gute besserung! 1I2019
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Titelthema Lebensqualität im Alter 9<br />
Ihren Verein „Lebensherbst<br />
e. V.“, der sich um<br />
die Belange von Seniorinnen<br />
und Senioren<br />
in Pflegeeinrichtungen<br />
kümmert, gibt es heute<br />
seit rund 14 Jahren. Was<br />
hat Sie dazu bewogen, den Verein zu<br />
gründen?<br />
Ich bin bei meinen Großeltern in Bulgarien<br />
aufgewachsen. Daher ist es für mich seit<br />
jeher normal, für die ältere Generation da<br />
zu sein – sich um sie zu kümmern. Mit<br />
Mitte 30 habe ich mich verstärkt mit dem<br />
Thema Altenpflege auseinandergesetzt<br />
und erfahren, dass die Lebensumstände<br />
in vielen Einrichtungen zu wünschen übrig<br />
lassen. Daran wollte ich etwas ändern,<br />
fand aber keine Anlaufstelle. Also habe ich<br />
einen eigenen Verein gegründet, um Abwechslung<br />
und Freude in den oft tristen<br />
Heimalltag zu bringen.<br />
Wie sind Sie auf den Namen „Lebensherbst“<br />
gekommen?<br />
Das war eher Zufall. Mir hat das Wortspiel<br />
gefallen. Der Herbst ist eine Jahreszeit,<br />
die ich sehr mag und die wirklich schön<br />
sein kann. Zwar neigt sich das Jahr dem<br />
Ende entgegen, aber es gibt auch in diesen<br />
Monaten noch eine Menge zu erleben.<br />
Genauso wie im Alter.<br />
Eines der Heime, das durch Ihren<br />
Verein unterstützt wird, befindet sich<br />
in Hamburg-Eimsbüttel. Wie entscheiden<br />
Sie, welche Einrichtungen Sie<br />
betreuen?<br />
Entweder erhalten wir konkrete Anfragen<br />
oder wir suchen selbst nach Häusern, deren<br />
Bewohnerinnen und Bewohner auf<br />
Sozialhilfe angewiesen sind. Diese Menschen<br />
wollen wir unterstützen.<br />
Weshalb?<br />
Die Seniorinnen und Senioren, die wir<br />
Im Rahmen von Events wie der Lebensherbst-Charity Gala in Berlin sammelt Mariella Ahrens<br />
gemeinsam mit Prominenten Spenden für den Verein.<br />
„Der schönste Lohn unserer Arbeit<br />
ist jedes Mal aufs Neue, wie dankbar<br />
und herzlich die Bewohnerinnen<br />
und Bewohner sind.“<br />
betreuen, sind häufig von Altersarmut betroffen<br />
und können sich nichts, was über<br />
die Grundsicherung hinausgeht, leisten.<br />
Uns geht es um mehr Lebensqualität,<br />
Respekt und Anerkennung der Lebensleistung.<br />
Mit Besuchsaktionen, Festen,<br />
Konzerten und Ausflügen möchten wir<br />
ihren Alltag verschönern und erleichtern.<br />
Außerdem richten wir in ganz Deutschland<br />
Senioren-Treffpunkte ein und erfüllen<br />
Herzenswünsche.<br />
Was sind das für Wünsche?<br />
Ganz unterschiedliche. Manche Dinge<br />
erscheinen für uns Jüngere banal: Zeit<br />
gemeinsam mit anderen verbringen, vorgelesen<br />
bekommen, zusammen singen.<br />
Wir sind aber auch schon mit einer Gruppe<br />
an die Ostsee gefahren oder haben einen<br />
Hubschrauberrundflug über Hamburg organisiert.<br />
Meist geht es einfach darum,<br />
etwas zu erleben.<br />
Gibt es eine Begegnung, die Ihnen<br />
besonders in Erinnerung geblieben ist?<br />
Ich denke gern an eine Bewohnerin, die<br />
sich einen Kühlschrank für ihr Bett gewünscht<br />
hat. Die bettlägerige Dame wollte<br />
sich ein Stück Selbstständigkeit bewahren.<br />
Das war ihr Herzenswunsch. Der schönste<br />
Lohn unserer Arbeit ist jedes Mal aufs<br />
Neue, wie dankbar und herzlich die Bewohnerinnen<br />
und Bewohner sind. Es ist<br />
so wichtig, den Menschen das Gefühl zu<br />
vermitteln, wahrgenommen zu werden.<br />
Das ist Mariella Ahrens<br />
Die Schauspielerin wurde am 2. April 1969 in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg,<br />
geboren. Ihre frühe Kindheit verbrachte sie bei der Familie ihrer Mutter<br />
in Bulgarien – eine Zeit, die sie bis heute prägt. 1974 zog sie mit ihren Eltern<br />
nach Ost-Berlin, wo Mariella Ahrens später auch ihren Abschluss an der Fritz-<br />
Kirchhof-Schauspielschule „Der Kreis“ machte. Seitdem konnten wir sie bereits in<br />
unzähligen Produktionen wie „In aller Freundschaft“, „Ein Fall von Liebe“ oder „Der<br />
Bergdoktor“ bestaunen. Vor 14 Jahren gründete sie den Verein „Lebensherbst e. V.“<br />
(www.lebensherbst.de), der sich mit viel Herzblut für die Wünsche und Belange von<br />
Seniorinnen und Senioren einsetzt.<br />
Bei all diesen freudigen Momenten<br />
gibt es doch aber bestimmt auch Situationen,<br />
die nachdenklich und traurig<br />
machen. Welchen Weg haben Sie für<br />
sich gefunden, damit umzugehen?<br />
Wenn z. B. ein Bewohner, den ich schon<br />
lange kannte, stirbt, hilft es mir, mit Freunden<br />
und Kollegen darüber zu sprechen.<br />
Fast schlimmer ist es aber, den körper-<br />
»