Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>STARK</strong>!<strong>STROM</strong>-REISEN<br />
NEW YEARS EVE WITH RAMMSTEIN<br />
31.12.2018 - Playa las Glorias - Puerto Vallarta, Mexiko<br />
<strong>STARK</strong>!<strong>STROM</strong>-REISEN<br />
All Photos © Mike Seidinger<br />
Hier scheint die Sonne!<br />
Silvester mit RAMMSTEIN in Mexiko?<br />
Am 31.12. mit einer kühlen Cerveza bei 25 Grad (plus!) am Strand sitzen und rockigen Klängen lauschen?<br />
Was für Mitteleuropäer<br />
im ersten Moment<br />
etwas abstrakt klingt,<br />
wird für mich hier nach<br />
wenigen Augenblicken<br />
wohlige Realität. Die<br />
Sause beginnt schon<br />
um 16 Uhr mit den einheimischen<br />
Coverbands<br />
COLECTIVO SUICIDO, ROXY<br />
BAND, THE UNDERDOGS und<br />
PRESSIVE, die allesamt geile Performances<br />
bieten und die Leute<br />
vor einer kleinen Bühne mitten am<br />
Strand mit bekannten Hits von KORN bis TOOL<br />
zum Köpfebeuteln und zu Hüpforgien am rauschenden<br />
Pazifik aufgeilen.<br />
Nebenan am Konzertgelände herrscht - wider<br />
Erwarten - deutsche Gründlichkeit: Saubere, effektive<br />
(und vor allem genug) Toiletten, eine billige<br />
und leckere Fressecke, ein wenig Tand und Klimbim<br />
(nur das offizielle Merch schaffte es nicht<br />
durch den Zoll, dafür haben sich die etwa 15 inoffiziellen<br />
Leiberl-Standln<br />
vor dem Eingang mit<br />
Plagiaten krumm verdient),<br />
die riesige Bühne<br />
genau vor einem der<br />
besten Hotels der Stadt<br />
platziert, gegenüber die<br />
Industrial-haften Ruinen<br />
eines bislang nicht fertiggestellten<br />
Hotelkomplexes,<br />
in symbolisches Rot getaucht,<br />
als passende apokalyptische<br />
Kulisse.<br />
Das bargeldlose Bezahlsystem funktioniert reibungslos,<br />
man muss sich nirgends lange anstellen,<br />
und das Gelände bietet trotz Ausverkauf noch<br />
genug Platz für Bewegungen und Begegnungen.<br />
Die Opener 3TEETH aus L.A. waren sogar mir bislang<br />
unbekannt, können aber mit ihrem Elektro<br />
Rock im Spannungsfeld von MARILYN MANSON,<br />
KORN und ROB ZOMBIE vollends überzeugen - die<br />
Mexikaner stehen ja scheinbar auf so Sachen<br />
mit striktem Beat.<br />
Pünktlichst um 22:25 entern dann die Meister<br />
aus Deutschland mit „Ramm4“ und viel Kawumm<br />
das feuerspuckende Bühnenmonster. RAMM-<br />
STEIN kommen, sehen und siegen mit einer<br />
Mörder-Setlist, in der sogar „Mein Teil“ inklusive<br />
Riesenkochtopf seit langem mal wieder zum Zug<br />
kommt. Die Bühnenshow ist gewohnt feurig,<br />
rauchig und konfettig, ohne größere Überraschungen.<br />
Kurz vor dem Jahreswechsel spielt<br />
man noch „Sonne“, „Amerika“ (irgendwie ironisch,<br />
wenn die zahlreich erschienenen Amis den doch<br />
recht US-kritischen Text inbrünstig mitplärren!)<br />
und „Stripped“, das exakt 15 Sekunden vor<br />
Mitternacht endet und einem opulenten, von<br />
Lindemann eingezählten Feuerwerk Platz macht.<br />
Im neuen Jahr gleich noch die Zugabe „Te Quiero<br />
Puta!“, dann verabschiedet man sich gewohnt<br />
kommentarlos und lässt standesgemäß eine<br />
Mariachi-Band aufmarschieren, die auch sofort<br />
Partystimmung macht. Den anschließenden DJ-<br />
Set von Joe Letz hätte man sich aber schenken und<br />
stattdessen lieber die angekündigte „80s Party“<br />
am Strand machen können, die irgendwie nicht<br />
so wirklich stattfand. Egal, wir haben Cerveza<br />
und 23 Grad, das Meer rauscht, die Stimmung<br />
ist super, und ungewollte Zwischenfälle rar. Also<br />
wozu aufregen?<br />
Ungläubig steht man dann da, um ein Uhr morgens,<br />
der Kopf surrt. Ist das jetzt alles wirklich<br />
passiert? Waren da jetzt in diesem VIP-Bereich<br />
wirklich mehr Leute pro Quadratmeter als am<br />
regulären Gelände? Warum geht das hier ohne<br />
unnötiges Rumböllern - und bei uns nicht?<br />
Und warum liegt hier eigentlich Sand rum?<br />
RAMMSTEIN machten hier heute zwar exakt<br />
das, was sie überall sonst auch machen, nämlich<br />
präzise und punktgenau ihre Hits abfeuern, ohne<br />
Kommentare (bis auf den Countdown, ein „Happy<br />
New Year“ und ein paar „Gracias“ am Schluss bleibt<br />
Lindemann stumm) und ohne unerwarteten<br />
Firlefanz. Aber das besondere Setting an diesem<br />
besonderen Abend macht diesen Gig wohl doch<br />
zu einem „Once-In-Your-Lifetime-Event“.<br />
Feliz ano nuevo,<br />
euer Senor Miguel<br />
44 45