Pack & Log 01/2019
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Pack</strong> & <strong>Log</strong> <strong>01</strong>/19<br />
Bestandstoffe müssen nicht aufwändig voneinander<br />
getrennt werden. Daher sind die<br />
Technologien zum Sortieren und Recyceln<br />
wie z.B. Wirbelstromabscheider vergleichsweise<br />
einfach und günstig. Auch die notwendige<br />
Infrastruktur ist weitgehend vorhanden.<br />
Vergleicht man die Energiebilanz der Herstellung<br />
von Primär- und Sekundäraluminium, so<br />
spart das Recyceln 95 Prozent der Energie.<br />
Transport- und Lagerkosten sind aufgrund der<br />
Dichte des Materials und der Raumeffizienz<br />
der gepressten Dosen ebenfalls niedrig.<br />
Das Schöne an Metallen ist, dass sie permanente<br />
Materialien sind, die sich wieder und<br />
wieder recyceln lassen – nahezu unbegrenzt<br />
und ohne Qualitätsverlust.<br />
Claudia Bierth,<br />
European Sustainability Manager, Ball Beverage <strong>Pack</strong>aging Europe<br />
Foto: Monty Rakusen<br />
Sollten diese Fakten aus Ihrer Sicht politische<br />
Konsequenzen haben?<br />
Niedrigere Recyclingkosten sollten im<br />
Sinne der erweiterten Herstellerhaftung<br />
zu niedrigeren Lizenzgebühren bei der getrennten<br />
haushaltsnahen Sammlung führen<br />
– denn so kann versteckten Umweltkosten<br />
von Produkten Rechnung getragen werden.<br />
Gebührendifferenzen werden wahrscheinlich<br />
noch ausgeprägter, sobald die neuen Abfallund<br />
Verpackungsabfall-Rahmenrichtlinien<br />
der EU in den Mitgliedsstaaten umgesetzt<br />
werden – besonders nach den Vorgaben von<br />
ökologisch gestalteten Lizenzgebühren. Diese<br />
werden Verpackungsmaterialien finanziell<br />
begünstigen, die besser recycelbar sind und<br />
niedrigere Recyclingkosten verursachen.<br />
Die hohe Kreislauffähigkeit von Getränkedosen<br />
bedeutet im Umkehrschluss, dass<br />
hohe Recyclingraten für die Umweltbilanz<br />
der Dose von zentraler Bedeutung sind.<br />
Was tut die Industrie, um hier Fortschritte<br />
zu erzielen?<br />
Unter den Faktoren, die den CO 2<br />
-Fußabdruck<br />
der Dose bestimmen, hat die Recyclingrate<br />
tatsächlich einen hohen Einfluss.<br />
Die gute Nachricht ist: Die Getränkedose<br />
ist bereits Recyclingweltmeister. Sie ist mit<br />
einer Rate von 69 Prozent weltweit die am<br />
häufigsten recycelte Getränkeverpackung.<br />
In Europa liegt die Recyclingquote bei 75<br />
Prozent – in Ländern wie Deutschland oder<br />
Österreich mit 99 beziehungsweise 87 Prozent<br />
auch deutlich darüber. In Ländern mit<br />
vergleichsweise niedrigen Quoten versuchen<br />
wir, mit Regierungen und lokalen Behörden<br />
zusammenzuarbeiten, um die Situation<br />
zu verbessern. Dabei sind Investitionen in<br />
den Ausbau von Sammelinfrastruktur und<br />
moderne Technologien für Sortierung und<br />
Materialrecycling zentral. In Ländern ohne<br />
Pfandsystem klären wir auch Verbraucher<br />
über die Vorteile von Recycling auf und motivieren<br />
sie, Getränkedosen in die richtigen<br />
Sammelbehälter zu werfen. In Österreich<br />
tun wir das im Rahmen der Kampagne „Jede<br />
Dose zählt“. Mit Markenpartnern sind wir auf<br />
Festivals unterwegs, in Wien haben wir ein<br />
Sammelprogramm für Büros gestartet, da dort<br />
sehr viele Getränke aus Dosen konsumiert<br />
werden. Alles in allem gibt es mittlerweile<br />
zwölf solcher Programme in 14 Ländern in<br />
Europa.<br />
Die Getränkedose<br />
ist mit einer Rate<br />
von 69 Prozent<br />
weltweit die<br />
am häufigsten<br />
recycelte Getränkeverpackung.<br />
In<br />
Europa liegt die<br />
Recyclingquote<br />
bei 75 Prozent –<br />
in Ländern wie<br />
Deutschland oder<br />
Österreich mit 99<br />
beziehungsweise<br />
87 Prozent auch<br />
deutlich darüber<br />
Welche anderen Faktoren beeinflussen<br />
den CO 2<br />
-Fußabdruck der Dose und wie<br />
können hier Verbesserungen erzielt werden?<br />
Über die Jahre hinweg haben wir das Gewicht<br />
der Dose kontinuierlich reduziert.<br />
Das Ergebnis ist eine über 30-prozentige<br />
Gewichtsreduzierung bei der 330 ml Standarddose<br />
seit den 80er Jahren. Mittlerweile<br />
ist die Dosenwand dünner als ein menschliches<br />
Haar. Auch in Zukunft werden wir<br />
noch Einsparungen erzielen können – aber<br />
nicht mehr in großen Sprüngen. Wir gestalten<br />
unsere Produktion immer effizienter,<br />
nutzen modernste Maschinen und setzen auf<br />
erneuerbare Energien. Unser neues Werk in<br />
Spanien verbraucht im Schnitt pro Dose rund<br />
15 Prozent weniger Energie. Der Wasserverbrauch<br />
ist bereits heute 22 Prozent geringer.<br />
Und wir wollen den Wasserverbrauch zusätzlich<br />
um bis zu 90 Prozent reduzieren. Bereits<br />
heute nutzt das Werk in Cabanillas zu 100<br />
Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen.<br />
Zum Abschluss noch ein Blick in die Zukunft:<br />
Wo sehen Sie diese Debatte über die<br />
Umweltverträglichkeit von Verpackungen<br />
in zehn Jahren?<br />
Ich wünsche mir eine faire und transparente<br />
Debatte, die die Vielfalt der Getränkebranche<br />
und die Lebensumstände<br />
der Menschen berücksichtigt – Fakten statt<br />
Ideologien. Denn schwarz-weiß Malerei und<br />
Pauschalurteile über vermeintlich ökologisch<br />
vorteilhafte oder weniger vorteilhafte<br />
Verpackungen bringen uns nicht weiter. Es<br />
wird endlich Zeit anzuerkennen, dass eine<br />
echte Kreislauffähigkeit von Verpackungen<br />
bei der Bewältigung vieler drängender Probleme<br />
helfen kann. Metall ist ein permanentes<br />
Material, das in einem geschlossenen<br />
Materialkreislaufsystem immer wieder neu<br />
nutzbar gemacht wird und somit zukünftigen<br />
Generationen zur Verfügung steht.<br />
Vielen Dank für das Gespräch