaftlich<br />
genau, wie so eine Pille aussieht. Es<br />
gibt viele klinische Versuche, die man<br />
ein, zwei Jahre lang an dreißig, fünfzig,<br />
sogar hundert Männern gemacht hat, also<br />
vom wissenschaftlichen Standpunkt<br />
her. Das heißt natürlich nicht, dass man<br />
ein Mittel gleich in die Apotheke stellen<br />
kann, da braucht man noch viele Versuche.<br />
Die Antwort hängt an den zwanzig<br />
größten pharmazeutischen Firmen der<br />
Welt, und davon sind es etwa 95 Prozent,<br />
in denen bahnbrechende Forschung in-<br />
70 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
dustriell betrieben wird. Da gibt es nicht<br />
eine einzige, die auf dem Bereich der<br />
männlichen Verhütung arbeitet.<br />
Aber Bedarf gäbe es doch?<br />
Ja, es gibt Bedarf für allerlei Dinge, an<br />
denen man nicht oder kaum arbeitet. Ich<br />
gebe Ihnen ein sehr gutes Beispiel: Schon<br />
Jahrhunderte lang sind die parasitischen<br />
Krankheiten in der armen Welt die größten<br />
Krankheiten. Der größte Killer ist Malaria,<br />
nicht Krebs oder AIDS. Aber relativ<br />
wenig Arbeit wurde bis vor kurzem in diese<br />
Richtung gemacht, oder bezüglich anderer<br />
parasitischer Krankheiten, die in Asien,<br />
Afrika oder Südamerika hunderte Millionen<br />
betreffen. Denn die größten Firmen<br />
auf der Welt sind ja europäische, amerikanische,<br />
japanische. Also aus der nördlichen,<br />
entwickelten Welt, die jetzt schon<br />
eine total geriatrische Welt ist.<br />
Die Länder, von denen ich vorher gesprochen<br />
habe, wo parasitische Krankheiten<br />
existieren oder Verhütung ganz wichtig ist,<br />
das sind die pädiatrischen Länder. Ein Verhütungsmittel<br />
würde in Nigeria oder Pakistan<br />
gebraucht werden, das sind die beiden<br />
Länder, in denen sich die Bevölkerungszahl<br />
alle dreißig Jahre verdoppelt, während<br />
das Bevölkerungswachstum in Europa<br />
sinkt. Allerdings ist dort dafür kein Markt<br />
vorhanden, kein Pharmakonzern verdient<br />
Geld, doch genau daran sind sie interessiert.<br />
Daher wenden sie sich eher den Krankheiten<br />
der geriatrischen Welt zu. Alzheimer,<br />
Krebs, Herzkrankheiten, alles Krankheiten<br />
der relativ reichen Bevölkerung, die versichert<br />
sind oder Krankheiten haben, bei denen<br />
man unentwegt ein Präparat nehmen<br />
muss, das ist natürlich ideal.<br />
Ein Impfstoff, den man nur einmal verabreicht<br />
bekommt, bringt auch nicht so<br />
viel ein. Was noch viel schlimmer ist, ist,<br />
dass Leute bei einer Impfung oder bei der<br />
Verhütung überhaupt keine Nebenwirkungen<br />
tolerieren. Das ist zwar nicht realistisch,<br />
aber auch klar warum. Sie haben ja<br />
keine Krankheit. Sie nehmen vorbeugend<br />
etwas, damit eventuell etwas nicht passiert.<br />
Wenn sie allerdings Krebs haben, da<br />
würden sie keine pharmazeutische Firma<br />
klagen, wenn sie während der Chemotherapie<br />
erbrechen oder ihr Haar verlieren,<br />
was natürlich bei den meisten Leuten passiert.<br />
Das ist ja auch eine ganz andere Frage.<br />
Ich spreche von einem brutalen geschäftlichen<br />
Standpunkt.<br />
Also ökonomisch, mathematisch brutal,<br />
wo die Konzerne sagen, es ist nicht<br />
wert es zu tun. Noch ärger wäre es bei der<br />
Pille für den Mann, wenn es die geben würde,<br />
würde der Mann fragen, was passiert<br />
wenn ich das dreißig oder vierzig Jahre<br />
lang nehme, kann ich mit Fünfzig oder<br />
später noch ein Kind haben? Es gibt auch<br />
viele Männer, aber natürlich nicht Frauen,<br />
die dann noch Kinder haben wollen. Oder<br />
kann ich noch eine Erektion haben, was<br />
wird der Effekt auf meine Potenz, nicht<br />
jetzt, sondern in, dreißig, vierzig Jahren<br />
sein? Was wird mit Prostata-Krebs sein,<br />
womit jeder Mann konfrontiert wird,<br />
wenn er nur lang genug lebt. Also das<br />
sind die Fragen. Das kostet hunderte Millionen<br />
von Euro, um solch ein Präparat zu<br />
entwickeln, das dauert jahrelang, ein Patent<br />
ist nur zwanzig Jahre lang gültig, das<br />
ist ökonomisch nicht wert, es zu tun.<br />
Nach einer Klagewelle in den USA sieht<br />
sich der Konzern Bayer Schering Pharma<br />
immer mehr Skepsis der Pille gegenüber<br />
konfrontiert. Weltweit sollen laut amerikanischer<br />
Gesundheitsbehörde FDA bereits<br />
190 Frauen an Thrombosen gestorben sein.<br />
Ist die Pille noch notwendig oder gibt es eine<br />
wirkliche Alternative?<br />
Sie nehmen an, dass „die Pille“ eine<br />
Substanz ist, dabei gibt es hunderte verschiedene<br />
Präparate mit etwa acht oder<br />
neun aktiven Substanzen. Was Sie ansprechen,<br />
ist ein Präparat namens „Yaz“ oder<br />
„Yazmin“, eines der letzten von Bayer. Die<br />
Thrombose ist eine Nebenwirkung, die<br />
man schon vor vierzig Jahren entdeckt<br />
hat, aber das hat nichts mit dem Verhütungsmittel<br />
an sich zu tun, sondern mit<br />
dem Östrogen, das man beifügt. Da muss<br />
man Acht geben, keine Frage, insbesondere<br />
Frauen, die eine Geschichte von Thrombosen<br />
haben, sollten es überhaupt nicht<br />
gebrauchen. Also dass diese Gefahr bei<br />
„Yaz“ etwas höher ist, ist scheinbar der<br />
Fall, aber wir sprechen hier von 190 Fällen<br />
von wahrscheinlich hunderttausenden<br />
Frauen. Das ist noch immer minimal im<br />
Vergleich zu anderen Pharmazeutika, aber<br />
natürlich ist ein gewisses Risiko dabei.<br />
Wenn wir jetzt von einem Krebspatienten<br />
ausgehen, würde niemand darüber sprechen,<br />
aber wenn auch nur zwei Frauen mit<br />
der Pille Probleme haben, würde es heißen,<br />
das ist doch nicht notwendig.Was dabei<br />
nicht bedacht wird, ist, wie viel mehr<br />
Frauen während einer Schwangerschaft<br />
sterben. Man muss das immer vergleichen.<br />
Geschäftlich gesehen, kann natürlich die<br />
Konkurrenz sagen: Nehmt unser Produkt,<br />
da gibt es hundert Frauen weniger, die Probleme<br />
bekommen.<br />
Was für mich allerdings ein viel größerer<br />
Skandal ist, sind die Preise. Denn Verhütung<br />
ist ja keine Krankheit, Verhütung<br />
ist etwas, das viele eigentlich fast als ihr<br />
Recht ansehen. Nämlich auch das Umgekehrte,<br />
wenn sie keine Kinder bekommen<br />
können, dass sie ihre Unfruchtbarkeit<br />
auch ohne hohen finanziellen Aufwand,<br />
durch die Versicherung, durch In Vitro<br />
Fertilisation behandeln können. Also das<br />
sind zwei Sachen, die meiner Meinung<br />
nach so billig wie möglich sein sollten<br />
und auch billig sein können, wenn man<br />
kein Geschäft daraus macht, sondern das<br />
generisch effektivste, billigste Mittel gebraucht.<br />
Die Ironie ist ja, dass die billigste<br />
Substanz „Norethisteron“, dessen Patent<br />
vor vierzig Jahren abgelaufen ist, nur minimal<br />
verändert wurde und kaum einen<br />
Unterschied zu den heutigen Präparaten<br />
aufweist und noch immer von Millionen<br />
jetzt genommen wird, 15 mal billiger ist<br />
als diese Neuesten.<br />
Wussten Sie bei der Erfindung der Pille<br />
bereits, welche Auswirkungen diese haben<br />
würde?<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 71
WISSENSCHAFT<br />
INTERVIEW<br />
Theoretisch natürlich, da wir die Substanz<br />
ja nicht aus dem Nichts hergezaubert<br />
haben. Haberlandt war der erste, der<br />
schon in den 1920er Jahren, bevor noch<br />
das weibliche Hormon Progesteron isoliert<br />
wurde, wusste, dass es in Drüsenextrakten<br />
existiert. Er sagte, das sei das natürliche<br />
Verhütungsmittel, da es während der<br />
Schwangerschaft produziert wird, um eine<br />
weitere Schwangerschaft in diesen neun<br />
Monaten zu verhindern. Logischerweise<br />
versuchte er dieses mit Drüsenextrakten<br />
zu tun und wollte es auch in Pillenform<br />
haben. Das Malheur ist, dass dieses nicht<br />
oral aktiv ist und es ihm nicht vor seinem<br />
Tod gelang. Er beging Selbstmord, auch<br />
wegen der großen Opposition, teilweise<br />
der Kirche und der sehr konservativen Gesellschaft<br />
in Österreich und Deutschland.<br />
In den dreißiger Jahren wurde Progesteron<br />
dann isoliert und synthetisiert und<br />
man sah, dass es funktionierte, allerdings<br />
nicht oral aktiv, da war es aber auch noch<br />
nicht relevant. Dann hat man Progesteron<br />
in die Medizin eingeführt, zur Behandlung<br />
von Menstruationsschwierigkeiten und für<br />
gewisse Arten von Unfruchtbarkeit. Es half<br />
speziell Frauen, die zwar schwanger werden<br />
konnten, aber nicht genügend Progesteron<br />
während der Schwangerschaft produzierten,<br />
um das richtige Milieu in der<br />
Gebärmutter für die Entwicklung des Fötus<br />
zu halten, wodurch eine spontane Abtreibung<br />
hervorgerufen wurde.<br />
Also das waren die medizinischen<br />
Hintergründe. Wir haben uns dann 1950<br />
entschlossen, dass wir daran arbeiten wollen,<br />
ein Steroid zu synthetisieren, das<br />
nicht in der Natur existiert, welches aber<br />
dieselbe biologische Wirksamkeit wie das<br />
Progesteron hat, aber oral aktiv wird. Das<br />
haben wir 1951 geschafft und 1957 hat<br />
man es erst offiziell in die Medizin eingeführt,<br />
für Menstruationsschwierigkeiten<br />
und Behandlung von Unfruchtbarkeit. Es<br />
existierten noch andere Gründe daran zu<br />
arbeiten, zumal man es möglicherweise<br />
zur Behandlung von Krebs gebrauchen<br />
hätte können. Die theoretische Anwendung<br />
für Verhütung hat man schon seit<br />
den zwanziger Jahren gekannt, aber damals<br />
war das noch kein Thema. Das ist erst<br />
ein paar Jahre später passiert und einige<br />
Leute, insbesondere ein Biologe, der Gregory<br />
Pincus hieß, haben daran gearbeitet.<br />
Die Pille als Verhütungsmittel ist dann<br />
1960 herausgekommen. Dann kam der<br />
große Erfolg. Vollkommen unerwartet.<br />
Wer sagt, dass er es gewusst hat, lügt, weil<br />
niemand daran glaubte, dass Frauen das so<br />
schnell annehmen würden. Der einzige<br />
Grund, warum das der Fall war, ist, dass es<br />
gerade die richtige Zeit war. Die 1960iger<br />
Jahre waren ja Hippiekultur, Rock and<br />
Roll Musik, Drogenkultur, Frauenbefreiung…<br />
Das sind alles Sachen, die mit einer<br />
freieren Sexualität zu tun haben.<br />
Wie stark ist nun Ihre Beziehung zu<br />
Österreich und wann kam für Sie der Moment,<br />
an dem Sie sich hier wieder ein Leben<br />
vorstellen konnten?<br />
Ich weiß noch immer nicht, ob ich mir<br />
hier ein Leben vorstellen kann. Ich lebe<br />
CURRICULUM VITAE<br />
Carl Djerassi wurde am 29. Oktober 1923 in Wien in einer<br />
jüdischen Ärztefamilie geboren. In Folge der nationalsozialistischen<br />
Machtübernahme emigrierte er 1938 mit seiner<br />
Mutter über Bulgarien in die USA. Er erhielt ein Stipendium<br />
für ein College in Missouri und studierte organische<br />
Chemie. Mit 22 Jahren promovierte er 1945 an der Universität<br />
von Wisconsin und war daraufhin als Chemiker in der<br />
Forschung tätig. Für seine Forschungstätigkeit wurde er<br />
mit zahlreichen wissenschaftlichen Preisen, 24 Ehrendoktoraten<br />
und einer Vielzahl internationaler Ehrungen<br />
ausgezeichnet. In den 1980er Jahren begann Djerassi<br />
auch Autobiographien, Lyrik und Kurzgeschichten zu veröffentlichen<br />
und trat in den letzten Jahren zunehmend als<br />
Romanautor und Dramatiker in die Öffentlichkeit. Er<br />
kreierte mit „Science-in-Fiction“ eine neue Romangattung<br />
und schrieb Theaterstücke des Genres „Science-in-Theater“.<br />
Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller ist Carl Djerassi<br />
leidenschaftlicher Kunstsammler – so besitzt er mit<br />
über 150 Werken eine der größten Paul Klee-Privatsammlungen<br />
der Welt (die er bereits je zur Hälfte dem<br />
Museum of Modern Art in San Francisco und der Albertina<br />
in Wien vermacht hat). Carl Djerassi ist seit 1945 US-<br />
Staatsbürger, 2004 wurde ihm auch die österreichische<br />
Staatsbürgerschaft verliehen. 2005 erschien eine österreichische<br />
Briefmarke mit seinem Gesicht.<br />
hier nicht. Ich habe hier nur eine Wohnung<br />
zur Miete, wo ich einige Monate verbringe,<br />
und pendle zwischen drei Plätzen: London,<br />
San Francisco und hier. Also verbringe ich<br />
vier Monate in San Francisco, wo ich noch<br />
auf der Stanford University unterrichte,<br />
acht Monate in Europa, und bin sowieso<br />
ständig auf Reisen.<br />
In der Nähe von San Francisco ist auch<br />
die „Djerassi Artists in Residence“ Künstlerkolonie<br />
seit mittlerweile dreißig Jahren<br />
und hatte dort schon über zweitausend<br />
Künstler aus den verschiedensten Bereichen,<br />
nicht nur Maler und Bildhauer, sondern<br />
auch Schriftsteller, Tänzer, Choreographen<br />
und Musiker, auch welche aus<br />
Österreich!<br />
Sie interessieren sich scheinbar immer<br />
mehr für Kunst und Kultur, forschen Sie<br />
dennoch als Chemiker weiter oder ziehen<br />
Sie sich langsam aus der Welt der Wissenschaft<br />
zurück?<br />
Ich habe mein Labor vor 18 Jahren geschlossen<br />
und sitze hauptsächlich vor meinem<br />
Computer und schreibe. Zurzeit arbeite<br />
ich an einem Roman und habe gerade vor<br />
einem Monat mein letztes Theaterstück fertiggeschrieben.<br />
Es heißt „Vorspiel“ und ist<br />
eine doppeldeutige Anspielung auf das Vorspiel<br />
beim Sex und in der literarischen<br />
Welt. Es wird als Buch im März 2011 beim<br />
Haymon Verlag erscheinen. Es geht dabei<br />
um die Beziehung zwischen Walter Benjamin,<br />
Hannah Arendt und Theodor W. Adorno.<br />
Letztere haben sich gehasst, mussten<br />
aber dann zusammenarbeiten. Das braucht<br />
man natürlich für ein gutes Theaterstück.<br />
Mit ein Grund, warum ich das hier geschrieben<br />
habe, ist, dass ihr erster Mann,<br />
Günther Stern, ein gebürtiger Wiener, jüdisch<br />
und während der NS-Zeit wie sie<br />
flüchtig, einer der ersten war, der in den<br />
1950er Jahren wieder nach Wien zurückgekommen<br />
ist. Den Rest seines Lebens verbrachte<br />
er als Journalist und Schriftsteller.<br />
Er wollte allerdings anonym bleiben und<br />
nannte sich ab sofort Günther Anders. Ich<br />
habe entdeckt, dass all seine Briefe, sein<br />
ganzes Archiv hier in der Nationalbibliothek<br />
ist. Auch allerlei Briefe, die vom<br />
Schriftverkehr zwischen Adorno und<br />
Arendt zeugen, den sie dreißig Jahre später<br />
noch hatten. Sie haben sich scheinbar anfangs<br />
gehasst aber später doch noch verstanden.<br />
Also habe ich dieses Material in eine<br />
amüsante und geistreiche Geschichte verpackt<br />
und hoffe, dass ich ein Theater dafür<br />
interessieren kann. Es freut mich sehr, dass<br />
mein österreichischer Verlag, genauso wie<br />
mein spanischer und amerikanischer, dieses<br />
Stück im März als Buch herausbringen<br />
werden, noch bevor es ein Theater spielt.<br />
72 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
LEINER<br />
MOMENTE<br />
ZUM WOHLFÜHLEN.<br />
Kuschelige Wohn-Inspirationen<br />
im „Alpen-Chic“.<br />
Die Leiner Wohn-<br />
Stylistin ist Ihr persönlicher<br />
Ansprechpartner und findet<br />
gemeinsam mit Ihnen auch<br />
Ihren persönlichen Wohntraum.<br />
Einfach anmelden unter<br />
0810/200 310 oder auf<br />
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wohnberatung.
WIRTSCHAFT<br />
EVENTS<br />
FOTOS: ÖSTERREICHISCHE LOTTERIEN/DIETMAR MATHIS (3),<br />
APA-FOTOSERVICE/PREISS, LEISUREGROUP.AT/RUDOLPH<br />
HIGHLIGHTS VERANSTALTUNGEN<br />
DER WIRTSCHAFT Juli bis September <strong>2010</strong><br />
Johannes Bruckenberger,<br />
Marcus<br />
Hebein, Michael<br />
Lang, Werner Müllner<br />
UNSER STEPHANSDOM<br />
Wiens Bürgermeister Dr. Michael Häupl überreichte zusammen<br />
mit Wirtschaftskammer-Präsidentin Brigitte Jank und café+co Geschäftsführer<br />
Gerald Steger eine Spende für den Verein „Unser Stephansdom“.<br />
Entgegengenommen wurde die großzügige Spende<br />
von 30.000 Euro von Vereinsobmann Christian Konrad und Dompfarrer<br />
Toni Faber. Das Geld hatte café+co im Rahmen der Kaffeegala<br />
im Wiener Rathaus gesammelt.<br />
APA: „BIERIGER“ IN DER STIEGL AMBULANZ<br />
Zum siebenten Mal lud die APA – Austria<br />
Presse Agentur – Österreichs Medien- und<br />
Kommunikationsprominenz zum APA-Bierigen<br />
in die Stiegl-Ambulanz. Mehr als 300<br />
Gäste folgten trotz frühwinterlicher Temperaturen<br />
der Einladung zum gemeinschaftlichen<br />
Bierheben. Traditionell eröffnete<br />
Gastgeber und APA-Chefredakteur<br />
Michael Lang das Fest mit wenigen Worten<br />
und konzentrierte sich mit dem Anzapfen<br />
des Bierfasses sogleich auf das Wesentliche.<br />
Dr. Christian Konrad, Gerald<br />
Steger, KR Brigitte Jank, Kanonikus<br />
Anton Faber, Dr. Michael<br />
Häupl, Christian Pöttler<br />
ÖSTERREICHISCHE LOTTERIEN:<br />
EDELWEISS BERGTOUR<br />
Der komplette Vorstand der Österreichischen Lotterien<br />
startete zum Gipfelsturm auf 3.360 Meter. Ziel war<br />
die Hochalm Spitze in den Kärntner Hohen Tauern, wo<br />
ein Scheck an den Präsidenten der Österreichischen<br />
Bergrettung, Reinhold Dörflinger, in der Höhe von<br />
20.000 Euro übergeben wurde. Vorstandsvorsitzender<br />
Karl Stoss würdigte die Leistungen der 11.200 ehrenamtlichen<br />
Einsatzkräfte, die ihr eigenes Leben einsetzen,<br />
um Verunglückten zu helfen.<br />
Lotterien-Vorstände Bettina<br />
Glatz-Kremsner,<br />
Karl Stoss und Friedrich<br />
Stickler (v.l) mit Peter<br />
Habeler (re) bei der<br />
Scheckübergabe an Bergrettungs-Präsident<br />
Reinhold Dörflinger<br />
ÖPC-Präsidentin Maria Rauch-Kallat,<br />
Union-Präsident Peter Haubner, ASKÖ- und<br />
BSO-Präsident Peter Wittmann und ÖOC-<br />
Generalsekretär Peter Mennel beim Packen<br />
Heurigenwirt Matthias Hengl, KEBA-Boss Gerhard<br />
Luftensteiner, KIKA/Leiner-Präsident Herbert<br />
Koch und Post-Vorstand Herbert Götz<br />
nach dem erfolgreichen Gipfelstur<br />
74 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
WIRTSCHAFT<br />
EMPFANG<br />
Rolf Thaler, Reinhart<br />
Waneck, Maria Rauch-Kallat und<br />
Gabriele Herberstein<br />
Einladung zur Jubiläumsfeier<br />
Champagnerempfang im<br />
Diagnostik Plus Zentrum<br />
Das einjährige Bestehen des Diagnostik Plus Zentrums in Wien Penzing gab Anlass zu<br />
einer Jubiläumsfeier. Zum „Geburtstag“ erschienen viele namhafte Gratulanten aus Medizin,<br />
Wirtschaft und Diplomatie.<br />
FOTOS: <strong>SOCIETY</strong>/YLVA WANECK<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhart Waneck<br />
und Mag. Gertrud Tauchhammer luden<br />
zum Champagnerempfang ins<br />
„Diagnostik Plus Zentrum“ in Wien Penzing.<br />
Anlass war der Jahrestag der Eröffnung<br />
des in der Kuefsteingasse gelegenen<br />
Röntgenzentrums. Bei ausgezeichneter<br />
Stimmung gab Mag. Uta Pfeiffer, die unter<br />
anderem Mitglied des Wiener Haydnchors<br />
ist, Wienerlieder zum Besten, begleitet<br />
wurde sie dabei von Prof. DI Fritz Bruckner,<br />
Leiter des Wiener Schubertchors, auf<br />
dem Klavier. Weiteres hielt die renommierte<br />
Psychologin und Autorin des Buches<br />
„Mut zur Lebensfreude“ Dr. Brigitte Bösenkopf<br />
einen kurzen Vortrag über die Verknüpfung<br />
von Lebensfreude, Arbeit und<br />
Liebe. Für die Verköstigung der zahlreich<br />
erschienenen Gäste aus Botschaftskreisen,<br />
Wirtschaft, Politprominenz und Medizin<br />
sorgte der ehemalige Hofkoch von Königin<br />
Sylvia von Schweden, Torbjörn Andersson,<br />
der skandinavisches Fingerfood servierte.<br />
S.E. Jargalsaikhan<br />
Enkhsaikhan<br />
S.E. Youssoufou Bamba<br />
Primaria Dr. Anca Mauksch,<br />
Prim. Dr. Reinhart Waneck<br />
und Mag. Uta Pfeiffer<br />
AUSZUG AUS DER GÄSTELISTE<br />
S.E. Eugenio Curia (Argentinien), Dir. Prim. Univ. Prof. Shapour<br />
Djavan (Rudolfinerhaus), S.E. Jargalsaikhan Enkhsaikhan<br />
(Mongolei), Prof. Ernst Fuchs, BM a. D. Maria Rauch-<br />
Kallat, DDr. Gabriele Herberstein, S.E. Youssoufou Bamba<br />
(Côte d‘Ivoire), Elisabeth Böhm (NEWS Verlag), Stephan<br />
Heisler (BMeiA), Otmar Lahodynsky (Profil), Helmut Hickl<br />
(BMFWJ), Prof. Gerhard Gutruf<br />
Reinhart Waneck und Gerti<br />
Tauchhammer zusammen mit<br />
Prof. Ernst Fuchs und Begleitung<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 75
LIFE UND STYLE<br />
BALL<br />
Schwungvoll ins neue Jahr<br />
„That’s Entertainment“<br />
Mit Unterhaltung im Stile großer Entertainer von Frank Sinatra bis Robbie Williams und<br />
österreichischer Walzertradition geleitet der 41. Kaiserball in der Hofburg Vienna zu Silvester<br />
unter dem Motto „That’s Entertainment“ seine Gäste schwungvoll in das neue Jahr. Zu jeder<br />
Jahreszeit ist die Hofburg Vienna eine besonders gute Wahl für Bälle und exquisite Bankette.<br />
Am 31. Dezember <strong>2010</strong> feiert die Hofburg<br />
Vienna den prunkvollsten Silvesterball<br />
Wiens, den 41. Kaiserball. Unter<br />
dem Motto „That’s Entertainment“<br />
begleiten Melodien der großen Entertainer<br />
wie Frank Sinatra, Elvis Presley, Liza Minelli<br />
und Robbie Williams durch den Abend.<br />
Sowohl bei der Eröffnung als auch während<br />
der Mitternachtseinlage erklingen<br />
die Rhythmen der Showgrößen von einst<br />
und jetzt in einer spektakulären Bühnenshow<br />
mit Solisten und Balletttänzern der<br />
führenden österreichischen Bühnen.<br />
***<br />
Balltradition und Discoklänge<br />
Natürlich kommt auch die österreichische<br />
Balltradition nicht zu kurz: Colloredo-<br />
Sisi wünscht beim Kaiserball<br />
„Prosit Neujahr“.<br />
Grenadiere heißen die Gäste nach historisch-militärischem<br />
Zeremoniell in der<br />
Eingangshalle willkommen, das Jungdamen-<br />
und Jungherrenkomitee der Tanzschule<br />
Elmayer gestaltet die Eröffnung<br />
mit der traditionellen Fächerpolonaise,<br />
das Kaiserpaar Franz Joseph und Sisi<br />
wünscht „Prosit Neujahr“ und die Klänge<br />
des Donauwalzers geleiten schwungvoll<br />
ins Jahr 2011. Junge und Junggebliebene<br />
tanzen nicht nur zu den acht Live-Bands,<br />
die sich in den großen Tanzsälen abwechseln,<br />
sondern auch im „Tanzpalast bei<br />
Hof“ zu flotten Discoklängen.<br />
***<br />
Exquisites Galadiner am Ball<br />
Neben dem künstlerischen Programm<br />
FOTOS: HOFBURG VIENNA, TANZSCHULE ELMAYER, FOTO FAYER<br />
76 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
ist auch das exquisite Silvesterdiner ein Höhepunkt<br />
am Ball. „Daher haben wir kürzlich<br />
mit unserem Caterer ‚Catering’s Best<br />
by InterContinental‘ das Galamenü bereits<br />
ausgewählt“, berichtet Regina Macho, Kaiserballorganisatorin.<br />
Es wird schon heute<br />
verraten, denn Vorfreude ist bekanntlich<br />
die schönste Freude.<br />
„Während der Degustation haben wir<br />
uns für exotische Thunfischvariationen<br />
und eine Altwiener Steinpilzcrèmesuppe<br />
für die Vorspeisen entschieden“, meint<br />
Geschäftsführerin Mag. Renate Danler. Als<br />
Hauptgang wird es Tranchen vom Rinderfilet<br />
auf Kartoffel-Rüben-Puffer und Gemüse-Ragout<br />
geben, während zum Dessert<br />
eine Albatrüffel-Pralinen-Schnitte und<br />
Näschereien aus der k.u.k Hofbäckerei verführen.<br />
Die Komposition des Diners soll<br />
einerseits das moderne Ballmotto „That’s<br />
Entertainment“ kulinarisch widerspiegeln,<br />
aber auch heimische wie internationale<br />
Feinschmecker begeistern.<br />
Alternativ steht für die Gäste ein reichhaltiges<br />
Buffet bereit. Der Cocktail wird in<br />
eigenen Kaiserball-Sektflöten gereicht, die<br />
nach dem Ball als ideales Souvenir mit<br />
nach Hause genommen werden können.<br />
***<br />
Die Welt zu Gast in Wien<br />
Insgesamt feiern an die 1.500 Besucher<br />
aus über vierzig Nationen am Kaiserball<br />
den Jahreswechsel, darunter auch Gäste<br />
aus Indonesien, Neuseeland, Äthiopien,<br />
Chile und Alaska. „Das meiste ausländische<br />
Publikum haben wir allerdings aus<br />
Frankreich, den USA und Großbritannien.<br />
An die fünfzehn bis zwanzig Prozent unserer<br />
Gäste sind aus Österreich“, so Hofburg<br />
Vienna Geschäftsführerin Renate Danler.<br />
Vor allem Diplomaten und Mitglieder von<br />
internationalen Organisationen schätzen<br />
den Kaiserball wegen seiner Internationalität.<br />
Die Hofburg Vienna<br />
***<br />
Rahmenprogramm<br />
Für die Gäste aus dem Ausland organisiert<br />
das Kaiserball-Team auch ein ergänzendes<br />
Rahmenprogramm: Karten für Vorstellungen<br />
in der Spanischen<br />
Hofreitschule, der Wiener Staatsoper und<br />
die Volksoper sowie dem Sisi Museum. Ein<br />
weiteres Service sind auch die Kombi-Angebote<br />
mit der Hotellerie wie beispielsweise<br />
dem Hotel Sacher, dem Hotel Bristol und<br />
dem Hotel Imperial, aber auch dem Hotel<br />
InterContinental, dem Steigenberger Hotel<br />
Herrenhof und dem Hotel de France.<br />
***<br />
Hofburg Vienna<br />
Ob diplomatischer Empfang, internationales<br />
Bankett, Galaveranstaltung der Prominenz<br />
oder edle Weihnachtsfeier: Mehr<br />
und mehr zeigt sich die Hofburg Vienna<br />
nicht nur als erste Adresse für Bälle, sondern<br />
auch als Veranstaltungsort für Bankette<br />
und Kongresse. Wo einst Monarchen<br />
Audienzen abhielten, finden heute Staatsbankette<br />
zu Ehren von Präsidenten und Königsfamilien<br />
statt, aber auch zahlreiche<br />
internationale Organisationen und Botschaften<br />
nutzen zunehmend das imperiale<br />
wie moderne Flair der Hofburg für ihren<br />
diplomatischen Auftritt. Insgesamt finden<br />
in der Hofburg Vienna mehr als 300 Veranstaltungen<br />
mit rund 290.000 bis 300.000<br />
Gästen statt. Mit dem permanenten Konferenzsitz,<br />
den die OSZE in der Hofburg<br />
Vienna hat, sind es sogar über 600 Veranstaltung<br />
jährlich.<br />
INFO<br />
Die Details zum Kaiserball <strong>2010</strong><br />
Datum: 31. Dezember <strong>2010</strong><br />
Ort: Prunksäle, Hofburg Vienna, Heldenplatz, 1010 Wien<br />
Einlass für Dinergäste: 19.30 Uhr<br />
Einlass für Ballgäste: 22.00 Uhr<br />
Ballende: 03.30 Uhr<br />
Preise:<br />
• Ballkarte mit Galadiner (inklusive 4-gängigem Galadiner,<br />
Begrüßungscocktail, Getränken, Champagner zu Mitternacht,<br />
Eintritt und Tischplatzreservierung) ab 430 Euro pro<br />
Person<br />
• Ballkarte mit Tischplatzreservierung (inklusive Eintritt,<br />
Tischplatzreservierung, Glas Sekt und kleinem Imbiss am<br />
Buffet) ab 190 Euro pro Person<br />
• Ballkarte (inklusive Eintritt und einem Glas Sekt) um 140<br />
Euro pro Person und um 60 Euro für Studenten<br />
Mit flotten Discoklängen ins Neue Jahr.<br />
Information<br />
Tel. +43-(0)1-587 36 66-23<br />
kaiserball@hofburg.com<br />
www.kaiserball.com<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 77
LIFE UND STYLE<br />
SALZBURG<br />
Gunter Sachs, Manni Fürstin<br />
Sayn-Wittgenstein-Sayn,<br />
Thomas Gottschalk, Helga<br />
Rabl-Stadler, Ben Becker<br />
Legendäre Salzburger Einladungen<br />
„Ich lade gern mir Gäste ein…“*<br />
Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn war 36 Jahre lang die wichtigste Protagonistin<br />
auf dem Gesellschaftsparkett Salzburgs. Kürzlich lud die Fürstin anlässlich der<br />
Präsentation ihres Fotobandes „Mannifeste“ zum letzten Mal ein. Journalisten und Fotografen<br />
aus aller Welt kamen angereist. Von EVA VON SCHILGEN<br />
Nicht umsonst hat Johann Strauss Sohn<br />
in seiner wohl bekanntesten Operette,<br />
der 1874 uraufgeführten „Fledermaus“,<br />
die Figur des Prinzen Orlofsky als<br />
„Hosenrolle“ für einen Mezzosopran angelegt,<br />
denn viele bedeutende Gastgeber der<br />
Geschichte waren Frauen. So konnte die<br />
Schriftstellerin und Journalistin Berta Zuckerkandl-Szeps<br />
(1864-1945), die Ende des<br />
19. Jahrhunderts bis 1938 in Wien einen literarischen<br />
Zirkel führte, mit Recht von<br />
sich behaupten: „In meinem Salon ist<br />
Österreich.“ Da verkehrten Gustav Klimt<br />
und Gustav Mahler, der hier seine Alma<br />
kennen lernte, oder Max Reinhardt, der<br />
hier das erste Mal den „Jedermann“ las, Arthur<br />
Schnitzler, Johann Strauss jun. und<br />
viele, viele mehr.<br />
***<br />
„…man lebt bei mir recht fein…“<br />
Aber auch in Salzburg wahrt man die<br />
Tradition der gepflegten Einladungen. Marianne<br />
Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn<br />
war 36 Jahre lang während der Festspielzeit<br />
im Sommer die wichtigste Protagonistin<br />
auf dem gesellschaftlichen Parkett.<br />
Manni, wie ihre Freunde sie liebevoll nennen,<br />
wird 1919 als erstes von neun Kindern<br />
von Friedrich Baron Mayr-Melnhof und seiner<br />
Frau Maria Anna Gräfin von Meran, einer<br />
Urenkelin der Kaiserin Maria Theresia,<br />
in Salzburg geboren. Als Zehnjährige begeistern<br />
sie die Fotos der Indienreise ihrer<br />
78 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10<br />
* ARIE DES PRINZEN ORLOFSKY AUS DER OPERETTE „DIE FLEDERMAUS“ VON JOHANN STRAUSS SOHN
FOTOS: FOTOS MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON EVA VON SCHILGEN, KUNSTVERLAG POLZER, PHOTO GUNTER SACHS: © MARIANNE SAYN-WITTGENSTEIN-SAYN, HANNES AUER AND FRIENDS, FRANZ NEUMAYR<br />
Tante Marie, einer geborenen Prinzessin<br />
Hohenlohe, derart, dass die Eltern ihr einen<br />
Fotoapparat schenken. Nach dem Abitur<br />
studiert die junge Baronesse an der<br />
Münchner Blocherer Kunstakademie. Dort<br />
lernt sie Ludwig Prinz zu Sayn-Wittgenstein<br />
kennen, der auf Heimaturlaub von<br />
der Front kommt. Schon nach wenigen<br />
Tagen verlobt man sich, Anfang 1942 findet<br />
die Hochzeit in Salzburg statt. Die ersten<br />
Ehejahre verbringt die Prinzessin auf<br />
Schloss Sayn, dort werden auch die zwei ersten<br />
Kinder geboren. Bei Kriegsende zerstören<br />
die Deutschen auf dem Rückzug Teile<br />
der Schlossanlage. 1946 kehrt ihr Mann<br />
aus englischer Gefangenschaft zurück.<br />
Die wirtschaftlichen Verhältnisse sind<br />
alles andere als glücklich. Das junge Ehepaar<br />
gründet eine Handelsgärtnerei und<br />
verdient so den Unterhalt für sich und die<br />
indessen auf vier angewachsene Kinderschar.<br />
Trotzdem führt die Prinzessin ein<br />
gastfreundliches Haus. Der sportliche<br />
Prinz Ludwig begeistert seine Familie für<br />
den Motorsport und Prinzessin Marianne<br />
hält die zahlreichen Besuche auf den Rennstrecken<br />
im In- und Ausland mit der Kamera<br />
fest. Als 1958 der Onkel ihres Mannes,<br />
Fürst Stanislaus, kinderlos stirbt, wird<br />
Prinz Ludwig Chef des Hauses und übernimmt<br />
Schloss Sayn. Nur fünf Jahre später<br />
wird er durch einen betrunkenen Lastwagenfahrer<br />
bei einem Verkehrsunfall getötet.<br />
Die Fürstin ist 42 Jahre alt, die Kinder<br />
im Alter von sieben bis 19 Jahren. Neuer Lebensmittelpunkt<br />
wird jetzt das von ihrem<br />
Mann und ihr gebaute kleine Haus in<br />
Fuschl bei Salzburg. Eine ihrer besten<br />
Freundinnen, die Schauspielerin Lilli Palmer,<br />
rät ihr, ihr Hobby, die Fotografie,<br />
zum Beruf zu machen und so arbeitet die<br />
Kulturministerin<br />
Claudia Schmied,<br />
Fürstin Manni, LH Stv.<br />
Wilfried Haslauer<br />
Fürstin ab 1970 als Fotografin für einige<br />
Zeitschriften unter anderen für die<br />
„Bunte“..<br />
***<br />
„…so pack ich ihn ganz ungeniert…“<br />
Im Palace Hotel im schweizerischen St.<br />
Moritz trifft sie den deutschen Playboy<br />
und Millionenerben Gunter Sachs und seine<br />
Frau Mirja – es ist der Anfang einer lebenslangen<br />
Freundschaft. Als die beiden<br />
AUSZUG AUS DER GÄSTELISTE<br />
Prinz Sadruddin Aga Khan, Ben Becker, Arndt von Bohlen<br />
und Halbach, Leonard Bernstein, Aenne Burda, Sean Connery,<br />
Rosemarie Fendel, Henry Ford II., Prinzessin Ira Fürstenberg,<br />
Hans-Dieter Genscher, Thomas und Thea Gottschalk,<br />
Elisabeth Gürtler, Alfonso Prinz Hohenlohe, Curd<br />
Jürgens, Alice & Ellen Kessler, Ronald Lauder, Erbprinz Hans<br />
Adam von Lichtenstein, Prinz und Prinzessin Michael von<br />
Kent, Julia Migenes, Rudolf Mooshammer, Stavros Niarchos,<br />
Lilli Palmer, Eric de Rothschild, Gunter und Mirja Sachs, Maria-Pia<br />
Prinzessin Savoyen, Walter Scheel, Maximilian<br />
Schell, Arnold Schwarzenegger, Steve Martin, Georg Tabori,<br />
Margaret Thatcher, Kurt Waldheim, Georg Weidenfeld,<br />
Michael York und viele, viele mehr.<br />
Gunther Sachs, Fürstin Manni,<br />
Helga Rabl-Stadler, Thomas<br />
Gottschalk, Thaddaeus Ropac<br />
sie in Fuschl besuchen, sind sie von der<br />
herzlichen und ungezwungenen Art ihrer<br />
Gastgeberin fasziniert, die ihre respektablen<br />
Gäste auch manchmal resolut in die<br />
Küche an den Herd holt. Die Idee der fünf<br />
Mal stattfindenden sonntäglichen Sommerfestspiel-Mittagsessen<br />
entsteht. Alles,<br />
was in Salzburg Rang und Namen hat,<br />
reißt sich um die fürstlichen Einladungen.<br />
Aber auch neue Freunde, welche die Fürstin<br />
auf ihren zahlreichen Auslandsreisen<br />
nach London, Paris oder New York trifft,<br />
geben sich in Fuschl ein Stelldichein. Und<br />
so wächst die Schar der sonntäglichen<br />
Gäste im Laufe der Jahrzehnte auf hundert<br />
und mehr.<br />
***<br />
„…man unterhält sich, wie man mag…“<br />
Vieles trug zum Charme der Einladungen<br />
bei: Da war die humorvolle, weltgewandte<br />
und fürsorgliche Gastgeberin, die<br />
aus einfachen Zutaten Köstliches zaubern<br />
lässt. Legendär ist ihr Hirschgulasch mit<br />
Nockerln oder der selbstgemachte Hollersaft.<br />
Da ließ die ländliche Idylle auf der<br />
Wiese vor dem hölzernen Stadl, das gemütlich-elegante<br />
Ambiente und der stilvolle<br />
Rahmen es zu, sich zwanglos zu unterhalten.<br />
Da trafen Menschen unterschiedlichster<br />
Herkunft und Interessen aufeinander<br />
und entdeckten einander. Schauspieler,<br />
Sänger und Komödianten wurden neben<br />
Wirtschaftsbosse platziert, Aristokraten<br />
neben Graffiti-Künstler und Modeschöpfer<br />
neben Politiker. Viele dieser Gäste sind in<br />
dem <strong>2010</strong> erschienen Buch, an dem die<br />
Fürstin und ihr Sohn Fürst Peter mitgearbeitet<br />
haben, mit ganz persönlichen Fotos<br />
vertreten. Das Archiv der fürstlichen Fotografin<br />
ist in dessen auf mehr als 250.000<br />
Bilder angewachsen und ein fotografisches<br />
Fürstin Manni beim Signieren<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 79
LIFE UND STYLE<br />
SALZBURG<br />
FOTOWERKE<br />
„Private Gartenkunst in Deutschland“, Busse + Seewald<br />
1986, ISBN 3512007554, zusammen mit Ursula Gräfin zu<br />
Dohna, Philipp Graf Schönborn<br />
„MAMARAZZA – Gesellschaftsfotografie von 1950-2000“,<br />
Steidl Göttingen 1999, ISBN 3882436417<br />
„SAYNERZEIT“, Kulturverlag Polzer 2005, ISBN 3950138811<br />
„SAYN-WITTGENSTEIN COLLECTION, Photographs by Princess<br />
Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn“, 5-sprachig, Vorworte<br />
von Gunter Sachs, Sir Sean Connery und Dr. Beate<br />
Reifenscheid (Ludwig Museum Koblenz), teNeues Buchverlag,<br />
2006, 256 Seiten, ISBN 3832791280<br />
„MANNIFESTE,<br />
Fuschler Mittagessen<br />
1974 bis 2009“,<br />
Vorworte von Gunter<br />
Sachs, Helga<br />
Rabl-Stadler, Thaddaeus<br />
Ropac, <strong>2010</strong><br />
Kunstverlag Polzer<br />
GmbH ISBN: 978-3-<br />
902658-23-4<br />
Manni Fürstin<br />
Sayn-Wittgenstein-Sayn<br />
im „Stadl“<br />
Die Fürstin mit<br />
Gunter und Mirja Sachs<br />
Eldorado der internationalen High-Society<br />
des 20. Jahrhunderts. Zahlreiche Ausstellungen<br />
u. a. in Berlin, Frankfurt, München,<br />
New York, Salzburg und Wien dokumentieren<br />
ihre fotografischen Erfolge.<br />
Dass auch die Republik Österreich mit der<br />
Fürstin keine Berührungsängste hat, beweisen<br />
die vielen ihr verliehenen Auszeichnungen.<br />
Erst kürzlich erhielt die Fotografin<br />
und Kulturvermittlerin das Große<br />
Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik<br />
Österreich von Kulturministerin Claudia<br />
Schmied überreicht.<br />
***<br />
„…und fragen Sie, ich bitte, warum ich<br />
das denn tu‘?...“<br />
Als im letzten Jahr die Fürstin das Ende<br />
ihrer sommerlichen Mittagsessen bekannt<br />
gab und dies mit ihrem Alter von neunzig<br />
Jahren begründete, konnten es ihre mehr<br />
als 500 Freunde kaum fassen. Ihre letzte<br />
Einladung gab sie diesen Sommer anlässlich<br />
der Vorstellung des letzten Fotobandes<br />
„Mannifeste“ für die Journalisten und Fotografen,<br />
die sie ein halbes Leben lang begleiteten.<br />
Auch ein Teil ihrer engsten Freunde<br />
waren erschienen, Gunter und Mirja<br />
Sachs, Thomas Gottschalk, die Festspielpräsidentin<br />
Helga Rabl-Stadler, der Galerist<br />
Thaddaeus Ropac und der Schauspieler<br />
Ben Becker. Mehr als sechzig Reporter kamen,<br />
alle wichtigen deutschen Fernsehanstalten<br />
waren vertreten Dieser Medien-Hype<br />
verleitete die Fürstin zu dem Ausspruch:<br />
„Fast bereue ich meinen Abschied. Aber ich<br />
denke schon wieder an kleine Gesellschaften,<br />
vielleicht nur mit acht Gästen oder<br />
zwölf oder auch…?“ Sie wird es wohl nicht<br />
lassen können/dürfen! Denn „…S’IST MAL<br />
BEI IHR SO SITTE! CHACUN À SON GOUT!“<br />
Steve Martin mit<br />
seinen Kindern<br />
Mit Premierministerin<br />
Margaret Thatcher<br />
Arnold und Maria<br />
Schwarzenegger<br />
80 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
LIFE UND STYLE<br />
ÖSTERREICH<br />
Geheimnisvoll und anziehend<br />
Sommer im Salzkammergut<br />
Das Salzkammergut ist ein besonderer Platz auf Erden. Von seiner Landschaft geht eine<br />
große Anziehungskraft aus. Das wussten Imperatoren und Künstler schon anno dazumal<br />
zu schätzen. Heutzutage ist es beliebter und belebter denn je. Von MONIKA TÜRK<br />
Die Sommer im Salzkammergut sind<br />
ganz besonders. Das wusste schon Kaiser<br />
Franz Joseph, der alljährlich mit seinem<br />
Hofstaat im Sommer nach Bad Ischl<br />
„übersiedelte“. Man nannte dies damals<br />
„Sommerfrische“. Franz Joseph lernte hier<br />
die bayrische Prinzessin Elisabeth, die spätere<br />
Kaiserin „Sisi“ kennen. Er ging sein Leben<br />
lang gerne auf die Jagd; sein Jagdschloss<br />
kann man in Bad Ischl besichtigen.<br />
Die Erinnerung an den Kaiser ist in Bad<br />
Ischl heute noch lebendig und kommt auch<br />
in alljährlichen Festlichkeiten zu seinem<br />
Geburtstag am 18. August zum Ausdruck.<br />
***<br />
Inspiration für Künstler<br />
Das Salzkammergut war seit dem 19.<br />
Jahrhundert ein beliebtes Ausflugsziel. Vor<br />
allem um die Wende zum 20. Jahrhundert<br />
zog es viele Künstler an, man denke an Gustav<br />
Mahler und Gustav Klimt, die viele ihrer<br />
Inspirationen am Attersee erhielten.<br />
Einer Anekdote zufolge hat einmal ein junger<br />
Komponist aus Wien Gustav Mahler in<br />
Steinbach am Attersee besucht und wollte<br />
dort ebenfalls komponieren. Gustav Mahler<br />
soll dazu gemeint haben: „Nein, das kannst<br />
Du nicht, hier habe ich schon alles wegkomponiert.“<br />
Gustav Klimt hat zahlreiche<br />
Sommer am Attersee verbracht – zusammen<br />
mit Emilie Flöge – und viele seiner Gemälde<br />
entstanden hier. Adalbert Stifters Erzählung<br />
„Bergkristall“ beruht auf einer<br />
persönlichen Begegnung des Autors mit<br />
Kindern am Hallstätter See.<br />
***<br />
Mit dem Salz verbunden<br />
Seinen Namen verdankt das Salzkammergut<br />
dem Namen „Hall“, dem keltischen<br />
Wort für Salz. Bereits vor vielen tausend Jahren<br />
wurde in Hallstatt Salz abgebaut, und<br />
dies gab einer ganzen Periode der Menschheitsgeschichte<br />
und auch der Region den<br />
Namen. Der Besuch der Bergwerkstollen ist<br />
ein besonderes Erlebnis. Der Name „Kammergut“<br />
kommt daher, dass dieses Gebiet<br />
jahrhundertelang der kaiserlichen Hofkammer<br />
in Wien unterstand.<br />
Von der Landschaft des Salzkammerguts<br />
geht eine große Anziehungskraft aus.<br />
Thomas Hampson mit Familie Türk<br />
nach einer Operngala im Rahmen des<br />
Attergauer Kultursommers.<br />
Man denke an den geheimnisvollen dunklen<br />
Hallstätter See mit seinen steil aufragenden<br />
Bergen, die bis zum Dachstein reichen,<br />
das Ausseer Land, aber auch das<br />
Gebiet um Wolfgangsee, Mondsee, Traunsee<br />
und den Attersee, den größten der<br />
Salzkammergutseen.<br />
Ich bin in Bad Goisern aufgewachsen.<br />
Meine Eltern unternahmen mit meinem<br />
Bruder und mir regelmäßig Bergtouren,<br />
vor allem ins Dachsteingebiet. Das waren<br />
für uns die Höhepunkte des Sommers. Seit<br />
meiner Eheschließung im Jahr 1967 verbringe<br />
ich die Sommer hauptsächlich in<br />
Nußdorf am Attersee, wo wir ein Haus haben.<br />
Auch heuer waren wir wieder hier und<br />
hatten eine wunderbare Zeit am See und in<br />
den Bergen. Der Attersee ist vor allem bei<br />
Seglern beliebt. Ist das Wetter schön und<br />
der Wind gut, so ist der See übersät von<br />
weißen aber auch bunten Segeln.<br />
***<br />
Die Operettenmetropole<br />
In meiner Jugendzeit war es im Salzkammergut<br />
eher ruhig. Heute gibt es ein<br />
Bundespräsident Dr. Heinz Fischer mit Dr. Helmut und Dr.<br />
Monika Türk auf der Sarsteinalm oberhalb des Hallstättersees.<br />
sehr reiches kulturelles Angebot. Jede Region<br />
hat eigene Sommerfestspiele mit sehr<br />
interessanten Programmen. Im Rahmen<br />
des Attergauer Kultursommers sang im<br />
Juli dieses Jahres Thomas Hampson, der<br />
weltberühmte amerikanische Bariton.<br />
Auch die Wiener Philharmoniker und andere<br />
bekannte Künstler sind hier regelmäßig<br />
zu Gast. In Bad Aussee ist es vor allem<br />
der große Schauspieler Klaus Maria Brandauer,<br />
der viele Besucher anzieht.<br />
Das Zentrum des Salzkammerguts ist<br />
Bad Ischl, ein Kurort mit einem sehr bekanntem<br />
Solebad und Thermen-Resort. Einer<br />
der bekanntesten Operettenkomponisten,<br />
Franz Lehár, hat hier gelebt und<br />
gewirkt. So wurde Bad Ischl zur „Operettenmetropole“<br />
und jährlich findet das „Lehár<br />
Festival“ statt. In diesem Rahmen wurde<br />
heuer auch die Operette „Der fidele<br />
Bauer“ von Leo Fall aufgeführt, deren<br />
Handlung in Oberwang, einer Nachbargemeinde<br />
von Nußdorf am Attersee spielt.<br />
Wenn die Sonne scheint, kann man<br />
sich keinen schöneren Platz auf Erden vorstellen<br />
als das Salzkammergut. Es darf<br />
aber nicht verschwiegen werden, dass es<br />
hier auch relativ häufig regnet. Dann freut<br />
man sich über Abwechslungen, die zum<br />
Beispiel ein Ausflug nach Salzburg einschließlich<br />
Besuch der Festspiele, bietet.<br />
Von unserem Haus am Attersee erreichen<br />
wir Salzburg in etwa vierzig Minuten. Ich<br />
kann jedem nur empfehlen, die landschaftliche<br />
Schönheit und die Vielfalt des<br />
Salzkammergutes selbst zu entdecken.<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 81
LIFE UND STYLE<br />
SCHÖNHEIT<br />
Beauty & Mind<br />
Pflege für Körper und Geist<br />
Im Studio Contacto bemüht sich das Team um eine ganzheitliche Betreuung der KundInnen –<br />
denn Schönheit und Geist sind untrennbar miteinander verbunden…<br />
Nach einem intensiven Sommer mit<br />
viel Freizeit und Sonne hat sich unsere<br />
Haut Erholung und wohltuende<br />
Pflege verdient. Durch die übermäßige<br />
Sonnenbestrahlung und Witterungseinflüsse,<br />
sowie das Verwenden von Sonnenpflegeprodukten,<br />
verhornt unsere Haut<br />
intensiver, wirkt dadurch ledrig und ausgetrocknet.<br />
Das Studio Contacto hat ein neuartiges<br />
Behandlungskonzept im Programm aufgenommen,<br />
das „AFTER SUN – Treatment“.<br />
Diese Hautregenerationsbehandlung erfolgt<br />
dabei in mehreren Schritten: Begonnen<br />
wird mit der Mikrodermabrasion,<br />
durch welche die verhornte Hautschicht<br />
mittels feinen Sandkörnchen abgetragen<br />
wird. Die dadurch gereinigten und geöffneten<br />
Hautporen können nun hochwertige<br />
feuchtigkeitsspendende Substanzen sehr<br />
gut aufnehmen. Damit das Hautbild auch<br />
geschmeidig und weich erscheinen kann,<br />
ist die zusätzliche Betreuung der Haut mit<br />
Milchsäureprodukten nötig.<br />
All diese Schritte werden in einer einstündigen<br />
Gesichtsbehandlung angewandt.<br />
Um einen optimalen Effekt zu<br />
erhalten empfiehlt die Fachkosmetikerin,<br />
Frau Martina Mixner,<br />
drei bis fünf Behandlungen.<br />
Wer seiner Haut noch<br />
maximalen Refreshing Effekt<br />
gönnen will, ergänzt dies mit<br />
Fachkosmetikerin<br />
Martina Mixner<br />
Dr. Erna-Maria Trubel<br />
Elisabeth Kögler vom<br />
Studio Contacto<br />
zwei Sitzungen Lichttherapie.<br />
Ihre Haut wird dadurch strahlend<br />
und kräftig!<br />
***<br />
Pflegetipps für erfolgreiches<br />
Denken<br />
Wie können Sie Ihr Gedächtnis<br />
trotz Multitasking,<br />
Alltagshektik und steigender<br />
Anforderungen optimieren?<br />
Frau Dr. Erna-Maria Trubel präsentiert<br />
Ihnen in ihrem Vortrag „Pflegetipps<br />
für erfolgreiches Denken“ neurowissenschaftlich<br />
fundierte Impulse, wie Sie die<br />
Leistungsfähigkeit Ihres Gehirns erhalten<br />
und verbessern können.<br />
Die studierte Simultandolmetscherin<br />
weiß, wovon sie spricht: Aus ihrer 25-jährigen<br />
Erfahrung im Unterricht an der Universität<br />
Wien hat Frau Dr. Trubel auf der Basis<br />
von Neurobiologie, Kognitionsforschung<br />
und transkultureller Kommunikation ein<br />
überzeugendes und leicht nachvollziehbares<br />
Konzept erarbeitet, das sie jetzt allen<br />
Menschen in belastenden Berufen<br />
anbietet. Ihr Ansatz ist logisch,<br />
denn gerade beim Dolmetschen<br />
geht es doch darum, in<br />
einer Stresssituation Höchstleistungen<br />
zu vollbringen und dabei<br />
einen klaren Kopf zu bewahren.<br />
Das Konzept ist ganz einfach:<br />
Wenn Sie die wichtigsten Funktionsmuster<br />
Ihres Gehirns kennen<br />
und wissen, was Chancen hat, gemerkt<br />
zu werden, dann können<br />
Sie sich optimal darauf einstellen.<br />
Sie bekommen Verständnis für das<br />
Zusammenspiel von Belastung,<br />
Stress und kognitiven Leistungen<br />
und können einfache Regeln für<br />
klares Denken umsetzen. Außerdem<br />
erfahren Sie, wie Ihr Gehirn auf Angst<br />
und Belastungen reagiert oder wie man<br />
Leistungsblockaden in den Griff bekommt,<br />
warum Lernen und Glück so eng zusammenhängen<br />
und was Sie über das Altern<br />
getrost vergessen dürfen. Erfolgreich leben<br />
und besser denken kann man lernen,<br />
auch ohne mühsame Gehirnakrobatik!<br />
EINLADUNG<br />
Einladung zum Vortrag<br />
„Beauty and Mind“ – Pflegetipps für erfolgreiches Denken,<br />
Klarheit, Merkfähigkeit und Flexibilität für Ihren Kopf<br />
Vortragende: Dr. Erna-Maria Trubel, Expertin für Kopf- und<br />
Gedächtnisfragen<br />
28. Oktober <strong>2010</strong>, 19.00 Uhr<br />
1010 Wien, Naglergasse 9/4<br />
Palais Esterhazy<br />
Im Anschluss gibt es die Möglichkeit für anregende Gespräche<br />
bei Sekt und Brötchen.<br />
Das Team „contacto“ freut sich auf Ihr Kommen und<br />
bittet um Anmeldung bis 20.10.<strong>2010</strong> unter<br />
info@contacto.co.at.<br />
KONTAKT<br />
CONTACTO<br />
Palais Esterházy<br />
Mag. (FH) Elisabeth Kögler<br />
Naglergasse 9/4, 1010 Wien<br />
Mobil: (0664)-91 69 511<br />
www.contacto.co.at<br />
82 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
LIFE UND STYLE<br />
HOTEL<br />
Wellness-Angebote für Babys,<br />
Kinder und Jugendliche<br />
im Hotel „Seitenalm“<br />
Bestens betreut vom Baby bis zum Teenager<br />
Wellness für Kinder<br />
Das Familienhotel „Die Seitenalm“ verwöhnt nicht nur Erwachsene<br />
sondern auch kleine Gäste mit maßgeschneiderten<br />
Wohlfühl-Anwendungen wie Massagen und Kosmetik, die<br />
speziell auf Kinder jeden Alters abgestimmt sind.<br />
Massagen und Kosmetikanwendungen<br />
sind ein Genuss! Dieser Wohlfühl-Luxus<br />
bleibt im Familienhotel „Die Seitenalm“<br />
in Radstadt (Salzburger Land) nicht<br />
nur Erwachsenen vorbehalten – auch Babys,<br />
Kinder und Jugendliche werden mit Wellness-Angeboten<br />
verwöhnt und gepflegt. Der<br />
renommierte Relax Guide hat die Seitenalm<br />
dafür mit zwei Lilien ausgezeichnet.<br />
***<br />
Massagen für die Kleinen<br />
Harmonisierende Kindermassagen sind<br />
ideal bei Ein- und Durchschlafschwierigkeiten<br />
oder bei allzu großem Aktivitätsdrang.<br />
Die Anwendung wird speziell auf<br />
die Bedürfnisse des Kindes angepasst und<br />
ist zwischen dem zweiten und zehnten Lebensjahr<br />
besonders empfehlenswert. Sanfte<br />
Babymassagen beruhigen die Kleinsten,<br />
fördern das Einschlafen und helfen dabei,<br />
Spannungen oder unangenehme Verdauungsbeschwerden<br />
zu lösen.<br />
***<br />
Kosmetik für Teenager<br />
Sogar die coolsten Teenies freuen sich<br />
über eine wohltuende Gesichtsbehandlung:<br />
Ob Pickel, Akne oder fettige Haut –<br />
die Kosmetik-Expertinnen der Seitenalm<br />
behandeln auch anspruchsvolle Teenagerhaut<br />
mit typgerechten Peelings, schonender<br />
Tiefenreinigung oder beruhigenden<br />
Masken.<br />
***<br />
Sinnenfreuden für Groß & Klein<br />
Die Seitenalm liegt auf malerischen<br />
1.150 Metern und wurde mit fünf Kronen<br />
als so genanntes „Familotel“ belohnt. Alle<br />
Zimmer und Suiten sind perfekt auf die Bedürfnisse<br />
von Familien ausgerichtet. Es finden<br />
sich auch Sport- und Entspannungsmöglichkeiten<br />
für jeden Geschmack: Ob<br />
Wasserspaß im Kleinkindbecken mit Kinderrutsche,<br />
der blubbernde Whirlpool, die<br />
beliebten Blockhaus-Saunen mit Traumblick<br />
in die Radstädter Tauern oder das duftende<br />
Kräuterdampfbad – Wellness wird in<br />
der Seitenalm zur puren Sinnenfreude.<br />
Auch abseits des Wellnessbereichs bleiben<br />
keine Kinderwünsche offen: Ponyreiten,<br />
Ziegen streicheln, Fußball spielen, im hauseigenen<br />
Teich den ersten Fisch fangen oder<br />
im Indianerzelt Freundschaften schließen.<br />
***<br />
Eigenes Kinder-Ski-Land<br />
Im Winter warten das Kinder-Ski-Land mit<br />
eigener Schischule und den Bambini-Skikursen<br />
direkt vor der Haustür. Der beliebte<br />
Zauberteppich befördert die jungen Skihaserln<br />
wie ein magisches Förderband sicher<br />
nach oben. Wer schon gut auf den Skiern<br />
steht, lässt sich mit dem Tellerlift bis zum<br />
„Hexenhaus“ bringen. Natürlich gibt es einen<br />
Skiverleih, eine Rodelbahn und Loipen<br />
für die Langläufer.<br />
Damit auch die „mitgebrachten“ Eltern<br />
auf ihre Erholungskosten kommen, werden<br />
pro Woche im Sommer 66 Stunden<br />
und im Winter 77 Stunden professionelle<br />
Kinderbetreuung mit verschiedenen Aktivitäten<br />
angeboten. Sogar Babys werden 25<br />
Stunden wöchentlich professionell betreut.<br />
KONTAKT<br />
Familienhotel „Die Seitenalm“<br />
Familie Arnold<br />
Forstauer Straße 17<br />
5550 Radstadt / Salzburger Land<br />
Tel.:+43-(0)6452-6789<br />
E-Mail: info@seitenalm.at<br />
www.seitenalm.at<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 83
LIFE UND STYLE<br />
GESUNDHEIT<br />
Interview mit dem Wiener Arzt und Schmerzspezialisten Reinald Brezovsky<br />
Botschafter der sanften<br />
Schmerzmedizin<br />
Der Wiener Neurochirurg und Schmerzspezialist Dr. Reinald Brezovsky propagiert seit mehr<br />
als zehn Jahren sanfte Methoden der Schmerztherapie. Im Interview erklärt er, warum er<br />
Komplementärmedizin mit Schulmedizin kombiniert.<br />
Warum setzen Sie als Schulmediziner auf<br />
sanfte, komplementärmedizinische Methoden?<br />
Für mich als Neurochirurgen war die<br />
Konfrontation mit Wirbelsäulenpatienten<br />
in der Ambulanz oft sehr unbefriedigend.<br />
Die meisten wurden ohne<br />
Operation wieder weggeschikkt,<br />
da keine Notwendigkeit<br />
zur operativen Therapie vorlag.<br />
Die Frage der Patienten<br />
war oft: Was soll ich jetzt machen?<br />
Ich habe eine ganze<br />
Weile gebraucht, um darauf<br />
eine zufrieden stellende Antwort<br />
zu finden.<br />
Nach meiner Diplomausbildung<br />
in Manueller Medizin,<br />
meinen Akupunkturkursen<br />
und zahlreichen anderen<br />
Fortbildungen verfüge ich heute über ein<br />
wirkungsvolles und effektives Repertoire<br />
an sanften Behandlungsmöglichkeiten für<br />
Schmerzpatienten. Dieses setze ich heute<br />
in Kombination mit Medikamenten und<br />
operativen Methoden ein, um die bestmögliche<br />
Wirkung zu erzielen.<br />
Welchen Stellenwert haben sanfte Methoden<br />
heutzutage in der Schmerzmedizin?<br />
Einen erfreulich hohen! Zahlreiche Kollegen<br />
verfügen inzwischen über Kenntnisse<br />
in Manualtherapie, Osteopathie oder<br />
Akupunktur. Damit ist die „Schwellenangst“<br />
überwunden. Heute ist es absolut<br />
üblich für Schulmediziner, sich auch mit<br />
komplementärmedizinischen Methoden<br />
zu beschäftigen und diese dann mit der<br />
Schulmedizin zu kombinieren.<br />
Welche Vorteile bietet dieses<br />
Behandlungskonzept?<br />
Erstens legt die Komplementärmedizin<br />
sehr viel Wert<br />
auf das ausführliche Gespräch<br />
mit dem Patienten. Dreißig bis<br />
vierzig Minuten Gesprächszeit<br />
sind keine Seltenheit. Der<br />
Mensch fühlt sich angenommen<br />
und entspannt sich. Eine<br />
gute und richtige Diagnosestellung<br />
wird dadurch viel wahrscheinlicher.<br />
Der Mediziner kann erst durch ein<br />
sorgfältiges Wahrnehmen des Patienten<br />
seine psychische Seite in die körperlichen<br />
Probleme mit einbeziehen. Die Gefahr einer<br />
Fehlinterpretation und damit einer<br />
Fehlbehandlung wird dadurch geringer.<br />
Diese Zeit kostet aber auch viel Geld. Was<br />
sagen Sie dazu?<br />
Natürlich kostet die Zeit eines Arztes<br />
ähnlich viel wie die eines Anwaltes. Beide<br />
haben auch mehr als zehn Jahre fachspezifischer<br />
Ausbildung hinter sich. Gerade in<br />
der Anfangsphase der Behandlung ist diese<br />
Zeit aber sehr gut investiert.<br />
Je genauer und sorgfältiger ich da vorgehe,<br />
umso rascher, effizienter und schonender<br />
kann ich in der Folge agieren. Und je rascher<br />
ich den Patienten von seinen<br />
Schmerzen befreie, umso geringer ist die<br />
Gefahr der Chronifizierung.<br />
Welche Methoden der Komplementärmedizin<br />
bevorzugen Sie?<br />
Im Detail hängt das natürlich von den<br />
Beschwerden des Patienten ab. Ich behandle<br />
Patienten mit Kopf-, Nacken-, Kreuz- und<br />
Gesichtsschmerzen und noch viele andere.<br />
Unabhängig davon schätze ich sowohl Akupunktur<br />
und Elektroakupunktur sowie manuelle<br />
Methoden, also Heilmassage, Osteopathie,<br />
Craniosacraltherapie oder Shiatsu<br />
sehr hoch ein. Am wirkungsvollsten ist die<br />
Kombination mehrerer Methoden, zum<br />
Beispiel Akupunktur, Elektroakupunktur<br />
und Osteopathie. Manche Patienten sind erstaunt,<br />
wie rasch Sie sich besser fühlen.<br />
Führen Sie alle Behandlungsschritte<br />
selbst aus?<br />
Natürlich nicht! Im Laufe der Jahre habe<br />
ich ein junges, hervorragend ausgebildetes<br />
Team um mich versammelt, das mir da zur<br />
Hand geht. Unser Craniosacraltherapeut Niko<br />
Akranidis etwa hat auch eine Spezialausbildung<br />
für Manipulationen im Mund bei<br />
Menschen mit Kieferproblemen oder Gesichtsschmerzen.<br />
Das Erlernen solcher Spezialtechniken<br />
ist sehr zeitaufwändig. Das<br />
Zauberwort der Schmerztherapie lautet daher<br />
„interdisziplinäre Zusammenarbeit“.<br />
KONTAKT<br />
Interdisziplinäres Schmerztherapie- und<br />
Gesundheitszentrum Döbling<br />
Döblinger Hauptstraße 44<br />
A-1190 Wien<br />
Ärztlicher Leiter: Dr. Reinald Brezovsky<br />
E-Mail: office@gz19.at<br />
Schmerzhotline: 0699-109 13 901<br />
84 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
Beste Vorsorge und neueste Technik in der Dentalklinik Sievering<br />
Kompetenzzentrum für ein<br />
strahlend gesundes Lächeln<br />
LIFE UND STYLE<br />
GESUNDHEIT<br />
Die seit 1994 bestehende Dentalklinik Sievering ist eine der führenden Institutionen für<br />
Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde des Landes. Patienten aller Generationen und Nationalitäten<br />
vertrauen hier den Experten für schöne und gesunde Zähne.<br />
FOTOS: LIBRARY OF CONGRESS, PRINTS & PHOTOGRAPHS DIVISION, CARL VAN VECHTEN COLLECTION<br />
Prim. Dr. Ernst Weinmann, Leiter der<br />
Dentalklinik Sievering, legt besonderen<br />
Wert auf modernste Methoden der<br />
Zahnmedizin und zeitgemäße Ansätze einer<br />
schonenden Zahnkosmetik. Gemeinsam<br />
mit einem zehnköpfigen Expertenteam<br />
garantiert Prim. Dr. Weinmann jedem<br />
Patienten individuelle Versorgung und eine<br />
optimale Behandlung.<br />
***<br />
Kindheitstraum<br />
Bereits früh entdeckte der gelernte<br />
Zahntechniker und mehrfach ausgezeichnete<br />
Zahnarzt seine Passion für die Zahnheilkunde:<br />
„Mein Vater nahm mich schon<br />
als kleinen Buben mit in sein Zahnlabor.<br />
Ich habe es immer bewundert, mit welcher<br />
Liebe und Sorgfalt er seine Patienten behandelte,<br />
und wusste schnell, ich würde<br />
einmal in seine Fußstapfen treten“, erinnert<br />
sich Dr. Weinmann im <strong>SOCIETY</strong>-<br />
Interview.<br />
***<br />
Qualitätsstandards<br />
Im Gegensatz zu herkömmlichen Ordinationen<br />
erfüllt die Dentalklinik Sievering<br />
erhöhte Auflagen hinsichtlich des<br />
Qualitäts-Managements. Eine hausinterne<br />
Ausbildungsstätte und mehrfach ausgezeichnete<br />
Mitarbeiter garantieren, dass jeder<br />
Behandlungsschritt auf höchstem Niveau<br />
ausgeführt wird. Die professionelle<br />
Organisation und exaktes Zeitmanagement<br />
gewährleisten zudem geringe Wartezeiten.<br />
Das perfekt eingespiele Team ist 52<br />
Wochen im Jahr für seine Patienten da.<br />
***<br />
Cultural Diversity<br />
The clinic’s focus is shared between advice,<br />
expert knowledge and the individual<br />
requirements of each and every patient.<br />
Therefore, Dentalklinik Sievering offers its<br />
customers multilingual advice in Eng-lish,<br />
French, Arabic, Russian, Spanish and Croatian.<br />
The specially trained employees are also<br />
aware of the patients' cultural preferences<br />
and pay distinctive attention to<br />
sensitive, customer-specific patient care.<br />
Das Team der Dentalklinik<br />
For these reasons many national and international<br />
celebrities from the worlds of commerce,<br />
culture and diplomacy trust in Prim.<br />
Dr. Weinmann and his team.<br />
***<br />
The “Smile” program<br />
The “Smile” program is a private, prophylactic<br />
dental care program for healthy, beautiful<br />
teeth. As a “Smile” member the customer<br />
pays a yearly fee of about 1 Euro per<br />
day which gives him a 50% discount on all<br />
dental treatment, plus many additional<br />
services which aren’t usually covered by<br />
medical insurance. Many embassies and respected<br />
institutions are part of the “Smile”<br />
program which ensures their employees receive<br />
excellent dental treatment together<br />
with a personalised social benefit. At Dental<br />
Spa Mariahilferstr. 88A in 1070 Vienna we<br />
also offer our dental service based on<br />
healthy insurance company with e-card<br />
system.<br />
DENTALKLINIK SIEVERING<br />
Sieveringerstraße 17<br />
1190 Wien<br />
Tel. +43-(0)-320 97 97<br />
www.dentalklinik.at<br />
dk h gsjdkhjsgdhjgkjhkgsd<br />
kgd shjksgd hjkgjhkgjk<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 85
LIFE UND STYLE<br />
STYLING<br />
Accessoires: Unentbehrlicher Tand oder Geheimcode?<br />
Was uns die Nebendarsteller<br />
der Mode verraten<br />
Accessoires sind mehr als nur schmückendes Beiwerk. Sie verraten einiges über Persönlichkeit<br />
und Einstellungen – sie sind Zeichen des Zeitgeistes, der Gruppenzugehörigkeit und des ganz<br />
persönlichen Geschmacks. Von INGRID CHLADEK<br />
„Die Entscheidung, was man ‚außer dem<br />
Kleid‘ noch tragen soll, ist nicht einfach,<br />
aber sie macht den Unterschied zwischen<br />
elegant und unelegant.“<br />
GIORGIO ARMANI<br />
Accessoires – jeder hat sie, jeder trägt<br />
sie: Uhren, Ketten, Schals, Brillen etc.…<br />
Die Liste der Dinge, die uns schmücken<br />
und unserem Outfit eine individuelle<br />
Note, einen persönlichen Touch verleihen,<br />
ist endlos lang. Accessoires sind bunt oder<br />
einfarbig, teuer oder billig, zeitlos oder<br />
modisch. In der Bildenden Kunst bezeichnet<br />
man als Accessoires alle Gegenstände,<br />
die nicht erforderlich sind, um den Hauptgegenstand<br />
darzustellen und diesen trotzdem<br />
reicher und mannigfaltiger erscheinen<br />
lassen. So ist es auch in der Mode:<br />
Jedes Accessoire unterstreicht seinen Träger.<br />
Doch sie verraten auch einiges über<br />
die Persönlichkeit, über Einstellungen – sie<br />
sind mehr als nur schmückendes Beiwerk.<br />
***<br />
Trends und Hierarchien<br />
Mit dem richtigen Accessoire beweist<br />
man Zeitgeist und Aktualität, man zeigt<br />
Trendbewusstsein: So war z. B. für Jugendliche<br />
in den 60er-Jahren das Kofferradio<br />
der Hit schlechtin, so ist heute das iPhone<br />
Zeichen des ultimativen Life-Style.<br />
Neben ihrer modischen Rolle haben Accessoires<br />
auch eine hierarchische Funktion:<br />
Sie sind Symbole der Macht und Ausdruck<br />
eines Status. Sie sind wie ein Geheimcode<br />
zu interpretieren und zeigen<br />
die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen<br />
an. Jede Gruppe hat ihre eigenen Statussymbole,<br />
was sich z. B. durch die Verwendung<br />
bestimmter Marken, Farben, Muster<br />
und Modelle ausdrückt. Diese Symbole<br />
dienen zur Identifikation. Wenn sie nicht<br />
erkannt werden, nutzen sie jedoch nichts.<br />
Mit den richtigen Accessoires, mit der richtigen<br />
Marke können Sie als Mitglied einer<br />
bestimmten Gruppe identifiziert werden.<br />
***<br />
Geisteshaltung und Geschmack<br />
Accessoires zeigen aber auch eine bestimmte<br />
Einstellung und Geisteshaltung: Es<br />
ist mehr als nur ein modisches Statement,<br />
wenn Sie z. B. zu Birkenstock-Schlapfen,<br />
High-Heels oder Flip-Flops greifen. Oder ob<br />
Sie Schmuck aus Naturmaterialien, Edelsteine<br />
oder Plastikketten tragen.<br />
Durch den gezielten Einsatz von Accessoires<br />
beweisen Sie Stil und guten Geschmack,<br />
und können ein Outfit auf- oder<br />
abwerten. Darum gilt es, das für den Anlass<br />
– und für die Kleidung – passende Beiwerk<br />
zu finden. Die Auswahl sollte bedächtig erfolgen,<br />
ein Zuviel an Accessoires wirkt oftmals<br />
billig – unabhängig vom Wert der Teile<br />
– und wenig elegant.<br />
Sie können aus einer Vielfalt an Farben,<br />
Formen und Materialien, Designs oder Verarbeitungen<br />
wählen. Grenzen sind hier<br />
nur durch budgetäre Restriktionen oder<br />
Fragen des (guten) Geschmacks gegeben.<br />
Welche Rolle Sie nun den Accessoires auch<br />
zugestehen, ob schmückendes Beiwerk<br />
oder Ausdruck Ihrer selbst: Sie entscheiden<br />
und verleihen mit dem bewussten Einsatz<br />
Ihrem Outfit eine ganz persönliche Note.<br />
KONTAKT<br />
Mag. Ingrid Chladek<br />
Dressforsuccess<br />
Heiligenstädterstraße 115/1<br />
A-1190 Wien<br />
Tel. +43(0)664-122 70 46<br />
ingrid.chladek@dressforsuccess.at<br />
www.dressforsuccess.at<br />
FOTOS: PIXELIO (2), BEIGESTELLT<br />
86 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
LIFE UND STYLE<br />
MODE<br />
La Hong Kunstkalender 2011<br />
Adel in Mode<br />
Haute Couture-Mode gekonnt in Szene zu setzen ist kein<br />
Kunststück für Designer La Hong, der jüngst den Kunstkalender<br />
2011 mit aristokratischen Models präsentierte.<br />
Baron Richard Drasche-Wartinberg<br />
und<br />
La Hong<br />
FOTOS: SABINE KÖNIG<br />
Vor der märchenhaften Kulisse des<br />
Schlossparks Ebreichsdorf stand das<br />
Who’s who des jungen österreichischen<br />
Adels bereit, um für La Hong und<br />
Star-Fotografin Sabine König zu posieren:<br />
Valerie Drasche-Wartinberg, Stephanie<br />
Eltz, Teresa Auersperg, Eva-Maria Abpurg-<br />
Reiffeneck, Luise Hardegg-Brammertz, Philippa<br />
Mautner Markhof, Tatiana Poux-Kalnoky<br />
und Philippa Spannocchi trugen<br />
glamouröse Roben, hochkarätig veredelt<br />
durch Diamantschmuck der aufstrebenden<br />
Marke David Diamond by Cemjon.<br />
Die Präsentation des streng limitierten<br />
La Hong Kunstkalenders 2011 erfolgte exklusiv<br />
im Rahmen des Finales der Polo-Europameisterschaft<br />
<strong>2010</strong>. Die Gäste des von Baron<br />
Richard Drasche-Wartinberg veranstalteten<br />
Dinnerempfanges erlebten zudem<br />
eine Modenschau mit den neusten Kreationen<br />
La Hongs, der sich von der Ästhetik des<br />
Polosports angesprochen fühlte.<br />
Sie haben vor in Salzburg einige Zeit zu verbringen?<br />
Wir vermieten unsere kleine, luxuriös möblierte Villa. 100 m 2 , 3 Schlafzimmer,<br />
3 Bäder, großer Wohnbereich, Sonnenterasse, Garten. Absolut<br />
ruhige Lage, 7 Minuten zum Flughafen, 15 Minuten ins Stadtzentrum.<br />
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<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 87
LIFE UND STYLE<br />
ITALIEN<br />
Das Castello von Ischia<br />
Offenes Geheimnis für alle<br />
Die Stadt Neapel und ihre Inseln<br />
Die Stadt Neapel und ihre Umgebung empfangen den Besucher mit einem in der Welt einzigartigen<br />
Universum an Sehenswürdigkeiten: Pompeji, Vesuv, Sorrent, Ischia, Capri… Nicht zu<br />
vergessen die original neapolitanische Pizza!<br />
Wer das erste Mal nach Neapel<br />
kommt, wird gefangen von der Lebendigkeit<br />
der Bewohner, dem<br />
scheinbaren Chaos, den knatternden Vespas<br />
und dem sich mehr oder weniger lautstark<br />
abspielenden Leben unter freiem<br />
Himmel. Ob die Rufe der Markthändler<br />
oder der kleine Klatsch von Fenster zu<br />
Fenster über die Gasse hinweg: Lebhafte<br />
und gestenreiche Kommunikation gehört<br />
zu den Alltagsszenen, die Besucher der<br />
Stadt am Vesuv oft als bleibende Erinnerung<br />
mitnehmen.<br />
***<br />
„Unendlichkeit“ verschiedener Welten<br />
Die zahlreichen kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten<br />
und Museen von Weltrang<br />
zählen zu den meist besuchten Italiens,<br />
und das Opernhaus San Carlo macht<br />
immer wieder mit beeindruckenden Inszenierungen<br />
von sich reden. Neapel ist einzigartig,<br />
gerade weil es eine Unendlichkeit<br />
verschiedener Welten in sich birgt. Über<br />
die Sehenswürdigkeiten der Stadt hinaus<br />
bietet die Provinz zahlreiche künstlerische,<br />
historische und natürliche Attraktionen:<br />
die Ruinen von Pompeji und das Herkulaneum;<br />
die bezaubernde Küste von<br />
Sorrent, ein vom Duft der Zitronenhaine<br />
umwölkter Meeresabschnitt… Die gesamte<br />
Provinz von Neapel ist wie eine Schatztruhe,<br />
die es zu entdecken gilt.<br />
***<br />
Ischia, Capri und Procida<br />
Die wundervollen Inseln dieser Region<br />
Procida, Ischia und Capri sind eine schöner<br />
als die andere und ideale Orte für einen erholsamen<br />
Urlaub. Bekannt für die Kliffs<br />
und die Blaue Grotte bewahrt Capri faszinierende<br />
Zeugnisse aus ferner Zeit, wie römische<br />
Ruinen und die Kartause aus dem<br />
14. Jahrhundert, und ist heute ein beliebter<br />
Urlaubsort des internationalen Jetsets.<br />
Ischia ist die größte Insel des Golfes, berühmt<br />
für ihr Klima, die herrliche Vegetation<br />
und die heilsamen, heißen Thermalquellen<br />
vulkanischen Ursprungs, in denen<br />
schon die alten Römer kurten. Kleiner und<br />
flacher dagegen ist Procida, die Insel der Fischer,<br />
nicht ganz so berühmt wie ihre beiden<br />
Schwestern Capri und Ischia, doch<br />
ebenso interessant – vor allem wegen der<br />
kulturellen Sehenswürdigkeiten.<br />
***<br />
Der kulinarische Genuss mit einer<br />
mehr als tausendjährigen Tradition<br />
Jeder, der es einmal erlebt hat, weiß: Ne-<br />
88 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
apel erkennt man auch mit geschlossenen<br />
Augen. Die unverwechselbaren Aromen<br />
seiner kulinarischen Köstlichkeiten<br />
prägen sich sofort ins Gedächtnis ein. Neapel<br />
verfügt noch heute über hunderte<br />
von Gerichten und typischen Produkten,<br />
die weltweit bekannt sind und geschätzt<br />
werden. Beim Gedanken an die neapolitanische<br />
Küche fällt einem unweigerlich der<br />
„Klassiker“ ein: Die Pizza. Ein weiterer Pfeiler<br />
der neapolitanischen Küche ist die Pasta.<br />
Der Phantasie der Neapolitaner entspringt<br />
eine unglaublich Formenvielfalt<br />
mit vielen fantasievollen Namen: Vermicelli,<br />
Fusilli, Rigatoni, Maccheroni etc., die<br />
mit unzähligen Saucen verfeinert werden.<br />
Völlig zu Recht ist Neapel auch berühmt<br />
für seine Konditoreiprodukte: Zu jeder<br />
Jahreszeit kann man die mit Rum getränkten<br />
“babà”, die mit Ricotta gefüllten<br />
“sfogliatelle”, die mit Getreide und feinem<br />
Orangenblüten-Aroma zubereitete<br />
“pastiera” sowie viele andere Spezialitäten<br />
genießen.<br />
Als Begleitung für das Ganze gibt es natürlich<br />
Weine aus der Umgebung, sowohl<br />
Rot- als auch Weißweine, deren intensives<br />
und charakteristisches Aroma dem vulkanischen<br />
Boden zu verdanken ist, auf dem<br />
die Reben wachsen. Und wenn Sie den<br />
Duft von Sorrent wieder einmal erleben<br />
möchten, nehmen Sie einen Schluck “limoncello”<br />
zu sich, ein süßer und cremiger<br />
Likör, der aus der Schale und dem Saft von<br />
Zitronen aus dieser Gegend hergestellt<br />
wird.<br />
***<br />
Vielseitiges Kunsthandwerk<br />
Die Kreativität und das Talent der Neapolitaner<br />
haben viele Gesichter, sie zeigen<br />
sich auch in den einfachsten und alltäglichsten<br />
Momenten. Wenn es ein Gebiet gibt,<br />
auf dem diese Qualitäten am deutlichsten<br />
sichtbar werden, dann ist es zweifellos die<br />
vielseitige Aktivität des Kunsthandwerkes.<br />
Bei einem Bummel durch die Altstadt<br />
kann man die Perfektion der neapolitanischen<br />
Erzeugnisse von schmiedeeisernen<br />
Arbeiten bis hin zu herrlichen Marmorintarsien<br />
bewundern. Neapel, die Stadt der<br />
Musik, beherbergt noch heute etliche Werkstätten,<br />
in denen Lautenbauer von Hand Instrumente<br />
bauen - jedes ein Unikat mit<br />
einzigartigem Klang und weltweit gefragt<br />
und geschätzt.<br />
Das lokale Kunsthandwerk setzt all sein<br />
künstlerisches Talent ein, um pure Freude<br />
und Lebenslust zu verbreiten. Dies ist besonders<br />
in der Weihnachtszeit zu sehen,<br />
wenn die (Krippen-) Figuren der „presepe“<br />
die öffentlichen Ausstellungen beleben, vor<br />
denen Passanten verblüfft stehen bleiben.<br />
Die Hirten, die Tiere, die heilige Familie und<br />
die drei Könige, komplett aus Ton und Holz<br />
modelliert, sind von erfahrener Hand kunstvoll<br />
bis ins kleinste Detail ausgearbeitet<br />
und bemalt.<br />
Es stimmt einfach: Neapel und sein Umland<br />
leben zigtausend Facetten, eine für jedes<br />
Werk, das aus den Werkstätten seiner<br />
unvergleichlichen Kunsthandwerker<br />
kommt.<br />
Blaue Grotte<br />
Castell del Ovo in Neapel<br />
Die Küste von Sorrent<br />
Malerisches Capri<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 89
LIFE UND STYLE<br />
MODE<br />
Markenmode ab Größe 42<br />
15 Jahre Boutiquen<br />
„Pia Antonia“<br />
Was kommt heraus, wenn eine Film-Cutterin beim Modeeinkauf<br />
dauernd schlecht behandelt wird, weil sie eine „größere<br />
Größe“ braucht? Mira Dworschak erzählt <strong>SOCIETY</strong> die Erfolgsgeschichte<br />
der ersten 15 Boutiquen-Jahre „Pia Antonia –<br />
Markenmode ab Größe 42“.<br />
Haben Sie „Pia Antonia“ buchstäblich<br />
aus heiterem Himmel gegründet?<br />
Nein. Ein ganz klein wenig professionellen<br />
Background hatte ich schon. Mein Vater<br />
war Schneider und ich selbst besuchte mehrere<br />
Jahre eine Lederfachschule. Das wichtigere<br />
Motiv war aber, dass ich mit meiner<br />
Konfektionsgröße 42 in den „normalen“<br />
teuren Boutiquen ständig wie ein Aschenbrödel<br />
behandelt wurde. Da hab ich gesagt:<br />
Jetzt mach ich’s selbst!<br />
War es so einfach, wie es klingt?<br />
Mein Mann und ich haben es im Urlaub<br />
entschieden, Ende Juli 1995. Wir<br />
waren von der Idee derart begeistert,<br />
dass wir sämtliche Widerstände überwanden.<br />
Normalerweise bekommt man<br />
im Sommer ja keine Herbstware bei den<br />
Produzenten, weil die schon ausgeliefert<br />
haben. Da sind wir eben mehrmals<br />
quer durch Deutschland gefahren, um<br />
direkt in den Werken die Kollektionen<br />
abzuholen. Anfang September wurde die<br />
komplett eingerichtete erste Boutique<br />
aufgesperrt, „Pia Antonia“ war von Anfang<br />
an ein Erfolg.<br />
Das liegt wohl daran, dass Sie hier eine<br />
Marktlücke genützt haben?<br />
Auch in Marktlücken sind schon viele<br />
abgestürzt! Als wir mit „Pia Antonia“ begonnen<br />
haben, war für uns vor allem eines<br />
klar: Wir brauchen die besten Marken, beste<br />
Materialqualität und Modeberaterinnen,<br />
die mit Menschen wirklich umgehen<br />
können. Auch die interne Aufgabenteilung<br />
war und ist ideal: Ich treffe sämtliche Einkaufsentscheidungen<br />
bei den Lieferanten,<br />
mein Mann kümmert sich als Marketingspezialist<br />
und Journalist um den Aufbau<br />
der Marke bzw. um Standorte.<br />
Man hört des Öfteren, dass Multi-Label-<br />
Stores tot seien. Ist es für Sie von Vorteil,<br />
mehrere Marken unter dem Namen „Pia<br />
Antonia“ zu führen?<br />
Ganz sicher! Vor allem, wenn man sich<br />
anschaut, welche internationalen Top-Marken<br />
wir führen. Das beginnt bei Marina Rinaldi,<br />
dem „Bentley“ der Szene. Bei uns<br />
trifft man alles, was am frischen, aufgeweckten<br />
deutschen Designer-Markt einen<br />
guten Klang hat: Sallie Sahne, Sulu, Ischiko<br />
oder der Klassiker Wille. Aus Dänemark<br />
kommt Yoek, eine besonders witzige Kollektion.<br />
Besonders stolz sind wir allerdings<br />
darauf, als einzige Boutiquengruppe Europas<br />
von der amerikanischen Designerin Eileen<br />
Fisher/New York beliefert zu werden.<br />
Das zeigt, dass unser Konzept weit über die<br />
Grenzen Österreichs hinaus genau beobachtet<br />
und als hochwertig beurteilt wird.<br />
Wissen Sie eigentlich, wer Ihre Kundinnen<br />
sind?<br />
Ja, das sehen wir ziemlich genau, da die<br />
meisten Frauen, die bei uns einkaufen,<br />
90 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
FOTOS: YOEK, MASHIA ARRIVE, MARINA RINALDI<br />
Mira Dworschak<br />
Stammkundinnen werden. Ein sehr großer<br />
Teil unserer Kundinnen sind Business-Frauen,<br />
einerseits aus Familienunternehmen,<br />
andererseits aus Top-Positionen im Management,<br />
aber auch aus der Politik. Nicht selten<br />
kaufen selbst Ministerinnen bei „Pia Antonia“.<br />
Bereits die „durchschnittliche“ Kundin<br />
erwartet und verlangt von uns, nicht einfach<br />
„Bekleidung“ anzubieten. Sie sucht<br />
bei uns das Außergewöhnliche und ist auch<br />
bereit, den entsprechenden Preis zu zahlen.<br />
Kann man heutzutage speziell das gut<br />
informierte Käuferinnenpublikum überhaupt<br />
noch überraschen?<br />
Das geht nur, wenn man als Anbieter<br />
neugierig bleibt und Trends möglichst vor<br />
den anderen spürt. Wir waren beispielsweise<br />
auf der letzten Pariser Herbstmesse<br />
ziemlich ziellos unterwegs, als wir dort einen<br />
fantastischen Berliner Designer entdeckten.<br />
„Mashia Arrive“ heißt die Marke,<br />
die im Handumdrehen für Furore in unseren<br />
Boutiquen sorgte.<br />
Sie sind mit Ihren Boutiquen in fast allen<br />
Landeshauptstädten vertreten. Warum<br />
weiten Sie die Gruppe nicht auch in Richtung<br />
größerer Bezirksstädte aus?<br />
Wir haben durch einige kleine Misserfolge<br />
gelernt, dass ein Qualitätspublikum<br />
in ausreichender Zahl für „Pia Antonia“<br />
nur in Landeshauptstädten oder in Städten<br />
über 70.000 Einwohnern gegeben ist. Wir<br />
intensivieren lieber unsere Bemühungen<br />
auf die rund 15.000 Stammkundinnen der<br />
bestehenden Boutiquen.<br />
Aber ganz können Sie die Expansion offenbar<br />
nicht lassen. Wie ist das mit Ihren<br />
neuen Boutiquen „Puur“?<br />
Wir nennen „Puur“ die „kleine Schwester“<br />
von „Pia Antonia“. Hier setzen wir unseren<br />
hohen Anspruch an Design und Qualität<br />
für kleinere Konfektionsgrößen fort.<br />
„Puur“ in Salzburg hat erfolgreich die ersten<br />
eineinhalb Jahre hinter sich, „Puur“<br />
Linz wurde Ende August dieses Jahres eröffnet.<br />
Wir freuen uns über die vielen positiven<br />
Reaktionen.<br />
KONTAKT<br />
PIA ANTONIA – Markenmode ab Größe 42<br />
Wien, Linz, Salzburg, Innsbruck, Graz, Klagenfurt<br />
www.piaantonia.at<br />
PUUR – The Essence of Fashion<br />
Salzburg und Linz<br />
www.puur.at<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 91
LIFE UND STYLE<br />
MODE<br />
Herbst/Winter <strong>2010</strong><br />
Große Größen.<br />
Starkes Design.<br />
Lässig soll es aussehen, in perfekter Qualität verarbeitet<br />
und tragbar bei vielen Gelegenheiten.<br />
Diese Features erfüllen die perfekt abgestimmten<br />
Herbst/Winter-Kollektionen bei „PIA ANTONIA“.<br />
92 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
FOTOS: WILLE, SALLIE SAHNE<br />
Outfit plus…<br />
…Accessoires! „PIA ANTONIA“<br />
denkt im Gesamtbild. Passende<br />
Taschen, akzentuierende Tücher,<br />
spektakulärer Schmuck…<br />
Inszeniere Dich selbst!<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 93
LIFE UND STYLE<br />
MODE<br />
Sportlich in den Herbst<br />
Bereit zum Spaziergang unter<br />
fallenden Blättern. Zweckmäßig,<br />
angenehm zu tragen, flott.<br />
Bereit für kühle Tage<br />
Jacken, Blousons und Mäntel. Nicht zum<br />
„Verhüllen“. Zum Kuscheln, Bewegungsfreiheit<br />
genießen, bewundert werden.<br />
94 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
FOTOS: PPEP, WILLE, M.P.<br />
Knalliger Herbst<br />
Die neue Boutique PUUR<br />
(Salzburg, Linz) zeigt dem<br />
Herbst, was Farbe ist. Die<br />
neue Leidenschaft der Mode!<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 95
LIFE UND STYLE<br />
KULINARIK<br />
Schokolade macht glücklich!<br />
Der Schokologe von<br />
der Schoko-Loge<br />
Christoph Wagner ist selbst ernannter Schokologe und betreibt<br />
die „Schoko Loge“ in der Wiener Innenstadt. Als eine<br />
Art realer Willy Wonka entführt er mit unzähligen Schokovariationen<br />
in die Welt der Schokolade .<br />
Der Schokologe Christoph Wagner<br />
Was steckt hinter der „Schokologe“ beziehungsweise<br />
was ist die Grundidee?<br />
Eigentlich wollte ich ein Süßigkeitengeschäft<br />
eröffnen, aber heute muss man sich<br />
immer auf ein Gebiet spezialisieren, und<br />
da ich selber Schokolade liebe, habe ich ein<br />
Schokoladengeschäft eröffnet. Die Grundidee<br />
ist es – im Gegensatz zu in Supermärkten<br />
erhältlicher Schokolade – richtig gute<br />
Schokolade zu verkaufen und zu etablieren.<br />
Darunter verstehe ich Schokolade, die<br />
zu über 75 Prozent aus Kakao besteht und<br />
verschiedene Geschmacksrichtungen zur<br />
Geltung bringt, ähnlich wie beim Wein.<br />
Außerdem gibt es noch exquisite Milchbzw.<br />
weiße Schokoladen die sich im Vergleich<br />
zur Supermarktware geschmacklich<br />
doch sehr unterscheidet.<br />
Wie sind Sie dazu gekommen, ins Schokoladengeschäft<br />
einzusteigen?<br />
Bei mir war immer schon alles Schoko!<br />
Mein Onkel war Konditor und als Kind habe<br />
ich ihm immer über die Schulter geschaut<br />
und natürlich fleißig gekostet.<br />
Nach der Schule habe ich dann diverse Jobs<br />
angenommen und bald gemerkt, dass je<br />
größer die Firma ist desto weniger Spaß habe<br />
ich an der Arbeit. Ich hatte den<br />
Wunsch, mich selbstständig zu machen<br />
und am besten, wenn möglich, mit Schokolade.<br />
Bei einem Weihnachtsmarkt hatte<br />
ich dann schließlich die Gelegenheit, bei<br />
einem Schokostand zu arbeiten und lernte<br />
jemanden kennen, der mir anbot, ein<br />
Schokoladengeschäft auf Franchisebasis<br />
zu betreiben. Dies tat ich auch und habe<br />
mich aber nach einiger Zeit selbständig gemacht<br />
und die „Schoko-Boutique“ unter<br />
dem Namen „SchokoLoge“ wiedereröffnet.<br />
Woher beziehen Sie Ihre Produkte und<br />
wie unterteilt sich Ihre Produktpallette?<br />
Meine Schokoladen beziehe ich von<br />
verschiedensten Produzenten aus unterschiedlichen<br />
Ländern, etwa aus Belgien,<br />
Frankreich, Schweiz, Dänemark oder seit<br />
neuestem auch aus Spanien. Diese Hersteller<br />
haben beispielsweise ihre eigenen<br />
Kakaoplantagen, auf denen sie verschiedene<br />
Kakaosorten anbauen und<br />
kultivieren. Die Plantagen befinden sich<br />
zum Teil in Südamerika und Afrika, den<br />
Hauptanbaugebieten des Kakaos. Meine<br />
Produkte beziehe ich direkt von den Herstellern.<br />
Ich führe auch preisgekrönte<br />
Schokoladen oder zu Weihnachten speziell<br />
mit Gold verzierte Schokoladen.<br />
Vieles davon entdecke ich auch im Internet<br />
oder habe ich durch Kundentipps gefunden.<br />
Ich habe so ziemlich alles, was<br />
mit Schokolade zu tun hat in meinem<br />
Laden, ob Trinkschokolade, Streichschokolade<br />
fürs Brot und sogar die altbekannten<br />
Schokozigaretten!<br />
Was sind Ihre ausgefallensten beziehungsweise<br />
exklusivsten Schokoladenangebote?<br />
Das Ausgefallenste ist definitiv das<br />
Schoko Body Painting. In drei Geschmacksrichtungen<br />
kann man mit einem Pinsel<br />
Motive auf die Haut malen, die theoretisch<br />
bis zu drei Monaten halten, wenn<br />
man sie nicht ableckt oder abwäscht.<br />
Auch die Schokomischung für Wodka ist<br />
etwas Ausgefallenes. Man legt sie eine<br />
Woche in Wodka oder Rum ein und hat<br />
danach einen Schoko-Kräuterwodka.<br />
Oder die Schokonudeln, die einen Anteil<br />
an Kakao haben und hervorragend zu<br />
Wild passen oder mit Zucker als Nachspeise<br />
gegessen werden können.<br />
KONTAKT<br />
Die Schokologe<br />
Christoph Wagner<br />
Ringstraßen-Galerien, Palais Corso, EG/Top 67<br />
Kärntnerring 11-13, 1010 Wien<br />
Tel. +43-(0)1-513 18 92<br />
info@schokologe.com<br />
www.schokologe.com<br />
Die Schoko-Kräutermischung<br />
für<br />
den Wodka<br />
96 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
LIFE UND STYLE<br />
STYLING<br />
Erdige Naturtöne<br />
Ihr neuer Herbst-Look<br />
Erdige Naturtöne und satte Glamourfarben stehen im Mittelpunkt der neuen Saison.<br />
Typgerecht geschminkt verleihen erdige<br />
Naturtöne und satte Glamourfarben<br />
Ihrem Gesicht das perfekte Strahlen.<br />
Lernen Sie bei Karin van Vliet die neuen<br />
Make-up Herbstfarben kennen und lassen<br />
Sie sich von Top-Visagisten Tipps und<br />
Tricks der Profis zeigen!<br />
KONTAKT<br />
Karin van Vliet –<br />
Make-up Studio<br />
Köllnerhofgasse 2, A-1010<br />
Wien<br />
Tel. +43-(0)1-513 11 55<br />
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www.johnharris.at<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 97
LIFE UND STYLE<br />
EVENTS<br />
HIGHLIGHTS VERANSTALTUNGEN<br />
DER GESELLSCHAFT Juli bis September <strong>2010</strong><br />
SPANISCHE HOFREITSCHULE:<br />
1. FÊTE IMPÉRIALE<br />
Die Spanische Hofreitschule wurde heuer zum<br />
sommerlichen Ballsaal anlässlich der ersten Fête<br />
Impériale, die ganz im Zeichen der Lipizzaner<br />
stand. Bei heißen 33 Grad Außentemperatur tummelten<br />
sich Botschafter, Minister, Schauspieler<br />
und Künstler am Pink Carpet, die sich das Spektakel<br />
nicht entgehen lassen wollten. Star der Eröffnung<br />
war ein edler Lipizzaner-Hengst mit dem<br />
farbigen Namen „Conversano Mascula I“, der seinen<br />
Auftritt auf dem eigens verlegten schwarz-weißen<br />
Tanzparkett meisterte,<br />
während die<br />
übrigen Lipizzaner auf<br />
Sommerfrische im<br />
Weinviertel weilen<br />
Schauspielerin Elfriede Ott<br />
mit Adoptivsohn<br />
durften. Tosenden Applaus<br />
ernteten auch<br />
die Eleven des Kinderballetts<br />
der Wiener<br />
Staatsoper. Der Erlös<br />
des Balles kommt der<br />
Zucht der berühmten<br />
Pferde zugute.<br />
Designer Thang de Hoo<br />
neben Barbara Helfgott<br />
(rechts von ihm) und ihrem<br />
Rondo Vienna<br />
Niki Lauda<br />
und Jacky Ickx<br />
GALERIE WESTLICHT:<br />
JOCHEN-RINDT-AUSSTELLUNG<br />
Die Ausstellung „Jochen Rindt. Der erste<br />
Popstar der Formel 1“ im Westlicht-Schauplatz<br />
für Fotografie war ein sensationeller<br />
Erfolg. Mehr als 2.000 Besucher wollten<br />
schon bei der Eröffnung dabei sein, sodass<br />
das Fotomuseum zeitweise wegen Überfüllung<br />
geschlossen werden musste. Mit dabei<br />
waren die Formel-1-Stars Jacky Ickx, Niki<br />
Lauda, Gerhard Berger und Dr. Helmut Marko.<br />
Ehrengast Nina Rindt war sichtlich berührt<br />
vom gewaltigen Interesse und begeistert<br />
von den großartigen Fotografien.<br />
Das „United Children’s<br />
Orchestra“ beim Empfang<br />
in der indischen Residenz<br />
Nina Rindt, Hubertus Hohenlohe<br />
mit Familie, Thelma Herzl<br />
Dr. Helmut Marko<br />
LIFE BALL <strong>2010</strong>: SINGEN GEGEN AIDS<br />
In der Residenz des indischen Botschafters in Wien wurde das Projekt<br />
„United Children's Orchestra“ vorgestellt. In Anwesenheit von<br />
Gery Keszler und Claudia Stöckl wurden Kinder aus von AIDS LIFE<br />
finanzierten Projekten sowie befreundeten Organisationen aus<br />
Kambodscha, Indien, Südafrika, Ukraine, Russland, Slowakei und<br />
Österreich begrüßt. Dank zahlreicher Unterstützer konnte den insgesamt<br />
68 Kindern auch ein Urlaub in Österreich ermöglicht werden.<br />
Gemeinsam bildeten sie ein Orchester, das bei der Eröffnung<br />
des Life Balls die „Ode an die Freude“ sang. Auf ihren folkloristischen<br />
Traditionsinstrumenten musizierten die Kinder und Jugendlichen<br />
gemeinsam mit der Sopranistin Natalia Ushakova, der<br />
Dr. Andreas Hopf<br />
Botschafter mit<br />
Alt-Stimme Bettina Schweiger, dem Tenor Merhzad Montazeri und<br />
(Central Danube)<br />
Gattin<br />
dem Bariton Morten Frank Larsen.<br />
98 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
FOTOS: <strong>SOCIETY</strong>, GERHARD KREJCI/WESTLICHT, TOURISMUSVERBAND BAD ISCHL, ANDREAS TISCHLER<br />
Das Kaiser-Double Franz Sokup<br />
flankiert von Franz Klammer<br />
und Veranstalter Robert Herzog<br />
Rudi Roubinek flankiert von Baronesse Angeli von Miller zu<br />
Aichholz, Baronesse Pia Maria von Miller zu Aichholz, Gräfin Simone<br />
von Miller zu Aichholz und Contessa Josefine Bulgarini d´Elci<br />
BELL AMANI: FRIEDENSGLOCKE FÜR AFRIKA<br />
„Bell Amani“ verbindet das englische „Bell“ für Glocke mit „Amani“,<br />
was auf Swahili Friede bedeutet. Die Innsbrucker Glockengießerei<br />
Grassmayr erschuf die erste Friedensglocke für Afrika,<br />
die von dort auf ihren Weg in die UNO-City und zu den Afrika-<br />
Tagen in Wien geschickt wurde. Die Initiative geht von Claude<br />
Kalume wa Mukadi Dah Vignon, dem Prinzen von Abomey, aus.<br />
Es soll ein weltweites Netzwerk des Friedens gebildet werden, wobei<br />
jede Friedensglocke für ein konkretes Projekt steht. Frieden<br />
bedeutet für Bell Amani mehr als nur die Abwesenheit von Krieg<br />
und Gewalt: „Glockenklang statt Waffenlärm, konstruktive Projekte<br />
statt destruktiver Kämpfe um Macht und Ressourcen“, erklärt<br />
der Prinz.<br />
BAD ISCHL: NACHT DER KAISER<br />
Anlässlich des 180sten Geburtstags von Kaiser Franz Joseph stand<br />
Bad Ischl wieder einmal ganz im Zeichen Seiner Majestät und zeigte<br />
sich im Monarchie-Fieber. Epizentrum des imperialen Charismas<br />
war das Kongress & Theater Haus im Herzen der Sommerresidenz<br />
des Kaiserhauses. Der prachtvolle Kurpark war Schauplatz<br />
der VII. „Nacht der Kaiser“ – einer Charity-Gala zugunsten der<br />
Franz Klammer-Foundation. An die 700 Vertreter des österreichischen<br />
Adels, Kaiserfans und Prominenz folgten der Einladung von<br />
Ischls Kurdirektor Robert Herzog. Ganz nach dem Motto „Adel verpflichtet“<br />
entzückten zwölf Jung-Aristos am „Catwalk der Aristokratie“<br />
und präsentierten sich in den edlen Kreationen von Designerin<br />
Anelia Peschev.<br />
Slalom-Kaiser Rainer<br />
Schönfelder und Torwart-<br />
Kaiser Friedl Koncilia<br />
Rainer Pariasek<br />
mit seiner Eva<br />
Außenminister Dr. Michael<br />
Spindelegger, UN-<br />
Generalsekretär Ban Kimoon,<br />
Mirno more<br />
Vorstände DI Michael<br />
Fuchs und Leopold Frey<br />
Prinz von Abomey bei der UNO<br />
mit dem stv. Botschafter der<br />
DRC aus Berlin<br />
MIRNO MORE:<br />
FRIEDENSFLOTTE FÜR KINDER<br />
Europas größtes Friedens-Segelprojekt für sozial benachteiligte Kinder<br />
und Jugendliche – die „A1 Friedensflotte mirno more“ – erhielt<br />
16 Jahre nach ihrer Gründung bei einem Treffen mit UN-Generalsekretär<br />
Ban Ki-moon in Wien die höchste internationale Anerkennung.<br />
Die Friedensflotte stach Mitte September in Kroatien mit<br />
einhundert Schiffen und über 920 Teilnehmern in See. Mirno more<br />
hilft Kindern und Jugendlichen aus Kinderheimen und Kinderdörfern,<br />
Sozial-Wohn-Gemeinschaften, Therapieeinrichtungen<br />
sowie aus diversen Schulen, Vorurteile über Bord werfen, Toleranz<br />
zu üben und friedliche Konfliktlösungen zu trainieren.<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 99
KUNST UND KULTUR<br />
EVENTS<br />
Stephan Reiter (Hoteldirektor Hilton Vienna Danube),<br />
Gerti Tauchhammer, Botschafter Alejandro Díaz,<br />
Ingried Brugger (BA Kunstforum), Michael<br />
Reinhardt (Hoteldirektor Hilton Vienna Plaza)<br />
Große Eröffnung der Ausstellung<br />
Botschafter im Frida-Kahlo-Fieber<br />
Schon im Vorhinein erregte die umfangreiche Frida Kahlo Retrospektive großes Aufsehen und<br />
wurde mit Spannung erwartet – nun war es endlich so weit: Das Bank Austria Kunstforum<br />
öffnete seine Tore und lud bei der Gelegenheit gemeinsam mit <strong>SOCIETY</strong> Magazin und Hilton<br />
Austria zum Botschafter-Preview der Ausstellung mit anschließendem Lunch im „NASCH“.<br />
Die Werke der mexikanischen Ausnahmemalerin<br />
und Kunstikone Frida Kahlo<br />
sind seit 1. September <strong>2010</strong> im Kunstforum<br />
der Bank Austria in Wien zu<br />
bewundern. Schon in Berlin sorgte diese<br />
umfassende Retrospektive für großes Aufsehen<br />
und lange Schlangen vor den Kassen.<br />
Als besonderes Zuckerl lud daher das Bank<br />
Austria Kunstforum gemeinsam mit SOCIE-<br />
TY Herausgeberin Gerti Tauchhammer und<br />
Hilton Austria bereits einen Tag vor Ausstellungsbeginn<br />
zu einem exklusiven Preview<br />
für das diplomatische Corps in Wien.<br />
Unter der Patronage des mexikanischen<br />
Botschafters S.E. Alejandro Díaz kamen die<br />
geladenen Gäste in den Genuss einer exklusiven<br />
Führung durch die Ausstellung. Anschließend<br />
traf man sich im „Nasch“ im Hilton<br />
Vienna Plaza zu einem Lunch mit Tapas<br />
und Wein, wo bei guter Laune geschlemmt<br />
und über die Eindrücke der Ausstellung geplaudert<br />
wurde. Die Veranstaltung hatte<br />
großen Zulauf und war ein voller Erfolg!<br />
Mehr als hundert Diplomaten aus über<br />
fünfzig Ländern ließen sich diese Gelegenheit<br />
nicht entgehen, die Werke einer der<br />
größten Künstlerinnen der modernen Malerei<br />
in aller Ruhe und hautnah zu erleben.<br />
S.E. Alejandro Diaz<br />
(Mexiko) und Mag.<br />
Gertrud Tauchhammer<br />
(<strong>SOCIETY</strong> Magazin)<br />
FOTOS: <strong>SOCIETY</strong>/SCHIFFL<br />
100 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
S.E. Xolisa Mabhongo (Südafrika),<br />
S.E. Wesaka Puja (Indonesien)<br />
S.E. Ramon Rodriguez (Dom. Rep.), S.E. Carlos<br />
Barros (Uruguay), I.E. Carla Rodriguez Manzia<br />
(Guatemala), S.E. Alfredo Labbé (Chile)<br />
Mag. Hermine Schreiberhuber (APA),<br />
Botschafter Zuheir Elwazer (PLO)<br />
S.E. Eugenio Curia (Argentinien),<br />
I.E. Eve-Külli Kala (Estland),<br />
S.E. Frank Cogan (Irland)<br />
Gesandte Galit Ronen<br />
(Israel), Botschafter<br />
Dr. Kurt Hengl<br />
S.E. Antonio Revilla (Peru),<br />
S.E. Diego Stacey (Ecuador)<br />
AUSZUG AUS DER GÄSTELISTE<br />
Beatrice Achaleke<br />
(Black Women Center), Lorenz<br />
Klammer<br />
S.E. Makram Queisi mit<br />
Gattin (Jordanien)<br />
Michael Reinhardt,<br />
Claudia Wittmann<br />
(Hilton)<br />
Botschafter Gianfranco Varvesi<br />
mit Gattin (OSZE Italien)<br />
Beatrice Achaleke (Black Women Center), S.E. Carlos Barros<br />
(Uruguay), S.E. Dr. John Barrett (Kanada), S.E. Dr. István<br />
Horváth (Ungarn), I.E. Eve-Külli Kala (Estland), S.E. Diego<br />
Stacey (Ecuador), S.E. Dr. Omar Zniber (Marokko), Dr.<br />
Susanne Scholl, Botschafter Ron van Dartel (OSZE Niederlande),<br />
I.E. Grace Mutandiro (Simbabwe), Siham Alawami<br />
(OPEC), S.E. Frank Cogan (Irland), S.E. Eugenio María Curia<br />
(Argentinien), Carol Fuller (OSZE USA), S.E. Ehab Fawzy<br />
(Ägypten), I.E. Norma Goicochea (Kuba), Prof. Gerhard Gutruf,<br />
S.E. Eugenio d’Auria (Italien), S.E. Alfredo Labbé (Chile),<br />
S.E. Ukur Yatani Kanacho (Kenia), Mag. Julia Kopetzky<br />
(Ecker & Partner), Botschafterin Christine Moser (OSZE<br />
Österreich), I.E. Nongnuth Phetcharatana (Thailand), S.E. I<br />
Gusti Agung Wesaka Puja (Indonesien), S.E. Manuel Marcelo<br />
Monteiro Curto (Portugal), S.E. Vili Minarolli (Albanien),<br />
S.E. Xolisa Mabhongo (Südafrika), Brigitta Leonhard (Botschaft<br />
des Malteser Ritterordens), S.E. Marios Lyssiotis<br />
(Zypern), S.E. Yerzhan Kazykhanov (Kasachstan), S.E. Dr.<br />
Zoran Jasic (Kroatien), Stv. Missionschefin Galit Ronen (Israel),<br />
Botschafter Zuheir Elwazer (Botschaft der PLO), S.E.<br />
Aleksander Gerzina (Slowenien), I.E. Marjatta Rasi (Finnland),<br />
S.E. Kadri Ecved Tezcan (Türkei), S.E. Alyaksandr Sychov<br />
(Belarus), S.E. Dr. Ashot Hovakimian (Armenien), Dr.<br />
Ernst Huber (WKO), S.E. Musthafa M. Jaffeer (Sri Lanka), S.E.<br />
Esen Aydogdyev (Turkmenistan), I.E. Arlette Conzemius<br />
(Liechtenstein), S.E. Jargalsaikhan Enkhsaikhan (Mongolei),<br />
Direktorin Mag. Malgorzata Grudzinska (Polnisches Institut<br />
Wien), Dr. Georg Zanger (Rechtsanwalt)<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 101
KUNST UND KULTUR<br />
INTERVIEW<br />
„Von Anfang an haben<br />
unsere Premieren unterschiedlichste<br />
Künstler aus<br />
verschiedenen Ländern<br />
zusammengeführt.“<br />
MADLENA ZEPTER<br />
102 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
Kultur International<br />
Madlenas erfüllte Träume<br />
Madlena Zepter, Gründerin und Besitzerin des ersten privaten Opernhauses in Serbien,<br />
im Interview mit <strong>SOCIETY</strong>-Herausgeberin Gerti Tauchhammer über die Liebe zur Kunst.<br />
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein<br />
privates Opernhaus zu gründen und wie<br />
viele Jahre arbeiten Sie an diesem Projekt?<br />
Das ist eine alte Liebe von mir. Ich wohnte<br />
in derselben Straße, ging von dort zur<br />
Schule, später zur Philologischen Fakultät<br />
der Belgrader Universität und dann in die<br />
Oper. Früher war das etwas Nobles, man<br />
musste in die Oper gehen, um am gesellschaftlichen<br />
Leben teilzunehmen. Vor kurzem<br />
feierten wird das 400-jährige Jubiläum<br />
der Entstehung der Oper. Es handelt sich<br />
um die erhabenste szenische Form, um die<br />
Diva unter allen Kunstdivas, um die Primadonna<br />
unter allen Primadonnen! Die Oper<br />
ist das Werk über allen Werken! Ich wollte<br />
ihr also ermöglichen, auch weiter zu leben.<br />
Ich selbst arbeite seit 13 Jahren daran. Die<br />
Oper und das Theater haben 1997 als Kammeroper<br />
angefangen und seit 2005 – als wir<br />
ins komplett neu renovierte Gebäude eingezogen<br />
sind – haben wir neben Oper und<br />
Schauspiel auch Ballett.<br />
Erzählen Sie über den Literaturpreis,<br />
den Sie vergeben. Wie heißt dieser Preis?<br />
„Prix Litteraire Européen“. Seit acht<br />
Jahren verleihe ich diesen Preis auf europäischer<br />
Ebene, und die Verleihung findet<br />
immer in Paris statt. Dazu steht eine sehr<br />
df.ldflkjdfh kdhflkdfh lnk dfh kndh<br />
kompetente Jury zur Verfügung, und dieser<br />
symbolische Preis geht an den besten<br />
fkndfh nkh dfknldfh kn<br />
europäischen Schriftsteller. Es handelt sich<br />
um europäische Werke in verschiedenen<br />
Sprachen, die ins Französische übersetzt<br />
wurden und im jeweiligen Land zum besten<br />
Buch gekürt wurden. Es dürfen dabei<br />
nur Prosawerke eingereicht werden und<br />
seit zwei Jahren ist er sowohl mit 15.000<br />
Euro für den Schriftsteller als auch mit<br />
2.000 Euro für den Übersetzer dotiert. In<br />
der Jury haben wir die besten französischen<br />
Schriftsteller, zwei Mitglieder der<br />
Akademie und den berühmten Autor Frederic<br />
Beigbeder.<br />
Wie oft haben Sie die Möglichkeit, selbst<br />
ins Theater zu gehen?<br />
Ich gehe zu Premieren auf der ganzen<br />
Welt. Durch die Krise haben die Theater<br />
auf der Welt meist nur noch vier Premieren<br />
im Jahr, das kann ich schaffen. Nach<br />
Monte Carlo gehe ich immer – da sind es<br />
Madlena und Philip<br />
Zepter mit Tochter<br />
„Durch die Krise haben die<br />
Theater auf der Welt meist nur<br />
noch vier Premieren im Jahr,<br />
das kann ich schaffen.“<br />
MADLENA ZEPTER<br />
vier Mal pro Jahr – nach Mailand auch<br />
und manchmal in andere Theater, je<br />
nachdem, in welchem Land ich mich gerade<br />
befinde, da ich viel unterwegs bin.<br />
Vor einem Monat waren wir bei einem<br />
großen Meeting von Zepter International,<br />
unserer Firma. Da habe ich mir zum<br />
ersten Mal Odessa angesehen, obwohl<br />
wir in der Ukraine bereits 15 Jahre vertreten<br />
sind. Sie können sich nicht vorstellen,<br />
wie das gänzlich renovierte Nationaltheater,<br />
Oper und Ballett in dieser<br />
Stadt der Träume vieler Generationen<br />
beeindruckend sind. Genauso wie damals,<br />
als dort Schaljapin und Caruso<br />
sangen und A. Pawlowa und I. Duncan<br />
tanzten.<br />
Es ist für Sie eine Oper komponiert worden.<br />
Wie heißt diese Oper?<br />
Es handelt sich um die Oper „Mandragola“<br />
des Komponisten Ivan Jevtic, eines<br />
„serbischen Franzosen“, der an der Belgrader<br />
Musikakademie studiert hat. Gerade<br />
ist er 58 geworden und ich behaupte,<br />
dass er der beste Komponist des Landes ist.<br />
In Frankreich ist er auch sehr bekannt. Er<br />
komponiert meistens Konzerte für Tuba,<br />
Viola und Bratsche. In seinen Jugendtagen<br />
hat er einen Preis gewonnen, der ihm ermöglicht<br />
hat, nach Wien zu fahren und<br />
dort er bei Prof. Alfred Uhl zu studieren.<br />
Mit einem zweiten Stipendium hat er dann<br />
in Paris studiert, wo er auch heute lebt. Ich<br />
habe bei ihm eine Oper bestellt, die im Dezember<br />
vergangenen Jahres die Uraufführung<br />
hatte.<br />
Das war seine erste Oper, und die ist Ihnen<br />
gewidmet. Was heißt das Wort „Mandragola“?<br />
Die Vorlage bildet ein Stück von Machiavelli.<br />
Mandragola ist ein Getränk. Wenn<br />
man es trinkt, wird man verzaubert, sodass<br />
man Kinder bekommen kann. Alte Männer,<br />
die Väter werden möchten, aber keine<br />
Kinder mehr bekommen können, müssen<br />
das Getränk ihren Frauen zu trinken geben,<br />
damit der Zauber wirkt. Das ist insbesondere<br />
heute sehr aktuell und notwendig.<br />
Damit hüten wir auch die Tradition, weil<br />
das Werk selbst so lange existiert wie die<br />
damalige Oper. Es ist vor ungefähr 400 Jahren<br />
entstanden und dadurch ist ein traditionelles<br />
Thema zu einer ganz modernen<br />
Oper geworden.<br />
Wie sehen Ihre nächsten Pläne aus? Stehen<br />
noch andere Projekte an?<br />
Es gibt viele Projekte, die sich alle durch<br />
die hohe Qualität auszeichnen. Mein<br />
Wunsch ist, dass wir uns mit der Welt verbinden<br />
und „Mandragola“ als komplettes<br />
Werk anbieten. Deswegen waren wir auch<br />
unlängst bei den „Europäischen Operntagen“<br />
in Amsterdam, wo wir das Material<br />
mitgenommen haben. Wir möchten es<br />
ebenso den Opernhäusern in Europa vorstellen.<br />
Im besten Fall wollen wir es mit eigener<br />
Besetzung aufführen. Unsere Oper<br />
ist modern, aber auf traditionelle Weise geschrieben,<br />
in serbischer Sprache. Den Titel<br />
kann man allerdings in alle Sprachen übersetzen.<br />
Wir haben bereits ins Italienische,<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 103
KUNST UND KULTUR<br />
INTERVIEW<br />
Zepter Museum für<br />
zeitgenössische<br />
Kunst in Belgrad<br />
„Redner“, A. L. Lukijan,<br />
1959, Ölbild<br />
Französische und Englische übersetzt. Wir<br />
sind uns sicher, dass die Musik sehr gut ist.<br />
Könnten Sie sich vorstellen, dass die<br />
Oper in einem Opernhaus in Österreich wie<br />
zum Beispiel Volksoper in Wien aufgeführt<br />
wird? Wenn Sie die Oper z. B. nach Wien verkaufen<br />
möchten, würden Sie diese mit den<br />
Sängern anbieten oder nur das Konzept?<br />
Wir haben schon einige Gespräche mit<br />
dem Landestheater in Linz und der neuen<br />
Oper, die dort gebaut werden soll, geführt.<br />
Es ist aber alles noch sehr frisch. Sie wissen<br />
schon, dass die Premiere erst im Dezember<br />
war und wir haben gerade auch ein Museum<br />
der zeitgenössischen Kunst in Belgrad<br />
eröffnet. Wir haben aber schon zwei,<br />
drei Angebote. Es wurde schon ein Termin<br />
in St. Petersburg ausgemacht, sowie für Paris<br />
bis April. Wir werden uns anschauen,<br />
was für uns und was für die andere Seite<br />
das Beste ist. Es hängt alles von so vielen<br />
Faktoren ab: Wie man das alles machen soll,<br />
auf welche Weise die Künstler dort hinkommen,<br />
wo sie übernachten werden, welches<br />
Arrangement wir haben, etc. Für uns<br />
ist das Orchester das teuerste, ein guter Dirigent<br />
und eine Operndiva aber auch. Es besteht<br />
allerdings die Möglichkeit, dass sich<br />
das Orchester des Gastspielhauses vorbereitet<br />
und die Sänger mit dem Bühnenbild<br />
und dem übrigen übernommen werden.<br />
Dann würde es sich um eine minimale<br />
Summe für beide Seiten handeln, worüber<br />
ich mich sehr freuen würde.<br />
Welche Ausstellungen sind derzeit im<br />
Museum zu sehen?<br />
Da ist eine Kollektion der bedeutendsten<br />
serbischen Maler des 20. Jahrhunderts ausgestellt.<br />
Der Akzent wurde auf Künstler gelegt,<br />
die in den 50er/60er/70er Jahren geschaffen<br />
haben. Viele davon leben auch<br />
nicht mehr, und einige sind aus Paris, da haben<br />
damals viele im Exil gelebt.<br />
Ich könnte mir also eine Kooperation<br />
mit Österreich gut vorstellen, wenn etwa ein<br />
besonderes Jahr von Beziehungen zwischen<br />
Österreich und Serbien ansteht. Eine Oper<br />
und eine Ausstellung würden sich dafür<br />
eignen.<br />
Es könnte mir nichts Schöneres passieren.<br />
Von Anfang an hatten wir eine sehr gute<br />
Beziehung zum österreichischen Botschafter,<br />
Dr. Clemens Koja, nicht zuletzt<br />
weil er Musik liebt. Meinerseits würde ich<br />
das materiell fördern, ich bräuchte aber die<br />
Unterstützung der Kulturinstitutionen.<br />
Zum Abschluss: Sie haben sich schon<br />
sehr viele Wünsche erfüllt und ich habe das<br />
Gefühl, dass Sie nicht aufhören zu träumen,<br />
sondern immer weiter machen. Was<br />
sind Ihre weiteren Träume?<br />
Ganz einfach, was bis jetzt geschaffen<br />
wurde aufgrund dieser Träume, möchte<br />
ich wohl immer als Qualität erhalten und<br />
verbessern: sowohl im Museum als auch<br />
hier in der Oper und im Theater. In diesem<br />
Sinne schaue ich auch auf die Beziehungen<br />
zwischen anderen Ländern, die Präsentation<br />
und Zusammenarbeit. Von Anfang an<br />
haben unsere Premieren unterschiedlichste<br />
Künstler aus verschiedenen Ländern zusammengeführt.<br />
Es war immer ein internationaler<br />
Dirigent oder Choreograph mit<br />
großem Namen dabei wie auch Renato Zanelli,<br />
der langjährige Direktor des Wiener<br />
Balletts. Attersee war hier mit ganzem Ensemble<br />
und hat zum Mozartjahr das Bühnenbild<br />
für ein Ballett parallel zur Oper gemacht.<br />
Auf der Bühne wurde gespielt und<br />
unten war die Ausstellung zu sehen. Die<br />
Schüler Pavarottis waren auch hier und haben<br />
uns im April mit einem Konzert beehrt,<br />
um an Luciano Pavarotti zu gedenken.<br />
Wie Sie hier sehen werden, haben wir<br />
auch heute wieder ein internationales<br />
Team, das „Mandragola“ vorbereitet hat.<br />
Dirigent ist Olivier Grangean aus Frankreich,<br />
sehr bekannt ist auch Slobodan Unkovski<br />
aus Mazedonien, er macht die Regie,<br />
dann Meta Hocevar aus Slowenien,<br />
sie ist für die Szene zuständig, Angelina Atlagic<br />
ist Kostümbildnerin, sie arbeitet in<br />
ganz Europa und Dimitris Sotiriou, aus<br />
Griechenland, hat die Choreographie gemacht.<br />
Unser Gast ist oft auch eine der besten<br />
Sopranistinnenm, Daniela Dessi. Für<br />
jede Oper, die wir bisher aufgeführt haben,<br />
haben wir eigentlich ein Arrangement mit<br />
einem der berühmten Weltnamen: Richard<br />
Perit, Josef Prudek, Miklos Slinetar,<br />
Ruben Silka, Ramdu Oller.<br />
Ich danke Ihnen für das Gespräch und<br />
wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg bei der<br />
Realisierung Ihrer Vorhaben, wobei ich sicher<br />
bin, dass es mit Ihrer Oper und dem<br />
Museum, mit dem Aufwand und der Leidenschaft,<br />
die Sie dafür aufbringen, nicht weit<br />
zum Erfolg ist. Ich möchte mich auch noch<br />
für den herzlichen Empfang bedanken und<br />
hoffe, dass Sie uns demnächst vielleicht mit<br />
„Mandragola“ oder einer Ausstellung in<br />
Österreich beehren werden.<br />
104 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10<br />
„Soldat, der Bier trinkt“, Milan Blanusa,<br />
1993, Ölbild
1010 Wien, Jasomirgottstraße 7 • 1060 Wien, Mariahilfer Straße 119 • 1090 Wien, Währinger Straße 44
KUNST UND KULTUR<br />
SALZBURG<br />
Die neue Orgel<br />
der Stiftung Mozarteum<br />
Stiftung Mozarteum Salzburg<br />
Eine Orgel für alle Fälle<br />
„Die orgl ist doch in meinen augen und ohren der könig aller instrumenten.“ Wolfgang<br />
Amadeus Mozart in einem Brief an seinen Vater vom 18. Oktober 1777. Von EVA VON SCHILGEN<br />
Salzburgs Musikszene ist um ein Klangerlebnis<br />
reicher, seit anlässlich der Mai-<br />
„DIALOGE“ <strong>2010</strong> die neue Propter-Homines<br />
Konzertorgel im großen Saal der<br />
Stiftung Mozarteum Salzburg eingeweiht<br />
wurde. Seit mehr als zwanzig Jahren war<br />
die 1970 anstelle der 1914 errichteten Orgel<br />
nicht mehr konzertant bespielbar gewesen.<br />
Es war ein persönliches Anliegen<br />
des derzeitigen Präsidenten der Stiftung<br />
Mozarteum Johannes Honsig-Erlenburg,<br />
selbst ausgebildeter und aktiver Organist,<br />
in Salzburgs schönstem Jugendstil-Konzertsaal<br />
wieder Orgelkonzerte zu veranstalten.<br />
Auch sollte eine Rekonstruktion des<br />
architektonischen Erscheinungsbildes der<br />
Orgel in ihrer ursprünglichen Form von<br />
1914 erfolgen. In vier Jahren Planung und<br />
zwei Jahren Bauzeit wurde von der sächsischen<br />
Orgelfirma Eule ein wahres Universalinstrument<br />
geschaffen. 3933 Pfeifen,<br />
die größte Pfeife ist fünf Meter, die kleinste<br />
zehn Millimeter, verteilt auf 51 Register,<br />
werden ein riesiges Repertoire von Bach bis<br />
in die Gegenwart bedienen können.<br />
***<br />
„Orgel zu Mittag“<br />
Bei der Programmgestaltung geht man<br />
bewährte, aber auch neue Wege. Für<br />
<strong>2010</strong>/2011 plant der künstlerische Leiter<br />
der Stiftung, Stephan Pauli, unter anderen<br />
einen vierteiligen Orgelzyklus mit Abendkonzerten.<br />
Neben den traditionellen Konzerten,<br />
solo oder mit Orchester, wird bei<br />
Sonntagsmatineen Dennis James, der Pionier<br />
der Kino- und Theaterorgeln, Stummfilme<br />
untermalen, bei denen geweint werden<br />
darf, wie bei „La Boheme“, oder<br />
gelacht wird, wie über Stan Laurel & Oliver<br />
Hardy oder Charlie Chaplin. Eine Besonderheit<br />
für eilige Touristen und große Orgelliebhaber<br />
ist „Orgel zu Mittag“, dreißig Minuten<br />
Orgelmusik jeweils an einem<br />
Dienstag um 12.30 Uhr mit anschließender<br />
Besichtigung des Zauberflötenhäuschens.<br />
***<br />
Batliner: Salzburgs Mäzen<br />
Die Kosten von knapp über einer Mil-<br />
106 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
FOTOS: FOTOS MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG INTERNATIONALE STIFTUNG MOZARTEUM/FOTO LIENBACHER, EVA VON SCHILGEN<br />
Stummfilme mit Orgelmusik<br />
KONTAKT<br />
Präsident Johannes<br />
Honsig-Erlenburg<br />
und DDr. Herbert<br />
Batliner<br />
STIFTUNG MOZARTEUM SALZBURG<br />
Ticketoffice: Theatergasse 2, A-5020 Salzburg<br />
Telefon: +43-(0)662-873 154<br />
www.mozarteum.at<br />
Kontoverbindung Bankhaus Carl Spängler & Co,<br />
Salzburg<br />
Kto.Nr.: 100095799, BLZ 19530<br />
lion Euro stellte die „Stiftung Propter Homines<br />
Vaduz“ des liechtensteinischen<br />
Rechtsanwaltes, Finanztreuhänders und<br />
Kunstmäzens Herbert Batliner zu Verfügung.<br />
Die Stiftung fördert u. a. Kunst und<br />
Kultur, insbesonders althergekommenes<br />
Kulturgut, Denkmäler, Museen und<br />
Brauchtum. Auch die Restaurierung der<br />
Orgel in der alten Kapelle in Regensburg<br />
2006 hatte der großzügige Mäzen übernommen.<br />
Seine Beziehungen zu Salzburg<br />
sind eng. So widmet sich das 1997 gegründete<br />
Herbert-Batliner-Europainstitut in<br />
Salzburg der Erforschung europäischer Politik,<br />
Geschichte und Kultur. Bei der jährlich<br />
stattfindenden Festakademie zu Beginn<br />
der Festspiele werden hochrangige<br />
Persönlichkeiten, darunter amtierende<br />
Staatspräsidenten und Regierungschefs,<br />
für Festvorträge eingeladen.<br />
***<br />
Renommierte „Non-Profit-Organisation“<br />
Die Non-Profit Organisation „ Stiftung<br />
Mozarteum Salzburg“ wurde 1880 zum<br />
Zwecke der Förderung von Musikbegabten<br />
gegründet und hat ihre Wurzeln in<br />
dem noch zu Lebzeiten der Witwe Mozarts,<br />
Constanze, entstandenen „Dom-Musik Verein<br />
und Mozarteum“. Ziel und Aufgabe ist<br />
es, Mozarts Erbe zu bewahren, ebenso eine<br />
zeitgemäße Auseinandersetzung mit dem<br />
Genius loci und der Brückenschlag zur<br />
zeitgenössischen Musik. Die drei Kernbereiche<br />
der Stiftung sind Konzertveranstaltungen,<br />
die Mozart-Museen und die Mozartforschung.<br />
Mekka aller Mozartliebhaber ist die<br />
jährliche „Mozartwoche“, in der Zeit um<br />
Mozarts Geburtstag, dem 27. Jänner. Beim<br />
Festival „DIALOGE“, das jeweils im Mai<br />
und im Dezember stattfindet, begegnen<br />
sich zeitgenössische Künstler aus den Bereichen<br />
Musik, Tanz, Literatur und bildende<br />
Kunst – hier werden neue Hörerlebnisse<br />
und die Begegnung unterschiedlicher<br />
künstlerischer und musikalischer<br />
Welten ermöglicht. Von Oktober bis Juni<br />
findet der Zyklus „Junge Künstler“ statt.<br />
***<br />
Berühmte Mozart-Museen<br />
Das Mozart-Geburtshaus im Herzen der<br />
Altstadt, welches die Familie 26 Jahre bewohnte,<br />
zeigt heuer drei Ausstellungen:<br />
„Alltag eines Wunderkindes“, „Mozart auf<br />
dem Theater“ und „Die Mozarts – eine Familie<br />
stellt sich vor“. Das Mozart-Wohnhaus<br />
am Makartplatz, in das die Familie<br />
1773 einzog und in dem Mozart zahlreiche<br />
Symphonien, Serenaden, Divertimenti sowie<br />
fünf Konzerte komponierte, wurde<br />
1944 großteils zerstört. Es ist ein Verdienst<br />
der Stiftung, dass es 1996 in seiner originalen<br />
Form wieder errichtet wurde. Heute beherbergt<br />
es ein Museum mit Schwerpunkt<br />
über die Reisetätigkeit Mozarts und seiner<br />
Schwester Nannerl.<br />
Das Geburtshaus von Mozarts Mutter in<br />
St. Gilgen wurde 2006 wieder der Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht und wird kulturell<br />
genutzt. Eine Rarität ist das im Bastiongarten<br />
auf der Rückseite des<br />
Mozarteums befindliche Zauberflötenhäuschen.<br />
Hier soll Mozart von seinem<br />
Textdichter Emanuel Schikaneder eingesperrt<br />
worden sein, um mit dem Komponieren<br />
termingerecht fertig zu werden.<br />
***<br />
Das „Herz vom Herzen“ Europas<br />
Die „Bibliotheca Mozartiana“ ist mit<br />
über 35.000 Titeln die umfangreichste<br />
Mozartbibliothek der Welt. In der Autographensammlung<br />
befinden sich fast 200 Originalbriefe<br />
Mozarts, 370 Briefe seines Vaters<br />
und über 100 Handschriften Mozarts.<br />
18.000 Audiotitel und mehr als 1.800 Videoproduktionen<br />
der Ton- und Filmsammlung<br />
lassen das Herz des Mozartfans höher<br />
schlagen.<br />
Neben Präsidium und Kuratorium arbeitet<br />
ein Team von über neunzig Mitarbeitern<br />
in den Bereichen Verwaltung, Künstlerisches<br />
Betriebsbüro, Marketing/PR/<br />
Sponsoring, Liegenschaften, Museen, Wissenschaft,<br />
Saalbetreuung, Billeteure, Programmverkauf,<br />
Garderobe und Museumsaufsicht.<br />
Sie alle sorgen dafür, dass die<br />
Nachwelt Einblick in das Leben und Wirken<br />
Mozarts erhält. Hugo von Hoffmannsthal<br />
schrieb im Gründungsmanifest der<br />
Salzburger Festspiele 1919: „Das Salzburger<br />
Land ist das Herz vom Herzen Europas. [...]<br />
Das mittlere Europa hat keinen schöneren<br />
Raum, hier mußte Mozart geboren werden.“<br />
Welches Glück!<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 107
KUNST UND KULTUR<br />
KULTURHAUPTSTADT<br />
Neuanfang für Pécs<br />
Kultur als Zukunftschance<br />
Das südungarische Pécs erlebt als „Kulturhauptstadt Europas“ einen beachtlichen Aufschwung.<br />
Prädikat: Absolut sehenswert. Von STEPHAN LAHODYNSKY und AIZADA MADALIEVA<br />
Die Kulturhauptstadt<br />
Pécz lockt mit malerischem<br />
Altstadtflair.<br />
Eine nagelneue Autobahn, die M6, verbindet<br />
Pécs, die zurzeit – gemeinsam<br />
mit Istanbul und Essen – regierende<br />
Kulturhauptstadt Europas <strong>2010</strong> mit Budapest.<br />
Sogar neuere Straßenkarten und<br />
auch das GPS haben die neue Schnellverbindung<br />
noch nicht registriert. „Viele Einwohner<br />
von Pécs haben die Autobahn noch<br />
gar nicht richtig wahrgenommen“, scherzt<br />
Csaba Ruzsa, Intendant von Pecs<strong>2010</strong>.<br />
„Kaum jemand hat wirklich geglaubt, dass<br />
sie termingerecht im April fertiggestellt<br />
wurde.“<br />
Dafür hat es mit den Großbauten etwas<br />
länger gedauert: Die Bibliothek wurde im<br />
September eröffnet, das neue Kongresszentrum<br />
mit Konzerthalle folgt erst Ende des<br />
Jahres. Am 1. September wurde dafür ein<br />
neues und zugleich altes Wahrzeichen der<br />
Stadt zurückgegeben. Das vier Hektar große<br />
„Zsolnay Kultur-Zentrum“ wurde auf<br />
dem Gelände der weltberühmten Keramikund<br />
Porzellanmanufaktur Zsolnay feierlich<br />
eröffnet. In einem der renovierten<br />
Art-Deco-Töpferateliers läuft die Ausstellung<br />
mit den schönsten Vasen, Tellern und<br />
Figuren aus der Periode von 1880 bis 1930,<br />
als Zsolnay-Produkte auf allen Weltausstellungen<br />
Preise gewannen.<br />
Der innovative Firmengründer Vilmos<br />
Zsolnay hatte eine Glasurtechnik erfunden,<br />
die bis heute geheim gehalten und<br />
„Eosin“ genannt wird. Sie verleiht den filigranen<br />
Kunstwerken einen irisierenden<br />
Schimmer. In der Donaumonarchie wurden<br />
auch viele Gebäude mit Keramik-Fliesen<br />
aus der Zsolnay-Werkstatt verziert. In<br />
Wien tragen die alte Zacherlfabrik in Döbling,<br />
einige Geschäftsportale in der Kärntnerstraße<br />
oder der Wasserturm am Wienerberg<br />
Terrakotta-Ziegel von Zsolnay.<br />
***<br />
Größte Moschee Mitteleuropas<br />
Pécs, das in der Donaumonarchie auch<br />
Fünfkirchen genannt wurde, trägt die europäische<br />
Auszeichnung der Kulturhauptstadt<br />
stolz und verdient. Die Innenstadt<br />
mit malerischen Gassen und fast mediterran<br />
anmutenden Plätzen wurde liebevoll<br />
renoviert. Und die multikulturelle Vergangenheit<br />
der tausendjährigen Bischofsstadt<br />
begleitet Besucher auf Schritt und Tritt.<br />
Auf dem Szechenyi-Platz steht die größte<br />
Moschee in Mitteleuropa, die nach dem<br />
108 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
Ende der 150 Jahre andauernden türkischen<br />
Besatzung im 17. Jahrhundert in eine<br />
Kirche umgewandelt wurde. Drinnen<br />
findet man noch immer Koransprüche<br />
und orientalische Ornamente, und auf der<br />
grünen Kuppel prangen Kreuz und Halbmond<br />
einträchtig untereinander. Eine Moschee<br />
und eine Synagoge wurden renoviert,<br />
und bei der Bischofs-Kathedrale<br />
wurden frühchristliche Grabkapellen aus<br />
der römischen Vergangenheit ausgegraben,<br />
von der UNESCO zum Weltkulturerbe<br />
gekürt.<br />
***<br />
Moderne Kunst von Rang<br />
Doch Pécs ist auch eine Stadt der modernen<br />
Künste: Hier ist der Begründer der Op-<br />
Art, Victor Vasarely (1906-1997), geboren.<br />
Eine repräsentative Werkschau des Künstlers,<br />
darunter die berühmten Zebrabilder,<br />
wird in seinem Geburtshaus, das als Vasarely-Museum<br />
dient, gezeigt. Gleich in der Nähe<br />
gibt es ein Museum für den „Van Gogh“<br />
Ungarns, den exzentrischen Maler Tivadar<br />
Csontvary Kosztka (1853-1919), der Apotheker<br />
war und erst in der Lebensmitte zu malen<br />
anfing und mit seinen großflächigen,<br />
farbenfrohen Gemälden von orientalischen<br />
Landschaften erst nach seinem Tode Anerkennung<br />
fand.<br />
Der Bauhaus-Architekt und Möbeldesigner<br />
Marcel Breuer (1902 bis 1981) stammt<br />
ebenfalls aus Pécs. Ihm und anderen ungarischen<br />
Bauhaus-Vertretern ist bis 15. Oktober<br />
eine eigene Ausstellung gewidmet. Ab<br />
12. November werden acht ungarische Maler<br />
(Robert Bereny, Dezsö Czigany, Bela Czobel,<br />
Karoly Kernstock, Ödon Marffy, Dezsö<br />
Orban, Bertalan Por und Lajos Tihanyi) präsentiert,<br />
die zwischen 1906 und 1916 als<br />
Zeitgenossen von Cézanne oder Matisse die<br />
wichtigsten Kunstströmungen mitprägten.<br />
Der ungarische Orgelbauer Jozsef Angster,<br />
der ab 1867 hunderte Kirchen der Donaumonarchie<br />
mit seinen Instrumenten<br />
ausstattete, lebte in einem schmucken Haus<br />
in der heutigen Fußgängerzone entlang<br />
der Kiraly-Straße, wo es auch das Stadttheater<br />
und das Art-Deco-Hotel Palatinus zu besichtigen<br />
gibt.<br />
***<br />
Rosige Zukunftsperspektiven<br />
Bei einem solchen Reichtum an kulturellem<br />
Erbe lag es nahe, dass die Stadt dieses<br />
als Zukunftsperspektive nutzte. Denn<br />
nach dem Fall des Eisernen Vorhangs sah<br />
es zunächst gar nicht gut aus: Es gab praktisch<br />
keine Industrie mehr, auch beim<br />
Bergbau (Uran) gingen viele Jobs verloren.<br />
Die Infrastruktur war – vor allem durch<br />
die fehlende Autobahnanbindung –<br />
schlecht, was westliche Investoren abschrecken<br />
sollte. Und auch der nahe Krieg<br />
im ehemaligen Jugoslawien war nicht gerade<br />
förderlich. Weil die Stadt viele Flüchtlinge,<br />
Serben und Kroaten, aufnahm, gab<br />
es damals eine Auszeichnung der UNESCO.<br />
Der Aufschwung kam erst mit dem Beitritt<br />
Ungarns zur EU 2004 und mit der darauf<br />
folgenden erfolgreichen Kandidatur<br />
von Pécs als Europas Kulturhauptstadt.<br />
Aus der EU-Regionalhilfe flossen über 140<br />
Millionen für diverse Projekte zur Stadtentwicklung.<br />
Die Universität von Pécs erlebte<br />
einen Boom, auch viele Künstler siedelten<br />
sich an. Die Stadt will sich nun selbstbewusst<br />
als kulturelle Metropole in der Region<br />
profilieren. „Stadt ohne Grenzen“<br />
lautet ein Motto als Kulturhauptstadt. Kontakte<br />
nach Serbien, Kroatien, Slowenien<br />
und Österreich – vor allem in die nahe<br />
Steiermark – sollen weiter ausgebaut werden.<br />
Auch der Tourismus dient als Hoffnungsgebiet:<br />
Man rechnet heuer mit über<br />
einer Million an Besuchern. Die nahe<br />
Weinregion rund um Villány lockt mit<br />
den besten Rotweinlagen Ungarns. Dort<br />
hat etwa Alajos „Lojzi“ Wunderlich einen<br />
Qualitätsbetrieb mit imposantem Schaukeller<br />
und modern gestalteten Verkostungsräumen<br />
aufgebaut. Der ehemalige<br />
Spengler mit Schweizer Wurzeln heimste<br />
schon zahlreiche Goldmedaillen für seine<br />
Merlot- und Pinot-Noir-Weine ein. Einige<br />
seiner Weingärten liegen auch im nahen<br />
Dorf Palkonya, einem von 13 „Europäischen<br />
Kulturdörfern“.<br />
Die Region lockt auch mit mittelalterlichen<br />
Burgen und Thermalbädern. Pécs<br />
wird auch nach der Periode als Kulturhauptstadt<br />
ein interessantes Reiseziel bleiben.<br />
TIPPS<br />
Die Anreise per PKW erfolgt von Wien am schnellsten via<br />
Budapest, von dort sind es knapp zwei Stunden auf der<br />
nagelneuen M6-Autobahn bis Pécs. Von Wien gibt es<br />
auch einen Direktzug, der um knapp nach sieben Uhr<br />
früh vom Bahnhof Wien-Meidling abfährt und mittags<br />
ankommt. Die Retourkarte kostet nur 29 Euro. (Proviant<br />
mitnehmen, es gibt kein Service im Zug).<br />
Hotels: „Patria“ oder „Palatinus“ gehören zur ungarischen<br />
Danubius-Kette.<br />
Zahlreiche Restaurants liegen in der Innenstadt, z. B.<br />
Steakhäuser in der Kiraly-Straße.<br />
Eine kundige deutsch- und englischsprachige Stadtführerin<br />
ist Marta Balatonyi. Tel. +36-20474 4769.<br />
E-mail: balatonyi@visitpecs.hu<br />
Infos zu Kulturveranstaltungen: www.pecs<strong>2010</strong>.hu<br />
Ausflug nach Villany: Weingut Wunderlich<br />
(Baross Gábor ut 106) www.wunderlich.hu<br />
Szechenyi-Platz mit Moschee<br />
Hotel Palatinus<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 109
KUNST UND KULTUR<br />
PORTRÄT<br />
Mondblumenfeld<br />
Der Maler Sven Kury<br />
Schönheit ist ein<br />
Gruß des Himmels<br />
„Als ich die Bilder von Sven Kury zum ersten Mal vor 25 Jahren<br />
sah war, ich sofort gefesselt. Hier sprach mich etwas an,<br />
die Bilder berührten mich in meinem Herzen. Endlich war<br />
hier etwas echt und lebendig.“ (Zitat Barbara Schneeweis)<br />
Es geht in der Kunst Sven Kurys nicht<br />
um Revolution, Weltverbesserung oder<br />
um bloße Darstellung von Welt, sondern<br />
um die Sichtbarmachung einer lebendigen<br />
Erfahrung von Wirklichkeit. Wie<br />
ein Gedicht von Rainer Maria Rilke beschreiben<br />
diese Bilder eine Welt, die für<br />
unser inneres Erleben Realität ist und wesenhafte<br />
Begegnung ermöglichen.<br />
Beim Betrachten der Bilder von Sven Kury<br />
steigt eine Erinnerung auf: Eine Erinnerung<br />
an unser Potential als Mensch. Die<br />
Frage nach dem „Was bin ich? Woher komme<br />
ich?“ nähert sich einer Antwort, die<br />
doch nie gegeben werden kann. Es gibt einen<br />
Sinn, der unseren Anspruch, Lebensqualität<br />
zu erarbeiten weit übersteigt, und<br />
mit diesem bringen uns die Bilder von<br />
Sven Kury in Kontakt.<br />
Vielleicht verbirgt sich der Sinn auch<br />
im Unheimlichen, in den Bereichen, die<br />
wir noch nicht festgeschrieben und erforscht<br />
haben, lockt doch das Abenteuer<br />
dort, wo sich das Geheimnis verbirgt. Die<br />
Bilder von Sven Kury schenken so ein Geheimnis,<br />
erinnern uns an das Wunder des<br />
Lebens und bleiben vielleicht ein Rätsel.<br />
Sven Kury liebt die Natur und gestaltet<br />
auch leidenschaftlich Gärten. Seit einigen<br />
Jahren arbeitet er am Aufbau der Imkerei<br />
„Josef“ und sucht Sponsoren für dieses<br />
Projekt - sind doch Bienen seit alters her<br />
ein Symbol für den Menschen und die Arbeit<br />
mit Ihnen ein Abenteuer und ständige<br />
Herausforderung.<br />
Atalante<br />
LEBENSLAUF<br />
Sven Kury wurde am 6.11.1961 geboren und wuchs in Wien<br />
Döbling auf. Sein Vater war erster Flötist bei den Niederösterreichischen<br />
Tonkünstlern. Nach der Matura studierte<br />
er bei Erhard Stöbe an der Hochschule für Angewandte<br />
Kunst. Ankäufe vom Land Niederösterreich, privaten<br />
Sammlern und Liebhabern.<br />
Ausstellungen<br />
Galerie Stricker, Kunstmesse Innsbruck, Kunstmesse<br />
Salzburg, Kunstmesse Bregenz.<br />
110 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10<br />
Heimkehr
KUNST UND KULTUR<br />
KOMMENTAR<br />
Kommentar von GERHARD GUTRUF<br />
Betrachtungen zur Größe<br />
Österreichs auf messtechnischer<br />
und kultureller Ebene<br />
Während Österreich anscheinend geografisch wächst, ist auf kultureller Ebene der Ruf Österreichs<br />
als Großmacht stark gefährdet.<br />
Heimlich, still und leise wächst Österreich:<br />
Glaubt man dem renommierten<br />
Daten-Zahlen-Fakten-Nachschlagewerk<br />
„Fischer Weltalmanach“, ist unser Land<br />
zwischen 2000 und 2009 um nicht weniger<br />
als 13 km 2 größer geworden (Fläche im<br />
Vorjahr 83.871 km 2 ). Eine Ausdehnung von<br />
immerhin 1,44 km 2 pro Jahr!<br />
Erstmals seit dem tu felix Austria nube<br />
Heiratstrick der Habsburger hat Österreich<br />
offensichtlich wieder eine innovative Methode<br />
gefunden, sein Territorium zu vergrößern<br />
– und zwar mittels immer ausgefeilterer<br />
Messtechniken. Man muss wissen,<br />
dass die Vermessung eines Landes (oder der<br />
Welt) schwierige, vielleicht sogar philosophische<br />
Fragen aufwirft und alles andere<br />
als eine banale Angelegenheit ist: Wird eine<br />
Fläche flach – also von oben auf die<br />
Messebene projiziert – berechnet oder werden<br />
auch etwaige Schrägen von Berghängen,<br />
hügeligen Wiesen usw. in die Berechnung<br />
der wahren Größe mit einbezogen?<br />
Selbst weltpolitisch ist dieses erstaunliche<br />
Phänomen von Bedeutung; immerhin<br />
würden wir bei gleichbleibendem<br />
Wachstum in etwa 1,84 Millionen Jahren<br />
Kasachstan Rang 9 der größten Staaten abnehmen…<br />
Weniger erfreulich ist dagegen die Tatsache,<br />
dass Österreichs Ruf als Kultur-Großmacht<br />
in der internationalen Wahrnehmung<br />
eher abnehmende Tendenz aufweist.<br />
Warum?<br />
***<br />
Totgesparte Kulturforen<br />
Es wäre naiv, diese Behauptung ausschließlich<br />
mit kulturpolitischen Versäumnissen<br />
zu erklären. Vielleicht ist es trotzdem<br />
interessant, spotlight-artig etwa die Situation<br />
der ehemaligen Kulturinstitute – den imageproduzierenden<br />
Flaggschiffen heimischer<br />
Kunst und Kultur im Ausland – zu beleuchten.<br />
Ursprünglich beim Unterrichtsministerium<br />
angesiedelt, waren sie zeitweise recht<br />
ordentlich dotiert und in der Lage, hochqualitative<br />
Veranstaltungen und Ausstellungen<br />
zu realisieren.<br />
Ab 1973 wurden die Kulturinstitute dem<br />
Außenministerium unterstellt, später aus<br />
kostensenkenden Gründen verschleierungstaktisch<br />
in „Kulturforen“ umbenannt und finanziell<br />
sowie personalmäßig immer weiter<br />
ausgedünnt. Zudem wurden wichtige Standorte<br />
geschlossen, und es ist zu befürchten,<br />
dass trotz derzeitiger Minimaletats Totsparen<br />
im Namen der heiligen Budgetsanierung<br />
angesagt ist. Heute ist eine dem Selbstverständnis<br />
Österreichs adäquate<br />
Präsentation heimischer Kunst und Wissenschaft<br />
kaum mehr möglich; viele Kulturforen<br />
können ihr Programm nur mehr aufgrund<br />
extremen persönlichen Einsatzes der<br />
Mitarbeiter durchführen. Ironischerweise<br />
wird in der Einladung zur letzten Auslandskulturtagung<br />
festgestellt: „Seit einigen Jahren<br />
wird in allen Bereichen der internationalen<br />
Beziehungen das Potenzial von Kultur<br />
und Kulturkooperation neu entdeckt. Kultureller<br />
Dialog gilt inzwischen geradezu als unverzichtbarer<br />
Bestandteil jeder Außenpolitik,<br />
die nachhaltig wirken möchte…“<br />
Ein weiteres Schlaglicht soll auf die katastrophale<br />
Situation von Künstlern und Wissenschaftlern<br />
im Lande selbst geworfen werden.<br />
Die meist versteckte Armut in weiten<br />
Künstlerkreisen wurde vor Jahren durch umfangreiche<br />
Untersuchungen deutlich. Unübersichtliche<br />
Zersplitterung und Parallelitäten<br />
von Kulturkompetenzen auf Bundesund<br />
Länderebenen verhindern oft effektive<br />
Fördermaßnahmen. Auch die Situation mancher<br />
freischaffender Wissenschaftler und<br />
zum Dahinvegetieren verdammter altehrwürdiger<br />
Institutionen ist beschämend.<br />
Viele Beispiele könnten hier angeführt<br />
werden. Ich hoffe, dass es künftig noch Gelegenheit<br />
geben wird, auf hierzulande kaum<br />
wahrgenommene außerordentliche Talente<br />
bzw. große Künstler hinzuweisen.<br />
***<br />
Prinzliches Design<br />
Zur Illustration möchte ich diesmal den<br />
Lederkünstler Paul Prinz vor den Vorhang<br />
bitten. Seine Kreationen haben internationales<br />
Format, sind dekorativ und handwerklich<br />
hervorragend gearbeitet: Seine<br />
neue Kollektion aus Abfall-Materialien und<br />
Kunstleder-Resten ist up to date und fetzig<br />
– also super. In Österreich hatte Paul Prinz<br />
bisher keine Chance. Vielleicht aber hat jemand<br />
aus der geneigten Leserschaft den<br />
entscheidenden Hinweis dafür, wie man<br />
diesem Ausnahme-Designer zum wohlverdienten<br />
Durchbruch verhelfen könnte.<br />
(www.paulprinzleder.at)<br />
ÜBER DEN AUTOR<br />
Gerhard Gutruf, geb. 1944, studierte 1962 - 70 an der<br />
Ak.d.b.K.Wien. Er ist Maler, Grafiker und Kunsttheoretiker.<br />
Teilnahmen an den Biennalen von Ibiza, Florenz, New Delhi,<br />
Kairo, Shanghai. Einzelausstellungen u.a. in Rom,<br />
Wien, Essen, Ascona, Kairo, Bratislava, Mexico City, Guadalajara,<br />
Pretoria, Lissabon, Coimbra, Peking, Istanbul, Madrid,<br />
Kiew, Ningbo und Delft. www.gutruf.at<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 111
KUNST UND KULTUR<br />
EVENTS<br />
HIGHLIGHTS VERANSTALTUNGEN<br />
DER KULTUR Juli bis September <strong>2010</strong><br />
IDANCE: MY MELODY<br />
Die Tänzer und Tänzerinnen des idance Kollektivs begeisterten das<br />
Publikum und entführten einen Abend lang in eine Welt voller<br />
Musik, Euphorie und Bewunderung. „Tanzen ist die schönste Art,<br />
sein Innerstes zum Ausdruck und sich selbst und andere in Bewegung<br />
zu bringen“, so Beata Vavken, Leiterin des aus Tänzerinnen<br />
und Tänzern der Staatsoper bestehenden Kollektivs. Die meisten<br />
der Darsteller wurden mit dem Downsyndrom geboren.<br />
Dass aber der Kunst keine Grenzen gesetzt werden können, bewiesen<br />
die Akteure eindrucksvoll. Beim anschließenden VIP-Empfang<br />
im Foyer der Kammeroper ließen es sich viele Prominente<br />
und “friends” nicht nehmen, persönlich zu erscheinen.<br />
Das Ensemble<br />
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Caroline Schell live bei der Arbeit<br />
Die Band<br />
VERNISSAGE:<br />
CAROLINE SCHELL<br />
Die Künstlerin Caroline<br />
Schell bewies jüngst bei einer<br />
Malaktion, dass man<br />
auch mit Sand malen kann.<br />
Obwohl ihre Maltechniken<br />
und Materialen gewohnt variabel<br />
sind – sie vertritt die<br />
Meinung, dass ein Künstler<br />
alle Medien beherrschen sollte<br />
– war dieser Auftritt für<br />
viele Gäste eine Premiere im<br />
wahrsten Wortsinn.<br />
HERBSTKLANG: WOLKERSDORF KULTURFESTIVAL<br />
Mit der Ausstellung „Wein hören – rein hören“ und der Premiere<br />
des Musicals „Die Comedian Harmonists“ wurde bei traumhaftem<br />
Wetter unter freiem Himmel im Hof von Schloss Wolkersdorf die<br />
Eröffnung des „Herbstklang Wolkersdorf Kulturfestivals“ im<br />
Weinviertel gefeiert. Das Gesangsensemble bestand aus Michael<br />
Rot (auch musikalische Leitung und Klavier), Georg Lehner, Thomas<br />
Markus, Jörg Westerkamp, Ivaylo Guberov, Gernot Heinrich<br />
und in diversen Rollen Josef Krenmair. Prominente und Ehren-Gäste<br />
waren u.a.: Altbürgermeister Norbert Heuerteuer, Bürgermeisterin<br />
DI Anna Steindl, Vize-BGM und Landtagsabgeordneter Kurt<br />
Hackl, ORF Sportlegende Sigi Bergmann, Gernot Maier (Schoeller<br />
Münzhandel), Direktoren der Raika Wolkersdorf Franz Friedl<br />
und Reinhard Kerbl.<br />
FOTOS: JÜRGEN HAMMERSCHMID, „DIE COMEDIAN HARMONISTS“ (HONORARFREIER ABDRUCK MIT FOTOCREDIT: © STUDIO IRIS), PHILIPP ENDERS<br />
112 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10<br />
Die Comedian Harmonists
AUSSTELLUNG: MCDOWELL BRYSON<br />
Der Gesandte Botschaftsrat Christopher J. Hoh von der US-Botschaft<br />
und Daniel I. Elmer luden zum Empfang mit Präsentation der Werke<br />
von McDowell Bryson. Bryson lebt und arbeitet in Wien, weil er<br />
sich von dieser Stadt inspiriert fühlt. Die Werke, die in der Residenz<br />
von Christopher Hoh ausgestellt sind, tragen dementsprechend den<br />
Titel „The Vienna Suite“.<br />
McDowell Bryson und<br />
Christopher J. Hoh<br />
Corinna Steiner mit Hannes<br />
Rossbacher in<br />
Shanghai<br />
EXPO <strong>2010</strong>: KUNST IM ÖSTERREICH-PAVILLON<br />
Galeristin Corinna Steiner stellte Mitte September „The gallery STEI-<br />
NER – art & wine“ und ausgewählte Künstler auf der Weltausstellung<br />
EXPO <strong>2010</strong> in Shanghai vor. Erstmals präsentiert wurden im<br />
Rahmen einer Asien-Premiere Digital Art von Zoran Lerch und 3D<br />
Kunst von Hannes Rossbacher, sowie weitere heimische „established<br />
& emerging artists“. Durch die Abende führte Schauspielerin und<br />
Moderatorin Michelle Steiner. An den drei Präsentationsabenden in<br />
der VIP-Lounge des Österreich-Pavillons fanden sich zahlreiche<br />
Persönlichkeiten aus Politik, Diplomatie und Wirtschaft ein, darunter<br />
der Österreichische Generalkonsul in Shanghai Michael<br />
Heinz, der türkische Generalkonsul in Shanghai Murat Ülkü, der<br />
Vorstand der Deutschen Handelskammer Thomas Dorn, sowie die<br />
stellvertretende Regierungskommissarin Birgit Murr.<br />
AUSSENHANDELSSTELLEN<br />
MARKETING- & ZWEIGBÜROS<br />
OSLO <br />
STOCKHOLM <br />
HELSINKI<br />
ST. PETERSBURG<br />
TALLINN<br />
RIGA<br />
JEKATERINBURG <br />
VANCOUVER <br />
MOSKAU<br />
KOPENHAGEN<br />
VILNIUS<br />
DUBLIN <br />
MINSK<br />
BERLIN<br />
WARSCHAU<br />
LONDON DEN HAAG<br />
DRESDEN<br />
<br />
<br />
DÜSSELDORF<br />
KRAKAU<br />
KIEW<br />
BRÜSSEL <br />
PRAG <br />
FRANKFURT/MAIN <br />
LWIW<br />
BRÜNN <br />
PARIS <br />
STUTTGART<br />
PRESSBURG<br />
DONEZK<br />
STRASSBURG MÜNCHEN BUDAPEST<br />
ZÜRICH <br />
KLAUSENBURG<br />
BOZEN LAIBACH<br />
MAILAND ZAGREB BELGRAD BUKAREST<br />
SOTSCHI<br />
PADUA <br />
SARAJEVO<br />
SOFIA<br />
PODGORICA <br />
<br />
ROM <br />
PRISTINA<br />
BARCELONA<br />
TIRANA SKOPJE ISTANBUL<br />
ANKARA<br />
MADRID <br />
LISSABON<br />
ATHEN <br />
NICOSIA<br />
SHENYANG <br />
LOS ANGELES <br />
MEXICO CITY <br />
TORONTO <br />
CHICAGO <br />
NEW YORK <br />
WASHINGTON <br />
ATLANTA <br />
CASABLANCA <br />
ALGIER TUNIS<br />
TRIPOLIS <br />
PEKING <br />
SEOUL<br />
ALMATY<br />
TIFIS <br />
BAKU <br />
XIAN <br />
SHANGHAI <br />
ERBIL TEHERAN<br />
DAMASKUS<br />
BAGDAD<br />
CHONGQING<br />
<br />
<br />
TEL AVIV <br />
AMMAN<br />
KAIRO<br />
KUWAIT<br />
NEW DELHI<br />
GUANGZHOU<br />
TAIPEI<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
KARACHI<br />
HONGKONG <br />
DOHA DUBAI<br />
DHAKA <br />
ABU DHABI<br />
RIYADH <br />
HANOI <br />
JEDDAH <br />
MUMBAI <br />
TOKIO<br />
MANILA<br />
BANGKOK<br />
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<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 113
KUNST UND KULTUR<br />
COVERSTORY<br />
114 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10<br />
Pablo Picasso, „Das Atelier“, 1955, Tate Collection, GB (c) Succession Picasso/VBK, Wien <strong>2010</strong>
Nach Dürer nun Picasso und Michelangelo<br />
Treffen zweier Genies<br />
Jedes Jahrhundert hat seine Genies. Diesen Herbst treffen in der Albertina gleich zwei Größen<br />
ihrer Zeit aufeinander: Michelangelo Buonarroti und Pablo Picasso.<br />
Von Mag. TANJA TAUCHHAMMER<br />
Mit den beiden Ausstellungen „Michelangelo<br />
– Zeichnungen eines Genies“<br />
sowie „Pablo Picasso – Frieden und<br />
Freiheit“ präsentiert die österreichische<br />
Kunstinstitution Albertina zwei große Meister.<br />
Dies ist kein Zufall, wie Direktor Klaus<br />
Albrecht Schröder betont: „Es sind Zahnräder,<br />
die ineinander greifen, eine Fortsetzung<br />
der großen Ausstellungen wie etwa<br />
der von Albrecht Dürer.“<br />
***<br />
Picasso – ein politischer Künstler<br />
Den Auftakt des kulturellen Herbstes<br />
macht die Albertina mit der Eröffnung der<br />
Ausstellung „Picasso – Frieden und Freiheit“<br />
am 22. September, die einen neuen<br />
Blick auf das Werk des spanischen Künstlers<br />
wirft. „Sie revolutioniert das politische<br />
Bild Picassos“, so Schröder. Die Schau entstand<br />
in enger Zusammenarbeit mit Tate<br />
Liverpool.<br />
***<br />
Ignoranz und Kritik<br />
Picasso war ab 1944 bis zu seinem Tod<br />
Mitglied der kommunistischen Partei, eine<br />
Tatsache die auch in seinem Werk Ausdruck<br />
fand. Die Ausstellung setzt den Fokus<br />
auf Picasso als „Historienmaler“ marxistischer<br />
Tradition. Präsentiert werden<br />
seine ab 1944 entstandenen Historienbilder<br />
wie etwa das „Leichenhaus“, das „Massaker<br />
in Korea“ und „Krieg und Frieden“.<br />
Picassos politische Arbeiten gelten im<br />
Westen als seine unpopulärsten, in den sozialistischen<br />
Ländern wiederum wurden<br />
sie wegen mangelnder Linientreue zur<br />
kommunistischen Partei der Sowjetunion<br />
kritisiert. Unterstützt wird die Schau<br />
durch Dokumente wie etwa Briefe aus jener<br />
Zeit, die in sieben Jahren zusammengetragen<br />
wurden. Sie sollen ein genaueres<br />
Bild Picassos politischen Engagements<br />
zeichnen.<br />
***<br />
Das Kleid des Mythos<br />
Die ausgestellten Arbeiten spielen mit<br />
der Kraft der Symbole, Picassos eigener Art<br />
sein marxistisches Engagement zu beweisen.<br />
„Es sind Anspielungen im Kleid des<br />
Mythos“, so der Albertina Direktor Schröder.<br />
Es werden mythologische Sujets wie<br />
etwa der Raub der Sabinerinnen gewählt,<br />
um auf politische Geschehnisse zu verweisen.<br />
Pablo Picasso, „Frauen mit Taube (Femmes à la colombe)“,<br />
1955, (c) Collection Centre Pompidou, Dist. RMN/Droits réservés<br />
(c) Succession Picasso/VBK, Wien <strong>2010</strong><br />
***<br />
Die Friedenstaube<br />
Ein weiteres ikonografisches Schlüsselmotiv,<br />
welches in dieser Zeit entstand, ist die<br />
Friedenstaube. Sie galt als Zeichen der Hoffnung<br />
während des Kalten Krieges. Picassos<br />
Pablo Picasso, „Woman in an Armchair No. 1 (The Polish Cloak)<br />
(Femme au fauteuil No. 1 (Le Manteau polonaise))“,<br />
1949 Tate (c) Succession Picasso/VBK, Wien <strong>2010</strong><br />
Pablo Picasso, „Stillleben mit Totenkopf, Porree und Kanne“, 14. März 1945, Fine Arts<br />
Museums of San Francisco (c) Succession Picasso/VBK, Wien <strong>2010</strong><br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 115
KUNST UND KULTUR<br />
COVERSTORY<br />
Friedenstaube wurde zum Zeichen der Friedensbewegung,<br />
und er gestaltete damit Plakate<br />
für die Friedenskonferenzen in Breslau,<br />
Paris, Stockholm, Sheffield und Rom. Mit<br />
zahlreichen Varianten dieses Motivs unterstützte<br />
Picasso die kommunistische Partei in<br />
Frankreich und anderen Ländern sowie radikale<br />
Organisationen im Westen.<br />
***<br />
Michelangelo – Zeichnungen<br />
eines Genies<br />
Von dem Malergenie des 20. Jahrhunderts<br />
führt die Albertina zu einem der<br />
größten Künstler der Hochrenaissance:<br />
Das erste Mal seit zwanzig Jahren bietet<br />
sich die Chance, Werke Michelangelo Buonarrotis<br />
zu besichtigen. Das grafische<br />
Werk als „Hauptausdrucksmittel der Renaissance“<br />
bildet den Schwerpunkt der<br />
Michelangelo-Ausstellung. Rund 120 Werke<br />
werden ab 8. Oktober hier präsentiert. Die<br />
Zeichnungen kommen aus bedeutenden<br />
europäischen und amerikanischen Museen<br />
– den Uffizien und der Casa Buonarroti<br />
in Florenz, dem Louvre in Paris, dem<br />
Metropolitan Museum in New York, dem<br />
Teylers Museum in Haarlem, der Royal<br />
Collection in Windsor Castle (Privatbesitz<br />
der englischen Königin) und dem British<br />
Museum in London.<br />
***<br />
Der Kampf eines Giganten<br />
Die Albertina, selbst im Besitz von acht<br />
Zeichnungen des Künstlers, versucht hier<br />
laut Direktor Schröder „den Kampf eines<br />
Giganten, seine innere Zerrissenheit, die in<br />
der Dynamik der abgebildeten Körper<br />
wahrzunehmen ist“ dem Besucher nahe zu<br />
bringen. In ihnen spiegelt sich die „Krisenzeit<br />
der Renaissance mit ihren politischen<br />
und sozialen Umbrüchen wieder“, so<br />
Schröder. Ergänzt wird die Ausstellung<br />
durch Abdrücke Michelangelos wichtigster<br />
Skulpturen, sowie Diaprojektionen<br />
der Freskos der Sixtinischen Kapelle.<br />
Es sind also Krisenzeiten und deren Auswirkungen<br />
auf zwei Jahrhundertgenies,<br />
die im kommenden Herbst im Fokus der<br />
Wiener Albertina liegen und dem Besucher<br />
völlig neue Blickwinkel eröffnen möchten.<br />
Die Albertina erweitert für die großen<br />
Herbstausstellungen „Picasso: Frieden und<br />
Freiheit“ sowie „Michelangelo. Zeichnungen<br />
eines Genies“ ihre Öffnungszeiten.<br />
Die Ausstellungen können täglich von<br />
10.00 Uhr bis 19.00 Uhr, mittwochs von<br />
10.00 - 21.00 Uhr besucht werden.<br />
INFO<br />
PICASSO<br />
FRIEDEN UND FREIHEIT<br />
22. September <strong>2010</strong> bis 16. Januar 2011<br />
MICHELANGELO<br />
ZEICHNUNGEN EINES GENIES<br />
8. Oktober <strong>2010</strong> bis 9. Januar 2011<br />
www.albertina.at<br />
116 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10<br />
Michelangelo Buonarroti, „Sitzender Jünglingsakt mit zwei<br />
Armstudien“, (Recto), um 1511, (c) Albertina, Wien<br />
Michelangelo Buonarroti, „Stehender männlicher Rückenakt“,<br />
1501-04, (c) Albertina, Wien
Michelangelo Buonarroti, „Der auferstandene Christus“, um 1532,<br />
The Royal Collection (c) 2008 Her Majesty Queen Elizabeth II<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 117
LIFE UND STYLE<br />
SERVICE<br />
VERANSTALTUNGSTIPPS<br />
Herbst <strong>2010</strong><br />
HADER MUSS WEG<br />
Fast schon ein Klassiker! Josef Hader, wahrscheinlich<br />
Österreichs bester Kabarettist,<br />
gibt im Wiener Volkstheater sein legendäres<br />
„Hader muss weg“ zum Besten. Bekannt<br />
für seinen schwarzen und zynischen<br />
Humor ist dies mit Sicherheit ein Fix-Termin<br />
für Kabarett-Fans.<br />
KONZERTE<br />
DAVID HELFGOTT<br />
14. Oktober<br />
Wiener Konzerthaus<br />
www.konzerthaus.at<br />
MOZART & MORE<br />
17. Oktober<br />
Liechtensteinmuseum<br />
www.liechtensteinmuseum.at<br />
REBEKKA BAKKEN<br />
4. November<br />
Congress Center Villach<br />
www.ccv.at<br />
CHEIKH LO<br />
5. November<br />
Porgy & Bess<br />
www.porgy.at<br />
BÜHNE<br />
SALOME<br />
Premiere 16. Oktober<br />
Wiener Staatsoper<br />
www.wiener-staatsoper.at<br />
DIE SIEBEN TODSÜNDEN<br />
Premiere 16. Oktober<br />
Theater an der Wien<br />
www.theater-wien.at<br />
SPIELRÄUME<br />
11. November bis 31. Dezember<br />
Österreichisches Theatermuseum<br />
www.khm.at/oetm<br />
INDIA AWAKES - UNDER THE BANYAN TREE<br />
26. November <strong>2010</strong> bis 27. Februar 2011<br />
Essl Museum, Klosterneuburg<br />
www.essl.museum<br />
PAUL MCCARTHY<br />
Ab 30. Oktober<br />
Sammlung Friedrichshof<br />
www.sammlungfriedrichshof.at<br />
FESTIVALS<br />
NEW MODEL ARMY<br />
13. November<br />
Szene Wien<br />
www.szenewien.com<br />
HADER MUSS WEG<br />
9. November<br />
Volkstheater Wien<br />
www.volkstheater.at<br />
SALAM.ORIENT <strong>2010</strong><br />
12. Oktober bis 5. November<br />
Wien<br />
www.salam.orient.at<br />
VALIE EXPORT<br />
Valie Export gilt als eine Ikone der Kunstgeschichte.<br />
Die gebürtige Linzerin wird<br />
durch zwei zeitgleich stattfindende Ausstellungen<br />
in Linz und im Wiener Belvedere<br />
geehrt. Der Fokus liegt auf den Arbeiten<br />
der Künstlerin aus den letzten zwanzig<br />
Jahren.<br />
SALAM.ORIENT <strong>2010</strong><br />
Die ägyptische Schriftstellerin Mansoura Ez<br />
Eldin liest anlässlich „Salam.Orient“ aus<br />
ihren Werken. Insgesamt zwölf Veranstaltungen<br />
werden bei „Salam.Orient“ zu erleben<br />
sein, von Konzerten, Theater, Fotoausstellungen<br />
bis zur Lesung mit<br />
Diskussion.<br />
PACO DE LUCIA<br />
15. November<br />
Wiener Stadthalle<br />
www.stadthalle.com<br />
JOE COCKER<br />
17. November<br />
Wiener Stadthalle<br />
www.stadthalle.com<br />
AIRBOURNE<br />
20. November<br />
Gasometer Wien<br />
www.planet.tt<br />
DAVID GARRETT<br />
22. November<br />
Wiener Stadthalle<br />
www.stadthalle.com<br />
STELLA JONES<br />
3. Dezember<br />
Votivkirche<br />
www.votivkirche.at<br />
MONSTER MAGNET<br />
5. Dezember<br />
Arena Wien<br />
www.arena.co.at<br />
GOTAN PROJECT<br />
10. November, Konzerthaus<br />
www.konzerthaus.at<br />
ALF POIER<br />
10. November<br />
Stereo, Klagenfurt<br />
www.stereoclub.at<br />
DER VERLORENE SOHN<br />
27. November<br />
Konzerthaus Klagenfurt<br />
www.konzerthaus-klagenfurt.at<br />
AUSSTELLUNGEN<br />
VALIE EXPORT<br />
16. Oktober <strong>2010</strong> bis 30. Jänner 2011<br />
Unteres Belvedere<br />
www.belvedere.at<br />
HYPER REAL – REALISMEN IN MALEREI<br />
UND FOTOGRAFIE<br />
22. Oktober <strong>2010</strong> bis 13. Februar 2011<br />
MUMOK<br />
www.mumok.at<br />
CROSSOVER<br />
27. Oktober <strong>2010</strong> bis 27. März 2011<br />
MAK<br />
www.mak.at<br />
WILLIAM KENTRIDGE<br />
29. Oktober <strong>2010</strong> bis 30. Jänner 2011<br />
Albertina<br />
www.albertina.at<br />
VIENNALE<br />
21. Oktober bis 3. November<br />
Wien<br />
www.viennale.at<br />
ROCK2DAYS<br />
22./23. Oktober<br />
Schwanenstadt<br />
www.hanabaluza.at<br />
ROCK IM SCHLOSS<br />
30. Oktober<br />
Bad Wimsbach<br />
www.rockimschloss.at<br />
LITERATUR<br />
BRIGITTE KARNER & PETER SIMONISCHEK<br />
„WARTEN UND LAUSCHEN“<br />
3. Dezember <strong>2010</strong><br />
Bühne im Hof, St. Pölten<br />
www.bih.at<br />
MESSEN<br />
GEWINN MESSE<br />
21./22. Oktober<br />
Messe Wien Exhibitions & Congress Center<br />
www.gewinnmesse.at<br />
FOTOS: © LUKAS BECK, ARCHIV VALIE EXPORT, MANZOURA/OSAMA FAROUG<br />
118 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
LIFE UND STYLE<br />
SERVICE<br />
EX LIBRIS<br />
Empfehlungen der Redaktion<br />
DER KÄRNTNER KULTURFÜHRER<br />
Cornelia Mathis-Haider/Arnold Pöschl<br />
Carinthia Verlag<br />
„Wer Kärnten entdeckt, liebt es“ – davon ist<br />
Cornelia Mathis-Haider überzeugt und beweist<br />
mit diesem Spezialführer, dass nicht nur Kärntens<br />
Naturschönheiten sondern auch seine Kulturschauplätze<br />
Kärntenurlauber und Kärntner<br />
gleichermaßen faszinieren. Sie kombiniert altbekannte<br />
Kulturjuwelen mit neuen, noch nie in<br />
einem Führer dargestellten Kulturschauplätzen<br />
und gibt damit einen Überblick über die<br />
Vielfalt an Glanzpunkten und Kunstschätzen<br />
aller Epochen in Kärnten. Ein Impulsgeber, um<br />
Glanzpunkte, Kuriositäten und Schönheiten des<br />
kulturellen Reichtums des Landes zu entdecken.<br />
KIND IN WIEN<br />
Närr, Lipka, Müller, Fischer<br />
Falter Verlag<br />
In der Reihe „Die kleinen Schlauen“ ist die bereits<br />
24. Auflage dieses „Stadtführers für alle,<br />
die in Wien mit Kindern zu tun haben“ erschienen.<br />
Er liefert über 1.000 Adressen, Tipps<br />
und Informationen, die das Leben von und mit<br />
Kindern in Wien schöner, abwechslungsreicher<br />
und einfacher machen und ist damit unentbehrlich<br />
für alle Eltern, Großeltern, Tanten, Onkel,<br />
Pädagoginnen und Pädagogen. Die neue<br />
Auflage enthält außerdem einen Schwerpunkt<br />
„Natur in der Stadt“ sowie Interviews mit Fachleuten<br />
zu den Themen Lesen im Park, Qiqong<br />
für Kinder, Tanzen für die Kleinsten uvm.<br />
NEW YORK<br />
Daniel Mangin/Lauren McGrath<br />
Mairdumont<br />
Der „Spirallo“ Reiseführer „New York“ von National<br />
Geographic überzeugt durch seine handliche<br />
Spiralbindung und sein schmales Format.<br />
Eingeleitet wird der Reiseführer mit einem<br />
unterhaltsamen Überblick über soziale, kulturelle<br />
und natürliche Gegebenheiten, die den<br />
Charme der „Stadt, die niemals schläft“, ausmachen.<br />
Die Autoren dieses Bandes leben<br />
selbst in New York und sind alle Sehenswürdigkeiten<br />
zu Fuß abgegangen – auf der Suche<br />
nach dem Besten, was die Stadt zu bieten hat.<br />
Dieser Band ist unentbehrlich für alle, die New<br />
York auf eigene Faust entdecken wollen.<br />
JOURNALISTIN AUS PASSION<br />
Alice Schwarzer<br />
Picus<br />
Ihr öffentliches Leben hat Alice Schwarzer zwei<br />
Anliegen verschrieben: dem Feminismus und<br />
dem Journalismus. Dass der eine nicht ohne<br />
den anderen möglich ist, zumindest nicht in ihrem<br />
Leben, zeigt Alice Schwarzer in diesem<br />
Band. Sie erzählt von den Anfängen ihrer Karriere,<br />
lässt persönliche Erfahrungen einfließen,<br />
berichtet aus eigener Praxis über die Freuden<br />
und Pflichten des Journalismus, erzählt über Engagement,<br />
Verantwortung, Recherche und<br />
Handwerk: Eindrucksvoll, wie ihr Leben durchdrungen<br />
ist von dem Streben nach dem Ende<br />
der Rede vom „schwachen Geschlecht“.<br />
FRAUEN LIEBEN JÜNGERE MÄNNER<br />
Ursula Richter<br />
Kreuz Verlag<br />
Im Alltagsleben gibt es die Konstellation ‚Frau<br />
liebt jüngeren Mann‘ öfter als man denkt. Liebe<br />
überwindet laut Volksmund ja alle Schranken,<br />
dennoch gilt es immer noch als ungewöhnlich,<br />
wenn Frauen jüngere Männer lieben.<br />
Und alle, die diesen besonderen Weg zum<br />
Glück gehen, müssen sich mit Schwierigkeiten<br />
nicht nur von Außen auseinander setzen, sondern<br />
auch mit denen, die aus der eigenen Verunsichrung<br />
kommen. Ursula Richter befasst<br />
sich seit vielen Jahren mit unkonventionellen<br />
Beziehungsformen. Ihr Buch ist ein Longseller,<br />
der jetzt komplett neu geschrieben wurde: für<br />
Frauen und Männer, Zuschauer und Neugierige.<br />
PHÄNOMEN FACEBOOK<br />
Jakob Steinschaden<br />
Ueberreuter<br />
Facebook stellt unser Leben auf den Kopf: 400<br />
Millionen Nutzer weltweit, davon über zehn<br />
Millionen in Österreich, Deutschland und der<br />
Schweiz: Facebook ist allgegenwärtig. Auf der<br />
Strecke bleiben nicht nur Facebook-Alternativen<br />
wie z. B. Myspace und StudiVZ, sondern auch die<br />
Privatsphäre der Mitglieder. Wie sehr hat das Social<br />
Network unsere Gesellschaft vereinnahmt?<br />
Was passiert eigentlich mit den persönlichen<br />
Daten der Mitglieder? Wie begegnet man neuen<br />
Phänomenen wie „Cyber Mobbing? Diese<br />
Fragen beantwortet Jakob Steinschaden in spannenden<br />
Experten-Interviews, tiefgehenden<br />
Analysen und anschaulichen Reportagen.<br />
SCHNICK, SCHNACK, SCHNUCK<br />
Christoph Schulte-Richtering<br />
Rowohlt Berlin<br />
Warum hieß Zar Iwan „der Schreckliche“? Was<br />
hat das $-Zeichen mit Kaiser Karl V. zu tun? Und<br />
warum verdankt Heidi Klum ihre Karriere dem<br />
18. Jahrhundert? Der Moderationen- und Scherze-Schreiber<br />
für Thomas Gottschalk, Stefan<br />
Raab, Harald Schmidt und viele andere legt mit<br />
diesem Buch die gesamte Weltgeschichte in einem<br />
Band vor. In 44 knappen und amüsanten<br />
Kapiteln widmet sich das „wandelnde Lexikon“,<br />
wie Christoph Schulte-Richtering gerne<br />
genannt wird, den großen Ereignissen und herausragenden<br />
Figuren der Weltgeschichte und<br />
erklärt pointiert, weshalb die Welt so geworden<br />
ist, wie wir sie heute kennen.<br />
STERNSTUNDEN DES HUMORS<br />
Felix Dvorak<br />
Amalthea<br />
Dieses Buch ist nicht nur ein außergewöhnliches<br />
Witzelexikon, sondern auch eine ganz besondere<br />
Anthologie des Humors verschiedenster<br />
Persönlichkeiten. Felix Dvorak, der siebzehn<br />
Jahre lang die wöchentliche Rundfunksendung<br />
„Humor kennt keine Grenzen“ moderierte,<br />
sammelte dafür die lustigsten Pointen und komischsten<br />
Witze und ließ sich von Witzlegenden<br />
wie Otto Schenk unter die Arme greifen.<br />
Nach dem Motto „Sage mir, worüber du lachst,<br />
und ich sage dir, wer du bist“ kann der Leser<br />
selbst überprüfen, wie die 150 Promis einzuschätzen<br />
sind, die uns in diesem Band an ihren<br />
Lieblingswitzen teilhaben lassen.<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 119
HOROSKOP<br />
OKTOBER – NOVEMBER - DEZEMBER <strong>2010</strong><br />
Herbst <strong>2010</strong><br />
Was uns die<br />
Sterne sagen<br />
Ihr persönliches Herbsthoroskop<br />
von Gerhard von<br />
Lentner.<br />
Weltprognose für Oktober bis Dezember<br />
Das neue Jahr 2011 bringt eine leichten<br />
wirtschaftlichen Aufschwung. Der Euro<br />
verliert an Kraft und Stabilität. Hingegen<br />
wird sich der US-Dollar im neuen Jahr<br />
2011 wieder erholen. Da die US-Regierung<br />
mit Obama an der Spitze zeigt, dass sich<br />
Kriege nicht lohnen, wird man das Geld<br />
im eigenen Land besser investieren. Volkswirtschaftlich<br />
und auf lange Sicht gesehen<br />
bringt das den Amerikanern mehr, als<br />
sinnlose Kriege zu führen. Das Gleiche gilt<br />
für Russland. Solange die Politiker nicht<br />
erkennen wollen, dass es besser ist, die eigenen<br />
Schätze des Landes zu verwerten,<br />
solange wird es keine bessere und friedvollere<br />
Welt geben. China und Japan sind bereit,<br />
sich um einen besseren Dialog zu bemühen.<br />
Der Irak bleibt ein<br />
Provokationsherd. Die Türkei versucht einen<br />
demokratischen Kurs einzuschlagen.<br />
China bekommt einen neuen wirtschaftlichen<br />
Aufschwung. Amerika kann man es<br />
nur wünschen. Die südamerikanischen<br />
Staaten kommen um eine Wirtschaftskrise<br />
nicht umhin.<br />
Der Yen wird sich im Jahr 2011 etwas<br />
abschwächen. Der Schweizer Franken<br />
wird durch internationale Geschäfte wieder<br />
stärker steigen. Der Euro wird sich im<br />
Mittelfeld bewegen und nicht mehr so<br />
stark sein, wie er es einmal war.<br />
Die afrikanischen Länder werden sich<br />
mehr und mehr verbünden. Davon kann<br />
Europa nur profitieren.<br />
WIDDER - ARIES<br />
21. 03. – 19. 04.<br />
Planet: Mars und Pluto<br />
Element: Feuer<br />
Es entsteht eine unerwartete Situation für Sie. Dabei benötigen Sie<br />
die Hilfe von anderen, die Sie auch annehmen sollten, denn Sie erreichen<br />
die Grenzen Ihrer Leistungsfähigkeit. Von allen Seiten erhalten<br />
Sie Unterstützung. Zum Jahreswechsel wird es bei Ihnen<br />
hoch her gehen. Feiern Sie und lassen Sie sich feiern!<br />
Beruf: Seien Sie gut für das Jahr 2011 vorbereitet. Ihr Glücksplanet<br />
Jupiter gibt Ihnen volle Energie. Ein Neustart ist in Sicht.<br />
Liebe: In der Liebe zeigen Sie nun Stabilität. Geben Sie sich einen<br />
Ruck dem Partner gegenüber. Seien Sie etwas großzügiger.<br />
Finanzen: Verlieren Sie nicht durch Ihre Sparsamkeit den Überblick<br />
über das Alltägliche. Das, was Sie geben, kehrt auch wieder zurück.<br />
Gesundheit: Magen und Darm sind Ihre Leidensebenen. Meditieren<br />
Sie und lassen Sie das Spirituelle bei sich einkehren.<br />
ZWILLINGE – GEMINI<br />
21. 05. – 21. 06.<br />
Planet: Merkur<br />
Element: Luft<br />
Überwinden Sie Ihren Stolz und leiten Sie ein klärendes Gespräch<br />
ein. Danach fühlen Sie sich besser. Manchmal muss man den ersten<br />
Schritt auf ein Problem zugehen, um dieses auch zu lösen. Gehen<br />
Sie mit offenen Augen durch den Herbst, sodass Sie auf Anreize<br />
auch entsprechend reagieren können.<br />
Beruf: Nehmen Sie an Wissen mit, was Sie noch in diesem Jahr erhaschen<br />
können. Sie werden es für das neue Jahr 2011 brauchen.<br />
Liebe: Zu oft wollen Sie zu viel von Ihrem Partner. Überdenken Sie<br />
die Situation. Was sind Sie bereit zu geben? Liebe ist nicht nur Sex.<br />
Finanzen: Sie sind dann großzügig, wenn Sie etwas wollen. Seien<br />
Sie einmal auch selbstlos und spenden Sie…<br />
Gesundheit: Sie wollen immer das Optimum. Nur ihr Körper<br />
macht das auf die Dauer nicht mit. Halten Sie Maß in allen Dingen.<br />
LÖWE – LEO<br />
23. 07. – 23. 08<br />
Planet: Sonne<br />
Element: Feuer<br />
Denken Sie daran, dass Sie nicht immer Recht haben können. Gehen<br />
Sie in den nächsten Monaten mehr auf Ihre Mitmenschen ein und versuchen<br />
Sie sich in deren Lage zu versetzen. Provozieren Sie keinen<br />
Streit, sondern versuchen Sie eher die Probleme zu lösen. Hochmut<br />
kann Ihnen einen nachhaltigen Schaden zufügen.<br />
Beruf: Gute Möglichkeiten sich im Berufsleben endlich zu behaupten.<br />
Sie haben jetzt neue Strategien entwickelt.<br />
Liebe: Genauso wie im Beruf wird Ihnen nun Venus zur Seite stehen.<br />
Ihnen wird auf einmal ein Wunsch erfüllt.<br />
Finanzen: Das Geld können Sie durch Jupiters Einfluss in den nächsten<br />
Monaten vermehren. Trotzdem sollten Sie kein Risiko eingehen.<br />
Gesundheit: Um den Jahreswechsel sollten Sie sehr vorsichtig sein<br />
mit dem, was Sie trinken. Vergiftungsgefahr droht.<br />
STIER – TAURUS<br />
21. 04. – 20. 05.<br />
Planet: Venus<br />
Element: Erde<br />
Konzentrieren Sie sich auf die neuen Gegebenheiten, um diese zu festigen<br />
und zu stärken. Sie neigen Streckenweise jedoch dazu, die Verpflichtungen<br />
nicht ernst zu nehmen und stoßen damit auf Unverständnis<br />
bei Ihren Mitmenschen. Das kann zu Verlusten von<br />
Freundschaften führen. Das Jahr 2011 wird sehr wichtig für Sie.<br />
Beruf: Jetzt ist die Zeit, sich für das neue Jahr 2011 und deren Aufgaben<br />
vorzubereiten. Chancen jetzt nützen!<br />
Liebe: Die Liebe kommt wie von selbst ins Haus, wenn Sie es nur<br />
zulassen würden. Klammern Sie nicht an der Vergangenheit.<br />
Finanzen: Die finanzielle Seite Ihres Lebens wird sich durch einen<br />
Partner stabilisieren. Teilen ist gut – aber mit wem, das sollten Sie<br />
sich fragen! Gesundheit: Wenn es in der Liebe stimmt, dann wird es<br />
auch mit Ihrem Gewicht wieder stimmen. Halten Sie diese Linie bei.<br />
KREBS – CANCER<br />
22. 06. – 22. 07.<br />
Planet: Mond<br />
Element: Wasser<br />
Lassen Sie sich nicht ausnutzen von Personen, die Sie lieben. Verschaffen<br />
Sie sich Respekt und bringen Sie ihre Meinung vor. Angst<br />
vor Problemen sollten Sie nicht haben, denn am Ende können Sie<br />
doch alles ordentlich meistern. Versuchen Sie immer einen klaren<br />
Kopf – bei Worten die Sie wählen – zu bewahren.<br />
Beruf: Es ist sicher nicht leicht für Sie, neue Ideen durchzusetzen.<br />
Seien Sie von sich selbst überzeugt und davon, dass es ihnen gelingen<br />
wird, andere von ihrer wunderbaren Idee zu überzeugen…<br />
Liebe: Klammern Sie in den nächsten Monaten nicht zu sehr. Ihr<br />
Partner braucht eine Auszeit von Ihnen. Finanzen: Klein aber fein<br />
können Sie nun Ihre Finanzen durch die Hilfe eines Freundes verbessern.<br />
Gesundheit: Ihr Magen macht Ihnen einen Strich durch<br />
die Rechnung. Versuchen Sie auf leichtere Kost umzusteigen.<br />
JUNGFRAU – VIRGO<br />
24. 08. – 23. 09.<br />
Planet: Merkur<br />
Element: Erde<br />
Nicht immer bringt eine nette Person Ihnen auch etwas Gutes. Setzen<br />
Sie Ihre Beziehung nicht aufs Spiel, indem Sie selbstsüchtig<br />
und unüberlegt handeln. Denken Sie an das Sprichwort: Es ist nicht<br />
immer alles Gold, was glänzt. Man wartet nur darauf, dass Sie in<br />
den nächsten Monaten einen Fehler begehen.<br />
Beruf: Nun ist der Umbruch da. Sie sollten jetzt zupacken, wo Sie<br />
können. Sie sprühen nur so voller Energie. Liebe: Was könnten Sie<br />
mehr erwarten vom Partner, als dass er Sie aufrichtig liebt.<br />
Hinterfragen Sie sich selbst, ob Sie das Gleiche tun…? Finanzen: Sie<br />
spüren nun genau, dass sich das Warten gelohnt hat. Jetzt können<br />
Sie wagen etwas zu riskieren. Goldkauf in absehbarer Zeit.<br />
Gesundheit: Nicht immer ist der Fitnesssport das Beste für Sie.<br />
Spaziergänge und Schwimmen tun das Gleiche für Sie.<br />
120 | <strong>SOCIETY</strong> 3_10
WAAGE – LIBRA<br />
23. 09. – 23. 10.<br />
Planet: Venus<br />
Element: Luft<br />
Die Harmonie in der Partnerschaft kann über den bestehenden Stress<br />
hinweghelfen. Zeigen Sie den Personen um Sie herum, dass auch Sie<br />
glücklich sein können. Allerdings sollten Sie sehr aufmerksam beobachten,<br />
wem Sie vertrauen können. Da sich Merkur in Ihrem Tierkreiszeichen<br />
befindet, sollten Sie sich mehr in der Öffentlichkeit zeigen.<br />
Beruf: Im Berufsleben können Sie sich auf gewagte Lösungen einlassen,<br />
denn diese führen Sie diesmal zu Ihrem Ziel.<br />
Liebe: Sie haben Ihr Selbstvertrauen verloren. Warum hinterfragen<br />
Sie nicht einmal, woher das kommen mag…?<br />
Finanzen: Nun wird sehr viel Arbeit auf Sie zukommen. Eigentlich<br />
ist es das, was sie gar nicht wollten. Aber dem ist nun mal so.<br />
Gesundheit: Es gelingt Ihnen bereits einige Kilos abzunehmen.<br />
Bleiben Sie auf dieser Linie und Sie werden Freude dabei haben.<br />
SCHÜTZE – SAGITTARIUS<br />
23. 11. – 21. 12.<br />
Planet: Jupiter<br />
Element: Feuer<br />
Jemand aus der Vergangenheit versucht Sie zu hintergehen.<br />
Freunde wissen das aber zu verhindern. Lassen Sie sich nicht nervös<br />
machen. Im neuen Jahr 2011 wird sich alles stabilisieren und<br />
verbessern. Sie gewinnen dann den nötigen Überblick. Es warten<br />
viele Reisen auf Sie. Das Ausland bringt ständigen Erfolg.<br />
Beruf: Sie werden sich vermehrt mit Menschen anderer Ländern<br />
auseinander setzen müssen. Bringt aber viel Erfolg. Liebe: Jemand<br />
möchte Ihr Herz erobern. Sie haben aber noch nicht die Zeit dazu,<br />
dies auch so zu sehen. Finanzen: Auch wenn Sie nichts tun wollen,<br />
wird sich dennoch Ihr Geld durch eine glückliche Entscheidung<br />
vermehren. Gesundheit: Endlich werden Sie an sich selbst denken<br />
und auch einmal einen Urlaub mit jemandem unternehmen.<br />
Man wartet bereits darauf.<br />
WASSERMANN - AQUARIUS<br />
20. 01. – 18. 02.<br />
Planet: Saturn & Uranus<br />
Element: Luft<br />
Optimismus ist angesagt. Nützen Sie diese positiven Einstellungen,<br />
um die Wünsche von anderen zu erkennen und neue Ziele zu verwirklichen.<br />
Anspannung und Nervosität fallen vollkommen von Ihnen<br />
ab. Versuchen Sie bei Problemen auch bei sich selbst zu suchen<br />
und lösen Sie die Situation noch in diesem Jahr.<br />
Beruf: Nichts kann Sie zurzeit aus der Ruhe bringen. Bleiben Sie auf<br />
dem Weg und Sie haben Erfolg dabei.<br />
Liebe: Für Privates müssen Sie sich eher Zeit lassen. Sie ersparen<br />
sich dadurch erheblichen Ärger.<br />
Finanzen: Wenn Sie weiter so für Ihre Zukunft planen, dann bekommen<br />
Sie die Gunst von anderen schon bald zu spüren.<br />
Gesundheit: Hören Sie nicht so sehr auf das, was andere über Sie<br />
sagen. Sammeln Sie positive Energie bei einem Freund.<br />
SKORPION – SCORPIUS<br />
24. 10. – 22. 11.<br />
Planet: Mars<br />
Element: Wasser<br />
Die ehrgeizigen Ziele, die Sie sich gesetzt haben, können Sie nun<br />
durch den Einfluss von Jupiter und Mars auch erreichen und bis hinein<br />
ins neue Jahr 2011 erfolgreich umsetzen. Vermeiden Sie jedoch eine<br />
Dummheit zu begehen, die sich schon vorher als solche abzeichnet.<br />
Manchmal werden Sie für Ihre Arbeit nicht sofort belohnt.<br />
Beruf: Schon in Kürze werden Sie am Ziel Ihrer Wünsche sein. Doch<br />
vergessen Sie nicht, wer Sie dorthin gebracht hat. Liebe: Es ist wieder<br />
Zeit für Sie, sich nach etwas Neuem umzusehen. Sie können<br />
es einfach nicht lassen und glauben, dass es jetzt das Richtige sei.<br />
Aber das kann täuschen! Finanzen: Wenn Sie mehr auf Ihre Finanzen<br />
achtgeben, kann sich in Kürze ein großer Gewinn abzeichnen.<br />
Gesundheit: Es geht Ihnen gut und Sie fühlen sich wie neugeboren.<br />
Tanken Sie genügend frische Luft!<br />
STEINBOCK – CAPRICORNUS<br />
22. 12. – 19. 01.<br />
Planet: Saturn<br />
Element: Erde<br />
Sie werden in den kommenden Monaten mit neuer Energie angetrieben<br />
und versuchen sich von ihr zu befreien. Lassen Sie sich von<br />
dieser positiven Energie nicht nervös machen. Arbeiten Sie eher<br />
transparent, denn Sie haben nichts zu verbergen. So riskieren Sie<br />
auch nicht, sich gefährliche Feinde zu verschaffen.<br />
Beruf: Wieder wird es eine Entscheidung in den nächsten Monaten<br />
geben müssen. Dennoch bleibt alles beim Alten.<br />
Liebe: Sie sehnen sich nach Liebe. Ihre Ansprüche müssen Sie<br />
überdenken. Sie wollen zu viel von Ihrem Partner.<br />
Finanzen: Langsam aber beständig bessern sich nun Ihre Finanzen.<br />
Das Jahr 2011 bringt einen neuen Aufschwung mit sich.<br />
Gesundheit: Treiben Sie Sport, solange das Wetter schön ist, der<br />
Körper wird es Ihnen danken. Der Winter wird ein milder sein.<br />
FISCHE - PISCES<br />
19. 02. - 20. 03.<br />
Planet: Neptun<br />
Element: Wasser<br />
Eine Beziehung nimmt eine positive Wendung. So schaffen Sie eine<br />
solide Zukunft in Beruf und Ihrem sozialen Bereich. Allerdings<br />
müssen Sie viel Zeit investieren, um eine geschäftliche Beziehung<br />
festigen zu können. Geben Sie den anstehenden Aufgaben eine<br />
Dringlichkeit, so können Sie einen Berg von Arbeit besser ordnen.<br />
Beruf: Sie müssen Entscheidungen von großer Tragweite treffen.<br />
Sie bekommen dafür aber auch die verdiente Anerkennung.<br />
Liebe: Sie müssen sich entscheiden, was Sie nun wollen. Erfolg<br />
oder Glück in der Liebe. Beides verträgt sich nicht. Finanzen: Bei<br />
richtiger Planung erhalten Sie ab dem neuen Jahr 2011 die Unterstützung<br />
einer einflussreichen Persönlichkeit. Gesundheit: Ihre Bemühungen<br />
um Ihre Gesundheit sind manchmal zu viel. Sparen Sie<br />
mit unnötigen Einnahmen an chemischen Vitaminen.<br />
***<br />
Prognose für Österreich<br />
Oktober bis Dezember<br />
Österreich bleibt in einer stabilen Verfassung.<br />
Die große Koalition beweist wieder,<br />
trotz bläulicher und oranger Unkenrufe,<br />
dass sie miteinander gut kann. Das<br />
ist darauf zurückzuführen, dass beide Parteioberhäupter<br />
konsensbereit sind. Das<br />
ist wiederum gut für die Österreicher und<br />
die österreichische Wirtschaft.<br />
Seitenruder aus einer anderen blauen<br />
Schicht versuchen immer wieder Störung<br />
in die Stabilität der Regierung zu bringen.<br />
Das „Rote Wien“ bleibt „rot“ mit einigen<br />
Abstrichen. Der Wiener Bürgermeister<br />
bleibt in seinem Amt.<br />
Die Wirtschaft in Österreich geht langsam,<br />
aber dennoch beständig voran. Die<br />
Ostgeschäfte entwickeln sich wieder besser.<br />
Man kann der EU durchaus weiterhin<br />
das Vertrauen schenken. Der Kurs stimmt…<br />
Speziell im kommenden Jahr 2011 wird<br />
es zu einer Uni-Gebühr und zusätzlichen<br />
Steuern kommen. Des einen Freud‘ ist des<br />
anderen Leid.<br />
Die Reichen in diesem Land sollen<br />
mehr zur Unterstützung von Universitäten<br />
herangezogen werden. Das kann ihnen<br />
durchaus neue steuerliche Vorteile<br />
bringen. Dadurch könnte die Regierung<br />
die nötigen Gelder für Bildung beschaffen.<br />
Die Wohlhabenden in diesem Lande sollen<br />
zur sozialen Pflicht gerufen werden.<br />
BUCHTIPP<br />
Gerhard von Lentner<br />
Die Sibylle Wahrsage Karten<br />
Verlag Silberschnur<br />
Fast vergessen war dieses wunderschöne<br />
Kartenspiel aus der<br />
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts,<br />
das in einem Museum<br />
schlummerte und eine Bildsprache aufweist, die in ihrer<br />
Klarheit Ihresgleichen sucht. Der Verlag Silberschnur legte<br />
einen Original-Reprint dieser historischen Rarität auf,<br />
versehen mit einem Begleitbuch von Gerhard von Lentner<br />
zum raschen und sinnvollen Erlernen des Kartenlegens.<br />
KONTAKT<br />
Gerhard von Lentner lebt als freier Autor, medialer Berater<br />
für Unternehmer, Kartenleger und Heiler in Wien, wo er auch<br />
eine Praxis für Lebensberatung betreibt. Er beschäftigt sich<br />
seit über zwanzig Jahren intensiv mit der Kunst des Kartenlegens,<br />
hält Vorträge zum Thema sowie Kartomantie-Kurse.<br />
Gerhard von Lentner<br />
Laurenzerberg 3/Top 15, A-1010 Wien<br />
Mobil: +43-(0)699-12 01 40 77<br />
E-Mail: buch@spiritual.at<br />
www.spiritual.at | www.karten-legen.be<br />
<strong>SOCIETY</strong> 3_10 | 121
SCHLUSSWORT<br />
SATIRE<br />
Kolumne von WOLF VON SCHILGEN<br />
Wer nicht hören will<br />
Wer schlecht sieht, kauft sich eine Brille. Doch wer schlecht hört, schafft sich selten ein<br />
Hörgerät an. Warum das so ist? Man sieht, wohin man sieht, nur Eitelkeit auf Erden…<br />
Gekürzte Fassung aus „So ist das Leben eben“ von Wolf von Schilgen<br />
Willibald hörte schlecht. Als ich seine<br />
Frau Hilde fragte, warum er<br />
sich kein Hörgerät anschaffe, antwortete<br />
sie: „Dazu ist er zu eitel!“ „Stresst<br />
es ihn nicht, dass er durch seine Schwerhörigkeit<br />
Schwierigkeiten im Umgang<br />
mit seinen Mitmenschen hat?“ fragte<br />
ich. „Vielleicht. Sicher ist es, dass seine<br />
Schwerhörigkeit mich stresst. Kannst<br />
nicht Du mit ihm reden, auf dich hört<br />
er.“ Ich versprach Hilde, mit Willibald zu<br />
sprechen. Bald darauf bot sich die Gelegenheit.<br />
***<br />
„Gespräch“ mit einem Schwerhörigen<br />
Hilde, Willibald, meine Frau und ich<br />
waren zu einem gemütlichen Abendessen<br />
bei Freunden eingeladen worden. Einer<br />
der Gäste stellte sich Willibald vor,<br />
indem er undeutlich murmelte: „Fadegast!“<br />
Willibald schaute ihn erstaunt<br />
an. „Badegast? Hier? Wieso?“ „Nein, Fadegast“,<br />
betonte der Herr. „Fahnenmast!?“ wiederholte Willibald<br />
ungläubig. „Wo?“ „Fade-Fade-Fade!“ schrie der Herr ihn an,<br />
und als er sah, dass ihn die anderen Gäste erstaunt anblickten,<br />
fügte er pikiert hinzu: „ Ach, lassen wir das“.<br />
Während des Essens berichtete der Gastgeber über seinen<br />
letzten All-inclusive-Urlaub in einem Luxushotel und über<br />
das luxuriös eingerichtete Appartement, in dem ein großes<br />
Himmelbett einen der beiden Räume zierte. Seine Frau erzählte<br />
zu gleicher Zeit ihrer Tischnachbarin von einem Kunsthappening<br />
mit Bodypainting auf nackten Modellen. Willibald<br />
hatte durch das Stimmengewirr nur die Worte „Hotel“, „Bett“<br />
und „nackte Mädchen“ verstanden. Er flüsterte, so wie er<br />
meinte, Hilde lautstark zu: „Inklusive nackte Mädels im Hotelbett!?!<br />
Früher hat man das ‚Puff‘ genannt.“<br />
Da der Hausherr als Schwerenöter bekannt war, lachten die<br />
CURRICULUM VITAE<br />
WOLF VON SCHILGEN studierte unter Burgschauspieler Hanns<br />
Obonya Schauspiel und Regie. Er war Vizepräsident des<br />
Steiermärkischen Schriftsteller- und Journalistenverbandes,<br />
später Vizepräsident der Liga der Vereinten Nationen, Chef<br />
des Mundus-Weltpressedienstes und Chef des Staatspolitischen<br />
Informationsdienstes (STAD) sowie Herausgeber und<br />
Chefredakteur verschiedener Zeitungen und Zeitschriften.<br />
Neben zahlreichen Romanen wurde er mit seiner Buchreihe<br />
„Der lachende Satiriker“ berühmt. Kürzlich erschienen ist die<br />
2. Auflage seiner Autobiografie „Als Deutscher geboren“.<br />
Damen. Die Hausfrau versuchte das<br />
Thema zu wechseln, indem sie einen<br />
Bekannten über seine letzten Jagderlebnisse<br />
befragte. Dieser berichtete,<br />
dass er auf seinem täglichen Rundgang<br />
einem tollwütigen Fuchs begegnet<br />
sei, der angeblich einen streunenden<br />
Hund angesteckt habe. Die<br />
Gastgeberin klagte: „Jäger kommen wenigstens<br />
nach der Jagd nach Hause.<br />
Mein Mann ist berufsbedingt oft wochenlang<br />
nicht da.“ Worauf Willibald,<br />
der den Übergang nicht ganz mitbekommen<br />
hatte und an den streunenden,<br />
tollwütigen Hund dachte, sagte: „Den<br />
sollte man abknallen!“ Die Gesellschaft<br />
erstarrte. Um die Peinlichkeit nicht weiter<br />
fortzusetzen, erzählte ich mit lautstarker<br />
Stimme von der Nützlichkeit der<br />
Füchse und über den Tierschutz im Allgemeinen.<br />
Da es der Gesellschaft offenbar zu anstrengend<br />
war, sich mit Willibald zu befassen,<br />
überließ man ihn nach dem Essen<br />
sich selbst. Willibald zog sich alleine in<br />
die Bibliothek zurück. Ich folgte ihm.<br />
„Willibald“, sagte ich, „vor einigen Tagen<br />
sah ich bei Bekannten einen Herrn, der<br />
mit vorgestreckten Händen den Raum<br />
durchschritt.“ „Was sagst du? Einen<br />
Baum durchschnitt?“ „Einen Raum<br />
durchschritt!“ schrie ich. „Wieso durchschnitt?“„Schritt.<br />
Raum! Durchschritt!“<br />
brüllt ich jetzt. „Ach so! Und? War er<br />
blind?“„Keineswegs. Er war stark kurzsichtig.“<br />
„Warum trägt er dann keine Brille?“ fragte Willibald.<br />
„Weil er zu eitel ist!“ Willibald schüttelte verständnislos den<br />
Kopf „Das ist doch idiotisch!“ „Das richtige Wort“, bestätigte ich<br />
und fuhr fort: „Ich kenne jemanden, der hört so schlecht, wie<br />
jener, der so schlecht sah und trotzdem keine Brille trug. Der<br />
tappst sich ohne Hörgerät durch die Gespräche.“ Willibald sah<br />
mich an. Und schwieg.<br />
***<br />
Zu eitel…<br />
Bei meinem nächsten Besuch bemerkte ich, dass Willibald<br />
sich gleich zwei Hörgeräte angeschafft hatte, in jedem Ohr eines.<br />
„Na“, sagte ich zu Hilde, „da hat mein Gespräch also geholfen.“<br />
„Gewiss“, meinte sie bedrückt, „aber ich habe mir durch<br />
ihn das laute Sprechen angewöhnt. Jetzt klagt er immer wieder:<br />
‚Schrei doch nicht so!’. Und er verlangt auch, dass ich den Fernseher<br />
leiser stellen soll.“ „Das ist doch verständlich!“<br />
„Für ihn – aber nicht für<br />
mich“, sagte Hilde etwas zu laut. „Wie<br />
meinst du das?“ „Ich verstehe dann<br />
nicht alles!“ antwortete sie entnervt.<br />
„Soll das heißen…?“ „Ja, ich wusste<br />
nicht, dass auch ich nicht gut höre.“<br />
„Das ist wahrlich eine Überraschung.<br />
Aber schlimm ist das nicht. Schaff dir<br />
doch auch ein Hörgerät an.“<br />
Daraufhin sagte sie tatsächlich: „Geh,<br />
wie schaut denn das aus. Ganz ehrlich –<br />
dazu bin ich zu eitel!“<br />
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