gute besserung! 1I2019
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14 Titelthema Lebensqualität im Alter<br />
Schmaler Grat zwischen<br />
zu viel und zu wenig Therapie<br />
Ob das Alter der Patientin bei der Behandlung von Brustkrebs eine Rolle<br />
spielt, erläutert Prof. Dr. Felix Hilpert, Operateur im Mammazentrum am<br />
Krankenhaus Jerusalem, im „<strong>gute</strong> <strong>besserung</strong>!“-Interview.<br />
Betroffene finden hier Hilfe:<br />
• Agaplesion Diakonieklinikum<br />
Hamburg<br />
• Albertinen Krankenhaus<br />
• Bethesda Krankenhaus<br />
Bergedorf<br />
• Ev. Amalie Sieveking<br />
Krankenhaus<br />
• Facharztklinik Hamburg<br />
• Kath. Marienkrankenhaus<br />
• Krankenhaus Jerusalem<br />
• Krankenhaus Reinbek<br />
St. Adolf-Stift<br />
Worauf ist bei der Behandlung älterer Patientinnen<br />
mit Brustkrebs besonders zu achten?<br />
Bei Älteren ist es vor allem wichtig, zwischen dem numerischen<br />
und dem biologischen Alter einer Frau zu<br />
unterscheiden. Es gibt Patientinnen, die weit über 70<br />
sind, aber noch Bäume ausreißen können, keine Medikamente<br />
einnehmen und keine Begleiterkrankungen<br />
haben. Relevant für die Therapieentscheidung ist nicht<br />
das Alter, das im Personalausweis steht, sondern die<br />
körperliche und geistige Gesundheit.<br />
Sprich: Je fitter die erkrankte Frau, desto hochdosierter<br />
darf auch die Chemo sein?<br />
Nein, aber je fitter jemand ist, desto breiter ist das Spektrum<br />
der therapeutischen Möglichkeiten... und Ja, vielleicht auch die<br />
Möglichkeit, eine Chemotherapie oder aufwendigere Operation<br />
durchzuführen. Welche Therapie die richtige ist, hängt von vielen<br />
PROF. DR.<br />
FELIX HILPERT<br />
Operateur im Mammazentrum<br />
am Krankenhaus<br />
Jerusalem<br />
Faktoren ab: dem Tumor, dem Stadium und eben<br />
auch den Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck,<br />
Diabetes, Herz- oder Nierenerkrankungen.<br />
Wer entscheidet, was eine Patientin verträgt<br />
und was nicht?<br />
Heute sollten immer mehrere Spezialisten aller<br />
beteiligten Disziplinen in den Tumorkonferenzen<br />
gemeinsam entscheiden. Bei Älteren besteht allerdings<br />
die Gefahr, dass die Konferenz kein genaues<br />
Bild vom Gesundheitszustand und Willen der Patientin<br />
hat und deswegen falsche Entscheidungen<br />
getroffen werden. Die behandelnde Ärztin oder der Arzt sollte<br />
über genug Erfahrung verfügen und Kolleginnen und Kollegen<br />
den geistigen und körperlichen Zustand der Patientin genau<br />
beschreiben können. Denn der Grat zwischen zu viel und zu<br />
wenig Therapie ist gerade bei älteren Patientinnen schmal.<br />
Akute Demenz gibt es nicht<br />
Delir und Demenz betreffen immer mehr Patienten. Werden sie vom Arzt nicht erkannt, kann das gravierende<br />
Folgen haben. Ein neues Screeningverfahren hilft bei der Diagnose.<br />
„Einige Patienten über 65 machen einen<br />
verwirrten Eindruck, wenn sie ins Krankenhaus<br />
kommen. Deshalb führen wir ein<br />
Demenz- und Delir-Screening durch, das<br />
wir an unserer Klinik entwickelt und standardisiert<br />
haben“, sagt PD Dr. Christian<br />
Kügler, Chefarzt Innere Medizin und Geriatrie<br />
des Evangelischen Krankenhauses<br />
Vier Fragen helfen abzuklären, ob eine Demenz vorliegt.<br />
Alsterdorf. Dieses Vorgehen ist wichtig,<br />
denn im Unterschied zur Demenz hat die<br />
Verwirrtheit aufgrund eines Delirs immer<br />
eine organische, prinzipiell umkehrbare<br />
Ursache und tritt akut auf. Rechtzeitig<br />
erkannt, kann ein Delir daher gut behandelt<br />
werden, sodass bleibende Schäden<br />
häufig vermieden werden können.<br />
Im ersten Schritt<br />
des Screening-Verfahrens<br />
wird zunächst<br />
überprüft, ob<br />
der Patient wach,<br />
ruhig und aufmerksam<br />
ist. Fällt es ihm<br />
schwer, Augenkontakt<br />
zu halten, wirkt<br />
er abwesend, unruhig<br />
oder verwirrt,<br />
liegt der Verdacht<br />
eines akuten deliranten<br />
Zustands<br />
nahe. Dieser wird<br />
PD DR. CHRISTIAN<br />
KÜGLER<br />
Chefarzt Innere<br />
Medizin und Geriatrie<br />
des Evangelischen<br />
Krankenhauses<br />
Alsterdorf<br />
entsprechend abgeklärt und behandelt.<br />
„Zeigt der Patient allerdings keine dieser<br />
Auffälligkeiten, klären wir mithilfe von vier<br />
Fragen ab, ob der Patient Anzeichen einer<br />
Demenzerkrankung aufweist“, so Dr. Kügler.<br />
„Kann der Patient auch nur eine dieser<br />
Fragen nicht sicher beantworten, erfolgt<br />
eine weitergehende psychologische Testung<br />
bezüglich kognitiver Defizite und im<br />
positiven Fall eine medizinische Abklärung<br />
und Sozialberatung.“<br />
Ziel des Screenings ist es, kein Delir zu<br />
übersehen und eine Demenz frühzeitig<br />
zu erkennen, um den Patienten optimal<br />
behandeln zu können.<br />
gg