„… alleine nicht bewältigbar“ Bgm. Anton Mattle über die Lawinenkatastrophe 1999 in Galtür und die Folgen (dgh) Das Lawinenunglück am 23. Februar 1999 mit 31 Todesopfern in Galtür hat Spuren hinterlassen. Bgm. Anton Mattle erinnert sich und sagt, welche Lehren er aus dem Unglück und den Folgen gezogen hat. RUNDSCHAU: Welches Bild haben Sie vor Augen, wenn heute von der „Lawinenkatastrophe“ die Rede ist? Bgm. Anton Mattle: Es sind drei Bilder die ich seit 1999 in mir trage: vom Schicksal gezeichnete Angehörige, der Lawinenkegel mit den zerstörten Häusern und die unbeschreibliche Hilfsbereitschaft. RS: Präsent bleibt das Unglück durch Bauten wie die Lawinenschutzmauer, in die das Alpinarium integriert ist. Wie präsent ist es im Denken der Galtürer und der Touristen? AM: Bei Menschen die das Unglück vor Ort erlebten, haben sich der 23. Februar und die Monate danach ins Gedächtnis eingebrannt. Menschen, die das Unglück damals www.hak-imst.ac.at [ HAK ] HAS Imst ...heißt Wirtschaftsinformatik gelebte Digitalisierung I T - F u t u r e L A B über die Medien verfolgt haben, erinnern sich. Die „Jungen“ im Dorf das Ereignis nur mehr vom Hörensagen. Da gibt es eine größere Distanz. Vornehmlich mitteleuropäische Gäste fragen nach, Jugendliche weniger als über Vierzigjährige. Gästen aus ferneren Ländern ist unser Schicksalsschlag nicht bekannt. RS: Sie haben bzw. die Gemeinde hat zu den Hinterbliebenen des Lawinenunglücks im Ausland Kontakt gehalten. Wie hat sich dieses Verhältnis im Laufe der zwei Jahrzehnte entwickelt? AM: Einheimische und Gäste haben gemeinsam nach den Verschütteten gesucht. Sowohl bei den Einheimischen als auch bei den Gästen waren Opfer zu beklagen. In diesen Stunden sind Einheimische und Gäste zu einer großen Familie geworden. Der erste Schritt, das auf die Angehörigen Zugehen, war gar nicht so leicht, wusste ja niemand wie diese reagieren. Erste Briefe, erste Treffen, Weihnachtsund Neujahrskarten, viele kleine Schritte, um nicht aufdringlich zu sein. Im Laufe der Zeit sind nette Bekanntschaften und liebe Freundschaften entstanden. Gebet im Gedenken Gottesdienst im Mutterhaus Zams 20 Jahre nach „Galtür“ (dgh) „Auf diesem Weg lade ich alle, die vor 20 Jahren die Lawine von Galtür erlebt, erlitten, begleitet, bekämpft und nie vergessen haben zu einem Gottesdienst und Treffen im Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern am Samstag, dem 23. Februar 2019 um 16 Uhr“ in Zams ein, sagt Martin Riederer OPraem. Er war vor 20 Jahren Krankenhausseelsorger, und ihm ist dieses Treffen mit Erinnerung, Beten und Wiedersehen ein tiefes Bedürfnis. Der Gottesdienst im Mutterhaus will kein „Konkurrenz-Gebet“ zur Abendmesse in Galtür sein, sondern richtet sich besonders an jene, die in den ersten Stunden und Tagen im Krankenhaus Zams und von hier aus das Geschehen begleitet, den Betroffenen geholfen und die Helfer unterstützt haben, und natürlich an diejenigen, die in Zams Hilfe erfahren haben: Die schlimmen Tage von Galtür wurden der Beginn einer engagierten und mittlerweile nicht mehr wegzudenkenden Kooperation von Medizinern, Psychologen, Seelsorgern und Rettungshelfern; unter der Schirmherrschaft des Roten Kreuzes ist nach „Galtür“ auf Initiative des ehemaligen Generalvikars Dr. Klaus Egger mit Professor Dr. Barbara Juen und mit den Zammer Krankenhausseelsorgern Richard Rotter (evangelisch) und Martin Riederer (katholisch) die Oberländer Krisenintervention und Notfallseelsorge entstanden. „Grund genug, innezuhalten – nicht zu vergessen – und um Segen und Beistand zu bitten“, so Martin F. Riederer OPraem, der die Geschehnisse vor zwei Jahrzehnten als „die schwerste Woche meines Lebens“ bezeichnet. RS: Welche Lehren haben Sie aus dem Unglück, aber auch aus den Erlebnissen der darauffolgenden Tage und Wochen gezogen? AM: Schicksalsschläge dieser Größe sind alleine nicht bewältigbar, weder emotionell noch wirtschaftlich. Das Gefühl, mit dem Unglück nicht allein gelassen zu werden, hilft ungemein. Eine intakte, über sich hinauswachsende Dorfgemeinschaft, der Wille, den Schicksalsschlag zu überwinden und klar definierte Ziele waren eine gute Basis für einen Neuanfang. RS: Abgesehen von den massiven Investitionen in die Sicherheit, was wäre heute anders im Leben der Galtürer und in Ihrem Leben, wenn der 23. Februar 1999 ein normaler Wintertag gewesen wäre? AM: Die 1990er-Jahre waren touristisch die besten Jahre der Gemeinde Galtür. Die Lawine vom 23. Februar war wirtschaftlich eine Zäsur. Weniger Gästenächtigungen bedeutete weniger private und öffentliche Investitionen. In Vorbereitung befindliche Projekte konnten nicht umgesetzt werden. Durch die Stigmatisierung von Galtür sind Tage mit starkem Schneefall nach wie vor eine große Herausforderung. Ich persönlich hätte vermutlich weit weniger Sorgen gehabt. Allerdings hat (dgh) 24 Stunden nach dem Lawinenabgang in Galtür, am 24. Februar kurz nach 16 Uhr, ging auch im Ischgler Ortsteil Valzur eine Lawine ab. „Auch ich wurde, wie viele andere Einheimische, zum Sucheinsatz nach Valzur aufgefordert. Treffpunkt war Florianiparkplatz“, erinnert sich der heutige Ischgler Bürgermeister Werner Kurz. Damals starben sieben Menschen unter den Schneemassen – ein Einheimischer, zwei Steirer und vier Deutsche. Die betroffenen Bewohner sind damals alle nach Obervalzur übersiedelt: „Durch die Umsiedlungen der betroffenen Parteien wurde die Sicherheit in diesem Abschnitt schon erhöht. Eine Verbauung in diesem Bereich hätte einen immensen Aufwand benötigt“, sagt Bgm. Kurz. Die Verantwortlichen haben damals rasch reagiert, wie auf der Landeshomepage nachzulesen ist: Bereits am 7. Mai 1999 hat Bgm. Herbert Aloys ein Bebauungskonzept in Innervalzur vorgestellt, am 28. Mai wurde das Flurbereinigungsverfahren eingeleitet. Im Rahmen des „Plans der gemeinsamen Maßnahmen und Anlagen“ wurden die neuen Baugrundstücke Bgm. Toni Mattle: „Gästen aus ferneren Ländern ist unser Schicksalsschlag nicht bekannt.“ RS-Foto: Archiv so manche Begegnung und so manche Freundschaft auch ihre Wurzeln im 23. Februar 1999. RS: Danke. Sieben Todesopfer Das Lawinenunglück von Valzur am 24. Februar 1999 Bgm. Werner Kurz: „Durch die Umsiedlungen der betroffenen Parteien wurde die Sicherheit in diesem Abschnitt schon erhöht. Eine Verbauung in diesem Bereich hätte einen immensen Aufwand benötigt.“ RS-Foto: Archiv erschlossen und die zerstörten Bauflächen rekultiviert. Alle sechs Katastrophengeschädigten konnten am 10. Juni 1999 mit den Baumaßnahmen beginnen und Weihnachten – zehn Monate nach dem Unglück – in ihren neuen Häusern verbringen. RUNDSCHAU Seite 10 20./21. Februar 2019
Stigger Mode Imst Comma Blazer € 129,99 Bluse € 49,99 Sanfte Frühlingstöne Hose € 89,99 Ganz unter dem Motto „play with pastels!“ Zarte Nuancen machen Lust auf Frühling – die neue Mode ist bereits in allen Abteilungen und Markenstores da! Comma Bolero € 69,99 Bluse € 49,99 Jeans € 79,99 frisch - fesch - fantastisch: Die NEUE Frühlingsmode ist da! STIGGER MODE | 6460 Imst | Industriezone 32 | FMZ Imst | T: 05412-62539 | E: info@stigger.com | www.stigger.com Open: Montag - Freitag von 9.00 bis 18.30 Uhr | Samstag von 9.00 bis 17.00 Uhr 20./21. Februar 2019 RUNDSCHAU Seite 11