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STARK!STROM Nr7 WEB

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<strong>STARK</strong>!<strong>STROM</strong>-REISEN<br />

<strong>STARK</strong>!<strong>STROM</strong>-REISEN<br />

17.11.2018 - Neunkirchen(D), Neue Gebläsehalle<br />

GLOOMAAR<br />

FESTIVAL<br />

(Fein)Spitz, pass auf!<br />

Im hintersten Winkel des Saarlands, nahe an der französischen Grenze,<br />

lud man zum gepflegten Treffen der musikalischen Feinspitze. Und die<br />

Rechnung ging trotz – oder gerade wegen – des stilistisch etwas sperrigen<br />

Billings relativ gut auf.<br />

musste nach 15 Minuten Improvisation komplett<br />

ersetzt werden, was die Band natürlich ein<br />

wenig schaumgebremst hinterließ. Die extra für<br />

ASIWYFA gekommenen Fans – erkennbar am Sea<br />

Sheperd-Pulli - nahmen es gelassen und feierten<br />

das Quartett, das ungeachtet der Troubles kompetent<br />

performte, trotzdem ab.<br />

Es folgte ein weiterer Stilbruch und der zweite<br />

Höhepunkt. Zugegeben, ich wäre auch für<br />

RIVERSIDE alleine hergekommen, zu lange<br />

waren die Polen – verständlich nach dem Tod<br />

von Gitarrist Piotr – weg von den Bühnen dieser<br />

Welt. Und heute stehen sie da,<br />

zu urteilen, sind einige Menschen nur für das<br />

Quintett gekommen, immerhin geben sich noch<br />

knapp 100 Nasen den nächtlichen Spaß. Man<br />

merkt der Band die Live-Erfahrung mittlerweile<br />

an, einzig Sänger J.J. wirkt ein wenig fahrig und<br />

nervös und die Frequenz seines Gesangs lässt<br />

sich oft schwer mit dem Rest der Musik vereinbaren.<br />

Souverän und brachial allemal, sogar die<br />

DOOL-Mannschaft war anwesend, um sich das<br />

Spektakel zu geben. Und dann ist es bald mal<br />

zwei Uhr früh und auch dieser lange Abend geht<br />

irgendwann zu Ende.<br />

Dool Toundra Riverside Harakiri For The Sky<br />

Alle Fotos © Mike Seidinger<br />

Bereits um 16.30h eröffneten die jungen Post-<br />

Rocker FLARES aus dem benachbarten Saarbrücken<br />

den Reigen vor einem noch steifen, aber<br />

stetig wachsenden Publikum. Die instrumentale<br />

Musik des Quartetts ist gerade sehr angesagt,<br />

etwas nerdig und gestaltet den Einstieg in den<br />

Abend mit experimentellen Klängen trotzdem<br />

stimmig und chillig zugleich.<br />

Der in der Tradition von Helden wie MOGWAI<br />

oder MOTORPSYCHO stehende atmosphärische<br />

Indie-Rock der Norweger SOUP passt danach sehr<br />

gut, die Laut-Leise-Dynamik hebt das Ganze auf<br />

eine neue, fast sphärisch-schwebende Ebene.<br />

Multiinstrumentalist Erlend Viken punktet zudem<br />

mit einer Top-Stimme. Überzeugend.<br />

aber am Ende ist es einfach nur die Quintessenz<br />

eines Rockkonzertes – mitreißend, nachhaltig,<br />

Gänsehaut fördernd.<br />

TOUNDRA übernehmen die noch im Saal hängende<br />

Euphorie dankend und liefern ein Set ab,<br />

das einem das Lächeln ins Gesicht zaubert. Und<br />

selbst ich, der Instrumentalmusik momentan in<br />

seiner inflationären Verbreitung oftmals langweilig<br />

findet (ich sollte mich bei der folgenden<br />

Band bestätigt finden!), wurde vom Groove der<br />

sympathischen Spanier komplett infiziert. Durch<br />

die höchst intensive Interaktion der Musiker<br />

untereinander und die überbordende Spielfreude<br />

vermisst man letztendlich auch einen Sänger<br />

nicht. Die Überraschung des Abends!<br />

wie Phoenix aus der Asche, wirken immer noch<br />

ein wenig gezeichnet und fast bescheiden, trotz<br />

Riesen-Drumkit und effektiver Extra-Lightshow.<br />

Ob die Trauermusik in der Umbaupause stimmungsfördernd<br />

war, wage ich zu bezweifeln.<br />

Mariusz Duda meint auch gleich mal lapidar<br />

„We don’t play any Post Rock songs tonight!“ und<br />

das ist auch gut so, denn man hat ein riesiges<br />

Repertoire und kann auch so aus dem Vollen<br />

schöpfen. Das Publikum ist verglichen mit den<br />

Acts davor leider schwer ausgedünnt, woran es<br />

liegt, ist schwer zu sagen. Die Stimmung unter<br />

den Verbliebenen darf man aber als gut, jedoch<br />

typisch teutonisch-steif und etwas verhalten<br />

bezeichnen. Die Band glänzt mit einer tollen<br />

Setlist, bei „Second Life Syndrome“ und vor allem<br />

beim hymnischen „Lament“ hab wohl nicht<br />

nur ich Tränen der Freude und Rührung in den<br />

Augen. Nachdem die Band noch enthusiastisch<br />

für eine Zugabe herausgeklatscht wird, ist nach<br />

90 wunderbaren Minuten der offizielle Teil des<br />

Abends beendet.<br />

Das Konzept des GLOOMAAR Festivals<br />

ist also aufgegangen, auch wenn man mancher<br />

Band etwas mehr Publikums-Zuspruch<br />

gewünscht hätte. Die „Neue Gebläsehalle“, Teil<br />

eines als Museum dienenden Industriekomplexes<br />

der hier ansässigen Saarstahl AG, erweist<br />

sich als moderne Top-Location mit geräumiger<br />

Bühne und 1A-Soundanlage, im Foyer gibt’s sogar<br />

eine kleine Craft-Bier-Auswahl und vor der Tür<br />

einen Food-Truck. Die Crew arbeitet reibungslos,<br />

in Rekordgeschwindigkeit wird die Bühne<br />

ein paar Mal komplett umgebaut. Im hinteren<br />

Teil der Halle kann man durch die großzügige<br />

Merch-Meile flanieren, an der jede Band einen<br />

eigenen Stand bekommt und im Laufe des Abends<br />

auch die einen oder anderen Musiker persönlich<br />

vorbeischauen.<br />

Bleibt zu hoffen, dass das GLOOMAAR-Team auch<br />

für nächstes Jahr wieder ein ähnlich überzeugendes<br />

Line Up zusammenstellen kann, das die<br />

lange Anreise von Wien erneut mehr als rechtfertigt.<br />

Sobald Ryanne van Dorst und DOOL die Bühne Normalerweise hätten AND SO I WATCH YOU<br />

entern, ist High-Energy-Rock erster Güte angesagt, FROM AFAR den Ball locker aufnehmen können.<br />

der in seiner intensiven Darbietung momentan Dass sie das nicht ganz taten, hat zwei Gründe:<br />

allein auf weiter Flur steht. Selbst Gitarrist Reinier Erstens ist der verkopfte Math-Post-Core der<br />

Vermeulen, der die Band bald verlassen wird, Nordiren einfach zu selbstverliebt-frickelig und<br />

Als „Black Night Special“ dürfen noch die österreichischen<br />

www.facebook.com/gloomaar<br />

gibt nochmal 150 Prozent. Man weiß ja nicht, zweitens (das ist halt einfach nur Pech…) wollte<br />

Post-Black-Hopefuls HARAKIRI FOR<br />

was konkret die Magie von DOOL ausmacht, der Amp von Gitarrist Rory nicht so richtig und<br />

THE SKY ran. Den Schwarzmetall-Shirts nach Mike<br />

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