Christkatholisch 2019-03
Ausgabe 3/2019
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<strong>Christkatholisch</strong> 3/<strong>2019</strong><br />
Amt und Lehramt im Wandel<br />
«Den Weg zum geistlichen Amt öffnen»<br />
Im Gespräch mit «<strong>Christkatholisch</strong>» äussert sich Pfarrer Michael Bangert zu seiner Umhabilitierung an<br />
die Theologische Fakultät der Universität Basel und skizziert neue Modelle der Ausbildung von Seelsorgenden<br />
beziehungsweise der Zulassung zum geistlichen Amt.<br />
Pfarrer Michael<br />
Bangert lehrt neu<br />
an der Theologischen<br />
Fakultät der<br />
Universität Basel.<br />
Titelbild:<br />
Rembrandt,<br />
Die Flucht nach<br />
Ägypten, Tours,<br />
Museé des<br />
Beaux-Arts.<br />
CKK: Herr Pfarrer Bangert, Sie sind neu an<br />
der Universität Basel habilitiert. Was hat<br />
Sie bewogen, den Wechsel vom Institut<br />
für <strong>Christkatholisch</strong>e Theologie in Bern an<br />
die Uni Basel zu vollziehen?<br />
Michael Bangert: In den vergangenen<br />
Jahren hat sich mein Forschungsschwerpunkt<br />
zunehmend verlagert,<br />
unter anderem hin zu Studien über<br />
Sebastian Castellio, einem bedeutenden<br />
Theologen innerhalb der reformatorischen<br />
Bewegung in Basel. Castellio<br />
gilt als einer der Begründer der<br />
religiösen Toleranz. In der neugegründeten<br />
«Internationalen Castellio-Gesellschaft»<br />
kann ich als deren<br />
Präsident Akzente setzen. Das ist eine<br />
sehr interessante interdisziplinäre<br />
Arbeit. Zudem ist es möglich, an der<br />
Theologischen Fakultät in Basel nicht<br />
nur Kirchen-, sondern auch Theologiegeschichte<br />
zu lehren. Durch die<br />
räumliche Nähe und meine Vernetzung<br />
in Basel ergeben sich zudem<br />
thematische Synergien. Das hat sich<br />
jetzt im Umfeld des Jubiläums der<br />
Predigerkirche direkt bemerkbar gemacht.<br />
So bin ich sehr froh, dass mir<br />
die Uni Basel die «venia docendi» erteilt<br />
hat.<br />
Das ist ein Motivationsstrang. Gibt es<br />
weitere Gründe?<br />
Bei mir persönlich hat sich in Bezug<br />
auf die Theologische Fakultät in Bern<br />
ein gewisses Fremdheitsgefühl angemeldet.<br />
Ich bin mir nicht mehr sicher,<br />
ob der christkatholische Beitrag zur<br />
theologischen Forschung durchgehend<br />
geschätzt wird und willkommen<br />
ist. Das ist sehr bedauerlich, gerade<br />
weil es eine ausserordentliche<br />
Chance wäre, unter einem Dach die<br />
Traditionen der reformierten und der<br />
katholischen Theologie kreativ zusammenzuführen.<br />
Wir können zudem<br />
seit Langem eine gewisse Verelendungstendenz<br />
in Bezug auf die<br />
<strong>Christkatholisch</strong>e Theologie an der<br />
Universität Bern beobachten. Es ist ja<br />
noch nicht so lange her, da bildete sie<br />
eine eigene Fakultät, dann wurde sie<br />
zum Departement abgestuft, um nun<br />
noch als ein Institut geführt zu werden.<br />
Mir scheint, dass in Bern die historische<br />
Herausforderung, eine katholische<br />
Fakultät im traditionell<br />
reformierten Kanton Bern zu erhalten,<br />
nur noch wenig Zustimmung findet.<br />
Es scheint, dass die Bedeutung<br />
und die Funktionen des Instituts für<br />
<strong>Christkatholisch</strong>e Theologie innerhalb<br />
der Fakultät nicht mehr durchgängig<br />
Akzeptanz findet.<br />
Gibt es dafür auch innere Gründe?<br />
Man darf hier sicher auch fragen, ob<br />
die <strong>Christkatholisch</strong>e Theologie in<br />
den vergangenen Jahrzehnten ein<br />
ausreichend klares Profil entwickeln<br />
konnte, dass die Existenz einer eigenen<br />
Organisationseinheit an der Universität<br />
rechtfertigen würde. Ein solches<br />
Profil wird heute vorrangig an<br />
wichtigen Publikationen gemessen,<br />
die internationale Aufmerksamkeit<br />
finden. Da ist das Resultat überschaubar.<br />
Neue Fragestellungen – jenseits