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GAB März 2019

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4 FRANKFURT<br />

Kolumne<br />

GRAFIK: BLU<br />

ZWISCHEN DEN ZEILEN<br />

Mir schwant Buntes, wenn<br />

ich daran denke, dass sich<br />

in diesem Jahr jene Begebenheiten<br />

von 1969 zum<br />

fünfzigsten Mal jähren, bei<br />

denen sich eine Ansammlung<br />

von Menschen, endlich der<br />

fortwährenden Demütigung,<br />

Ausbeutung, Gewalt und<br />

Ausgrenzung wider -<br />

setzte - bei einer Razzia in<br />

der Spelunke „Stonewall Inn“<br />

in der New Yorker Christopher<br />

Street.<br />

Denn seitdem erinnern wir<br />

uns mit unterschiedlichen<br />

Veranstaltungsformaten in<br />

den Sommermonaten daran,<br />

entweder in Anspielung auf<br />

den Geburtsort der Bewegung<br />

als „Christopher-Street-<br />

Day“ oder auf den damals<br />

auf immer mehr Lippen laut<br />

gewordenen Schlachtruf „Gay<br />

Pride“ und erneuern alljährlich<br />

unsere Forderungen nach<br />

Akzeptanz und Gleichstellung<br />

und nach dem Ende von<br />

Diskriminierung und Ausgrenzung.<br />

Da passt es, dass in diesem<br />

Jahr im <strong>GAB</strong>-Verbreitungsgebiet<br />

gleich an zwei neuen<br />

Orten CSDs stattfinden. Dabei<br />

ist der „CSD Mittelhessen“<br />

zwar ein alter Bekannter, aber<br />

findet er nach langer Pause<br />

in diesem Jahr mal wieder in<br />

Marburg statt. Zuvor war das<br />

Event einige Jahre in Wetzlar<br />

und in Gießen zuhause.<br />

Nagelneu ist dagegen der<br />

Hanauer CSD. Die Idee dazu<br />

gab es jedoch schon seit<br />

dem Jahr 2000. Wie gut sie<br />

aufgenommen wurde, zeigen<br />

der große positive Zuspruch<br />

und die zahlreichen Unterstützungsbekundungen.<br />

Dem<br />

Osten des Rhein-Main Gebietes<br />

schwant also Buntes ...<br />

... weiterlesen auf<br />

www.blu.fm/gab<br />

INTERVIEW<br />

MEIN OUTING WAR<br />

DIE BESTE ENTSCHEIDUNG<br />

Der Wahl-Frankfurter Ermir Blum<br />

hat Ende vergangenen Jahres am<br />

Mr Gay Germany Contest teilgenommen;<br />

obwohl er „nur“ den dritten Platz<br />

belegte, möchte er seine zum Contest<br />

gestartete, sehr persönliche Coming-<br />

Out-Kampagne #pinksheep weiterführen.<br />

Was dahinter steckt hat der<br />

23-jährige im Interview erzählt.<br />

Herzlichen Glückwunsch zum<br />

dritten Platz beim Mr Gay Germany<br />

2018-Contest! Deine Community-<br />

Kampagne #pinksheep beschäftigt<br />

sich mit Coming Out. Dein eigenes<br />

Outing verlief aber gar nicht so glücklich<br />

... Was ist passiert?<br />

Ich habe mit 20 Jahren meine erste große<br />

Liebe kennengelernt, man ist euphorisch<br />

und möchte die Freude auch gerne teilen. In<br />

meinem Freundeskreis ging das gut. Als ich<br />

irgendwann bei meinem Freund übernachtet<br />

hatte, wollte meine Mutter am nächsten<br />

Tag wissen, wo ich war. Ich habe gesagt, ich<br />

sei bei einem Kumpel gewesen, aber meine<br />

Mutter hat mir das nicht geglaubt und weiter<br />

gefragt. Sie meinte, du kannst mir alles<br />

erzählen, ich bin deine Mutter und liebe dich.<br />

Und ich dachte, jetzt kann ich’s ihr sagen,<br />

und habe die berühmten vier Worte ausgesprochen:<br />

Mama, ich bin schwul.<br />

Und dann ist meine Mutter total ausgeflippt,<br />

das glaubt man gar nicht. Sie hat mich<br />

angeschrien, die Halskette, die ich ihr zum<br />

Muttertag geschenkt habe und die sie immer<br />

getragen hat, abgerissen und mir hinterhergeworfen.<br />

Sie hat gesagt: Ich hoffe du stirbst,<br />

das wäre leichter zu verkraften und auch<br />

anderen gegenüber leichter zu erklären als<br />

dass mein Sohn schwul ist.<br />

Das hat mich sehr schockiert und gekränkt …<br />

Ich war dann sehr down, habe meine Sachen<br />

gepackt und bin zu meinem damaligen<br />

Freund gezogen. Meine Familie hat mich<br />

regelrecht gestalkt, Terroranrufe an meiner<br />

Arbeitsstelle gestartet, und das wurde alles<br />

so krass, dass ich mir einen Anwalt nehmen<br />

wollte.<br />

Trotz deiner schlechten Erfahrung mit<br />

deinem Outing bereust du<br />

deinen Schritt nicht?<br />

Nein. Meine Message ist: Nach dem Outing<br />

lebt es sich viel freier, viel glücklicher, viel<br />

entspannter. Erst dann lernt man sich selbst<br />

richtig kennen. Vorher verstellt man sich<br />

vor anderen und meint nur, dass das man<br />

selber sei.<br />

Diese Gefühle hattest du auch?<br />

Ja, das hatte ich. Und jetzt weiß ich, wer ich<br />

wirklich bin und bin sehr dankbar dafür. Und<br />

ich finde es schön, ein pinkes Schaf zu sein.<br />

Und ich möchte anderen auch zeigen, dass es<br />

schön ist, ein pinkes Schaf zu sein! Und man<br />

ist froh, wenn man sieht, wie groß die Herde<br />

pinkfarbener Schafe ist, die sich alle irgendwie<br />

unterstützen, auf die ein oder andere Weise.<br />

Mit der Kampagne möchte ich andere dazu<br />

bringen, ihre Geschichte zu erzählen, egal<br />

ob positiv oder negativ. Man kann schreiben,<br />

oder ein Video machen, egal, Hauptsache<br />

man sagt, ich bin ein<br />

pinkes Schaf!<br />

Da ich wusste, ich habe Leute, die hinter mir<br />

stehen, die mich jederzeit auffangen würden,<br />

dann habe ich’s getan und mich geoutet. Und<br />

das war wirklich die beste Entscheidung!<br />

*Interview: Björn Berndt<br />

Checkt Ermirs Kampagne unter<br />

#pinksheep auf Instagram<br />

Das komplette Interview gibt’s auf<br />

www.blu.fm/gab<br />

FOTO: PRIVAT

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