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GAB März 2019

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FILM<br />

Aber gleichzeitig ist es auch schwer mit anzusehen, wenn eine<br />

tolle und wichtige Geschichte nicht erzählt wird. So wie die von<br />

Garrard, deren Filmrechte auch nach einem Jahr noch nicht<br />

verkauft waren. Also besser ich als niemand, dachte ich mir. Und<br />

warum soll ich meine Leidenschaft für dieses Thema nicht dazu<br />

nutzen, der LGBTIQ*-Community ein engagierter Verbündeter<br />

zu sein?<br />

Haben Sie dann schließlich Maßnahmen getroffen,<br />

damit Ihr Film – um es mal so auszudrücken – schwul<br />

genug ist?<br />

Zum einen hatte ich natürlich das große Glück, die volle Unterstützung<br />

von Garrard Conley zu haben. Ich habe lange Gespräche<br />

geführt mit ihm und, durch seine Vermittlung, auch mit anderen,<br />

die solche Therapien überstanden haben. Garrard hat die meisten<br />

meiner Drehbuchfassungen gelesen, er war oft am Set und auch<br />

später im Schneideraum. Ich habe lange mit ihm darüber gesprochen,<br />

wie wichtig es zum Beispiel ist, bei einem Film wie diesem<br />

dafür zu sorgen, dass vor der Kamera und auch in der Crew nicht<br />

nur Heterosexuelle vertreten sind. Und natürlich habe ich die Organisation<br />

GLAAD (Gay & Lesbian Alliance Against Defamation)<br />

mit ins Boot geholt, die in den USA so etwas wie die oberste Instanz<br />

in Sachen LGBTIQ*-Sichtbarkeit in den Medien ist. Denen<br />

habe ich mein Drehbuch vorab geschickt und finde ohnehin, dass<br />

jede Filmproduktion sich deren Segen holen sollte.<br />

Hatten Sie eigentlich während der Arbeit<br />

an „Der verlorene Sohn“ ein klares<br />

Bild von Ihrem Zielpublikum? Für<br />

wen haben Sie den Film gedreht:<br />

Eltern oder Kinder, Schwule<br />

oder Heteros?<br />

Das Spannende ist ja, dass man<br />

so etwas als Regisseur nie so wirklich<br />

weiß, weil ein Film sich immer<br />

selbst neu erfindet und sein eigenes<br />

Publikum findet. Zum Beispiel<br />

war ich anfangs fest davon überzeugt,<br />

einen Film über diese Konversionstherapie<br />

zu drehen, musste dann aber feststellen,<br />

dass er vor allem vom Thema Familie handelt. Natürlich richtet<br />

sich „Der verlorene Sohn“ auch an junge Männer wie meinen<br />

Protagonisten, die dabei sind, sich selbst zu finden, und lernen<br />

müssen, dass mit ihnen nichts falsch ist, sondern sie ihr eigenes<br />

Leben dürfen. Aber gleichzeitig sollte er nicht zuletzt von Eltern<br />

gesehen werden, denn die entscheiden darüber, ob eine Familie<br />

zusammenbleibt oder nicht. Wer sein Kind verstößt, tut nicht<br />

nur dem Kind, sondern auch sich selbst und der ganzen Familie<br />

etwas an. Das zu vermitteln, war mir eine Herzensangelegenheit.<br />

Eine letzte Frage noch, weil Sie die Wichtigkeit von<br />

queeren Darstellern schon erwähnten: Wie kamen Sie<br />

darauf, den schwulen Popstar Troye Sivan seine erste<br />

große Kino-Nebenrolle spielen zu lassen?<br />

Ehrlich gesagt war das eine Idee meiner Casting-Agentin. Ich<br />

wusste mit Troyes Namen nicht allzu viel anzufangen, nur dass<br />

er irgendwie durch YouTube bekannt geworden war. Sie wusste,<br />

dass er auch schauspielerisches Talent hat, und als ich sein<br />

Bewerbungsvideo sah, war ich begeistert. Und umgehauen von<br />

seiner Schönheit, denn Troye sieht ja wirklich wie ein Engel aus.<br />

Eigentlich hatte ich für die Figur, die er nun spielt, einen Gothic-<br />

Look im Sinn gehabt, aber für Troye habe ich das noch einmal<br />

über den Haufen geworfen. Das Gleiche gilt für seine musikalische<br />

Beteiligung am Film. Eigentlich wollte ich keine moderne<br />

Musik einsetzen, aber als er von sich aus anbot, etwas zum<br />

Soundtrack beizusteuern, konnte ich nicht widerstehen.<br />

*Interview: Jonathan Fink<br />

KINO<br />

Helmut Berger,<br />

meine Mutter und ich<br />

Ein Film, auf den man insgeheim gewartet hat.<br />

Zu lange schon schmunzelt man eher über diesen<br />

großen Mann der Film-, Kunst- und LGBTIQ*-Szene,<br />

der womöglich zu sehr Dandy und Lebemann ist für das<br />

durchschnittsdeutsche Gemüt.<br />

Was junge Leser leider nicht wissen: Helmut Berger ist viel,<br />

viel mehr als eine Lachnummer aus dem RTL-Dunstkreis.<br />

Nicht ohne Grund führen den Schauspieler auch populäre<br />

junge Wilde der Kunstszene wie etwa Thomas Götz von<br />

Aust als eine Inspirationsquelle an. Ein ungewöhnlicher<br />

Mann, dieser Berger! Der Film „Helmut Berger, meine Mutter<br />

und ich“, der am 7. <strong>März</strong> in den Kinos startet, ist ebenfalls<br />

durch und durch ungewöhnlich. Es ist kein Spielfilm, es ist<br />

die Annäherung eines Fans, Bettina Vorndamme, der sich –<br />

begleitet von einer Kamera – zusammen mit der Tochter auf<br />

den Weg macht, sein scheinbar gefallenes Idol kennenzulernen.<br />

Dank Filmemacherin Valesca Peters werden wir Zeuge<br />

einer Annährung zweier Menschen. Intim, kunstvoll und dem<br />

großen Berger, jenem Visconti-Star, gerecht werdend. *rä<br />

www.salzgeber.de<br />

DVD<br />

Alexander<br />

McQueen<br />

Der 1969 geborene britische<br />

Modedesigner war<br />

bis zu seinem Freitod<br />

am 11. Februar 2010<br />

DER Mann hinter Labels<br />

wie Givenchy und dem<br />

Image von Lady Gaga.<br />

Der im April auf DVD<br />

erscheinende Dokumentarfilm<br />

„ALEXAN-<br />

DER MCQUEEN – DER FILM“ von Ian Bonhôte und Peter<br />

Ettedgui ist eine intensive und sensible Würdigung des<br />

Genies. Privates Archivmaterial, Videoaufnahmen seiner<br />

spektakulären Modenschauen und Interviews mit seinen<br />

Weggefährten zeichnen das Bild eines kreativen Punk, der<br />

Mode und Erotik liebte. „My shows are about Sex, Drugs<br />

and Rock ’n’ Roll” – das war sein Motto. Ohnehin war ihm<br />

nichts ferner, als etwas zu verheimlichen. „Ich war mir und<br />

meiner Sexualität immer sicher und habe nichts zu verstecken.<br />

Ich ging direkt vom Schoß meiner Mutter auf eine<br />

Schwulenparade.“ *rä<br />

FOTO: SALZGEBER

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