Dehner Agrar Handbuch 2019
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Grünland<br />
NACHSAAT ODER NEUANLAGE?<br />
Ausschlaggebend für die Entscheidung, ob<br />
Nachsaat oder Neuanlage, ist und bleibt der<br />
Ausgangsbestand der Wiese oder Weide. Hier<br />
lohnt es sich, die Bestandsbildner zu bestimmen<br />
und den Anteil von „minderwertigen<br />
Arten“ richtig einzuschätzen. Zu minderwertigen<br />
Arten zählen vor allem Ampfer, Löwenzahn<br />
und die Gemeine Rispe (Poa trivialis). Die<br />
Ausbreitung von Kreuzkrautarten hat sich in<br />
den letzten Jahren in weiten Gebieten gezeigt.<br />
Ist der Ausgangsbestand stark, d. h. 30 - 50 %,<br />
von Ampfer und Co. durchseucht und sind<br />
noch wertvolle Futtergräser als Bestandsbildner<br />
in nennenswertem Umfang vorhanden<br />
(Dt. Weidelgras, Lieschgras, Wiesenschwingel,<br />
Wiesenrispe), raten wir zur selektiven Krautregulierung<br />
mit anschließender Nachsaat.<br />
Wird nach erfolgter Bestandsermittlung ein<br />
massiver Besatz mit Gemeiner Rispe (> 30 - 50 %)<br />
ermittelt, sollte ein neuer Bestandsaufbau mittels<br />
Neuanlage in Betracht gezogen werden.<br />
Diese kostenintensive Maßnahme bedarf<br />
jedoch intensiver Planung und Beratung.<br />
Der optimale Termin für eine Neuanlage ist der<br />
Spätsommer, d. h. August/September.<br />
Das Abtöten des Altbestandes erfolgt ca. 14<br />
Tage nach dem Abernten des zweiten/dritten<br />
Schnittes. Hier können sowohl chemische als<br />
auch mechanische Maßnahmen angewandt<br />
werden. Von einer tiefen Bodenbearbeitung<br />
muss abgeraten werden, da tiefere Bodenschichten<br />
extrem mit Unkrautsamen (Ampfer<br />
usw.) belastet sind. Außerdem weisen tiefere<br />
Schichten eine unzureichende Nährstoffversorgung<br />
auf. Eine Wiese lebt von den obersten<br />
8 - 12 cm des Bodens.<br />
Nun stellt sich die Frage nach geeigneter Technik<br />
und optimaler Mischungsauswahl. Idealerweise<br />
sollten bei einer Neuanlage Komponenten<br />
eingesetzt werden, die einen höheren<br />
Anspruch an die technischen Voraussetzungen<br />
der Saattechnik haben. Hier sind Arten wie<br />
Wiesenrispe, Lieschgras, Wiesenschwingel und<br />
Rohrschwingel zu nennen.<br />
Für eine optimale Etablierung dieser leistungsfähigen<br />
Arten bedarf es außerdem einer guten<br />
Versorgung mit Nährstoffen wie Phosphat,<br />
Kalium u. a. im Boden.<br />
Übersaat<br />
Dieses Nachsaatsystem dient der Erhaltung eines<br />
„fast“ optimalen Grünlandbestandes. Hier<br />
werden zum Lückenschluss mittels Striegel/<br />
Saatgutstreuer vor allem Dt. Weidelgräser übergesät.<br />
Durchsaat<br />
Bei diesem System der Nachsaat können<br />
durch höheren Technikeinsatz (Scheibenrollschardrille<br />
/ Schlitzsaattechnik) auch Arten wie<br />
zum Beispiel Lieschgras und Wiesenschwingel<br />
etabliert werden.