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Christkatholisch 2019-03

Ausgabe 3/2019

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Beten mit Leib und Seele<br />

Vorbemerkung: Die Klosterkirche<br />

der Dominikaner in Basel – die Predigerkirche<br />

– wird in diesem Jahr<br />

750 Jahre alt. Das soll Anlass sein,<br />

eine Sammlung von Gebetsweisen,<br />

die auf den Gründer des Predigerordens,<br />

den hl. Dominikus (1170-1221)<br />

zurückgehen, nach und nach vorzustellen.<br />

Ein unbekannter Autor des<br />

13. Jahrhunderts hat die Vielfalt des<br />

Betens, die sich bei Dominikus und<br />

seinen Ordensbrüdern fand, in 9 Gebetshaltungen<br />

zusammengefasst.<br />

Die achtsame Wahrnehmung des<br />

Körpers ist bei allen Gebetshaltungen<br />

grundlegend: Der Körper öffnet<br />

der Seele eine Tür zur Ruhe und zum<br />

Sein in der Gegenwart Gottes. Im<br />

Verlauf des Mittelalters wurde die<br />

Sammlung bebildert. Die Miniaturen<br />

einer Handschrift aus dem 15.<br />

Jahrhundert, die sich in der Bibliotheca<br />

Vaticana (Codex Rossianus 3)<br />

befindet, verfügen über eine besondere<br />

Stahlkraft. Hier übernimmt zudem<br />

– entsprechend der Frömmigkeit<br />

der Vorreformationszeit – das<br />

Kreuz eine zentrale Funktion. An<br />

dieser Stelle werden in den kommenden<br />

Ausgaben im Wechsel diese alten<br />

Miniaturen und moderne Federzeichnung,<br />

die der Kunstzeichner<br />

Ernst Kern aus Muttenz im Auftrag<br />

der Kirchgemeinde Basel gefertigt<br />

hat, die Anregungen für geistliche<br />

Impulse sein.<br />

Sich neigen<br />

Nein, I am not the Greatest!<br />

Nein, wahrlich nicht.<br />

Nicht die Grösste. Nicht der Beste.<br />

Ich weiss, wie fragil ich bin und ängstlich.<br />

Angewiesen auf andere.<br />

Auf ihre Liebe und ihre Zärtlichkeit.<br />

Das Stocksteife aufgeben und loslassen.<br />

Die Härte der Selbstbehauptung ablegen.<br />

Ich neige meinen Kopf, meinen Körper,<br />

weil ich weiss, dass die Liebe grösser ist als alles.<br />

Weil die wehrlose Liebe<br />

sich zu mir geneigt hat. Seit ewig.<br />

Das Neigen im Beten verbiegt nicht.<br />

Die Seele wird weich und grazil,<br />

biegsam und fliessend.<br />

Formbar der liebenden Hand Gottes.<br />

Im Neigen schenke ich Achtung.<br />

Im Neigen wächst meine Demut.<br />

Das grosse Geheimnis Gottes,<br />

vor dem ich mich neige, tröstet.<br />

Richtet mich auf. Wohnt in mir.<br />

Das Neigen schenkt Einsicht:<br />

Leben und Sein sind umfangen!<br />

Wer zu neigen sich wagt, schaut tiefer.<br />

Michael Bangert

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