Kulturfenster Nr. 06|2018 - Dezember 2018
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Poste Italiane SpA – Sped. in a.p.<br />
-70% – NE BOLZANO – 70. Jahrgang<br />
<strong>Nr</strong>. 6 | DEZEMBER | <strong>2018</strong><br />
Zweimonatszeitschrift<br />
KulturFenster<br />
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />
Von der „Volkskultur“ zum KulturFenster<br />
Landessingen in Sterzing – Rückblick<br />
Heimatpflege <strong>2018</strong> – eine Bilanz
• Geleitwort •<br />
• Inhalt •<br />
• Blasmusik<br />
Unser Musikjahr – wie die Natur 3<br />
Verliert europäische Blasmusik ihre Identität? 5<br />
Blasorchesterbewegung braucht Sichtbarkeit<br />
und Einheit 9<br />
Von der „Volksmusik“ zum „<strong>Kulturfenster</strong>“ 10<br />
VSM: zur Jubiläumssitzung ins Passeiertal 12<br />
Fünfte Dirigentenwerkstatt mit Franco Cesarini13<br />
Stabführer: Motivation und Ansporn<br />
für die Zukunft 14<br />
Musikbezirke Sterzing und<br />
Wipptal/Stubai: Freundschaftstreffen 16<br />
Musikanten drücken Schulbank 17<br />
VSM zu Gast bei Österreichs<br />
Bundespräsidenten18<br />
Ausgezeichnete Leistungen bei<br />
„Musik in kleinen Gruppen“ 19<br />
„Der Binsenmichel“ von Paul Kühnstedt 20<br />
Musikpanorama22<br />
Viel Freude auf ein Neues<br />
Pepi Fauster, der Verbandsobmann des<br />
VSM, blickt zurück auf das zu Ende gehende<br />
Jahr und fragt, was aus <strong>2018</strong> geblieben<br />
sei: in Musik und musikalischem<br />
Tun, bei Kameradschaft und Zusammengehörigkeit,<br />
bei den Botschaften nach außen,<br />
im Hinblick auf die Reaktionen der<br />
Adressaten? Er ist überzeugt, dass es für<br />
viele ein erfolgreiches Jahr war. Mit dem<br />
Dank an alle wünscht er „viel Freude auf<br />
ein Neues“. Sigisbert Mutschlechner, Verbandskapellmeister,<br />
Verbandsjugendleiter<br />
Meinhard Windisch und Verbandsstabführer<br />
Klaus Fischnaller empfehlen, den Blick<br />
über den Tag hinaus in die weitere Zukunft<br />
zu richten und rechtzeitig zu planen.<br />
• Chorwesen<br />
Wichtige Termine 2019 28<br />
200 Jahre<br />
„Stille Nacht, Heilige Nacht“29<br />
Ein fotografischer Rückblick auf das<br />
19. Landessingen in Sterzing 32<br />
Landessingen in Sterzing-<br />
Uraufführung der Festmesse<br />
von Erich Feichter 36<br />
Landessingen in Sterzing –<br />
Festkonzert mit fünf Chören 38<br />
„Stabat Mater“ von Schubert –<br />
Aufführungen in Brixen und Sterzing39<br />
Musiktheater „We have a dream“ 40<br />
SK Runkelstein und KC Schalders<br />
Festliches Weihnachtsoratorium 41<br />
Glurnser Stadtlsingen mit<br />
Festgottesdienst und Konzerten 42<br />
Männerchor BrummNet überzeugt<br />
Jury und Publikum in Venedig 43<br />
Klaus Bragagna, langjähriger Geschäftsführer<br />
des VSM, zeichnet in einer Dokumentation<br />
70 Jahre Geschichte „unserer<br />
Zeitschrift“ nach. Nach der Gründung des<br />
VSM am 28. August 1948 hatte die Gründung<br />
einer eigenen Zeitschrift vorderste Priorität.<br />
Darin sollten die Anliegen und Zielsetzungen<br />
und auch die Berichte über das<br />
musikalische Leben im Lande ihren Niederschlag<br />
finden. Von der „Volksmusik“, so der<br />
Titel der Zeitschrift in den ersten Jahren,<br />
zur „Tiroler Volkskultur“ bis hin zum heutigen<br />
Titel „KulturFenster“ (seit April 2008)<br />
mit durchgängigem Farbdruck und zeitgemäßer<br />
Aufmachung war es ein langer Weg,<br />
so Bragagna.<br />
Der Südtiroler Chorverband geht auf Spurensuche<br />
des wohl weltberühmtesten Weihnachtsliedes<br />
„Stille Nacht, Heilige Nacht“.<br />
Der festliche Anlass dazu ist das 200-Jahr-<br />
Jubiläum. Warum ist das Lied so erfolgreich?<br />
Es ist im besten Sinne volkstümlich.<br />
„Es ist ein zeitloses Lied des Friedens voll<br />
klingender Spiritualität, das alle Grenzen<br />
überwindet.“<br />
Claudia Plaikner, Obfrau des Heimatpflegeverbandes,<br />
blickt auf das Jahr <strong>2018</strong> zurück<br />
und unterstreicht, dass der Verband<br />
<strong>2018</strong> kraftvolle Zeichen gesetzt habe, die<br />
von der Gegenwart weit in die Zukunft unseres<br />
Landes weisen.<br />
<br />
Alfons Gruber<br />
• Heimatpflege<br />
Landesobfrau Claudia Plaikner hält<br />
Rückblick auf <strong>2018</strong> 44<br />
Wechsel im Vorstand 47<br />
Ortsbegehung in Unser Frau<br />
in Schnals 48<br />
Der Kirchturm der<br />
St.-Agatha-Kirche in Lana 50<br />
Im Gedenken an Beate Niederstätter 51<br />
Landeskathreintanz im<br />
Kursaal von Meran 52<br />
Mundartdichtung und<br />
Volkslied im Frauenmuseum Meran 53<br />
Ruhepausen für das Auge<br />
(Kalender im Gedenken an<br />
Reinhold Stecher) 54<br />
2<br />
KulturFenster
Vorweg<br />
Blasmusik<br />
Unser Musikjahr – wie die Natur<br />
Verbandsobmann<br />
Pepi Fauster<br />
Für viele unserer<br />
Mitgliedskapellen<br />
geht das Musikjahr<br />
mit dem<br />
Jahresausklang<br />
zu Ende. Ein Moment,<br />
inne zu<br />
halten und zurückzuschauen, bevor<br />
es schon wieder weiter geht.<br />
Mir kommt dazu ein Zitat des berühmten<br />
Dirigenten Daniel Barenboim<br />
in den Sinn, der einmal sagte: „Was<br />
ist Musik? Und wie stellt sie sich dar?<br />
Sie tut es sehr einfach: durch Klang.<br />
Musik ist – wie es Busoni sagte – eigentlich<br />
‚nur Luft‘. Doch Musik drückt<br />
nicht nur zwischenmenschliche Gefühle<br />
aus, sondern ist selbst eine<br />
menschliche Schöpfung, die darauf<br />
ausgerichtet ist, die Natur in ihrem<br />
tiefsten Sinne nachzuahmen. In dieser<br />
Hinsicht ähnelt sie dem Leben eines<br />
Menschen…“.<br />
Wir sind in dieses göttliche Gesetz der<br />
Natur eingebettet und versuch(t)en, auch<br />
unser Musikjahr danach zu gestalten: zunächst<br />
zaghafte Vorbereitungen, dann konkrete<br />
Pläne, darauf ein erstes Aufblühen,<br />
später volle Entfaltung, viele Farben, Bewegung,<br />
starker Ausdruck… bis wir uns<br />
wieder langsam zurücknehmen, besinnen,<br />
ernten, Wichtiges nach Hause bringen<br />
… und rasten. Was ist nun vom letzten<br />
Jahr geblieben? In Sachen Musik und<br />
musikalischem Tun, im Bereich der Kameradschaft<br />
und Zusammengehörigkeit,<br />
in Bezug auf die Botschaften, die<br />
wir nach außen senden wollen, im Hinblick<br />
auf die Reaktionen unserer Adressaten?<br />
War es ein erfolgreiches Jahr? Für<br />
sehr viele von uns sicher! Danke allen,<br />
die dazu beigetragen haben! Und viel<br />
Freude auf ein Neues!<br />
Die Knospen öffnen sich schon wieder<br />
langsam…<br />
Über den Tag hinaus die weitere Zukunft<br />
im Blick<br />
Verbandskapellmeister<br />
Sigisbert Mutschlechner<br />
Am Ende eines Jahres<br />
stehen vielen<br />
Wechsel in unseren<br />
Musikkapellen an.<br />
Eine neue/r Kapellmeister<br />
oder ein/e Obmann/frau sind im<br />
Idealfall schon gefunden oder sie werden<br />
noch verzweifelt gesucht, Musikantinnen<br />
und Musikanten treten aus dem Verein aus<br />
verschiedenen Gründen aus, neue kommen<br />
hoffentlich dazu. Was bedeutet das<br />
für einen Verein?<br />
In den Tag hineinleben sollten wir nicht.<br />
Als Führungskräfte in den Musikkapellen,<br />
ja, ich würde sogar so weit gehen zu sagen,<br />
als jede/r einzelne im Verein sind wir<br />
permanent damit konfrontiert, genügend<br />
Menschen heranzubilden, um einfach nur<br />
spielfähig zu bleiben. Ein ständiges Denken<br />
und Arbeiten zu diesem Thema muss uns<br />
begleiten. Es ist wichtig, den Fortbestand<br />
der einzelnen Register zu garantieren, aber<br />
auch die verschiedenen organisatorischen<br />
Positionen in den Vereinen zu besetzen. Es<br />
liegt an uns, dass wir auf diese Veränderungen<br />
ein Auge haben und uns Gedanken<br />
für die weiteren Jahre machen. Nicht unter<br />
dem Motto „Gestern, heute, morgen“ sondern<br />
mit Weitsicht für mindestens 5 Jahre<br />
voraus. Nur so kann Kontinuität und bestenfalls<br />
Verbesserung gelingen.<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 3
Vorweg<br />
Vorausschauen und rechtzeitig planen<br />
Verbandsjugendleiter<br />
Meinhard Windisch<br />
Bis März 2019<br />
sind es doch<br />
noch einige Monate!<br />
Für uns<br />
ist dieser Monat<br />
deshalb sehr<br />
wichtig, da in diesem<br />
die Einschreibungen in den Musikschulen<br />
stattfinden. Gerade in Bezug auf<br />
die Neueinschreibungen sollte man rechtzeitig<br />
planen. Instrumentenvorstellungen,<br />
Schnupperstunden, hier bieten viele Musikkapelle<br />
tolle Möglichkeiten an, den ersten<br />
Kontakt mit der Blasmusik und deren<br />
Instrumenten herzustellen. Ob man<br />
ein Instrument erlernen möchte, sollte<br />
wohl überlegt sein und dafür braucht<br />
es manchmal auch etwas Zeit. Für uns<br />
heißt dies, rechtzeitig planen und vorausschauen<br />
in der Hoffnung, dass viele Kinder<br />
sich für ein Instrument entscheiden.<br />
Aber auch die Wiederanmeldungen sind<br />
ein wichtiges Thema. Wir müssen uns<br />
ich allen Kapellen, Vorständen, dem VSM-<br />
Büro, sowie allen Musikanteninnen und<br />
Musikanten von ganzem Herzen für die<br />
vielen freiwilligen Stunden danken, welche<br />
das ganze Jahr über für die Musik<br />
geleistet wurden. Ein großes Dankeschön<br />
geht an alle Stabführer, die unser Ausbilrechtzeitig<br />
informieren, ob es Musikschüler<br />
gibt, die die Musikschule abbrechen.<br />
Oft brauchen Unentschlossene auch hier<br />
unsere Unterstützung.<br />
So betrachtet, ist die Zeit rund um<br />
die Einschreibungen eine sehr wichtige,<br />
in der wir doch sehr viel bewegen<br />
können.<br />
Verbandsstabführer<br />
Klaus Fischnaller<br />
Das Jahr <strong>2018</strong><br />
neigt sich nun<br />
langsam dem<br />
Ende zu. Rückblickend<br />
möchte<br />
Ein rückblickender Dank<br />
mit vorausschauender Bitte<br />
dungsangebot mit sehr großem Interesse<br />
angenommen haben – Vergelt’s Gott!<br />
Jedoch muss ich als Landesstabführer<br />
auch einige Gedanken aussprechen. Die<br />
heurigen Marschmusikbewertungen in<br />
Sterzing und Meran konnten wegen zu<br />
geringer Teilnehmerzahl nicht durchgeführt<br />
werden. Scheuen unsere Kapellen<br />
generell die Bewertung, sind sie sonst<br />
schon mit Auftritten und Konzerten zu<br />
viel ausgebucht, oder hat man einfach<br />
„keine Lust“?<br />
Doch in vielen Gesprächen landauf,<br />
landab versichern mir die Musikanten<br />
immer wieder, dass dafür mehr Zeit investiert<br />
werden sollte, und dass sie Marschmusikproben<br />
schon wünschen.<br />
In diesem Sinne ersuche ich euch schon<br />
heute, die kommenden Ausbildungsangebote<br />
im VSM anzunehmen und diese<br />
auch rege zu besuchen. Am 3. August<br />
findet in Latsch eine Marschmusikbewertung<br />
des Bezirkes Vinschgau statt.<br />
Nehmt diese Herausforderung an und<br />
plant auch einige Marschierproben in<br />
euer Tätigkeitsjahr 2019 fest ein.<br />
Wünsche allen eine besinnliche Weihnachtszeit<br />
und weiterhin viel Freude mit<br />
der Musik.<br />
4<br />
KulturFenster
Das Thema<br />
Blasmusik<br />
Verliert die europäische<br />
Blasmusik ihre Identität?<br />
Auszüge aus einem Vortrag von Prof. Alex Schillings, veröffentlicht in der<br />
BDB Fach- und Verbandszeitschrift blasmusik (Ausgabe 09/2017)<br />
Jedes Land hat seine eigene „musikalische DNA“; diese sollte man bei den Konzerten heraushören, meint Prof. Alex Schillings.<br />
Die zunehmende Anzahl von Kompositionen<br />
mit standardisierter Besetzung sowie die unsachgemäße<br />
Orchestrierung der Saxhörner<br />
und des Klarinettenregisters sorgen dafür,<br />
dass die Identität von Orchestern zunehmend<br />
verloren geht. Das, was die individuelle<br />
musikalische Identität eines Landes<br />
auszeichnet, wird, wie Prof. Alex Schillings<br />
bei der WASBE-Konferenz in Utrecht ausführte,<br />
nivelliert und zu Gunsten eines Einheitsklangs<br />
geopfert.<br />
Der Blasmusikmarkt wird heute mit<br />
Kompositionen, Arrangements und Transkriptionen<br />
von zweifelhafter und schlechter<br />
Qualität überflutet. Zweifelhaft in Form,<br />
Struktur, musikalischem Inhalt und Orchestrierung.<br />
Nachfolgender Vortrag bezieht<br />
sich hauptsächlich auf die verschiedenen<br />
Klangfarben in den Primärregistern der<br />
Blasorchester, dem Klarinetten- und dem<br />
Saxhornregister.<br />
Globalisierung und<br />
Standardisierung<br />
Globalisierung und Standardisierung der<br />
Blasorchester sind parallele Entwicklungen.<br />
Die Standardisierung der Instrumentation<br />
beschleunigt den Identitätsverlust. Kompositionen<br />
aus verschiedenen Ländern klingen<br />
mehr und mehr gleich und verlieren<br />
ihre typischen Klangfarben. Das Zusammenstellen<br />
ausgewogener Programme wird<br />
so immer schwieriger. Die standardisierte<br />
Partitur bedroht die klangliche Vielfalt der<br />
europäischen Blasorchester. Jedes Stück<br />
kann von jedem Blasorchester in jedem<br />
Land gespielt werden. Das ist ein rein kommerzieller<br />
Gedanke. Der Verlust der Identität<br />
scheint den Komponisten wenig oder<br />
gar keine Sorge zu bereiten. Vor allem die<br />
produktiven Komponisten interessieren sich<br />
offensichtlich nicht für dieses Problem. Sie<br />
wollen natürlich, dass ihre Kompositionen<br />
gespielt werden, wogegen es bei einer guten<br />
Komposition auch nichts einzuwenden<br />
gibt. Die Entwicklung der Orchester wird<br />
jedoch stark vom standardisierten Repertoire<br />
angetrieben. Das hat zur Folge, dass<br />
bestimmte Instrumente nicht mehr unterrichtet<br />
werden, weil sie nicht mehr in den<br />
Partituren erscheinen. Zum Beispiel ein<br />
oder mehrere Flügelhörner oder mehrere<br />
Tenorhörner/Baritone im Blasorchester.<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 5
Das Thema<br />
Dem Klarinettenregister in Kombination mit den anderen Holzbläsern widmet Prof<br />
Schillings in seinen Ausführungen besondere Aufmerksamkeit.<br />
Europa<br />
Europa produzierte und produziert immer<br />
noch Werke für Blasorchester mit unterschiedlichen<br />
Identitäten. Jedes Land hat<br />
seine eigene „DNA“:<br />
• Die spanische Blasmusik mit ihren<br />
charakteristischen milden Klangfarben,<br />
der Klangfülle im Klarinettenregister<br />
und dem weichen und milden<br />
Baritonregister;<br />
• die englische Blasmusik mit einem engeren<br />
Klang, perfekt in der Lage, mit<br />
transparenten Holzbläsern und einem<br />
buntem Blechklang;<br />
• die französische Blasmusik mit ihrer enormen<br />
Farbigkeit im Holzregister, einer<br />
Vielfalt in den hohen Registern sowie<br />
einem vielseitigen Register aus Blechbläsern,<br />
das oft mit den Saxophonen<br />
erweitert wird. Saxophone, die manchmal<br />
als komplettes Register fungieren,<br />
manchmal aber auch dem Klarinettenregister<br />
Klang und Vibrato hinzufügen<br />
oder eine Verbindung zu den Saxhörnern<br />
herstellen.<br />
Das komplette<br />
Klarinettenregister<br />
Mit der Verbreitung US-amerikanischer Blasorchesterliteratur,<br />
vor allem solcher, die für<br />
High School Bands geschrieben wurde, änderte<br />
sich die Rolle des Klarinettenregisters.<br />
Viele Komponisten benutzen diese Art von<br />
methodischem Schreiben und setzen das<br />
Blasorchester in einen falschen Kontext. Die<br />
musikalische Ausbildung an den Schulen<br />
unterscheidet sich sehr von der Tradition<br />
der Entwicklung eines europäischen Blasorchesters.<br />
Diese Tradition hat viele hervorragende<br />
Orchester hervorgebracht, die<br />
auf einem europäischen Klang basieren.<br />
Die Rolle des Klarinettenregisters wechselt<br />
also von einer Hauptfarbe zu einer Nebenfarbe<br />
– nämlich zu einem Register, das<br />
im mittleren Bereich des Orchesters agiert,<br />
oder sogar zum Chalumeau-Register zusammen<br />
mit dem Tenorregister, das selbst aus<br />
vier bis sechs Grundfarben besteht. Das<br />
steht im Gegensatz zu der französischen<br />
Orchestrierung, in der das Klarinettenregister<br />
die Hauptfarbe des Blasorchesters<br />
ist. Diese falsche Verwendung des Klarinettenregisters<br />
wirkt sich negativ auf den<br />
kompletten Klang des Orchesters aus. Man<br />
kann das am besten mit der Form einer<br />
Zwiebel vergleichen: Zu viele Instrumente<br />
spielen im selben mittleren Register. Dies<br />
führt zu einem undefinierbaren Klang des<br />
Orchesters.<br />
Klarinetten, die in ihrer schwächsten Lage<br />
spielen, müssen mit den Alt- und Tenorsaxophonen<br />
und den Trompeten, die in ihrer<br />
Ideallage spielen, konkurrieren. Dies führt<br />
zu einem instabilen und intransparenten<br />
Klang, der nicht der Identität eines Blasorchesters<br />
entspricht.<br />
Eine gute Komposition verwendet eine<br />
strukturierte und ausgewogene Orchestrierung<br />
mit perfekten Proportionen, idealen Lagen,<br />
größtmöglicher Transparenz mit Rücksicht<br />
auf das Klarinettenregister, so dass sich<br />
die Klarinetten eigenständig profilieren können.<br />
Warum sind die Klarinetten in so vielen<br />
Kompositionen in der für sie schlechtesten<br />
Lage notiert? Warum schreiben die Komponisten<br />
vorsätzlich die zweite und dritte Klarinettenstimme<br />
zu tief und schaffen so viele<br />
Probleme im Klang und in der Intonation?<br />
Die daraus entstehenden Probleme werden<br />
durch den übermäßigen Einsatz von Saxophonen,<br />
Trompeten oder Kornetten zugedeckt.<br />
Aber auch die Funktion der Flöten<br />
ändert sich radikal. Oft sind die Flötenstimmen<br />
zu tief geschrieben oder so aufgeteilt,<br />
dass die zweite Flöte eigenständig den Diskant<br />
des Orchesters füllen muss.<br />
Die Mischung aus Klarinetten und Flöten,<br />
eine milde Farbe im Holzbläserregister,<br />
ist in Gefahr. Ebenfalls die Flöten in<br />
der Spitze des Orchesters sowie die Tenorund<br />
Baritonsaxophone in der Mitte des Orchesters.<br />
Das Tenorsaxophon hat seine unabhängige<br />
Rolle verloren. Manchmal spielt<br />
es mit den Holzbläsern, ein anderes Mal mit<br />
den Hörnern, Baritonen, Euphonien oder<br />
es färbt den Klang der Posaunen. Das Baritonsaxophon<br />
ist ein Baritoninstrument,<br />
wird aber in vielen Instrumentierungen in<br />
eine falsche Rolle gezwängt. Dadurch zerstört<br />
es den tiefen Holzbläserklang des Orchesters.<br />
In der Regel endet der Aufbau einer<br />
ausgewogenen Instrumentierung eines<br />
Tuttiklangs beim zweiten Alt-Saxophon. Die<br />
tiefen Saxophone füllen das Blech und erfüllen<br />
somit nicht die Rolle, für die sie erfunden<br />
wurden, nämlich als Fundament<br />
der Einzelblattinstrumente, als komplettes<br />
Register oder in einer Kombination mit den<br />
Saxhörnern. In einer guten französischen<br />
Partitur erkennt man, dass die Holzbläser<br />
in ihren idealen Klangregistern frei klingen<br />
können. Das Holzregister sollte wie ein Pyramide<br />
aufgebaut sein: eine Mischung aus<br />
tiefen Holzbläsern über die Saxophone und<br />
Klarinetten bis hin zum kompletten Diskant<br />
des Orchesters. Diese Orchestrierung sollte<br />
in der europäischen Literatur mit Hilfe französischer<br />
Orchestrierungen häufiger Verwendung<br />
finden.<br />
Viele Länder haben eine ähnliche Tradition<br />
in der Orchestrierung: Belgien und die<br />
Niederlande, England/UK, Deutschland, Österreich,<br />
Schweiz, Spanien und Italien. Sie<br />
verlassen aber mehr und mehr diese Art<br />
der Orchestrierung.<br />
Viele englische/britische Top-Kompositionen<br />
der englischen Military Bands, die<br />
über hundert Jahre zurückreichen, sind bei<br />
Musikern und Dirigenten sehr beliebt. Warum?<br />
Weil sie klar und durchsichtig instrumentiert<br />
sind. Verändert man eine einzige<br />
Note in Ralph Vaughan Williams „English<br />
6<br />
KulturFenster
Blasmusik<br />
Folk Song Suite“, verändert man den kompletten<br />
Klang der Komposition. Das gilt auch<br />
für Adam Gorbs „Yiddish Dances“. Viele<br />
Takte in diesem Stück sind leer. Transparenz,<br />
sinnvolle Verwendung von Registern,<br />
ausgewogene Tutti etc. erzeugen ein farbenreiches<br />
Gemälde. Das ist Handwerkskunst,<br />
die vielen Komponisten fehlt.<br />
Aber warum sind wir nicht kritisch genug?<br />
Weshalb akzeptieren wir schlechte Instrumentierungen,<br />
indem wir sie trotzdem<br />
spielen? Hatte Gustav Mahler nicht recht,<br />
als er sagte: „Schlechte Noten machen<br />
schlechte Orchester“? Viele Dirigenten sind<br />
in den Proben damit beschäftigt, ein Stück<br />
auszubalancieren. Natürlich kann man sagen:<br />
Das liegt an der Qualität des Orchesters<br />
oder seiner Spieler, etc. Eine gute Partitur<br />
lässt allerdings viele Probleme erst gar<br />
nicht entstehen, da sie gut orchestriert ist.<br />
Bei der Auswahl von Partituren beeinflussen<br />
die Dirigenten die Entwicklung des Orchesters,<br />
die Freude am Musizieren und<br />
das Erleben der Musik als Kunst. Ausgewogene<br />
und gut instrumentierte Partituren<br />
werden die Klangqualität des Orchesters sofort<br />
verbessern, außerdem fördern sie die<br />
Entwicklung der Musiker. Es gibt gute Literatur<br />
und ausgezeichnete Komponisten.<br />
Wenn man sich mit der Thematik beschäftigt,<br />
wird man auch fündig.<br />
Große Sorge bereitet mir das amateurhafte<br />
Komponieren. Die Verwendung eines<br />
Notationsprogramms ist kein Freibrief für<br />
eine gute Komposition! Man kann einen<br />
Komponisten nicht dafür verantwortlich machen,<br />
wenn ein Dirigent den Unterschied<br />
zwischen einer guten und einer schlechten<br />
Partitur nicht erkennt. Vielleicht fehlt<br />
es ihm an Wissen, an Erfahrung oder – im<br />
schlimmsten Fall – sogar an beidem, wenn<br />
er ein Konzertprogramm zusammenstellt.<br />
Letztendlich liegt aber ein Großteil der Verantwortung<br />
bei den Dirigenten. Sie allein<br />
können den Trend der schlecht klingenden<br />
Orchester stoppen.<br />
Der Weg beginnt mit der<br />
richtigen Partitur<br />
Gute Partituren sind für alle von Vorteil:<br />
für Musiker, Dirigent, Orchester, Publikum,<br />
Komponist und Verleger. Alle möchten gute<br />
Musik produzieren und hören! Es muss nicht<br />
jeder Spieler im Orchester in der Lage sein,<br />
eine gute Partitur von einer schlechten zu<br />
unterscheiden, aber jeder kann gute Noten<br />
Prof. Schillings rät „den Dirigenten dringend, ein gutes Programm ausschließlich über<br />
den kompositorischen Inhalt der einzelnen Werke zu erstellen“.<br />
mit Spielfreude erlebbar machen. Für dieses<br />
Gefühl ist der Dirigent verantwortlich,<br />
indem er gute Literatur auswählt.<br />
Ein guter Dirigent analysiert die Bedeutung<br />
der Partitur durch die Augen des Komponisten.<br />
Er will von den künstlerischen<br />
Wünschen des Komponisten geleitet werden,<br />
um Farben und Klangmischungen<br />
zu verwirklichen. Gute Komponisten führen<br />
den Dirigenten durch die Partitur, um<br />
ein für sie authentisches Werk zu verwirklichen.<br />
Die Dirigenten haben darüber hinaus<br />
noch genügend Freiheit, ihren eigenen<br />
Orchesterklang zu gestalten.<br />
Die wichtigste Verbindung zwischen der<br />
europäischen und amerikanischen Blasorchesterszene<br />
ist eine Anzahl von amerikanischen<br />
Komponisten, die in europäischer<br />
oder gar französischer Weise orchestrieren.<br />
Beispiele sind Alfred Reed, James Barnes,<br />
John Barnes Chance, Don Gilles, Vincent<br />
Persichetti, Paul Creston, Owen Reed, Morton<br />
Gould, John Mackay und David Maslanka.<br />
Ihre Kompositionen haben ihren eigenen<br />
Charakter und ihre eigene Seele, immer<br />
mit Achtung vor der Vielseitigkeit der Blasorchester<br />
und vor allem mit Respekt für<br />
das Klarinettenregister. Diese Komponisten,<br />
viele mit europäischen Wurzeln, haben wenig<br />
Affinität zur Rolle der Saxhörner in europäischen<br />
Orchestern, geben aber dennoch<br />
ihren Kompositionen einen eigenen<br />
Klang. Sie haben ihre eigene „DNA“, und<br />
wir können vorher erwarten, dass sie keine<br />
bestimmten europäischen Techniken der<br />
Orchestrierung anwenden.<br />
Einige führende europäische Kompositionen<br />
setzen die Saxhörner in einer wunderbaren<br />
Weise ein, die ihren Werken eine<br />
ganz besondere Dimension verleihen. Beispielsweise<br />
„Rites“ oder „Roumaniana“<br />
des belgischen Komponisten Jean Absil.<br />
Ohne die Verwendung der Saxhörner würden<br />
diese Partituren ihre Identität verlieren.<br />
Auch wenn manche der Meinung sind,<br />
dass diese Werke heutzutage nicht mit aktuellen<br />
Orchestern aufgeführt werden können<br />
– es sind einerseits besondere Kunstwerke,<br />
andererseits ist es auch eine große<br />
Inspiration und ein Beispiel dafür, wie eine<br />
Partitur klingen kann. Neben „Rites“ und<br />
„Roumaniana“ gibt es aber auch für jede<br />
Leistungsstufe viele weitere Kompositionen<br />
mit vergleichbarer Qualität.<br />
Es ist schade, dass viele der heutigen<br />
Komponisten diese Art von herausragenden<br />
Partituren nicht mehr als Beispiel nehmen.<br />
Möglicherweise denken sie, dass die Standardisierung<br />
der Instrumentierung von den<br />
Dirigenten gewünscht wird und ignorieren<br />
deshalb die traditionelle Handwerkskunst.<br />
Diese Denkweise regt natürlich die<br />
Produktion zweifelhafter Musikstücke und<br />
eine weitere Standardisierung der Partituren<br />
an. Sicherlich können die Stücke von jedem<br />
Blasorchester in jedem Land gespielt<br />
werden, doch nur wenige Dirigenten haben<br />
die Motivation, bessere Noten und Orchestrierungen<br />
für ihre Orchester zu suchen.<br />
Das beeinflusst die Ausbildung in den Orchestern.<br />
Kornette, Flügelhörner, Tenorhörner<br />
und Baritone sind Instrumente, die der<br />
Standardisierung der Partitur zum Opfer fallen.<br />
Globalisierung und Standardisierung<br />
machen es sehr schwer, den Ursprung einer<br />
Komposition zu bestimmen.<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 7
Das Thema<br />
Zwei Komponisten, die in den letzten 120<br />
Jahren eine deutliche Unterschrift des Orchesterklanges<br />
im großen Repertoire gesetzt<br />
haben, sind Serge Lancen und Armando<br />
Blanquer Ponsoda. Ist es nicht bezeichnend,<br />
dass Blanquer in seinem Stück „Entornos“<br />
kein einziges Fortissimo geschrieben<br />
hat? In dieser Komposition entfaltet sich<br />
das Orchester in seiner vollen Pracht, basierend<br />
auf spanischen Melodien mit seinen<br />
typischen Intervallen, Rhythmen, Tanzformen<br />
und schönen Stimmungen. Jeder<br />
Komponist sollte einen Blick auf die von<br />
Blanquer verwendete Orchestrierung werfen.<br />
Die Art, wie er das Klarinettenregister<br />
in Kombination mit den anderen Holzbläsern<br />
einsetzt, ist für jeden Komponisten ein<br />
Muss. Das Klarinettenregister ist nie in einer<br />
festen Kombination fixiert. Jede Note, die<br />
verändert wird, entwertet die Komposition.<br />
Blanquer Ponsoda selbst sagte: „Ich hatte<br />
nie die Absicht, ein Blasorchester mit einem<br />
anderen Orchester zu vergleichen, nur mit<br />
sich selbst. Die Kombinationen von Farben,<br />
Klängen und Möglichkeiten sind unzählig.“<br />
Das Gleiche gilt für den Komponisten<br />
Serge Lancen. Betrachtet man die Symphonie<br />
„Ibérique“ oder die „Manhattan Symphony“,<br />
entfaltet sich eine außergewöhnliche<br />
Welt voller Farben und Klänge. Neuere<br />
Kompositionen wie die „Yiddish Dances“ von<br />
Adam Gorb sind bei Orchestern sehr beliebt.<br />
Warum ist das so? Perfekt gewähltes<br />
thematisches Material, charakteristische<br />
Intervalle und Rhythmen sowie eine brillante<br />
Orchestrierung. Jeder Amateur-Musiker<br />
wird diese Musik als wahre Musik erleben,<br />
die viel Freude bereitet.<br />
Zurück zum Dirigenten. Fehlendes, kritisches<br />
Hinterfragen der Literatur wirkt sich<br />
akut auf die Qualität der Programme aus.<br />
Oft hört man Programme, die wenig Kunst<br />
und Klang von der ersten bis zur letzten<br />
Note widerspiegeln oder mit ständig gleichen<br />
Klangmischungen aufwarten. Konstante<br />
Probleme in der Balance sind eine<br />
akute Wirkung von schlechten Orchestrierungen.<br />
Sogenannte „copy and paste“-Techniken<br />
erzeugen eine Abneigung gegen die<br />
Blasmusik im Allgemeinen.<br />
Programme mit zu vielen Stilen erzeugen<br />
ein weiteres Problem. Abgesehen davon,<br />
dass es unmöglich ist, verantwortungsvoll<br />
innerhalb einer durchschnittlichen Probezeit<br />
solche Programme zu realisieren, werden<br />
die stiltypischen Eigenheiten einzelner<br />
Stücke nicht authentisch präsentiert. Auf<br />
diese Weise entwickelt sich das Orchester<br />
in eine falsche Richtung. Was würden unsere<br />
sinfonischen Dirigenten sagen, wenn<br />
wir uns Ravel so nähern wie an Wagner oder<br />
Bach? Warum sind Aufführungs-Praktiken<br />
für diese Orchester so wichtig? Ein Beispiel:<br />
Ein Sinfonie-Orchester führt folgendes Programm<br />
auf: Die „1. Orchester-Suite“ von<br />
J.S. Bach, dann die „Linzer Symphonie“<br />
von W.A. Mozart und nach der Pause die<br />
„7. Symphonie“ von A. Bruckner. Jeder<br />
Musiker im Orchester muss sich ständig<br />
in die verschiedenen Klangwelten dieser<br />
Meister verwandeln. Die Bogenführung der<br />
Streicher beispielsweise ist bei Bach oder<br />
Bruckner komplett verschieden. Für die<br />
Bläser gibt es ähnliche Überlegungen, Anpassungen<br />
und praktische Anwendungen.<br />
In der Blasmusik bleiben diese Aspekte jedoch<br />
meist unbeachtet, weil die Kompositionen<br />
für die Aufführenden nicht ausreichend<br />
anspruchsvoll sind. Der akute Effekt<br />
ist: eintönige Programme.<br />
Seit Ende der achtziger Jahre verlieren<br />
viele europäische Blasmusikkomponisten<br />
die Motivation, eine Klangwelt zu komponieren,<br />
die ihrer Identität gerecht wird. Die<br />
französische Art der Orchestrierung, geprägt<br />
durch die Aufteilung der hohen Holzbläser<br />
und der Saxhörner, wird kaum noch<br />
genutzt. Zeitgenössische französische Kompositionen<br />
standardisieren sich und auch<br />
sie verlieren immer mehr ihre „DNA“.<br />
Der Zwiebeleffekt<br />
Bei einer Instrumentierung, die optisch<br />
mit der Form einer Zwiebel zu vergleichen<br />
ist, kämpfen zu viele Register um eine gute<br />
Position in der Mitte des Orchesters. Diese<br />
Schreibweise war in der Mitte des 20. Jahrhunderts<br />
den Freiluftkonzerten geschuldet.<br />
Zur Person<br />
Prof. Alex Schillings begann seine Musikerlaufbahn<br />
mit acht Jahren im örtlichen<br />
Blasorchester, besuchte die Musikschule<br />
in Maastricht und studierte<br />
bereits mit fünfzehn Jahren am Konservatorium<br />
in Maastricht Trompete, Allgemeine<br />
Musiklehre sowie Fanfare- und Blasorchesterdirektion.<br />
1983 erhielt er sein Diplom<br />
für Fanfare- und Blasorchesterdirektion bei<br />
Rien Rats und studierte danach bei Lucas<br />
Vis und Anton Kerstjens. Mit diversen Orchestern<br />
erspielte er sich bei Wettbewerben<br />
zahlreiche bedeutende Preise.<br />
1985 gewann Schillings den „Silbernen<br />
Dirigierstab“ beim Internationalen Dirigentenwettbewerb<br />
beim WMC in<br />
Kerkrade. Von 1995 bis 2001 war er<br />
Chefdirigent der „Johan Willem Friso<br />
Militärkapelle“, außerdem leitete er<br />
die „Königliche Militärkapelle“ in Den<br />
Haag. Als regelmäßiges Jurymitglied ist<br />
er bei internationalen Wettbewerben sowie<br />
als Dozent in Workshops tätig. Er ist<br />
„Prinzipal Teacher“ am ISEB (Instituto<br />
Superioro Europeo Bandistico) in Italien,<br />
lehrt Blasorchesterdirektion an der<br />
ArtEZ-Musikhochschule in Zwolle und<br />
an der Könglichen Musikhochschule in<br />
Den Haag. An der BDB-Musikakademie<br />
in Staufen leitet er seit 2014 den<br />
Studiengang „Metafoor“, dessen gleichnamiges<br />
Fachbuch 2015 in deutscher<br />
Version veröffentlicht wurde.<br />
8<br />
KulturFenster
Blasmusik<br />
Viele europäische Orchester nutzten die<br />
Saxhörner, um einen soliden orchestralen<br />
Klang zu schaffen. Mit dieser „dicken“<br />
Schreibweise in Form von Verdoppelungen<br />
verliert die Musik jedoch ihre<br />
Transparenz. Die meisten Notenschränke<br />
enthalten unzählige Stücke dieser Art. Die<br />
Qualität einer Orchestrierung ist leicht erkennbar,<br />
indem man die Partitur betrachtet.<br />
In Stücken, in denen ständig größere<br />
oder kleinere Tuttis geschrieben sind, kann<br />
es weder Transparenz noch kammermusikalische<br />
Passagen geben. An einem gut<br />
instrumentierten Tutti kann man die Qualität<br />
eines Instrumentators erkennen. Er<br />
führt einen Dirigenten zu den primären<br />
Registern und zu den Verbindungen zwischen<br />
den Registern.<br />
Abschließende Aspekte<br />
Man sollte ein Werk nicht deshalb auswählen,<br />
nur weil der Titel vermeintlich „gut“<br />
klingt. Ich rate den Dirigenten dringend,<br />
ein gutes Programm ausschließlich über<br />
Die standardisierten Orchesterpartituren gehen immer öfter zu Lasten<br />
charakteristischer Instrumente wie Flügelhörner, Tenorhörner und Baritone.<br />
den kompositorischen Inhalt der einzelnen<br />
Werke zu erstellen und nicht, weil ein Werk<br />
vom Titel her anscheinend zum Thema des<br />
Programms passt. Vorsicht ist hier insbesondere<br />
bei Themenkonzerten geboten.<br />
Kompositionen ohne Form oder unter<br />
Verwendung von schablonenartigen Komponenten<br />
sowie der respektlose Gebrauch<br />
von melodischen oder harmonischen Elementen<br />
aus klassischen und sinfonischen<br />
Partituren sollten vermieden werden. Das<br />
Gleiche gilt auch für Kompositionen, bei<br />
denen Haupt- und Nebensachen nicht klar<br />
getrennt sind, oder Kompositionen, deren<br />
Urheber keine Vorstellung vom Klang ihrer<br />
Partitur haben.<br />
Es wäre wünschenswert, dass Dirigenten<br />
ihr Bewusstsein und ihren Horizont für gute<br />
Literatur stetig erweitern.<br />
Alex Schillings<br />
Die Blasorchesterbewegung braucht Sichtbarkeit und Einheit<br />
Zum „Verschwinden“ von einzelnen Instrumenten aus den Orchestern<br />
Die Welt ändert sich (radikal) und mit ihr<br />
auch die Blasmusik, ist Franco Cesarini<br />
überzeugt.<br />
Der renommierte Schweizer Dirigent und<br />
Komponist Franco Cesarini war Gastreferent<br />
bei der 5. Südtiroler Dirigentenwerkstatt<br />
<strong>2018</strong> (siehe eigenen Bericht). In den<br />
Diskussionen mit den Kursteilnehmern wurde<br />
auch die Instrumentalbesetzung des Flügelhorns<br />
und des Tenorhorns bzw. deren „Verschwinden“<br />
in der international standardisierten<br />
Blasorchesterbesetzung thematisiert.<br />
Cesarini hat dabei eine Lanze für diesen internationalen<br />
Standard gebrochen:<br />
In den letzten 25 Jahren hat sich das angloamerikanische<br />
Instrumentationsmodell<br />
weltweit und insbesondere in Europa zunehmend<br />
durchgesetzt. Diese Entwicklung<br />
hat Komponisten und Verlegern zahlreiche<br />
Vorteile gebracht, die ihr Handlungsfeld von<br />
einem lokalen oder nationalen auf ein internationales<br />
Niveau ausdehnen konnten.<br />
Die Vereinheitlichung der Orchestrierung<br />
hat jedoch viele lokale Realitäten allmählich<br />
ausgelöscht, was zu einem „Verlust"<br />
der lokalen “Farbe” zugunsten einer stärkeren<br />
Verbreitung der Blasmusik weltweit<br />
geführt hat. In fast allen Ländern Europas<br />
gibt es diejenigen, die um den Verlust<br />
dieses oder jenes Instruments trauern. Im<br />
deutschsprachigen Raum betrifft dies insbesondere<br />
das fortschreitende Verschwinden<br />
von Flügelhörnern und Tenorhörnern.<br />
Wir müssen die Vor- und Nachteile dieser<br />
Entwicklung auf die Waage bringen. Ich<br />
bin überzeugt, dass die Vorteile viel mehr<br />
sind, da die Blasorchesterbewegung mehr<br />
denn je Sichtbarkeit und Einheit braucht,<br />
um mit den fortlaufenden Entwicklungen<br />
fertig zu werden. Sich in einer Welt nostalgischer<br />
Volkserinnerungen zu verschließen,<br />
wird sicherlich nicht dazu beitragen,<br />
den notwendigen Generationenwechsel<br />
zu garantieren. Ältere Menschen müssen<br />
verstehen, dass sie, um junge Menschen<br />
zu erreichen, deren Bedürfnisse erfüllen<br />
müssen. Diese unterscheiden sich enorm<br />
von denen ihrer Eltern, die erst vor<br />
einer Generation aufgewachsen sind. Die<br />
Welt hat sich in wenigen Jahrzehnten radikal<br />
verändert, und unsere Musikgesellschaften<br />
haben Schwierigkeiten, sich an<br />
die ständigen Veränderungen anzupassen.<br />
Franco Cesarini<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 9
Aus Verband & Bezirken<br />
Von der „Volksmusik“ zum<br />
„KulturFenster“<br />
70 Jahre Information und Dokumentation – aus der Geschichte unserer Zeitschrift<br />
Hans Niederbacher<br />
Hans Nagele<br />
Karl H. Vigl<br />
Nach der formellen Konstituierung des Verbandes Südtiroler Musikkapellen am 28.<br />
August 1948 war die Gründung einer eigenen Zeitschrift, mit deren Hilfe die Anliegen<br />
und Zielsetzungen, aber auch Berichte über das musikalische Leben im Lande<br />
und allfällige Informationen für die Mitgliedskapellen und die Öffentlichkeit kommuniziert<br />
werden konnten, eines der ersten bedeutsamen Vorhaben, die vom jungen<br />
Verbandsvorstand zügig in Angriff genommen und umgesetzt wurden.<br />
Bereits im <strong>Dezember</strong> desselben Jahres erschien<br />
die erste Ausgabe der als monatliches<br />
Mitteilungsblatt des VSM angelegten<br />
„Volksmusik“. Die Schriftleitung hatte Hans<br />
Theodor Niederbacher aus Reischach, Volksschullehrer<br />
und Kapellmeister der Bürgerkapelle<br />
Bruneck, inne. Sein Bestreben war<br />
es, mit Hilfe der Zeitschrift „allen Lernbegierigen<br />
die Möglichkeit (zu) geben, ihre musikalische<br />
Allgemeinbildung zu vertiefen,<br />
die Interessen unserer Kapellen und Chöre<br />
(zu) vertreten, ihre Probleme zur Diskussion<br />
(zu) stellen und einer breiteren Öffentlichkeit<br />
nahe(zu)bringen.“<br />
Ab Juli 1949 beteiligte sich auch der neu<br />
gegründete Südtiroler Sängerbund am Projekt<br />
„Volksmusik“, die nunmehr für sich in<br />
Anspruch nahm, das Band zu sein, „das<br />
alle musizierenden Gemeinschaften miteinander<br />
verbindet.“<br />
Mit Jahresende 1950 legte Hans Niederbacher<br />
die Schriftleitung wegen Arbeitsüberlastung<br />
zurück. An seiner Stelle übernahm<br />
der damalige Geschäftsführer des VSM,<br />
Hans Nagele, die Redaktion. Von 1967 bis<br />
1972 wurde er von Viktor Malfér in der Umbruchredaktion<br />
unterstützt.<br />
Im August 1951 stieß der Bund Südtiroler<br />
Volksbühnen zur „Volksmusik“, und nachdem<br />
im September 1953 auch der Landesverband<br />
für Heimatpflege mit ins Boot geholt<br />
werden konnte, wurde der Titel der Zeitschrift,<br />
den neuen Inhalten entsprechend, in „Südtiroler<br />
Volkskultur“ umbenannt.<br />
Im November 1974 verstarb Hans Nagele.<br />
Als sein Nachfolger in der Schriftleitung unserer<br />
Zeitschrift konnte Lehrer Karl. H. Vigl<br />
aus Leifers verpflichtet werden. In der ersten<br />
von ihm redigierten Ausgabe vom Jänner/<br />
Februar 1975 schrieb Vigl im Geleitwort: „<br />
Unsere Zeitschrift hat sich in 26 Jahrgängen<br />
bewährt und ihre Bedeutung gefunden.<br />
Nach dem plötzlichen Tod ihres Gründers<br />
und Schriftleiters kam wohl das organisatorische<br />
Gefüge einigermaßen ins Schwanken:<br />
aber am Weiterbestehen, an der Notwendigkeit<br />
der Einrichtung hat niemand ernsthaft<br />
gezweifelt; vor allem in den kulturellen Verbänden,<br />
die angewiesen sind, regelmäßig<br />
ihre Arbeit darzustellen, die Ergebnisse zu<br />
überprüfen, zu erhärten und zu erläutern,<br />
und nicht zuletzt auch Einfluß zu nehmen.“<br />
Darüber hinaus war ihm eine Gesamtschau<br />
auf die kulturellen Bemühungen im Lande<br />
ein besonderes Anliegen. Die „Volkskultur“<br />
sollte „Anregung im Wechselspiel der Verbände“<br />
liefern.<br />
Vigl drängte auch darauf, dass die vier<br />
Großverbände eigene Pressereferenten bestellten,<br />
die für die Darstellung der jeweiligen<br />
Verbandsarbeit zuständig sein sollten.<br />
Im Jänner 1979 kam es zu einem neuerlichen<br />
Wechsel in der Schriftleitung: Bruno<br />
Mahlknecht, pensionierter Lehrer aus Bozen,<br />
löste K.H. Vigl ab.<br />
Bereits seit einiger Zeit waren Bestrebungen<br />
im Gange, auch die Nordtiroler<br />
Kulturverbände für eine Mitarbeit an der<br />
Zeitschrift zu gewinnen und die „Südtiroler<br />
Volkskultur“ zu einer gesamttirolischen Kulturinitiative<br />
umzugestalten.<br />
Unter der Schirmherrschaft der beiden<br />
Kulturlandesräte Anton Zelger und Fritz Prior<br />
konnte dieses Vorhaben verwirklicht werden<br />
und fand in der Umbenennung der Zeitschrift<br />
in „Tiroler Volkskultur“ ab März 1979 den<br />
unmittelbaren Niederschlag.<br />
Im Oktober 1994 übernahm Dr. Alfons<br />
Gruber aus Bozen die Redaktion der „Tiroler<br />
Volkskultur“. Aus dem Geleitwort lässt<br />
sich erkennen, dass der Anspruch auf eine<br />
Gesamttiroler Kulturzeitschrift nicht uneingeschränkt<br />
erfüllt worden war. „…In den<br />
vergangenen Jahren ist freilich die Balance<br />
zwischen der Berichterstattung über Veranstaltungen<br />
in Nord- und Osttirol und über<br />
jene in Südtirol etwas aus dem Lot gekommen.<br />
Ein deutliches Übergewicht der Be-<br />
10<br />
KulturFenster
Blasmusik<br />
Bruno Mahlknecht Alfons Gruber Markus Laimer<br />
richte aus Südtirol war festzustellen, womit<br />
das im Jahre 1979 entworfene Konzept in<br />
Frage gestellt schien… Zudem haben die<br />
Bühnen ihre publizistische Heimstätte weitgehend<br />
in einem neuen Organ, dem „Darstellenden<br />
Spiel“ (später in „Südtiroler Theater<br />
Zeitung“ unbenannt), gefunden… Die<br />
„Tiroler Volkskultur“ soll wieder zu einem<br />
Organ für die in der Volkskultur tätigen Verbände<br />
diesseits und jenseits des Brenners<br />
werden. Um dieses Ziel mittelfristig zu erreichen,<br />
wurden in den vergangenen Monaten<br />
in Innsbruck und Bozen intensive Gespräche<br />
geführt. Die Weichen sind nun neu<br />
gestellt. Die Koordinierung für die Nordtiroler<br />
Verbände hat Mag. Petra Streng übernommen…“.<br />
Im Untertitel definierte sich die „Volkskultur“<br />
nunmehr als „Zeitschrift für Musikkapellen,<br />
Chöre und für Volkstanz-, Trachten-<br />
und Heimatpflege“.<br />
Für die Darstellung der Verbandsarbeit<br />
hatte Schriftleiter K. H. Vigl von den<br />
Verbänden die Bestellung von Pressereferenten<br />
eingefordert. Für den VSM<br />
übernahm im März 1975 Gottfried Veit,<br />
zum damaligen Zeitpunkt Verbandsjugendleiter-Stellvertreter,<br />
diese Aufgabe.<br />
Die Generalversammlung 1977 bestellte<br />
Veit zum stellvertretenden Verbandskapellmeister<br />
und Klaus Bragagna<br />
zum neuen Pressereferenten.<br />
2007 übernahm Florian Mair aus Prissian<br />
dieses Amt und seit 2010 ist Stephan<br />
Niederegger aus St. Lorenzen als<br />
Pressereferent für die Öffentlichkeitsarbeit<br />
des VSM zuständig.<br />
Die Redaktion der Blasmusikseiten im<br />
„KulturFenster“ hatte ebenfalls 2010<br />
Markus Laimer aus Gratsch übernommen<br />
und 2011 diese Aufgabe an Paul<br />
Peter Niederwolfsgruber aus Percha<br />
weitergegeben.<br />
Nicht ohne Bedauern muss hier vermerkt<br />
werden, dass auch mit diesem zweiten,<br />
und wiederum von den Kulturlandesräten<br />
Fritz Astl und Bruno Hosp unterstützten,<br />
Anlauf das angestrebte Ziel nicht erreicht<br />
wurde. Allen guten Vorsätzen und allen<br />
Bemühungen zum Trotz konnte sich die<br />
„Volkskultur“ nicht als „Identifikationsinstrumentarium“<br />
etablieren. Daran konnten<br />
auch Verbesserungen im Layout und<br />
- ab 2002 – der Farbmantel nichts ändern.<br />
Schließlich blieb nichts anderes übrig, als<br />
diese Situation zur Kenntnis zu nehmen<br />
(der Tiroler Blasmusikverband hatte zudem<br />
seine eigene Verbandszeitschrift verbessert<br />
und ausgebaut) und die Zeitschrift<br />
wieder auf ihre ursprünglichen Zielgruppen<br />
– die großen Kulturverbände Südtirols<br />
– hin auszurichten.<br />
Die Umbenennung in das programmatisch<br />
weniger verfängliche „KulturFenster“<br />
(und im Untertitel „Blasmusik, Chorwesen<br />
und Heimatpflege in Südtirol) war dabei der<br />
letzte konsequente Schritt. Gleichzeitig mit<br />
der Umbenennung in „KulturFenster“ im<br />
April 2008 erhielt die Zeitschrift eine neue,<br />
zeitgemäßere Aufmachung einschließlich<br />
des durchgängigen Farbdrucks.<br />
Aus Gründen der Kosteneinsparung wurden<br />
die bisher 11 Ausgaben pro Jahr auf<br />
6 (jeweils im Feburar, April, Juni, August,<br />
Oktober und <strong>Dezember</strong>) zurückgenommen.<br />
Klaus Bragagna<br />
Klaus Bragagna<br />
Florian Mair<br />
Gottfried Veit<br />
Stephan Niederegger<br />
Paul Peter Niederwolfsgruber<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 11
Aus Verband und Bezirken<br />
Zur Jubiläumssitzung ins<br />
Passeiertal<br />
Der VSM-Vorstand tagt zum 650. Mal<br />
Auf Einladung des Bezirks Meran hat der<br />
Vorstand des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM) am vergangenen 13. Oktober<br />
seine 650-ste Sitzung im Passeiertal<br />
abgehalten.<br />
Seit der Gründung des Verbandes vor<br />
70 Jahren hat sich der Verbandsvorstand<br />
durchschnittlich 9 Mal im Jahr zu Sitzungen<br />
getroffen. In den Anfängen haben<br />
sich die Funktionäre deutlich öfter<br />
im Jahr getroffen. Mittlerweile beschränken<br />
sich die Sitzungstermine auf rund<br />
6 im Jahr, erklärte VSM-Obmann Pepi<br />
Fauster und bedankte sich bei den Gemeinden<br />
von Moos und St. Leonhard, bei<br />
den örtlichen Musikkapellen für die Gastfreundschaft<br />
sowie bei Bezirksobmann<br />
Albert Klotzner und seinem Stellvertreter<br />
Andreas Augscheller für die Organisation.<br />
Normalerweise trifft man sich am<br />
Verbandssitz im Waltherhaus in Bozen.<br />
Jede 25. Sitzung wird schon seit langem<br />
traditionsgemäß als „Jubiläumssitzung"<br />
in jeweils einem anderen der 6 Bezirke<br />
und in einem besonderen Rahmen abgehalten.<br />
Nach der 625. Vorstandsitzung<br />
im Mai 2014 im Sarntal waren die Verbandsfunktionäre<br />
diesmal ins Passeiertal<br />
eingeladen.<br />
Nach dem offiziellen Empfang durch<br />
Bürgermeister Gothard Gufler und einer<br />
Bläsergruppe der Musikkapelle Moos i.P.<br />
haben sich die Vereinsfunktionäre mit Geschäftsführer<br />
Andreas Bonell und VSM-<br />
Ehrenobmann Gottfried Furgler in den<br />
Sitzungssaal der Gemeinde Moos in Passeier<br />
zurückgezogen, um über die anstehenden<br />
Tagesordnungspunkte zu beraten.<br />
Die Jahresplanung 2019 im Allgemeinen,<br />
die Organisation der Kurse im Rahmen<br />
der Funktionärsausbildung, der Finanzhaushalt<br />
fürs kommende Jahr sowie die<br />
neuen Datenschutzrichtlinien waren dabei<br />
die Schwerpunkte. Zudem wurde die Erneuerung<br />
der Vereinbarung mit der Landesmusikschuldirektion<br />
vorbereitet, die<br />
die weitere Zusammenarbeit für die Prüfungen<br />
zu den Musiker-Leistungsabzei-<br />
chen, die Kapellmeisterlehrgänge an den<br />
Musikschulen, den Wettbewerb „Musik in<br />
kleinen Gruppen“ und das Südtiroler Jugendblasorchester<br />
regelt. Abschließend<br />
stand auch die Kandidatensuche zu den<br />
anstehenden Neuwahlen des Verbandsvorstandes<br />
im März 2019 zur Diskussion.<br />
Nach rund 3 Stunden war die Tagesordnung<br />
abgehakt. Nach getaner Arbeit<br />
waren die Vorstandsmitglieder zum Mittagessen<br />
im Gasthaus „Bad Sand“ eingeladen.<br />
Anschließend ging es zu Fuß<br />
durch den pittoresken Passer-Schluchtenweg<br />
nach St. Leonhard. Dort wurden<br />
die Gäste vor dem „Museum Passeier“<br />
beim Sandwirt musikalisch von einer Bläsergruppe<br />
der Musikkapelle St. Leonhard<br />
i.P. empfangen. Albin Pixner, der<br />
Obmann des Museumsvereins, hieß die<br />
Gäste willkommen und führte sie durch<br />
die interessante Ausstellung über das<br />
Leben Andreas Hofers und seine Verehrung<br />
als Helden.<br />
Stephan Niederegger<br />
Im Gemeinderatssaal von Moos in Passeier hielt der VSM-Vorstand seine 650. Sitzung ab.<br />
12<br />
KulturFenster
Komposition und<br />
Dirigat im Einklang<br />
Blasmusik<br />
06.-09.03.2019<br />
Bläserwerkstatt 2019<br />
Kulturzentrum<br />
Toblach<br />
www.vsm.bz.it<br />
5. Dirigentenwerkstatt des VSM mit Franco Cesarini<br />
Zum fünften Mal fand heuer die Dirigentenwerkstatt<br />
des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />
statt. Vom 8. bis 10. November<br />
konnten sich die teilnehmenden Kapellmeister<br />
in der Musikschule Überetsch in<br />
Eppan neue Kompetenzen und Fachkenntnisse<br />
rund um das Thema Dirigieren von<br />
einem wahren „Meister“ aneignen.<br />
Franco Cesarini ist ein hervorragender<br />
und international anerkannter Pädagoge,<br />
Komponist und Dirigent zugleich. Diese<br />
Spannweite an fundierten Kompetenzen<br />
ist außerordentlich und ließ bei den Teilnehmern<br />
keine Fragen unbeantwortet. Besonders<br />
die kompositorischen Qualitäten<br />
von Cesarini stellten sich hinsichtlich dirigiertechnischen<br />
Fragestellungen und<br />
Schwierigkeiten als wahre Schatzgrube<br />
heraus. Dies wurde neben den theoretischen<br />
Einheiten in der Musikschule vor<br />
allem bei den Lehrproben mit der Bürgerkapelle<br />
St. Michael Eppan ersichtlich.<br />
Um eine ausgewogene Klangbalance,<br />
gute Intonation des Orchesters und eine<br />
überzeugende musikalische Darbietung<br />
zu erreichen, gilt es für den Dirigenten,<br />
die Partitur aufs Genaueste zu studieren.<br />
Die geschriebene Musik mit all ihren Pa-<br />
Bei der Lehrprobe mit der Bürgerkapelle St. Michael Eppan zeigte sich, wie wertvoll<br />
die Inputs von Franco Cesarini (rechts im Bild sitzend) waren.<br />
rametern soll Grundlage für die musikalische<br />
Interpretation sein, was Cesarini<br />
mit unterschiedlichsten Hilfestellungen<br />
für Dirigenten und Orchester erfolgreich<br />
vermitteln konnte.<br />
Verbandskapellmeister Sigisbert Mutschlechner<br />
gratulierte allen Teilnehmern,<br />
besonders den sechs „aktiven“ Kapellmeistern,<br />
für ihre Bereitschaft sich weiter zu<br />
bilden und dankte der Bürgerkapelle St.<br />
Michael Eppan für die disziplinierte und<br />
motivierte Teilnahme als Übungskapelle.<br />
Patrick Gruber,<br />
Teilnehmer an der Dirigentenwerkstatt<br />
Die Teilnehmer der Dirigenten-Werkstatt mit Franco Cesarini, Verbandskapellmeister Sigisbert Mutschlechner und<br />
Verbandsobmann Pepi Fauster sowie den aktiven Teilnehmern in der ersten Reihe - v.l. Gerhard Eschgfeller, Klaus Keim, Charlotte<br />
Rainer, Patrick Gruber, Markus Müller, Hans Peter Rinner, Christof Grumer, Sigisbert Mutschlechner, Arnold Leimgruber, Franco<br />
Cesarini, Christoph Stadler, Pepi Fauster, Stefan Oberjakober, Fabio Riz, Michael Pichler und Bernhard Reifer<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 13
Aus Verband und Bezirken<br />
Motivation und Ansporn<br />
für die Zukunft<br />
Acht Stabführer legen erstmals die Stabführerprüfung in Südtirol ab<br />
Acht Stabführer stellten sich der ersten Stabführerprüfung, die in Südtirol durchgeführt wurde – im Bild v.l. Verbandsobmann<br />
Pepi Fauster, Martin Egger (MK Prissian), Günther Prossliner (MK Kastelruth), Valentin Domanegg (MK Afing), Oskar Zingerle<br />
(Bezirksstabführer Brixen), Stefan Ploner (MK Schalders), Josef Unterfrauner (MK Stegen), Christian Amort (MK Rodeneck), Renè<br />
Niederwieser (BK Klausen), Franz Plangger (Bezirksstabführer-Stellvertreter Bruneck), Verbandsstabführer Klaus Fischnaller.<br />
Ende September stellten sich in Brixen<br />
erstmals acht Kandidaten der Prüfung zur<br />
Erlangung des Stabführerabzeichens. Aufbauend<br />
auf das Modell des ÖBV, wo das<br />
Abzeichen bereits seit einigen Jahren verliehen<br />
wird, beschloss die Arbeitsgruppe<br />
unter Verbands-Stabführer Klaus Fischnaller,<br />
die Prüfung ab sofort auch in Südtirol<br />
anzubieten.<br />
Im Rahmen eines Abschlusskurses haben<br />
die Kandidaten die Möglichkeit, das<br />
für die Prüfung erforderliche Wissen und<br />
Können zu erlangen oder aufzufrischen.<br />
Konkret gefordert sind theoretische Inhalte,<br />
die in einem Multiple-Choice-Test<br />
und mündlich abgefragt werden, vor<br />
allem aber ist der Praxisteil für die Bewertung<br />
hoch gewichtet. In der Landesberufsschule<br />
Ch. J. Tschuggmall fanden<br />
die Stabführer optimale Bedingungen für<br />
die Prüfung vor. Den schriftlichen Teil<br />
absolvierten zunächst alle Kandidaten<br />
gleichzeitig. Im Anschluss daran waren<br />
abwechselnd die weiteren Stationen zu<br />
bewältigen: Mündliche Erklärung der Instrumentenhaltungen,<br />
der Formationsvarianten<br />
sowie der praktische Teil, für<br />
den sich die Musikkapelle Vahrn dankenswerterweise<br />
zur Verfügung gestellt<br />
hatte. Jeder der acht Kandidaten musste<br />
den praktischen Ablauf bis zur Stufe D<br />
mit der Kapelle vorzeigen.<br />
Die Prüfungskommission setzte sich<br />
zusammen aus Landesstabführer Klaus<br />
Fischnaller sowie Franz Plangger und Oskar<br />
Zingerle vom VSM-Stabführerteam.<br />
Valentin Domanegg (Afing):<br />
„Das Stabführerabzeichen sehe ich absolut positiv, weil<br />
man das Buch 'Musik in Bewegung' und somit das Regelwerk<br />
des Marschierens nochmal bis ins Detail anschaut,<br />
was man sonst kaum tut. Ich habe die Gelegenheit<br />
auch genutzt, meine Praxis zu verfeinern und<br />
vor dem Spiegel zu üben, was ich bestimmt schon zwei<br />
Jahre nicht mehr getan habe. Ich kann allen nur empfehlen,<br />
diese Prüfung auch zu machen. Die Prüfung ist<br />
nicht leicht, im Sinne, dass man sich schon gut vorbereiten<br />
muss, aber machbar ist sie bestimmt für jeden."<br />
14<br />
KulturFenster
Blasmusik<br />
Stephan Ploner (Schlanders):<br />
„Prüfung und Vorbereitung waren sehr interessant. Alle<br />
Bereiche sind abgedeckt. Es ist einiges an Theorie dabei<br />
- auch über Bereiche, die man selbst mit der eigenen<br />
Kapelle nicht anwendet. So habe auch ich Neues<br />
dazu gelernt, und das ist für mich Ansporn und Motivation<br />
für die Zukunft."<br />
Günther Prossliner (Kastelruth):<br />
Günther Prossliner (Kastelruth): „Mir hat die Prüfung<br />
und die Vorbereitung viel gebracht, und ich sehe das<br />
Stabführerabzeichen deshalb sehr positiv. Es ist mir<br />
zwar nicht alles so gelungen, wie ich es mir vorgestellt<br />
hatte, aber ich habe mich einmal mehr ganz<br />
genau mit der Materie auseinandergesetzt, auch mit<br />
den Varianten, dich ich selbst nicht anwende. Ich<br />
bin gerne Stabführer, und deshalb will ich es auch<br />
sauber machen. Keine Frage, dass mich die Prüfung<br />
in diesem Sinne weiter gebracht und für die<br />
Zukunft motivert hat.“<br />
Josef Unterfrauner<br />
(St. Georgen):<br />
„Das Stabführerabzeichen halte ich für eine<br />
sehr gute Idee, weil es nicht nur mich, sondern<br />
bestimmt viele andere wieder motiviert,<br />
sich fortzubilden oder Gelerntes aufzufrischen.<br />
Für mich als Vizestabführer war es<br />
eine gute Gelegenheit, mein Wissen zu festigen,<br />
weil man ja nicht so viel Praxis hat.<br />
Ich fühle mich jetzt sicherer, vor der Kapelle<br />
zu gehen oder eine Probe zu leiten."<br />
„Alle acht Kandidaten haben die Prüfung<br />
mit sehr gutem oder ausgezeichnetem<br />
Erfolg bestanden“, resümiert Klaus<br />
Fischnaller zufrieden. Aufgrund dieser<br />
ersten guten Erfahrung möchte er 2020<br />
die nächste Prüfung anbieten. Bis dahin<br />
werden einige Details im Bewertungsreglement<br />
möglicherweise angepasst. „Das<br />
Ziel ist es, die Prüfung so zu gestalten,<br />
dass sie den Kandidaten ein erforderliches<br />
Mindestniveau in allen Bereichen<br />
abverlangt und dass dieses Mindestniveau<br />
im praktischen Teil zukünftig noch<br />
höher festgesetzt wird als bisher“, erklärt<br />
Fischnaller. „Wie jede Prüfung ist<br />
auch das Stabführerabzeichen eine Momentaufnahme<br />
der Fähigkeiten der Kandidaten.<br />
Ich hoffe aber, dass es seinen<br />
Trägern Ansporn und Motivation für das<br />
weitere Tun ist, damit Musik in Bewegung<br />
weiterhin einen hohen Stellenwert<br />
hat und damit Stabführer mit einem stabilen<br />
Fundament sie im Rahmen der Vorgaben<br />
kreativ weiterdenken und -entwickeln.<br />
Dann hat das Abzeichen seinen<br />
Zweck erfüllt.“<br />
Oskar Zingerle<br />
KulturFenster<br />
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />
Redaktion KulturFenster<br />
Redaktionsschluss für die nächste<br />
Ausgabe des KulturFensters<br />
ist Montag, 14. Jänner 2019.<br />
Bitte Termin genau beachten!<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 15
Aus Verband und Bezirken<br />
Freundschaftstreffen der Musikbezirke<br />
Sterzing und Wipptal/Stubai<br />
Projekte für bezirksübergreifende Zusammenarbeit sollen verwirklicht werden<br />
In freundschaftlich lockerer Atmosphäre fand das jüngste Treffen zwischen den Vertretern des VSM-Bezirkes Sterzing und des<br />
Musikbezirkes Wipptal/Stubai statt.<br />
Es ist mittlerweile schon eine lieb gewordene<br />
Tradition, dass sich alle zwei Jahre die Vorstände<br />
des VSM-Bezirks Sterzing und des<br />
Musikbezirks Wipptal/Stubai treffen.<br />
Am 4. November war es wieder soweit.<br />
Mit einem Kleinbus fuhren die Mitglieder<br />
des Vorstandes des VSM-Bezirks Sterzing<br />
zu den Freunden über den Brenner. Das<br />
diesjährige Freundschaftstreffen fand im<br />
Hotel Stubai in Schönberg statt. Mit dabei<br />
waren auch die Gründungsobmänner und<br />
die Ehrenbezirksobmänner Karl Gschließer<br />
und Rudi Mair.<br />
Einmal mehr bot das Treffen Gelegenheit<br />
zum Gedankenaustausch und diente dazu,<br />
den Kontakt zwischen diesen beiden benachbarten<br />
Musikbezirken aufrecht zu erhalten<br />
bzw. zu vertiefen.<br />
So wurde u.a. von allen Anwesenden<br />
der Wunsch geäußert, wieder ein gemeinsames<br />
Projekt auf die Beine zu stellen, wie<br />
z.B. ein bezirksübergreifendes Blasorchester<br />
zu gründen.<br />
Nach dem Mittagessen stand eine Stadtführung<br />
durch die Altstadt von Innsbruck<br />
auf dem Programm. Auch für all jene, die<br />
glaubten, Innsbruck zu kennen, war dies<br />
sehr interessant, denn auch sie erfuhren<br />
und sahen sehr viel Neues, Interessantes<br />
und Wissenswertes.<br />
Das Freundschaftstreffen klang am Nachmittag<br />
bei Kaffee und Kuchen im altehrwürdigen<br />
Cafè Central aus. Bezirksobmann<br />
Meinhard Oberhauser bedankte sich bei seinem<br />
Bezirksobmann-Kollegen Ernst Tanzer<br />
mit einer Magnum Flasche Südtiroler Rotwein<br />
für die Einladung, für die jahrzehntelange<br />
Freundschaft und für die gute nachbarschaftliche<br />
Zusammenarbeit. Er wünschte<br />
beiden Musik-Bezirken eine gute Hand bei<br />
den Neuwahlen, die im Januar 2019 anstehen<br />
und sicherlich einige Erneuerungen<br />
bringen werden.<br />
Meinhard Oberhauser,<br />
VSM-Bezirksobmann Sterzing<br />
KulturFenster<br />
Redaktion KulturFenster<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it<br />
16<br />
KulturFenster
Blasmusik<br />
Musikanten drücken<br />
die Schulbank<br />
Tipps zur Leitung von Jugendkapellen - Moderatorenschulung<br />
Der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM) bietet seinen über 10.000 Musikantinnen<br />
und Musikanten ein vielfältiges<br />
Aus- und Weiterbildungsprogramm. Die<br />
verschiedenen Kurse und Seminare sind<br />
auf die 6 Bezirke aufgeteilt, um das Angebot<br />
möglichst breitgefächert auszudehnen.<br />
Jüngst wurden im Pustertal 2 Kurse<br />
für Leiter von Jugendkapellen, Obleute<br />
und Moderatoren organisiert.<br />
Der bekannte Musikpädagoge und Dirigent<br />
Hans Pircher, seines Zeichens Kapellmeister<br />
der Bürgerkapelle Brixen und der<br />
Musikkapelle Villnöß, zeigte bei einer Lehrprobe<br />
mit der Jugendkapelle Luttach/Weißenbach<br />
die Probleme und Grenzen eines<br />
Vorstufenorchesters auf und wie diese gelöst<br />
werden können.<br />
Die unterschiedliche Besetzung, die<br />
Sitzordnung, die Interpretation unterschiedlicher<br />
Stilrichtungen, instrumentenspezifische<br />
Intonationsprobleme, die<br />
richtige Atmung und die notwendige Körperspannung<br />
waren dabei einige der wesentlichen<br />
Punkte, die Pircher in seiner<br />
begeisternden und mitreißenden Art aufzeigte.<br />
„Ihr seid eine tolle Truppe“, lobte<br />
er die jungen Musikantinnen und Musikanten<br />
im Probelokal der Musikkapelle<br />
Luttach, denen es ziemlich schnell gelang,<br />
das umzusetzen, was der Dirigent<br />
verlangte. Die Kursteilnehmerinnen und<br />
Kursteilnehmer gingen mit vielen wertvollen<br />
Tipps nach Hause.<br />
In Stegen trafen sich Obfrauen und Obmänner,<br />
Vorstände sowie Moderatorinnen<br />
und Moderatoren mit der Kommunikationstrainerin<br />
Susanne Steidl aus Pfalzen.<br />
Anschaulich und in praktischen Beispielen<br />
und Übungen zeigte sie auf, was eine<br />
gute Rede ausmache, worauf die Sprecherin<br />
oder der Redner achten müsse und wie<br />
man mit Lampenfieber umgehen könne.<br />
Bezirksobmann Johann Hilber freute<br />
sich über die beiden erfolgreichen Seminare.<br />
Er hob hervor, wie wichtig es ist,<br />
sich dauernd fortzubilden, und verwies<br />
Hans Pircher gab im Probelokal der Musikkapelle Luttach wertvolle Tipps für die<br />
Leitung einer Jugendkapelle (Foto - ste).<br />
darauf, dass das reichhaltige Kursprogramm<br />
des Verbandes gezielt auf die<br />
musikalischen, organisatorischen und<br />
rechtlichen Bedürfnisse der Musikkapellen<br />
zugeschnitten ist.<br />
Stephan Niederegger<br />
Hinweis:<br />
Mittlerweile ist das Kursprogramm 2019<br />
veröffentlicht. Informationen dazu gibt<br />
es im VSM-Rundschreiben <strong>Nr</strong>. 7/<strong>2018</strong><br />
und auf der Homepage des Verbandes.<br />
„Die gute Rede“ war Thema des Seminars in Stegen mit der Kommunikationstrainerin<br />
Susanne Steidl (Foto - ste).<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 17
09.03.2019<br />
71. Jahreshauptversammlung<br />
des VSM mit Neuwahlen<br />
Waltherhaus Bozen<br />
www.vsm.bz.it<br />
Blasmusik international<br />
„Sie sind das Herz<br />
unserer Republik!“<br />
VSM zu Gast beim österreichischen Bundespräsidenten<br />
Alexander Van der Bellen<br />
Bundespräsident Alexander Van der Bellen begrüßte in der Hofburg die Vertreter des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />
– v.r. Klaus Bragagna (Verbandskassier), Pepi Fauster (Verbandsobmann), Alexander Van der Bellen, Klaus Fischnaller<br />
(Verbandsstabführer), Meinhard Oberhauser (Bezirksobmann Sterzing) und Pressereferent Stephan Niederegger<br />
Am Abend des heurigen österreichischen<br />
Staatsfeiertages hat Bundespräsident<br />
Alexander Van der Bellen Vertreter<br />
der ehrenamtlich tätigen Organisationen<br />
in die Hofburg geladen. Als Partnerverband<br />
des Österreichischen Blasmusikverbandes<br />
waren auch Vertreter des Verbandes<br />
Südtiroler Musikkapellen (VSM)<br />
in Wien zu Gast.<br />
Anlässlich „100 Jahre Republik Österreich“<br />
hat der Bundespräsident in die Wiener<br />
Hofburg zu einem festlichen Abend mit<br />
Live-Tanzmusik eingeladen. Dieser außergewöhnliche<br />
Abend war den in Österreich<br />
ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern karitativer, sozialer und kultureller<br />
Organisationen und Vereine gewidmet.<br />
Der Bundespräsident bedankte sich<br />
in seiner Eröffnungsrede gemeinsam mit<br />
seiner Frau Doris Schmidauer bei allen, die<br />
mit ihrer verdienstvollen Arbeit - oft hinter<br />
den Kulissen - das Rückgrat unserer Zivilgesellschaft<br />
bilden: „Sie sind das Herz<br />
unserer Republik! Wenn es Sie alle nicht<br />
gäbe, wäre unser aller Leben ärmer, einsamer<br />
und kälter.“<br />
Verbandsobmann Pepi Fauster führte<br />
die Delegation des VSM an und überbrachte<br />
dem Bundespräsidenten die Grüße<br />
der Südtiroler Blasmusik. Van der Bellen<br />
freute sich über die Südtiroler Gäste: „Die<br />
Blasmusik ist in ihrer Bedeutung nicht<br />
zu unterschätzen. Es freut mich als Tiroler<br />
ganz besonders, dass auch die Südtiroler<br />
hier sind!“<br />
Live-Musik durch 100 Jahre Musikgeschichte<br />
in Österreich, Auftritte von Julian<br />
Le Play, Ina Regen, Anna F. und Conchita<br />
sowie eine Breakdance-Einlage einer jungen<br />
Tanzgruppe waren die Höhepunkte des<br />
anschließenden Partyabends.<br />
Stephan Niederegger<br />
18<br />
KulturFenster
Blasmusik<br />
„Musik in kleinen Gruppen“<br />
in Innsbruck<br />
Ausgezeichnete Leistungen der Südtiroler Ensembles beim Bundeswettbewerb<br />
Das letzte Oktoberwochenende stand Innsbruck<br />
ganz im Zeichen der Musik. Das vor<br />
Kurzem neu eröffnete Haus der Musik war<br />
Austragungsort des beeindruckenden Bundeswettbewerbes<br />
„Musik in kleinen Gruppen“.<br />
49 Ensembles aus allen österreichischen<br />
Bundesländern und den Partnerverbänden<br />
Liechtenstein und Südtirol hatten<br />
sich über die Landeswettbewerbe zu diesem<br />
Finale qualifiziert. Das dargebotene<br />
Niveau war atemberaubend, dies unterstrich<br />
auch Paul Roczek, Juror der Finalrunde.<br />
In seinem kurzen Statement unterstrich<br />
er das ausgesprochen hohe Niveau<br />
der teilnehmenden Ensembles.<br />
Wenn man zu den 49 Finalisten gehört,<br />
zählt man bereits du den besten Ensembles<br />
der „11 Bundesländer“. Die Bewertungen<br />
sind so aufgebaut, dass bereits 85<br />
Punkte eine sehr gute Leistung darstellen.<br />
Den Ensembles aus Südtirol kann man daher<br />
nur gratulieren - sie lagen alle weit jenseits<br />
dieser Marke und erreichten sogar Ergebnisse<br />
weit über 90 Punkte. Daher darf<br />
ich mit großer Freude allen Ensembles wie<br />
auch deren Leiterinnen und Leitern herzlich<br />
gratulieren und mich für ihr Engagement,<br />
ihre Leidenschaft und die ausgezeichnet<br />
dargebotene Musik bedanken.<br />
Meinhard Windisch,<br />
VSM-Verbandsjugendleiter<br />
Die Ergebnisse im Einzelnen:<br />
Stufe A<br />
Trumpet Tigers: 95,3 Punkte<br />
- Ensembleleiter: Christoph Gröber<br />
und Matthias Kiniger<br />
Amos Quartett: 94,5 Punkte<br />
- Ensembleleiter: Werner Mayr<br />
Stufe B<br />
Vipialma: 92,8 Punkte<br />
- Ensembleleiterin: Martina Gasser<br />
Stufe C<br />
Trois: 92,8 Punkte<br />
- Ensembleleiterin: Helga Plankensteiner<br />
Stufe C (vereinseigenes Ensemble)<br />
Bros in Rhythm = 94,3 Punkte<br />
- Ensembleleiter: Martin Knoll<br />
Stufe D (vereinseigenes Ensemble)<br />
Hornoktett MK Villnöß: 94,3 Punkte<br />
- Ensembleleiter: Manfred Messner<br />
Weitere Details und alle Ergebnisse sind<br />
auf der Homepage der Österreichischen<br />
Blasmusikjugend abrufbar:<br />
www.blasmusikjugend.at<br />
Trumpet Tigers<br />
Amos Quartett<br />
Vipialma<br />
Trois<br />
Bros in Rhythm<br />
Das neu eröffnete Haus der Musik war<br />
dieses Jahr Schauplatz des Bundeswettbewerbes<br />
„Musik in kleinen Gruppen“.<br />
Hornoktett der MK Villnöß<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 19
Schätze des Blasmusik-Repertoires<br />
„Der Binsenmichel“<br />
von Paul Kühmstedt<br />
Eine „sehr moderne“ Ouvertüre zu dem<br />
gleichnamigen Märchenspiel<br />
Einen der „großen Drei“ der deutschen Blasmusik<br />
der Nachkriegszeit hat unser Mitarbeiter<br />
Joachim Buch auf der Suche nach<br />
verborgenen Schätzen des Blasmusik-Repertoires<br />
ausfindig gemacht und stellt ihn<br />
uns im Folgenden mittels seines exemplarischen<br />
Werkes „Der Binsenmichel“ vor.<br />
Bis weit in die achtziger Jahre galt der<br />
Ulmer Paul Kühmstedt, der am 29. November<br />
vor 110 Jahren geboren wurde, zusammen<br />
mit Hellmut Haase-Altendorf und<br />
Ernest Majo als einer der „großen Drei“<br />
der deutschen Nachkriegs-Blasmusik.<br />
Durch Besuche in Südtirol wie z.B. beim<br />
Musikfest 1953 in Bozen mit der Stadtkapelle<br />
Biberach erlangte er auch südlich<br />
des Alpenhauptkamms Bekanntheit.<br />
In diesem Trio war er der Anspruchsvollste<br />
und manche seiner Werke sind<br />
auch heute noch für viele Kapellen eine<br />
echte Herausforderung. Andererseits<br />
war Kühmstedt sehr bodenständig, denn<br />
er verwendete in seinen Werken immer<br />
wieder Volksliedthemen. Die 1948 entstandene<br />
Ouvertüre „Der Binsenmichel“<br />
beruht auf Themen aus einer der zahlreichen<br />
Schauspielmusiken, die Kühmstedt<br />
damals für die Theater in Heidenheim,<br />
Ulm und Biberach geschrieben hat.<br />
Das Stück geht zurück auf das 1871 erstmals<br />
aufgeführte Märchenspiel von Carl<br />
August Görner.<br />
Noch in den siebziger Jahren wurde der<br />
„Binsenmichel“ in einem Blasmusik-Katalog<br />
als „sehr moderne“ Ouvertüre bezeichnet,<br />
was neben einer etwas vagen<br />
Stil-Beschreibung (Was bedeutet „modern“<br />
in der Blasmusik?) in diesem Zusammenhang<br />
vielleicht auch als eine Art<br />
Warnung zu verstehen war. Kühmstedts<br />
Musik zeichnete sich vor allem durch ihre<br />
vielseitige Harmonik aus und sehr transparente<br />
Instrumentation aus. „Je älter ich<br />
wurde, desto mehr Pausen habe ich geschrieben“<br />
sagte er rückblickend über<br />
seine Arbeitsweise. Harsche Dissonanzen<br />
findet man fast nie, dafür sehr oft Akkordfolgen<br />
mit impressionistischem Charakter<br />
und jenseits der funktionellen Harmonielehre,<br />
für die man im Tonsatzunterricht<br />
Notenbeispiel 1a<br />
Notenbeispiel 1b<br />
Notenbeispiel 2<br />
eher Punktabzüge bekommen würde. Die<br />
Notenbeispiele 1a und 1b zeigt die ersten<br />
zwei mal zwei Takte des „Binsenmichel“,<br />
die jeweils nur für drei Instrumente gesetzt<br />
sind: zunächst für Flöte, Oboe und<br />
Klarinette, danach fast identisch für Alt-,<br />
Tenor- und Baritonsaxophon.<br />
Der Nachsatz des Einleitungsthemas<br />
ist zum Teil von Ganztonfolgen (klingend<br />
b-as-ges-e) geprägt und leitet im zweiten<br />
Thema zu einem weiteren beliebten Gestaltungsmittel<br />
Kühmstedts: die im Impressionismus<br />
oft zu findenden parallele<br />
Dreiklänge (Notenbeispiel 2), auf die man<br />
auch im weiteren Verlauf des Stückes immer<br />
wieder stößt.<br />
Ausgiebigen Gebrauch davon macht er<br />
im langsamen Teil ab Ziffer 4. Über einem<br />
Quint-Orgelpunkt im tiefen Holz, ergänzt<br />
mit einigen Achtel-Umspielungen, spielen<br />
20<br />
KulturFenster
die hohen Hölzer ein leicht exotisch wirkendes<br />
Thema, ausschließlich mit Dreiklängen<br />
in der Grundstellung harmonisiert<br />
(Notenbeispiel 3).<br />
Im weiteren Verlauf bekommt der langsame<br />
Teil immer mehr den Charakter einer<br />
klassischen Durchführung. Kühmstedt<br />
spielt mit verschiedenen Themen (oder<br />
zumindest deren Kopfmotiv) und bringt<br />
sie in unterschiedlichen instrumentalen<br />
Kombinationen zusammen (vgl. Notenbeispiel<br />
4, 13 Takte vor dem Da Capo).<br />
Nach einer Reprise des Anfangs folgt<br />
eine kurze und prägnante Coda, deren tonaler<br />
Schwerpunkt von B über Des und<br />
Ces wieder zurück nach B geführt wird.<br />
Mit zwei Tonleiter-Kaskaden im Blech (in<br />
parallelen Dreiklängen) endet das Werk<br />
(Notenbeispiel 5).<br />
Joachim Buch<br />
“Nun ja, ich hab’ immer noch viel<br />
Freude an unserer Arbeit und wundere<br />
mich immer mehr, wie viel<br />
schlechte Blasmusik für unsere<br />
Volksmusiker produziert wird... und<br />
keiner von den Könnern ‚mault’<br />
dazu...<br />
Ich denke mir, dass doch eines Tages<br />
sich einige Experten zusammenfinden,<br />
um diese Misere anzusprechen.<br />
Die Hoffnung gebe<br />
ich nicht auf!“<br />
(Paul Kühmstedt über den Zustand<br />
der Blasmusik in den siebziger<br />
und achtziger Jahren.)<br />
Blasmusik<br />
12.01. -28.12.2019<br />
VSM-Motiviert und fit?<br />
Funktionärsausbildung<br />
2019 (NFA)<br />
www.vsm.bz.it/<strong>2018</strong>/11/29/<br />
motiviert-und-fit-2/<br />
Notenbeispiel 2<br />
Notenbeispiel 3<br />
Notenbeispiel 3<br />
Notenbeispiel 4<br />
Notenbeispiel 5<br />
Zur Person<br />
Paul Kühmstedt lernte zunächst in<br />
Ulm Klavier, Violine und Orgel, bevor<br />
er in München Dirigieren und Komponieren<br />
studierte.<br />
Nach einigen Jahren an den Theatern<br />
in Memmingen, Ulm (unter Herbert<br />
von Karajan) und Kaiserslautern ließ er<br />
sich ab 1934 als freischaffender Komponist,<br />
Musiklehrer und Chordirigent<br />
in Heidenheim an der Brenz nieder.<br />
Nach seinem Kriegseinsatz war er bis<br />
1948 Arrangeur und Leiter der Stuttgarter<br />
Operette und des Kammerorchesters<br />
in Heidenheim. Über Biberach<br />
an der Riß, wo er von 1952 bis 1968<br />
Musikdirektor war, und die Stadtkapelle<br />
Ulm-Söflingen, die er von 1954<br />
bis 1975 dirigierte, kam Kühmstedt<br />
nach Ulm zurück.<br />
Anfang der sechziger Jahre baute<br />
er nach dem Vorbild der Knabenmusik<br />
Zürich die Ulmer Knabenmusik<br />
auf (heute: Junge Bläserphilharmonie<br />
Ulm), die er bis 1974<br />
auch dirigierte. 1975 bis 1977 leitete<br />
Kühmstedt darüber hinaus die<br />
Stadtkapelle Laupheim.<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 21
Kritisch hingehört<br />
„Dieser Tag ist Christus eigen“<br />
Gelungene Uraufführung der neuen Cäcilien-Messe<br />
Der letzte Sonntag im liturgischen Kalender<br />
steht unter dem Motto „Christkönig“.<br />
Gleichzeitig feiern Chöre, Singgruppen,<br />
Kantoren, Organisten und Blaskapellen an<br />
diesem Sonntag die Patronin der Kirchenmusik,<br />
die Heilige Cäcilia. Vielerorts gestalten<br />
Chor und Musikkapelle gemeinsam<br />
den Gottesdienst. Passende Literatur für diesen<br />
Anlass gibt es allerdings nur spärlich.<br />
Aus diesem Grund haben der Verband<br />
der Kirchenchöre Südtirols gemeinsam<br />
mit dem Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
einen Kompositionswettbewerb ausgeschrieben.<br />
Das neue Werk sollte sowohl<br />
Proprien- (Texte von Bernhard Oberparleiter),<br />
als auch Ordinarienteile beinhalten,<br />
inhaltlich gehaltvoll, aber im technischen<br />
Schwierigkeitsgrad für Laienmusiker gut<br />
aufführbar sein. Der Kompositionsauftrag<br />
ging nach einem Auswahlverfahren<br />
an den gebürtigen Brixner und in Tirol<br />
lebenden Komponisten Hannes Kerschbaumer,<br />
der weit über die Landesgrenzen<br />
hinaus als Komponist anerkannt ist und<br />
dessen Werke bei vielen Festivals uraufgeführt<br />
worden sind.<br />
Am Samstag, den 24.November <strong>2018</strong><br />
war es dann soweit. Die neue Cäcilien-<br />
Messe wurde während der Vorabendmesse<br />
im Bozner Dom vom Domchor Bozen und<br />
dem Pfarrchor Kaltern sowie der Stadtkapelle<br />
Bozen uraufgeführt. Einstudierung<br />
und Leitung lagen in den Händen von Tobias<br />
Chizzali, Robert Mur und Alexander<br />
Veit, welche im Gottesdienst abwechselnd<br />
die 130 Sängerinnen und Sänger sowie<br />
Musikantinnen und Musikanten dirigierten.<br />
Kantor war Martin Gruber. Domdekan<br />
Bernhard Holzer stand der Eucharistiefeier<br />
vor.<br />
Damit der Gesang zur Geltung kommt und<br />
nicht von der Kapelle übertönt wird, wurde<br />
viel Wert auf eine dynamisch differenzierte<br />
Instrumentation gelegt. Auch die Gemeinde<br />
ist an mehreren Stellen mit Gotteslobliedern<br />
und Kehrversen eingebunden, wodurch<br />
die versammelte Gemeinde zur Ehre<br />
Gottes gemeinsam musiziert.<br />
Gekommen waren viele, um sich das<br />
neue Werk anzuhören: Chorleiter, Funktionäre<br />
der großen Verbände sowie Vertreter<br />
aus Politik und Gesellschaft. Alle waren<br />
von der Tonsprache des Komponisten<br />
sehr angetan.<br />
Dass die Messe auch in der alltäglichen<br />
Praxis gut umsetzbar ist, bewiesen der<br />
Pfarrchor und die Bürgerkapelle Kaltern,<br />
welche die neue Messe gleich am nächsten<br />
Tag in der Pfarrkirche von Kaltern<br />
zum zweiten Mal erfolgreich aufführten.<br />
Wolfgang Niederbacher,<br />
VKS-Geschäftsführer<br />
Die Aufzeichnung der Uraufführung<br />
wird in der Blasmusiksendung von<br />
Dieter Scoz am 21. <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />
um 18:05 Uhr im Radioprogramm von<br />
RAI Süditrol gesendet.<br />
22<br />
KulturFenster
Blasmusik<br />
Eine gute Figur, hörens- wie sehenswert, machte die Musikkapelle Kiens bei<br />
ihrem Aufmarsch in der belgischen Stadt Eupen.<br />
•Musikpanorama<br />
Musikkapelle Kiens auf großer Fahrt nach Belgien<br />
Gastauftritte beim Tirolerfest in Eupen<br />
Am Wochenende vom 27. bis 29. Juli hat<br />
sich die belgische Stadt Eupen in „Klein-<br />
Südtirol“ verwandelt. Das 38. Tirolerfest<br />
stand an, Gastland war in diesem Jahr<br />
Südtirol, und die Musikkapelle Kiens hat<br />
das Land Südtirol musikalisch vertreten.<br />
Nachdem wir von dem Veranstalter LO-<br />
VOS willkommen geheißen worden sind,<br />
startete das Eupener Tirolerfest am Freitagabend<br />
mit einer Open-Air Veranstaltung,<br />
bei der sich das diesjährige<br />
Gastland Südtirol vorstellte und die Musikkapelle<br />
Kiens dabei ihr erstes Konzert<br />
gab. Anschließend wurde im Festzelt die<br />
Hüttengaudi mit der bayerische Band<br />
„Blechblos’n“ gefeiert. Am Samstagvormittag<br />
wurden wir im Parlament der<br />
deutschsprachigen Gemeinschaft und im<br />
Rathaus empfangen. Nach dem Mittages-<br />
sen stand der Aufmarsch auf dem Werthplatz<br />
auf dem Programm. Dann fand die<br />
Eröffnung und Begrüßung durch Herrn<br />
Landesrat Dr. Richard Theiner, Ministerpräsident<br />
Oliver Paasch, Hansi Pichler<br />
(IDM) und Patrick Heinen (LOVOS.) statt.<br />
Wir Musikanten marschierten ins große<br />
Festzelt ein und gaben ein Kurzkonzert.<br />
Nach uns traten Vincent&Fernando, Die<br />
Ladiner, Rosanna Rocci und das Schlern<br />
Sextett auf.<br />
Am Sonntag spielten wir in der Pfarrkirche<br />
„St. Joseph“, bevor wir beim traditionellen<br />
Frühschoppen ein letztes Konzert<br />
vor unserer Heimreise gaben.<br />
MK Kiens,<br />
Nadia Mairvongrasspeinten<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 23
Musikpanorama<br />
Cäcilienfeier der Musikkapelle Stegen<br />
Daniel Niederegger als neuer Kapellmeister willkommen geheißen<br />
Am 18. November feierte die Musikkapelle<br />
Stegen das Fest zu Ehren der hl. Cäcilia.<br />
Pater Bruno Klammer zelebrierte den Gottesdienst<br />
und die Musikkapelle umrahmte<br />
die Messfeier mit passenden kirchlichen<br />
und weltlichen Musikstücken.<br />
Nach der Messfeier trafen sich alle Mitglieder<br />
der Kapelle und die Ehrengäste beim<br />
„Branntweiner" in Stegen. Die Vertreterin<br />
des Südtiroler Landtags, Waltraud Deeg,<br />
und Bürgermeister Roland Griessmair bedankten<br />
sich bei der Kapelle für ihren Einsatz<br />
zum Wohle der Dorfgemeinschaft und<br />
den wertvollen Beitrag zum Zusammenleben.<br />
Bezirksobmann Johann Hilber überbrachte<br />
die Grußworte von Seiten des VSM-<br />
Bezirkes Bruneck.<br />
Der feierliche Rahmen der Cäcilienfeier<br />
wurde genutzt, um den neuen Kapellmeister<br />
mit der traditionellen Übergabe des<br />
Taktstockes willkommen zu heißen. Joachim<br />
Schwingshackl übergab sein Amt<br />
an den neuen musikalischen Leiter Daniel<br />
Niederegger, der von nun an die Kapelle<br />
führen wird.<br />
Zudem wurden mit der Cäcilienfeier vier<br />
neue Jungmusikantinnen mit großem Applaus<br />
in den Klangkörper aufgenommen.<br />
Der offizielle Teil der Feier wurde von einer<br />
Bläsergruppe des Saxophonregisters musikalisch<br />
umrahmt. Anschließend klang der<br />
Tag mit gemütlichem Beisammensein bei<br />
Wattturnier, Schätzspiel und „Rumpile" aus.<br />
MK Stegen – Andrea Mutschlechner<br />
Obmann Martin Hilber und Kapellmeister<br />
Joachim Schwingshackl hießen Daniel<br />
Niederegger als neuen Kapellmeister der<br />
MK Stegen willkommen.<br />
„Southbrass“ ist Sieger beim<br />
Taistner Blasmusikwettbewerb<br />
3. Auflage von „Spielt wos Gscheits“ begeistert Musikanten und Zuschauer Das Wertungs-Ergebnis der Gruppen:<br />
Beim dritten Blasmusikcontest der Musikkapelle<br />
Taisten, am 29. September, gab<br />
es erstmals einen einheimischen Sieger.<br />
Es war unglaublich, was die Musikantinnen<br />
und Musikanten der 6 Gruppen<br />
aus ihren Instrumenten herausholten:<br />
eine Toptonqualität, tolle Arrangements<br />
und Solostellen, die bei den Zuhörern<br />
für Gänsehaut sorgten. Überhaupt war<br />
es toll, die Stimmung im Saal mitzuverfolgen.<br />
Einmal war es mucksmäuschenstill,<br />
dann wieder begeisternd laut mit stehenden<br />
Ovationen.<br />
Die Jury, bestehend aus dem VSM-Verbandskapellmeister<br />
Sigisbert Mutschlechner,<br />
Norbert Rabanser, Moderator und<br />
Dozent am Mozarteum Salzburg, dem<br />
Komponisten und Musikverlagsleiter Mathias<br />
Rauch sowie dem Kapellmeister Karl<br />
Tasser waren sich in der Bewertung mit<br />
dem Publikum einig: Die sieben Jungs<br />
der Gruppe „Southbrass“ begeisterten<br />
mit ihrem Spiel derart, dass sie sich mit<br />
96,42 Punkte unangefochten den Siegerscheck<br />
holten. Zusätzlich durften sie am<br />
Sonntag zusammen mit Vierablech den<br />
Live Frühschoppen von Rai Südtirol gestalten.<br />
Alle teilnehmenden Musiker, ob<br />
Gewinner oder nicht, waren von der Veranstaltung<br />
begeistert und so steht dem<br />
„Blasmusik Contest Taisten 4.0“ im nächsten<br />
Jahr nichts mehr im Wege.<br />
Musikkapelle Taisten<br />
1. Southbrass 96,42<br />
2. Jungböhmische Pichl/Gsies 90,58<br />
3. Jagdfieber (D) 88,50<br />
4. Blosmaschii (D) 86,08<br />
5. MG Hemberg (CH) 84,50<br />
6. Schattnblech (A) 81,92<br />
Die Gruppe Southbrass war klarer Sieger bei der 3. Auflage des Taistner<br />
Blasmusikwettbewerbes „Spielt wos Gscheits“.<br />
24<br />
KulturFenster
Blasmusik<br />
Herbstkonzert der Musikkapelle Afers<br />
Johann Prader für 60-jährige Tätigkeit als Musikant geehrt<br />
Die Musikkapelle Afers veranstaltete am<br />
15. September <strong>2018</strong> im Mehrzwecksaal<br />
der Grundschule von Afers unter der Leitung<br />
von Kapellmeister Tobias Psaier ihr<br />
traditionelles Herbstkonzert.<br />
Höhepunkt des Abends war die Ehrung des<br />
Mitglieds Johann Prader für seine 60-jährige<br />
musikalische Tätigkeit.<br />
Johann Prader ist im Jahre 1959 als aktives<br />
Mitglied der Musikkapelle Afers beigetreten.<br />
Anfangs spielte er Klarinette und<br />
wechselte später zu Trompete und Flügelhorn.<br />
Zudem übernahm er verschiedene<br />
Funktionen im Verein als Schriftführer,<br />
Kassier und Obmann. Er bildete sich stets<br />
weiter, besuchte verschiedene Kapellmeister-<br />
und Stabführerkurse, sowie Kapellmeistertagungen<br />
und ein Kapellmeisterseminar<br />
für Oberstufe in Österreich. Insgesamt<br />
40 Jahre war er als Kapellmeister bei den<br />
Musikkapellen Afers, Lüsen und St. Andrä<br />
tätig und er wurde zum Ehrenkapellmeister<br />
Ehrungen beim Herbstkonzert der MK Afers: (v. l.) Verbandsobmann Josef Fauster,<br />
Kapellmeister Tobias Psaier, die Geehrten Johann Prader, Elmar Ritsch, Edith<br />
Graffonara, Obmann-Stellvertreter Reinhard Gamper<br />
ernannt. Mehrere Jahre war er auch als Kapellmeisterstellvertreter<br />
und Stabführer im<br />
Bezirk aktiv. Verbandsobmann Pepi Fauster<br />
bedankte sich mit der Verleihung der<br />
Ehrenurkunde an Johann Prader für dessen<br />
unermüdlichen Einsatz und seine Leistungen<br />
über all die Jahre und wünschte<br />
ihm weiterhin alles Gute und viel Freude<br />
mit der Musik. Geehrt wurden auch der<br />
Schlagzeuger und Obmann der Musikkapelle<br />
Afers, Elmar Ritsch, für seine 25-jährige<br />
Tätigkeit im Verein und Edith Graffonara<br />
für 15-jährige aktive Mitgliedschaft.<br />
MK Afers<br />
Gemeinsame Cäcilienfeier in Niederdorf<br />
Ehrung verdienter Mitglieder der Musikkapelle und des Kirchenchores<br />
Traditionsgemäß feiert die Musikkapelle<br />
Niederdorf gemeinsam mit dem Kirchenchor<br />
das Fest der hl. Cäcilia. So wurde<br />
auch am heurigen Cäciliensamstag der<br />
Festgottesdienst zu Ehren der Schutzpatronin<br />
der Sänger*innen und Musikant*innen<br />
gemeinsam gestaltet. Zum feierlichen Abschluss<br />
erklang Gunouds „Judex – Mors et<br />
Vita“, bei dem zum imposanten Finale die<br />
große Orgel einsetzt, die „Königin der Instrumente“<br />
- passend zum gleichzeitigen<br />
Christ-Königs-Fest.<br />
Bei der anschließenden gemeinsamen Cäcilienfeier<br />
im historischen Hotel „Emma“<br />
wurden langjährige Mitglieder für ihre Verdienste<br />
um die Blasmusik und das Chorwesen<br />
geehrt: Patrizia Ortner (Flügelhorn),<br />
Andreas Oberhofer (Trompete) und Simon<br />
Pramstaller (Posaune) erhielten das VSM-<br />
Verbandsehrenzeichen in Bronze für ihre<br />
15-jährige Tätigkeit. Der Schlagzeuger Günther<br />
Kamelger wurde mit dem silbernen<br />
Ehrenzeichen für 25 Jahre Mitgliedschaft<br />
geehrt. Der Chor bedankte sich bei Anna<br />
Maria Spellbring. Sie ist seit 10 Jahren<br />
Chorsängerin. Karin Krautgasser, Rudy<br />
Irenberger und Dietmar Bacher singen seit<br />
30 Jahren im Chor. Anton Fauster wurde<br />
nach 55-jähriger Mitgliedschaft zum Ehrenmitglied<br />
des Chores ernannt. Bei dieser<br />
Gelegenheit wurde zudem Simon Burger,<br />
seines Zeichens Schlagzeuger, Kapellmeisterstellvertreter<br />
und Student am Musikkonservatorium<br />
in Bozen, das Diplom<br />
für seinen „ausgezeichneten“ Abschluss<br />
der Kapellmeisterausbildung an der Musikschule<br />
Bruneck überreicht.<br />
(sn)<br />
Die Geehrten der Musikkapelle (v.l.) - Obmann Robert Burger, Günther Kamelger,<br />
Patrizia Ortner, Andreas Oberhofer, Simon Burger und Kapellmeister Stephan<br />
Niederegger – im Bild fehlt Simon Pramstaller (Foto: Günther Kamelger)<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 25
Musikpanorama<br />
Die MK Welsberg feiert ihr 180-jähriges Bestehen<br />
Jubiläumskonzert mit neuem Marsch von Sigisbert Mutschlechner - Ehrungen<br />
Die MK Welsberg feiert ihr 180-jähriges<br />
Bestehen<br />
Die Musikkapelle Welsberg beim Festkonzert anlässlich ihres Jubiläums<br />
Am Cäcilia-Samstag feierte die Musikkapelle<br />
Welsberg ihr 180-jähriges Jubiläum<br />
mit einem wunderschönen Konzert im Paul-<br />
Troger-Haus.<br />
Kapellmeister Martin Franzelin wählte<br />
zum Auftakt den Konzertmarsch „Arsenal“<br />
von Jan van der Roost. Es folgte die<br />
„Celebration Overture“ von Kees Vlak. Mit<br />
dem Konzertstück „Pacific Dreams“ von<br />
Jacob de Haan absolvierte er den praktischen<br />
Teil seiner Kapellmeisterprüfung<br />
und bestand diese mit Auszeichnung.<br />
Verbandskapellmeister Sigisbert Mutschlechner<br />
beglückwünschte die Kapelle<br />
zu deren Jubiläum und ermutigte die Musikanten,<br />
den eingeschlagenen Weg weiter<br />
zu gehen.<br />
Gemeinsam mit Gebietsvertreter David<br />
Seiwald ehrte er daraufhin Wolfgang Edler<br />
für 25 Jahre und Hans Taferner für 60<br />
Jahre Mitgliedschaft in der Musikkapelle.<br />
Der ehemalige Tubist Peter Taferner wurde<br />
zum Ehrenmitglied der Kapelle ernannt. Der<br />
Tubist und ehemalige Obmann Josef Ploner<br />
wurde zum Ehrenobmann ernannt. Der<br />
heutige Obmann Günther Thomaser überreichte<br />
beiden eine Ehrentafel aus Holz.<br />
Uraufführung des<br />
Konzertmarsches<br />
Anschließend folgte die mit Spannung erwartete<br />
Uraufführung des Konzertmarsches<br />
„Schloss Welsperg“, welchen Sigisbert<br />
Mutschlechner als Auftragskomposition<br />
für die Musikkapelle Welsberg zum Jubiläum<br />
geschrieben hatte und auch selbst<br />
dirigierte. Der große Applaus zeigte, dass<br />
der Marsch gefiel. Im zweiten Teil des Konzertes<br />
begleitete der Kinder- und Jugendchor<br />
der Musikschule Oberes Pustertal<br />
unter der Leitung von Simone Wurzer die<br />
Musikkapelle gesanglich bei den Stücken<br />
„Conquest of Paradise“ von Vangelis und<br />
„Herz der Berge“ von Michael Geisler. Mit<br />
dem schwungvollen Stück und gleichzeitigem<br />
Motto des Konzertes „Auf uns“ von<br />
Andras Bourani und zwei Zugaben beendete<br />
die Musikkapelle ihr Jubiläumskonzert.<br />
Günther Thomaser,<br />
Obmann MK Welsberg<br />
26<br />
KulturFenster
Blasmusik<br />
„Danke sagen - zurückschauen - in die Zukunft blicken“<br />
Cäcilienfeier de Musikkapelle Katharinaberg<br />
Bei der Ehrung verdienter Musikanten der MK Katharinaberg: v.l. Erwin Mair,<br />
Manfred Gorfer, Obmann Florian Müller, Gregor Mair, Josef Gorfer, Christoph Kneissl,<br />
Kapellmeisterin Charlotte Rainer, Andreas Kneissl.<br />
Sara Gamper und Janik Mair sind die<br />
neuen Mitglieder der Musikkapelle<br />
Katharinaberg.<br />
Unter diesem Motto stand die diesjährige<br />
Cäcilienfeier der Musikkappelle Katharinaberg,<br />
welche am 25. November stattfand.<br />
Eröffnet wurde die Feier traditionsgemäß<br />
mit der Umrahmung der heiligen Messe<br />
zu Ehren der Schutzpatronin Cäcilia. Kapellmeisterin<br />
Charlotte Rainer stellte dafür<br />
ein festliches Programm zusammen.<br />
Auch heuer wieder durfte sich die Mu-<br />
sikkapelle Katharinaberg über Ehrungen<br />
freuen. Diese wurden erstmals im Anschluss<br />
an den Gottesdienst in der Kirche<br />
übergeben. Manfred Gorfer erhielt<br />
für seine 15-jährige Tätigkeit das VSM-<br />
Verbandsehrenzeichen in Bronze. Christoph<br />
Kneissl, Andreas Kneissl und Gregor<br />
Mair wurden für ihre 25-jährige Tätigkeit<br />
mit dem Verbandsehrenzeichen in Silber<br />
geehrt. Mit „In die Zukunft blicken"<br />
wandte sich Obmann Florian Müller an<br />
Sara Gamper (Klarinette) und Janik Mair<br />
(Posaune), welche bei der Cäcilienfeier<br />
in die Musikkapelle Katharinaberg aufgenommen<br />
wurden. Diese wünscht ihren<br />
jungen Kameraden viel Freude und Ausdauer<br />
beim Musizieren.<br />
Miriam Müller<br />
KulturFenster<br />
Ein Hinweis und eine Bitte<br />
… damit alle etwas vom „Musikpanorama“ haben<br />
Für die Redaktion des KulturFensters ist es sehr erfreulich, wenn viele Musikkapellen ihre Berichte zur Veröffentlichung<br />
im „Musikpanorama“ schicken und wir bedanken uns sehr herzlich für alle Beiträge. Allerdings ist einerseits das Platzangebot<br />
begrenzt und andererseits soll möglichst vielen Musikkapellen „Raum“ für ihre Berichterstattung gegeben werden.<br />
Deshalb wurde die Textlänge mit 1.200 Zeichen (inkl. Leerzeichen) als Richtwert festgelegt. Wir ersuchen daher nachdrücklich,<br />
diese Vorgabe zu berücksichtigen bzw. einzuhalten.<br />
<br />
Die Redaktion<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 27
Vorweg<br />
Bezirksvollversammlungen<br />
Wichtige Termine 2019<br />
19.01.2019, 15 Uhr, Schlanders: Vollversammlung des Bezirkes Burggrafenamt/Vinschgau<br />
26.01.2019, 17 Uhr, Gais: Vollversammlung des Bezirkes Pustertal<br />
09.02.2019, 15 Uhr, Neumarkt: Vollversammlung des Bezirkes Bozen<br />
09.02.2019, 19 Uhr, Natz: Vollversammlung des Bezirkes Eisacktal/Wipptal<br />
Veranstaltungen des Südtiroler Chorverbandes:<br />
23.03.2019, 16 Uhr, Bozen: Vollversammlung des Südtiroler Chorverbandes<br />
28.04.2019, Bozen: 70 Jahrfeier des SCV<br />
08.09.2019, Meran: Tag der Chöre in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff<br />
09./10.11.2019, Auer: Gesamttiroler Wertungssingen<br />
Genauere Informationen und alle anderen Veranstaltungen<br />
finden Sie auf unserer Homepage: www.scv.bz.it<br />
28<br />
KulturFenster
Das Thema<br />
Chorwesen<br />
200 Jahre „Stille Nacht!<br />
Heilige Nacht!“<br />
Auf den Spuren des weltberühmten Weihnachtsliedes<br />
Vor 200 Jahren haben der Salzburger Priester Joseph Mohr und der aus Oberösterreich<br />
stammende Lehrer Franz Xaver Gruber das berühmteste Weihnachtslied der Welt zum ersten<br />
Mal gesungen: In der St. Nikola Kirche in Oberndorf bei Salzburg. Aus Joseph Mohrs<br />
Feder stammt das Gedicht. Vertont wurde es auf dessen Bitte hin von Franz Xaver Gruber.<br />
Über Zillertaler Sängerfamilien trat es nur wenige Jahre danach seine Reise von Österreich<br />
nach Europa und in die Welt an. Mittlerweile wird es in mehr als 300 Sprachen<br />
und Dialekten gesungen.Über die Jahrhunderte hinweg hat dieses Lied Grenzen und Krisen<br />
überwunden. Es verbindet Menschen unabhängig von Herkunft, Alter oder Religion.<br />
Doch wann und wie ist dieses<br />
Lied entstanden?<br />
In einer schweren Zeit, geprägt von Krieg,<br />
Naturkatastrophen, Hunger, Leid, Armut<br />
und Seuchen: „Stille Nacht! Heilige Nacht!“<br />
entsteht in harten Zeiten. Auch die beiden<br />
Liedschöpfer Joseph Mohr und Franz Xaver<br />
Gruber wachsen unter Gegebenheiten<br />
auf, die für Kinder und Jugendliche kaum<br />
schlimmer sein könnten: Die Zeit nach 1800<br />
ist die Zeit der Napoleonischen Kriege, des<br />
Tiroler Freiheitskampfs, der politischen Umbrüche<br />
und schließlich nach 1814 nach<br />
dem Sieg über Napoleon auch die Zeit der<br />
Restauration des alten absolutistischen<br />
Systems. Französische Truppen, Besatzer<br />
und Gewaltverbrechen gehören zum<br />
Alltag. Nach der Revolution in Frankreich<br />
und den neuen Ideen, die Napoleon in Europa<br />
verbreiten will und die sich vor allem<br />
auch gegen das alte traditionell katholische<br />
Denken richten, findet als Gegenbewegung<br />
eine Flucht in den Glauben statt, zu den alten<br />
Werten von Gott, Kaiser und Vaterland.<br />
Die Romantik verstärkt diese Sehnsucht<br />
nach dem Alten, der Sicherheit und der<br />
Sehnsucht nach einer heilen Welt, die eng<br />
mit dem Glauben und einer gefühlvollen<br />
Religiosität verbunden ist – in Ablehnung<br />
der Ideen der Aufklärung, die nur die kalte<br />
Vernunft in den Mittelpunkt stellen will. Die<br />
Romantik bietet in ihren Werken eine Gegenwelt<br />
zur grausamen Gegenwart, die<br />
von wirtschaftlichen und politischen Wirren<br />
geprägt ist.<br />
Aufgrund der vorherrschenden Kälte im<br />
Frühjahr 1816 kommt es zu erheblichen<br />
Ernteausfällen und Hungersnöten. Seuchen<br />
verbreiten sich, Menschen sterben und Europa<br />
ist von einer ersten großen Auswanderungswelle<br />
betroffen. Im Biedermeierzeitalter<br />
nach 1814 schließlich zieht sich der<br />
Bürger zurück in sein Privatleben, politische<br />
Tätigkeit ist nicht erwünscht, der österreichische<br />
Staatskanzler Metternich kontrolliert<br />
die Untertanen. Statt sich für politische<br />
Änderungen einzusetzen, konzentriert sich<br />
der Bürger, wenn es ihm wirtschaftlich möglich<br />
ist, auf sein eigenes Heim, die Familie,<br />
ein gemütliches Leben – das Weihnachtsfest,<br />
wie wir es heute kennen, entsteht,<br />
die Idyllisierung von Weihnachten als Fest<br />
des Gefühls und der Kindheit. Weihnachten<br />
ist nicht mehr nur ein liturgisch-religiöses<br />
Fest der Kirche, sondern in erster Linie<br />
ein bürgerliches Fest der Familie, der<br />
Weihnachtsbaum hält Einzug in die Häuser,<br />
die Geschenke, zu denen zunehmend<br />
auch Spielsachen für Kinder gehören, werden<br />
fester Bestandteil. Freilich trifft das alles<br />
vor allem auf die wohlhabenden Bürger zu.<br />
In Salzburg entsteht<br />
„Stille Nacht“<br />
Die Schöpfer des Liedes „Stille Nacht Heilige Nacht“ Joseph Mohr und Franz<br />
Xaver Gruber<br />
Der „Vertrag von München“ 1816 bringt<br />
das Ende der Spannungen zwischen dem<br />
Königreich Bayern und dem Kaisertum Österreich.<br />
Allerdings bedeutet er auch erhebliche<br />
Gebietsverluste für beide Seiten: Bayern<br />
gibt das Innviertel, das Hausruckviertel<br />
und das Amt Vils in Tirol an Österreich zurück.<br />
Die Gebiete der früheren Erzprobstei<br />
Berchtesgaden und der Rupertiwinkel hingegen<br />
verbleiben bei Bayern: Damit trifft es<br />
Salzburg besonders hart. Es kommt unter<br />
anderem zur Trennung der wohlhabenden<br />
Schifferstadt Laufen: Laufen mit der gesamten<br />
Verwaltung bleibt bayerisch, der Vorort<br />
Oberndorf kommt zu Österreich. Am 1. Mai<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 29
Das Thema<br />
Ausschlaggebend für den weltweiten Erfolg des Liedes waren unter anderem die<br />
Konzerte der Familie Rainer in Europa und den USA.<br />
1816 wird an der fürsterzbischöflichen Residenz<br />
in Salzburg das bayerische Wappen<br />
gegen den österreichischen Doppeladler<br />
ausgetauscht: Salzburg gehört nach Jahren<br />
wechselnder Herrscher nicht länger<br />
zum Königreich Bayern.<br />
In diesem Jahr verfasst der junge Salzburger<br />
Hilfspriester Joseph Mohr in dem<br />
Ort Mariapfarr ein Gedicht mit sechs Strophen.<br />
Es trägt den Titel „Stille Nacht! Heilige<br />
Nacht!“ Am 24.12.1818 überreicht Joseph<br />
Mohr – inzwischen Hilfspriester in Oberndorf<br />
– das Gedicht seinem Freund Franz Xaver<br />
Gruber. Dieser ist Lehrer im benachbarten<br />
Arnsdorf und Organist in Oberndorf. Dort<br />
herrschen vor dem Hintergrund der Napoleonischen<br />
Kriege und neuen Grenzziehungen<br />
verheerende Zustände: Die Menschen<br />
sind hochverschuldet, haben kein<br />
Einkommen und leiden Hunger. Joseph<br />
Mohr bittet Franz Xaver Gruber darum, das<br />
Gedicht zu vertonen. Dieser wird die Melodie<br />
in D-Dur später als Gelegenheitskomposition<br />
betrachten und ihr nicht allzu viel<br />
Bedeutung beimessen. Noch am selben<br />
Abend wird das Lied am Ende der Christmette<br />
von den beiden zum ersten Mal gesungen:<br />
Die Melodie ist für zwei Singstimmen<br />
und Gitarrenbegleitung geschrieben.<br />
Von Joseph Mohr gibt es eine handschrifliche<br />
Überlieferung des Liedes, von Franz<br />
Xaver Gruber sogar vier. Die Autographen<br />
sind im Salzburg Museum in der Stadt Salzburg<br />
bzw. im Stille-Nacht-Museum in Hallein<br />
ausgestellt.<br />
Die weltumspannende Reise von<br />
„Stille Nacht! Heilige Nacht!“<br />
Zweihundert Jahre, nachdem „Stille<br />
Nacht! Heilige Nacht!“ das erste Mal in<br />
Oberndorf erklang, gilt es als eines der beliebtesten<br />
und bekanntesten Weihnachtslieder<br />
– aufgenommen und interpretiert von<br />
allen Musikgrößen aus allen Genres. An<br />
Weihnachten wird es von rund zwei Milliarden<br />
Menschen weltweit gesungen: Auf allen<br />
Kontinenten und in über 300 Sprachen<br />
und Dialekten. Nicht nur die Entstehung,<br />
auch die Verbreitung gleicht einem Wunder.<br />
1818 erhält der Orgelbauer Carl Mauracher<br />
aus Fügen im Zillertal den Auftrag, die<br />
Orgel in der St. Nikola-Kirche in Oberndorf<br />
zu reparieren. In weiterer Folge wird die Orgel<br />
neu gebaut. Auf einer dieser Arbeitsreisen<br />
lernt er das Lied „Stille Nacht! Heilige<br />
Nacht!“ kennen und bringt es mit in seine<br />
Heimat. 1819 findet sich das Lied schon<br />
mit sieben (!) Strophen auch im heute verschollenen<br />
Kirchenliederbuch von Blasius<br />
Wimmer, Organist und Lehrer in Waidring.<br />
Es kann gut möglich sein, dass Carl Mauracher<br />
das Lied bei seinen „Reparaturreisen“<br />
an ihn weitergegeben hat.<br />
1822, Fügen: Im Schloss des Grafen Dönhoff<br />
sind Kaiser Franz I. von Österreich und<br />
Zar Alexander I. von Russland zu Gast. Der<br />
Graf bittet die Geschwister Rainer darum,<br />
seine Gäste mit Volksliedern zu unterhalten.<br />
Vor allem der Zar ist begeistert: Er spricht<br />
eine Einladung an seinen Hof in St. Petersburg<br />
aus. Im Herbst 1824 machen sich die<br />
Geschwister Rainer auf zu ihrer ersten Auslandsreise<br />
nach Deutschland. Sie begründen<br />
damit die Ära der „Tiroler Nationalsänger“.<br />
1825 führt sie ihre zweite Konzerttour<br />
über Deutschland (Berlin, Hamburg) nach<br />
Schweden und England (London). Da der<br />
Zar bereits im <strong>Dezember</strong> 1825 verstarb, änderten<br />
sie ihre Reiseroute. Bis 1838 tourten<br />
die „Ur-Rainer“ immer wieder durch Europa.<br />
Joseph Greis, Buchdrucker und Buchhändler<br />
in Steyr, gab im Zeitraum von 1827<br />
bis 1832 (genaues Datum nicht bekannt)<br />
eine Flugschrift mit dem Titel „Vier schöne<br />
neue Weihnachtslieder“ heraus: Auf deren<br />
Titelbild ist auch „Stille Nacht! Heilige<br />
Nacht!“ angekündigt. Damit ist bewiesen,<br />
dass die erste schriftliche Verbreitung des<br />
Liedes in Steyr gedruckt wurde. Da Greis<br />
Buchhändler war, konnte der Druck auch<br />
bei ihm gekauft werden.<br />
1831 singen die Geschwister Strasser<br />
aus Laimach bei Hippach „Stille Nacht! Heilige<br />
Nacht!“ auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt.<br />
Die Bauernfamilie aus dem Zillertal<br />
zog während der Wintermonate als Warenhändler<br />
durch Europa, um handgefertigte<br />
Produkte aus der Heimat – vor allem Handschuhe<br />
– auf Märkten zu verkaufen. Schnell<br />
stellte sich heraus, dass der Verkauf durch<br />
das Singen von Volksliedern noch besser<br />
lief. Sie werden zu weiteren Auftritten nach<br />
Leipzig eingeladen.<br />
Daraufhin kam es auch zu einer Verschriftlichung<br />
von „Stille Nacht! Heilige<br />
Nacht!“: Zwischen 1832 und 1834 veröffentlichte<br />
der Verleger A. R. Friese aus<br />
Dresden eine Sammlung von echten Tiroler<br />
Weihnachtsliedern mit dem Titel „Vier<br />
ächte Tyroler Lieder für eine Singstimme mit<br />
Begleitung des Pianoforte und der Gitarre<br />
gesungen von den Geschwistern Strasser<br />
aus dem Zillerthale“. Es entsteht eine „Zillertaler<br />
Fassung“ des Liedes, die auf die<br />
Geschwister Strasser zurückgehen könnte.<br />
Das Weihnachtslied beeindruckt auch den<br />
preußischen König Friedrich Wilhelm IV.,<br />
der Jahre später sogar die Noten dafür in<br />
Salzburg anfordern wird. 1838 wird „Stille<br />
30<br />
KulturFenster
Chorwesen<br />
Nacht! Heilige Nacht!“ in das Melodienbuch<br />
des „Katholischen Gesang- und Gebetbuch<br />
für den öffentlichen und häuslichen Gottesdienst<br />
zunächst zum Gebrauche der katholischen<br />
Gemeinde im Königreiche Sachsen“<br />
aufgenommen.<br />
Konzerttour nach Amerika<br />
1839 bricht die zweite Generation von<br />
Rainer-Sängern – unter der Ägide von Ludwig<br />
Rainer, Sohn von Maria Rainer – aus<br />
dem Zillertal zu einer Konzerttour<br />
nach Amerika auf: Sie haben das<br />
Lied „Stille Nacht! Heilige Nacht!“<br />
mit in ihrem Repertoire. Die erste<br />
Aufführung des Liedes findet vermutlich<br />
vor der Trinity Church in<br />
New York statt. Es folgt eine mehrjährige<br />
„Tournee“ als viel beachtete<br />
„Rainer Family“, die die vier Sänger<br />
und Sängerinnen nach New Orleans,<br />
St. Louis, Pittsburg und Philadelphia<br />
führt. 1840 wird in New<br />
York das Lied gedruckt.1842 erscheint<br />
„Silent Night, Holy Night“<br />
in einem Liederbuch der „Rainer<br />
Family“ in Boston.<br />
Einen Beitrag zur Verbreitung<br />
des Lieds leistete auch der Theologe<br />
Johann Hinrich Wichern, der<br />
in Hamburg eine Ausbildungsstätte<br />
für zukünftige Missionare leitete. Im<br />
Jahre 1844 gab er für den Unterricht<br />
ein eigenes Gesangsbuch mit<br />
dem Titel “Unsere Lieder” heraus,<br />
welches auch das Lied “Stille Nacht!<br />
Heilige Nacht!” enthielt. Als einer<br />
der größten Auswandererhäfen war<br />
Hamburg Drehscheibe vieler Auswanderer<br />
die, begleitet durch Missionare des “Rauhen<br />
Hauses” und dem Liederbuch im Gepäck,<br />
das Lied bis nach Amerika getragen<br />
haben. Ermutigt von den Erfolgen in den<br />
USA, gründet Ludwig Rainer die „Rainer<br />
Gesellschaft“ mit bis zu 15 Sängern, die<br />
an nahezu allen Herrscherhäusern Europas<br />
auftreten werden. Ihre Reisen führen<br />
sie nach England, Schottland und Irland,<br />
nach Italien, Frankreich, Dänemark, Schweden<br />
und Norwegen. Im Jahr 1854 wandte<br />
sich die Königlich Preussische Hofkapelle<br />
in Berlin an das Stift St. Peter in Salzburg,<br />
um Auskunft über Michael Haydn zu erhalten,<br />
der für den Urheber des Liedes gehalten<br />
wurde. Der Preußenkönig Friedrich<br />
Wilhelm IV. wollte die Noten für seine Hofkapelle<br />
haben und ließ deshalb im Stift St.<br />
Peter in Salzburg um eine Abschrift anfragen.<br />
Zufällig hielt sich ein Sohn Franz Xaver<br />
Grubers im Konvikt auf, sodass die Urheberschaft<br />
geklärt werden konnte. Franz<br />
Xaver Gruber verfasste daraufhin die „Authentische<br />
Veranlassung zur Composition<br />
des Weihnachtsliedes“.<br />
1858 kommen die Rainer-Sänger nach<br />
Russland und bleiben hier für zehn Jahre.<br />
Heimataufenthalte werden lediglich genutzt,<br />
um neue Mitglieder zu werben. 1866 wird<br />
das Lied in ein „offizielles Kirchenbuch“ in<br />
Die Stille-Nacht-Kapelle in Oberndorf, wo<br />
das Lied zum allerersten Mal erklang.<br />
Salzburg aufgenommen. 1868 kehrt der berühmte<br />
Tiroler Nationalsänger Ludwig Rainer<br />
von den Rainer-Sängern nach fast dreißig<br />
Jahren im Ausland als wohlhabender<br />
Mann nach Tirol zurück. 1870 wird sein<br />
neu erbautes Hotel am Achensee errichtet:<br />
Der Erfolg der Tiroler Nationalsänger<br />
hat sich positiv auf den Tourismus in Tirol<br />
ausgewirkt. Zur Jahrhundertwende wurde<br />
“Stille Nacht! Heilige Nacht!“ bereits – verbreitet<br />
durch katholische und protestantische<br />
Missionare – auf allen Kontinenten<br />
gesungen. Im 1. Weltkrieg verbrüdern sich<br />
Soldaten an der Westfront und singen gemeinsam<br />
das Lied quer über die Schützengräben.<br />
Franklin D. Roosevelt und Winston<br />
Churchill singen 1941 gemeinsam „Stille<br />
Nacht! Heilige Nacht!“ im Garten des Weißen<br />
Hauses. 2011 wird „Stille Nacht! – das<br />
Lied zur Weihnacht“ auf die nationale Liste<br />
des immateriellen UNESCO-Kulturerbes<br />
gesetzt.<br />
Warum war und ist das Lied<br />
so erfolgreich?<br />
Der Salzburger Musikschriftsteller und<br />
Dramaturg Professor Gottfried Kasparek ist<br />
unter anderem künstlerischer Leiter des Diabelli-Sommers<br />
in Mattsee. Zum 200-Jahr-<br />
Jubiläum hat er sich mit dem Weihnachtslied<br />
„Stille Nacht! Heilige Nacht!“<br />
auseinandergesetzt und erklärt, worin<br />
dessen Zauber besteht. Kaum<br />
jemand kann sich dem Bann des<br />
Liedes widersetzen und dafür gibt<br />
es interessante Gründe: „Das Lied<br />
ist in deutscher Sprache, die Weise<br />
ist im besten Sinne volkstümlich,<br />
der Rhythmus kommt aus den Dudelsäcken<br />
sizilianischer Hirten. Der<br />
Text lässt sich gut übersetzen. Dem<br />
Zauber der innigen Komposition können<br />
selbst Menschen nicht entkommen,<br />
die anderen Religionen angehören<br />
oder Atheisten sind. Das hat<br />
damit zu tun, dass sich darin die Kraft<br />
der Weihnachtsgeschichte in einfachen<br />
Worten und Motiven spiegelt.<br />
Dass die Musik nicht triumphierend<br />
klingt, sondern anrührend. Manche<br />
Menschen rührt das Lied zu Tränen,<br />
was am Schwermut suggerierenden<br />
Rhythmus liegen mag (…) Das Lied<br />
ist nicht liturgisch und streng, es ist<br />
ein Liebeslied für ein neugeborenes<br />
Kind. Es ist ein Lied des Friedens, voll<br />
klingender Spiritualität, die Grenzen<br />
überwindet. Und es ist zeitlos. Es gehört all<br />
jenen in der Welt, die guten Willens sind.“<br />
Zum 200-Jahr-Jubiläum laden die<br />
Stille-Nacht-Orte im Salzburger Land,<br />
in Oberösterreich und Tirol dazu ein,<br />
sich auf die Spuren des weltberühmten<br />
Weihnachtsliedes zu begeben: So kann<br />
man seine Entstehungsgeschichte vor<br />
Ort entdecken, in die Geschichten rund<br />
um das weltberühmte Weihnachtslied<br />
eintauchen und die Orte erkunden, die<br />
mit dem Lied zusammenhängen. Außerdem<br />
gibt es zahlreiche Sonderausstellungen<br />
und Veranstaltungen in den<br />
Stille-Nacht-Museen.<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 31
Aus Verband und Bezirken<br />
Beeindruckender Ausdruck der<br />
Südtiroler Chorkultur<br />
Ein fotografischer Rückblick auf das 19. Landessingen in Sterzing<br />
Das Motto des 19. Landessingens am 29.<br />
und 30. September in Sterzing lautete: Singen<br />
im Chor verbindet. Diesem Motto ist das<br />
Chorfest in vielerlei Beziehung gerecht geworden.<br />
„Wir wollten den kulturellen Wert<br />
des Singens aufzeigen“, sagt Verbandsobmann<br />
Erich Deltedesco. Und das ist in beeindruckender<br />
Weise gelungen.<br />
Unzählige Zuhörer erlebten auf den Plätzen<br />
und Straßen von Sterzing die ganze<br />
Vielfalt des Chorgesangs von rund 2000<br />
Sängern und Sängerinnen von rund 70<br />
Chören aus Südtirol, aber auch aus benachbarten<br />
Regionen. Sie zeigten, dass<br />
„Singen unser Leben reicher macht, die<br />
Persönlichkeit stärkt und ein Pfeiler des<br />
sozialen Miteinanders ist“. Diese wichtige<br />
gesellschaftliche und kulturelle Aufgabe<br />
der Chöre sowie das hohe Niveau<br />
der Gesangskultur im Lande hoben auch<br />
Landeshauptmann Arno Kompatscher und<br />
Kulturlandesrat Philipp Achammer hervor,<br />
die sich zum Festakt am Sonntag eingefunden<br />
hatten, der vom Chor BrummNet<br />
aus Bruneck unter der Leitung von Clara<br />
Sattler und Bläsern der Musikkapelle Pfeffersberg<br />
aus Brixen musikalisch umrahmt<br />
wurde. Ein besonders schönes Zeichen für<br />
die große Bedeutung, die Chöre für unsere<br />
Gesellschaft haben, war das „sozi-<br />
ale Singen“ in Altersheimen und im Krankenhaus.<br />
Für alle Chöre und interessierte<br />
Zuhörer gab es ein reichhaltiges Angebot:<br />
So konnte man dem Gesang in der Heiliggeist-Kirche,<br />
der St. Margarethenkirche<br />
oder der Kapuzinerkirche lauschen<br />
oder den Chören auf die Plätze der Neustadt<br />
und der Altstadt folgen und dort ihre<br />
Lieder genießen. Zum gemeinsamen Abschluss<br />
erklangen die Lieder „Musik erfüllt<br />
die Welt“ und „Das Schönste auf der<br />
Welt“ - passende Lieder für zwei Tage,<br />
die zeigen wollten, dass Chorgesang zu<br />
unserer Kultur gehört und für die Gesellschaft<br />
wichtig ist.<br />
Männerchor Taufers – Ltg.: Georg Kirchler<br />
Cor Raiëta – Ltg.: Konrad Tavella<br />
Telfer Singgemeinschaft –<br />
Ltg.: Esther Falkensteiner<br />
Die Junggebliebenen – Ltg.: Anna Gasser<br />
Männerchor Stegen –<br />
Ltg.: Paul Denicoló<br />
Kirchenchor Mals –<br />
Ltg.: Ernst Thoma<br />
Dank den Sponsoren<br />
Der Südtiroler Chorverband will den Chorgesang als fundamentalen<br />
Bestandteil unserer Volkskultur fördern. Darin ist er auf die<br />
Unterstützung durch Sponsoren angewiesen. Auch das Landessingen<br />
konnte nur deshalb in dieser Form veranstaltet werden,<br />
weil viele Sponsoren es finanziell unterstützt haben.<br />
Der Südtiroler Chorverband dankt den Förderern:<br />
Kirchenchor Aldein – Ltg.: Rupert Ploner<br />
FRIEDRICH<br />
UBERBACHER<br />
32<br />
KulturFenster
Chorwesen<br />
Kirchenchor Teis – Ltg.: Simon Krapf<br />
Frauenchor Ratschings – Ltg.: Renate Seeber<br />
Kirchenchor Tiers – Ltg.: Sabine Bordonetti<br />
Kirchenchor Schmieden-Prags – Ltg.: Maria Pietribiasi<br />
White Lily Gospel<br />
Singers – Ltg.:<br />
Carmen Declara<br />
Pfarrchor Lüsen – Ltg.: Verena Gruber<br />
Frauenchor Stilfes – Ltg.: Michaela Sparber<br />
Kirchenchor Gummer – Ltg.: Edeltraud Grumer<br />
Familienchor Wiesen – Ltg.: Susanne Bacher<br />
Pfarrchor "Maria im Moos" Sterzing – Ltg.: Manuel Schiabello<br />
MGV Raetia –<br />
Ltg.: Claudio<br />
Kerschbaumer<br />
Männerchor Völs am Schlern<br />
– Ltg.: Anton Federer<br />
Sängervereinigung Wolkenstein – Ltg.: Emmanuel Dallapozza<br />
MäSiG - Männersinggruppe<br />
Uttenheim – Ltg.: Josef Stoll<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 33
Aus Verband und Bezirken<br />
Gospelcantorei Meran – Ltg.: Friederike Haupt<br />
Frauenchor Kematen – Ltg.: Barbara Schellhorn<br />
Ahrntaler Männerchor – Ltg.: Beatrix Gietl<br />
Kirchenchor St. Helena/Mühlbach – Ltg.: Brigitte Mantinger<br />
Kirchenchor Kastelbell-Tschars – Ltg.: Miriam Blaas<br />
Kirchenchor "St. Andreas" Oberrasen – Ltg.: Andreas Mair<br />
Kirchenchor<br />
Schalders –<br />
Ltg.: Armin<br />
Mitterer<br />
Pfarrchor Frangart – Ltg.: Johanna Moser Meraner<br />
Männerchor "Maria in der Au" – Ltg.: Bernhard Greiner<br />
Singkreis Runkelstein – Ltg.: Armin Mitterer<br />
Männergesangverein Welsberg – Ltg.: Eugen Oberstaller<br />
Kirchenchor St. Michael/Eppan – Ltg.: Othmar Trenner<br />
Kirchenchor Mareit – Ltg.: Werner Haller<br />
Musicalladies+Silvester Sisters+Hedoné – Ltg.: Sandra Auer<br />
34<br />
KulturFenster
Chorwesen<br />
Männerchor Seis am Schlern<br />
– Ltg.: Toni Schgaguler<br />
Pfarrchor Seis am Schlern – Ltg.: Toni Schgaguler<br />
Kirchenchor Ridnaun – Ltg.: Esther Falkensteiner<br />
DE CATER – Ltg.: Silvia Delago<br />
Kirchenchor "St. Oswald" Mauls – Ltg.: Wolfgang Girtler<br />
Kirchenchor Mühlwald – Ltg.: Sigrun Falkensteiner<br />
Männergesangverein<br />
Sterzing 1860 –<br />
Ltg.: Waltraud Pörnbacher<br />
Pfarrchor Gossensass –<br />
Ltg.: Christoph Teissl<br />
Ensemble Vox Jubilans – Ltg.: Hans Schmidhammer<br />
Pfarrchor St. Nikolaus/Neumarkt – Ltg.: Ottmar Leimgruber<br />
Männergesangverein Kaltern – Ltg.: Ottmar Leimgruber<br />
Frauensinggruppe St. Michael/Eppan – Ltg.: Ottmar Leimgruber<br />
Coro "Zahre" Sauris-Zahre – Ltg.: Mario de Colle<br />
Coro Rio Bianco – Ltg.: Ivo Brigadoi<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 35
Aus Verband und Bezirken<br />
Landessingen in Sterzing - Festmesse<br />
Uraufführung „Missa minimus per C“<br />
Die Festmesse war ein spirituelles wie musikalisches Erlebnis.<br />
Die Festmesse am Sonntag, 30. September,<br />
in der Pfarrkirche „Unsere liebe Frau<br />
im Moos“ mit Beginn um 10 Uhr war ein Höhepunkt<br />
des 19. Landessingens in Sterzing.<br />
Dabei sangen der Vinzentiner Knabenchor<br />
und der Vinzentiner Mädchenchor<br />
unter der Leitung von Clara Sattler die von<br />
Erich Feichter komponierte Messe „Missa<br />
minimus per C“. Dekan Christoph Schweigl<br />
feierte mit zahlreichen Sängern und Sängerinnen<br />
den Gottesdienst, an dem auch<br />
Bläser der Musikkapelle Pfeffersberg mitwirkten<br />
sowie Verbandschorleiter Othmar<br />
Trenner.<br />
Das Besondere war dabei die Uraufführung<br />
der Messe, die von den Kindern und<br />
Jugendlichen stimmig umgesetzt wurde.<br />
„Die Idee dieser Komposition war eine<br />
leicht einzulernende Messe in jugendlichem<br />
Gewand“, sagt dazu Komponist<br />
Erich Feichter, der es sich zur Lebensaufgabe<br />
gemacht hat, junge Musiker in ihrer<br />
Persönlichkeitsentwicklung und in ihrer<br />
musikalischen Entfaltung zu fördern.<br />
Bei der Messe in lateinischer Sprache ist<br />
auch die Einbeziehung des Volkes möglich,<br />
unter anderem werden im Werk Elemente<br />
eines Popsongs als musikalische<br />
Bausteine verwendet.<br />
Die Messe bietet zu einem fixen Kern<br />
viele optionale Zusätze, die je nach Ort<br />
und Gegebenheiten des Chores und der<br />
Aufführung hinzugenommen werden<br />
können. Hierzu zählen Bordunstimmen<br />
oder Percussive Elemente, die mit Stimmen<br />
oder dem Körper, aber auch Instrumenten<br />
übernommen werden können.<br />
Auch die Einbeziehung des Volkes<br />
ist möglich. Die 6 Messteile sind in lateinischer<br />
Sprache drei- bis fünfstimmig<br />
geschrieben. Das Kyrie, dessen tonales<br />
Bläser der Musikkapelle Pfeffersberg wirkten bei der musikalischen Umrahmung mit.<br />
36<br />
KulturFenster
Chorwesen<br />
Dekan Christoph Schweiggl, im Hintergrund Clara Sattler und der Vinzentiner Mädchen- und Knabenchor<br />
Zentrum h ist (jedoch in C-Dur geschrieben),<br />
baut auf einer zweitaktigen Hemmiole<br />
als Grundmotiv auf. Interessant ist<br />
dabei, dass dieser Grundrhythmus von<br />
zwei anderen Rhythmen (im ¾ Takt) unterstützt<br />
wird. Dem Kyrie ist ein optionaler<br />
Bordun unterlegt. Das Gloria spielt mit<br />
dem Gedanken des Echos, der in den Kirchenräumen<br />
aufgrund ihrer Bauart und<br />
Größe meist zu finden ist. Betonungen<br />
und häufig wechselnde Taktarten, rhythmische<br />
Elemente und gleichmäßige Viertelnoten<br />
bestimmen die einzelnen Teile.<br />
Das Credo ist rhythmisch geprägt. Bodypercussion<br />
und Sprechgesang wechseln<br />
sich mit chorischen Momenten ab, wobei<br />
diese von den rhythmischen Komponenten<br />
stark beeinflusst werden.Das Sanctus<br />
ist kanonisch aufgebaut und in drei<br />
Teile gegliedert. Diese sind unterschiedlich<br />
lang und der Kanon in unterschiedlicher<br />
Periode. Diese Verschiebungen und<br />
die unterschiedliche Länge der Teile sollen<br />
das Muster eines vom Volk monoton<br />
gesprochenen, mühlsteinartigen Betens<br />
aufbrechen.Im Benedictus werden Elemente<br />
eines Popsongs als musikalische<br />
Bausteine verwendet.<br />
Waren bisher alle Stimmen gleichberechtigt<br />
und stark zueinander in Beziehung<br />
stehend, so stehen sich hier jeweils<br />
zwei Begleitstimmen einer Solostimme gegenüber.<br />
Das Hosanna lehnt sich an den<br />
Stil des Swing an.<br />
Dem Agnus Dei liegt ein zweistimmiger<br />
Bordun zugrunde. Wie das Kyrie beginnt<br />
das Agnus mit dem Ton h. Nach einem<br />
ruhigen Anfang beginnt sich allmählich<br />
ein Motiv zu stricken. Der Grundgedanke<br />
des Gleichzeitigen und Nichtgleichzeitigen<br />
steigert sich bis ins „Dona Nobis“. Erst am<br />
Schluss versöhnen sich die Stimmen beim<br />
„pacem“, das vom Bordun gesungen „ins<br />
Nichts verlaufen – hauchen“ soll.<br />
Mit diesem interessanten Werk setzte<br />
das Landessingen ein Zeichen, wie moderne<br />
Chormusik, Tradition und jugendliche<br />
Chorkultur verbunden werden können.<br />
Kompositionswettbewerb für Chormusik<br />
Im Jahr 2019 begeht die Gemeinde Anras in Osttirol ihre 1250-Jahr-Feierlichkeiten.<br />
Zu diesem Anlass schreibt die Gemeinde Anras einen Kompositionswettbewerb für Chormusik aus. Zeitgleich kommt auch<br />
ein Kompositionswettbewerb für Blasorchester zur Ausschreibung. Zur Ausschreibung gelangt ein Chorwerk für 4-stimmigen<br />
gemischten Chor im mittleren Schwierigkeitsgrad.<br />
Preisgelder: 1. Preis: EUR 500,00 2. Preis: EUR 300,00<br />
Einsendeschluss ist der 31. März 2019.<br />
Detaillierte Informationen zu den Wettbewerben finden Sie auf www.anras.at.<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 37
Aus Verband und Bezirken<br />
Festkonzert mit fünf Chören<br />
Landessingen in Sterzing<br />
Ein besonderer Höhepunkt für alle Liebhaber<br />
der Chormusik war das Festkonzert,<br />
das im Rahmen des 19. Landessingens am<br />
Samstag, 29. September, im Stadttheater<br />
Sterzing stattfand.<br />
Das Konzert gestalteten fünf unterschiedliche<br />
Chöre, die so ein vielfältiges Bild<br />
der Südtiroler Chormusik und des hohen<br />
Niveaus vieler Chöre im Lande gaben: das<br />
Brixner Vokalensemble VocalArt unter der<br />
Leitung von Marian Polin, der Gemischte<br />
Chor Pfalzen unter der Leitung von Markus<br />
Federer, der Frauenchor Gaudium unter<br />
der Leitung von Sebald Goller, der Männergesangsverein<br />
Welschnofen unter der<br />
Leitung von Ivan Dejori und der Jugendchor<br />
St. Martin in Passeier unter der Leitung<br />
von Thomas Schwarz.<br />
Das Konzert gab einen vielseitigen Überblick<br />
und Einblick in die Welt des Liedes: So<br />
trug der Jugendchor St. Martin neben anderen<br />
die Bohemian Rhapsody von Freddie<br />
Mercury und das Lied „Tråg mi, Wind“<br />
von Brigitte Hubman und Christian Dreo<br />
vor, der Männergesangsverein Welschnofen<br />
begeisterte die Zuhörer u.a. mit „Entschuldigung“<br />
von Friedrich Silcher, „Aber<br />
dich gibt’s nur einmal für mich“ und dem<br />
nach einer irischen Volksweise geschriebenen<br />
Lied „Heimat“ von Andreas Settili<br />
und Luis Meraner. Volksweisen und anspruchsvolle<br />
Melodien boten auch der Gemischte<br />
Chor Pfalzen, u.a. mit dem Sommarpsalm<br />
von Waldemar Åhlén, „Ubi<br />
caritas“ von Maurice Duruflé und einem<br />
Lied von Lorenz Maierhofer.<br />
Der Frauenchor Gaudium aus Gröden<br />
vertrat auch mit seiner Liedauswahl die<br />
große ladinische Tradition im Südtiroler<br />
Chorwesen und VocalArt aus Brixen die<br />
klassische Richtung mit Liedern von Leonhard<br />
Lechner, Schumann, Brahms und<br />
Monteverdi. Durch das Konzert, das eine<br />
ausgezeichnete Visitenkarte für die Qualität<br />
der Südtiroler Chorlandschaft war, führte<br />
Renate Gamper.<br />
1<br />
3<br />
2<br />
4<br />
5<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Frauenchor Gaudium (Ltg.: Sebald Goller)<br />
Jugendchor St. Martin in Passeier (Ltg.: Thomas Schwarz)<br />
Männergesangsverein Welschnofen (Ltg.: Ivan Dejori)<br />
Gemischter Chor Pfalzen (Ltg.: Markus Federer)<br />
VocalArt, Brixen (Ltg.: Marian Polin)<br />
38<br />
KulturFenster
Chorwesen<br />
„Stabat Mater“ von Franz Schubert<br />
Aufführungen in Brixen und Bozen<br />
Schuberts Stabat Mater ist bei Laienchören erstaunlicherweise nicht so bekannt, obwohl es sich gut für eine Aufführung eignet,<br />
wie das Konzert unter der Leitung von Othmar Trenner zeigte.<br />
Im Rahmen des Landessingens organisierte<br />
der Südtiroler Chorverband auch<br />
ein interessantes erweitertes Programm.<br />
So führten der Kirchenchor Feldthurns (Ltg.<br />
Judith Meraner) und der Kirchenchor Latzfons<br />
(Ltg. Renate Unterthiner) das „Stabat<br />
Mater“ von Franz Schubert unter der künstlerischen<br />
Leitung von Othmar Trenner auf,<br />
am 22. September im Dom zu Brixen sowie<br />
am 23. September in der Abtei Muri Gries.<br />
Schuberts großes, deutsches „Stabat<br />
Mater“ für Soli, Chor und Orchester gehört<br />
zu den am seltensten aufgeführten geistlichen<br />
Chorwerken der frühen Romantik.<br />
Angeregt zur Komposition wurde Schubert<br />
durch die von J. A. Hiller in der deutschen<br />
Übersetzung von F. G. Klopstock<br />
veröffentlichten Fassung des berühmten<br />
lateinischen „Stabat Mater“ von Pergolesi.<br />
Dem Werk Schuberts ist die Orientierung<br />
am berühmten Vorgänger deutlich anzumerken.<br />
Er wählt die gleiche Grundtonart:<br />
F-Moll und auch der Aufbau ist mit dem<br />
Wechsel von Solonummern und Chören<br />
gleich. In der Instrumentation geht Schubert<br />
allerdings ganz eigene Wege - im Gegensatz<br />
zur reinen Streicherbegleitung bei<br />
Pergolesi. Er wollte bewusst ein „feierliches“<br />
Werk schaffen und verlangt außer den Streichern<br />
eine festlich große Bläserbesetzung.<br />
Aber die Instrumentierung wechselt in jedem<br />
der zwölf Sätze um dem Stimmungsgehalt<br />
des Textes gerecht zu werden.<br />
Das Werk entstand zwischen 1816 und<br />
1818. Eine geplante Aufführung während<br />
der Passionszeit in der Kirche von Lichtental<br />
kam vermutlich wegen der großen<br />
Orchesterbesetzung nicht zustande. Trotz<br />
mehrerer Versuche wurde zu Lebzeiten<br />
Schuberts das großartige Werk nie aufgeführt.<br />
Erst 1833 - also fünf Jahre nach<br />
seinem Tod - gelang es seinem Bruder<br />
Ferdinand eine Aufführung im Wiener<br />
Musikvereinssaal zu realisieren.<br />
Es ist erstaunlich, dass das einzige große<br />
geistliche Chorwerk Schuberts - außer den<br />
sechs Messen - nicht mehr bekannt ist,<br />
da es in seiner volksnahen Musiksprache<br />
keine allzu großen Schwierigkeiten<br />
für gute Laienchöre aufweist. So kann die<br />
Aufführung von Schuberts Stabat Mater<br />
als Signal gesehen werden, sich als Chor<br />
auf die Suche zu machen und sich auch<br />
weniger aufgeführten, geeigneten Werken<br />
zu widmen.<br />
Im Konzert wurden auch „Psalm 100<br />
– Jauchzet dem Herrn alle Welt“ von Felix<br />
Mendelssohn Bartholdy und das Salve Regina<br />
von Franz Schubert für Sopran-Solo<br />
und Orchester vorgetragen. Es spielte das<br />
Orchester Amarida, als Solisten wirkten Sabina<br />
von Walther (Sopran), Georg Hasler<br />
(Tenor) und Gebhard Piccolruaz (Bass).<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 39
Aus Verband und Bezirken<br />
Musiktheater „We have a dream“<br />
Eigenproduktion über aktuelles Thema<br />
Waltraud Pörnbacher<br />
„We have a dream“, ein gelungenes Zusammenwirken von Musik, Schauspiel und Gesang<br />
„The BubbleGang“, eine Mädchenformation,<br />
haben den Song-Contest <strong>2018</strong> gewonnen.<br />
Sie werden gefeiert und bejubelt. Ihr Leben<br />
ist nur noch cool. Doch ist es das wirklich?<br />
Oder ist ihr Leben inszenierte Realität<br />
unserer heutigen Gesellschaft? Das selbst<br />
entwickelte Stück „We have a dream“ soll<br />
wachrütteln und zur Diskussion über heutige<br />
Werte anregen.<br />
Das Musiktheater „We have a dream“,<br />
eine Eigenproduktion unter der Leitung von<br />
Waltraud Pörnbacher, war im Rahmen des<br />
Landessingens am 30. September, 1. und 2.<br />
Oktober im Stadttheater Sterzing sowie am<br />
13. Oktober im Kulturhaus in Schlanders<br />
zu sehen und zu hören. Das Musiktheater<br />
erarbeiteten Musikpädagogin und Chorleiterin<br />
Waltraud Pörnbacher und Regisseurin<br />
Monika Bonell gemeinsam mit den jugendlichen<br />
Schauspielern und Musikern.<br />
Waltraud Pörnbacher studierte Schulmusik<br />
und Instrumentalmusikerziehung am<br />
Mozarteum Salzburg/Innsbruck und spezialisierte<br />
sich auf Chorleitung. Derzeit unterrichtet<br />
sie an der Musikschule Sterzing,<br />
leitet den MGV Sterzing 1860 und verschiedene<br />
Kinder- und Jugendchöre im Wipptal,<br />
mit denen sie auf internationalen Chorwettbewerben<br />
erfolgreich war. Sie sagt über sich<br />
und ihre Arbeit, dass sie ihre Aufgabe darin<br />
sehe, „das Potential der SängerInnen zu<br />
wecken und sie darin zu führen, dass sie in<br />
Kontakt mit der Tiefe ihrer Emotionen kommen<br />
und sich über den stimmlich musikalischen<br />
Ausdruck authentisch leben. So entsteht<br />
eine Symbiose zwischen fachlichem<br />
Können und persönlichem Ausdruck, und<br />
dadurch ein Chorklang, der sich durch Fülle,<br />
Lebendigkeit und Tiefe auszeichnet.“ Unter<br />
der Leitung von Waltraud Pörnbacher wirkten<br />
bei der Produktion das Vokalensemble<br />
Young Voices, Sterzing, in der Band Tamara<br />
Salcher, piano & Leitung, Georg Ploner,<br />
guitar, Manuel Gschnitzer, drums, Florian<br />
Gschnitzer, bass, mit.<br />
Das Vokalensemble Young Voices bei der Aufführung<br />
Eine eigene Band unterstützte die<br />
Sängerinnen und Sänger.<br />
40<br />
KulturFenster
Stimmgabel<br />
Chorwesen<br />
Festliches Weihnachtsoratorium<br />
Singkreis Runkelstein und Kirchenchor Schalders<br />
Der Singkreis Runkelstein<br />
Der Singkreis Runkelstein und der Kirchenchor<br />
Schalders führen unter der Leitung von<br />
Armin Mitterer nach den Weihnachtsfeiertagen<br />
das festliche Weihnachtsoratorium mit<br />
Orchester „Die Geburt Christi“ von Heinrich<br />
Freiherr von Herzogenberg auf.<br />
Herzogenberg (geboren 1843 in Graz,<br />
gestorben 1900 in Wiesbaden) hat die<br />
Aufführung seines Oratoriums als kirchliche<br />
Weihnachtsfeier gedacht. Er wollte<br />
die Trennung von Aufführenden und Zuhörenden,<br />
zwischen liturgischem Stück<br />
und großem Chorwerk überwinden. Dieses<br />
Werk für Orchester, Chor, Soli, Orgel<br />
und Klavier ist besonders interessant,<br />
weil der Komponist Herzogenberg zwischen<br />
den Werkteilen Choräle zum Mitsingen<br />
eingebaut hat. Sein Anspruch war,<br />
die Distanz zwischen den Musizierenden<br />
und Gläubigen aufzulösen. Leider wird<br />
dieses Oratorium nur selten aufgeführt.<br />
Umso erfreulicher ist es, dass der Singkreis<br />
Runkelstein diese Herausforderung<br />
angenommen hat. Die Konzerte finden<br />
am Freitag, 28.12.<strong>2018</strong>, in der Stiftskirche<br />
Gries in Bozen, um 20.30 Uhr, statt<br />
und am Samstag, 29.12.<strong>2018</strong>, in der Fr-<br />
einademetzkirche Milland, Brixen, um<br />
20.00 Uhr. Außerdem gestaltet der Singkreis<br />
Runkelstein am Goldenen Sonntag<br />
den Gottesdienst in der Franziskanerkirche<br />
Bozen (19 Uhr) musikalisch. Bereits<br />
Frauenviergesang De Cater<br />
Der Kirchenchor Schalders<br />
am 1. <strong>Dezember</strong> hat das traditionelle Adventssingen<br />
des Singkreises Runkelstein<br />
unter Mitwirkung des Frauenviergesangs<br />
De Cater aus Gröden und Bläsern der Bürgerkapelle<br />
Gries stattgefunden.<br />
Bläser der Bürgerkapelle Gries<br />
KulturFenster<br />
Redaktion KulturFenster<br />
Ihre Beiträge für das Chorwesen senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 41
Stimmgabel<br />
Glurnser Stadtlsingen ein<br />
großer Erfolg<br />
Festgottesdienst und Konzerte<br />
Bereits zum Jubiläum „700 Jahre Stadt<br />
Glurns" im Jahre 2004 fand das erste Stadtlsingen<br />
statt. So entstand der Wunsch, diese<br />
Veranstaltung zu wiederholen.<br />
Der Palabira-Sunnta - Siebenschmerzensonntag<br />
- begann mit einem Festgottesdienst.<br />
Der Kirchenchor sang als Erstaufführung<br />
die Petros-Messe: Christof Anstein<br />
aus Glurns hat den Text verfasst und Gernot<br />
Niederfriniger aus Mals hat die Vertonung<br />
übernommen. Der Kirchenchor sang<br />
Teile aus dieser Messe und zwei Marienlieder<br />
und wurde vom Klarinettenquartett<br />
der MK Glurns und Myriam Tschenett auf<br />
dem Piano hervorragend begleitet.<br />
Bei strahlendem Sonnenschein stellten<br />
sich die verschiedenen Abordnungen<br />
in der schmucken Tracht zur Prozession<br />
durch die Lauben über den Stadtplatz auf.<br />
Nach dem Gottesdienst fanden sich der<br />
Vinschger Chor, die Obervinschger Tanzlmusi<br />
und die Glieshofmusi auf der Bühne<br />
am Stadtplatz für die Radio-live-Sendung<br />
ein. Markus Laimer von RAI Südtirol führte<br />
als Moderator durch die Sendung. Dabei<br />
berichtete der Feuerwehr-Hauptmann und<br />
Ein kulturelles Ereignis der besonderen Art war das Glurnser Stadtlsingen, an dem<br />
unter anderem auch der Kirchenchor Tschengls teilnahm.<br />
Mitglied des Palabirakomitees Stefan Winkler<br />
von den Palabiratagen und von der Besonderheit<br />
der Palabirne, der Bürgermeister<br />
vom Stadtleben und Christof Anstein<br />
erzählte den Zuhörern verschiedene geschichtliche<br />
Anekdoten.<br />
Am Nachmittag begann das Stadtlsingen<br />
in der Laubengasse, der Silbergasse,<br />
auf dem Stadtplatz und in der Frauenkirche.<br />
Zahlreiche Zuhörer folgten den Gesängen<br />
der Chöre auf den verschiedenen<br />
Plätzen, die sich hervorragend dafür eignen.<br />
Es waren dies: Kirchenchor St. Leonhard<br />
im Passeier, Frauenchor Orpfhea aus<br />
Riffian, Jugendchor Prisma aus Meran, der<br />
Frauenchor Algund, der MGV Schlanders,<br />
Kirchenchor Göflan, Kirchenchor Kortsch,<br />
Kirchenchor Tschengls, Kirchchor Prad,<br />
der Männerchor Schluderns, Männerchor<br />
Mals, die Singgemeinschaft Burgeis und<br />
das Quartfiss aus Fiss in Nordtirol.<br />
Beim Abschluss auf dem Stadtplatz<br />
dankte Martin Moriggl allen Chören für ihr<br />
Dabeisein und überreichte jedem Chor als<br />
Erinnerungsgeschenk eine Holzbirne - angefertigt<br />
von Hans Gebhart.<br />
Der Bürgermeister Alois Frank freute<br />
sich über die gelungene Veranstaltung<br />
und der Bezirksobmann des Südtiroler<br />
Chorverbandes Vinschgau/Burggrafenamt,<br />
Karl Werner, erwähnte, dass sich die Stadt<br />
Glurns für eine solche Veranstaltung besonders<br />
gut eignet. Man spürte die besondere<br />
Stimmung, als Ernst Thoma aus Mals<br />
die beiden Schlusslieder - "Unz Wättr isch<br />
winti" und "Neigen sich die Stunden" anstimmte<br />
und ein Meer von Stimmen auf<br />
dem Stadtplatz erklang.<br />
Ein besonderer Dank geht an dieser<br />
Stelle an die Sponsoren für die finanzielle<br />
Unterstützung und an die Kooperationspartner,<br />
den Volksmusikkreis/Bezirk Vinschgau,<br />
den Südtiroler Chorverband/Bezirk<br />
Vinschgau-Burggrafenamt, den Vinschger<br />
Chor und Kirchenchor Glurns, sowie an<br />
alle, die in irgendeiner Weise zum Gelingen<br />
dieses Freudentages beigetragen haben.<br />
42<br />
KulturFenster
Chorwesen<br />
Grandioser Erfolg in Venedig<br />
Männerchor BrummNet überzeugt Jury und Publikum<br />
BrummNet, der Männerchor, ist Freunden<br />
des Gesangs in Südtirol bereits seit langem<br />
ein Begriff. Im Oktober konnten sich<br />
die siebzehn Mitglieder mit ihren Chorleitern<br />
Clara Sattler und Johann van der Sandt<br />
wieder einmal über die Grenzen Südtirols<br />
hinaus einen Namen machen. Nachdem im<br />
letzten Frühjahr die zweite CD des Chores<br />
aufgenommen, wurde war es im Herbst<br />
wieder an der Zeit sich bei einem Wettbewerb<br />
mit anderen Chören zu messen. Ziel<br />
war das malerische Venedig, wo BrummNet<br />
beim internationalen Chorwettbewerb Claudio<br />
Monteverdi mit elf Chören aus acht Nationen<br />
um Punkte kämpfen durfte.<br />
BrummNet trat in zwei Kategorien des<br />
Wettbewerbes an: Sakrale Musik und Erwachsenenchöre.<br />
Nach der Anreise am<br />
Freitagmorgen stand am Nachmittag in<br />
der San Stae Kirche die erste Herausforderung<br />
in der Kategorie „Sakrale Musik“<br />
auf dem Programm. BrummNet setzte<br />
sich gekonnt gegen die sehr starke Konkurrenz<br />
aus Dänemark und Lettland durch<br />
und wurde Gesamtsieger dieser Kategorie<br />
mit einer Punktezahl von 96,17/100<br />
Punkten. Damit sicherten sich unsere wackeren<br />
Männer auch gleich die Teilnahme<br />
am Grand Prix am Samstag, bei dem die<br />
jeweils Erst- und Zweitplatzierten jeder Kategorie<br />
um den Gesamtsieg singen durften.<br />
Nach der Rückreise in die Unterkunft<br />
wurde noch fleißig bis spätabends geprobt,<br />
bevor dann doch noch, bei einigen Metern<br />
Pizza und Bier in Maßen, der Erfolg<br />
gefeiert wurde.<br />
Nach dem grandiosem Erfolg am ersten<br />
Tag war BrummNet natürlich einer<br />
der Titelanwärter für die zweite Kategorie.<br />
Unter tosendem Applaus der<br />
anderen Chöre und des Publikums<br />
gab BrummNet auch hier eine sehr<br />
Der Männerchor BrummNet kann sich über einen tollen Erfolg freuen!<br />
überzeugende Vorstellung und wurde mit<br />
einer Punktzahl von 94,67 Drittplatzierter.<br />
Nach dieser Vorstellung lagen die anderen<br />
Chöre BrummNet zu Füßen. Es wurde<br />
kein Wunsch ausgeschlagen und in jeder<br />
Gasse, auf jedem Platz und auf den Fähren<br />
für die Partnerchöre gesungen. Hätte<br />
es einen Publikumspreis gegeben, er wäre<br />
BrummNet sicher gewesen!<br />
Am Abend stand schließlich der Grand<br />
Prix an, bei welchem jeder Chor mit zwei<br />
Stücken antrat. Hier gab es keine Altersbeschränkung:<br />
Die Sieger und die Zweitplatzierten<br />
einer jeden Kategorie sangen<br />
gekonnt um die Gunst der Jury. Brumm-<br />
Net sang als letzter Chor und schnitt mit<br />
96,00 abermals exzellent ab. Wie hoch<br />
das Niveau des Wettbewerbes war,<br />
zeigt die Tatsache, dass BrummNet<br />
mit insgesamt 192,17/200 Punkten<br />
mit nur 0,5 Punkten Rückstand auf den<br />
zweiten und 1,5 Punkten Rückstand auf<br />
den Siegerchor „Candomini“ aus Finnland<br />
den dritten Gesamtrang erreichte.<br />
Freuen durfte sich der Chor auch über<br />
den Gewinn des Monteverdi-Preises (beste<br />
Darbietung eines Monteverdi-Stückes),<br />
die der Chor für die BrummNet-typisch<br />
reine und aussagekräftige Darbietung von<br />
Monteverdis „Crucifixus“ erhielt.<br />
Für die Mitglieder und das Chorleiterteam<br />
war dieses Wochenende eine wunderbare<br />
Bestätigung für die professionelle<br />
Vorbereitung und den geleisteten Einsatz.<br />
Doch nicht nur die zahlenmäßig ausgedrückte<br />
Qualität, sondern vor allem das<br />
Feedback der anderen Chöre, der Jury<br />
und des Publikums wird den Sängern<br />
noch lange in Erinnerung bleiben.<br />
VP<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 43
Vorweg<br />
In die Zukunft weisende<br />
Zeichen gesetzt<br />
Rückblick auf das Jahr <strong>2018</strong> von Landesobfrau Claudia Plaikner<br />
Landesobfrau Claudia Plaikner<br />
Dass die Heimatpflege nicht rückwärtsgewandt<br />
ist und die Heimatpfleger/innen an<br />
der Gestaltung der Gegenwart und Zukunft<br />
unseres Landes teilnehmen und sich aktiv<br />
einbringen, kann man erkennen, wenn<br />
man an einem zu Ende gehenden Jahr Resümee<br />
zieht: Es sind viele Aktivitäten aus<br />
aktuellen gesellschaftlichen und kulturellen<br />
Entwicklungen heraus entstanden, von<br />
denen ich hier die thematisch und zeitlich<br />
umfangreichsten und herausragenden vorstellen<br />
möchte.<br />
Zukunft pflegt Heimat<br />
„Zukunft pflegt Heimat“ so hat das<br />
Motto der Klausurtagung gelautet, die wir<br />
am 17. März <strong>2018</strong> in Bozen abgehalten<br />
haben. Sowohl Heimatpfleger/innen als<br />
auch Menschen aus unterschiedlichen<br />
anderen Bereichen (z.B. Künstler, Medienexperten)<br />
haben daran teilgenommen<br />
und viele wertvolle Anregungen eingebracht,<br />
die im Anschluss an die Tagung<br />
in drei Arbeitsgruppen („Wer sind wir?“ –<br />
„Raumordnung“ und „Kommunikation“)<br />
weiterverfolgt wurden. Die Klausurtagung<br />
hat zum Ausdruck gebracht, dass der Begriff<br />
„Heimat“ einhellig als positiver und<br />
weiterhin brauchbarer Kernbegriff des<br />
Heimatschutzes und der Heimatpflege<br />
angesehen wird und dass sehr vieles,<br />
was gemacht wird, gut läuft und infolgedessen<br />
nicht alles umgekrempelt werden<br />
muss. Der Verband sollte aber auch ständig<br />
daran arbeiten, um zu einem echten<br />
Kompetenzzentrum zu werden, sich stark<br />
vernetzen, Visionen formulieren, sich für<br />
neue Bevölkerungsschichten öffnen, soziale<br />
Medien souverän beherrschen, positive<br />
Inhalte (Auszeichnungen, Vorzeigeobjekte)<br />
transportieren, themenzentriert<br />
Partner suchen, Jugendliche mit gezielten<br />
Aktionen ansprechen usw. usw.<br />
Gesetz für Raum und<br />
Landschaft<br />
Das Thema „Gesetz für Raum und<br />
Landschaft“ wurde von der Heimatpflege<br />
seit 2 Jahren zentral besetzt, d.h.<br />
dass sich die Experten in unseren Reihen<br />
intensiv in der Vorbereitungsphase<br />
mit Vorschlägen zum Schutz von Landschaft<br />
und Kultur eingebracht haben.<br />
Wir haben als eine der wenigen öffentlichen<br />
Stimmen uns kritisch zu dem vorwiegend<br />
von Bauern- und Tourismuslobbyisten<br />
geprägten Entwurf geäußert. Im<br />
Juni wurde das Gesetz im Landtag verabschiedet<br />
und ist – ernüchternd. Vor<br />
allem der Landschaftsschutz wurde degradiert.<br />
Auch der Umstand, dass z.B. die<br />
Abgrenzung des Siedlungsgebietes und<br />
die Erfassung und Kontrolle des Bodenverbrauchs<br />
letztlich auf Gemeindeebene<br />
erfolgt, birgt ein großes Konfliktpotenzial,<br />
weil innerhalb der einzelnen Gemeinden<br />
z.B. ein Wert-Gefälle zwischen Flächen inund<br />
außerhalb des „Siedlungsgebietes“<br />
entsteht. Die im Landesgesetz vorgesehenen<br />
Ausnahmen für Landwirtschaft<br />
und Gastgewerbe außerhalb der Siedlungsgrenzen<br />
können ebenso Konflikte<br />
zwischen Gemeinden hervorrufen u.v.m.<br />
Ortsbegehungen<br />
Es war mir ein Anliegen, die Ortsbegehungen,<br />
die im HPV in den Jahren 1965<br />
– 1990 regelmäßig organisiert wurden,<br />
wieder zu reaktivieren. Auf diese Weise<br />
können die Bevölkerung und die Verantwortungsträger<br />
vor Ort dafür sensibilisiert<br />
werden, was einen Ort attraktiv macht<br />
und was ihm abträglich ist. Baukultur,<br />
Ensembleschutz, Ortsbildpflege, Gestaltung<br />
der öffentlichen Räume, Friedhofskultur,<br />
Lokalgeschichte und vieles mehr<br />
kann gemeinsam mit politischen Vertretern<br />
des Ortes aber auch mit kulturell interessierten<br />
Personen thematisiert werden<br />
und sollte im besten Fall Eingang in<br />
die Entscheidungen der Gemeinde und<br />
der kulturell-gesellschaftlichen Akteure<br />
des Ortes, finden. Im heurigen Jahr hat<br />
der HPV drei Ortsbegehungen durchgeführt,<br />
und zwar in Tschengls, Maria Trens<br />
und in Schnals.<br />
Das Obervinschger Haufendorf Tschengls<br />
besticht durch sein ländlich-bäuerliches<br />
Gepräge, mit der verwinkelten<br />
Dorfgasse, den typischen Vinschger Marillenbäumen<br />
im Alten Feld, dem Biotop<br />
der Tschenglser Au, der Attraktion des<br />
Kulturgasthauses Tschengslburg u.a.m.<br />
Die Ortschaft wird vom Tschenglser Bach<br />
zweigeteilt, wobei sich eine interessante<br />
Siedlungsgeschichte entwickelt hat: Während<br />
die orographisch rechte Seite von<br />
Kirche, ehemaligem und jetzt schön saniertem<br />
Verwaltungsgebäude der Adeligen<br />
von Tschenglsburg und Burg dominiert<br />
werden, stehen auf der linken Seite die<br />
meisten Bauernhöfe und das Alte Widum.<br />
Leider gibt es aber heute eine hohe Anzahl<br />
von leerstehenden Häusern (18!) im<br />
Ortskern, die wieder bewohnbar gemacht<br />
werden sollten. Man könnte damit – nach<br />
dem Glurnser Vorbild – den Dorfkern wiederbeleben<br />
und gleichzeitig Grund sparen.<br />
Zu überlegen wäre auch, den ganz<br />
der Mobilität unterworfenen Ortskern zu-<br />
44<br />
KulturFenster
Heimatpflege<br />
Bei der Klausurtagung im März <strong>2018</strong> in Bozen<br />
mindest an einigen Stellen vom Verkehr<br />
freizuhalten, damit auch in Ermangelung<br />
eines wirklichen Dorfplatzes Orte für Fußgänger<br />
und Orte der Begegnung geschaffen<br />
werden können.<br />
Die Ortsbegehung in Maria Trens wurde<br />
aufgrund der baulichen Entwicklung in<br />
unmittelbarer Nähe der Wallfahrtskirche<br />
und an weiteren Ortsteilen vom HPV angestrengt.<br />
Auch in dieser Ortschaft fallen<br />
einige Besonderheiten positiv auf: Es<br />
sind dies die teils lockere Bebauung im<br />
Dorfzentrum mit dazwischenliegenden<br />
einzelnen kleinen Streuobstwiesen und<br />
wertvollen Baumbeständen, einige alte,<br />
liebevoll sanierte Häuser und naturnahe<br />
Spazierwege. Als besondere dörfliche Situation<br />
wird die Innozenz-Barat-Straße<br />
wahrgenommen, welche von der Kirche<br />
fast eben bis zum schönen Dorfanger verläuft<br />
und dann weiter über den Fraxenweg<br />
in einen einzigartigen Spazierweg -<br />
dem Bienenweg nach Valgenäun - mit<br />
sehr schöner Trockensteinmauer mündet,<br />
gesäumt von wertvoller Vegetation<br />
mit Laubbäumen. Problematisch hingegen<br />
ist die Zufahrt über diesen schönen<br />
Weg zur geplanten neuen Wohnbauzone.<br />
Auch die Tourismuszone Faistnauer soll<br />
hier anschließend an den Fraxenweg entstehen.<br />
Die notwendige Zufahrt und der<br />
Randbereich der Zone sind gesäumt von<br />
Die neue riesige Reithalle verdeckt den Blick auf die Wallfahrtskirche Maria Trens<br />
mächtigen Bäumen und Sträuchern, welche<br />
einen natürlichen Randbereich zur<br />
freien Landschaft bilden und wohl in Mitleidenschaft<br />
gezogen würde. Die Umgebung<br />
der altehrwürdigen Wallfahrtskirche<br />
hat bereits durch die große Fotovoltaikanlage<br />
am Dach des Faistnauer-Wirtschaftsgebäudes<br />
eine Störung erfahren,<br />
die durch die kürzlich neu hinzugekommene<br />
riesige Reithalle mit einem weiteren<br />
großen Blechdach verstärkt wird. Insgesamt<br />
wird die Kleinstrukturiertheit des<br />
Dorfes und das Ensemble um die Kirche<br />
herum dadurch sehr beeinträchtigt. Zu<br />
besonderer Vorsicht haben wir Heimatpfleger/innen<br />
auch im Zusammenhang<br />
mit der geplanten Friedhofserweiterung<br />
und der damit verbundenen Eliminierung<br />
des schönen Baumbestandes gemahnt.<br />
Vielleicht wäre eine höhenmäßig<br />
tiefer gesetzte Erweiterung mit behindertengerechtem<br />
Zugang von der Straße weniger<br />
auffällig und nähme mehr Rücksicht<br />
auf den Bestand. Auch die geplante Tourismuszone<br />
beim denkmalgeschützten<br />
Ziehlhof vor dem Friedhof und der Kirche<br />
sehen wir Heimatpfleger/innen problematisch;<br />
besonders die Positionierung<br />
der Gebäude am Hang und die notwendigen<br />
Infrastrukturen wie Zufahrt und Zäune<br />
usw. werden das Umfeld und die Ansicht<br />
sehr stören. Neben weniger gelungenen<br />
Bauten mit globalisierten Baustilen und<br />
Elementen, die überall zu finden sind,<br />
wurde auch auf Zäune und ökologisch<br />
wertlose Gartengestaltungen, welche stil-<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 45
Vorweg<br />
Beim Jubiläum auf der Trostburg<br />
und materialmäßig negativ auffallen sowie<br />
auf eine große Anzahl von ungünstig gesetzten<br />
bzw. nicht notwendigen und unpraktischen<br />
Randsteinen verwiesen. Generell<br />
sollten neue Gehsteige im Dorf viel<br />
breiter und bodenbündig angelegt werden,<br />
um die Qualität für die Fußgänger<br />
zu steigern.<br />
Die Ortsbegehung in Unser Frau in<br />
Schnals wurde von HPV und vom rührigen<br />
Kulturverein im Spätherbst organisiert<br />
und durchgeführt. Die Tallandschaft<br />
zeichnet sich besonders durch beeindruckende<br />
und gut erhaltene Hofensembles<br />
in der Form des Paarhofes samt Nebengebäuden<br />
in der traditionellen Blockbauweise<br />
mit flachen Legschindeln aus, welche<br />
es auch in Zukunft wertzuschätzen<br />
und zu erhalten gilt, zumal sie auch eine<br />
besondere Anziehungskraft für den Tourismus<br />
ausüben. Im Mittelpunkt der Ortsbegehung<br />
stand die Besichtigung des 1694<br />
erstmals erwähnten Gasthauses „Zum<br />
Hirschen“, umgangssprachlich „Unterwirt“<br />
genannt, welches nun den Besitzer<br />
gewechselt hat. Ein großes Anliegen<br />
aller Beteiligten ist der Erhalt dieses nur<br />
teilweise denkmalgeschützten Baues zusammen<br />
mit der Veranda. Die hölzerne<br />
Veranda, deren Alter auf rund 100 Jahre<br />
geschätzt wird, war über Jahrzehnte das<br />
Vereinshaus des Dorfes und als solches<br />
Treffpunkt für Feiern, Zusammenkünfte<br />
und Veranstaltungen aller Art. Sie ist somit<br />
in das kollektive Gedächtnis des Ortes eingegangen,<br />
sodass das Gesamte ein wichtiges<br />
schützenswertes Ensemble darstellt.<br />
Als weitere Stationen stand die Besichtigung<br />
eines jahrhundertealten landwirtschaftlichen<br />
Betriebes (Oberniederhof) an,<br />
wo eine ganzheitliche Bewirtschaftungsform<br />
mit Züchtung von vom Aussterben<br />
bedrohter Tierrassen, ein Hofladen und<br />
der Urlaub auf dem Bauernhof den Weiterbestand<br />
garantieren. Hier wie auch bei<br />
der Besichtigung des ca. 100 Jahre alten<br />
„Josefus“, in dem die sanfte Renovierung<br />
und gekonnte Integration von Altem und<br />
Neuem neue Gästeschichten begeistern,<br />
konnten sich alle Beteiligte ein Bild davon<br />
machen, was gelingen kann, wenn man<br />
vor dem Alten Respekt hat und es mit<br />
Gefühl und Verstand in neue Nutzungskonzepte<br />
bringt. Freilich musste zum<br />
Abschluss der Veranstaltung auf die Notwendigkeit<br />
verwiesen werden, dem schleichenden<br />
Verlust historischer Bausubstanz,<br />
gewachsener und ortsbildprägender Elemente<br />
wie Gassen, Trockenmauern und<br />
Zäunen Einhalt zu gebieten und den Ensembleschutzplan<br />
umzusetzen.<br />
Europäisches Kulturerbe-Jahr<br />
Das Jahr <strong>2018</strong> wurde zum Europäischen<br />
Kulturerbe-Jahr ausgerufen. Als<br />
besondere Aktion in diesem Rahmen<br />
haben wir Heimatpfleger/innen eine Allianz<br />
mit anderen affinen Vereinigungen<br />
(Burgeninstitut, Verband der Restauratoren<br />
und Konservatoren, Fondo Ambientale<br />
Italiano) geschmiedet und auf der<br />
Trostburg anlässlich des 25-jährigen Bestehens<br />
des Verbandes der Restauratoren<br />
und Konservatoren unsere Zusammenarbeit<br />
unterstrichen. Der Verband<br />
hat zudem auch an Europäischen Veranstaltungen<br />
teilgenommen, so z.B. am<br />
European Cultural Heritage Summit in<br />
Berlin Spandau, mit einem Vortrag über<br />
Südtirols Baukultur und Kulturlandschaft<br />
im Spannungsfeld von Geschichte, Identität<br />
und Fortschritt, an dem vom Netzwerk<br />
CIVILSCAPE organisierten Kulturlandschaftsforum<br />
in Aschaffenburg, an<br />
der Demkmal-Messe in Leipzig, wo der<br />
Heimatpflegeverband zusammen mit dem<br />
Bund Heimat und Umwelt, Bonn einen<br />
Informationsstand unterhalten hat, sowie<br />
am Europäischen Landschaftsforum<br />
in Kulmbach zum Thema Ess- und Tafelkultur<br />
– Kultureller Austausch in Europa.<br />
Baukultur in Südtirol<br />
Die Baukultur ist ja ein wesentlicher Arbeitsbereich<br />
im HPV. Wir haben uns mit<br />
dem Thema des neuen Bauens in Südtirol<br />
(Ausstellung im Kunsthaus Meran) auseinandergesetzt<br />
und wir haben uns im-<br />
46<br />
KulturFenster
Heimatpflege<br />
mer wieder auch heuer für die Erhaltung<br />
wertvoller historischer Bausubanz eingesetzt,<br />
so z.B. in Sand in Taufers, wo der<br />
Abbruch des historischen Gasthofes „Alte<br />
Post“ drohte: ein Bau, der dem Stil des Historismus<br />
zuzuschreiben ist, Jugendstilelemente<br />
aufweist und als eines der wenigen<br />
architektonischen Beispiele aus der<br />
Zeit um 1900 erhalten geblieben ist. Er<br />
bildet zudem mit der denkmalgeschützten<br />
„Doktorvilla“ und der „Dependance“<br />
ein wunderbares bauliches Ensemble am<br />
Eingang zur Ortschaft. Der weit über die<br />
Grenzen Südtirols hinaus bekannte Mediziner<br />
Dr. Anton Mutschlechner war in<br />
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
Besitzer dieses Hauses und er hat durch<br />
seine herausragenden medizinischen Qualitäten<br />
viele Heilungssuchende aus aller<br />
Herren Welt angezogen und damit den<br />
Tourismus im Tauferer Ahrntal angekurbelt<br />
– ein Umstand, den man auch nutzen<br />
könnte, um in/mit diesem Haus die<br />
Tourismusgeschichte des Tales zu erzählen.<br />
Der „Heiligenhof und Stockerhof“ in<br />
Latsch stehen auch weiterhin auf unserer<br />
Agenda, denn die Unterschutzstellung des<br />
einen (Heiligenhof) ohne den anderen ist<br />
aus unserer Sicht sinnlos, weil sie nur gemeinsam<br />
ein schützenswertes Ensemble<br />
bilden. Mit der neuen obersten Denkmalpflegerin,<br />
Frau Karin Dalla Torre, beabsichtigen<br />
wir eine gute Zusammenarbeit<br />
zum Zwecke der Verfolgung unserer gemeinsamen<br />
Zielsetzungen: nämlich unserer<br />
Heimat nicht das wertvolle architektonische<br />
Vermächtnis zu schmälern.<br />
Die Baukultur ist ein wesentlicher Arbeitsbereich im Heimatpflegeverband.<br />
Zum Museumsprojekt im Kapuzinergarten<br />
in Klausen haben wir konstruktiven<br />
Beiträge, was die Positionierung desselben<br />
angeht, eingebracht und werden das<br />
weiterhin tun. Dies gilt auch im Bezug auf<br />
das Hofburggarten-Projekt in Brixen, wo<br />
wir zu Besonnenheit, Zurückhaltung mahnen<br />
und das Projekt auch unter den Gesichtspunkten<br />
der Verträglichkeit für die<br />
einheimische Bevölkerung und der Wahrung<br />
der einmaligen gartenbaulichen Geschichte<br />
dieses Ortes betrachten.<br />
Ein schönes Projekt, nämlich die Erhebung<br />
der Trockensteinmauern auf dem<br />
Fraktionsgebiet von Prettau, welches unser<br />
Ortsbeauftragte von Prettau maßgeblich<br />
veranlasst hat, sei hier auch noch<br />
genannt – denn: Natürlich sehen wir die<br />
baukulturellen Elemente immer auch im<br />
Zusammenhang mit der Naturlandschaft.<br />
Heuer war es mir auch eine besondere<br />
Ehre, in Frangart anlässlich des 100. Geburtstages<br />
des Vaters der maßvollen Urbanistik,<br />
Dr. Alfons Benedikter, zu gedenken<br />
und gemeinsam mit ehemaligen<br />
Weggefährten und ihm nahestehenden<br />
Personen an seine herausragenden Verdienste<br />
für unser Land zu erinnern. Der<br />
Grande Dame der Südtiroler Mundartdichtung<br />
Mariedl Innerhofer wurde kürzlich auf<br />
Initiative des Heimatpflegevereins Marling<br />
durch die Benennung eines Weges und<br />
durch eine Buchpräsentation ebenfalls<br />
ehrend gedacht. Diese zwei Menschen<br />
haben Wertvolles und Bleibendes für<br />
unsere Heimat geleistet – an ihnen können<br />
und wollen wir uns auch in der Zukunft<br />
orientieren!<br />
Claudia Plaikner, Obfrau des<br />
Heimatpflegeverbandes Südtirol<br />
Wechsel im Vorstand<br />
Am 9.10.<strong>2018</strong> hat der Vinschger Heimatpfleger und Bezirksobmann<br />
Franz Fliri (im Bild rechts mit Claudia Plaikner) das Amt des Obfrau-Stellvertreters<br />
angetreten. Bei den Vorstandswahlen im April<br />
vergangenen Jahres hat Franz Fliri gleichviel Stimmen erhalten, wie<br />
sein Mitbewerber Dr. Josef Vieider weshalb vereinbart wurde, das<br />
Amt zu teilen.<br />
Dr. Vieider ist seiner Aufgabe als Obfrau-Stellvertreter bis zur Übergabe<br />
zu aller Zufriedenheit nachgekommen, weshalb ihm an dieser<br />
Stelle gedankt sei.<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 47
Aus Verband und Bezirken<br />
Ortsbegehung in<br />
Unser Frau in Schnals<br />
Kulturverein Schnals und Heimatpflegeverband Südtirol sind für den Erhalt des<br />
Gasthofes Unterwirt mit seiner einhundertjährigen Veranda<br />
Die Kulturinteressierten mit Landesobfrau des Heimatpflegeverbands Claudia Plaikner, Bürgermeister Karl Josef Rainer, Präsident<br />
des Kulturvereins Benjamin Santer<br />
Im Rahmen einer Ortsbegehung in Unser<br />
Frau, auf Einladung des Kulturvereins<br />
Schnals und des Heimatpflegeverbands<br />
Südtirol, erkundeten vor kurzem rund 35<br />
Kulturinteressierte die gewachsene Baukultur<br />
des Dorfes.<br />
Vom Dorfplatz ausgehend, an dem die<br />
über 700jährige Pilgerkirche liegt, erwanderte<br />
die Gruppe den Ort. Wertvoll war bei<br />
der Begehung der Blick von außen – in<br />
Person des Heimatpflegers Albert Willeit<br />
aus Gais – auf eine Tallandschaft, die sich<br />
durch beeindruckende und gut erhaltene<br />
Hofensembles auszeichnet. Diese beeindruckenden<br />
Baudenkmäler bestehen zumeist<br />
aus einem Paarhof mit getrenntem Wohnund<br />
Futterhaus sowie verschiedenen Nebengebäuden<br />
wie Speicher und Schuppen.<br />
Traditionellerweise wurden alle Gebäude in<br />
Blockbauweise mit flachen Legschindeldächern<br />
errichtet. Diese besondere Schnalser<br />
Hof-Architektur gilt es wertzuschätzen und<br />
für die Zukunft zu erhalten, und man sollte<br />
nur mit Bedacht, Können und Respekt daran<br />
weiterbauen. Solche traditionellen Hofensembles<br />
haben zudem eine besondere<br />
Anziehungskraft auf den Tourismus.<br />
„Schnalser Unterwirt“<br />
Im Mittelpunkt der Ortsbegehung stand<br />
die Besichtigung des Gasthauses „Schnalser<br />
Unterwirt“, welcher in Kürze nach mehrmaliger<br />
erfolgloser Versteigerung wohl den<br />
Eigentümer wechseln wird. Der 1694 erstmals<br />
urkundlich erwähnte Gasthof „zum<br />
Hirschen“, umgangssprachlich als „Gasthof<br />
Unterwirt“ bekannt, war bis vor wenigen<br />
Jahren noch als Bäckerei und Gastwirtschaft<br />
mit Pizzeria in Betrieb. Ein großes<br />
Anliegen aller Beteiligten, wie auch in der<br />
anschließenden Diskussion unterstrichen<br />
wurde, ist der Erhalt dieses nur teilweise<br />
denkmalgeschützten Baus zusammen mit<br />
der Veranda. Die hölzerne Veranda, deren<br />
Alter auf rund 100 Jahre geschätzt wird,<br />
war über Jahrzehnte das Vereinshaus des<br />
Dorfes und als solches Treffpunkt für Feiern,<br />
Zusammenkünfte und Veranstaltungen<br />
aller Art. Sie ist somit in das kollektive Gedächtnis<br />
des Ortes eingegangen, sodass die<br />
Gesamtheit – Bau und Veranda – ein wichtiges<br />
schützenswertes Ensemble darstellt.<br />
Wie ein landwirtschaftlicher Betrieb durch<br />
48<br />
KulturFenster
Heimatpflege<br />
innovative und ganzheitliche Bewirtschaftungsformen<br />
den Weiterbestand garantiert<br />
und auch die Weitergabe an die nächste Generation<br />
erfolgreich bewerkstelligen kann,<br />
berichteten anschließend Johann und Petra<br />
Tappeiner vom Oberniederhof, auf welchem<br />
neben der Milchwirtschaft, der Züchtung<br />
vom Aussterben bedrohter Tierrassen,<br />
auch ein Hofladen sowie Urlaub auf dem<br />
Bauernhof in historischen Gebäuden gemeinsam<br />
das Weiterleben des Hofes sichert.<br />
Gerade die touristische Nutzung<br />
jahrhundertealter Bausubstanz erforderte<br />
dabei höchste Sensibilität der Bauherren,<br />
wie sich alle beim Rundgang durch die geräumigen<br />
und äußerst gelungenen Ferienwohnungen<br />
überzeugen konnten.<br />
Josephus<br />
Ein wichtiges schützenswertes Ensemble, der Unterwirt in Schnals<br />
Ebenfalls eine touristisch sensible Weiterentwicklung<br />
erfuhren die Besucher der<br />
Ortsbegehung bei der Führung durch den<br />
Hausherrn Alexander Rainer im Josephus:<br />
Im rund 100jährigen Haus aus den Anfängen<br />
des 20. Jahrhunderts konnten durch<br />
sanfte Renovierung und gekonnte Integration<br />
von Altem und Neuem mehrere Ferienwohnungen<br />
entstehen, die vor allem neue<br />
Gästeschichten anziehen und begeistern.<br />
Abgerundet wurden die interessanten<br />
neuen Blicke auf das gewohnte Orts- und<br />
Dorfbild durch das Flurnamen-Wissen des<br />
Heimatpflegers Johannes Ortner, mit welchem<br />
der Kulturverein Schnals bereits vor<br />
Jahren das gemeinsame Flurnamenprojekt<br />
umgesetzt hat.<br />
Im Anschluss an die Ortsbegehung<br />
wurde im archeoParc Schnalstal Resümee<br />
gezogen. Die Obfrau des Heimatpflegeverbandes<br />
Südtirol Claudia Plaikner<br />
bedankte sich bei Monika Gamper für<br />
die Organisation dieser Veranstaltung und<br />
für ihr kulturelles Engagement. Sie lobte<br />
die noch sehr intakte Höfelandschaft in<br />
Schnals, unterstrich aber gleichzeitig den<br />
schleichenden Verlust historischer Bausubstanz,<br />
gewachsener und ortsbildprägender<br />
Elemente wie Gassen, Trockenmauern<br />
und Zäunen und wies auf die<br />
Wichtigkeit eines Ensembleschutzplanes<br />
für die Gemeinde hin. Bürgermeister Karl<br />
Josef Rainer erinnerte an die vorbildhafte<br />
Förderung von Schindeldächern durch<br />
die Gemeinde Schnals und unterstrich<br />
die Notwendigkeit, den Ensembleschutz<br />
zur Chefsache zu erklären, damit er endlich<br />
Realität wird.<br />
Der Präsident des Kulturvereins Schnals<br />
Benjamin Santer plädierte in seinem<br />
Schluss-Statement an alle Teilnehmer<br />
und Teilnehmerinnen, Multiplikatoren zu<br />
sein für den Erhalt der einzigartigen Kulturlandschaft<br />
des Tales. Denn am Ende ist<br />
es doch feinfühlige Baukultur, die unsere<br />
gestaltete Kulturlandschaft, die unsere Täler<br />
und Dörfer wertvoll machen. Die sie für<br />
uns und unsere Kinder zu Orten machen,<br />
wo wir uns wohlfühlen. Und schließlich sind<br />
es ganz besonders unsere Gäste, die unsere<br />
Kultur- und Naturlandschaft schätzen.<br />
Monika Gamper-Origamo<br />
Einige Eindrücke vom Josphus in Unser Frau in Schnals<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 49
Informiert & Reflktiert<br />
De r Kirchturm der<br />
St.-Agatha -Kirche in Lana<br />
Restaurierungsarbeiten abgechlossen<br />
Nachdem bereits im vergangenen Jahr am<br />
im 17. Jahrhundert errichteten Kirchturm<br />
der St.-Agatha-Kirche auf der Wiese in Lana<br />
ein neuer Kirchturmhelm aufgesetzt und mit<br />
neuen Schiefersteinplatten eingedeckt, sowie<br />
die Spenglerarbeiten durchgeführt wurden,<br />
erfolgte nun heuer im Herbst die zweite<br />
Phase der Restaurierungsarbeiten.<br />
Zunächst musste der Malermeister den<br />
gesamten organischen Bewuchs schonend<br />
entfernen inklusive der Nachreinigung der<br />
Flächen mit klarem Wasser; die oberflächliche<br />
alterungsbedingte Patina wurde dabei<br />
erhalten. Nun erfolgten vom Steinmetz die<br />
Auftragung von Restaurationsmörtel und<br />
die Verfugung der einzelnen offenen Stellen.<br />
Farbe und Struktur wurden dem Altbestand<br />
angepasst. Ober- und unterhalb der<br />
Gesimse wurde der Anschluss zum Mauerputz<br />
wieder hergestellt, um das Eindringen<br />
von Regenwasser zu verhindern. Die gesamten<br />
Tropfnasen wurden auf ihre Funktionalität<br />
überprüft und bei Bedarf wieder<br />
hergestellt. Die vier sehr schön gearbeiteten<br />
Wasserspeier aus Stein wurden ebenfalls<br />
gereinigt und restauriert. Am Dachgesims<br />
oberhalb der Sakristei wurde eine größere<br />
Fehlstelle in Möltner Sandstein ergänzt. Anschließend<br />
wurden die einzelnen Steinelemente<br />
verfestigt.<br />
Vom Malerbetrieb erfolgten anschließend<br />
noch mehrere Arbeitsschritte: das<br />
Abkratzen der losen, abblätternden Altbeschichtung<br />
am Kirchturm mittels Spachtel<br />
und Bürste; die Nachreinigung bis zum originalen<br />
Grund; die Herausnahme der Zement-Gips<br />
Stellen, sowie salzdurchzogene<br />
und artfremde Putzprobleme; die Festigung<br />
mit Sinterwasser; die Ergänzung mit Kalkmörtel<br />
an den Fehlstellen; die Putzfarbigkeit<br />
wurde hell eingestellt; Verputzen mit<br />
reinem Kalkmörtel und Angleichen der originalen<br />
Putzstruktur; Kalkretusche, Mauerwerk<br />
und Quadereckmalerei, sowie mehrmalige<br />
Dünchung des Mauerwerkes mit<br />
reiner, hochwertiger Kalklasur. Die Farbtöne<br />
wurden mit Erdpigmenten in alter Technik<br />
Der restaurierte Kirchturm der St.-Agatha-Kirche<br />
eingefärbt. Seither erstrahlt nun der restaurierte<br />
Kirchturm der St.-Agatha-Kirche in<br />
neuem Glanz, was alle beim nächsten Patroziniumsfest<br />
am 5. Februar 2019 begutachten<br />
können.<br />
Der Heimatschutzverein Lana mit Obmann<br />
Albert Innerhofer in Zusammenar-<br />
beit mit der Eigentümerfamilie Gamper, St.<br />
Agatha Hof, beteiligen sich finanziell an<br />
den Kosten der Restaurierungsarbeiten.<br />
Ein herzliches Vergelt´s Gott allen, welche<br />
bereits eine Spende abgegeben und damit<br />
zum Gelingen dieser Restaurierungsarbeiten<br />
beigetragen haben.<br />
50<br />
KulturFenster
Im Gedenken<br />
Heimatpflege<br />
Danke, Beate Niederstätter!<br />
Einer engagierten Trachtenträgerin zum Gedenken<br />
Die Beate und die Tracht. Die beiden<br />
gehörten zusammen, ein Lebtag lang!<br />
Am 14. September <strong>2018</strong> ist Beate nach<br />
schwerer Krankheit von uns gegangen.<br />
Nun ruht sie, in Tracht, im Friedhof von<br />
Brixen. In Dankbarkeit sei ihr dieser<br />
Nachruf gewidmet.<br />
Von Beruf Grundschullehrerin<br />
Beate war aus Toblach gebürtig und<br />
wuchs in einer heimatverbundenen Familie<br />
auf. Nach Abschluss der Lehrerbildungsanstalt<br />
in Meran unterrichtete<br />
sie an verschiedenen Grundschulen.<br />
Sie versuchte stets, in den Kindern die<br />
Liebe zur eigenen Heimat zu wecken,<br />
gerade auch was die Volkskultur anbelangt.<br />
Und da gehörten Dirndl und Tracht<br />
ganz einfach dazu. Sie ging mit gutem<br />
Beispiel voran und wirkte so glaubwürdig<br />
und überzeugend.<br />
Schützenmarketenderin<br />
Im Jahr 1981 trat sie der Brixner Schützenkompanie<br />
bei und marschierte als<br />
schneidige Marketenderin viele Jahre<br />
in ihrer schmucken Brixner Tracht voraus.<br />
Sie nahm ihre Aufgabe sehr ernst.<br />
Ein besonderes Anliegen war ihr dabei,<br />
dass nicht nur sie selbst, sondern alle<br />
Marketenderinnen und auch die Schützen<br />
ihre Tracht sauber angezogen hatten.<br />
Von Kopf bis Fuß musste alles stimmen.<br />
Darauf legte sie besonderen Wert.<br />
Verdienstvolle Jugendarbeit<br />
Die gediegene Ausbildung der Jungschützen<br />
und Jungmarketenderinnen lag ihr besonders<br />
am Herzen. So war sie maßgeblich<br />
an der Gründung und Organisation der Jugendlager<br />
des Südtiroler Schützenbundes<br />
beteiligt. Mit großem Engagement und tollen<br />
Ideen gelang es ihr, ihre eigene Begeisterung<br />
für die Tracht auf die Jugendlichen<br />
überspringen zu lassen. Sie scheute keine<br />
Mühen, zeigte immer vollen Einsatz. Der<br />
Erfolg blieb nicht aus!<br />
Große Kennerin der Tracht<br />
Mit Beate über Tracht zu diskutieren war<br />
immer ein Erlebnis. Sie kannte sich gut<br />
aus, duldete keine faulen Kompromisse.<br />
Sie sah in der Tracht ein maßgebliches<br />
Ausdrucksmittel unserer Tiroler Kultur<br />
und setzte sich dementsprechend vehement<br />
für deren Erhalt ein.<br />
Verdiente Auszeichnungen<br />
Für ihren beispiellosen Einsatz als<br />
Bundes-Jugendreferentin beim SSB<br />
von 1996-2008 wurde ihr der Grad<br />
eines Majors zuerkannt.<br />
Im Jahr 2000 erhielt sie die Verdienstmedaille<br />
des Landes Tirol und, als einzige<br />
bisher, erhielt sie 2005 sogar die<br />
goldene Verdienstmedaille des Südtiroler<br />
Schützenbundes. Ab 2013 war<br />
sie Ehren-Marketenderin der Brixner<br />
Kompanie.<br />
Tiefe Spuren hinterlassen<br />
Der Tod von Beate Niederstätter hat<br />
auch die Südtiroler Trachtenwelt erschüttert.<br />
Ihr gutes Beispiel, ihre geradlinige<br />
Haltung und ihr unermüdlicher<br />
Einsatz für die Wertschätzung<br />
und den Erhalt der Tracht haben tiefe<br />
Spuren hinterlassen.<br />
Dafür gebührt ihr über das Grab hinaus<br />
großer Dank!<br />
Agnes Andergassen<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 51
Arge Volkstanz<br />
Der Höhepunkt des Tanzjahres<br />
Landeskathreintanzfest im Kursaal von Meran<br />
Am 17. November lud die Arbeitsgemeinschaft<br />
Volkstanz in Südtirol wieder zum Landeskathreintanz<br />
in den Kursaal von Meran.<br />
Pünktlich um 20.00 Uhr wurde der Tanzabend<br />
mit dem traditionellen Auftanz eröffnet.<br />
Zahlreiche Tänzer und Tänzerinnen<br />
nahmen daran teil. Monika Rottensteiner<br />
begrüßte alle Tänzerinnen von nah und fern<br />
sowie die zahlreichen Ehrengäste, darun-<br />
ter die Vertreter des Sütiroler Volksmusikkreises,<br />
der Arbeitsgemeinschaft lebendige<br />
Tracht und des Referats für Volksmusik,<br />
die Bezirksbäuerin des Bezirks Bozen<br />
Antonia Egger, Markus Laimer vom RAI<br />
– Sender Bozen sowie Frau Helga Hetzenauer,<br />
1. Vorsitzende der ARGE Volkstanz<br />
Tirol. Zum Schluss begrüßte Monika<br />
Rottensteiner, den neuen Bezirksobmann<br />
des Volkstanzbezirks Burggrafenamt, Ulrich<br />
Gurschler, und gratulierte ihm für die<br />
gelungene Organisation des 53. Landeskathreintanzes.<br />
Zum Tanz spielte in diesem Jahr die<br />
„Latscher Tanzlmusi“ unter der Leitung<br />
von Alexander Janser auf. Durch die abwechslungsreiche<br />
Tanzfolge füllte sich der<br />
Tanzboden rasch mit vielen Tanzpaaren<br />
und es wurde bis nach Mitternacht getanzt.<br />
Die Pausengestaltung übernahm heuer<br />
eine Gastgruppe aus dem Burgenland. Die<br />
Gruppe zeigte verschiedene Tänze, die für<br />
das Burgenland typisch sind und erntete<br />
dafür großen Applaus.<br />
Nach dem letzten Tanz, der „Woaf“,<br />
richtete Ulrich Gurschler einen großen<br />
Dank an alle, die zum Gelingen des heurigen<br />
Kathreintanzes beigetragen haben.<br />
Er bedankte sich auch für die Unterstützung<br />
durch die Volkstanzgruppen des Bezirks<br />
Burggrafenamt.<br />
„Kathrein stellt den Tanz ein“ - so endete<br />
auch <strong>2018</strong> das Tanzjahr mit einem<br />
festlichen Tanzabend im prachtvollen Ambiente<br />
des Kurhauses von Meran.<br />
Anna Julia Spitaler<br />
Hereinspaziert<br />
• Offenes Tanzen beim Volkstanz - Winterlehrgang <strong>2018</strong> am 29. <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> im Haus der Familie/ Lichtenstern<br />
• Jahresvollversammlung der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz in Südtirol am 2. Februar <strong>2018</strong> in Leifers<br />
Weitere Infos im Büro der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz, Tel.: 0471/970555 oder info@arge-volkstanz.org<br />
52<br />
KulturFenster
Arge Mundart<br />
Heimatpflege<br />
„Inkentn“ giahn mer<br />
Mundartdichtung und Volkslied im Frauenmuseum Meran<br />
Die Arbeitsgemeinschaft MundART im Südtiroler<br />
Heimatpflegeverband traf sich zu<br />
einem literarischen Stelldichein, zu dem<br />
Sissi Prader vom Frauenmuseum Meran<br />
eingeladen hatte.<br />
Mundart-Schreibende aus den verschiedensten<br />
Talschaften - mit ihren einzigartigen<br />
Dialekten trugen ihre Werke vor; Gedichte<br />
und Geschichten – heiter, besinnlich und<br />
ironisch – und dies alles unter dem Motto<br />
„Inkentn“ giahn mer. Gekommen sind Anna<br />
Lanthaler und Burgi Kaufmann aus dem<br />
Passeiertal, Maria Sulzer, Anni Schwarz,<br />
Klara Alber und Hansjörg Erschbamer aus<br />
dem Burggrafenamt, Rita Unterkalmsteiner<br />
Zuegg aus dem Sarntal, Anna Steinacher<br />
aus dem Eisacktal und Maria Mutschlechner<br />
aus dem Pustertal. Für die<br />
musikalische Note sorgten die Gaulsänger.<br />
Das zahlreich gekommene Publikum,<br />
unter ihnen Martina Obertimpfler von RAI<br />
SÜDTIROL, dankte es mit viel Applaus.<br />
Mundartdichtung und Gesang zu Gast im Frauenmuseum Meran<br />
Einige Schnappschüsse vom Frauenmuseum in Meran<br />
KulturFenster<br />
Redaktion KulturFenster<br />
Ihre Beiträge für die Heimatpflege im <strong>Kulturfenster</strong> senden Sie bitte an: info@hpv.bz.it<br />
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter folgender Nummer: +39 0471 973 693 (Heimatpflegeverband)<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 53
• Büchertisch •<br />
Reinhold Stecher<br />
Ruhepausen für das Auge<br />
Bildkalender 2019<br />
Auch der Reinhold Stecher Bildkalender<br />
2019 kann mit bisher unveröffentlichten<br />
Aquarellen aus dem Nachlass<br />
des beliebten Innsbrucker Bischofs<br />
aufwarten. Das Malen war für ihn eine<br />
entspannende Freizeitbeschäftigung –<br />
und eine Möglichkeit zu helfen. Bischof<br />
Manfred Scheuer nannte seinen Vorgänger<br />
einmal einen „Brunnenbauer<br />
mit Wasserfarben“, bezugnehmend<br />
auf die Caritas-Aktion „Wasser zum<br />
Leben“. Die Versteigerung von Aquarellen<br />
Reinhold Stechers für das entsprechende<br />
Brunnenbauprojekt im<br />
westafrikanischen Mali wurde nach dem<br />
Tod Stechers fortgesetzt und hat bisher<br />
über eine Million Euro eingespielt.<br />
Bischof Stecher aquarelliert in leuchtenden<br />
Farben stimmungsvolle Landschaften;<br />
Berge, Sonne und Wasser<br />
sind dabei seine bevorzugten Motive.<br />
Auf den Kalenderblättern deuten hintergründige<br />
Gedanken aus Literatur und<br />
Spiritualität die Bilder und führen den<br />
Betrachter weiter. So ist dieser Kalender<br />
ein ansprechend-besinnlicher Wegbegleiter<br />
durch das Jahr.<br />
Reinhold Stecher Bildkalender 2019<br />
<strong>2018</strong> Tyrolia, 15 Seiten, 13. farb. Abb.<br />
(Aquarelle), 42 cm x 34 cm; 22.95 EUR<br />
Der Autor:<br />
REINHOLD STECHER (1921–2013)<br />
war über dreißig Jahre in der Jugendseelsorge<br />
und als Religionspädagoge<br />
tätig und von 1981 bis 1997 Bischof<br />
der Diözese Innsbruck; erfolgreicher<br />
Autor, Zeichner und Maler; Träger zahlreicher<br />
Preise, u. a. Ökumenischer<br />
Predigtpreis 2010 für sein Lebenswerk<br />
(Bonn).<br />
Jedes seiner Bücher – alle bei Tyrolia<br />
erschienen – ist zu einem Bestseller<br />
geworden (Gesamtauflage über<br />
700.000 Exemplare).<br />
54<br />
KulturFenster
Heimatpflege<br />
Frohe Weihnachten und ein<br />
gutes neues Jahr<br />
Der Verband Südtiroler Musikkapellen (VSM),<br />
der Heimatpflegeverband Südtirol (HPV),<br />
der Südtiroler Chorverband (SCV)<br />
sowie die Schriftleitung mit den Redaktionen<br />
der Zeitschrift KULTURFENSTER<br />
wünschen allen frohe, gesegnete Weihnachten<br />
und viel Glück und Segen im neuen Jahr 2019.<br />
<strong>Nr</strong>. 06 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> 55
Impressum<br />
Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen, des Südtiroler Chorverbandes<br />
und des Heimapflegeverbandes Südtirol<br />
Eigentümer und Herausgeber:<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen<br />
Ermächtigung Landesgericht Bozen<br />
<strong>Nr</strong>. 27/1948<br />
Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes<br />
verantwortlich:<br />
Dr. Alfons Gruber<br />
Als Pressereferenten für die Darstellung der<br />
entsprechenden Verbandsarbeit zuständig:<br />
VSM: Stephan Niederegger,<br />
E-Mail: kulturfenster@vsm.bz.it<br />
SCV: Paul Bertagnolli,<br />
E-Mail: bertagnolli.paul@rolmail.net<br />
HPV: Josef Oberhofer (interimsmäßig),<br />
E-Mail: josef@hpv.bz.it<br />
Unverlangt eingesandte Bilder und Texte<br />
werden nicht zurückerstattet.<br />
Redaktion und Verwaltung:<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen,<br />
I-39100 Bozen, Schlernstraße 1, Waltherhaus<br />
Tel. 0471 976387 - Fax 0471 976347<br />
E-Mail: info@vsm.bz.it<br />
Einzahlungen sind zu richten an:<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen,<br />
Waltherhaus<br />
Raiffeisen-Landesbank, BZ<br />
IBAN: IT 60S03493 11600 0003000 11771<br />
SWIFT-BIC: RZSBIT2B<br />
Jahresbezugspreis: Euro 20<br />
Gefördert von der Kulturabteilung<br />
der Südtiroler Landesregierung.<br />
Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />
Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,<br />
und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni,<br />
August, Oktober und <strong>Dezember</strong>.<br />
Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen<br />
Vormonats.<br />
56<br />
KulturFenster